Unzucht,Vlad in Tears und Your Army am 30.11.2013 in München

Geradezu als Paradebeispiel für die Fazination die Live-Musik auslösen kann kann das Konzert von Unzucht im Clubraum des Backstage München dienen. Ein gemütlicher Club mit Empore, baulich geradezu ideal für Clubkonzerte. Das Publikum direkt an der Bühne stehend und enthusiastisch, wie man es sich als Band nur wünschen kann und alle 3 Bands an diesem Abend mit einer Spielfreude agierend, ein echter Genuß das zu sehen. Und dann 2 Sänger und eine Sängerin, alle großartige „Rampensäue“ die den Saal zum kochen und das Publikum zum toben brachten. Berührungsängste zum Publikum gabs ebenfalls keine und so entwickelte sich ein Konzertabend, der noch lange im Gedächtnis haften bleibt.

Mit dem Tanzt! 2013 im großen Saal des Backstage, mit einem Konzert von Eisbrecher und dem Schwarzen Engel im mittleren und Unzucht im kleinen Saal, alles direkt nebeneinander gelegen, hatte man echt die Qual der Wahl an diesem Abend. Da außerdem auch noch Stahlzeit an anderer Stelle spielten, kann man froh sein, dass zumindest das Motörhead-Konzert ausgefallen ist. Aber scheinbar ist so ein Programm in München eh kein Problem, waren doch alle Konzerte ordentlich bis gut besucht. Und man kann als Oberfranke schon etwas neidisch werden auf die Münchner.

Aufgrund der Nähe und den Umbaupausen war es sogar möglich Tanzt! und Unzucht gleichzeitig zu genießen. Und die hatten 2 befreundete Supportbands mitgebracht.

Los ging es mit Vlad in Tears, eine italienische Darkrock/Gothrock Formation mit Hang zum Metal. Satte Gitarren und ein treibender Schlagzeugrhythmus und mit Kris Vlad einen Sänger am Mikrofon, der bisweilen etwas an Yurki von The 69 Eyes erinnert und wie dieser genauso charismatisch wirkt. machten schon bei der ersten Band den Saal zum Tollhaus. Und neben einigen Songs aus dem Album Vladyland gibt’s das Eurythmics Cover Sweet Dreams zu hören. Zwar klar der Höhepunkt des Sets, aber auch die eigenen Songs, allen voran Fallen Angels konnten voll überzeugen.

Die zweite Band des Abends stammt aus Englands Brighton und haben sich weniger den düsteren Klängen, als mehr dem Indierock verschrieben und das nach der Devise, je härter desto gut, aber ohne die Melodie aus dem Auge zu verlieren. Und wie schon Vlad in Tears hat auch Your Army eine Idealbesetzung am Mikrofon. Die blonde Lucy Caffrey ist der Schrecken aller Barbie-Fans. Mit mehr Punk als Pop im Arsch wirbelt die hübsche Blondine über die Bühne und macht keine Gefangenen. Energiegeladen wild und ekstatisch und trotzdem keineswegs unsexy. Kein Wunder, dass Your Army Skunk Anansie auf deren UK Tour supporten durften. Ignite heißt das in diesem Jahr erschienene Debütalbum und wer diese Art Musik mag wird an einem Your Army Konzert und an Lucy große Freude haben. Das Münchner Publikum hatte auf alle Fälle gewaltig Spaß an der Performance und bevor Unzucht überhaupt die Bühne betraten, war die Stimmung schon am kochen.
Einen besseren Support kann man sich als Band somit echt nicht wünschen, schwer vorstellbar, dass Unzucht das Ganze dann noch deutlich toppen konnten.

Und das lag nicht nur an Daniel „Der Schulz“ Schulz am Mikrofon der mit funkelnden Augen und seiner charismatischen leidenschaftlichen Performance es problemlos schaffte, dass das Publikum ihn auf Händen durch das Konzert trug. Zuerst mit viel Applaus, lautstark mitsingend und dann tatsächlich beim Stagediven von Daniel auch ganz handfest zugreifend. Es liegt auch an seinen großartigen Mitmusikern, allen voran Daniels „Klampf-Irokese“ Daniel De Clercq an der Gitarre, der so ganz nebenbei auch stimmlich so einiges zu bieten hat. Und es auch noch versteht in einem Song der Deutsch Amerikanischen Freundschaft (DAF) so richtig Konkurrenz zu machen.

