Schelmish

Interview mit Dextro (und Picus) von Schelmish am 09.11.2012 in der Kufa, Krefeld

Hermann : Wie seid Ihr eigentlich auf dieses Projekt gekommen, erzählt doch mal ein bisschen?

Dextro: Welches Projekt?

Hermann: Das Ihr jetzt durchzieht!

Dextro: Es gibt kein Projekt, das ist eine Tour. Wir hatten eigentlich vor, ein Projekt zu machen, aber dann ist es nicht dazu gekommen und jetzt ist es im Endeffekt eine gleichberechtigte Tour. Das heißt Saor Patrol spielt ihre Stücke, Schelmish spielt ihre Abschlussstücke, denn Schelmish gibt es zum Ende des Jahres ja nicht mehr und vielleicht spielen wir zum Schluss ein paar Stücke zusammen.
Das mit dem Projekt, welches wir geplant hatten, fing eigentlich auch ganz gut an, muss man sagen. Doch dann stellte man fest, dass alle keine Zeit hatten, Saor Patrol waren extrem viel unterwegs dieses Jahr. Wir waren weniger unterwegs, weil wir dringend eine Auszeit brauchten und haben an Stücken für den eventuellen Nachfolger von Schelmish geschrieben. Und so ist aus dem Projekt nichts geworden. Nun ist es eben nicht mehr Torag???, sondern die Torag, die gemeinsame Tour von Saor Patrol und Schelmish und vielleicht spielen wir zwei, drei Stücke zusammen, müssen wir mal schauen.
Wir haben angefangen, gemeinsam zu proben, doch bald gemerkt, dass die Zeit einfach nicht ausreicht. Saor Patrol waren viel mit dem MPS unterwegs das Jahr über und daher schon ziemlich fertig, da es arg schlaucht, jedes Wochenende zu fliegen, dazwischen noch nach Amerika und dies und das und jenes. Die gute Planung zu Anfang war gemacht, aber wir mussten bald feststellen, dass es einfach nicht möglich ist.

Hermann: Schade, denn ich kann mich erinnern, dass Ihr vor zwei oder drei Jahren schon darüber nachgedacht hattet, ein solches Projekt zu starten.

Dextro: Ja, wir haben darüber nachgedacht, waren auch auf einem richtigen Weg, aber dann hat es, wie das Leben eben so spielt, nicht hingehauen.
Nun ist das natürlich kein Beinbruch und am Ende wird es eine schöne gemeinsame Tour. Wir können den Jungs von Saor Patrol noch ein paar schöne deutsche Clubs zeigen, und das ist gut. Diese Woche machen die Jungs den Support für uns, nächste Woche tun wir dies für sie. So gibt es keinen „richtigen“ Headliner, sondern wir spielen gleichberechtigte Konzerte. Das finden wir auch in Ordnung. Klar, das mit dem eigentlichen Projekt ist schade, aber es klappt eben nicht immer alles im Leben.

Hermann: Habt Ihr irgendwelche Erwartungen an diese Tour?

Dextro: Ich habe die Erwartung an die Band, dass wir gut spielen und einen guten und würdigen Abschluss für Schelmish auf die Kappe kriegen. Ich glaube, das wird uns auch gelingen, denn die Laune bei uns ist auf jeden Fall Schweinegut. Wir haben letzte Woche ja schon den Auftakt in Lübeck gemacht, allerdings allein. Das gehörte noch nicht zur eigentlichen Tour. Das war ein richtig gutes Konzert, ein langes Konzert. Es hat den Zuschauern Spaß gemacht und uns Spaß gemacht. Wir wollen wirklich einen richtig guten Abschluss für das Projekt Schelmish, wollen das die Leute sagen können, sie sind mit Schelmish fertig geworden oder haben mit Schelmish auf einem guten und hohen Niveau aufgehört.

Picus: Es geht auch darum, dass die Mittelalter-Fans noch mal auf ihre Kosten kommen. In Bonn spielen wir ja gemischt, also nicht komplett Mittelalter, wie die anderen Konzerte auf dieser Tour.

Hermann: Was ich auf jeden Fall gehört habe ist, dass sich viele Fans angesagt haben.

Dextro: Wir hoffen, dass die Lokationen voll werden. So können wir allen auch noch mal Tschüß sagen, denn wir werden sie ja nicht alle auf einem Konzert sehen. Und das ist auch okay so. Ich will einfach nur gute Mucke machen und dabei viel Spaß haben. Ohne Druck und ohne Zwang. Und ich glaube, das gilt für alle, die an der Tour teilnehmen.
Was danach kommt, müssen wir halt sehen. Die Formation, die es jetzt bei Schelmish gibt, wird sicherlich nicht einfach ad acta gelegt, sondern wir werden ein anderes Projekt anfangen und natürlich rechtzeitig bekannt geben, ob wir das jetzt machen oder nicht. Genug Ideen sind vorhanden. Und Spaß ist ebenfalls da, auch untereinander.

Picus: Wir werden ja auch oft gefragt, ob wir im Streit auseinander gehen. Das ist völliger Quatsch. Es hat absolut nichts mit persönlichen Sachen zu tun. Wir sind nach wie vor eng befreundet, es gab keinen Streit oder Diskussionen und keine Unstimmigkeiten. Das hat ganz andere Gründe, die nicht in der Besetzung zu suchen sind.

Dextro: Zu den Gründen werde ich sicher nach dem Konzert in Bonn einiges sagen, zumindest meine Gründe offen legen, warum das so ist und das Projekt Schelmish beerdigt werden muss. Wir hatten eine schöne Zeit, haben mit Schelmish viel erreicht, haben viel Spaß gehabt und werden auch danach noch viel Spaß haben -obwohl, den Picus würde ich schon ganz gerne erschlagen.

Picus: Tja, was soll ich dazu sagen…

Allgemeines Gelächter

Hermann: Das lassen wir dann mal so stehen – vielen Dank an Euch!

