Qntal IX (Time stands still)

Qntal – bereits seit mehr als 30 Jahren steht dieser Name für musikalische Avantgarde und die harmonische Symbiose zwischen Electro und Mittelalter. Im vergangenen Dezember war es nun wieder so weit und die kreative Gruppe um Mezzosopranistin Syrah und Multiinstrumentalist Michael Popp meldete sich nach vier Jahren mit ihren neuen Studioalbum zurück.

 

In alter Tradition trägt das Werk – das neunte Studioalbum der Band – den Titel „IX“, im Untertitel heißt es zudem „Time stands still“. Doch von musikalischem Stillstand kann hier keineswegs die Rede sein, ganz im Gegenteil.

 

Denn auch auf „IX“ bringen Qntal wieder die unterschiedlichsten musikalischen und textlichen Einflüsse zusammen. Da treffen dann schon einmal frühmittelalterliche Fragen nach Gott auf treibende elektronische Beats und Künstler wie Walther von der Vogelweide, William Wodsworth und Blue Öyster Cult stehen als Inspirationen Seite an Seite, als hätten sie schon immer zusammengehört und wären nie durch Zeit und Raum getrennt gewesen.

 

So vielseitig und unterschiedlich die Einflüsse auch sein mögen, klanglich bleiben sich Qntal wieder einmal treu und erschaffen in ihren Stücken ihre ganz eigenen musikalischen Landschaften. Schon der Opener „Winterly Waves“ schafft es mühelos, ganz passend zum Titel, im Kopf Assoziationen an einen ebenso kalten wie klaren, aber ebenso wunderschönen Wintertag hervorzurufen. Und auch andere der Stücke weben scheinbar mühelos Klangteppiche, die ganz wunderbar zu den einzelnen Texten passen. So klingt die Musik in „Dancing with the daffodils“ ebenso verträumt wie andächtig, ganz so, wie es zu der romantischen Gedichtvorlage passt, während die Umsetzung des 70er Jahre-Hits „Don’t fear the reaper“ sehr melancholisch daher kommt. „Quis est deus“ wiederum besticht durch einen treibenden, fast schon drängenden Rhythmus, wohingegen das letzte Stück des Albums, „Time stands still“, in seiner ruhigen Art beinahe schon etwas psychedelisch wirkt.

 

Qntal gelingt es auf „IX – Time stands still“ einmal wieder, ihrem Ruf als Bindeglied zwischen Geschichte und Gegenwart gerecht zu werden. Verschiedene Epochen von Musik und Lyrik aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen treffen hier aufeinander und verbinden sich durch die harmonischen Kompositionen zu einem wohlklingendem Ganzen. Auch Texte, die einem vielleicht bereits zuvor in anderen Umsetzungen begegnet sind, erhalten bei Qntal ein ganz neues Antlitz, was das Hören zu einem großen Vergnügen voller spannender Entdeckungen macht. Davon, dass auf „Time stands still“ in irgendeiner Form Stillstand herrschen würde, kann also keine Rede sein – wohl aber von der Zeitlosigkeit der bearbeiteten Texte und Themen.

Victoria Eckwerth

Plantec : „Hironaat“

Die bretonische Folk-Band Plantec kann auf eine lange und musikalisch vielseitige Vergangenheit zurückblicken. Gegründet bereits 2002 von den beiden Brüdern Yannick und Odran Plantec, hat die Band seitdem einige Besetzungswechsel erlebt, verschiedene Stile ausprobiert und ganze sieben Studioalben veröffentlicht. Das neuste Werk, welches im Februar erschien, hört dabei auf den Namen „Hironaat“.
Der Titel des Albums erweist sich zudem als sehr treffende Beschreibung dessen, was die Hörer erwartet: „Hironaat“ ist bretonisch und bedeutet so viel wie ‚Hybrid‘, und in der Kreuzung verschiedener Musiktraditionen erweisen sich Plantec hier schnell als Meister.
Ursprünglich begonnen als traditionelle Fest Noz Band und bekannt für den fast schon jazzig anmutenden Einsatz der Bombarde, hat die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Gruppe schon vor einigen Jahren elektronische Elemente in ihrer Musik für sich entdeckt und beweist seitdem, wie gut diese beiden auf den ersten Blick grundverschiedenen Musikstile zusammenpassen.
Es ist eine Mischung, die auch auf „Hironaat“ wunderbar funktioniert und stets spannend bleibt. Schon der Opener „O Youc’hal (Gavotte de Lannilis)“ verbindet gekonnt elektronische Beats mit den Klängen der Bombarde, und diese Verschmelzung setzt sich im Laufe des Albums fort. Einige Stücke wie „Lazhañ An Tan (Rond de Guérande)“ oder „Burzhud (Laridé Gavotte)“ überzeugen mit eher härteren elektronischen Anteilen, während Stücke wie „Son An Treizh (Mazurka)“ es weitaus
ruhiger und traditioneller angehen lassen. Eins haben dabei aber alle Lieder gemeinsam: die Wurzeln im Folk bleiben deutlich hörbar, was sie ganz sicher zu einer Bereicherung für jedes jener bretonischen Tanzfestivals macht, auf denen die Band ihre Ursprünge hat.
Im Vergleich zu älteren Veröffentlichungen finden sich auf „Hironaat“ aber noch ein paar weitere neue Elemente. So nimmt der Gesang auf dem Album einen größeren Raum ein als zuvor. Dafür haben sich Plantec sogar internationale Unterstützung mit an Bord geholt. „Viisaan Äänen (Kas Ha Barh)“ besticht so unter anderem durch den markanten Gesang der finnischen Musikerinnen Maija Kauhanen und Päivi Hirvonen und beweist eindrücklich, wie gut die musikalische Tradition der Bretagne auch mit der finnisch-karelischen zu harmonieren vermag. Und es bleibt nicht der einzige
interkulturelle Ausflug von Plantec auf ihrem neuen Album: so verleiht der aus Burkina Faso stammende Musiker Mamadou Diabate dem Stück „Nouson Dia (Rond de Saint-Vincent)“ mit ihrem Balafon, einer Art afrikanischem Xylophon, einen ganz eigenen sanften Klang.
Ein absoluter Höhepunkt des Albums ist aber auch das Stück „Hajime (Pilé Menu)“, für das sich die Band die Unterstützung der Japaner von The Syamisenist sichern konnte und welches die Hörer mit dem Klang der Shamisen in fernöstliche Gefilde entführt.
Plantec ist mit „Hironaat“ ein spannendes Album gelungen, welches deutlich hörbar in der bretonischen Folkmusik verwurzelt bleibt, jedoch besonders auch durch seine Experimentierfreude mit verschiedenen anderen Genres und Musiktraditionen überzeugt. Folkfreunde, die offen für elektronische Elemente und neue Impulse sind, sollten nicht lange zögern und einfach mal ein Ohr riskieren.
 
