Krayenzeit – Tenebra

Krayenzeit – Tenebra (VÖ: 26.08.2016)

Nur etwa ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Auf dunklen Schwingen“ melden sich Krayenzeit nun schon mit einer neuen CD zurück. Auf „Tenebra“, wie das neue Werk heißt, setzen die sieben Stuttgarter Musiker ihren musikalischen Weg weiter fort. Folk und Mittelalter treffen hier auf härtere Klänge aus Rock und Metal und gehen dabei eine mitreißende Symbiose ein.
So düster, wie der Titel verheißt “ „Tenebra“ ist Latein für Dunkelheit – geht es auf dem neuen Machwerk dabei aber eigentlich gar nicht zu. Vielmehr erweisen sich die Klänge von Krayenzeit größtenteils als energiegeladen und tanzbar und haben oft ein klares Ohrwurm-Potenzial. So legt das Septett auch gleich nach dem hymnisch-mittelalterlich gehaltenen Intro „De Profundis“ mit einem richtigen Brett los. „Tenebra“, das Titelstück des Albums, bietet Mittelalterrock in Reinform und macht große Lust auf das, was das Album noch so zu bieten hat. Und das ist so einiges: Obwohl die Musik von Krayenzeit klar im Mittelalterrock verankert ist und damit natürlich auch der anderer Bands des Genres ähnelt, ist es den Musikern gelungen, eine eigene Handschrift zu finden und dieser stets treu zu bleiben. Auf allen dreizehn Stücken verfolgt die Band so ihre eigene, musikalische Linie. Dominant ist dabei vor allem die markante und kräftige Stimme von Sänger Markus Engel, welche die Hörer durch das Album führt und dabei so manche interessante Geschichte zu erzählen weiß. Die Instrumentierung ist ausgewogen, auch die härteren Songs erhalten durch Violine, Flöte und Rauschpfeife einen folkigen und vielseitigen Klang. „Chimaera“ beispielsweise kommt mit seinem orientalisch anmutenden, instrumentalen Intro so exotisch daher, dass sich beim Hören vor dem geistigen Auge fast wie von selbst eine fremde Wüstenlandschaft auftut. Um die ohnehin schon große Auswahl an verschiedenen verwendeten Musikinstrumenten noch weiter zu vergrößern, haben Krayenzeit sich auf „Tenebra“ mit Nik und Laui von Nachtgeschrei auch noch zwei musikalische Gäste eingeladen, die sie zusätzlich mit Dudelsack, Flöte und Drehleier unterstützen.
Ein richtig großer Pluspunkt auf „Tenebra“ sind auch die Texte. Hier erweisen sich Krayenzeit als sehr eigenständig und kreativ. Da wird sich mal aus einer ganz anderen Perspektive mit biblischen Inhalten auseinandergesetzt („2000 Jahre Einsamkeit“) oder ein Ausflug in weniger bekannte Kapitel der griechisch-römischen Mythologie unternommen („Ruf der Lamia“). Mit „In Vino Veritas“ hat aber auch ein klassisches, gutgelauntes Trinklied seinen Weg auf das neue Album gefunden. Dieses ist schon beim ersten Hördurchgang so eingängig und zum Mitsingen geeignet, dass es sicher auch das Potenzial hat, zu einem wahren Lieblingsstück auf künftigen Liveshows der Band zu avancieren. Doch auch ernstere, oft balladeske Stücke fehlen nicht auf dem neuen Album der Krähen. Da wäre zum einen das von Geigenklängen getragene „Niemandsrose“, das einen Moment zum Innehalten mitten auf dem Album bildet, aber vor allem auch das letzte Stück „Alles von mir“. Der Text dieses Liedes erzählt von einer unerfüllten Suche nach Liebe und Glück, an deren Ende nur noch reine Hoffnungslosigkeit zu stehen scheint. Ein Lied, welches die Hörer mit seiner Botschaft ziemlich nachdenklich zurücklässt. Gerade weil es inhaltlich in so auffälligem Kontrast zu den anderen Stücken des Albums steht, bildet es jedoch auch einen sehr interessanten Ausklang und regt dazu an, noch eine ganze Weile über das Gehörte nachzudenken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass den sieben Damen und Herren von Krayenzeit mit „Tenebra“ ein sehr würdiger Nachfolger ihres Debütalbums gelungen ist. Musikalisch solide und textlich auch mal abseits längst ausgetretener Pfade, geht die Band hier ihren eigenen Weg konsequent weiter. Ein Weg, der ihnen – wenn sie ihm weiterhin treu bleiben – sicher noch viele Fans bescheren wird.
Tracklist:
1. Intro – De Profundis
2. Tenebra
3. Ruf der Lamia
4. Noli Timere Messorem
5. Narrenschiff
6. 2000 Jahre Einsamkeit
7. Ein Tänzchen (mit Strick-Jig)
8. Fegefeuer
9. Niemandsrose
10. Chimaera
11. In Vino Veritas
12. Fiat Lux
13. Alles von mir

