TANZWUT – Engel Liv als Kontrast zum Teufel!

Im letzten Jahr verzauberten uns TANZWUT mit ihrem Album „Freitag der 13.“. Dieses Album war ein richtiger Kracher, denn der rockige Sound überzeugte auf ganzer Linie. So ist das halt mit den Alben von TANZWUT, man weiß nie was man zu hören bekommt und am Ende ist man immer total überrascht wie toll doch das neue Album wieder geworden ist. Jetzt veröffentlichten sie ihr neues Werk mit dem interessanten Titel „Schreib es mit Blut“ und ich war wieder begeistert. Mal sehen was uns Frontmann Teufel noch so alles berichten kann.
Euer zehntes Album „Schreib es mit Blut“ ist ja jetzt veröffentlicht. Wie liefen die Arbeiten im Studio und das Songwriting?
– Wir haben im Studio unsere Arbeitsweise weiter ausgebaut und auch verfeinert. Zeitmäßig lagen wir genau wie bei dem letzten Album gut in der Zeit und es lief alles reibungslos. Das trifft auch auf das Songwriting zu.
Ich sehe schon einige Unterschiede zum Vorgängerwerk „Freitag der 13.“. Ich finde, mit diesem Album habt ihr den Kreis von allen Alben geschlossen. Bei manchen Songs kann ich Parallelen zu älteren Alben ziehen. Siehst du das genauso?
– Ich sehe das auch so, aber es kam mehr aus dem Bauch heraus. Wir sind jetzt nicht an das neue Album herangegangen und habe gesagt das wir so klingen wollen wie früher oder wir wollen etwas modernes machen. Es ist einfach so entstanden und wir haben uns Mühe gegeben.
Das habe ich auch festgestellt und durch die ganzen verschiedenen Sounds auf dem Album werdet ihr wohl die Fans zufrieden machen. Jetzt aber zu einem anderen Punkt. Die Frage die das Album „Schreib es mit Blut“ stellt, ist ja u.a. der Verkauf der Seele oder der Pakt mit dem Teufel. Wie ist dieses Themenpaket entstanden?
– Wenn man schon den Teufel in der Band hat, ist es ja mal Zeit, das man das Thema mal anreißt. Für uns ist das jetzt aber kein religiöses sondern eher ein philosophisches Thema. Wenn man jetzt „Faust“ liest oder all die anderen Geschichten die es schon vorher gab, war das schon ganz interessant für uns. Goethe war ja nicht der Erste der über dieses Thema geschrieben hat. Dieses Spiel mit Gut und Böse kann man ja auch gut auf die heutige Zeit projizieren, denn man weiß ja nicht wer seinen Vertrag mit Blut unterschrieben hat. In dem Song gibt es ja auch eine Textzeile die sinnbildlich lautet: „Ich weiß genau was du willst, was du begehrst und wünschst, denn ich kann in deinen Kopf schauen. Gib mir deine Seele.“ Genau darum geht es ja, für was würden wir unsere Selle verkaufen. Das steht halt im Raum, aber dieses Thema zieht sich nicht durch das ganze Album. Lustig ist ja auch, dass es in der limitierten CD-Box einen Vertrag mit Blut und Feder gibt, sodass man den Vertrag sofort unterschreiben kann.
Das kann man ja auch auf das Business beziehen, denn viele haben auch schon ihre Seele verkauft.
– Ja darauf kann man es auch beziehen, aber auch auf das Leben, auf die Politik oder was auch immer.
„Schreib es mit Blut“ und „Stille Wasser“ waren ja eure ersten beiden Videos zum Album. Jetzt habt ihr noch einen dritten Song „Reiter ohne Kopf“ als ganz tolles Lyric-Video veröffentlicht. Wer hatte die Idee dieses Video mit einem Comic zu illustrieren?
– Es gibt ja in der limited CD Box den kompletten 24-seitigen Comic als Beilage. Im Video sind nur einige Bilder verwendet worden. Die Idee dieses Lyric-Video zu machen kam nach dem Comic, denn der war vorher schon fertig. Ich habe den Comic-Zeichner Volker Dornemann aus Bochum kennen gelernt und nachdem er mich gefragt hatte, ob wir nicht mal was zusammen machen könnten, hatte ich die Idee zu einem neuen Song einen Comic zu gestalten. Nach langen Gesprächen fanden wir den Song „Reiter ohne Kopf“ ganz gut für einen Comic. Der „Reiter ohne Kopf“ ist ja eine alte Geschichte und ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Großvater Max mir diese, trotz Geschimpfe von meiner Großmutter, oft erzählt hatte. Ich habe dann den Text dazu auf Hiddensee im Herbst bei viel Nebel und Ruhe geschrieben. Bei dieser Atmosphäre wurde dann das erlebte wieder lebendig. Der Comic-Zeichner und ich haben dann, unter Hinzunahme von seinen Ideen, die Story belebt. So ist das dann entstanden.