Victoria Eckwerth
 

Die letzten Ostgoten „Höhlenmalerei“

Was haben mittelalterliche Klänge mit Jazz und jahrtausendealten, prähistorischen Kunstwerken gemeinsam? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Dass sich das jedoch auch anders betrachten lässt, zeigen Die letzten Ostgoten nun auf ihrem Debütalbum „Höhlenmalerei“.
Der Bandname ist neu, doch die Musiker, die hinter dem Projekt namens Die letzten Ostgoten stehen sind schon lange keine Unbekannten mehr und machen unter dem Namen Cradem Aventure schon seit vielen Jahren die Mittelaltermärkte des Landes unsicher. Mit ihrem neuen Projekt wagen sie sich nun aber weit über die Grenzen der Marktmusik hinaus. „Höhlenmalerei“ will das Ursprüngliche mit dem Neuen verbinden, Folk mit Jazz, Mittelalter mit Elektronika.
 
Als Inspiration dienen die namensgebenden Höhlenmalereien, frühe Zeugnisse menschlicher Kunst, die uns bis heute einen seltenen und überaus faszinierenden Einblick in das Leben unserer Urahnen ermöglichen.
 
Die Vielseitigkeit der Einflüsse macht es nicht leicht, die Musik der letzten Ostgoten einer bestimmten Richtung zuzuordnen. Die Ursprünge in der Mittelalterszene sind zwar noch deutlich zu hören, werden jedoch um die verschiedensten Elemente erweitert. Den größten Einfluss bildet dabei wohl der Jazz, der die Stücke der Band in einen ebenso spannenden wie entspannten Klangteppich einspinnt. Doch auch mit elektronischen Rhythmen sowie mit Effekten wie Hall, Naturgeräuschen
und verzerrten Stimmen wird reichlich experimentiert.
 
So viele verschiedene Ideen auf einen Nenner zu bringen scheint ein gewagtes Unterfangen, doch bei den letzten Ostgoten glückt es auf ganzer Linie. Nie klingen die Lieder gewollt oder unnatürlich, alles wirkt stimmig und wie aus einem Guss. Durch die unterschiedlichen Einflüsse wirken die Lieder auch sehr vielseitig. So wird beispielsweise „Eismeer“ von Dudelsäcken und Flötenklängen geleitet, erhält jedoch durch die elektronischen Beats gleich eine ganz neue Klangfarbe, die das treibende und tanzbare Stück zu einem Highlight des Albums machen. In einigen Liedern, so beispielsweise bei „Eccerex“ sind die elektronischen Elemente sogar noch
deutlicher, während an anderen Stellen wie bei „Blutrausch“ oder „Orion“ die jazzigen Elemente mehr zum Tragen kommen. Und auch die gesanglichen Experimente setzten immer wieder Akzente.
 
Viele der Texte sind so beispielsweise in den nordischen Sprachen verfasst, während man bei „Neumond“ ein paar deutsche Worte hört. Auch wird nicht immer nur im klassischen Sinne gesungen, sondern man findet auch immer wieder Geflüster, archaisch anmutende Sprechgesänge und andere Stimmexperimente. Besonders deutlich wird das Spiel mit den Stimmen bei dem Stück „Pferdesegen“, wo der Gesang immer wieder gebrochen und so selbst zum rhythmusgebenden Instrument wird.
Die letzten Ostgoten legen mit „Höhlenmalerei“ ein spannendes Erstlingswerk vor, das sich nicht einfach so in eine Schublade stecken lässt. Es ist ein Album, welches intensiv gehört werden möchte, um all die unterschiedlichen Einflüsse auch entdecken zu können und ein Album, welches verschiedenste Geschmäcker anspricht. In einer Zeit, in der wir alle wieder Konzerte und Mittelaltermärkte besuchen dürfen – möge sie bald kommen – wird es sicher auch spannend sein zu erfahren, wie sich dieses Konzept live umsetzen lässt.
 
Victoria Eckwerth

Fairytale

Wer dieser Tage draußen in der Natur Spazieren geht, kann es nicht mehr

übersehen: Die Vögel sammeln sich für ihre Reise in den Süden, die Blätter an den Bäumen beginnen sich bunt zu verfärben. Der Herbst hat auch nach diesem schier endlos scheinenden Sommer letzten Endes wieder Einzug gehalten. Und nun ist sie da, die perfekte Zeit, um sich dem zweiten Studioalbum der jungen Hannoveraner Band Fairytale zu widmen. Dieses trägt den Titel „Autumn’s Crown“ und hat sich nichts weniger zum Ziel gesetzt als seine Hörer in eine Parallelwelt zu entführen.

Die Reise beginnt gleich mit dem Titeltrack und Opener: ein knisterndes Feuer und das Rauschen des Windes erschaffen die Klangkulisse eines Herbstabends im Wald, während ganz sanft die Musik einsetzt. Besonders der Klang der akustischen Gitarre ist es dabei, welcher die Musik von Fairytale prägt und ihr ihren charakteristischen Klang verleiht, doch auch andere Instrumente wie Geige oder Cello kommen effektvoll zum Einsatz. Und dann ist da natürlich noch der Gesang. Sanft und klar führt die angenehme Stimme von Sängerin Laura Isabel Biastoch die Hörer durch die meisten Stücke. Doch auch Gitarrist und Songwriter Oliver Oppermann weiß gesanglich zu überzeugen, so in den Liedern „Mushroom Foray“ und „Donegal“. Beides sind Eigenkompositionen der Band, sie könnten jedoch auch problemlos als Irish Folk Traditionals durchgehen. Mit „Mando Dance“ hat außerdem noch ein mitreißendes Instrumentalstück seinen Weg auf das Album gefunden.

Doch die Hörer erwartet lange nicht nur Irish Folk auf „Autumn’s Crown“. Fairytale selbst bezeichnen ihre Musik als Mystic Folk, und diese Bezeichnung erweist sich als ziemlich treffend. Oftmals beginnen die Lieder ruhig, manchmal auch melancholisch, doch entwickeln sie sich dann in ganz unterschiedliche Richtungen. So weckt der Gesang bei „Waterfall“ regelrecht urtümliche Assoziationen , während „Moonway“ auf ganzer Linie verträumt daherkommt. Mit „Living In The Wood“ unternehmen Fairytale sogar einen kleinen Ausflug in eher folk-poppige Gefilde und erinnern damit etwas an Faey mit ihrem durch und durch positiven Sound. Überhaupt finden sich immer wieder wunderbar verspielte Passagen in den Stücken, die ganz ausgezeichnet zu den Themen der Lieder passen. Sowohl in den englischen als auch in deutschen Texten werden Fairytale hier nämlich ihrem Bandnamen auf ganzer Linie gerecht, denn ihre Lieder erzählen Geschichten, und diese Geschichten handeln oft von Fabelwesen und mysteriösen Gegebenheiten.

Fairytale ist mit ihrem zweiten Album „Autumn’s Crown“ ein sehr schönes und eigenständiges Werk gelungen. Weiblicher und männlicher Gesang, ruhige und tanzbare Stücke, englische und deutsche Texte – alles passt zusammen und verbindet sich zu einem stimmigen Ganzen. Unbedingt empfehlenswert für alle, die sich für Folk, Mystik und Fantasy begeistern können und bereit sind, sich von der Musik in eine andere, märchenhafte Welt entführen zu lassen.