Victoria Eckwerth

LACRIMAS PROFUNDERE – Hope Is Here

Veröffentlichung: 12.08.2016
Stil: Rock, Rock’n sad
Label: Oblivion/SPV
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Drei Jahre sind seit dem letzten Album „Antiadora“ von LACRIMAS PROFUNDERE ins Land gezogen. Für eine Band doch schon eine längere Zeit ohne ein neues Album. In der Zwischenzeit hat die Band aber ihr Label von Napalm Records zu Oblivion/SPV gewechselt und da kann es schon mal zu Verzögerungen kommen. Nun aber gibt es endlich mit „Hope Is Here“ ein neues Album, welches sich auch noch als Konzeptalbum entpuppt. Mal sehen wie das erste Konzeptalbum so klingt.
Die Konzeptstory rund um den Jungen namens Aramis steht also im Mittelpunkt der Lyrics. Aber auch soundmäßig hat sich einiges geändert. Das Album startet mit sehr ruhig mit dem Song „The Worship Of Counting Down“ doch aufgepasst dieser Song entwickelt sich im Verlauf zu einem wahren Highlight. Durch die Tempowechsel innerhalb dieses über 6 minütigem Song entwickeln sich die Gefühle vehement. Bei diesem Song gefällt mir vor allem die inbrünstige Stimme von Rob Vitacca. Das sich LACREIMAS PROFUNDERE immer wieder neu erfinden ist ja nichts neues, denn auf jedem ihrer 10 Alben haben sie ihren Sound verfeinert. Das bemerkt man sehr gut beim nächsten Song „My Halo Ground“, denn der hat zwar einen leichten Gothic-Touch, aber der rockige Part überwiegt. Der Titelsong „Hope Is Here“, einem sehr melancholischen Lied wechseln sich die Gänsehäute auf der Haut ab. Der getragene Song, mit teilweisen rockigen Parts weiß auf der ganzen Linie zu überzeugen. Legt aber vor allem mal euer Augenmerk auf den fantastischen Gesang von Rob. Dem Hauptdarsteller in der Konzeptstory ist mit „Aramis“ auch ein Song gewidmet. Der treibende Rocksong gefüllt vor allem durch Intensität und einer, aus meiner Sicht, nie gespürten Spielfreude. „A Million Miles“ ist ein sehr metallastiger Song, der aber auch zwischendurch mit gefühlvollen Passagen aufwartet. Beim nächsten Song „No Man’s Land“ vereinen sich die Trademarks, die LACREIMAS PROFUNDERE schon seit ihren Anfangstagen auszeichnen, Rock’n Sad ist angesagt.
Mit düsteren Country-Rock Passagen wurde der nächste Song „Pageant“ gespickt und ist für mich die Überraschung des Albums. Sehr feinfühlig geht es dann weiter mit der Powerballade „You, My North“ und ist für mich einer der besten Songs von LACREIMAS PROFUNDERE, den sie je in im ruhigen und melancholischen Bereich kreiert haben. Ein wenig an ihren Anfangstagen erinnert mich der Song „Awake“. Der gothiclastige Song hätte auch gut auf einem HIM-Album gepasst. Die Dramatik auf diesem Song wird noch stark durch die eingesetzten Streicherelemente erhöht. Toller Song. Nach dem instrumentalen Zwischenstück „The Path Of Broken Homes“, welches eine düstere Atmosphäre versprüht, geht es dann mit „Timbre“ weiter. Der am Anfang sehr ruhige Song entwickelt sich in seinem Verlauf zu einem wahren Riffmonster. Trotz allen harten Riffs bleibt er aber auf ganzer Strecke sehr melancholisch. Sehr gut Umsetzung! Das ruhige Lied „Black Moon“ bildet dann den Abschluss eines sehr rockigen und abwechslungsreichem Album.
Als Fazit kann ich nach mehrmaligem Anhören (das ist ein unbedingtes Muss) feststellen, LACREIMAS PROFUNDERE wiederholen sich nie auf ihren Alben, sondern entwickeln sich immer weiter. Ich würde den Sound auch nicht mehr in die Gothic-Ecke positionieren, denn mit den teilweise dominierenden Riffs kann man das Album verstärkt in die Rock’n Sad Ecke eingliedern. Für mich ein tolles Konzeptalbum, welches sehr viel Gefühl versprüht. Fans werden es lieben und ich auch.
HIER ein Video zu „Hope Is Here“.
Für kurze Zeit könnt ihr euch HIER den Auftritt beim Mera Luna Festival anseheh.
Anspieltipps:
Hope Is Here, Aramis, Pageant, You, My North, Timbre