2009 gegründet existiert die Band noch heute in ihrer Ursprungsbesetzung und bekommt nun den Lohn für ihre Ausdauer und Geduld und für viele viele Konzerte in der Vergangenheit. Festivals wie das Hexentanz, Mera Luna oder das Rockharz und als Vorband u.a mit Mono Inc., Jennifer Rostock, Lacrimas Profundere, End of Green waren die Basis für die erste eigene Tour, nach einer Co-Headliner-Tour mit Lord of the Lost. Und wenn jedes Konzert auch nur annähernd so beeindruckend abläuft, wie das in München, dann muss man Unzucht einfach live gesehen haben. Kein Wunder, dass „Todsünde Nr. 8“ Platz 3 der Deutschen Alternativen Charts erreichte und dass „Rosenkreuzer“., das 2 Album der Band 2013 auf Platz 61 der Charts einstieg. Denn Unzucht machen zwar keine Musik für die Massen, aber trotzdem hat der Gothic- und Dark Rock , gemischt mit Metal und Industrialeinflüssen der Band etwas, was nicht nur Szeneanhänger anspricht.

Trotz des Namens ging es auf der Bühne trotzdem relativ züchtig zu, sieht man einmal vom nackten Oberkörper der „Wasserfontäne Daniel“ ab , der mehrmals das Publikum erfrischte. Das rächte sich aber bei der Zugabe und das Publikum spritzte natürlich mit Wasser zurück, was den Musiker im ersten Moment sichtlich überraschte. Nicht mal bei dem Song kleine geile Nonne, gab es weibliche nackte Haut zu sehen, an diversen Showeffekten kann die Band also noch durchaus arbeiten.

Aber die hatte man zumindest an diesem Abend eh nicht nötig, glich der Club auch so einem Tollhaus. Zum Greifen nahe und dann auch mittendrin Sänger „Der Schulz“ und Daniel De Clerq der mit Gitarre so weit ins Publikum spazierte, wie es das leider viel zu kurze Kabel zulies.

Und dann gab es noch als absolutes Highlight ein Duet mit Kris Vlad. Endre Dos Tierras war das Ausrufezeichen eines Wahnsinnsauftritts.

Alle Münchner die nicht da waren haben eines der intensivsten, leidenschaftlichsten und stimmungsvollsten Konzerte 2013 verpasst, eine Werbung für das Erlebnis Livekonzert. Am 27.04.2014 beim Dark Munich Festival gibt es die nächste Chance in München Unzucht zu erleben und das allein lohnt schon einen Festivalbesuch. So ganz nebenbei gibt’s mit Mono Inc. , Zeraphine , Lacrimas Profundere und Stahlmann gleich noch ne ganze Menge weiterer toller Bands obendrauf. Also unbedingt dick im Kalender anstreichen.

Und bis dahin unbedingt mal in Rosenkreuzer reinhören. Aber vorsicht man könnte einen Ohrwurm bekommen.

Bernd Sonntag

Faun „Von den Elben“ Tour 2014

Auf der „Von den Elben“-Tour in Wuppertal Anfang November war Oliver S.Tyr von Faun so nett und hat uns ein paar Fragen zur Tour und dem neuesten Lied beantwortet.

-Drei eurer Konzerte der Tour waren schon ausverkauft und im Frühjahr 2014 ist eine „Von den Elben“-Zusatztour geplant. Habt ihr mit so vielen Fans gerechnet?

Oliver: Nein, natürlich nicht. Wir hatten hohe Hoffnungen, dass wenn man ein bisschen Werbung hat, es etwas hilft, aber man weiß nie, was einen erwartet. Außerdem wusste man nicht wie viele neue und alte Leute kommen. Wir sind sehr zufrieden. Mit der Mischung an Leuten, mit der Stimmung, mit den Venues. Es läuft ganz super.

-Denkt ihr, dass München auch noch ausverkauft wird? Das ist ja immer euer Heimspiel.