Victoria Eckwerth

Corvus Corax „Skál“

Während das ganze Land unter einer Hitzewelle ächzt, lassen es sich die Spielleute von Corvus Corax nicht nehmen, gewohnt fleißig ein neues Album auf den Markt zu bringen. „Skál“ heißt das gute Stück und beschäftigt sich – der Titel lässt es schon erahnen – mit den eher angenehmen Seiten des Lebens. So geht es in vielen der Stücke ums Feiern und Trinken und darum, seine Zeit auf dieser Welt zu genießen.

Nach „Sverker“ und „Gimlie“ bleiben Corvus Corax auch auf ihrem neuen Werk dem nordischen Themenkreis treu. So beschwört gleich das Intro Bilder einer geheimnisvollen nordischen Naturlandschaft vor dem inneren Auge herauf. Raben singen ihr unverwechselbares Lied und der Wind weht geheimnisvoll durch die Bäume, bevor sich, anfangs nur einem Flüstern gleich, die Stimmen der Spielleute aus dem Hintergrund erheben und das Intro langsam in das erste Stück „Yggdrasill“ mit seiner mystischen und meditativen Atmosphäre übergeht. Auch andere Stücke des Albums laden die Hörer klanglich und thematisch wieder in den hohen Norden Europas ein, so zum Beispiel „Hugin & Munin“, bei dem sich die Kolkraben gesangliche Unterstützung von der isländischen Opernsängerin Arndís Halla geholt und ein Stück altnordischen Text aus der Edda vertont haben.

Doch auch eine andere Sprache haben Corvus Corax auf „Skál“ für sich entdeckt. So sind viele der Lieder in deutscher Sprache verfasst, was für die Band eine ganz neue Entwicklung ist. Stücke wie „Hol Bier herbei“ mit seinem eingängigen, gemütlichen Rhythmus oder das fröhliche „Sauf noch ein“ eignen sich so dann auch ganz hervorragend zum Mitsingen, während andere Lieder gleich ganze Geschichten erzählen und zum aufmerksamen Zuhören und Nachdenken anregen. So vertont beispielsweise Gastsängerin Maxi Kerber in „Eine Jungfrau“ die Liebesgeschichte einer jungen Frau, die leider kein gutes Ende findet, während in „Die Rose“ dazu aufgerufen wird, sich seiner eigenen Endlichkeit bewusst zu werden und sein Leben zu genießen, so lange man die Möglichkeit dazu hat.

Aber auch auf ihre Wurzeln besinnen sich Corvus Corax auf dem neuen Album immer wieder. Mit „Pfeifsack“ widmen sie gleich ein ganzes Lied der motivierenden Wirkung, die schnell gespielte Dudelsackmusik noch auf das trägste Tavernenpublikum haben kann und liefern wenig später mit dem Titeltrack „Skál“ auch gleich ein Paradebeispiel für ein solches mitreißendes Dudelsack-Stück. Und mit dem Lied „Her Wirt“ hat auch wieder einmal ein Text aus der Carmina Burana seinen Weg auf eine Veröffentlichung der Band gefunden.

Corvus Corax ist mit ihrem neuen Album „Skál“ einmal wieder ein vielseitiges Werk gelungen, das klar die typische Handschrift der Band trägt. Wie man es von den Königen der Spielleute gewohnt ist, scheuen sie sich jedoch auch diesmal nicht davor, neue Dinge auszuprobieren. Das Experiment, deutsche und nordische Elemente zu verbinden, gelingt dabei ganz hervorragend. Sowohl Freunde zünftiger Mittelaltermarktklänge als auch jene, die sich für den Klang und die Mythen des Nordens begeistern, sind bei dieser Veröffentlichung ganz sicher an der richtigen Adresse.

Victoria Eckwerth

Omnia: Reflexions

2018 wollen Omnia es ruhiger angehen lassen, das hatten sie bereits im Vorfeld verkündet. Doch bevor sie sich diesen Sommer eine wohlverdiente Auszeit vom unermündlichen Touren auf den Festivals dieser Welt gönnen, beglücken sie ihre Fans gerade noch mit einer Theater-Tour durch die Niederlande , und pünktlich zu Ostern auch mit einem neuen Silberling. „Reflexions“ heißt die neue Platte und stellt eine ganz besondere Veröffentlichung dar. Wie der Titel schon vermuten lässt, blicken Omnia hier auf ihre lange und bewegte musikalische Vergangenheit zurück. Das tun sie auf ganz ungewöhnliche Art und Weise mit einem ganz speziellen Remix-Projekt.

Gemeinsam mit Musiker und Produzent Christopher Juul (Heilung, Euzen, Valravn) hat die Band sich ihren kompletten Musikkatalog der vergangenen zehn Jahre vorgenommen. Diverse Stücke aus den sieben in dieser Zeit erschienen Omnia-Alben wurden auseinandergenommen und in komplett anderem Zusammenhang wieder neu zusammengesetzt. Wer die Musik der Band kennt, den erwartet so das eine oder andere Wiedersehen mit altbekannten Stücken in ganz neuem Gewand. Und es ist wirklich überraschend und faszinierend, wie sich auf den ersten Blick scheinbar gänzlich unterschiedliche Stücke wie das gerappte „Dance Until We Die“, „I Don’t Speak Human“ und der Band-Klassiker „Alive!“ so plötzlich zu einem ganz neuen, harmonischen Ganzen verbinden, welches dann den klangvollen Titel „Alive Until We Die“ trägt. So werden auf dem Album stets mindestens zwei , im Falle von „Caveman“ sind es sogar fünf , Omnia-Stücke zu neuen Liedern verwoben. Einzig „Toyz In The Attic“, im Original vom 2010er-Album „Wolf Love“, durfte für sich allein stehen bleiben, erhielt jedoch eine ganz neue Instrumentierung, unter anderem mit Klängen eines Cellos. Dieses neue Arrangement ändert auf faszinierende Weise ganz und gar die Atmosphäre des Songs.

Insgesamt zeichnen sich die Songs auf „Reflexions“ durch einen entspannten und organischen Klang aus. Ganz natürliche Mittel wie Knochen, Steine und Holz sorgen für Beats, in deren meditativen Klängen man sich ganz verlieren kann. Ist man mit den Liedern von Omnia vertraut, kann man sich viele Hördurchgänge darin ergehen, die Fragmente verschiedener Songs in diesen neuen Kreationen zu entdecken.
Selber sagen Omnia von „Reflexions“, dass sich in diesem Werk Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treffen. Dies ist eine treffende Beschreibung für das, was die Hörer auf dieser ungewöhnlichen Remix-CD erwartet. Omnia verarbeiten hier ihre eigene Vergangenheit mit modernen technischen Mitteln zu etwas ganz Neuem. Das ist spannend und macht großen Spaß beim Hören, weil man so viele neue Aspekte scheinbar altbekannter Stöcke entdecken kann.

Auch das Layout der neuen CD weiß zu überzeugen. Das silbergeprügte Digipack kommt mit ausführlichem Booklet im typischen Omnia-Stil daher. Mit dessen Hilfe lässt sich dann auch nachprüfen, ob man beim Hören wirklich alle Lieder, die hier neu gemischt wurden, richtig erkannt hat.

Omnia zeigen sich auf „Reflexions“ einmal wieder gewohnt experimentierfreudig, bleiben sich dabei jedoch selber treu. So haben sie mit dieser Veröffentlichung dem Begriff des Remix-Albums eine ganz neue Bedeutungsebene hinzugefügt.

