AMPHI FESTIVAL 2012 – THE ORKUS OPEN AIR

Liebe Amphi Fans,

das war das „VIII. Amphi Festival 2012 – The Orkus Open Air“. Und was für ein Festival es war! Am 21. & 22. Juli blickte Deutschlands bekannteste Gotische-Kathedrale – der Kölner Dom – wieder sehnsüchtig auf die andere Rheinseite und hätte am liebsten mitgetanzt, als im ausverkauften Kölner Tanzbrunnen erneut über 16.000 Besucher aus aller Welt gemeinsam bei perfektem Festivalwetter feierten.

Nach den schier endlosen Regenfällen der vergangenen Wochen, spendierte uns Petrus zwei wunderschöne Tage in der Domstadt mit elektronischen Klängen, druckvollem Gothic-Rock, ausgewählten Specials, wie Lesungen, Musiktheater, Folk-Noir, Pop-Meets-Classic und vielem mehr.

Zu den absoluten Highlights am Samstag zählte zweifelsohne das Konzert der britischen Rocklegende THE SISTERS OF MERCY, die mit einer Mischung aus zeitlosen Kulthits und musikalischen Überraschungen auf der Hauptbühne einen würdigen Headlinerauftritt absolvierten. Desweiteren sorgten die Münchner Electro-Rocker EISBRECHER und APOPTYGMA BERZERK aus Norwegen mit atemberaubenden Konzerten für Festivalfeeling vom Allerfeinsten! „The boys were back in town“ – und das war noch längst nicht alles!

Am Sonntag eröffneten LORD OF THE LOST auf der Open-Air Bühne kraftvoll. Im Handstreich legten die Hamburger Goth-Rocker damit den Grundstein für den wahrscheinlich schönsten Tag in der 8jährigen Amphi Festival Geschichte. Mit den blendend aufgelegten AESTHETIC PERFECTION, einem meisterlich inszenierten Rammstein Tribute der Band STAHLZEIT, den Top-Acts MONO INC., BLUTENGEL und COMBICHRIST, sowie den Szene-Institutionen PROJECT PITCHFORK und AND ONE, die jeweils auf ihrer Bühne ein spektakuläres Finale hinlegten jagte sprichwörtlich ein Highlight das nächste.

Im Beachclub ließ man sich bei Longdrinks und Eiscreme relaxed die Sonne auf den Pelz brennen, während andere gemütlich über die exzellent sortierte Händlermeile flanierten, mit ihren Kindern Zeit im Familienbereich verbrachten oder das schattige Amphi Festival Café aufsuchten um neue Kräfte zu tanken. Hier rückte neben den musikalischen Attraktionen die familiäre Seite des Festivals in den Mittelpunkt, wo sich alte Bekannte und neue Freunde aus aller Welt auf Du und Du begegneten. So geht Festival!

DANKE AMPHI 2012 – WIR SEHEN UNS 2013

Im Namen des gesamten Amphi Teams bedanken wir uns bei allen Besuchern für ein gigantisches AMPHI FESTIVAL 2012. Ihr seid AMPHI! Ferner danken wir allen Bands, DJ’s, Lesern, Händlern, Helfern, Medienpartnern und Sponsoren, unserer phantastischen Crew, den Mitarbeitern des Kölner Tanzbrunnens, unseren Club-Partnern unserem Street Team und natürlich allen anderen die uns bei der Organisation unterstützt haben.

Ihr könnt uns glauben, dass es uns sehr schwer fällt, nach diesem unfassbar schönen Wochenende ein weiteres Jahr auf Euch warten zu müssen. Doch soviel steht fest: wir kommen wieder und es wird großartig!

Das IX. AMPHI FESTIVAL findet am 20. & 21. JULI 2013 im Kölner Tanzbrunnen statt. Erste Bandankündigungen gibt es ab 13.08.2012. Vorverkaufsstart inklusive 5+1 Gruppentickets ist der 01.08.2012 unter www.amphi-festival.de/tickets !

AMPHI BESUCHERUMFRAGE 2012 ONLINE

Zu guter Letzt möchten wir noch kurz auf unsere Besucherumfrage hinweisen. Unter www.amphi-festival.de/2013/umfrage.html könnt Ihr uns ab sofort mit Euren Anregungen, Meinungen und Bandwünschen für das kommende Jahr kontaktieren. Wir freuen uns auf das Feedback! Unter allen Teilnehmern verlosen wir wie gewohnt 5×2 VIP-Karten für das nächste Amphi Festival.