Tracklist:
01. The Worship Of Counting Down
02. My Halo Ground
03. Hope Is Here
04. Aramis
05. A Million Miles
06. No Man’s Land
07. Pageant
08. You, My North
09. Awake
10. The Path Of Broken Homes
11. Timbre
12. Black Moon

Line-up:
Rob Vitacca (Vox)
Oliver Nikolas Schmid (Guitars)
Tony Berger (Guitars)
Christoph -Steel Panther- Schepperle (Drums)
Clemens Schepperle (Bass)

LETZTE INSTANZ – Liebe im Krieg

Veröffentlichung: 12.08.2016
Stil: Alternative Rock

Label: AFM Records
Website: Link
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In den ganzen 20 Jahren, die sie sich schon im Business tummeln, hat die LETZTE INSTANZ immer mehr Fans hinter sich scharen können. Obwohl man mit der Zeit den alten experimentellen Crossoversound, auch Brachialromantik genannt, in melancholischen Folkrock veränderte hielten die Fans ihnen doch die Treue. Nach einer Trilogie folgte vor 2 Jahren das letzte Album „Im Auge des Sturms“, welches auch wieder sehr melancholisch, rockig ausfiel. Ich bin jetzt wirklich gespannt was uns das 11. Studioalbum „Liebe im Krieg“ zu bieten hat.
Das Album startet sehr verheißungsvoll mit dem Titeltrack „Liebe im Krieg“, einem sehr eingängigen Song der sofort ins Ohr geht. Die rockigen Refrains laden sofort zum Mitsingen ein. Wie wandlungsfähig die Stimme sein kann, kann man schon beim nächsten Song „Tränen aus Stein“ feststellen. Bei diesem rockigen Song pass er seine Stimme total zur Musik ab. Auch die Streicher in diesem Song wurden perfekt in Szene gesetzt. Toller Song! Für mich ein weiteres auf dem Album ist der Song „Steh auf!“ das rockige Lied besitzt seine Highlights in den Refrains und den treibenden Gitarren. Auch von Text her ist der Song ein wahrer Hinhörer, denn an dieser positiven Energie sollte man sich ein Beispiel nehmen. Mit „Tageslicht“ folgt dann eine regelrechte Powerballade, die unter die Hat geht. Vor allem Hollys Gesang macht das Gänsehautfeeling perfekt. Schon seit letztem Jahr ist „Wir sind eins“ den Fans bekannt, denn es wurde bei den letztjährigen „Eisheiligen Nächten“ uraufgeführt. Der popige Song geht sofort ins Ohr und vor allem zu Herz. Beim nächsten Song mach ich mir ein paar Gedanken, denn zu Anfang des Albums waren noch rockige und vor allem mitreißende Sounds zu bewundern, aber bei „Reise“ verspüre ich nur Langeweile. Das ein wenig an den Grafen erinnernde Lied ist mir einfach zu schnulzig.