Oliver: Ja, wobei die Halle ohne Bestuhlung sehr groß ist. Wir haben jetzt noch 50 oder 60 Resttickets. Es wird auf jeden Fall voll und die Stimmung ist gut. Und das ist die Hauptsache.

-Mit Jyoti Verhoeff habt ihr wieder einen tollen Support mit dabei. Wie seid ihr auf das, zumindest in Deutschland, unbekannte Duo gestoßen?

Oliver: Ich bin sehr viel in Holland unterwegs und eine Freundin von mir produziert Jyoti Verhoeff gerade im Studio und deswegen kannte ich sie um zwei Ecken schon. Ich hatte Zeit und bin in einem ganz tollen Konzert von denen gewesen. Das Rauchort, das ist ein besetztes Areal in Amsterdam, quasi eine besetzte Kommune. Dort haben sie in einem kleinen Café gespielt und das Konzert war ganz ganz toll. Die Atmosphäre schon toll und es hat jeder Ton gestimmt. Das war eine Qualität, die man wirklich selten sieht. Einerseits passt die Musik, die sie machen, dieses Schwerelose, aber auch von ihrem Wesen ist es eine ganz tolle Ergänzung. Es ist mal wieder ein runder Kreis, der sich mal wieder schließt mit der ganzen Crew und dem Support.

-Besonders schön ist dieses Mal das Bühnenbild, das ein bisschen an einen magischen Wald erinnert und sogar im Dunkeln leuchtet. Habt ihr das alles selbst entworfen?

Genau. Wir haben uns mit der Band zusammengesetzt und haben uns überlegt, was wir machen können. Wir haben mal wieder eine Tour und sie soll ein besonderer Anreiz sein. Das ist nicht wie eine Festivalshow, wo man in einer halben Stunde auf die Bühne muss, sondern man kann den ganzen Tag dekorieren und es schön machen. Da haben wir überlegt, was können wir machen, was passt zum Thema. Und es war natürlich naheliegend einen kleinen Wald aufzubauen. Und da wir sehr viel mit Licht arbeiten, bricht sich das Licht sehr schön und teilweise bewegen wir die Blätter auch noch mit Windmaschinen. Viel unserer Musik geht natürlich zum Thema Natur und man versucht die Begeisterung der Natur zu wecken und die Mythem der Natur wiederzuentdecken. Da macht es Sinn ein Abbild der Natur auf die Bühne zu bringen.

-Wer auf einem eurer Konzerte war, der konnte schon eines der neuen Lieder hören. Worum geht es in „Hymne der Nacht“?

Oliver: Es geht um die weibliche Seite der Religion/Mythologie/Glaubens. Wenn man unsere Welt anschaut, haben wir schon lange eine patriarche Welt, dass heißt eine sehr männliche Vorgehensweise in Politik, in Wirtschaft, in Kriegsführung. Überall ist dieses Ellenbogendenken, der stärkere gewinnt. Die „Hymne der Nacht“ richtet sich dann an eine Frau, die vielleicht eine Königin ist, eine Göttin, vielleicht das Weibliche an sich und stellt das dem gegenüber. Hier ist der weibliche Weg, der andere Weg, der intuitive Weg. Und „Hymne der Nacht“ natürlich, weil es diesen Dualismus gibt: Sonne/Tag/Mann, Frau/Nacht/Mond. Ob man es jetzt Nuht nennt, die ägyptische Königin, die den ganzen Himmel umspannt oder Persephone oder Hekate, das ist egal. Deswegen haben wir es nicht personifiziert, sondern freigelassen.

Ist nach der Tour vor der Tour? Habt ihr diesen Winter etwas geplant, bevor es im Frühjahr weitergeht?