The Cruexshadows und Goldkint Live in Nürnberg

Was gibt es nicht alles für Gerüchte, wenn Männer Väter werden. Vom Couchpotato bis zum Schlaffi ist da im Internet zu lesen. Bei Rogue, dem charismatischen Frontmann der Cruexshadows hat sich augenscheinlich erst einmal gar nichts verändert. Über 2 Jahre sind nun vergangen, seit die „Cruexis“ zum letzten Mal auf Tour in Deutschland waren. Grund ist die Geburt von Töchterchen Angelina Miette, schon jetzt der heimliche Chef im Cruexshadows Clan und den beiden wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein zweites „Baby“ kommt Anfang August zur Welt, die neue CD As the Dark Against My Halo“. Deshalb gab es beim Konzert leider auch noch keine Exemplare zu kaufen. Wirklich schade, machte das Konzert mit vielen neuen Song doch so richtig Lust darauf, sich die CD mit nach Hause zu nehmen. Schon allein auch deshalb, weil die Crueshadows in ihren Texten auch etwas zu sagen haben und sich bei einem Konzert der Cruexshadows auf den Text zu konzentrieren ist faktisch unmöglich. Zu energiegeladen ist die Show, zuviel Action sowohl auf der Bühne wie im Zuschauerraum. Denn wie immer, und wie von Rogue gewohnt, löst er die obligatorische Trennung von Bühne und Zuschauerraum gleich zu Beginn komplett auf. Die Band fängt das musizieren an und auf einmal geht der Gesang hinter den Zuhörern los. Auch während des Konzertes ist Rogue immer wieder im Publikum , steht auf der Absperrung oder klettert auf den Lautsprechern herum . Seine Liebe zum klettern hat er also nicht aufgegeben, auch wenn der Nürnberger Hirsch bekanntlich wenig Möglichkeiten bietet sich hier auszuleben. Man merkt aber deutlich, wie irritiert mancher Besucher über soviel Publikumsnähe war. Wie der Herr, der erst einmal dachte, „was will der jetzt von mir?“ als Rogue ihn im Publikum zum Tanz aufforderte. Und auch zum Ende des Konzertes füllte sich die Bühne sehr zögerlich, als in guter alter Cruexshadows-Tradition Bühne und Zuschauerraum eins wurden. Ausgelassen wurde auf der Bühne getanzt und jeder ob vor oder auf ihr hatte seinen Spaß. Auch die hübsche Frankfurterin mit den tollen Haaren, die bei fast jedem Cruexshadows Konzert dabei ist, weit über 50 sind es inzwischen schon. Und immer wieder macht es aufs neue Spaß die Band aus Tallahassee in Florida live zu sehen. Und dass die Cruexshadows eine ganz besondere Liveband sind, liegt sicher auch an den zwei Tänzerinnen Rogues Frau Jessica Lackey und Jenne Vermes, sowie den absoluten Eye Catcher JoHanna Moresco an der elektrischen Violine. Älter scheint sie auch nicht zu werden. Das gilt aber irgendwie für die ganze Band. Mit Mike Perez hat man einen neuen Gitarristen dabei , David Russell Wood ist auch diesmal der männliche Violinpart und wie gewohnt steht Jennifer Jawidzik oder kurz Pyromantic an den Keyboards.

Viele bekannte Gesichter und genauso bekannt ist die Musik der Band. Der treibende Elektro-Dark-Wave Sound ist unverkennbar und da machen auch die neuen Songs keine Ausnahme. Und Rogue gibt vom ersten Lied an Vollgas, Pausen , Ansagen, ruhige Momente Fehlanzeige. Es wird Gas gegeben gefidelt und gesungen als gebe es kein Morgen mehr. Pausen kennt Rogue nicht, der erst nach etwas 2 Drittel der Show mit einem Hallo Nürnberg und einer kleinen Ansage zum ersten Mal das Tempo herausnimmt. Aber nur kurz und zum einzigen Mal. Und dann geht es wieder los mit neuen und bekannten, wie das begeistert mitgesungene Happy Birthday, Winterborn und als Zugabe als absolutes Highlight Marilyn, My Bitterness.

Man kann echt froh sein, dass die Crueshadows wieder da sind, waren die letzten 2 Jahre nicht gerade einfach für die Band.Neben rechtlichen Problemen mit der alten Plattenfirma war auch von finanziellen Engpässen zu hören, die auch leicht das Ende der großartigen Band hätte bedeuten können. Doch nun scheint sich alles zum Guten zu wenden und ich hoffe wirklich das die neue CD sich auch in Deutschland richtig toll verkauft. Denn wenn es eine Band verdient hat Erfolg zu haben, dann sind es die Cruexshadows, die es sich in Nürnberg auch wieder nicht nehmen lassen sofort nach dem Konzert mit dem Publikum zu tratschen und Autogramme zu schreiben. JoHanna ist gleich von der Bühne runtergesprungen, nur die kostbare Violine musste noch schnell verpackt werden. Und erst wenn auch wirklich der letzte Zuschauer zufrieden den Hirsch verlassen hat, ist für die Cruexshadows das Konzert dann auch zu Ende.