Victoria Eckwerth

Faun Best of XV – Deluxe Version

15 Jahre Faun. Als die Band 2002 ihr erstes Album „Zaubersprüche“ rausbrachte, ahnte wohl noch niemand, wo sie sich heute befinden würde. Zwölf Alben, über 1000 Konzerte und eine goldene Schallplatte später, bringen Faun ein Best-of-Album heraus, dass in 70 Minuten die letzten 15 Jahre Revue passieren lassen soll.

Die Deluxe Version beinhaltet 2 CDs, wobei die Erste neuere Lieder enthält, die seit der CD „Von den Elben“ entstanden sind sowie die beiden neuen Lieder „Feuer“ und „An die Geliebte“. Die zweite CD hat mehreren Live-Aufnahmen und eher ältere und neu vertonte Lieder, wie Andro II und Rosmarin XV. Außerdem fällt direkt das schöne Album-Cover von Brian Froud ins Auge.
Beim Lesen der Tracklist stechen natürlich sofort die beiden neuen Lieder ins Auge: Das romantische „An die Geliebte“ und das mystische „Feuer“. Letzteres thematisiert den archaischen Kampf gegen einen bösen Herrscher, der das Land mit List und Gewalt unterdrückt. Zu diesem Lied haben die Faune auch ihr letztes Video aufgenommen. Besonders ist, dass dieses Lied in deutscher und englischer Sprache aufgenommen wurde. Welche Version besser gefällt, kann jeder Hörer selbst entscheiden.
Ebenfalls auf die erste CD haben es die Lieder in Zusammenarbeit mit Santiano (Tanz mit mir) und Micha Rein von In Extremo (Buntes Volk) sowie eine Live-Aufnahme von „Hymne der Nacht“. Auch die Neuaufnahme von Wind und Geige, ein Lied, das sich seit seiner Veröffentlichung 2003 auf dem Album „Licht“ ständig verändert hat, ist hier in seiner neuesten Version zu hören. Wer die ursprüngliche Aufnahme nicht kennt, sollte sie sich unbedingt anhören, um die Veränderungen, die die Band im Laufe der Jahre durchlaufen hat, zu hören.
Auf der zweiten CD geht es mehr in der Zeit zurück. Die Stücke „Andro“, „Rosmarin“ „Tinta“ sind wahre Klassiker bei Konzerten und vor allem „Tinta“ lässt Erinnerungen an alte Zeiten aufkommen, als Faun noch in ihrer Erstbesetzung mit Lisa Pawelke auf der Bühne stand.
Faun haben es sogar geschafft, dass alle Mitglieder von Faun auf dieser Best-of-CD verewigt sind. Lisa Pawelke hört man in „Tinta“ und „Egil Saga“ (Totem 2003), Sandra Elflein ist im Stück „Sigurdlied“ vom „Buch der Balladen“ zu hören und Katja Moslehner ist unter anderem bei „Buntes Volk“ dabei.
Ein Highlight ist auch die Live-Version von „Odin“. Zusammen mit Einar Selvik von Wardruna, der auf der Midgard-Tour dabei war, ist die beeindruckende Live-Version der Sage um Odin und die Runen auf CD gepresst worden. Definitiv die beste Live-Aufnahme der CD, bekommt man beim Zuhören direkt Gänsehaut, sobald Einar zu hören ist.
Ein bisschen schade ist, dass beim Lied „Von den Elben“ die neue hochdeutsche Version gewählt wurde, anstatt die Aufnahme in altdeutscher Sprache („Licht“ 2003). Sind Faun doch dafür bekannt, Lieder in den unterschiedlichsten Sprachen zu vertonen, was zusätzlich zur Musik, die Mystik ausmacht.
Insgesamt ist, vor allem die zweite CD der Deluxe Version, eine kleine Zeitreise in die Bandgeschichte Fauns. Bis auf die erste CD „Zaubersprüche“ sind Lieder jeder Veröffentlichung enthalten und zeigen einerseits die Vielfalt, aber auch die Entwicklung, die Faun in 15 Jahren Bandgeschichte durchlaufen haben. Eine schöne Best-of-CD für alte und neue Fans.

Tracklist Deluxe Edition:

CD 1:
01 Diese kalte Nacht
02 Federkleid
03 Feuer
04 Buntes Volk
05 Tanz mit mir
06 Alba II
07 Sonnenreigen (Lughnasad)
08 An die Geliebte
09 Rabenballade
10 Walpurgisnacht
11 Wind & Geige XV
12 Hörst du die Trommeln
13 Hymne der Nacht

CD 2:
01 Andro II
02 Rosmarin XV
03 Tinta – Live
04 Wenn wir uns wiedersehen
05 Mac Beth
06 Blaue Stunde – Live
07 Hymn To Pan
08 Fire
09 Odin – Live
10 Egil Saga
11 Von den Elben
12 Iduna – Live
13 Sigurdlied

www.faune.de

IN EXTREMO – 40 Wahre Lieder

Veröffentlichung: 15.09.2017
Label: Universal Music
Stil: Mittelalter-Metal, Rock
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Es ist schon so eine Sache mit den Best-of-Scheiben. Im letzten Jahr veröffentlichten IN EXTREMO ja ihr letztes Studioalbum „Quid Pro Quo“ und das Album zählte für mich zu dem stärksten Werk in ihrer Karriere. Kurz darauf folgte dann die Live-Version des Albums, die einem auch wieder in ihrem Bann zog. Nun veröffentlichen IN EXTREMO das Live-Album „40 Wahre Lieder“ welches 2015 auf dem Jubiläumskonzert auf der Loreley aufgenommen wurde. Die Veröffentlichung umfasst neben einer Doppel-CD noch 3 DVD’s oder 2 BluRays. Trotzdem hatte ich immer noch die Befürchtung dass es wieder „Irgendeine“ Live-Veröffentlichung ist. Aber da hatte ich mich getäuscht.
Dabei gibt es auf der Musik-CD nur remasterte Stücke und die haben es wirklich in sich. Alle Songs wurden remastert. Nach 20 Jahren im Business kann man natürlich von den Songs her aus dem Vollen greifen. Aber die Songauswahl auf der Doppel-CD ist wirklich hervorragend. So gibt es mit „Davert-Tanz“ und „Neunerle“ z.B. Songs der ersten Stunde. Da kann man genau sehen, dass man sehr sorgfältig die Songs ausgesucht hat. Beim Song „Unsichtbar“ gibt es sogar ein Duett mit KREATOR Sänger Mille Petrozza. Auf diesen 2 CD’s kann man den Werdegang sehr gut verfolgen und es ist wirklich nichts überflßssiges dabei. So kann der Fan Hits erleben wie „Sieben Köche“, „Frei Zu Sein“, „Spielmannsfluch“, „Ai Vis Lo Lop“ oder „Liam“ in der Gälische Version. Schade das man die Pianoballade „Spielmann“, zusammen mit Götz Alzmann nicht berücksichtigt hat. Mit 20 Songs je CD wurde die Kapazität wirklich bis zum Ende ausgereizt und deswegen ein Muss für jeden Fan.
Den visuellen Genuss erlebt man in der 3er DVD oder 2er Blu-Ray Box. Dort sind zum einen die beiden Tage vom 04. und 05. September 2015 komplett vertreten aber auch von der Schifffahrt am 03. September, bei der nur ein kleines Publikum anwesend war. Dieses Konzert fand in der Unplugged-Version statt und geht wirklich unter die Haut. Zusätzlich gibt es noch einen Einblick vom Warm-up dieses Wochenende, eine Doku zu „Verehrt und angespien“ und ein Interview.
Man mag als Musikliebhaber zu solchen Veröffentlichungen stehen wie man will, aber es gibt auch einige Veröffentlichungen, die wirklich Sinn machen. Obwohl dieses Konzert schon einmal im Fernsehen ausgestrahlt wurde, haben mit Sicherheit viele dieses Konzert nicht aufgenommen oder gesehen. „40 Wahre Lieder“ ist ein Zeitzeichen einer Band, welche die Musikwelt verändert hat. und 2 CD’s und 3 DVD’s/2 BluRays – das sollte man keinesfalls versäumen. Weiter unten findet ihr noch die Komplette Tracklist von der Veröffentlichung

