Das dritte Mal startet das Blackfield-Festival in diesem Jahr auf dem Gelände des Amphi-Theaters zu Gelsenkirchen durch.
Und zum dritten Mal tut es dies mit einem hochkarätigen Aufgebot an Bands, die in der Gothic- und Elektro-Szene Rang und Namen haben.
An zwei Tagen sollen insgesamt 20 Bands auftreten, von denen Sava bereits im Vorhinein durch Traumtänzer ersetzt wurden und Sono, deren Auftritt an Tag zwei geplant war, leider durch höhere Gewalt fern gehalten werden. Man steckt auf der Autobahn in einer Vollsperrung. Das ist Pech und schade für die, die die drei Hamburger gerne gesehen und gehört hätten.
Ansonsten lief alles nach Plan an diesen zwei Tagen, an denen das Wetter hielt und die Angereisten nicht unnötig durch Regen oder zu viel Sonne plagte.
Tag 1 startete pünktlich um 12:00 Uhr mit Scream Silence. Diese Band hat von Anfang an gezeigt, was sie auf dem Sektor des „Dark Rock“ kann und tat dies auch auf dem Blackfield-Festival 2010.
Jesus On Extacy benötigen keine großartige Vorstellung. Das machen die Herrschaften aus Essen dank ihrer Musik von ganz allein. Nach dem ersten Auftritt bei Bochum Total im Jahre 2005 ging es rasant vorwärts und die Fahrt scheint nicht langsamer zu werden.
Aesthetic Perfection aus den USA zeichnen sich durch feinen elektronisch-industriellen Sound aus und heizten die Angereisten zu dieser frühen Mittagsstunde ordentlich ein.
Es folgten Girls Under Glass, Zeromancer aus Norwegen, auf schon so vielen Festivals fast überall in Europa zu Hause, und Diorama, auf dem ersten Blackfield-Festival schon einmal mit von der Partie, folgten.
Die Umbaupausen wurden musikalisch untermalt und schienen ohne große Schwierigkeiten und routiniert-professionell von Statten zu gehen. Super Organisation!
Belgisch-Independant ging es um viertel vor sechs weiter.
Vive La Fete spielten auf. „Kitsch-Pop“ nennt das Duo selbst ihren Sound und ehrlich gesagt – der Name passt. Aber für Stimmung sorgte Els Pynoo mit ihrem Gesang sehr wohl. Sie kreischte und sprang über die Bühne, dass es seine Art noch sucht.
Das Finale des ersten Tages wurde durch Deathstars aus Schweden eingeleitet, die mit ihrem Metal ein wenig Härte in das bislang schon sehr weiche Festival brachten.
Covenant – die ebenfalls aus Schweden stammen – und Front 242 beendeten den Tag
in Gelsenkirchen. Die Herren in den schicken Anzügen sind auf allen wichtigen Festivals des Kontinents regelmäßig zugegen und haben den einen oder anderen Hit natürlich im Gepäck gehabt.
Die „Altmeister des Elektronik-Rock“ Front 242, seit den 80er Jahren Aushängeschild der EBM-Szene, und großer Einfluss auf die wichtigsten Bands elektronischer Musik seitdem, beschlossen mit einem super Konzert den Abend und entließ die Zuhörer in die Nacht, bzw. die Aftershow-Party.
Tag 2 begann erneut um Punkt 12:00 Uhr. Zugegebenermaßen eine eher undankbare Zeit für die Bands, die zu Beginn des Sonntag auftraten.
Doch XP8 und Traumtänzer haben ihre Sache gut gemacht und zumindest bei der zweiten Band des Tages, die für Sava einsprangen, lohnt es, die Fühler nach weiteren Shows in diesem Jahr auszustrecken.