Angefangen hat der Konzertabend übrigens mit Goldkint, einem Elektro-Pop Duo aus Hannover. Eine Band von der ich bisher noch überhaupt nichts gehört hatte und die mir persönlich sehr viel Freude bereiteten. Dank ihres etwas an die Neue Deutsche Welle und den Sound der Elektro Synth Popbands der 80 Jahre fühlte ich mich irgendwie in meine Jugendzeit zurückversetzt. Etwas Ideal, etwas Kraftwerk, etwas Trio, ganz viel Zweiraumwohnungund DFs Codo finden sich im Sound wieder und doch ist es ziemlich eigen und individuell was Sängerin Jana und Beatbastler Löbke in Nürnberg auf die Bühne zauberten. Völlig anders als der Cruexshadows Sound aber nie langweilig sondern sehr unterhaltsam was die 2 da ablieferten. Und Sängerin Jana, die die Energie die in ihr steckte kaum bündigen konnte, versteht es perfekt die Songs live umzusetzen. Sicher gefällt die Musik nicht jeden , ähnlich wie bei Welle Erdball, (die man in der Liste der Bands an die einen Goldkint erinnern auch noch problemlos aufführen kann) mag man die Musik oder findet sie ziemlich doof. Mir jedenfalls hat die Musik und vor allem auch die Live-Performance sehr gut gefallen und hat richtig Lust auf mehr gemacht.

Es lohnt sich also doppelt die Cruexshadows live anzuhören. Für einen sehr fairen Eintrittspreis gibt es zwei ganz tolle Bands zu erleben.
Bernd Sonntag

Castle Rock 2012 -Interview mit Veranstalter Michael Bohnes

Anlässlich des 13. Castle Rock Festivals hatten wir Gelegenheit mit dem Veranstalter Michael Bohnes ein kleines Interview zu führen. Wir trafen um 16.00 am Freitag, also kurz vor Beginn, auf einen entspannt wirkenden gutgelaunten Festivalleiter, dem die Vorfreude anzumerken war.
Hier das kleine Interview:

Jarwin: Das ist dieses Jahr das 13. Festival. Habt ihr in dieser Größe angefangen?
M.B.: Die Location hat sich nicht verändert. Aber in den Anfängen war es natürlich nicht so stark frequentiert. Allerdings hatten wir beim ersten Festival bereits 1000 Besucher und das war ein gelungener Auftakt. Wir haben auch nicht mit einem 2- Tages- Festival angefangen, das wurde erst ab 2009 auf 2 Tage ausgeweitet.

Jarwin: Habt ihr bei all den Festivals schon mal Probleme mit dem Publikum bekommen?
M.B.: Noch nie. Das ist ein Publikum, das sich jeder Veranstalter wünscht. Die Leute wollen einfach nur friedlich feiern. Sehen zwar mitunter ein wenig gewöhnungsbedürftig aus, aber das macht das Flair des Festivals aus.

Jarwin: Im Moment ist die GEMA wieder schwer in der Kritik. Die Veranstalter haben Probleme mit den neuen Abgaben. In wieweit trifft das Castle Rock und euch speziell?
M.B.: Das Problem wird wohl erst im nächsten Jahr auf uns zukommen. Es würde Probleme insofern aufwerfen, weil man die ganzen Finanzpläne umwerfen muss und das wird letztendlich bedauerlicherweise auf den Besucher umgelegt. Irgendwo muss alles finanzierbar bleiben und ich finde das ist ein falscher Ansatz.

Jarwin: Ihr tragt das finanzielle Risiko privat oder ist das kommunal unterstützt?
M.B.: Also ich muss dazu sagen, ich bin Beamter dieser Stadt Mülheim an der Ruhr, ich arbeite im kulturellen Bereich und es ist eine Veranstaltung, die sich selber trägt allerding ist es ein Kulturbetrieb, d.h. die städtische Einrichtung ist dafür verantwortlich und trägt auch das Risiko.

Jarwin: Ihr könnt aber bestimmt gut planen, weil ihr jedesmal ausverkauft seid?
M.B.: Ja wir sind fast, so gut wie jedesmal ausverkauft. Man muss realistisch kalkulieren und das mit Augenmaß. Dann kann man eine solche Veranstaltung auch kostentragend durchführen.

Jarwin: Habt ihr Bands, die am liebsten jedes Jahr hier auftreten würden?
M.B.: Ich denke schon. Aber ich habe auch Spaß daran neue Bands zu entdecken. Das ist auch eine bewährte Struktur dass man neben den Headliner Bands auch jüngeren Bands die Möglichkeit gibt sich ein wenig zu entwickeln, sich einem größeren Publikum zu präsentieren und es hat sich Castle Rock bisher als hervorragendes Sprungbrett für diese entwickelt.

Jarwin: Kommt man in den 2 Tagen selber zum Musikhören?
M.B.: Ich mache nichts anderes. Das heißt, als Veranstalter ist es natürlich so, dass ich versuche von jeder Band mindestestens 3-4 Stücke zu schauen, mir die Präsentationen von so vielen Bands wie möglich anzuschauen, weil ich bin ja auch von meinen Bands überzeugt. Ich lade auch nur Bands ein, die mir gefallen. Ich denke das ist auch ein Zeichen der Wertschätzung als Veranstalter das man der Band entgegenbringen soll.