Tracklist:
CD 1
1.Neunerle (Remastered 2015)
2.Villeman Og Magnhild (Remastered 2015)
3.Hiemali Tempore (Remastered 2015)
4.Ai Vis Lo Lop (Remastered 2015)
5.Spielmannsfluch (Remastered 2015)
6.Herr Mannelig (Remastered 2015)
7.Merseburger Zaubersprüche II (Remastered 2015)
8.Vollmond (Remastered 2015)
9.Die Gier (Remastered 2015)
10.Omnia Sol Temperat (Remastered 2015)
11.Wind (Remastered 2015)
12.Küss mich (Remastered 2015)
13.Erdbeermund (Remastered 2015)
14.Davert-Tanz (Remastered 2015)
15.Albtraum (Remastered 2015)
16.Rasend Herz (Remastered 2015)
17.Horizont (Remastered 2015)
18.Liam (Gälische Version / Remastered 2015)
19.Singapur (Remastered 2015)
20.Nur ihr allein (Remastered 2015)
CD 2
1.Sängerkrieg (Remastered 2015)
2.Frei zu sein (Album Version / Remastered 2015)
3.Flaschenpost (Remastered 2015)
4.Sieben Köche (Remastered 2015)
5.En Esta Noche (Remastered 2015)
6.Zigeunerskat (Remastered 2015)
7.Viva La Vida (Remastered 2015)
8.Siehst du das Licht (Remastered 2015)
9.Unsichtbar (Remastered 2015)
10.Sterneneisen (Remastered 2015)
11.Feuertaufe (Remastered 2015)
12.Alles schon gesehen (Remastered 2015)
13.Himmel und Hölle (Remastered 2015)
14.Gaukler (Remastered 2015)
15.Belladonna (Remastered 2015)
16.Loreley
17.Störtebeker
18.Quid Pro Quo
19.Lieb Vaterland, magst ruhig sein
20.Sternhagelvoll
DVD 1
1.Intro / Two Sostra („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
2.Erdbeermund („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
3.Frei zu sein („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
4.Stetit Puella („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
5.Krummavisur („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
6.Herr Mannelig („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
7.Nymphenzeit („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
8.Loreley („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
9.Vollmond („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
10.Die Gier („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
11.Wind („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
12.Vänner och Fränder („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
13.Werd ich am Galgen hochgezogen („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
14.Miss Gordon Of Gight („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
15.Ave Maria („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
16.Hiemali Tempore („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
17.Küss mich („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
18.Rotes Haar („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
19.Omnia Sol Temperat („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
20.Spielmannsfluch („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
21.Albtraum („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
22.Ai Vis Lo Lop („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
23.Merseburger Zaubersprüche II („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
24.Liam („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
25.Villemann Og Magnhild („Der Freitag“ – Loreley Freilichtbühne)
DVD 2
1.Intro / Two Sostra („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
2.Sängerkrieg („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
3.In diesem Licht („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
4.Zigeunerskat („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
5.En Esta Noche („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
6.Wessebronner Gebet („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
7.Nur ihr alleine („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
8.Himmel und Hölle („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
9.Belladonna („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
10.Ecce Rex Darius („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
11.Gaukler („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
12.Unsichtbar („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
13.Flaschenpost („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
14.Frei zu sein („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
15.Feuertaufe („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
16.Alles schon gesehen („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
17.Loreley („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
18.Viva La Vida („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
19.Sieben Köche („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
20.Auf’s Leben („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
21.Siehst du das Licht („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
22.Sterneneisen („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
23.Mein rasend Herz („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
24.Vollmond („Der Samstag“ – Loreley Freilichtbühne)
DVD 3
1.Siehst du das Licht („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
2.Lebensbeichte („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
3.Nur ihr allein („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
4.In diesem Licht („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
5.Frei zu sein („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
6.Küss mich („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
7.Gaukler („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
8.Feuertaufe („Der Donnerstag“ – Die Schifffahrt)
9.Doku: Verehrt und angespien
10.Interview

Line-up:
Das Letzte Einhorn – Gesang, Harfe, Zyster
Dr. Pymonte – Dudelsack, Harfe, Flöten
Flex Der Biegsame – Dudelsack, Schalmeien
Yellow Pfeiffer – Dudelsack, Nyckelharpa
Van Lange – Gitarre, Hörner
Die Lutter – Bass, Drumscheid
Specki T.D. – Schlagzeug, Percussion