Dextro: Wie, war’s das schon mit dem Interview? Wie unprofessionell is’n das?

to be continued…

Letzte Instanz – Matrix Bochum 11.10.2012

Letzte Instanz – Ewig-Tour, Matrix, Bochum – 11.10.2012

Das neue Album der Letzten Instanz ist da!
„Ewig“.
Das letzte Kapitel der Trilogie wird nach „Schuldig“ und „Heilig“ aufgeschlagen.Die dazu gehörige Tour 2012 startete in Köln und setzt sich in der Matrix als zweiten Austragungsort fort. Support auf ihrem Weg sind dieses Mal „Lord of the Lost“ aus Hamburg. Nach vierzig Minuten wilder Show der Vorband, betreten nach einer kurzen Unterbrechung die Herren Auch Sachsen, Bayern und Berlin die Bühne.

„Jeder Schuldige hat eine Zukunft. Jeder Heilige hat eine Vergangenheit. Und das wir ewig so sein.“Mit diesem pathetischem Zitat beginnt das jüngste Album und ebenso auch die aktuelle Tour. Die Matrix , wie eh und je gut gefüllt, war von der ersten Minute Auge und Ohr für die neuen Stücke. „Ewig“, „Nur für uns“, „Blind“ – so beginnt der Abend.
Auch alte und viel geliebte Stücke, wie „Unerreicht“, „Ohne dich“, „Der Garten“, „Flucht ins Glück“ und mein persönliches Lieblingsstück „Kopfkino“ (zugegebenermaßen aus einer sehr weit entfernten Ära) fehlen nicht.

Alles in allem schafft es die Letzte Instanz einmal mehr, die Angereisten zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen.Das größte Hit-Potential hat auf dem aktuellen Album wohl „Von Anfang an“, zu dem es bereits auch ein Musikvideo gibt und welches dargebracht natürlich auch auf dieser Tour nicht fehlt.

Hollys schöne und ausdrucksstarke Stimme begeistert von der ersten Minute und schwächelt auch am Schluss nicht.Alles in allem dominiert musikalisch das aktuelle Album den Abend. Beinahe jedes Stück der Scheibe wird in den zwei Stunden gespielt und vom Publikum sehr gut angenommen und sogar stimmlich wiedergegeben.

Die Matrix heizt sch immer mehr auf, was nicht nur an der schlechten Abluft liegt. Leider ist nach wie vor der Sound in dem kleinen Kellergewölbe nicht der allerbeste, aber man kann leider nicht alles haben.

Als Lokation ist das Gemäuer immer noch eines der Besten mit seinem Zwielicht und den schönen runden Bögen. Noch schöner wäre es nun noch, wenn man endlich wirklich durchsetzen künnte, das, in dem ohnehin schon stickigem Raum, das Rauchen auch tatsächlich komplett eingestellt werden könnte. Leider hält sich so gut wie keiner an das Rauchverbot direkt vor der Bühne und die ohnehin schon schlechte Luft, wird dadurch nicht besser.

Ein Konzert der Letzten Instanz ist auch nach inzwischen 11 Alben nicht langweilig und immer wieder eine Reise wert. Auch wenn das Album „Ewig“ sehr viel rocklastiger als die letzten beiden erscheinen, ist die visuelle Umsetzung sehr gelungen und macht Lust auf viel mehr!

KvK

Elfenthal akustisch in Lichtenberg

Primär ist es sicher das Ziel eines Musikers mit seiner Musik nicht nur Gehör zu finden, sondern im Idealfall davon leben zu können. Wenn es dann noch für einen Charterfolg langt umso schöner. Davon ist Elfenthal mit seiner Musik sicher weit entfernt. Und zwar nicht weil sie schlecht ist, ganz im Gegenteil. Sie ist nur sehr speziell und vermutlich alles andere als Chartstauglich. Und gerade ein junges Publikum damit zu begeistern wohl ein aussichtsloses Unterfangen. Oder doch nicht? Es kommt ganz drauf an, ob man sie akustisch oder in voller Rockbandbesetzung erlebt. Das sind 2 völlig verschiedene Gruppen, so verschieden wie vielleicht Rammstein und Philipp Poisel wenn man das ganze plastisch im Pop-Rockbereich verdeutlichen will. Bei den Burgfreunden Lichtenberg, ein rühriger Verein der sich dem Erhalt der Burgruine verschrieben hat und durch sein Burgfest immer bekannter wird, gab es die akustische Variante zu hören.

Elfenthal The Early Music Ensemble, die ruhige Seite von John Kelly und Maite Itoiz (Achtung nicht Kelly-also nicht die Tanzmaus der Kelly Family) und Begleitung sind gekommen um dem Publikum die Musik des Mittelalters auf historischen Instrumenten gespielt näher zu bringen. genauer gesagt Musik der Renaissance, des Barock vom Hofe Alfonsos des Zehnten von Kastilien, Musik von Hildegard von Bingen von Claudio Monteverdi oder von Bach.

Mit hohem, historischem Anspruch nachgespielt und doch mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit, die John Kelly und seine vier Frauen in die Songs einfließen lassen. Viola de Gamba, Flöten, eine sparsam eingesetzte Trommel, Nickelharpa, Harfe, mittelalterliche Gitarren und diverse andere Instrumente unterstützen dabei, und doch sind es vor allem die Stimmen, die den Abend bestimmen und zu einem andersartigen, aber nichts desto trotz absolut faszinierenden Konzertabend machten. Daran hatten auch das Lichtenberger Publikum einen gehörigen Anteil, das aufmerksam und mucksmäuschenstill das Konzert verfolgte. Damit machte man den großartigen Musikern das größte Geschenk und die kamen aus dem Strahlen nicht heraus. Vor allem der Engel in weiß Maite Itoiz strahlte vom einem Ohr zum anderen und fühlte sich sichtlich wohl an diesem Abend. Das mit dem Engel ist übrigens gar nicht so weit hergeholt, so stell ich mir einen weiblichen Engel vor, bildhübsch und mit einer Stimme gesegnet die nicht von dieser Welt zu kommen scheint und der man vom ersten Ton an verfällt. Genauso wie ihrem Lachen, ihrer Natürlichkeit , dem Charme und ihrer wundervollen Art Deutsch zu sprechen, der man allein stundenlang zuhören könnte. Deshalb tut man auch gut daran, dass Maite durch den Abend führt und das Publikum in die Stücke einführt. Auch wenn John Kelly ja perfekt deutsch spricht.

Es sind aber nicht nur die 2, auch die anderen Musiker sind großartig, wie die spanische Opernsängerin, die in der Stimmlage Alt im Chor mitsingt oder Jule Bauer die man sonst als Jule Sonnenklang mit Triskilian auf den Bühnen in Deutschland erleben kann.