Oliver: Wir sind jetzt relativ fleißig schon am Lieder schreiben Wir hatten diese schöne Woche, wo wir uns zurückgezogen haben auf ein Rittergut zum Lieder schreiben. Es ist einiges an Ideen rausgekommen, die es jetzt gilt zu kanalisieren, auszuarbeiten, weiterzuverfolgen. Und dadurch, dass wir jetzt im Winter sehr wenig machen, wir haben einige Monate fast auftrittsfrei, werden wir die Kreativität nutzen, um an den Liedern zu arbeiten. Es ist natürlich schön für uns. Die „Von den Elben“-Tour läuft wunderbar und wir können jetzt den Hauptfokus auf die neuen Lieder setzten. Vielleicht bringen wir sogar neue Lieder mit auf die zweite Tour. Ich kann es mir sehr gut vorstellen.

www.faune.de

15 Jahre Letzte Instanz Jubiläumskonzert Dresden 19.10

„Allein Allein“ ist sich sicher niemand vorgekommen beim Letzten Instanz Jubiläum im Eventwerk Dresden. Auch wenn gleichnamiger Song von Polarkreis 18 überraschend und „Wir sind allein“ traditionsgemäß die Setlist des Konzerts bereicherten. Und die war an diesem Abend so lang wie noch nie. Weit über 3 Stunden Letzte Instanz vergingen wie im Fluge, es gab noch kein Konzert in der 15 Jährigen Bandgeschichte, in der eine Setlist so wenig Anlass zur Kritik gab (was fehlende Songs die einfach ins Programm gehören) betrifft. Und mit den eingeladenen Gästen wurde das Konzert zusätzlich zu einem ganz besonderen Highlight in 15 Jahren Bandgeschichte und für die zahlreichen Besucher aus ganz Deutschland zu einem echten Spektakel.