Die zweite Hälfte des Albums startet mit der wunderschönen Ballade „Weiß wie der Schnee“, einem Song mit einem hohen Hit-Potential. Für mich wird es nun aber langsam mal wieder Zeit ein wenig mehr Tempo in die Songs zu bringen und mein Flehen wurde mit dem nächsten Lied „Das Gerücht“ erfüllt. Genau das ist doch das was die Band in den vergangenen Jahren ausgemacht hat, Spiel mit den Stilistiken und ich hoffe nun das es nun bis zum Ende genauso flott zugeht. Ein wenig wird aber bei „Blutmond“ zurückgeschraubt und bis auf einige interessante Streicherelementen klingt der leicht rockige Song doch ziemlich popig, obwohl er zwischendurch mal Fahrt aufnimmt. Mit „Unsere Tage“ folgt dann ein weiterer Song im Midtempo, der mich auch nicht so vom Hocker reißt, schade. Bei „Ich werde vor dir untergehen“ handelt es wieder um eine Ballade und langsam dümpeln die Songs so vor sich hin. Mal sehen was uns beim letzten Song „Weite Welt“ erwartet. Leider bekommt die LETZTE INSTANZ auch mit diesem balladesken Song nicht mehr die Kurve. Schade, denn ich war immer ein großer Fan ihrer innovativen Ideen in puncto Sound. Vielleicht war es auch ein Fehler Markus Schlichtherle der Produzent von Popgranaten wie JULI oder POLARKREIS 18 ins Boot zu nehmen.
„Liebe im Krieg“ ist kein schlechtes Album, denn es ist qualitativ vom Songwriting hochwertig. Wenn man aber die LETZTE INSTANZ schon seit ihrer ersten Scheibe „Brachialromatik“ kennt, vermisst man wirklich diese innovativen Phasen, welche die Band groß gemacht hat. Trotz allem ist es eine Annäherung an frühere Zeiten, denn die Songs sind teilweise doch etwas ausgereifter als beim letzten Album. Hoffen wir das sie es in Zukunft schaffen diesen Level wieder zu erreichen.

Tracklist:
01.Liebe im Krieg
02.Tränen aus Stein
03.Steh auf!
04.Tageslicht
05.Wir sind Eins
06.Reise
07.Weiß wie der Schnee
08.Das Gerücht
09.Blutmond
10.Unsere Tage
11.Ich werde vor dir untergehen
12.Weite Welt

Line-up:
Holly – Gesang
Bernie – Gitarre
Micha – Bass
Andy – Schlagzeug
M. Stolz – Geige
Benni Cellini – Cello

Faun – Midgard

Knapp zwei Jahre nach ihrer letzten Veröffentlichung „Luna“ kommt ein weiteres Konzeptalbum von Faun heraus: Midgard, was die germanische Bezeichnung für die Erde ist. Thematisch geht es mal zu den Kelten („Lughnasad), den Wikingern („Odin“) oder es steht die Natur im Mittelpunkt. Im Großen und Ganzen eine Reise in den von uns aus gesehen geografischen Norden.

Das wohl bereits vor der Veröffentlichung bekannteste Stück des Albums ist „Federkleid“. Mit diesem Lied beginnt die Reise durch Midgard auf des Vögels Schwingen. Es lädt zum ausgelassenen und sorgenfreien Tanzen ein, was auch im bereits veröffentlichten Video zu sehen ist.

Das bereits 2011 auf der CD „Eden“ veröffentlichte Lied „Alba II“ wurde erneut aufgenommen und unterscheidet sich sehr vom Original. War es auf „Eden“ ein ruhiges, melancholisches Stück, das von Olivers Stimme getragen wurde, ist es hier schneller, tanzbarer und fröhlicher. Neu ist auch die Melodie des deutschen Volksliedes „Nun treiben wir den Winter aus“, die in das Lied integriert wurde. Je nach Stimmung sind beide Versionen auf jeden Fall hörenswert.

