Faun 2013

Interview mit Oliver von Faun im März 2013

Ihr habt Anfang des Jahres wie aus dem Nichts Katja als neue Sängerin vorgestellt. Wie habt ihr zueinander gefunden?

Oliver: Der Vorteil ist, wir kannten uns schon länger. Wir haben vor ein paar Jahren mit ihr schon auf einem Mittelaltermarkt in Wilhelmshaven gespielt und dort war sie uns schon mit ihrer ersten Band sympathisch. Dann ist noch ein schönes Videoclip von ihr mit ihrer alten Band Lai Quendi im Umlauf mit Feuershow etc. Den kannten auch viele von der Band. Und da sie sogar in Berlin wohnt und wir in Berlin produziert haben, war es naheliegend sie anzurufen. Und ziemlich spontan haben wir einen Termin vereinbart und es hat geklappt.

Als ich das Video „Diese Kalte Nacht“ gesehen habe sind bei mir ungewollt Erinnerungen an Lisa Pawelke hochgekommen. Da habe ich gedacht, ob das Zufall oder ist das eine Fügung ist?

Oliver: Das weiß man nicht. Sie hat gewisse Ähnlichkeit, das stimmt. Wir arbeiten ja auch mit Sonja zusammen und es ist eine gute Zusammenarbeit. Aber es war wirklich toll, weil es auch im Zeitplan ziemlich eng wurde und wir dann Katja getroffen haben. Es war wirklich wie eine Fügung. Wie so oft im Leben hat uns einer geholfen.
Wie ist es dazu gekommen, dass Sonja bei den Akustikkonzerten und Katja bei den Festivals auf der Bühne ist. Wieso nicht umgekehrt?
Natürlich ein ganz pragmatischer Grund ist, dass die Akustiktour schon lange geplant war, auch im Vorverkauf. Egal was mit der Platte passiert wäre, das ist eine schöne Tour und sie liegt uns sehr am Herzen. Die wollen wir durchziehen und war mit Sonja schon geplant. Man muss natürlich sagen, dass Sonja noch eine Band in Amerika hat (Stellamara) und ist dort sehr viel tätig. Die ersten Festivals sind im April und gehen bis in den Oktober rein. Deswegen ist es schwierig es terminlich miteinander zu vereinbaren. Bei der Akustiktour spielen wir in zwei Monaten 18 Shows und das lässt sich ein bisschen besser organisieren.

Ihr habt euch entschieden das Konzert in Bochum anlässlich der Earth Hour im Kerzenschein zu spielen. Könnte man nicht eine komplette Tour ohne künstliches Licht machen?

Oliver: Könnte man machen, aber es ist ja eine symbolische Geste. Ich glaube eine symbolische Geste wirkt auch stärker, wenn es einmalig ist. Bei unseren früheren Akustikkonzerten haben wir sehr viel mit Kerzen gearbeitet und es war oft auch ein immenser Aufwand. Dann muss man Feuerwehrleute haben und dann sieht es doch nicht so toll aus. Dann braucht man auch schöne Kerzenständer. Dann wiederum ist es nicht erlaubt. Dann ist manchmal auch schon ein tolles Licht da, was schöner aussieht. So romantisch wie es ist, es hindert uns auch in der Sichtweise, manchmal ist es schön wenn man ein Lied herausarbeiten kann. Und wenn Rüdiger sein Trommelsolo spielt und er auf einmal auftaucht und man merkt, dass das jetzt das Solo ist. Wir haben es ausprobiert und es ist gar nicht gut so etwas Permanentes zu machen. Für heute so als Symbol, springen wir gerne auf. Weil es ist uns auch sehr viel gelegen, dass es den Leuten im Bewusstsein bleibt, dass man halt nicht die Energie so verschwendet und so weit entfernt ist, von dem was man macht. Dass man jetzt das Licht anschaltet und lange brennen lässt, das hat keinen sinnigen Zusammenhang mehr mit der Tatsache, dass Stickstoff in der Luft ist oder Ruß ausgestoßen wird. Da ist es gut mit so einer Aktion darauf aufmerksam zu machen.

Ich muss immer noch gerne an früher denken, Heidnisches Dorf 2003, wo ihr die Feuershows gemacht habt.

Oliver: Die Show war auch sehr schön. Wir wollen in Zukunft auch gerne mit Artisten zusammenarbeiten.

Ihr seid in letzter Zeit mehrmals im Fernsehen aufgetreten. Sind diese Auftritte anders als Konzerte?