Dass man sich gerade Dresden und das Eventwerk als Location ausgesucht hat, hat sicher nicht nur allein etwas mit der Verbundenheit zu Dresden zu tun. Dort hat man im alten Industriegelände „Hermann-Mende-Straße“ unter Beibehaltung des industriellen Charakters wie es so schön auf der Homepage heißt eine einzigartige Eventlocation für Großveranstaltungen geschaffen. Man könnte auch einfach sagen – von Außen naja – innen aber ein Traum für jeden Konzertbesucher“. Vor allem die Galerieebene ermöglicht einen ganz anderen Konzerteindruck. Und den wollten sich die Instanz-Anhänger nicht entgehen lassen. Schon Stunden vor Konzertbeginn waren die ersten da, um in der ersten Reihe stehen zu können und kurz vor Hallenöffnung hat sich eine Schlange rund um das große Gebäude gebildet und wollte hereingelassen werden. Obwohl es auch im Inneren richtig eng wurde hat es der erste Programmpunkt des Abends tatsächlich geschafft sich Platz zu verschaffen. Die Bandeigene Pipe Band The Royal Sulgemer Crown Swamp Pipers marschierten mit Dudelsack und Trommeln durchs Publikum. Ein optisch und klanglich sehr gelungener Auftakt, auch wenn der Sound überraschend leise rüberkam. Dies zeigte sich auch zum Schluss als man am Ende des Konzertabends auf der Bühne spielte , erst als die elektrisch verstärkte Trommel einsetzte wurde der Sound so richtig rund. Auch in den Umbaupausen war die Pipe Band unterwegs, sorgte für Kurzweil und die Musiker waren willkommene Fotobjekte.
Eine von vielen sehr gelungenen Ideen an diesem denkwürdigen Konzertabend. Den die Instanz Musiker mit einer ganz persönlichen Ansprache eröffneten und die Gelegenheit nützten sich bei den Fans dafür zu bedanken, dass sie ihnen das Musikerdasein so erst ermöglichen. Und diese ehrliche Dankbarkeit , die merkt man den Jungs auch wirklich an. Sie wissen was sie an ihren „Fans“ haben und sie tun auch gewaltig viel dafür, der Jubiläumsabend ist bester Beleg dafür. Ehrensache für die Musiker, dass man nicht nach dem Konzert verschwunden war sondern gemeinsam noch eine zünftige Aftershow-Party feierte.
Nach der Instanz-Begrüßung gab es erst mal ein Warm-Up für die Besucher. The Smokkings , eine junge Dresdner Band versuchte mit Britpop und Indierock die Massen in Stimmung zu bringen . The Smokkings haben beim Dresdner Music-Contest „The Sound of Dresden“ Platz 2 belegt und damit u.a. auch den Supportgig gewonnen.
Der 2. Gast Van Canto war ein echter Hochkaräter, Die einzige A-Capella-Heavy Metal Band Deutschlands ist vielen sicher ein Begriff, wobei das mit dem A-Capella hinkt, da man sich durchaus Instrumenten bedient. In Dresden umso mehr, da gab es Van Canto nur in abgespeckter Version (3 statt 5 Musiker) und ziemlich unplugged und reduziert zu hören. Ein Auftritt der durchaus neugierig auf das neue Album Anfang 2014 macht. Übrigens hat der singende Schlagzeuger Bastian Emig mit In Legend ein weiteres tolles Projekt am Start, das ich an dieser Stelle jeden Fan etwas härterer Klänge ans Herz legen will. Reinhören lohnt.
Mit einem Video auf den Bühnenvorhang projiziert ging der Triumphzug der Jubiläumsband los. Unter tosendem Applaus fiel der Vorhang und gab den Blick auf die Instanzler frei . Und sie legten gleich mit „Kalter Glanz“ , „Nur für uns“ , „Maskenball“ und „Morgenrot“ los, als gäbe es kein Morgen mehr. .
Nach „wieder einmal rot“ und „für immer und ewig“ gabs dann mein absolutes Lieblingsstück „Kopfkino“ in der 2013er Version zu hören und Rampensau Holly konnte beweisen, dass er stimmlich einfach alles drauf hat, egal ob laut oder leise Töne , ob Sprechgesang , Ballade oder schnellen Gothrock. Alles kein Problem.
Bei „Jeden Morgen“ holte man sich dann erstmals Freunde auf die Bühne. Frau Schmitt von Subway to Sally und Ally the Fiddle (u.a. ASP, Haggard, Babypausenersatz bei Schandmaul usw.) bildeten mit Benni Cellini und M Stolz ein ganz besonderes Streichquartett. Und Allys Harre scheinen irgendwie immer länger zu werden. Die Frau ist nicht nur eine tolle Musikerin , sondern immer wieder ein schönes Fotomotiv. Das zeigt sie auch auf der demnächst erscheinenden neuen CD, die allein schon wegen des Covers kaufenswert ist.
