Festival Mediaval 2012-Teil 2-der Samstag

Der Festival Mediaval Award mit Elmsfeuer , Drachenflug und Spiegelkeller

Nach der langen Nacht ging es um 10:30 auf der Theaterbühne (TB) wie es in Selb ja schon gute Tradition ist mit dem Wettbewerb um den Mediaval Award im Bereich Mittelalter-Rock unchristlich früh weiter. Der Wettbewerb ist versteckt auf der kleinen Bühne trotzdem ein kleines Highlight, schafft man es doch immer wieder qualitativ extrem gute Bands dafür zu finden. Und denen winkt neben dem goldenen Zwerg auch ein Auftritt auf der BB im nächsten Jahr. Und viele tolle Bands haben hier ihre Visitenkarte abgegeben und seitdem geht es stetig voran, mit Winterstorm, Omdulö und Vroudenspiel sind hier mal nur 3 Beispiele erwähnt.

Auch in diesem Jahr haben sich 3 völlig unterschiedliche und richtig gute Mittelalter-Rockbands eingefunden und es geschafft das Publikum mitzureißen und großartig zu unterhalten. Allen voran Elmsfeuer, die Piratenband die völlig verdient den Zwerg gewinnen konnte und auf die man sich schon jetzt 2013 extrem freuen darf. Es ist nicht schwer, der Truppe, wenn sie weiter an sich arbeiten, eine sehr erfolgreiche Musikkarriere vorauszusagen. Ähnliches kann man über Drachenflug sagen. Die Musik der Steampunk-Band aus Hamburg ist wesentlich spezieller und polarisiert viel mehr als die von Elmsfeuer. Zusätzlich war die Band durch die Knochenbrüche einer der Sängerinnen in ihrer Performancefähigkeit sichtlich eingeschränkt. Trotzdem ist das Steampunk-Outfit auch mit der dicken Beinschiene noch schön anzuschauen. Überhaupt ist das Outfit aller Bandmitglieder sehr gelungen und es ist sicher spannend zu beobachten was aus den Hamburgern in den nächsten Jahren noch so wird.

Aus Rostock kam mit Spiegelkeller die dritte Band des Wettbewerbs, die ebenfalls nicht enttäuschten und für zufriedene Gesichter beim Publikum sorgten.

Fremitus

Auch einer dieser Award-Gewinner sind die Spielleute von Fremitus, die um 12.00 Uhr auf der Burgbühne das Programm eräffneten. Auf Instrumenten, die sie von ihren Reisen mitbrachten, wie es so schön auf ihrer Bandhomepage schreiben, spielten sie für das noch etwas verschlafene Publikum eine Stunde auf.

Heiter bis Folkig

Mit Heiter bis Folkig ging es dann auf der SB um 13.00 Uhr weiter, Die Band gehört ja ähnlich wie Faun und Omnia zum Inventar des Festivals Mediaval, ohne sie würde echt was fehlen. Bei ihnen ist der Name einfach Programm, der Spaß kommt nie zu kurz, egal ob auf der großen Bühne oder während des Tages am Handwerkermarkt, wo die kleine Bühne ganz dicht umlagert wurde, als man unverstärkt Musik machte. Und damit es den Musikern nicht zu langweilig wurde standen alle Samstag Nacht als Rausschmeisser als ein Teil der Larp-Band nochmals auf der Bühne. Extra fürs Festival Mediaval, extra um den Besuchern etwas ganz besonderes zu bieten, Klasse!

Schagai

Schagai, den nächste Act auf der BB haben sicher die wenigsten gekannt. Und wenn man das Programm zuvor gelesen hat und dann über „mongolische Gesänge“ gestolpert ist, hat bestimmt der eine oder andere gesagt: Essenspause, Trinkpause, Shopping-Pause.

Pech gehabt. Hinter Schagai verbirgt sich eines der Projekte des Mittelalter- Musikverrückten Marcus van Langen, der von seinem Besuch in die Mongolei einige monoglische Musiker mitgebracht hat, die mit ihm die BB gerockt haben. Mit einem fremdländischen und doch faszinierenden und sehr spannenden Sound, der vielleicht den Mongolen selbst ziemlich fremd war konnten sie das Publikum überraschen. Klasse Vorstellung, eine klasse Optik und um das ganze noch zu steigern holte er dann seine 2 Lockvögel mit einer um die Nasenspitze noch etwas blassen Juliane und einen Sänger aus dem Iran auf die Bühne.

Wenn auch nicht für jeden so haben Schagai doch viele der Zuhörer mit ihrem so eigenen und fremdländischen Sound berührt bzw. fasziniert. Eine der absoluten Entdeckungen des Festivals 2013, wenn auch zugegeben eine sehr spezielle. Marcus van Langen hat den Mongolentest bestanden, er darf auch mit Schagai gerne wieder kommen und für die Jungs aus der Mongolei war die Atmosphäre des Festival Mediavals und das begeisterte Publikum sicher auch ein ganz besonderes Erlebnis.