VOODOMA – Gotland

Veröffentlichung: 22.09.2017
Label: Pride & Joy Records/Soulfood
Stil: Darkrock, Gothicrock, Gothicmetal
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Aus dem Hause VOODOMA gibt es endlich wieder ein neues Album. Die Düsseldorfer, die schon unzählige Konzerte u.a. das „Wacken Open Air“, das „Ragnaröck Festival“, sowie das „Castle Rock“ gespielt hat, ließ uns lange warten mit dem neuen Album, denn „Secret Circle“ stamm aus dem Jahr 2014.Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Band es schon auf sieben Alben und 3 EP’s gebracht – tolle Leistung und Zeit endlich mal durchzustarten. Nun aber genug der Vorrede denn „Gotland“ ist endlich da und ich kann es kaum erwarten es mir anzuhören.
Das 10 Songs umfassende neue Album von VOODOMA startet mit dem Song „Shine“. Meisterlich und cineastisch in Szene gesetzt kommt der verhältnismäßig ruhige Song daher. In seinem Verlauf entwickelt sich das Stück zu einer regelrechten Hymne, die sich durch exzellente Gitarrenparts auszeichnet. Bei „Love Is Falling“ wird dann aber ein wenig an der Schnelligkeitsschraube gedreht. Der Darkrocker erster Güte ist schon mal das erste Highlight auf dem Album, denn vor allem Michaels Stimme setzt bei diesem Song Akzente und auch die Gitarrenarbeit ist phänomenal. Ebenso wie der vorangegangene Song startet „Ghostlight“ furios. Auch das Duett mit Gastsänger Olli Bölke von SEELENSTURM könnte perfekter nicht sein. Durch die leicht angehauchten Growls klingt der Song interessant und sehr eingängig. Beim nächsten Song „Arise“ hat sich VOODOMA mit Maike Flüshöh (MAYZE) verstärkt. Der symphonisch angehauchte Song, der einem fast an NIGHTWISH Zeiten erinnert dringt intensiv aus den Boxen. Ein weiteres Mal kann man die variantenreiche Stimme in den Vordergrund stellen, die perfekt im Duett mit Maike harmoniert. Ein wenig an elektronische Musik erinnert dann der nächste Song „Close To You“. Der leicht popig angehauchte Song ist eine weitere Klangfarbe der Band VOODOMA, die ich vorher noch nicht bemerkt habe.
Mit „Painful Lies“ geht es dann ein wenig härter weiter. Die perfekt eingesetzten Keyboards lassen diesen Song, trotz aller Härte, sehr stimmig und eingängig werden – toll gemacht. Auch beim Song „World Roulette“ setzt man auf elektronische Klänge, aber in Verbindung mit ihrem fantastischen Gothic-Rock klingt dieses Stück interessant und es lässt einem nicht mehr los. Mit „What We Die For“ frönen VOODOMA wieder dem klassischen Darkrock, der emotional und vehement daherkommt. Sehr flott geht es dann weiter mit „Way Of The Damned“. Der teilweise groovige Song lebt vor allem durch die Stimme von Michael und den perfekt inszenierten Gitarren. Den Abschluss des Albums bildet der Song „Shadow“. Auch dieser Song lebt durch die teilweise sehr dezent eingesetzten Keyboards und die auf den Punkt gebrachten Gitarren. Einen besseren Abschluss hätte man für diese Album, welches mehr im rockigen Sektor angelegt wurde, nicht finden können.
Mit „Gotland“ haben VOODOMA ein fantastisches Album erschaffen. Es fehlen zwar die metallastigen Songs, aber mit diesen Darkrock-Perlen werden sie weiter nach oben steigen. Das Album ist zwar mehr im rockigen Sektor angesiedelt, aber genau das macht das Album so interessant und erzeugt jede Menge mystische Momente.

Tracklist:
01. Shine
02. Love Is Falling
03. Ghostlight
04. Arise
05. Close To You
06. Painful Lies
07. World Roulette
08. What We Die For
09. Way Of The Damned
10. Shadow

Line-up:
Michael Thionville – Vocals
Mikk Hollenberg – Guitars, Keys
Pierre Liffers – Bass
Wolle Haitz – Drums

Versengold: Funkenflug

Zwei Jahre nach dem großen Erfolg ihres letzten Albums „Zeitlos“ melden sich Versengold nun am 04. August mit einem neuen Silberling zurück. Das Album hört auf den Namen „Funkenflug“ und präsentiert sich schon mit den ersten Tönen fulminant: „Niemals Sang- und Klanglos“ heißt der Opener und zeigt die sieben Musiker gleich von ihrer besten Seite. Die Musik ist treibend und voller Energie, man möchte am liebsten vom ersten Takt an mittanzen. Der Text ist optimistisch und der Refrain wartet nur darauf, beim nächsten Konzert aus tausend Kehlen lautstark mitgesungen zu werden. Kurzum, das ganze Stück geht einfach nur nach vorne und wirft einen mitten hinein in die musikalische Welt von Versengold.

Dass dies eine sehr vielseitige Welt ist, beweist die Band von da an auf so ziemlich jedem Stück, so facettenreich geht es auf dem neuen Album zu. Das zweite Lied, der Titeltrack „Funkenflug“, ist eine wunderbar eingängige, poppige Folknummer und dürfte insbesondere bei den vielen der Band nahestehenden Mittelalterfans warme Erinnerungen an so manche um die Lagerfeuer eines Marktes durchtanzte Nacht wecken. Auch „Solange jemand Geige spielt“ kommt sehr leichtfüßig daher und schraubt sich munter schon beim ersten Hördurchlauf in den Gehörgang. Ganz anders präsentiert sich „Samhain“, welches passend zum Thema des Songs ungewohnt düster und sogar ein wenig unheimlich gehalten ist, geht es doch um die Nacht des Jahres, wo sich die Welt der Geister und die unsere Welt am nächsten sind. Mit „Biikebrennen“ und „O’Rileys Lichterfest“ haben auch zwei Instrumentals ihren Weg auf das Album gefunden. Beide beschäftigen sich dem Titel nach mit verschiedenen Festen und sind passend zur Thematik durch und durch tanzbar. Doch natürlich darf auch die eine oder andere Ballade nicht fehlen: So beschert beispielsweise das verträumt-melancholische Stück „Nebelfee“ dem neuen Album ein paar wunderschöne, besinnliche Momente, während es an anderer Stelle – genannt seien hier „Verliebt in eine Insel“ sowie „In aller Ohr“ – durchaus einmal wieder in altgewohnter Versengold-Manier feucht-fröhlich-folkig zugehen darf.

Versengold ist mit „Funkenflug“ ein wirklich toller Wurf gelungen, mit dem sie sicherlich nahtlos an den Erfolg des Vorgängers „Zeitlos“ werden anknüpfen können. Das Album steckt vom ersten bis zum letzten Song voller Energie, Lebenslust und Spielfreude und besticht sowohl klanglich als auch textlich durch seine enorme Vielseitigkeit.
Wie gewohnt ist es eine Freude, sich mit den Texten von Sänger Malte Hoyer zu beschäftigen, die stets klug, witzig und oftmals auch tiefgründig daherkommen. Der Grundton der Texte ist dabei immer auf wirklich ansteckende Weise positiv. So wird selbst ein Lied wie „Haut mir kein‘ Stein“, in dem es um den Umgang mit dem Tod geht, gleichzeitig zu einer Liebeserklärung an das Leben, das Feiern, die Freundschaft.

Musikalisch gibt es eine gut ausgewogene Mischung aus der typisch versengold’schen Spielart von Irish Folk und eher poppigeren Klängen, wie man sie schon auf „Zeitlos“ an mancher Stelle antreffen konnte. Der Sound klingt dabei diesmal insgesamt dichter und druckvoller als auf dem Vorgänger, setzt aber die musikalische Entwicklung ziemlich konsequent weiter fort.

Herausgekommen ist so ein Werk, mit dem Versengold über Szenegrenzen hinweg zu überzeugen verstehen. Es vereint tanzbare Irish Folk-Klänge, eingängige Melodien und großartige Texte und bewahrt dabei stets den einzigartigen Sound der Band. Das macht „Funkenflug“ zu einem Album, welches von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht und das man gerne immer und immer wieder anhört – Ohrwurmgarantie inklusive!

Victoria Eckwerth

Corvus Corax „Der Fluch des Drachen“

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert treiben Corvus Corax nun schon ihr Unwesen in der hiesigen Mittelalterszene und haben diese von jeher durch ihren schier unerschöpflichen Ideenreichtum mitgeprägt wie kaum eine andere Band. Nun melden sich die Könige der Spielleute wieder einmal mit etwas gänzlich Neuem zur+ck. Am 28. Juli erscheint ihr erstes Fantastical „Der Fluch des Drachen“, welches in Zusammenarbeit mit der deutschen Fantasy-Literatengröße Markus Heitz entstand. Fantastical, was soll das sein, mag sich nun manch einer fragen. Und die Frage ist auch durchaus berechtigt, handelt es sich doch um ein ganz neues Genre, welches mit dem 3CD-Set „Der Fluch des Drachen“ seine Premiere feiert. Ein Genre, bei dem – der Name lässt es schon erahnen – Musical und Fantasy eine Symbiose eingehen.