Sie passen alle perfekt zusammen, es ist ein harmonisches Ganzes was sich da auf der Bühne um Maite herum gruppiert hat. Und dass John Kelly ebenfalls sehr gut singen kann, weiß man ja eh schon seit der Kelly Family, auch wenn alles was er musikalisch mit seiner Ehefrau Maite auf die Beine stellt, völlig anders als die Kelly-Musik von früher ist.

Und die ist es wirklich wert, dass man ihr Gehör schenkt auch wenn bis heute der Name Kelly bei manchem völlig zu unrecht negative Assoziationen auslöst.

Aber noch einmal zurück zum Auftritt, der von einer kurzen Pause unterbrochen zweigeteilt war. Wenn man John und Maite so ruhig und in der Musik versunken da sitzen sieht fällt es wirklich schwer zu glauben, dass die kleine Spanierin zusammen mit Ehemann John auch völlig anders kann, nämlich so richtig abrocken bei der Rock Oper. Wie sie mir danach verraten haben, arbeitet man derzeit an einem neuen Werk, dass die Geschichte der Blauen Elfe noch übertreffen soll. Und die ist schon sehenswert und der Burgplatz und die Ruine in Lichtenberg wären auch dafür die perfekte Kulisse.

Trotz der schweren ungewöhnlichen Kost verging der Abend irgendwie wie im Fluge und danach standen die Musiker dem Publikum Rede und Antwort und schrieben fleißig Autogramme. Michael Kaiser der im Juni mit Dunkelschön selbst in Lichtenberg aufgetreten ist und es sich zusammen mit Vanessa Istvan nicht nehmen lies die Kollegen von Elfenthal ebenfalls anzuhören, durfte sich übrigens erfolgreich an Jules Instrument erproben.

Damit haben die Burgfreunde Lichtenberg bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr für ein ganz besonderes musikalisches Event gesorgt , dem hoffentlich noch ganz viele folgen mögen.

Eingeführt in den Abend als Vorband haben übrigens die 2 Damen von Lyra Musica aus Hof. Die 2 Spielweyber mittleren Alters (wie es auf ihrer Homepage so schön zu lesen steht) haben sjch ebenfalls der Bewahrung des traditionellen Mittelalterliedguts verschrieben und präsentieren auch mit allerlei Instrumentarium ihre Interpretationen. Das funktioniert trotz eines so dominanten Instruments wie dem Dudelsack erstaunlich gut. So passten beide wirklich perfekt zum Hauptact, führten gekonnt in den Abend ein und rundeten das Programm gelungen ab.

Ganz zum Schluss noch etwas anderes. Nightwish haben sich ja wieder von ihrer Sängerin verabschiedet. Nach dem Abgang von Tarja hat man ja ewig gesucht. Jetzt geht die Suche wieder los, dabei bräuchte man gar nicht suchen. Denn wenn einer stimmlich perfekt passen würde dann sicher Maite Itoiz, aber die ist bei Elfenthal bestens aufgehoben.

Bernd Sonntag

Louis Manke von Staubkind

Jarwin: Meine erste Begegnung mit Staubkind war 2006 in Hof. Ich weiß nicht ob du dich da noch dran erinnern kannst?
L.M.: Oh ja, das war das Franken- Schwarz- Festival und wir haben vergessen unsere Hotelschlüssel abzuholen, dann hatten wir nämlich kein Hotel.

Jarwin: Der Auftritt ist mir wegen dem Selig- Cover „Ohne dich“ im Gedächtnis geblieben. Gibt’s das heut auch wieder?
L.M.: ja, das gibt es heute auch wieder zu hören .

Jarwin: Seitdem hat sich aber einiges getan bei Staubkind. Und dieses Jahr war durch die Unheilig-Tour vermutlich das erfolgreichste. Wie kam die Verbindung zustande?
L.M.: Wir sind mit dem Grafen schon seit Anfang an bekannt und haben unser allererstes Konzert in Basel mit ihm gegeben. Auf der Ultimate Joice-Tour habe ich dann schon angefangen das erste Staubkind-Album zu schreiben, auf einem ganz alten Laptop. Das haben sowohl der Graf als auch Henning mitbekommen und noch ein paar Tipps gegeben. Von da an hat der Graf unsere musikalische Arbeit verfolgt und man ist sich immer wieder über den Weg gelaufen bei Festivals. Bei Traumfänger haben wir dann auch zusammen gearbeitet. Und als es beim Grafen dann immer mehr bergauf ging hat er uns auch immer wieder mit eingeladen. Dann haben wir die Unheilig und Friends Tour im Jahr 2009 mitgemacht. Wir waren da seit langer Zeit wieder auf einer so großen Bühne gestanden. 2011 kam dann der Anruf, dass in Heilbronn auf seiner „Heimreise-Tour“ eine Vorband ausgefallen ist. Mittwoch rief das Management an ob wir Samstag Lust hätten. Klar sind wir dann da hingefahren, haben dann vor 10000 Leuten gespielt und waren völlig aufgeregt. Es war dann aber so gut, dass die Leute sogar mitgesungen und das so toll aufgenommen haben. So dass sie uns gefragt haben ob wir die „Lichter der Stadt- Tour“ mitfahren wollen. So ist es dann entstanden. Es ist auch so, dass sich der Graf trotz des ganzen Erfolgs nicht verändert hat. Er ist immer noch der Gleiche wir vorher. Wir sind auch die ganze Tour über super behandelt, wie eine große Familie. Das technische Material war natürlich vom Feinsten. Wir sind echt super supportet worden.

Jarwin: Deine neue CD hat eingeschlagen wie eine Bombe. Gab es da, ähnlich wie bei Unheilig, Neider, die versucht haben den Erfolg madig zu machen?
L.M.: Wir haben mit mehr gerechnet als jetzt letztendlich passiert ist. Aber im Endeffekt hat man das und wir stehen der Sache eigentlich ganz offen gegenüber und diskutieren auch mit den Fans solange es im Rahmen ist. Wie die ersten Singles rauskamen hatten ja viele schon Angst, dass das Album etwas sanfter ist und dass wir uns in Richtung Kommerz verändert haben. Da haben wir immer über Facebook schon ziemlich viele Briefe geschrieben und mit den Fans auch drüber geredet und ich denke solche Ängste sollte man den Fans dann auch nehmen. Es ist ja auch verständlich, wenn die Fans einen 7 Jahre unterstützen, einem den Rücken stärken und es ja letztendlich ermöglichen, dass man unterwegs sein kann, und im 8. Jahr denken, oh Gott hoffentlich macht er jetzt keinen Schlager, dann sollte man solche Ängste schon ernst nehmen.