Oliver: Das ist stressiger. Man ist natürlich aufgeregt, weil man auf den Punkt hin arbeiten muss. Man hat den ganzen Tag Anreise. Man hat denselben Aufwand, wie bei einem Konzert und dann geht es um drei Minuten. Man ist auch nervös. Wir sind Neulinge in dem ganzen Metier, aber gerade diese ganzen Sendungen wie Abendschau und Morgenmagazin, die kleineren Formate, sind sehr nett, weil man auch ein bisschen reden kann über die Musik. Dort haben wir einen riesen Rücklauf bekommen.
Bei Carmen Nebel haben sich nur ein paar neue Leute interessiert, aber das Morgenmagazin zum Beispiel hat mehr gebracht, weil die Leute mehr Informationen bekommen haben. Ich finde es auch schön, die ganze Band dort zu haben und zu spielen. Das macht lebendig und auch menschlich und ich glaube, das wollen die Leute auch im Fernsehen sehen.

Mit „Von den Elben“ seid ihr auf Platz 7 der Album-Charts aufgestiegen. Hättet ihr so einen Erfolg erwartet?

Oliver: Keine Ahnung. Wir haben das Ding gemacht. Wir haben es durchgezogen. Wir haben uns gefreut, dass wir Partner hatten, weil „Eden“ hat mich persönlich so viel an Energie gekostet, was auch gut war. Ich wollte es machen, ich wollte es durchziehen. Ich habe mir aber selber geschworen, keine CD den nächsten Winter zu machen. Ich war im Kopf schon im Indien-Urlaub und dann kamen im Juni die ersten Anfragen. Da haben wir gesagt, es wäre schon toll, wenn uns einer hilft. „Eden“ hat die ganze Band sehr ausgelaugt. Die ganze Promo voranzutreiben und finanziell hat es uns auch in den Ruin getrieben. Aber wir wissen auch, dass es mindestens noch zwei Jahre lang gedauert hätte, bis wir die Energie und die Finanzen hätten, um wieder eine gute CD zu stemmen. Und dadurch, dass jetzt ein Partner kam, der gesagt hat „Bleib hier, wir nehmen euch als Produzent an die Hand. Ihr geht ins Studio und alles andere machen wir.“ Fotos, Promotion, Videoclips, das ganze Drumherum, was uns etwas mehr Zeit gekostet hätte. Das ist eine Erfahrung, die wir mitnehmen wollten. Deshalb war die Hoffnung groß, weil wir auch einen so großen Partner hatten, dass das richtig was werden könnte. Aber wir haben uns auch davon frei gemacht zu sagen dass wir in die Top 10 müssen.

Das Video ist absolut der Hammer, das gefällt mir richtig gut.

Oliver: Für Folk Noir habe ich den Videoclip gemacht; alles Eigenregie. Da habe ich morgens selbst die Butterbrote für die Crew geschmiert. Und für Faun haben wir vor vier Jahren Videos gemacht. Man steckt ganz viel Energie hinein und am Schluss hat man doch das Gefühl, dass es irgendwie noch nicht ganz 100 %. Und die Gelegenheit mit Profis zusammenzuarbeiten ist etwas ganz anderes. Wir hatten von Anfang an einen ganz tollen Draht zu der Filmcrew. Die waren total nett und haben sich auf die Musik eingelassen und mit uns geredet. Wir saßen lange in der Hotelbar und haben durch die Gegend gesponnen und es hat Spaß gemacht. Es war kalt, aber es hat Spaß gemacht.

Hat sich jetzt etwas verändert?

Oliver: Wir saßen heute im Bus und hatten eine Leinentasche, die bis zum Rand gefüllt war mit Autogrammkarten. Stefan hat den Satz gebracht: „Ruhm wurde mir versprochen und jetzt muss ich doofe Autogramme schreiben.“ (lach). So hatten wir uns das nicht vorgestellt. Das ist auch eine andere Art von Fans, die wir in den Fernsehshows gewonnen haben. Es ist ein Publikum, das uns noch gar nicht kennt und noch nie auf einem Mittelaltermarkt war, aber die Band toll findet. Anfangs waren wir neugierig darauf, wie es klappt und ob dies den Leuten gefüllt, was wir wirklich so machen. Es ist ja nur ein kleiner Einblick, in das was wir machen in den Fernsehshows. Aber uns hat dies auf der Akustiktour umso mehr gefreut. Es waren so im Schnitt ein Drittel bis zur Hälfte, Leute im Publikum, das uns noch nie gesehen hatte auf dieser Tour. Durch die Bank weg hatten wir die Häuser voll, Standing Ovations und eine ganz tolle Stimmung. Die Leute waren wirklich, das haben wir gesehen, die ersten zwei Lieder geschockt. Die dachten da ist eine große Band mit Lichtshow und großer Trommel und „Tanz Mit Mir“. Und dann kam unsere Akustikshow. Konzerthallen mit Sitzen und wir erzählen lange Geschichten und gehen ins Kulturelle. Das haben wir gestemmt, deswegen freut es uns umso mehr, dass wir so weitermachen können, was wir bisher gemacht haben. Und das ist uns wirklich wichtig.