Jarwin: Ihr habt dieses Jahr mit Zaubererbrüder ein absolutes Highlight
M.B.: Ja ich bin auch selber sehr gespannt, aber die Geschichte ist halt die 2008 ist die CD von Zaubererbrüder erschienen. Die ist bei uns zuhause Rotation gelaufen. Von dem Moment an bin ich von dem Wunsch beseelt Zaubererbrüder einmal im Schloss zu haben.

Jarwin: Wie schafft man es in einer Kommune, die traditionell eher klassisch orientiert sind , ein Gothic- Festival durchzusetzen?
M.B.: Ich glaube ich habe da viel Glück gehabt. Die Idee ist eigentlich daraus entstanden, dass wir im Gegensatz zu anderen Städten, die ihr Kultursommerprogramm eingespart unseres 2000 wiederbelebt haben. Die Geschichte war die, dass ich vorgeschlagen habe das Schloss Broich zu nutzen, weil das ein tolle Veranstaltungsstätte ist und wir sollten da vielleicht ein Konzert veranstalten, ein Festival das überörtlichen Charakter hat also Strahlkraft über die Stadt hinaus. Und als dann die Frage kam: wer macht’s? Hab ich gesagt: Ich würde es machen! Allerdings nur unter der Voraussetzung mit spricht künstlerisch keiner rein. Und da muss ich sagen haben mir meine Vorgesetzen das volle Vertrauen geschenkt und so hat es sich dann entwickelt. Unsere Oberbürgermeisterin war selbst schon 2-3 mal auf unserem Festival und hat auch eine Begrüßungsansprache ans Publikum gehalten, eine sehr schöne Geste. Und nach anfänglichen Berührungsängsten wenn man gesehen hat, dass schwarzgewandete hier zum Schloss pilgern ist das mittlerweile ein vertrautes Bild in der Stadt. Auch die Stadt ist da mal nicht Trends hinterher gehechelt, wir haben endlich mal einen Trend gesetzt. Wir waren eines der ersten Schlossfestivals mit dieser Art von Musik und viele andere Schlossfestivals sind nachgezogen. Übrigens auch in Bayern.
Carolin und Bernd Sonntag

Interview mit Teufel beim Castle Rock

Kurz vor Beginn des Tanzwut-Konzertes hatten wir das Glück mit dem Bandchef Teufel ein kurzes Interview führen zu können. Ein Musiker, der nicht nur viel zu erzählen hat, sondern aufgrund seines langjährigen Musikerlebens auch genug erlebt hat. Und dies immer mit einem kleinen Augenzwinkern , es machte wirklich großen Spaß sich mit dem gutgelaunten, frei jeglicher Starallüren, völlig natürlichen Musiker zu unterhalten. Und dass er viel Lustiges und Interessantes zu erzählen hat, haben wir besonders dann gemerkt, als er uns nach dem Interview noch einiges aus seiner Stasi-Akte berichtet hat. Leider war da das Aufzeichnungsgerät aber schon aus. Vielleicht postet er ja irgendwann einmal auf Facebook ein Foto aus dieser Akte zur allgemeinen Erheiterung. Übrigens durften wir ihn auch problemlos zur Trennung von Corvus Corax befragen. Und wir erlebten ihn auch hier als gesprächigen, freundlichen Interviewpartner, der nicht im Zorn zuräckschaut. Im Gegenteil! Dreckige Wüsche zu waschen ist überhaupt nicht sein Ding. Und er hat sicher recht mit seiner Bemerkung zu den Leitwölfen. Aber ich denke nur mit solch besonderen Charakteren in einer Band ist etwas so epochales wie Cantus Buranus zu erschaffen überhaupt möglich gewesen.
Carolin und Bernd Sonntag

Nun aber zum Interview:

Jarwin: Wie lange machst du schon Mittelaltermusik?
Teufel: Ich bin einer der ewig Gestrigen. Mittlerweile 25, eigentlich sogar 27 Jahre. Das darfst du ja gar keinem erzählen.

Jarwin: Du bist aus der ehemaligen DDR, wie kommt man da auf die Idee diese Art von Musik zu machen?
Teufel: Die Musik ist dort geboren. Die großen Dudelsäcke, die jetzt überall gespielt werden. Das laute, harte, dorische Mittelalter kommt aus dem „Osten“. Und das kam mit uns nach der Wende in den Westen. Als wir auf den ersten Mittelaltermärkten gespielt haben, haben sie uns gesagt, dass wir so im Westen nie Erfolg haben werden. Das waren die ersten Sprüche, die wir so gehört haben. Aber das war uns ziemlich egal, weil wir echte Spielleute waren. Wir haben hinter der Mauer mittelalterliche Spielmannsmusik auf der Straße gemacht, obwohl es verboten war. Wir wussten auch gar nicht, dass die Musik anders sein könnte. Wir dachten, so muss es damals gewesen sein. Wir mussten unsere Instrumente selber bauen, weil es gab keine zu kaufen. Außerdem brauchten wir großen Trommeln und Dudelsäcke um in der Kneipe richtig laute Musik machen zu können. Dann sind wir in den Westen gekommen und haben mittelalterliche Bands gesehen mit Flöten und Harfe und dreimal so langsam. Wir haben alles dreimal so schnell gespielt, weil wir dachten es muss ja ein bisschen abgehen. Die Betrachtung im Westen war eher so akademisch, so wie Walter von der Vogelweide, eher Minnesang, Strumpfhosen und Lederklamotten und ein bisschen gestunken haben sie auch, weil sie dachten mittelalterliche Spielleute müssen etwas dreckig sein und sich rumtreiben.