Bei Blind kam mit Ria von Eisblume dann die jüngste Instanz-Gastsängerin auf die Bühne , wie Holly in der Ansage betonte. „Eisblumen“, das Subway to Sally Cover hat sie bekannt gemacht und der Band den Namen gegeben, und diesen Song gab es dann auch zu hören. Erst mit Holly und dann mit Eric Fish als weiteren Sänger. Ein ganz spezielles Duett, find ich doch das Cover fast schöner, so geht Live der Punktsieg ganz klar an Eric Fish. Und der Sang mit Holly dann Paddy`s Lament und überzeugte auch als Original-Stimmlein voll. Artig , wie es sich für ein so tolles Jubiläum gehört hatte er auch ein Geschenk mitgebracht und Die Letzte Instanz kann sich an Subway hier wirklich ein Beispiel nehmen. Über 20 Jahre zusammen, immer wieder neue klasse Songs, da hat die Letzte Instanz die nächsten Jahre noch einiges vor sich.
Nach „Flucht ins Glück“ unterstützte Multiinstrumentalist Bastian Emig als weiterer Gastmusiker die Band am Piano bei „Am Anfang an“ und „Dein Licht“ und bei „Winterträne“ war auch das Streichquartett sehr zur Freude des Publikums wieder vollständig am Start.
Der letzte Gastmusiker des Abends war wieder ein Dresdner „Felix Räuber“, seines Zeichens Sänger von Polarkreis 18 der bei „Sonne“ Duettpartner von Holly war und nicht wirklich überzeugen konnte. Wie anders seine Stimme bei Allein Allein dann klang ist echt erstaunlich und diese Art Musik passt deutlich besser zu ihm.
Wer gedacht hat, dass mit „Schlaf Schlaf“ das Ende des Konzerts erreicht ist, der hat sich gewaltig getäuscht. Die Letzte Instanz dachte noch lange nicht ans Aufhören sondern legte mit „Tanz“ erst so richtig los. Kein Wunder , hat der Songkatalog der Band doch noch viel mehr zu bieten. Wie zum Beispiel „Der letzte Tag“ und „Finsternis“. Oder „Ewig“ , „In meiner Erinnerung“ und „der Garten“, die es danach alle zu Hören gab. „Rapunzel was made for loving you“ durfte natürlich auch nicht fehlen und „Wir sind allein“, der Letzte Instanz Kult Song mit Gänsehaut-Garantie mit beeindruckenden Schlussbild aller Beteiligten an diesem einmaligen Event.
Es ist wirklich erstaunlich, die Band ist ja durchaus experimentierfreudig und trotzdem wirkt, egal wann der Song entstanden ist, alles extrem homogen und wie aus einem Guss. Der Letzte Instanz Brachial-Romantik-Sound , ein Begriff der genauso zum Markenzeichen der Band geworden ist , wie ihre Live-Qualität. Und der macht einfach irre Spaß , genauso wie Holly , Holly D, M Stolz, Benni Cellini, David Pötsch, Oli und Michael Ende und seine Jungs performen zu sehen. Und mit Pyrounterstützung wirkt das ganze noch sehenswerter, das unglaubliche Lichtermeer von tausenden Wunderkerzen sorgt genauso für beeindruckendes Live-Feeling, wie fliegende Bälle, stagedivende Musiker oder ein strahlender Holly singend mitten im Volk.
Ein schlechtes Live-Konzert gibt’s bei der Letzten Instanz ja eh nicht, aber dieser Abend in Dresden war schon wirklich etwas ganz , ganz, ganz besonderes in der Bandgeschichte. Und da nicht alle dabeisein konnten oder wollten, gib’s von dem Event bald ne DVD. Vorausgesetzt es gibt dank Crowdfunding auf Pledgemusic genug Interessenten, die sich dafür interessieren. Das sollte aber das kleinste Problem sein. Wer , der es live erleben durfte, möchte nicht nochmals am TV das Konzert fast live nacherleben. Und ist neugierig was das Filmteam so aufgenommen hat, allein die am Galgen befestigte „fliegende Kamera“ über dem Publikum verspricht ja schon tolle Aufnahmen.
Mit Schuldig , Heilig und Ewig hat die Letzte Instanz ihre Triologie ja abgeschlossen, unvergesslich 15 Jahre Bandbestehen gefeiert und nun gilt es nach vorne zu schauen. Ein neues Album steht an und das wird in knapp einem Jahr im Eventwerk dann anlässlich eines Konzertes auch vorgestellt. Den 3. Oktober sollte man sich also schon heute ganz dick in den Kalender anstreichen und wahrscheinlich reist dann auch wieder die Niki im Flugzeug an und die großgewachsene Dame steht wieder für einen Platz in der ersten Reihe 6 Stunden an, um sich dann beim Konzert auch noch wüst beschimpfen lassen zu müssen, warum so große Leute in der ersten Reihe stehen.
Die Letzte Instanz bei einem Live Konzert ist definitiv das Publikum und das war von dieser beeindruckenden Geburtstagsparty die weit nach 3 Stunden Konzert noch lange nicht vorbei war, zutiefst beeindruckt und begeistert. Einschliesslich des Schreibers dieses Berichts für den es immer noch ein Rätsel ist, wie Holly und seine Jungs es schaffen, 3 Stunden auf der Bühne zu springen und alles zu geben und danach immer noch zu wirken, wie wenn sie nochmal so lange könnten. Sehr schön Jungs, beim 20 Jährigen gibt’s somit fast den ganzen Songkatalog zu hören, glaubt mir 7 Stunden Letzte Instanz am Stück machen genauso Spaß.