Hermann Kurz & The Raven

Folk Noir

Vor dem Konzert im Cotton Club in Kaiserslautern, hatte ich das Vergnügen mich mit Oliver
über Folk Noir zu unterhalten…..

Interview Folk Noir

Was unterscheidet die Musik von Folk Noir von anderen Folkbands?

Ich glaube, wir haben auch das, was Faun ein bisschen auszeichnet: Das Balladen erzählen. Wir wollen auf Geschichten eingehen, wie von der Frau, die am Grab weint bis zu Fantasiewesen, die wir besingen. Das vereint uns und das machen andere Folkbands nicht so. Aber dann scheuen wir uns nicht, was z. B. bei Faun der Fall ist, in die Moderne zu spielen, wie Effekte auf die Instrumente zu legen und mit dem Klavier etwas zu machen. Wo uns zum Beispiel bei Faun die Hände gebunden sind, können wir hier etwas freier agieren.

Und ihr singt international: Englisch.

Wir singen eigentlich nur Englisch. Man muss sagen, dass Deutsch eine schöne Sprache ist und ich liebe sie, aber es ist zum Texten eine ganz schwierige Sprache. Englisch ist viel einfacher, hat viel kürzere Worte und viel mehr Reime und deswegen ist es für mich ein bisschen eine Befreiung. Privat spreche ich Englisch mit meiner Freundin, die meisten meiner Freunde sind englischsprachig…da ist es ehe naheliegend. Ich habe auch viele englische Lieder herumliegen und gedacht, bei Faun da passt es eh nicht so richtig rein. Aber es schadet ihnen, sie verstauben zu lassen.

Wird es bald eine „Songs from Home Nr. 2“ geben?

Glaube ich nicht, weil „Songs from Home“ war ein Konzept, bei dem man gesagt hat, man sitzt im Winter zuhause auf der Couch und nimmt mit Gitarre und Gesang ganz ruhige Lieder auf. Dadurch, dass die Zusammenarbeit mit Stephan so toll lief, haben wir das Bandkonzept gemacht und als wir nun wussten, dass es auf die Festivals geht, haben wir diese Up Tempo Nummern entwickelt, die auf den Festivals Spaß machen. Das macht uns so viel Spaß, dass wir eher an einer großen CD arbeiten, die auch ein bisschen in alle Richtungen aufschlägt. „Songs from Home“ wird es bestimmt irgendwann nochmal geben, auch Songs, die zu ruhig sind und die man alleine macht, aber das ist erst einmal hinten angestellt.

Habt ihr denn schon einen Plan wann und wie etwas in der Richtung kommen könnte?

Noch nicht so richtig. Das schöne daran ist das es bei Faun so ist, man lebt davon, dass heißt man hat auch ein bisschen Druck. Hier ist es so, dass man es sich entwickeln lassen kann. Wir haben jetzt ein paar tolle Nummern, aber wir sagen uns, wenn wir zehn elf Nummern haben und wir sagen, hinter denen stehen wir wirklich , dann nehmen wir sie auf.

Wie waren die Reaktionen der Leute auf euren bisherigen Konzerten?

Schön. Wir waren ziemlich nervös, auch weil wir nicht wussten, was uns erwartet. Es lief sehr gut und wir wissen auch woran wir noch arbeiten müssen, also in welche Richtung man sich nun entwickelt. Ein paar Songs passen nicht zu den anderen. Es ist immer so, wenn man ein neues Projekt hat . Die Reaktionen waren sehr, sehr positiv. Gerade gestern das zweite Konzert in Heidelberg, es hatte sich richtig, richtig gut eingelaufen an den Abend und ich denke wir sind auf dem richtigen Weg.

Wie sind speziell die Reaktionen auf „Dear Misery“?

