Corvus Corax „Sverker“

Mit mystischen und urtümlichen Trommel- und Hörnerklängen erzeugt das Intro von „Sverker“ beinahe Gänsehaut.

„Gjallahorni“ betört sofort am Anfang mit seinem typisch schottisch anmutendem Charakter. Aber bei genauerem Hinhören sind dort auch noch viele andere nordische Einflüsse und Corvus Corax- typische Rhythmen zu finden.

Mit dem Stück Fiach-Dubh -es handelt vom Frühling und einem Raben – merkt man ganz deutlich den Wandel von Corvus Corax hin zur Nordischen Tradition, hier mit vielleicht eher irischem Einfluss.

„Trinkt vom Met“ ist ein rein gesungenes mehrstimmiges Trinklied im Kurzformat, was mit seinem deutschen Text etwas aus dem Rahmen fällt.

Spätestens bei Lá i Mbealtaine kommen auf dieser CD die etwas zarter und mit mehr Gefühl angeschlagenen Saiten von Corvus Corax heraus. Die hartgesottenen Spielleute können anscheinend auch anders! Gefällt mir persönlich sehr gut!
Irgendwie klingt in den Melodien immer etwas Sehnsüchtiges mit, vielleicht der Traum von längst vergangenen alten Zeiten.

Überraschend wirkt das 7-Minuten lange Stück Ragnarök, dem Lied über die „Endzeit“ und dem nachfolgendem goldenem Zeitalter für die Menschen.. Nach einem grandiosem Auftakt mit Castus gewaltiger Männerstimme schafft es das erst so voluminös klingende Lied in seinem zweiten Teil mit immer leiser werdenden Trommeln in einen mit sanftem Schlagzeuggerassel begleiteten wunderschönen glockenklaren Frauengesang überzugehen, um dann wieder schlagartig zur tiefen Stimme von Castus überzuwechseln. Ein wirklich gelungener Wechselgesang! Vom Aufbau und der Qualität des Liedes her mit der „Cantus Buranus“ von Corvus Corax zu vergleichen.

Tjägundi Bidil ist noch einmal ein Kurzstück, mal kurz 27 Sekunden, aber schön, ins Horn geblasen.

Mit mystisch mysteriösen Klängen fängt „Na Láma- Sa“ an, der letzte Song des neuen Werkes von Corvus Corax, ähnlich wie es mit dem Intro begonnen hat, um dann in einem melancholischen Abschiedssong überzugehen und zu enden.

„Sverker“ befasst sich mit alten Mythen, Balladen und Dichtung aus dem hohen Norden, denen der keltische Ursprung gemeinsam ist.
Allgemein kommt auf dieser CD die schöne und tiefdunkle Gesangsstimme von Castus sehr gut mit den Backgroundstimmen der restlichen Bandmitgliedern zur Geltung. Castus nutzt diesmal sein Potential an hohen und tiefen Tönen mehr als gewöhnlich, was dem Ganzen einen neuen Anspruch gibt, anscheinend eine musikalische Weiterentwicklung oder Neuorientierung. Außerdem singt er traditionelle Weisen auf Gälisch, Altnordisch und Dänisch.
So schaffen Corvus Corax sich deutlich abzusetzen von den reinen Sauf- und Trinkliedern der sonst üblichen Dudelsackformationen in der Mittelalterszene. Uns wurde hier nordisch-keltisches Erbgut mit ihrem Corvus Corax- eigenen typisch unverkennbarem Sound präsentiert, aber dennoch wandelbar von laut zu leise, von fröhlich bis melancholisch. Die vielen meist selbstgebauten und traditionellen Instrumente, wie Dudelsäcke, Schalmeien, Trumscheit, Cister, Harfe, Urhorn, Organistrum und diverse Trommeln tragen ihren Teil dazu bei.

Michaela, die Nebelkrähe

„SVERKER“ erscheint am 25. November 2011 beim bandeigenen Label Behömokum
Records als Digipak-CD.

Corvus Corax 2011 sind:
Wim – Dudelsäcke, Schalmeien, Urhorn, Trumscheit, Schlagbass, Backing Vocals
Castus – Gesang, Dudelsäcke, Schalmeien, Urhorn, Cister, Harfe,
Trumscheit,Schlagbass, Organistrum
Norri – Trommeln, Percussion, Urhorn, Gordon, Schlagbass, Backing Vocals
Hatz – Percussion, Urhorn, Backing Vocals
PanPeter – Dudelsack, Schalmei; Urhorn, Backing Vocals
Vit Polák – Dudelsack, Schalmei, Urhorn, Organistrum, Backing Vocals
Steve the Machine – Trommeln, Percussion, Pauke, Urhorn, Backing Vocals

SVERKER TOUR 2011/2012

25.11.11 Leipzig – Anker
26.11.11 Magdeburg – Factory
08.12.11 Rostock – MAU
09.12.11 Bochum – Christuskirche
10.12.11 Göttingen – MUSA
11.12.11 Dresden – Tante Ju
12.12.11 Wien – Szene
13.12.11 Nürnberg – Hirsch
14.12.11 München – Ampere
15.12.11 Freiburg – Jazzhaus
16.12.11 Konstanz – Kulturladen
17.12.11 Erfurt – HsD