Stellamara

Mit Stellamara, die Band der neuen Faun Sängerin Sonja Drakulich hatte das Festival Mediaval erstmals eine Band aus Übersee zu Gast. Ehrensache dass nicht nur die Musiker von Faun sondern auch von Omnia gespannt zuhörten wie der elektronisch verstärkte Ost-Europa-Balkan -Mix sich denn live anhört. Auf die Idee, das ist ne Band aus Übersee, kämen bei den Klängen sicher die wenigsten. Genauso gespannt waren viele Festivalbesucher die in großer Zahl sitzend und zum Teil bewußt den Schatten suchend das Konzert verfolgten.

Pampatut

Völlig anders was den Besuchern auf der BB danach geboten wurde. Eigentlich muss man nur den Namen Pampatut erwähnen, dann weiß jeder was die nächste Stunde geboten wurde. Es ist echt der helle Wahnsinn, was Max von Gluchowe und Holger Hopfenstreich, verstärkt um einen ebenfalls extrem gutgelaunten Trommler abliefern. Mittelalter-Comedy wie es besser nicht geht. Die Truppe die ja auch außerdem noch am Samstag auf den Handwerkermarkt den Handelsmarkt und der Theaterbühne aufgetreten ist, ist nie langweilig. Und noch krasser, keine aber wirklich keine Show gleicht auch nur annähernd der anderen. Was den zweien an Blödsinn einfällt ist der Wahnsinn, einzige Gemeinsamkeit aller Shows , es wird relativ wenig gesungen. Somit braucht Pampatut auch mehr Spielzeit um auch mal alle Songs einer CD vorzustellen. Der Auftritt auf der BB langt da bei Weitem nicht.

Ballycotton und Shatabdi Groove Express

Da ich die nächsten beiden Bands Ballycotton und Shatabdi Groove Express so gut wie gar nicht gehört habe, verbietet sich darüber etwas zu schreiben. Bei Ballycotton weil ich am Verhungern und verdursten war und exotischer Obertongesang nicht so meins ist und mich auch der Groove Express nicht so wirklich erreichte.

Faun

Ganz anders war da schon der Auftritt von Faun, eine der Bands die ich mir immer wieder anhören könnte. Nach dem Abgang von Rairda war ich wirklich auf die 2 Neuen in der Band Sonja Drakulich und Stephan Groth, ein wahrer Virtuose auf der Drehleier, gespannt. Der Sound klingt durch die 2 auch wieder etwas anders, logisch und doch wie Faun und wie immer richtig gut. Hinzu kommt einmal mehr ein großartiges Licht und ein guter Sound, der den Faun Auftritt jedesmal veredelt. Durch die neuen Musiker, so spielt Sonja Drakulich neben Percussions auch Hackbrett, werden für die Band neue Klangmöglichkeiten möglich. Die konnte man am Samstag beim Auftritt bei vielen neu arrangierten Stücken auch hören.

Mediaval-Award

Nach dem Faun-Gig wurde der Mediaval-Award in der Kategorie Mittelalter-Rock an Elmsfeuer verliehen, die den großen Goldenen Zwerg von den 2 kautzigen Fichtelgebirgs-Zwergen freudestrahlend in Empfang nahmen. Somit wird man die Freibeuter-Crew 2013 wieder sehen und man sollte sich schon jetzt eine geistige Notiz machen, dass man sich diese Band unbedingt anschauen muss.

Versengold

Danach musste man aber schnell sein um rechtzeitig auf der BB den Auftritt von Versengold nicht zu verpassen. Und jede Minute , die man die Jungs nicht sieht ist eine Minute zuviel. Eigentlich war klar, wenn man sie im letzten Jahr in Selb erlebt hat, der Auftritt kann nur gut werden. Aber was auf der BB dann wirklich abging lässt mich heute noch mit dem Kopf schütteln und treibt einem das Grinsen ins Gesicht. Unfassbar, wie das Publikum die Jungs abgefeiert und mit ihnen gefeiert hat. Snorre, Pinto, Hengest der Lange, Honza und Paule waren aber auch sowas von gut drauf, das ging gar nicht anders. Man musste mitsingen, mitschunkeln, mitgrölen. Irre!

Ein ganz großer Pluspunkt von Versengold sind neben ihrer so publikumswirksamen, spontanen, supersympathischen Offenheit vor allem auch die Texte der Songs. Alle selbst geschrieben schaffen sie es zeitkritsich, lustig , unterhaltsam , witzig, romantisch und auch nachdenklich zu sein. Ein Verbrechen, dass es diesen grandiosen Auftritt nicht als Live-Tondokument zu kaufen gibt. Auch, weil das Publikum so großartig war und so intensiv mitgesungen hat. 1000te von Menschen feiern eine Party wie sie schöner nicht hätte sein können mit allerdings einem echten Makel. Sie ist einfach viel viel zu früh zu Ende. Ich bin sicher nicht nur ich, sondern ganz ganz viele Festival Mediaval Besucher wünschen sich Versengold auch nächstes Jahr und zwar endlich einmal auf der Schlossbühne. Damit die Metburg so richtig ins Wackeln kommt. Und kaum auszudenken wenn sie den Auftritt vom Samstag nochmals toppen.