Sehr gut. Ich glaube es gerade so ein Zahn der Zeit, aber es war nicht beabsichtigt, wir wollten nicht auf irgend etwas aufspringen. Wenn man sich z. B. „The Mumford and Sons“ anschaut, die gerade weltweit tierisch erfolgreich sind und eigentlich auch nur eine Folkband sind. Das Interesse ist da und das ist eine Musik, die ich schon lange mache, schnellgefegte Gitarre und englische Songs. Ich glaube da sind wir ganz gut am Zahn der Zeit. Und „Dear Misery“ ist so ein Song, der Spaß macht, aber der mittlerweile der schwächste Livesong geworden ist. Wir haben jetzt zwei Konzerte hinter uns und das ist die Nummer, die am wenigsten zieht. Vielleicht entwickelt er sich noch. Auf dem Video hat er echt Spaß gemacht, er ist auch eine schöne Nummer, aber mittlerweile favorisieren wir persönlich eher andere Nummern sogar noch viel mehr.

Wohin wird euch der Weg noch führen?

Als junge Band ist es schon schwierig die Leute zu begeistern. Wir hoffen jetzt, dass es sich durch die ersten Konzerte herumspricht, dass wir eine Liveband sind und würden uns wünschen, dass wir im nächsten Jahr viele Festivals mitnehmen. Denn ich denke das ist der richtige Weg, dass die Leute einen kennen lernen. Wir werden bald ohne Stress an Songs für eine CD arbeiten. Wir werden weiter ohne Stress an Livematerial arbeiten. Wir werden dieses Jahr auf dem Castlefest spielen, das ist der nächste Termin, den wir haben. Wir überlegen, ob wir im Winter dann noch irgendetwas machen.

Das ist auch schon die nächste Frage. Sind noch weitere Konzerte in diesem Jahr geplant?

Ich hoffe es. Es ist noch die Frage, ob wir im Dezember etwas machen. Wir hätten Lust darauf, aber wenn nicht, dann in 2014. Es ist schön diese Entspannung zu haben und es ein bisschen exklusiver zu halten. Faun ist natürlich mein Baby und davon leben wir. Da sind wir sehr viel unterwegs und auch toll unterwegs. Aber wenn mal ein großes Loch im Kalender ist und wir alle vier sagen, wir haben Lust und Zeit, dann machen wir das.

Wie kommt es dazu, dass euch „Sieben“ auf eurer Tour begleitet?
Es passt einfach alles super zusammen. Wir haben damals mit Faun auch die CD zusammen gemacht und die Tour. Und als wir jetzt die Tour geplant haben, muss man ehrlich sagen, dass wir nicht genug Lieder für einen ganzen Abend hatten. Wir haben gesagt wir wollen kein Support, es ist ein Doppelkonzert. Jeder macht die Hälfte. Wir wollen jetzt nicht auf Teufel kommt raus irgendwelche schwachen Nummern spielen und zehn Covernummern spielen, um den Abend voll zu kriegen. Wir wollen lieber auf Qualität setzen. Ein kurzes Set, was sehr gut ist. Er (Matt Howden/Sieben) hat den Style, mit Weste und Hemd und mit der Geige. Er hat ein bisschen Folk, die akustischen Instrumente, wie die Geige. Dann aber auch das Düstere, das Bedrohliche, die englischen Songs. Die Mischung ist super. Er spielt auch bei zwei unserer Songs mit. Es ist eine traumhafte Mischung.

Alle Mitglieder von Folk Noir sind auch in anderen Bands aktiv. Wie schafft ihr es euch für jedes Projekt genug Zeit zu nehmen?

Ich glaube das geht auch deswegen, weil wir den Druck ein bisschen raus genommen haben. Wir haben jetzt die zwei Festivals zugesagt und die paar Gigs, aber es ist jedem klar, dass bei Stephan und mir zum Beispiel, dass Faun Vorrang hat. Man ist dort eh sehr gut beschäftigt und wenn dann mal ein Loch ist, dann macht man das. Das heißt nicht, dass man versuchen muss gegeneinander zu arbeiten oder mit Ehrgeiz und das klappt glaube ich. Wir haben auch eine lange Show und wir haben uns letzten Winter schon öfters getroffen und an Songs gearbeitet. Es ist nicht so, dass wir sehr kurzfristig arbeiten. Wir haben es in aller Ruhe reifen lassen. Die EP kam ja auch vor zwei Jahren raus. Wir haben jetzt zwei Jahre keine Konzerte gemacht, obwohl es die CD schon gab. Das ist das Schöne, wenn man sich nicht unter Druck setzen lässt. Das ist glaube ich unser Geheimnis.