Das Video zu „Stille Wasser“ gefällt mir besonders gut, denn Liv Kristine und du habt das Augenmerk auf gemeinsames Singen und nicht das jeder einen Part singt, gelegt. Habt ihr das zusammen entschieden? Ich weiß ja dass du die meisten Drehbücher zu den Videos selber geschrieben hast.
– Schon im Vorfeld hat sich heraus kristallisiert das man doch mal zusammen mit einer Sängerin zu arbeiten. Diese Ballade bietet sich ja gerade für einen zweistimmigen Gesang an. Daher das der Song so gestaltet ist, dass man am besten gemeinsam singt, wollten wir nicht, dass jeder abwechselnd seinen Part singt. Wir sind dann auf Liv Kristine gekommen, so als blonder Engel als Kontrast zum Teufel. Liv war auch einverstanden und der Song ist wirklich super geworden, denn es ist wirklich eine Einheit, was halt am gemeinsamen Gesang lag.
Mir gefüllt der Song sehr gut und ihr habt „Stille Wasser“ ja auch zusammen mit Liv auf dem Rock Harz Festival zusammen gesungen. Wie waren die Reaktionen des Publikums gewesen?
– Es war der Wahnsinn. Wir hatten sowieso schon eine geile Reaktion auf dem Rock Harz gehabt, denn es war voll vor der Bühne. Als dann Liv Kristine zu uns auf die Bühne kam, war das Publikum nicht mehr zu halten. Ich hatte ja bis zu diesem Konzert noch nie ein Duett live auf der Bühne performt und wenn man dann mit einer so bekannten und coolen Sängerin ein Lied zusammen singen kann ist das schon unbeschreiblich. Ich muss zugeben ich hatte eine richtige Gänsehaut.
Du sprachst ja schon von der limitierten Box mit dem Comic zu „Reiter ohne Kopf“, einer zweiten CD und den besagten Vertrag mit Feder und einem Fläschlein Blut. Wie ist deine Meinung, ist es in der heutigen Zeit nötig solche zusätzlichen Extras zu machen und wichtig macht es Sinn?
– Man weiß heute, dass der CD-Käufer ein gutes und qualitativ hochwertiges Produkt kaufen kann. Man darf es aber nicht übertreiben. Als Sammler oder als Fan möchte man schon etwas besonderes haben, also sprich die CD die ja schon da ist und dann noch spezielle und interessante Sachen. Von unserem Box-Set gibt es auch nur 1500 Stück mit Echtheitszertifikat und die sind schon fast alle verkauft. Ich denke schon das es Sinn macht, wenn es nicht gerade eine Abzocke vom Fan ist. Wir haben ja auch noch eine zweite CD mit Remixe dabei, wo z.B. einen Remix von PROJECT PITCHFORK für „Schreib es mit Blut“, einen KRUPPS Remix zu „Chaos“ oder „Bruder Leichtsinn“ feat. Herrmann Ostfront. Insgesamt sind es 5 Songs. Es gibt auch heute wieder viele Fans die Vinyl haben wollen, das wäre ja auch mal eine Überlegung wert.

Ich möchte noch mal kurz auf euer Cover eingehen, das mir sehr gut gefüllt. Es beinhaltet euer Zackenlogo was man von den Trumscheits her kennt. Was hat das Zackenlogo zu bedeuten, denn ich kann bei längerem Hinsehen ein Teufelsgesicht erkennen?
– Das ist ja lustig, denn das Logo bin wirklich ich. Das Logo war ja als erstes da und die Trumscheits sind nachher dazu gekommen. Die beiden oberen Trumscheits sind die Hörner und Piercings an der Lippe und an den Ohren. So ist das damals eigentlich entstanden. Heute habe ich die Piercings nicht mehr, denn es stört ein wenig beim Schlafen. Das war mir jetzt gar nicht so bewusst und auch nicht beabsichtigt das man ein Gesicht darin sehen kann, aber wenn ich es mir so ansehe gebe ich dir recht.
Mir passiert das sehr oft, das wenn ich in Felsen auch Gesichter oder auch Tiere sehe.
– Das kann man auch in den Wolken sehen.