Jarwin: Welche Musik hörst du privat?
Teufel: Nichts! Ich brauche so eine Stille wie wenn Käfer durch den Sand laufen. Mein Beruf und mein „Unterwegsein“ ist so laut, dass ich dann die absolute Stille brauche 😉
Aber natürlich hör ich auch Rockmusik, Klassik. Außer Schlager hör ich eigentlich alles. Obwohl im Auto hört man ja auch Schlager und amüsiert sich. Aber ich steh natürlich auf Rockmusik. Ich muss ehrlich sagen, privat hör ich keine Dudelsackmusik. Außer aus Studienzwecken.

Jarwin: Welche Mittelalterszene ist außer der Deutschen noch besonders reizvoll?
Teufel: Also ich weiß, dass es in der französischen Mittelalterszene viele Leute gibt. Auch die französischen Folklore Festivals und die Bordunmusik mit Drehleier, Fidel und französischen Dudelsäcken sind sehr beliebt. Die bretonische Mittelaltermusik ist zum Beispiel auch sehr schön. Aber auch in Spanien gibt es schöne Festivals und die spanische Dudelsackmusik ist wirklich sehr schön.

Jarwin: Wo wart ihr schon überall und gibt es da große Unterschiede wo man ein Konzert gibt?
Teufel: Mexiko, Europa fast überall, China.
Bei den Südamerikanern war es so, wenn eine Trommel angeht die wirklich groovt, gehen die natürlich ab. Also das ist bei denen automatisch. Wenn die was gut finden, dann finden die das auch richtig gut und lassen sich dann so richtig gehen. Wenn ich daran denke, dass wir in Mexiko in einer Stierkampfarena gespielt haben und da gab es neben der Bühne so ein Bungeeseil, da konnte man sich dranhängen und dann sind die Leute geschwebt. Partymachen ist für die total geil.

Jarwin: Spielst du lieber Festivals oder ein eigenes Konzert?
Teufel: Ich mach beides gerne. Hauptsache man hat ein bisschen Abwechslung. Wir haben jetzt vergangenes Wochenende auf einem Mittelaltermarkt gespielt und das finde ich genauso geil. Es ist gut beides zu machen sowohl Mittelaltermusik als auch Rock’n’Roll. Wir haben jetzt eine Menge MIttelalterfestivals gespielt und das mach ich wirklich total gerne.

Jarwin: Was sagst du dazu, dass Schelmish aufhört?
Teufel: Das wusste ich bis jetzt noch gar nicht. Warum? Ist ja total schade- die haben doch mehr gespielt als wir die letzten Jahre! Wenn ich mir mal überlege, selbst wie wir mit Tanzwut und Corvus Corax zusammen. Die haben wie 2 Bands gespielt. Schade drum. War echt ein cooler Haufen!

Jarwin: Wie ist das Verhältnis zu anderen Bands? Vor allem auch Szeneübergreifend?

Teufel: Wenn du in so ein Orchester kommst wie wir bei dem Projekt mir Corvus Corax, dann wirst du erst einmal angeschaut. Das ist einfach so, wenn du als Mittelaltermusiker mit deiner Tröte ankommst dann gucken sie erst. Der große Unterschied zwischen einem Orchester und uns ist, dass die Musiker dort Arbeitnehmer sind. Wir sind freiberufliche Musiker. Da kommst du dann völlig begeistert an und wirst vom Dirigenten als die Komponisten vorgestellt und dann schauen die schon das erste Mal „Das sind Komponisten? So sehen die aus?“ Aber es sind ja Arbeitnehmer und die spielen das was sie vorgesetzt kriegen. Aber das Ding ist auch, die stehen um 12 Uhr auf, weil Mittagspause ist. Das kennen wir von der Probe gar nicht. Mitten im Lied stehen die auf und der Dirigent sagt das ist ganz normal es ist ja jetzt Mittagspause. Dann ist 16:00 Uhr Feierabend und alle gehen nach Hause. Und wenn das Lied noch nicht fertig gespielt ist, dann wird die Geige halt eingepackt, tschüss, und dann wird am nächsten Tag weiter gemacht. Wenn wir Proben, dann proben wir weil es cool ist. Und wenn wir dabei aus den Latschen kippen. Im Nachhinein, wenn du mit den Orchestermusikern bei einem Bier zusammensitzt merkst du schon, dass das auch richtige Musiker sind. Wenn sie dann von ihren Projekten erzählen. Aber sie sind halt Beamte, die ihre Gage bekommen und eine riesige Rente im Gegensatz zu uns. Wir müssen ja mit 80 Jahen immer noch mit der Bettelschale da sitzen.