Jarwin: Ward ihr selber überrascht über den Erfolg der CD?
L.M.: Ja schon. Es hätte auch ganz anders ausgehen können. Es hat aus verschiedenen Gründen jetzt 5 Jahre gedauert bis wir das 3. Album fertig hatten und dann kam dieser Anruf von Unheilig und wir haben es nochmal verschoben. Wir haben dann den Henning gefragt ob er es produzieren möchte. Ich wollte mal in ein richtiges Studio gehen. Die ersten beiden Alben hab ich in meinem Zimmerchen mit meinen technischen Kenntnissen als Musiker produziert. Dann muss man seine eigene Stimme abmischen und schneiden. Jetzt hatte man jemanden, der das alles gemacht hat mit sehr großem Knowhow. Dann konnte man sich jetzt voll auf die Musik konzentrieren und hatte Leute die einem noch gute Tipps gegeben haben. Also ich persönlich bin inhaltlich und technisch an dieser Produktion sehr gewachsen. Es ist auch das erste Album das fertig geworden ist. An den anderen Alben hätte man theoretisch noch 3 Jahre herum schrauben können. Ich hab das Album dann erstmal 3 Wochen gar nicht mehr gehört und dann ins Autoradio eingelegt und dachte mir „ja cool, das ist fett“. Die Gitarren und die Songs sind so wie ich sie mir vorgestellt habe. Einfach fertig. Musiker schrauben ja immer gerne ewig an ihren Sachen.

Jarwin: Was macht man als Musiker in den 5 Jahren in denen man an einer Platte arbeitet?
L.M.: Ich hab noch viele andere Sachen gemacht. Terminal Joice ist gewesen, wir haben ein Album zwischendurch raus gebracht, wir waren bei Blutengel mit unterwegs, haben das Bühnendesign und die Videohintergründe gemacht und schreibe Songs für andere Bands u.s.w.

Jarwin: Gothic meets Klassik. Wir bereitet man sich darauf vor. Es ist ja ein gewaltiger Unterschied mit einem Symphonieorchester zu arbeiten.
L.M.: Richtig. Also wir haben den Vorteil, dass wir für die Platte jetzt schon die Nummern die schon arrangiert waren nehmen konnten und das auf die Bonusversion mit drauf packen konnten. Das fanden wir eine sehr gute Idee auch mal was anderes zu machen und sind dadurch schon ein bisschen in der Geschichte drin. Wir haben jetzt morgen nochmal eine Probe mit dem Arrangeur und wir fahren jetzt übernächste Woche zum Proben nach Polen zu dem Orchester. Das wird für uns eine neue Erfahrung sein. Wie dynamisch arbeitet so ein Orchester? Wie singt man drauf? Die sind ja auch mal schneller, oder mal langsamer. Mal schauen, wir sind schon alle etwas aufgeregt. Es ist ja auch ein 360° Saal, d.h. ich muss mich als Sänger auch mal umdrehen. Da stellt sich die Frage wie wird die Performance aussehen wird, wie wird das ganze arrangiert. Eine völlig neue Situation für mich.

Jarwin: Ist man dann bei so Cross-over-Projekten nervöser als sonst?
L.M.: Ja klar. Das ist ja auch bei der Unheilig-Tour schon so gewesen. Da war das erste Konzert in einem Fußballstadion mit 15000 Leuten. Ich hatte vorher noch nie vor so vielen Leuten gespielt. Aber nach dem 3., 4. Konzert pendelt sich das ein und man entwickelt eine gewisse Routine, man ist dann zwar immer noch aufgeregt, aber man hat schon eine Ahnung wies läuft und geht dann gleich anders ran. Ich bin ja eh ein Lampenfieber- Typ. Ich sterbe jedes Mal bevor ich auf die Bühne muss. Als ich bei der Unheilig- Tour das erste Mal raus musste hab ich hinter der Bühne auch gesagt – Mensch, hätte ich auf meine Mutter gehört und wäre Tischler geworden-. Auf der Bühne geht’s dann aber wieder.

Jarwin: Die Idee für das Projekt kam von Chris?
L.M.: Nein, das hat das Label organisiert. Also die hatten die Idee und haben das auch umgesetzt und haben uns als Bands dann eingeladen.

Jarwin: Was hörst du privat an Musik?
L.M.: Meine eigene Musik hör ich selten. Da man beruflich sehr viel mit Musik zu tun hat und auch sehr viel analysiert, sich viel Musik anhört um zu hören wie ist das gemacht wird, wieso gefällt mir das, bin ich dann doch ganz froh wenn einfach mal nur der Fernseher läuft und ich auf der Couch liegen kann. Ansonsten dudelt bei mir das Radio, also sehr „mainsteamig“. Früher hab ich gern Christina Aguilera angehört, weil ich die letzten beiden Alben ganz gut fand, nur ist das schon eine ganze Weile her.

Jarwin: Wir fotografieren ja hauptsächlich im Mittelalterbereich. Hast du dazu auch einen Bezug?
L.M.: Nein, Mittelalter weniger. Das ist nicht so ganz meins. Ich war als Jugendlicher immer mal gern auf diesen Mittelalter Spektakeln bei Dresden. Das hat mir ganz gut gefallen, aber die Musik gefällt mir, vor allem wegen den Dudelsäcken, nicht so wirklich. Aber das Eintauchen in eine andere Welt, die Atmosphäre ist schon schön.

Jarwin: Wo kommt denn der Name Louis her? Eigentlich heißt du ja Sven?
L.M.: Sven ist mein Zweitname. Den habe ich von meinem Opa. Sven ist zwar der Rufname aber nachdem sich bei Sven ca. 15 Leute umdrehen und bei Louis vielleicht 2 habe ich mich für diesen entschieden.