Schandmaul

Auf die nächste Band war ich ebenfalls extrem gespannt. Schandmaul, Headliner des ganzen Festivals, eine der Wunschbands, die das Orgateam seit Jahren so gerne beim Festival Mediaval gesehen hätte waren endlich da und mit ihnen die Massen. Der ganze Platz auf der SB voller erwartungsfreudiger Menschen und im Hintergrund der 40 Tonner der Band, der das Equipment für die ganz große Schandmaul Show nach Selb mitgebracht hat. Besonders gespannt war ich auch deshalb, weil ich die CDs der Band extrem mag, sie mich live aber noch nicht wirklich überzeugt haben. Unter anderem, weil ich fand, dass Sänger Thomas Lindner nicht so wirklich auf das Publikum eingeht bzw. sein Publikum wahrnimmt. Diesen Eindruck muss ich nach dem Auftritt definitiv relativieren. So stark hab ich Schandmaul noch nie gesehen, so rockig aber auch noch nicht. Richtig klasse die Wink-Spielchen mit der Menge. Ein unglaubliches Bild den kompletten Platz in Zeitlupe winken zu sehen.

Erstmals seit langen waren die 2 Damen der Band Anna Katharina Kränzlein und Birgit Muggenthaler wieder dabei. Die fehlten ja bekanntlich Schwangerschaftsbedingt öfters (die unglücklichen Worte von Sänger Thomas Lindner dazu möchte ich hier jetzt lieber nicht wiederholen). In Selb war man auf alle Fälle komplett und es ist sicher einer der Gründe, warum Schandmaul so erfolgreich geworden ist. Die Bandbesetzung ist seit Gründung annähernd gleichgeblieben, einzig der Bassmann Matthias Richter kam 2002 neu dazu und das ist ja auch schon eine halbe Ewigkeit her. Auch die Fannähe ist nie verloren gegangen, egal ob 1000 oder 30000 Leute Schandmaul verkriecht sich nicht und auch in Selb waren die Bandmitglieder am Goldberg unterwegs. Und haben nach dem Konzert Autogramme geschrieben. Aber nochmals zurück zum Konzert und zur Songauswahl. Die ist bei Schandmaul eh zweitranging, haben sie doch inzwischen im Repertoire so viele tolle Lieder die jeder kennt und die viele mitsingen können. Was ich aber noch nie bei einem Konzert erlebt habe ist ein männlicher Security, der alle Songs der Band problemlos mitsingen kann und dies auch tut. Natürlich ohne die feiernde Menge aus dem Auge zu lassen, aber er hätte sich ruhig mal umdrehen können. denn wie jedes Jahr hatten die Leute nur eins im Sinn, ein wunderschönes Konzert zu erleben und dafür tat Schandmaul alles. Und so gab es mächtig was auf die Ohren bis Thomas Lindner beschloss auch mal auf die Bremse zu treten und zwei wunderschöne Balladen unters Volk zu bringen. Vor allem „Willst Du“ ist zum dahinschmelzen und wegen seines grandiosen Textes das schönste Antragslied für Verliebte was man sich überhaupt vorstellen kann. Und bestimmt haben sich in dem Moment nicht wenige Verliebte tief in die Augen geschaut und in ihnen „rührte sich ein Geföhl das brennt“, wie so wunderschön poetisch in dem Song geschrieben. Großes Romantikkino, große Show einer der erfolgreichsten Mittelalterbands überhaupt.

Capella Bardica Mythodeanis

Für die ganz ausdauernden unter den Besuchern hatte das Festival Mediaval 2012 zum Nachtkonzert um 0.00 Uhr noch eine ganz besondere Überraschung parat. Die Capella Bardica Mythodeanis stand erstmals auf der Bühne. Die vereinigten Larp-Barden Mythodeas sind ein Zusammenschluss verschiedender Künstler, die aus allen Teilen Bayerns zusammengekommen sind um für diesen ganz besonderen Auftritt extra für das Mediaval Publikum zu proben, was bei sovielen Leute gar nicht so einfach zum koordinieren war. Immerhin hat man es tatsächlich geschafft die 14 Musiker ordentlich auf die Bühne zu stellen und tontechnisch perfekt abzustimmen.

Der Aufwand hat sich fraglos gelohnt und das Publikum dankte es den Künstlern mit einem guten Besuch zu so später Zeit und mit viel Applaus, den sich die Damen und Herren auf der Bühne auch wahrlich verdient haben. Die ruhigen Balladen und zünftigen Tavernenlieder von Larp-Klassikern bis zum Fantasy-Folk waren ein gelungener und einmaliger (im wahrsten Sinne des Wortes) Ausklang eines erlebnisreichen Tages.

Carolin und Bernd Sonntag