Mystisch geht es weiter mit „Nacht des Nordens“. Bereits auf einigen Konzerten haben Faun bewiesen, dass dieses Lied perfekt für einen nebligen Auftritt der Band ist. Der lange instrumentelle Part mit Flöte und Drehleier erinnert ein wenig an das bekannte „Iyansa“. Im Anschluss kommt eins der ruhigeren Stücke des Albums, „McBeth“, bei dem Olivers ruhiger Gesang von Harfe, Cello und Flöte getragen wird.

Und auch der zweite Sänger im Bunde hat wieder ein eigenes Lied bekommen. Bei „Brandan“ singt Stephan die Geschichte des seefahrenden irischen Mönches, der den Meeresgott Manannan Mac Lir um Hilfe bittet. Auch diese Melodie ist nicht unbekannt. So hat Stephan sie auf Konzerten bei seinem Drehleier-Solo schon oft gespielt.

Eine kleine Überraschung ist das Lied „Odin“. Zusammen mit Wardruna ist ein Lied über den Göttervater Odin entstanden, wie er die 16 Runen empfing. Wardruna, die als Co-Komponisten des Soundtracks der TV-Serie „Vikings“ bekannt wurden, vertonen im Lied eine Passage aus der Edda in ihrem typischen Stil. So hat das fast sechs Minuten lange Lied einen klaren Faun und Wardruna teil und kann auch als zwei unabhängige Lieder wahrgenommen werden, bis diese am Ende zu einem verschmelzen.

Eine weitere kleine Überraschung ist die Neuvertonung der bekannten traditionellen „Rabenballade“. In Kombination mit einem bretonischen Tanz und einer neuen Textpassage ist das Lied doch nicht so abgenutzt, wie der Titel es vermuten lässt. Thematisch immer noch aktuell und musikalisch kurzweilig kann es sich ohne schlechtes Gewissen in die vielen Interpretationen des alten Stücks einreihen.

Mythen und Sagen, Bräuche und Natur versuchen Faun uns auf diesem Album näher zu bringen. Musikalisch ein abwechslungsreiches Album, das mit zwei herausragenden Gastmusikern, Maya Friedmann (Cello) und Efren Lopez (Oud), bereits bekannte Gesichter von der letzten Tour aufweisen kann. Auf diesem Album sollte für Fans der ersten Stunde wie auch neuere Begeisterte etwas zum Träumen und Tanzen dabei sein.

Faun – Midgard (VÖ 19.08.2016)
1. Midgard Prolog
2. Federkleid
3. Sonnenreigen (Lughnasad)
4. Alba Ii
5. Nacht Des Nordens
6. Macbeth
7. Gold Und Seide
8. Brandan
9. Odin
10. Rabenballade
11. Lange Schatten

www.faune.de

TANZWUT – Engel Liv als Kontrast zum Teufel!