Jarwin: Was war das dümmste Vorurteil dass die jemals untergekommen ist?
Teufel: Eigentlich hab ich nur positive Erfahrung. Es ist eher so, dass selbst die alten Damen kommen und meine Frisur niedlich finden und auch mal anfassen wollen. Ich bin in der Semperoper gewesen mit Anzug und Fliege und mit Hörnern, da war ich in der Pause umringt von alten Damen mit Perlketten, die mit mir schön Sekt getrunken haben und mich mit nach Hause nehmen wollten. Selbst in der Dorfkneipe in Bayern hab ich keine schlechten Erfahrungen gemacht. Da sitzen die Bauern mit dir am Stammtisch und stellen dir Fragen wie „Bist du der Deifi, oder wos?“ Und das ist eigentlich ganz witzig.

Jarwin: 3 Fragen Wünsch dir was!
-Gibt es eine Location wo du irre gern mal spielen würdest?
Teufel: New York Madison Square Garden- wäre denkbar. Wär obercool! Kannst ja mal organisieren 😉
-Mit welcher Musikerin würdest du gerne ein Duett singen?
Teufel: Mit Frauen singen ist ja sowieso ein bisschen schwierig. Da hab ich überhaupt keinen Plan. Es ist nicht so, dass ich unbedingt mal mit einer Frau singen muss.
-In welchem Land würdest gerne einmal spielen?
Teufel: Ich würde ja gerne mal in Ägypten bei den Pyramiden, vor der Sphinx oder so mal spielen. Das finde ich total geil. Da weiß ich, dass die so Lichtshows gemacht haben und große Orchesterwerke aufgeführt haben. Das wär natürlich ein geiler Ort.

Jarwin: Wie ist das Verhältnis zu Corvus Corax, auch untereinander?
Teufel: Funkstille.
Jarwin: Geht man sich dann aus dem Weg wenn man sich sieht?
Teufel: Man trifft sich erst gar nicht. Bis jetzt haben wir es geschafft es zu verhindern. Es ist so ein bisschen wie eine Scheidung auseinander gegangen, Güter sind noch nicht getrennt, es hängt alles noch in der Luft. Wir hatten mehrere Firmen und da ist noch gar nichts geklärt. Ist alles gerade etwas eingefroren. Es ist aber nicht so, dass ich mich jetzt hier hinstelle und sage es ist alles sch**** und so. Es ist wie eine Beziehung die irgendwann zu Ende ist und da muss man halt das Beste draus machen. Vielleicht kann man sich in ein paar Jahren auch wieder an einen Tisch setzen aber gerade ist es halt nicht so. Ist aber auch nicht schlimm. Kennt man ja selber wenn man mit einer Frau mal ein Verhältnis hatte. Bloß bei einer Band ist es noch schlimmer als bei einer Ehe 😉

Jarwin: Wie reagieren da die Fans drauf?
Teufel: Es haben sich zeitweise die Lager gespalten. Aber es haben sich auch viele neue Fans gefunden und das auch eingesehen. Es gibt natürlich auch ein paar die, ähnlich wie wenn die Eltern sich scheiden lassen, sauer sind. Die einen gehen zu Papa, die anderen zu Mama. So ist es halt. Manche kommen eben zu beiden. Man kann es aber nicht ändern. Unsere große Krise ging eigentlich in der Zeit los wo Brandan ausgestiegen ist, dann stieg Meister Selbfried aus. IEs war eine dealbesetzung. Wir hätten so die Welt erobern können wenn wir uns einig gewesen wären, aber wir waren alle Frontmänner, 5 Leittiere. Erstaunlich dass das überhaupt so lange funktioniert hat. Wahrscheinlich war es so am besten, dass jeder seinen eigenen Weg mit seiner Band geht. Es ist auch völlig normal dass sich Bandbesetzungen ändern, was aber nicht immer heißt, dass man sich nicht mehr versteht. Manchmal sind es einfach persönliche Gründe und dann ist das in Ordnung so.

Blackfield-Festival zu Gelsenkirchen 23. & 24.06.2012

Das Blackfield-Festival wurde in diesem Jahr zum 5. Male ausgetragen – ein Jubiläum – und das, wie bislang in jedem Jahr, mit einem grandiosen Line-up!

Einiges war neu in Gelsenkirchen. So gab es zum Beispiel in diesem Jahr eine zweite Bühne und damit ein paar mehr Bands am Start.

Mit den Headlinern IN EXTREMO und VNV NATION sind die Rollen klar verteilt: Es gibt die gewohnt perfekte Blackfield-Mischung aus den Bereichen der elektronischen Klänge und der härteren Gitarrenfraktion.

Der Anteil an Mittelalter wirkte größer, Bands wie SALTATIO MORTIS oder FAUN sorgten hier für die richtige musikalische Untermalung.

Während SALTATIO MORTIS satten Mittelalterrock zum Besten gaben, stellen FAUN pure und ruhige Mittelaltermusik gegenüber, daneben erleben wir die akustische Darbietung des SUBWAY TO SALLY Frontmanns ERIC FISH.