Jarwin: Staubkind wird ja schon immer zur schwarzen Szene gerechnet. Hast du einen Bezug zu der Szene?
L.M.: Also ich bin so ein bisschen rein gerutscht. Ich hab zwar früher auch gerne The Cure gehört, habe mich geschminkt und bin mit hoch tupierten Haaren gegangen, aber das hat für mich noch nichts mit schwarzer Szene zu tun gehabt. Vorher hab ich Metal gemacht und dann aber gemerkt, dass in der Szene relativ offen und großherzig mit den ganzen Gefühlen umgegangen wird und das hat mit sehr gut gefallen. Da hab ich mich mit meinen Gefühlen und Texten sehr wohl gefühlt. Hab aber auch immer betont, dass es zwar schön ist, dass wir den Platz gefunden haben, aber dass unsere Musik jeder hören kann. Ich finde es mittlerweile etwas schade, dass die Toleranz in der Szene und dieses ganze Drumherum gelitten hat und es eher noch darum geht, wie man sich präsentiert, nicht mehr so wie man es lebt. Ich finde die Szene mittlerweile etwas bröckelig, es geht nur noch darum sich zu verteidigen. Eigentlich ist „Leben und leben lassen“ immer das was die Szene gefordert hat. Man fand es auch immer ganz cool in Leipzig, wenn einer mal extrem anderes herum gelaufen ist. Das ist in der Szene ein bisschen verloren gegangen. Aber das ist einfach der Lauf der Dinge und vielleicht gibt es ja mal wieder ein paar Leute, die das wieder etwas hoch leben lassen. Ohne intolerant zu sein, ohne irgendwelche Leute auszugrenzen, die vielleicht anders aussehen. Das ist nämlich im Moment ein sehr großes Problem, dass Leute, die normal aussehen ausgegrenzt werden, obwohl wir früher ja das gleiche Problem hatten, weil man anders ausgesehen hat. Aber man vergisst recht schnell. Ja, ansonsten fühlen wir uns nach wie vor sehr wohl. Haben natürlich jetzt durch das Unheilig- Publikum eine bunte Mischung bekommen, das merken wir auch, dass alte Songs anders funktionieren als früher und die neuen Songs natürlich auch. Ich habe jetzt auf der Unheilig- Tour gelernt, mit dem Grafen und Andreas Burani, den ich kennen gelernt habe und der ja aus einer ganz anderen Musikrichtung kommt, zu akzeptieren, dass eben alle sich meine Musik anhören können, egal ob schwarzes, weißes oder buntes T-Shirt. Es gibt eben keine Schublade in die man die Fans reinstecken kann. Am Anfang war ich auch skeptisch, was die Unheilig-Tour angeht, bin aber mittlerweile sehr froh das gemacht zu haben. Das Schöne ist ja, dass man mittlerweile auf Konzerte jeglicher Musikrichtung einfach hingehen kann, egal aus welcher Richtung man kommt. Man kann auf ein Klassikkonzert gehen oder in die Oper, auch wenn man vorher noch nie dort war und ohne einen Frack zu besitzen, genauso wie auf ein Heavy Metal Konzert. Und warum soll nicht auch ein „Normaler“, mit buntem T-Shirt auf ein Gothic-Konzert gehen, wenn es ihm gefällt. Das schöne ist, wir hatten jetzt in Thurgau einen da, der völlig extrem aussah. Nietengürtel, gepierct, zerfetztes Hemd, tätowiert und daneben stand die Hausfrau mit ihrer Tochter. Das fand ich echt cool, es haben sich alle akzeptiert und toleriert und haben dann sogar miteinander ein Gespräh angefangen.

Jarwin: Ja das entwickelt sich im Moment sehr. Ich denke, dass da auch Unheilig mit dafür verantwortlich ist, dass Bands aus der schwarzen Szene immer mehr entdeckt werden und sich das Publikum etwas bunter mischt.
L.M.: Es gibt natürlich Bands, die sich darauf fest legen, die die schwarze Szene vertreten, wie z.B. auch Lacrimosa und ASP, das ist schon sehr szenenspezifisch. Man kann zum Grafen stehen wie man will, man kann auch sagen es ist fragwürdig wie er aus der Szene raue ist. Es hat jeder das Recht sich eine Meinung zu bilden. Das wichtigste ist einfach wie tolerant oder wie höflich man damit umgeht. Da sind ja wirklich Sachen an den Tag gelegt worden, wo ich dachte „mein Gott“. Man muss doch nicht Unheilig- Publikumsfotos machen nur um sie dann in Facebook zu posten und dann die Leute mit Kommentaren an den Pranger stellen, nur weil sie ein rotes T-Shirt tragen und bei Unheilig mitgesungen haben. Da habe ich mich dann schon ein bisschen ans 3.Reich erinnert gefühlt, wo die Menschen anhand ihres Aussehens beurteilt wurden. Da war ich etwas enttäuscht. Kritik kann man schon Äußern, aber es ist immer die Frage in welchem Ton man es macht. Da habe ich mich sofort von einigen Sachen distanziert und gesagt das kann ich nicht unterstützen.

Jarwin: Möchtest du noch irgendetwas los werden?
L.M.: Ja, dass es ein toller Sommer war und ich möchte allen Fans danken, die dabei waren und neu dazu gekommen sind.

Jarwin: Wünsch dir was! Wenn du heute die Möglichkeit hättest dir einen Duett Partner oder Partnerin zu wählen. Gäbe es da jemanden mit dem du gerne einmal zusammen arbeiten würdest?
L.M.: Schwierig. Es gibt im Moment niemanden. Ich überlege schon, wir haben auch jemanden im Auge, aber das möchte ich jetzt nicht verraten. Mit Andreas Burani haben wir damals ein Abschlussduett am letzten Tourtag gemacht. Das war sehr interessant.

Jarwin: Vielen Dank für die Zeit und die offenen Antworten! Es hat uns viel Spaß gemacht. Viel Erfolg weiterhin mit Staubkind.