Im letzten Jahr verzauberten uns TANZWUT mit ihrem Album „Freitag der 13.“. Dieses Album war ein richtiger Kracher, denn der rockige Sound überzeugte auf ganzer Linie. So ist das halt mit den Alben von TANZWUT, man weiß nie was man zu hören bekommt und am Ende ist man immer total überrascht wie toll doch das neue Album wieder geworden ist. Jetzt veröffentlichten sie ihr neues Werk mit dem interessanten Titel „Schreib es mit Blut“ und ich war wieder begeistert. Mal sehen was uns Frontmann Teufel noch so alles berichten kann.
Euer zehntes Album „Schreib es mit Blut“ ist ja jetzt veröffentlicht. Wie liefen die Arbeiten im Studio und das Songwriting?
– Wir haben im Studio unsere Arbeitsweise weiter ausgebaut und auch verfeinert. Zeitmäßig lagen wir genau wie bei dem letzten Album gut in der Zeit und es lief alles reibungslos. Das trifft auch auf das Songwriting zu.
Ich sehe schon einige Unterschiede zum Vorgängerwerk „Freitag der 13.“. Ich finde, mit diesem Album habt ihr den Kreis von allen Alben geschlossen. Bei manchen Songs kann ich Parallelen zu älteren Alben ziehen. Siehst du das genauso?
– Ich sehe das auch so, aber es kam mehr aus dem Bauch heraus. Wir sind jetzt nicht an das neue Album herangegangen und habe gesagt das wir so klingen wollen wie früher oder wir wollen etwas modernes machen. Es ist einfach so entstanden und wir haben uns Mühe gegeben.
Das habe ich auch festgestellt und durch die ganzen verschiedenen Sounds auf dem Album werdet ihr wohl die Fans zufrieden machen. Jetzt aber zu einem anderen Punkt. Die Frage die das Album „Schreib es mit Blut“ stellt, ist ja u.a. der Verkauf der Seele oder der Pakt mit dem Teufel. Wie ist dieses Themenpaket entstanden?
– Wenn man schon den Teufel in der Band hat, ist es ja mal Zeit, das man das Thema mal anreißt. Für uns ist das jetzt aber kein religiöses sondern eher ein philosophisches Thema. Wenn man jetzt „Faust“ liest oder all die anderen Geschichten die es schon vorher gab, war das schon ganz interessant für uns. Goethe war ja nicht der Erste der über dieses Thema geschrieben hat. Dieses Spiel mit Gut und Böse kann man ja auch gut auf die heutige Zeit projizieren, denn man weiß ja nicht wer seinen Vertrag mit Blut unterschrieben hat. In dem Song gibt es ja auch eine Textzeile die sinnbildlich lautet: „Ich weiß genau was du willst, was du begehrst und wünschst, denn ich kann in deinen Kopf schauen. Gib mir deine Seele.“ Genau darum geht es ja, für was würden wir unsere Selle verkaufen. Das steht halt im Raum, aber dieses Thema zieht sich nicht durch das ganze Album. Lustig ist ja auch, dass es in der limitierten CD-Box einen Vertrag mit Blut und Feder gibt, sodass man den Vertrag sofort unterschreiben kann.
Das kann man ja auch auf das Business beziehen, denn viele haben auch schon ihre Seele verkauft.
– Ja darauf kann man es auch beziehen, aber auch auf das Leben, auf die Politik oder was auch immer.
„Schreib es mit Blut“ und „Stille Wasser“ waren ja eure ersten beiden Videos zum Album. Jetzt habt ihr noch einen dritten Song „Reiter ohne Kopf“ als ganz tolles Lyric-Video veröffentlicht. Wer hatte die Idee dieses Video mit einem Comic zu illustrieren?