Bernd Sonntag

Tarja Nürnberg Löwensaal 30.10.2013

Discosound und locker fluffige Popsongs sind nicht das Ding der 1977 im nordfinnischen Kitee geborenen Tarja Soile Susanna Turunen Cabuli.
Ihre Leidenschaft gilt dem Bombast, dem Drama und den großen Gefühlen. Die Musik, die als Symphonic Gothic Metal schon ganz gut beschrieben ist , lebt aber vor allem von dem unglaublichen Stimmumfang der kleinen Finnin. Der stimmgewaltigen Sopranistin macht stimmlich so schnell keiner etwas vor .Egal ob die Musik richtig rough daherkommt , ob es ziemlich orchestral und musicalmässig wird oder zur Abwechslung sogar einmal ganz leise und sanfte Töne erschallen , sie hat das alles drauf. Tarja ist die Königin des Opera Metals, eine absolute Traumbesetzung als Sängerin und daran lässt sie auch an diesem Abend im Löwensaal keinen Zweifel. Tarja deren vollständiger Name ja allein schon wie Musik klingt , möchte dem Publikum , im überraschend nicht ausverkauften Löwensaal ihr neues Album “ Colours in the Dark“ präsentieren.
In den Nightwish Hochzeiten mit Tarja am Mikrofon hätte man keine Maus mehr im Saal unterbringen können, die Zeiten sind jedoch bekanntlich vorbei. Tarja ist seit 2006 Solo unterwegs und das durchaus erfolgreich. Die 3 Albenvorgänger haben die Top Ten der Albumcharts in Deutschland erreicht und da macht auch die neue Scheibe keine Ausnahme. Und die kommt deutlich härter und rockiger daher als die Vorgänger.
Um dies auch ordentlich live umzusetzen, braucht es natürlich Begleitmusiker, wie den Cellisten Max Lilja, Iro-Drummer Mike Terrana, Gitarrist Alex Scholpp und als zweite Frau auf der Bühne Bassistin Anna Portalupi, nicht zu vergessen den Schiller erprobten Christian Kretschmar an den Keyboards. Die nehmen nacheinander auf der Bühne Platz, während Freund Computer für das Intro zuständig ist. Natürlich nicht nur für das Intro, um den Sound richtig orchestral, dynamisch und spektakulär rüberzubringen , hätte es sonst eines ganzen Orchesters incl. Chores bedurft. Da es die aber nicht gibt, unterstützt Mitmusiker Apple die Band, die nur einmal bei „Never Enough“ so richtig im Mittelpunkt steht, als Tarja eine längere Instrumentalpassage zum umziehen nutzt. Nicht nur einmal an diesem Konzertabend, insgesamt gibt es Tarja in 3 sehenswerten Outfits zu bewundern.
Und so gehört die sehr aufgeräumt wirkenden Bühne der Sängerin mit dem faszinierenden, (bisweilen fast wahnsinnig wirkenden) Blick, die vom ersten Ton von Song eins an „In for a Kill“ alle Blicke auf sich vereint. Einzig der Drummer schafft es mit diversen Jonglageeinlagen der Drumsticks , dass man den Blick einmal nachhaltig von der hübschen Finnin lässt. Aber nicht lange , man könnte ja etwas verpassen, während Tarjas Haare im Wind weht und die Setlist des Abends abgearbeitet wird. Nach Arbeit sieht das aber nicht wirklich aus, Tarja hat sichtbar Spaß und zeigt sich nicht nur einmal , sondern mehrmals am Abend aufrichtig dankbar für das Erscheinen und die Ovationen des Publikums. Von Diva , wie es ihr Nightwish ja einmal unterstellt hat nichts zu merken, ganz im Gegenteil. Die Dame wirkt extrem fröhlich, natürlich, charmant und wohltuend uneingebildet.
Immer wieder brandete Applaus auf, den meisten bei Wish i had an Angel, den einzigen Nightwish Song des Abends, aber auch die Tarja Songs wurden gefeiert. Allen voran das großartige I walk alone oder Sing for me. Mein absoluter Höhepunkt war jedoch das an Ravels Bolero erinnernde Victim of Ritual als erstes Lied der Zugabe. Allein der beeindruckende leiseTrommelsound der sich immer mehr steigerte , analog zu Tarjas Stimme, ist das Eintrittsgeld wert. Quasi als Zugabe gab es eine Auswahl großartiger Songs ihrer Alben, eine extrem dankbar wirkende, gutgelaunte Sängerin mit grandioser Stimme und eine perfekt funktionierende Band, die sich wohltuend für den Star am Mikrofon zurück nimmt. Ein Sonderlob verdient neben dem guten Sound im Löwensaal vor allem die Lichttechnik Crew, der es gelang ein beeindruckendes Konzert sehenswert ins rechte Licht zu setzten, wie es kaum besser geht und das Konzert dadurch auch optisch zu einem echten Genuß machten.
Bernd Sonntag

