Bereits kurz nach Einlass wurde es am vergangenen Samstag voll in der prachtvollen Wandelhalle der Historischen Stadthalle in Wuppertal. Es war wenig zu spüren von der dieser Tage grassierenden Unruhe wegen des Corona-Virus, kaum jemand wollte sich das bevorstehende Konzerterlebnis entgehen lassen. Schließlich ist es doch mittlerweile fast schon gute Tradition, dass die sechs Musiker von Faun dem Haus im Rahmen ihrer Konzertreisen einen Besuch abstatten. So auch in diesem Jahr im Zuge der aktuellen „Märchen & Mythen“-Tour.
Schon beim Betreten des Konzertsaales erwartete die Besucher ein ganz neues Bühnenbild. Drei große Banner, an Portale erinnernd, rahmten die Bühne einem Tryptichon gleich und bildeten mit märchenhaften Motiven den Hintergrund für das bevorstehende Konzert, welches pünktlich um 20 Uhr mit den ersten Tönen des Stückes „Rosenrot“ begann. Gleich zu Anfang durfte dann auch schon der erste Gast des Abends auf der Bühne begrüßt werden. Florian Janoske von Versengold unterstützte die Band tatkräftig an der Geige und fühlte sich dabei sichtlich wohl. Das Publikum dankte für den fulminanten Auftakt mit einem großem Begrüßungsapplaus – einem gelungenen Abend stand also nichts im Weg.
Und so entführten Faun ihre Zuhörer in den nächsten zwei Stunden in ihre Welt und natürlich im Besonderen in das Reich von Märchen und Mythen aus aller Welt. Lieder vom neuen Album, welches sich ganz mit diesen Themen beschäftigt, durften da natürlich nicht fehlen. Dabei war es überaus spannend zu beobachten, welche Kraft gerade diese neuen Stücke bei der Live-Aufführung entwickelten. Da wäre zum Beispiel „Holla“, das längste Stück des Albums, welches – auch unterstützt von der wie immer bei Faun-Konzerten zauberhaften Lichtshow – etwas derart traumwandlerisches an sich hatte, dass es einen fast wie in Trance in die anschließende Pause entließ. Oder aber auch das treibende „Hagazussa“, dessen Sog man sich an jenem Abend kaum zu entziehen vermochte.
Doch auch ältere Stücke passten sowohl musikalisch als auch thematisch perfekt in die „Märchen & Mythen“-Tour. Lieder wie „Odin“ und „Egil Saga“ entführten die Zuhörer in die Sagenwelt des Nordens, und sogar Fans der allerersten Stunde kamen an diesem Abend auf ihre Kosten, als die Band mit „Des Wassermanns Weib“ ein Stück von ihrem Debütalbum „Zaubersprüche“ auf die Bühne brachte. Bei diesem sehr ruhigen Stück zeigte sich auch ganz wunderbar, wie sehr Faun ihr Publikum an jenem Abend in den Bann gezogen hatten, war doch außer andächtiger Stille im Saal weit und breit nichts zu hören.
Wer schon einmal ein Faun-Konzert besucht hat, der weiß, dass es stets ein Fest für alle Sinne ist. Auch am vergangenen Samstag in Wuppertal gab es noch weit mehr als Musik zu entdecken. Neben dem bereits erwähnten märchenhaften Bühnenbild und der bezaubernden Lichtshow begann etwa der zweite Teile des Konzerts damit, dass Sänger Oliver zunächst allein die Bühne betrat, um ein Märchen aus dem fernen Osten zu erzählen. „Der Steinmetz“, so der Name des Märchens, handelte von einem Handwerker, der mit seinem Leben nicht zufrieden war und unverhofft die Chance erhielt, es zu ändern.
Außerdem war mit Kelvin Kalvus noch ein zweiter Gast zugegen, welcher das Publikum mit mehreren Kostproben seiner Kunst als Kontaktjongleur in Erstaunen versetzte.
Bei einer so vielseitigen Show verging der Abend natürlich wie im Flug, und in das irgendwann unausweichlich nahende Abschiednehmen mischte sich trotz der fröhlichen Klänge von „Wenn wir uns wiedersehen“ dieses Mal auch ein wenig Wehmut, denn wieder einmal sind Faun dieser Tage im Umbruch. Im Sommer wird Gründungsmitglied Fiona die Band nach knapp zwanzig Jahren verlassen. So wird dieses Konzert für viele Fans auch die letzte Möglichkeit gewesen sein, Faun noch einmal mit dieser talentierten und sympathischen Musikerin erleben zu dürfen. Was für ein Glück, dass es so ein schöner Abend geworden ist, an den man sich immer gerne zurückerinnern wird!
Victoria Eckwerth