Tyske Ludder – ein Name, den man sich ob seiner Übersetzung sicher aller Orten gut merken kann – machen schönsten EBM, nachdem sie sich zu Anfang eher in der New Romantic und Wave-Szene heimisch fühlten. Die Musik von Tyske Ludder kann man ohne Probleme als Old School bezeichnen, denn ihr Stil hat sich seit Beginn der 90er Jahre kaum verändert. Super Band und absolut hörenswert!
Elektro-Wave und so genannten „Spacepop“ zeichnen S.P.O.C.K aus. Benannt nach dem allseits beliebten Vulkanier einer populären Fernsehserie aus den USA, brachten die Herrschaften die vorderen Reihen ihres Publikums in Wallung. Witzig-spritzig fällt hier das Urteil aus.
Bedingt durch den Ausfall von Sono zogen die Veranstalter das Programm ein wenig vor und Saltatio Mortis konnten als nächste ihr Set aufbauen. Eigentlich am meisten und liebsten auf Mittelaltermärkten zu Hause, haben sich die „Totentänzer“ nun auch in der Elektronik und Rock-Szene einen Namen gemacht. Sie spielten in den 65 Minuten ihres Auftritts ein feines Potpourrie ihres Könnens. Dem Publikum hat es gefallen.
Mein persönliches Highlight S.I.T.D., die ihr „Heimspiel“ ein bis zweimal lautstark erwähnten und damit das Publikum zum Toben brachten, spielen feinen Futurepop und das nun schon seit 14 Jahren.
Auch am zweiten Tag beschloss man den Reigen mit großen Namen. Diesmal mit Oompf, Subway To Sally und Unheilig.
Oompf haben mir ausnahmslos gut gefallen. Alle großen Hits waren in ihrem Auftritt vertreten und der Sound lies nicht zu wünschen übrig. Dero war wunderbar bei Stimme – super Auftritt und ein Publikum, dass dies frenetisch dankte!
Eric Fish und seine Mannen von Subway To Sally trumpften wie eh und je mit einer tollen Show, in der auch wieder viel Feuer gespuckt und geknallt wurde, auf. Viele Worte muss man zur Potsdamer Kombo nicht verlieren. Sie haben einen rasanten Aufstieg hinter sich und ein Ende ist, nach dem letzten Album „Kreuzfeuer“ aus dem vergangenen Jahr, noch nicht in Sicht.
Der Graf und Unheilig beendeten mit einer sehr aufwändig gestalten Bühne den zweiten und letzten Festival-Abend. Vielleicht war das einer der Gründe weswegen die „gewonnen“ Stunde am Nachmittag, wieder nachhaltig schrumpfte.
Auf Unheilig haben wohl die meisten Besucher gewartet, wenn man einmal auf die zahlreichen Unheilig-T-Shirts auf dem Gelände Acht gab.
Des Grafen Stimme erklang schon, bevor er überhaupt die Bühnen betrat und allein das reichte aus die Massen vor der Bühne kreischen zu lassen.
Mit allen „wichtigen Gesangsstücken im Gepäck brachte der Graf die Zuhörer in Euphorie und so konnten alle glücklich und zufrieden in die Nacht hinaus gesandt werden.
Neben den Auftritten der Bands gab es, wie auch bereits in den vergangenen Jahren, die Autogrammstunden, welche wieder gut besucht waren. Dank der kleinen Bühne, die dafür auf dem Gelände aufgebaut wurde, war es allen Anstehenden trotzdem möglich, den aktuell spielenden Bands zuzuhören. Eine super Lösung.
Es gab keine nennenswerten und/oder negativen Vorkommnisse rund um das Festival. Alles verlief friedlich und gesittet und der Veranstalter kann zu Recht sehr stolz auf ein sehr gelungenes Wochenende am Rhein-Emscher-Kanal sein.
Mit viel Freude blicken wir nun auf das kommende Jahr und darauf, dass Sono, die in diesem Jahr so unglücklich absagen mussten, als erste Band des Jahres 2011 bereits feststeht.
Katharina von Kleve