Carolin und Bernd Sonntag

Staubkind, 27.11.2012 Gasometer Zwickau

Ein bißchen wie Heimkommen war das Konzert von Staubkind am Samstag im Zwickauer Gasometer für Bandchef und Sänger Louis Manke, stammt er doch aus Zwickau, gerade mal 5 km weg wie er in einer Ansage betonte. Leider nur eine von ganz wenigen, denn zu erzählen von seinem bisherigen Musikerleben hat er genug. Und so gibt es unter Interviews auf www.jarwinbenadar.de ein ausführliches Staubkind-Interview. Bereitwillig hat sich Louis viel Zeit für uns genommen, um unsere Neugier zu befriedigen. Wir erlebten einen super netten und entspannten Bandchef, der die letzten Monate genossen hat und die vielen positiven Eindrücke auf sich wirken lässt. Genauso entspannt und sichtbar glücklich und zufrieden stand er übrigens auch auf der Bühne, nichts zu spüren von Nervosität und man sah ihm an, wie er den Moment und das mitgehende Zwickauer Publikum genoss. Das hatte sichtlich Spaß und besonders bei den ruhigen Songs als kräftig mitgesungen wurde hatte das Konzert seine stärksten Momente.

Genauso wie er konnte seine 4-Mann-Band überzeugen und war mit Leidenschaft dabei. Allen voran der Keyboarder Henrik Böhl, der schon nach der Hälfte des Konzerts im eigenen Saft zu schmoren schien. Das lag aber nicht nur an den angenehmen Temperaturen des Gasometers, während draussen der Winter Zwickau einschneite. Sondern vor allem auch an ihm, so leidenschaftlich haute er in die Tasten und lebte die Musik mit. Und da Louis eigentlich fast während des ganzen Konzerts so richtig Gas gab, blieb kaum Zeit zum Luftholen und an abschwitzen war schon gar nicht zu denken. Überhaupt ist der kleine Berliner ein echter Wirbelwind. Ständig ist er von links nach rechts und von rechts nach links auf der Bühne unterwegs und bringt deswegen so manchen Hobbyfotografen zur Verzweiflung weil die Auslöseverzögerung nach Scharfstellen länger dauerte, als Louis auf einen Fleck verweilte.

Staubkind zählen seit der Gründung 2003 zu den Bands der schwarzen Szene, ihre Musik wird ähnlich wie bei Unheilig inzwischen aber nicht nur von den Szeneanhängern gehört, logischerweise genießen sie nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie der „Gothic-Graf“, der inzwischen zum erfolgreichsten Deutschen Sänger mutiert ist. Aber Aufmerksamkeit genießen Staubkind, sicher auch Dank der letzten Unheilig Tour, die man supportet hat inzwischen auch im Nicht-Gothic-Bereich. Das zeigen nicht zuletzt die Verkaufszahlen. „Fang Dir Deine Träume“, 2012 erschienen, nahm mühelos den Weg in die Top 100 Albumcharts. Kein Wunder, ist die Musik von Staubkind durchaus massenkompatibel und das im positiven Sinne. „Fang Dir Deine Träume“ ist aber auch eine gelungene Scheibe geworden und es lohnt sich wirklich einmal reinzuhören. Und so gab es beim Konzert natürlich viel aus der neuen CD, selbstverständlich gab es aber auch Musik aus den zwei früheren Scheiben, man bekam also einen wirklich guten Eindruck vom musikalischen Schaffen Staubkinds, sehr zur Freude vieler Staubkinder, die bereits 2 Std vor Hallenöffnung geduldig vor der Tür warteten. Und neben den ganzen eigenen Songs gab es auch 2 Coverversionen zu Gehör. Die eine, von Selig, mit dem Titel „Ohne Dich“ wurde auf der zweiten Staubkind CD „Traumfänger“ 2004 veröffentlicht, zu einer Zeit als es die Band Selig schon lange nicht mehr gab. Zum Glück hat sich die Band nach ihrer Auflösung 1999 2008 wieder neu gegründet und vielleicht hat der eine oder andere Konzertbesucher nach dem Konzert so richtig Lust bekommen in die Musik um Ausnahmesänger Jan Plewka einmal reinzuhören. Es lohnt sich, wie Manke vor dem Stück betonte.

Coverversion Nummer 2 stammt von Karusell, ist die geheime DDR- Nationalhymne und das melancholische Lied passt geradezu perfekt ins Staubkind Programm. Und da es bis heute im Westen immer noch viel zu wenig Menschen kennen, ist es doppelt schön, dass Staubkind den für mich schönsten Ostsong am Leben halten.

Nichts ist unendlich, so sieht es doch aus heißt es in dem Song. Dies gilt natürlich auch für das Staubkind und so war um 0:00 Uhr nach der Zugabe dann auch endgültig Schluss. Zuvor wurde sich aber noch beim Publikum bedankt, die großartige Location gewürdigt und den Zuhörern mitgeteilt, dass man sich gleich am Merchandise zum Plausch und Autogrammeschreiben wieder trifft.

Scream Silence

Losgegangen ist das Konzert übrigens pünktlich um 21.00 mit dem ein- stündigen Auftritt von Scream Silence, einer befreundeten Berliner Dark-Alternative-Band, der man genug Zeit gab den Gasometer- Besuchern einen Teil ihrer Dark-Rock-Songs vorzustellen. Bereits seit 1998 gibt es Scream Silence nun schon, es sind also alles andere als Newcomer, die da auf der Bühne standen. Und mit 8 Alben hat man bis heute auch einen respektablen Plattenkatalog zusammengebracht. Mit Auftritten beim Mera Luna, dem Blackfield und natürlich auch beim WGT ist die Band in der Gothic Szene auch durchaus bekannt und ihre Werke wurden auch in der Fachpresse wie Sonic Seducer, Zillo und Orkus gelobt. Unter anderem als CD des Monats, das heißt schon was. In all den Jahren gab es einige Besetzungswechsel und auch der Sound veränderte sich. Doch bis heute bleibt man den düsteren Klängen treu. Die passen auch hervorragend zur Stimme von Sänger Hardy Fieting der etwas wie der ältere Bruder von Gitarrist Hagen Schneevoigt ausschaut. Schade, dass die im Gasometer nicht so ganz zur Geltung kam. Das lag zum einen an der relativ kurzen Soundcheckzeit die man zur Verfüügung hatte und am Gasometer selbst. Denn hier einen guten Sound hinzubringen ist für jeden Tontechniker eine echte Herausforderung. Mit Staubkind ist man nicht nur freundschaftlich verbunden, man hat in diesem Jahr ebenfalls eine neue CD am Start, die man schlicht Scream Silence betitelt hat und dem Zwickauer Publikum vorstellen will. Doch natürlich ist auch für ältere Songs Platz auf der Setlist und so bekommt man einen echt guten Überblick über das musikalische Schaffen einer Band die sich etwas wie eine gitarrenlastigere Mischung von Depeche Mode meets the Mission anhört. Der Auftritt, wenn auch nicht klanglich optimal, macht trotzdem Lust auf mehr, auch dem Publikum , so dass es sehr zur Publikumsfreude noch eine musikalische Zugabe gab. Und wenn man sich dann mal auf die neue CD einlässt, wird man feststellen, dass Scream Silence eine erstaunliche Klangvielfalt zu bieten haben, natürlich immer dominiert von Fietings schö anzuhörnder Stimme.