Es war in Punkto Musik eines der stärksten Blackfields in den letzten fünf Jahren.

Das Wetter am Samstag spielte außerdem super mit und so waren die Auftritte von DREADFUL SHADOWS, HOCICO, OOMPH und vor allem den Headlinern VNV NATION ein voller Erfolg! Die Massen waren begeistert und erlebten eine fulminante Show bis zum Schluss.

Sonntag war es wettertechnisch leider nicht so ideal und so blieben dann auch viele lieber zu Hause im Trockenen, als an den Rhein-Herne-Kanal zu pilgern.

Schade für Bands wie MEGAHERZ, WELLE:ERDBALL, AGONOIZE und COMBICHRIST. Bei den Headlinern IN EXTREMO waren leider nicht mehr so viele Fans vor Ort, wie es sich die Band und die Veranstalter vielleicht gewünscht hätten.

Alles in allem waren die beiden Festival-Tage aber wie immer: schön, laut, schwarz und rundum gelungen!

Vielen Dank an alle, die mit dabei waren und auf ein nächstes und noch besseres Festival in 2013!

Katharina von Kleve

Das 13. Castle Rock in Mühlheim am 06. und 07. Juli Teil 2 -der Samstag

Nach einer für manchen Festivalbesucher viel zu kurzen Nacht ging es um 13.00 Uhr am Samstag bei strahlenden Sonnenschein mit Hämatom weiter. Da muss man fast 600 km fahren um die Band aus meiner Gegend (Bayreuth) erstmals live zu hören. Sicher auch weil ich mit Trash Metal und Deutschen Metall nicht so wirklich etwas anfangen kann. Und da würde ich die Band und ihre Musik einordnen. Gleich vorweg , ein Hämatom an den Ohren hab ich nicht bekommen, im Gegenteil. Ich war positiv überrascht über den Sound der Band und ihre Showqualitäten. Einen besseren Anheizer und Müde-Glieder-Ausschüttler kann man kaum verpflichten. Und mit Sänger „Nord“ hat die Band auch stimmlich und charismatisch eine tolle Rampensau zu bieten. Zusammen mit den drei anderen Bandmitgliedern die logischerweise „Ost“ (Gitarre) „West“ (Bass) und Schlagzeuger „Süd“ heißen machten sie sich mit ihrer kurzweiligen unterhaltsamen Show beim Publikum beliebt und bei Heidi Klum, die aber nicht zu sehen war, einmal mehr extrem unbeliebt , als sie den Song Spieglein anstimmten. „Fleischbeschau zur besten Zeit, ganz Deutschland steht bereit“ und weiter „jetzt kommt der Henker in den Ring und stellt die jungen Opfer vor“ trifft es schon richtig gut.

Die Texte und die Musik die teilweise an bekannte Kindermärchen angelehnt ist wie Bi-ba Butzemann oder Hänsel und Gretel sind zwar durchaus derb (Leck mich) aber aufgrund der darin enthaltenen Sozialkritik auch inhaltlich durchaus beachtenswert. Besonders „Schau sie spielen Krieg“ mit der tollen Kinderstimme und das geniale EAV-Cover Neandertal inclusive auf die Bühne stürmenden Neandertaler bleiben extrem im Ohr haften und machen neugierig auf mehr. Ein fulminanter Auftritt und eine tolle Visitenkarte die Hämatom da abgaben.

Das kann man auch für In Legend sagen. Das Piano Metal Projekt des Van Canto Drummers Bastian Emig ist es wirklich wert gehört und entdeckt zu werden. Und das sagt jetzt jemand der mit Heavy Metal nicht so viel am Hut hat. Aber die Kombination von eingängigen (Metal)Melodien und der Verzicht auf den typischen Metal-Gitarrensound , um stattdessen das Piano in den Vordergrund der Kompositionen zu stellen hat schon etwas. Aber nicht nur der Klang des Pianos, das Piano selbst ist ein echter Blickfang. Und darauf drischt und schlägt Bastian Emig ein um es kurz darauf ganz zärtlich zu behandeln. Selbst spricht er von seinem Musikstil als „hand-hammered piano craft“, wenn man Wikipedia Glauben schenken darf. Ich würde es eher als sehr treibenden Piano-Rock bezeichnen und das ist sicher auch das besondere an den vorgestellten Songs. Sie kommen auch bei Leuten an, die mit Heavy Metal sehr wenig am Hut haben, weil sie extrem melodisch sind und auch die Stimme des Sängers gut ins Ohr geht. Und dass er Piano spielen kann, konnte er eindrucksvoll unter Beweis stellen. fast nicht zu Glauben, dass Emig kein geschulter Pianist ist, sondern sich das Klavierspielen autodidaktisch beigebracht hat, weil er keine Noten lesen kann. „Ich höre Musik, gesehen habe ich sie noch nicht“ steht dazu auf der Homepage und wenn jeder der keine Noten lesen kann dann so ein klasse Ergebnis zu Stande bringt, muss man feststellen, dass Notenlesen deutlich überbewertet wird. Mit Ballads`n`Bullets ist bisher erst eine richtige CD erschienen (mit allen Liedern der EP darauf), wer also nicht beim Castle Rock war und einmal wissen will wie „Tori Amos auf Koks klingt“ (Webside In Legend) sollte sich mal um den Kauf der CD bemühen. Es lohnt sich, wie auch der Auftritt der Band am Samstag.