– Es gibt ja in der limited CD Box den kompletten 24-seitigen Comic als Beilage. Im Video sind nur einige Bilder verwendet worden. Die Idee dieses Lyric-Video zu machen kam nach dem Comic, denn der war vorher schon fertig. Ich habe den Comic-Zeichner Volker Dornemann aus Bochum kennen gelernt und nachdem er mich gefragt hatte, ob wir nicht mal was zusammen machen könnten, hatte ich die Idee zu einem neuen Song einen Comic zu gestalten. Nach langen Gesprächen fanden wir den Song „Reiter ohne Kopf“ ganz gut für einen Comic. Der „Reiter ohne Kopf“ ist ja eine alte Geschichte und ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Großvater Max mir diese, trotz Geschimpfe von meiner Großmutter, oft erzählt hatte. Ich habe dann den Text dazu auf Hiddensee im Herbst bei viel Nebel und Ruhe geschrieben. Bei dieser Atmosphäre wurde dann das erlebte wieder lebendig. Der Comic-Zeichner und ich haben dann, unter Hinzunahme von seinen Ideen, die Story belebt. So ist das dann entstanden.
Das Video zu „Stille Wasser“ gefällt mir besonders gut, denn Liv Kristine und du habt das Augenmerk auf gemeinsames Singen und nicht das jeder einen Part singt, gelegt. Habt ihr das zusammen entschieden? Ich weiß ja dass du die meisten Drehbücher zu den Videos selber geschrieben hast.
– Schon im Vorfeld hat sich heraus kristallisiert das man doch mal zusammen mit einer Sängerin zu arbeiten. Diese Ballade bietet sich ja gerade für einen zweistimmigen Gesang an. Daher das der Song so gestaltet ist, dass man am besten gemeinsam singt, wollten wir nicht, dass jeder abwechselnd seinen Part singt. Wir sind dann auf Liv Kristine gekommen, so als blonder Engel als Kontrast zum Teufel. Liv war auch einverstanden und der Song ist wirklich super geworden, denn es ist wirklich eine Einheit, was halt am gemeinsamen Gesang lag.
Mir gefüllt der Song sehr gut und ihr habt „Stille Wasser“ ja auch zusammen mit Liv auf dem Rock Harz Festival zusammen gesungen. Wie waren die Reaktionen des Publikums gewesen?
– Es war der Wahnsinn. Wir hatten sowieso schon eine geile Reaktion auf dem Rock Harz gehabt, denn es war voll vor der Bühne. Als dann Liv Kristine zu uns auf die Bühne kam, war das Publikum nicht mehr zu halten. Ich hatte ja bis zu diesem Konzert noch nie ein Duett live auf der Bühne performt und wenn man dann mit einer so bekannten und coolen Sängerin ein Lied zusammen singen kann ist das schon unbeschreiblich. Ich muss zugeben ich hatte eine richtige Gänsehaut.
Du sprachst ja schon von der limitierten Box mit dem Comic zu „Reiter ohne Kopf“, einer zweiten CD und den besagten Vertrag mit Feder und einem Fläschlein Blut. Wie ist deine Meinung, ist es in der heutigen Zeit nötig solche zusätzlichen Extras zu machen und wichtig macht es Sinn?
– Man weiß heute, dass der CD-Käufer ein gutes und qualitativ hochwertiges Produkt kaufen kann. Man darf es aber nicht übertreiben. Als Sammler oder als Fan möchte man schon etwas besonderes haben, also sprich die CD die ja schon da ist und dann noch spezielle und interessante Sachen. Von unserem Box-Set gibt es auch nur 1500 Stück mit Echtheitszertifikat und die sind schon fast alle verkauft. Ich denke schon das es Sinn macht, wenn es nicht gerade eine Abzocke vom Fan ist. Wir haben ja auch noch eine zweite CD mit Remixe dabei, wo z.B. einen Remix von PROJECT PITCHFORK für „Schreib es mit Blut“, einen KRUPPS Remix zu „Chaos“ oder „Bruder Leichtsinn“ feat. Herrmann Ostfront. Insgesamt sind es 5 Songs. Es gibt auch heute wieder viele Fans die Vinyl haben wollen, das wäre ja auch mal eine Überlegung wert.