Faun & Jyoti Verhoeff Wuppertal 2013

Von den Elben Tour – Wuppertal

Fast am Ende ihrer diesjährigen Tour machten Faun halt im LCB Wuppertal. Einen Tag vor dem Konzert meldete Wuppertal, neben Leipzig und Berlin, ebenfalls ausverkauft und so drängten sich die rund 600 Besucher in die Halle. Vor der Halle wurde man von den Mitarbeitern von Greenpeace begrüßt, die auf der ganzen Tour mit dabei waren und Unterschriften sammelten.
Schon der Blick auf die Bühne verrät Faun. Neben den typischen Efeuranken an den Mikrofonständern wuchsen im Hintergrund große Bäume mit weißen Blättern. Im Hintergrund thronte der große Hirsch, das Faun-Logo.

Als Support haben Faun das Duo Jyoti Verhoeff in Gepäck, das aus Jyoty (Vocals, Piano, Gitarre) und Maya Fridmann (Cello) besteht. Mit elfenhaften Stimmen, einem Mal ruhigen oder härteren Cello, entführen die beiden die Besucher in ihre eigene Welt. Nach nur etwa zwanzig Minuten war ihr Auftritt schon zu Ende und so überließen die barfüßigen Damen die Bühne den Münchenern.
Mit lauten Trommelschlägen fing das Konzert von Faun an. Oliver und Rüdiger kamen beide mit Davuls auf die Bühne und leiteten „Mit Dem Wind“ ein. Wie immer stachen die beiden Damen Fiona und Katja mit ihren schönen Gewändern hervor, wohingegen die Männer sich in gedecktem Schwarz hielten, was einen schönen Kontrast gab. Nach den ersten Stücken der neuesten CD „Von den Elben“, durften natürlich altbekannte Lieder wie „Andro“, „Iduna“ und „Rhiannon“ nicht fehlen, die ordentlich Bewegung ins Publikum brachten. Insgesamt war die Mischung aus älteren und den neuen Liedern gut gelungen und die neuen Lieder klangen fauniger als auf der CD. Besonders ist Katja herauszuheben, die mit ihrer großartigen Stimme den Liedern nochmals eine neue Facette gibt, insbesondere beim „Andro“.


Als Gastmusikerin kam Maya Fridmann mit dem Cello für „Von Den Elben“ auf die Bühne, während Oliver sich zu ihr unter die Bäume an seine Harfe setzte. Mit der „Hymne der Nacht“ hatten Faun sogar ein ganz neues Lied dabei, das auf der Tour erstmals aufgeführt wurde und sich perfekt in das Set einfügte(mehr Infos zu „Hymne der Nacht“ in Interview mit Faun). Da Faun in ihren Liedern immer wieder die Natur besingen (z. B. „Hymn to Pan“) ist es nicht verwunderlich, dass Oliver in seiner Ansage auf den Greenpeace-Stand einging und das Publikum bat, sich nach dem Konzert zu informieren und eine Petition zu unterschreiben. Der Einsatz der Band für Greenpeace wurde vom Publikum mit großem Beifall gewürdigt.
Es ging natürlich nicht nur ernst zu. Eine unfreiwillige Jodel-Einlage von Stephan war genauso erheiternd, wie Olivers Ansage von „prostituierenden Aktivisten in der Arktis“ (er meinte protestieren), die sowohl bei der Band als auch im Publikum für Lacher sorgten.
Auch die Crew machte einen guten Job und so waren Ton und Licht spitze. Ob fliegende Vögel an der Decke, Musiker, die in Lichtstrahlen badeten oder hypnotisierendes Stroboskop-Licht: Auch fürs Auge gibt es reichlich Abwechslung.
Nach den ersten Zugaben mit „Wind Und Geige“, „Hymn To Pan“ und „Wenn Wir Uns Wiedersehen“ hatte das Publikum immer noch nicht genug. Und so kamen für ein allerletztes Stück Fiona, Jyoti, Maya und Oliver nochmals auf die Bühne. Eine akustische magische Version von „2 Falken“ beendete ein grandioses Konzert vor ausverkauftem Haus, obwohl das Publikum die Faune eigentlich nicht gehen lassen wollte.

www.faune.de
jyotiverhoeff.nl/