Das stimmt man braucht halt eben viel Fantasie. Jetzt zu etwas anderem was ebenfalls fantastisch ist. Als Kontrastprogramm zum Rock habt ihr ja jetzt noch ein neues Projekt, ein Marionetten-Theater mit dem Namen „Theatrum Diaboli“. Die Marionetten und die Musik stammen aus deiner Feder?
– Wir haben ja nicht nur eine CD gemacht, sondern das Marionetten- Theater ist jetzt auch fertig. Die Marionetten sind alle selber von mir geschnitzt worden. Die Bühne, die wir gebaut haben, ist ca. 2m x 2m und die Stücke sind auch von mir geschrieben worden. Eine Geschichte ist eine Anlehnung an die Till Eulenspiegel Geschichte und alles andere ist selber gemacht.
Also alles in Handarbeit!
– Genau und es ist eine tolle Sache wenn man alles selber aufbaut und gestaltet. Wenn es dann auch noch gut ankommt, wie auf der Burg Satzvey oder den Kaltenberger Ritter-Festspielen, wo wir es aufgeführt haben, dann ist man stolz. Für uns ist es toll, denn wir haben eben auch eine vollkommene Abwechslung. Es ist aber nicht zu unterschätzen was in diesem Projekt an Arbeit drin steckt. Es mussten ja 10 Marionetten geschnitzt werden, aber wenn man jetzt sieht was dabei heraus gekommen ist, hat man wirklich ein schönes Gefühl.
Ist die komplette Band mit in dieses Theater involviert?
– Es sind 5 Bandmitglieder involviert. Ich hatte am Anfang rumgefragt und 5 hatten Bock. (Teufel lacht) Die anderen sagten wir bleiben dann mal zu Hause und trink ein Bier! Drei, die ich ausgebildet habe, spielen jetzt die Marionetten und die anderen beiden untermalen die Aufführungen mit leiser Musik und Instrumenten. Es gibt keine lauten Dudelsäcke, das wäre schlecht für die Sprache, Ein kleines Dudelsäckchen ist mit involviert, ebenso eine Cister, Percussion, Geräuschinstrumente und eine Flöte. Es gibt aber auch einige Gesangspassage bei dem Theaterstück.
Du bist ein Quell der Ideen! Was hat dich, neben Rock und der mittelalterlichen Variation von TANZWUT, zu einem Marionetten Theater inspiriert?
– Wir sind ja früher schon bei PULLARIUS FUCCILLO, zusammen mit Michael Rhein von IN EXTREMO durch die Lande gezogen und dabei hatten wir auch ein Marionetten-Theater. Zuvor hatte ich schon zusammen mit einem professionellen Marionettenspieler gearbeitet. Er hat mich damals auch ausgebildet. Er hat mir sehr viele Tricks gezeigt, die ich bis heute nicht vergessen habe, obwohl sehr viel Zeit, 20 Jahre, dazwischen lagen. Ich hatte auch keine Aufzeichnungen mehr darüber und so habe ich alles aus dem Kopf heraus gemacht. Ich möchte jetzt nicht, wie damals mit Micha, durch die Lande touren, es sollte wirklich nur vereinzelt Aufführungen geben. Für eine solche Aufführung braucht man halt einige Puppen und so habe ich dann in meiner Schnitzwerkstatt, die ich mir aufgebaut habe, gestanden. Dann hörte ich immer diesen alten Puppenspieler wie er sagte: „Mensch schon wieder einen Fehler gemacht. Das kannst du jetzt nicht mehr ankleben. Jetzt musst du das noch mal machen.“ So saß ich dann in den heiligen Hallen.
Jetzt habe ich ihm die Nase abgebrochen!
– Nasen brechen übrigens andauernd ab. Die werden alle geklebt und das habe ich damals als erstes gelernt. Das gleiche gilt auch für Finger.
Jetzt komme ich noch zu meiner letzten (Standard)-Frage. Habt ihr neben der Tour im Herbst noch was anderes geplant?
– Ja im Herbst gehen wir auf Tour, aber vorher spielen wir noch auf einigen Burg- oder Schloss-Festivals, wo wir entweder die Mittelalter-Show, oder die Rock-Show spielen. Nach der Tour werde ich sehr wahrscheinlich im Dresdner Prinzenkeller sein und mit einigen Kollegen zusammen mittelalterliche Bankette spielen um die Leute lustig durch die Weihnachtszeit zu bringen. Danach sehen wir mal weiter was alles noch so auf uns zukommt.
Dann kann ich TANZWUT nur alles Gute für die nächste Zeit wünschen und hoffentlich schaffe ich es auch mal wieder zu einem Konzert.

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