20. 12.11 Berlin – Passionskirche
21. 12.11 Berlin – Passionskirche
22. 12.11 Berlin – Passionskirche

30.12.11 Gelnhausen – Sport & Kulturhalle

16.02.12 Hamburg – Knust
17.02.12 Wilhelmshaven – Pumpwerk
18.02.12 Bremen – Lagerhaus

23.02.12 Frankfurt – Nachtleben
24.02.12 Wuppertal – LCB
25.02.12 Kaiserslautern – Kammgarn

01.03.12 Cottbus – Gladhouse
02.03.12 Ingolstadt – Paradox
03.03.12 Annaberg-Buchholz – Alte Brauerei

09.03.12 CH Pratteln – Z7
10.03.12 Herford – X
11.03.12 Celle – CD Kaserne

Corvus Corax „Sverker“

Seit gut 23 Jahren gibt es Corvus Corax nun schon. In ihrer langen Bandgeschichte haben sie schon viele Alben veröffentlicht und wenden sich in ihrem neuesten „Sverker“ nach Norden, wo die Kelten und Wikinger wohnen. Die Texte sind aus dem achten bis 13 Jahrhundert und in Altorwegisch, Gälisch oder Altdänisch geschrieben und liefern den Rahmen für das neue Album.

Schon beim Intro ertönt das Urhorn und mit einem Urschrei wird auch schon das erste norwegische Lied „Gjallarhorni“ eingeläutet, was den typischen Corvus Corax-Sound hat.

Beim Titelstück „Sverker“, das vom Schwedenkönig Sverker II handelt, der zu seinen Gegnern wandert, um ihnen einen Waffenstillstand vorzuschlagen, hat man das Gefühl, als ob der König gerade wirklich wandert. Trommeln und Chorus bilden eine Einheit und lassen Sverker laufen.

Ein Kontrast zum düsteren „Sverker“ ist „Fiach Oubh“, ein fröhliches irisches Stück, was zum tanzen einlädt und in dem die Raben auch noch ein Wörtchen mitzusingen haben. Mit fast sieben Minuten lässt sich dazu sehr lange Tanzen.
Dann kommen zwei wahre Trinklieder. „Trinkt Vom Met“ ist perfekt geeignet, damit das Publikum den deutschen Text mitsingt und das folgende „The Drinking Loving Dancers“ ist einfach nur ein Ohrwurm. Dudelsack und Trommeln liefern die Musik zum Tanzen, ziehen gegen Ende das Tempo ordentlich an und der einprägsame Text ist prädestiniert für Singchöre und ausgelassene Partys.

Erneut geht es mit einem komplett anderen Stück weiter. „L‘ à Mbealtaine“ ist sehr ruhig, ohne Chorus, mit dem Gesang von Castus. Die folgenden Lieder „Hafrue“ und das instrumental „Baldr“ stechen nicht unbedingt heraus und aber trotzdem nett anzuhören.

Interessant wird es wieder als das Knarren und Plätschern eines alten Wikingerschiffes zu hören ist. Zumindest ist das das Erste, was einen in den Sinn kommt, wenn „Ragnarök“ zu hören ist. Die fast achtminütige Spielzeit ist bestens ausgenutzt, denn zwei verschiedene Rhytmen wechseln sich ab und teilen das Lied in einen Gesangs- und Instrumentenpart. Aber es gab nicht nur starke Wikinger im hohen Norden, denn eine liebliche Frauenstimme unterbricht die harten Klänge.

Über den Sinn des 27 Sekunden langen „Tjugundi Bidil“ lässt sich sicherlich streiten, aber das folgende Stück „N‘ Làma-Sa“ versetzt einen nochmal nach Irland. Es kommt einem so vor, als ob ein einsamer Dudelsackspieler auf einem Berg dieses Lied spielt. Es erinnert ein bisschen an „Old Lang Syne“ und macht schon etwas traurig, das es das letzte Lied auf der CD ist. Mit 9:18 Minuten ist es richtig lang und wiederholt sich deswegen gegen Ende, wie in Dauerschleife.

Insgesamt ein gelungenes Album, was einen in die alten Zeiten im hohen Norden zurückversetzt. Von schnellen, energiegeladenen bis hin zu ruhigen und fröhlichen Liedern ist alles dabei und in jedem Fall abwechslungsreich. Da möchte man gleich wieder die Repeat-Taste drücken.

Track
01 Intro Gjallarhorni
02 Gjallarhorni
03 Sverker
04 Fiach Oubh
05 Trinkt Vom Met
06 The Drinking Loving Dancers
07 L‘ à Mbealtaine
08 Haufrue
09 Baldr
10 Ragnarök
11 Tjugùndi Bidil
12 N‘ Láma-Sa

Veröffentlichung 25.11.2011

The Raven