Ich möchte noch mal kurz auf euer Cover eingehen, das mir sehr gut gefüllt. Es beinhaltet euer Zackenlogo was man von den Trumscheits her kennt. Was hat das Zackenlogo zu bedeuten, denn ich kann bei längerem Hinsehen ein Teufelsgesicht erkennen?
– Das ist ja lustig, denn das Logo bin wirklich ich. Das Logo war ja als erstes da und die Trumscheits sind nachher dazu gekommen. Die beiden oberen Trumscheits sind die Hörner und Piercings an der Lippe und an den Ohren. So ist das damals eigentlich entstanden. Heute habe ich die Piercings nicht mehr, denn es stört ein wenig beim Schlafen. Das war mir jetzt gar nicht so bewusst und auch nicht beabsichtigt das man ein Gesicht darin sehen kann, aber wenn ich es mir so ansehe gebe ich dir recht.
Mir passiert das sehr oft, das wenn ich in Felsen auch Gesichter oder auch Tiere sehe.
– Das kann man auch in den Wolken sehen.
Das stimmt man braucht halt eben viel Fantasie. Jetzt zu etwas anderem was ebenfalls fantastisch ist. Als Kontrastprogramm zum Rock habt ihr ja jetzt noch ein neues Projekt, ein Marionetten-Theater mit dem Namen „Theatrum Diaboli“. Die Marionetten und die Musik stammen aus deiner Feder?
– Wir haben ja nicht nur eine CD gemacht, sondern das Marionetten- Theater ist jetzt auch fertig. Die Marionetten sind alle selber von mir geschnitzt worden. Die Bühne, die wir gebaut haben, ist ca. 2m x 2m und die Stücke sind auch von mir geschrieben worden. Eine Geschichte ist eine Anlehnung an die Till Eulenspiegel Geschichte und alles andere ist selber gemacht.
Also alles in Handarbeit!
– Genau und es ist eine tolle Sache wenn man alles selber aufbaut und gestaltet. Wenn es dann auch noch gut ankommt, wie auf der Burg Satzvey oder den Kaltenberger Ritter-Festspielen, wo wir es aufgeführt haben, dann ist man stolz. Für uns ist es toll, denn wir haben eben auch eine vollkommene Abwechslung. Es ist aber nicht zu unterschätzen was in diesem Projekt an Arbeit drin steckt. Es mussten ja 10 Marionetten geschnitzt werden, aber wenn man jetzt sieht was dabei heraus gekommen ist, hat man wirklich ein schönes Gefühl.
Ist die komplette Band mit in dieses Theater involviert?
– Es sind 5 Bandmitglieder involviert. Ich hatte am Anfang rumgefragt und 5 hatten Bock. (Teufel lacht) Die anderen sagten wir bleiben dann mal zu Hause und trink ein Bier! Drei, die ich ausgebildet habe, spielen jetzt die Marionetten und die anderen beiden untermalen die Aufführungen mit leiser Musik und Instrumenten. Es gibt keine lauten Dudelsäcke, das wäre schlecht für die Sprache, Ein kleines Dudelsäckchen ist mit involviert, ebenso eine Cister, Percussion, Geräuschinstrumente und eine Flöte. Es gibt aber auch einige Gesangspassage bei dem Theaterstück.
Du bist ein Quell der Ideen! Was hat dich, neben Rock und der mittelalterlichen Variation von TANZWUT, zu einem Marionetten Theater inspiriert?
– Wir sind ja früher schon bei PULLARIUS FUCCILLO, zusammen mit Michael Rhein von IN EXTREMO durch die Lande gezogen und dabei hatten wir auch ein Marionetten-Theater. Zuvor hatte ich schon zusammen mit einem professionellen Marionettenspieler gearbeitet. Er hat mich damals auch ausgebildet. Er hat mir sehr viele Tricks gezeigt, die ich bis heute nicht vergessen habe, obwohl sehr viel Zeit, 20 Jahre, dazwischen lagen. Ich hatte auch keine Aufzeichnungen mehr darüber und so habe ich alles aus dem Kopf heraus gemacht. Ich möchte jetzt nicht, wie damals mit Micha, durch die Lande touren, es sollte wirklich nur vereinzelt Aufführungen geben. Für eine solche Aufführung braucht man halt einige Puppen und so habe ich dann in meiner Schnitzwerkstatt, die ich mir aufgebaut habe, gestanden. Dann hörte ich immer diesen alten Puppenspieler wie er sagte: „Mensch schon wieder einen Fehler gemacht. Das kannst du jetzt nicht mehr ankleben. Jetzt musst du das noch mal machen.“ So saß ich dann in den heiligen Hallen.
Jetzt habe ich ihm die Nase abgebrochen!
– Nasen brechen übrigens andauernd ab. Die werden alle geklebt und das habe ich damals als erstes gelernt. Das gleiche gilt auch für Finger.
Jetzt komme ich noch zu meiner letzten (Standard)-Frage. Habt ihr neben der Tour im Herbst noch was anderes geplant?
– Ja im Herbst gehen wir auf Tour, aber vorher spielen wir noch auf einigen Burg- oder Schloss-Festivals, wo wir entweder die Mittelalter-Show, oder die Rock-Show spielen. Nach der Tour werde ich sehr wahrscheinlich im Dresdner Prinzenkeller sein und mit einigen Kollegen zusammen mittelalterliche Bankette spielen um die Leute lustig durch die Weihnachtszeit zu bringen. Danach sehen wir mal weiter was alles noch so auf uns zukommt.
Dann kann ich TANZWUT nur alles Gute für die nächste Zeit wünschen und hoffentlich schaffe ich es auch mal wieder zu einem Konzert.

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