Und so bekamen die Zuhörer im gut besuchten Zwickauer Gasometer viel geboten zu einem sehr fairen Eintrittspreis. Wer Lust auf das musikalische Doppel Staubkind-Scream Silence bekommen hat sollte sich aber beeilen, mehrere Konzerte der Tour melden schon ausverkaufte Hallen.

Bernd Sonntag

Dazkarieh – Eterno Retorno

„Ewige WiederkehrE. Ein Album, das mit diesem Namen betitelt wird, muss man sich einfach genauer betrachten, bzw. genauer anhören!

Es ist das sechste Studioalbum der portugiesischen Folkband Dazkarieh, die seit 1999 zusammen musizieren und seit 2006 auch mit eigenen Kompositionen aufwarten. So zeichnet sich Vasco Ribeiro für die Musik und Joana Negrao für die Texte aller Stücke des aktuellen Albums verantwortlich.

Dazkarieh: Eterno Retorno

Es gibt nur wenige Bands, die es schaffen, etwas ganz eigenes zu kreieren. Dazkarieh gehören definitiv zu diesen Bands! Alte und wunderschöne Instrumente werden mit verzerrten Gitarren kombiniert und mit Elektronik, Schlagzeug und vielerlei Effekten vermischt.

„Eterno Retorno“ beginnt wild, mit viel Schlagzeug und E-Gitarre, beinahe also „(ir)Real“, aber wunderbar harmonisch. Diese Harmonie bleibt auch im weiteren Hörverlauf des Albums bestehen. Laute Töne wechseln in ruhigere Gefilde und wieder zurück. Auch traditionelle Instrumente, wie der Dudelsack oder die Nickelharpa fehlen nicht.
Die Band schafft verschiedene musikalische Atmosphären, von starkem Rock („(ir)Real“ oder „Contos de Cordel“), über mystisch-poetische Klänge („Ladainha do Lago“) bis hin zu wunderschönen rein akustischen Songs („Embalo ao nascer do Sol“).
Die Expressivität und Emotionalität in Joanas Stimme wird zum Teil durch gedoppelte Stimmen im Arrangement verstärkt.

Mit dem neuen Album zeigt sich, dass auch Portugal einiges an musikalischen Größen zu bieten hat. Moderner Folkrock, wunderbar geschrieben und interpretiert!

Besetzung:
Vasco Ribeiro Casais – Nyckelharpa, Bouzouki, Bagpipes
Rui Rodrigues – Guitar, Cavaquinho
Joana Negrao – Voice, Bagpipes, Adufe, Tambourine
Joao Campos- Drums

Trackliste
1 (Ir)Real
2 Terra escura
3 Embalo ao nascer do sol
4 Quatro ciclos
5 Sei que nao sei
6 Guardar segredo
7 Folha vazia
8 Contos de cordel
9 Tronco
10 Sombra
11 Ladainha do lago
12 Primeiro olhar

KvK

Heimataerde – Gottgleich

Heimataerde – Gottgleich

Die Musik von Heimataerde zu beschreiben, war immer schon ein schwieriges Unterfangen. Legt die Band nun schon seit ihrem ersten Album im Jahre 2004 immer wieder eine Schippe obendrauf.
Heimataerde sind eine Mittelalter-Kapelle, die nicht nur allein auch durch die ihre Live-Auftritte beliebt und berüchtigt ist, wo sie als Templer regelmäßig ihr Unwesen treiben. Aber gerade die schrillen und ungewöhnlichen Shows der Band sind ein guter Grund, sie immer wieder für Festivals zu engagieren. Diese Spektakel sollte man sich nicht entgehen lassen.

Heimatærde: Gottgleich, 2 CDs„Gottgleich“ ist das fünfte Album der Band. Es beginnt mit einem Intro („Der Weg“), welches direkt aus einem Soundtrack entsprungen scheint, poetisch dargebracht und musikalisch sehr stimmungsvoll unterlegt. Und noch mehr Stücke dieser Art sind auf „Gottgleich“ zu finden. Das Zusammenspiel von Musik und Gesang ist Heimataerde einmal mehr als wunderbar gelungen, wobei die Spannung steigen dürfte, wenn man daran denkt, wie sie dieses Album visuell bei ihren Auftritten umsetzen werden.

Das Album ist durchsetzt mit gewohnt harten Gitarrenriffs („Templerblut“). Dudelsäcke und Drehleiern fehlen natürlich ebenfalls nicht („God Rest Ye Merry Gentlemen“). Das gesamte Album ist stimmig und der Sprechgesang von Ash kommt gewohnt martialisch daher. Kleine Geschichten, wie zum Beispiel in „Agnus Dei“ und „Outremer“ erzählt, bilden einen schönen Kontrast zu den EBM Klängen, immer passend melodisch begleitet. Poetische Melodien wechseln sich mit mittelalterlichen Klängen ab, wenn auch immer wieder unterbrochen durch die brachialen Gitarren und das harte Schlagzeug („Tief in Dir“, „Dein Opfer“).

Mit „Gottgleich“ wagen sich Heimataerde einmal mehr in Gefilde, die so manch anderer Künstler ihrer Zunft nicht betreten würde. Dabei bleiben sie aber immer hörbar und man ist geneigt, sie vorbehaltlos weiter zu empfehlen. Das Album hat Tiefgang und steckt voller Geheimnisse, die es zu entdecken gilt.