„Der Fluch des Drachen“ erzählt die Geschichte von Adamas dem Schmied, der eigentlich durchaus zufrieden damit wäre, einfach nur friedlich seinem Handwerk nachzugehen – wäre da bloß nicht seine Andersartigkeit, die ihn zeitlebens immer wieder zum Ausgestoßenen macht und ihm wie ein Fluch erscheint. Doch sein Schicksal ändert sich auf einen Schlag, als er den seltsamen Fremden Shigeru vor einer Bande Räuber rettet. Plötzlich steckt er mittendrin in einem Abenteuer, bei dem er über sich hinauswachsen muss. Sein Weg führt ihn gegen schreckliche Feinde, lässt ihn jedoch auch faszinierende neue Bekanntschaften machen, die ihn auf seinem Weg begleiten und sein Leben nachhaltig verändern werden. Eine richtig klassische Fantasy-Geschichte also.

Erzählt wird Adamas‘ Geschichte von Johannes Steck, dessen Stimme Fans deutscher Fantasy-Hörbücher nicht unbekannt sein dürfte, hat er sie doch bereits in der Vergangenheit Büchern von Markus Heitz oder Michael Peinkofer geliehen. Lebhaft und facettenreich führt er die Zuhörer in „Der Fluch des Drachen“ durch die Handlung, sodass das Zuhören stets spannend bleibt.

Doch das Ganze wäre natürlich kein Fantastical sondern nur ein Hörbuch, wäre da nicht auch noch die Musik. Immer wieder wird der Erzählfluss nämlich für einzelne Musikstücke unterbrochen, welche die Geschichte für einige Minuten weitererzählen. Jedem der tragenden Charaktere der Story ist dabei ein eigener Sänger zugeordnet, und die Stimmen und Stile sind dabei so vielseitig wie die vorkommenden Personen. Der geneigte Mittelalterfan wird dabei auch so manche Stimme wiedererkennen. So leihen neben den Spielleuten von Corvus Corax auch Alea von Saltatio Mortis, Holly Loose von der Letzten Instanz oder auch Katja Moslehner, ehemals Sängerin bei Faun, jeweils einem Charakter ihre Stimme. Die Musikstücke passen dabei stets von der Stimmung und von ihrer Art zu den Personen, die sie repräsentieren. Entsprechend unterschiedlich sind die Stile: neben traditionell mittelalterlichen Klängen, wie man sie von Corvus Corax kennt, gibt es da beispielsweise das St+ck „Wild und frei“ mit dem Gesang von Ji-In Cho von And Then She Came und Krypteria in der Rolle der Hexe Runa. Herrlich verspielt und lebensfroh kommt es daher und unterstreicht so ganz wunderbar den neugierigen, positiven Charakter dieser Figur. Eindeutig fernöstlich beeinflusst ist hingegen der Gesangspart von Alea dem Bescheidenen, der in „Gesegnet und hoch geachtet“ den mysteriösen Shigeru aus dem Land jenseits der Morgenröte darstellt. Das „Lied der Liebe“ – ein Paradebeispiel für eine Musical-Ballade – begegnet einem im Verlauf des Fantasticals sogar mehrmals und ist dabei passend zur Entwicklung der Geschichte in steter Veränderung: Die Musik ist in „Der Fluch des Drachen“ eben nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern setzt immer auch die Erzählung mit fort.

Corvus Corax und Markus Heitz ist mit ihrem fantastischen Musical ein wirklich spannendes Release gelungen, das Fans der Mittelalterszene und Freunde phantastischer Literatur gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen vermag. Auf zwei CDs folgt man als Hörer einer Geschichte, die alles enthält, was eine solide Fantasy-Geschichte eben ausmacht: ein Held, eine abenteuerliche Reise, eine große Gefahr, die es zu überwinden gibt – und natürlich auch eine schöne Prise Liebe. Die epische Breite, in der Fantasyliteratur häufig erzählt wird, fällt in diesem recht engen Rahmen natürlich weg. Landschaften oder das Aussehen der Personen bleiben beim Hören weitestgehend der eigenen Fantasie überlassen. Dafür wird die Geschichte in schier atemberaubenden Tempo vorangetrieben. Durch den großartigen Erzähler und die vielen illustren musikalischen Gäste verspürt man beim Hören zu keiner Zeit das Bedürfnis, eine Pause einlegen zu müssen. Die Spannung bleibt vom ersten bis zum letzten Moment an hoch und man möchte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht. Und wem dann der Sinn doch mal mehr nach Musik als nach einer Geschichte steht, für den liegt dem CD-Set mit der dritten CD auch noch eine reine Sammlung der Musikstücke bei. Das ist eine nette Ergänzung, sollte jedoch niemanden davon abhalten, sich unbedingt auch das ganze Fantastical anzuhören, entfalten die Lieder doch eindeutig in diesem Rahmen ihre größte Wirkung.

Im Winter werden Corvus Corax ihr Fantastical dann schließlich auch live auf den Bühnen des Landes präsentieren. Man darf gespannt sein!