Tracklist
1. Der Weg
2. Templerblut
3. Die Nacht
4. Zwischen den Sternen
5. Angus Dei
6. Wacht auf
7. God rest ye merry gentlemen
8. Tief in dir
9. Outremer
10. Dein Opfer
11. Pilgerlied
12. Al Naharot Bavel
13. Allein
14. Leise fließt der Ebro

KvK

Capercaillie-Helmbrechts Kulturwelten am 26.10.2012

Was lange währt wird endlich gut kann man zum Auftritt der schottischen Folkgruppe sagen, der nach einjähriger Verzögerung glücklicherweise doch noch in Helmbrechts im Rahmen der Kulturwelten stattgefunden hat, selbstverständlich bei ausverkauftem Saal. Das Konzert musste vom letzten auf dieses Jahr verschoben werden, weil just zum angesetzten Termin Bob Dylan mit 2 Capercaillie Mitgliedern tourte und angeblich der Rest der Gruppe in Australien beim Staatsbesuch der Queen einen Auftritt hatte. Endlich hat es aber nun geklappt, wenn auch nicht in voller Besetzung, denn die besteht aus 8 Mitgliedern. Doch Percussionist und Schlagzeuger hat man daheim gelassen, was für den intimen Rahmen einer Accoustic Tour sicher kein Problem darstellte, im Gegenteil. Umso mehr kam der Gesang der großartigen Sängerin Karen Matheson zur Geltung. Mit Jarlath Henderson an den Pipes hat man für Michael McGoldrick , der auch fehlte, einen tollen Ersatz gefunden. Bisweilen handierte er mit 2 Pipes gleichzeitig und begeisterte damit sichtlich Zuhörer und Band. Doch neben den Pipes ist es besonders die Fiddle von Charlie McKerron und das wunderschöne alte Akkordeon von Donald Shaw, die den Sound von Capercaillie prägen. Die Band komplettierten im Helmbrechtser Bügersaal Ewen Vernal am Kontrabass und Manus Lunny mit Bouzouki und Gitarre.

Auf die Sekunde pünktlich um 20.00 erklangen die ersten Takte des „Skye walking Songs“ gefolgt von „An Buachaille Ban“ und sofort kam richtig Stimmung im Saal auf. Capercaillie, der Name ist übrigens der schottisch-gälische Ausdruck für Auerhuhn gibt es nun schon seit 1984 als mit Cascade das erste Album erschien. Und auch wenn die Band bis heute, wie viele Gruppen, einige Besetzungswechsel hinter sich hat, die Gründer Donald Shaw und Sängerin Karen Matheson sind der Band und ihrem Stil bis heute treu geblieben. Um die 18 CDs gibt es seitdem, man hat also einen unerschöpfliche Fundus an Liedern, die man bei einem Liveauftritt spielen kann und davon machte man auch reichlich Gebrauch. Es gab also nicht nur Songs der neuesten CD Roses and Tears zu hören sondern auch älteres.

Leicht hatten es die Besucher nicht, den Songs zu folgen, sind ein Großteil doch in Gälisch gesungen und da nützt selbst gutes Englisch nichts um etwas zu verstehen. Aber irgendwo macht dies aber auch den Reiz der Band aus, die mit dem Song Coisich a Ruin 1992 erstmals einen gälischen Song in den UK Top 40 platzieren konnten. Das zugehörige Album Delirium wurde übrigens in Deutschland mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet.

Englisch wird aber auch gesungen z.B. bei Song Nummer 4 im Programm Don`t you go geschrieben von John Martyn den ersten absoluten Höhepunkt des Konzerts, das anklagende Anti-Kriegslied mit dem ergreifenden Chorus „Don`t you go, don`t you go my son“ ist sicher vielen Konzertbesuchern bleibend in Erinnerung geblieben. Nach „Fasgail an Doraich“ ehren Capercaillie Michael Marra, der im Alter von 60 Jahren am 23. Oktober also gerade mal 3 Tage vor dem Konzert an einem Krebsleiden verstorben ist. Dem Schottische Singer-Songwriter aus Dundee zu Ehren erschallt Green Grow the Rushes `o und man kann eine Stecknadel im Saal fallen höen so andächtig lauscht das Publikum. Bevor es in die Pause geht wird es mit Seice Ruairdh wieder fröhlicher und die nun folgende Pause nützt man zum Verkauf der letzten CD, die immerhin schon 2008 erschienen ist. Trotzdem fand sie reissenden Absatz und die vielen Exemplare langten nicht, um alle Konzertbesucher zu befriedigen.

Nach der Pause ging es mit Calum`s Road und Seinneam Cliu Nam Fear ur weiter. Nach dem Song Evit ar Bar hatte Jarlath Henderson Gelegenheit bei einem Pipe Solo sein Können zu zeigen und Band und Publikum lauschten fasziniert.

Richtig Gänsehaut erzeugt Capercaillie, wenn alle 6 Mitglieder, dominiert natürlich von der Stimme Karen Mathesons mitsangen wie z.B. in Both Sides of the Tweed. Omnia Fans dürften die Zeilen

Let virtue distinguish the brave

lace riches in lowest degree

hink them poorest who can be a slave

hem richest who dare to be free

bekannt vorkommen. Fängt Steve Sic seine Live Version des Lieds En Avant Blonde auf Worlds of Omnia genau mit diesen Worten an.

Capercaillie sind ein akustischer Soundtrack für den Kopf, es lässt sich gar nicht vermeiden sich die Schottischen Highlands vorzustellen über die man gerade läuft oder das fröhliche Pub, in dem gerade eine wunderbare Band stimmungsvoll aufspielt. Capercaillie ist ein musikalischer Schottlandausflug der ganz besonders stimmungsvollen Art der natürlich mit Zugaben und den Songs The Tree und Fear A Bhata (oh my Boathan) unter großem Applaus leider langsam zu Ende geht. Und so sorgte der Auftritt nicht nur bei meinem italienischen Sitznachbarn Cristian, der extra aus Italien zum Konzert angereist war und schon unzählige Konzerte in ganz Europa besucht hat für strahlende Augen.

Danach war aber noch lange nicht Schluss, Autogramme schreiben und ein Plausch mit dem Publikum gehören für Cappercaillie auch dazu und damit dürften sie noch ein paar mehr Fans gewonnen haben, an diesem denkwürdigen Abend.

Bernd Sonntag