Victoria Eckwerth

NACHTGESCHREI – Tiefenrausch

Veröffentlichung: 03.03.2017
Label: Oblivion/SPV
Stil: Rock, Folk, Metal
Webpage: nachtgeschrei
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Seit mehr als 10 Jahren bereichern die Musiker von NACHTGESCHREI nun schon die Musiklandschaft mit ihrer ganz eigenen Mischung aus harten Metalklängen und folkig-mittelalterlichen Elementen. Dieser Tage legen sie mit „Tiefenrausch“ ihr bereits sechstes Studioalbum vor. Und das kann sich mal wieder auf ganzer Linie hören lassen!
„Tiefenrausch“- das weckt eine ganze Reihe von Assoziationen an die unterschiedlichsten Unterwasser-Szenarien. Ganz passend dazu begrüßt die Platte ihre Hörer beim Intro mit einer Klangkulisse, die diese Eindrücke noch verstärkt: Das Geräusch ans Ufer brandender Wellen, gefolgt vom gedämpften Klang der Welt nach dem Eintauchen ins Wasser sind das erste, was man hört. Doch diese geheimnisvolle Stille dauert nicht lange an, bevor Nachtgeschrei dann in gewohnt rockiger Weise so richtig loslegen.
Was folgt, ist ein klanglich wie textlich angenehm vielseitiges Album. Stücke wie „Aus dem Licht“oder „Stein um Stein“bringen Freunde des gut gemachten Mittelalter-Rocks ganz unwillkürlich dazu, sofort mit den Füßen im Takt zu wippen, während Fans der etwas härteren (Folk)Metal-Gangart bei Titeln wie „Heldenmut“voll auf ihre Kosten kommen. Doch auch die ruhigen Töne kommen auf „Tiefenrausch“ nicht zu kurz. So hat das Album mit den Stücken „Zurück“sowie „Ich verstumme“zwei wirklich mitreißende Balladen an Bord, bei denen die kraftvolle Stimme von Sänger Martin LeMar besonders gut zum Tragen kommt.
Auch bei der Wahl ihrer Instrumente zeigen sich NACHTGESCHREI auf ihrem neusten Werk vielfältig. Neben dem gewohnten Gemisch klassischer Instrumente einer Metalband, ergänzt durch Dudelsack, Schalmei und Drehleier, findet bei „1000 Tonnen Stahl“sogar eine Maultrommel ihren Weg auf das Album. Das ansonsten ziemlich düster und hart daherkommende „Mal mich schwarz“wird zudem immer wieder durch exotische Flötenklänge bereichert.
Textlich legen Nachtgeschrei sich nicht auf ein bestimmtes Thema fest, in vielen Liedern spricht die Band jedoch ernste und sehr moderne Dinge an. So geht es in „Meilen unter Meilern“um menschliche Abgründe, während man „1000 Tonnen Stahl“als Beschäftigung mit der aktuellen Flüchtlings-Thematik betrachten kann.
Auf die oft so stereotypischen Inhalte in Mittelalter-Rock und Folk-Metal möchten sich NACHTGESCHREI auf „Tiefenrausch“in jedem Fall nicht reduzieren lassen und spielen auch gerne mal mit dem einen oder anderen Klischee der Szene. So weckt beispielsweise „Beste Feinde“anfangs den Eindruck, eines jener Stücke zu sein, in denen ziemlich unreflektiert über die Schönheit mutig ausgetragener Schwertkämpfe gesungen wird – episches Intro mit dem Klang eines gezogenen Schwertes inklusive. Den aufmerksamen Hörer belehrt der Text dann aber bald eines Besseren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass NACHTGESCHREI mit ihrem sechsten Album ein würdiger Nachfolger für das 2015 erschienene „Staub und Schatten“gelungen ist. „Tiefenrausch“ist musikalisch wie auch textlich vom Anfang bis zum Ende ein spannendes Werk. Der Sound ist vielseitig, ergibt am Ende aber ein homogenes Ganzes mit einer klaren, eigenen Handschrift. Ein Hörgenuss für Liebhaber rockiger Mittelalterklänge, die sich auch gerne mal die Zeit nehmen, über das Gehörte nachzudenken und sich ihr eigenes Bild zu den Texten zu machen.

Tracklist:
01. Tiefenrausch
02. Aus dem Licht
03. Mal mich schwarz
04. Kämpf um mich
05. Meilen unter Meilern
06. Gift
07. Zurück
08. Heldenmut
09. Beste Feinde
10. Stein um Stein
11. Ich verstumme
12. 1000 Tonnen Stahl
13. Laniakea

Line-up:
Martin – Gesang, Keys
Nik – Dudelsäcke, Flöten
Laui – Drehleier, Flöten, Gesang
Sane – E- und A-Gitarren
Tilman – E-Gitarren
Oli – Bass
Stefan – Drums

Review by: Victoria Eckwerth

Wardruna „Ragnarok“

Sieben Jahre ist es her, dass die Norweger von Wardruna sich aufmachten, den Klang der alten nordischen Runen des älteren Futhark in ihrer Runaljod-Trilogie zu erkunden und in Musik zu verwandeln. Was 2009 mit dem Album „Gap Var Ginnunga“begann und 2013 seine Fortsetzung mit „Yggdrasil“fand, wird in diesem Herbst nun mit dem neuen, dritten Langspieler „Ragnarok“zu Ende gebracht.

Der Begriff Ragnarök bezeichnet in der nordischen Mythologie das Ende der Welt und den Untergang der Götter. Ein Untergang, der von zahleichen Katastrophen und Ungeheuern begleitet wird. Ein ziemliches Schreckensszenario also, nach dem Wardruna da ihr neues Album benannt haben. Doch auch ein logischer Titel bei einer Trilogie, die sich vorher bereits mit dem Hohelied der Edda und dem Weltenbaum Yggdrasil auseinandergesetzt hat.
Nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch knüpft „Ragnarok“an seine beiden Vorgänger an. Die zehn Lieder bieten wieder jenen unverkennbaren, einzigartigen Stil, der Wardruna seit jeher ausmacht und den kein Genrebegriff richtig zu fassen vermag. Alte Instrumente, Naturgeröusche, hypnotische Rhytmen und der norwegische und altnordische Gesang von Einar „Kvitrafn“Selvik und Lindy Fay Hella verbinden sich zu einem atmosphärischen Sound, der die Hörer schnell in seinen Bann schlägt. Dabei wiederholen sich Wardruna zum Glück nie selbst, bleiben zwar immer klar wiedererkennbar, doch entwickeln sich dennoch deutlich hörbar weiter.
So fällt auf „Ragnarok“schnell der vermehrte Einsatz skandinavischer Bronzeluren auf. Diese Jahrtausende alten Instrumente erzeugen besonders im Zusammenspiel mit den Trommelrhytmen einen energiegeladenen, regelrecht kriegerischen Klang, so zum Beispiel gleich beim Opener „Tyr“. Ein durchaus passender Klang für ein Lied, welches nach einem alten nordischen Kriegsgott benannt ist.
Eine weitere interessante Entwicklung ist der Einsatz von Kinderstimmen in den beiden Liedern „Odal“und „Wunjo“. Diese Stimmen stammen von Einars Kindern und einem norwegischen Kinderchor und fügen sich ganz wunderbar in die Musik der Band ein. Besonders „Odal“ bekommt durch sie einen unheimlich positiven, regelrecht hymnischen Klang.
Auch sonst zeigt sich das Album vielseitig: Da wäre das nicht einmal zweieinhalb Minuten lange „Pertho“, in dem die Musik hinter den Text ganz in zurücktritt oder das zweiteilige Stück „MannaR“, welches sich von anfänglichen, ruhigen Naturgeräuschen zu einem fulminanten Finale hinarbeitet, welches einem in seiner Intensität eine Gänsehaut über den Körper jagen kann. „Isa“, das es allein durch die Klangkulisse schafft, dem Hörer das Gefühl zu geben, sich in einer kalten, feuchten Höhle zu befinden oder „Raido“, das wohl eingängigste Stück, das Wardruna je geschrieben haben. Und natürlich auch „Runaljod“, das letzte Lied das Albums und gleichzeitig auch das einzige, welches sich nicht mit einer einzelnen Rune beschäftigt und einen großartigen Ausklang bietet, weil es klingt wie der dramatische Soundtrack zur rauhen, mit Mythen angefüllten, nordischen Landschaft einer längst vergangenen Zeit.
Mit „Ragnarok“ ist den Ausnahmemusikern von Wardruna der perfekte Abschluss zu ihrer Runaljod-Trilogie gelungen. Das Album ist ein kleines Meisterwerk, das die Zuhörer vom ersten Hördurchgang an fesselt und den Runen des älteren Futhark ein würdiges akustisches Denkmal setzt.
Man darf gespannt sein, welchen Themen sich Wardruna nun nach „Ragnarok“, dem Abschluss ihrer großen Trilogie widmen werden. Schließlich war auch die Ragnarök in der nordischen Mythologie nicht nur ein Ende, sondern gleichzeitig auch der Anfang einer ganz neuen Welt.

Victoria E.