Band Nummer Drei, die von Michael Bohnes extra vorgestellt wurde, war Adversus. Und an ihr scheiden sich die Geister. Sicher keine der 11 Bands am Wochenende polarisiert so wie Adversus. Entweder man mag sie, oder lehnt sie völlig ab. Dazwischen gibt es glaub ich nicht viel. Das lateinische Wort Adversus steht in Deutsch für widrig, unglücklich, zuwider oder verhasst, der Bandname ist also wie geschaffen für die Band. Die Offenbacher Band gibt es schon seit dem Jahre 2000 und seitdem hat man mit vielen Musikerwechseln zu kämpfen. Gründungsmitglied und Sänger Torsten Schneyer ist aber immer noch an Bord, er und die 2 Sängerinnen Aysel und Johanna Dietz sind für den Gesang zuständig. Die Musik von Adversus zu beschreiben ist wirklich schwer, da sie sehr speziell ist und ein Mischung der verschiedensten Musikstile erkennbar sind, wie Neofolk, Gothic, Elektro, Minnesang , Death Metal, RAP usw.

Ich bin da ziemlich ratlos und genauso ratlos hat mich der Auftritt gemacht. Es lag sicher nicht an der Mischung einer Sopran-Sängerin und einem Metal Sänger, dass ich dem Auftritt wenig abgewinnen konnte. Und auch zu den poetischen und künstlerischen Texten keinen Zugang fand. Das ging aber vielen Festivalbesuchern so, die sich in immer größerer Zahl auf der Wiese vor dem Schloss einfanden. Es gab aber auch einige, die dem Auftritt von Adversus viel abgewinnen konnten, andere Festivalbesucher diskutierten dafür wie schräg und neben den Tönen die Band im Gesang gerade liegt.

Und trotzdem hat mich der Auftritt so neugierig gemacht, dass ich unbedingt einmal in eine Platte hereinhören will, wie das da dann klingt. Auf der CD 2005 sind mit ASP, Marcus Testroy von „Die Kammer bzw EX-Chamber“ und Thomas Zöller (Qntal,Estampie) auch 3 ganz prominente Gastmusiker vertreten.

Auch A Life Divided habe ich noch nie gehört und dachte beim ersten Song eigentlich , dass es sich um eine Amerikanische Nu-Metal-Band handeln könnte.Linking Park ohne Hip Hop sozusagen. Doch spätestens als sich Sänger Jürgen Plangger in perfektem Deutsch an das Publikum wandte , war klar die Band muss aus Deutschland kommen. Auch wenn der Bad Tölzer bzw Geretsrieder Dialekt nicht zu erkennen war. Schnell schafften es A Life Divided mit ihrem treibenden Rock und ihren dynamischen Auftritt die Menge wieder vor die Bühne zu locken. 3 CDs gibt es von der Band , die 2003 gegründet wurde, bisher, wobei die letzte „Passengers“ erstmals bei einem richtigen Vertrieb erschienen ist. Es macht wirklich Spaß der Band und ihren aggressiven Gitarrenrock , der immer wieder auch Platz für melancholischer Töne lässt, zuzuhören Und Sänger Jürgen Plangger versteht es wirklich zu performen. Vielleicht kam den einen oder anderen Besucher ja sein Gesicht bekannt vor, weil man ihn als Gitarrist bei Eisbrecher auf der Bühne gesehen hat. Oder die Mitmusiker Fuhrmann und Berger die bei Lacrimas Profundere spielen bzw. spielten. Kein Wunder dass es mit der Karriere der Band in den letzten Monaten extrem steil bergauf geht und der Auftritt beim Castle Rock und beim anstehenden Amphi Festival sorgen sicher für eine perfekte Mundpropaganda. Mich hat die Band auf alle Fälle völlig überzeugt und ich freu mich schon darauf die Band mal irgendwann wieder zu hören. Und bis dahin ist es ähnlich wie bei In Legend angesagt , mal in die CD hineinzuhören. Die Vistenkarte die man in Form des Live-Auftritts bekommen hat war auf alle Fälle schon beeindruckend.

Mit Xandria stand dann die Ersatzband des 13. Castle Rock auf der Bühne. Sie sprangen kurzfristig für Edenbridge ein. Sehr zu meiner Freude, wollte ich die Band mit neuer Sängerin unbedingt endlich einmal live hören. Denn spätestens nach dem phantastischen neuen Album Neverworld`s End war ich extrem neugierig auf Manuela Kraller, die die vorherige Sängerin Kerstin Bischof ersetzte. Diese wiederum sollte Lisa Middelhauve ersetzen, jahrelang das Gesicht und die Stimme von Xandria, was ihr nie richtig gelang. Kein Wunder hatte die Band mit Lisa doch eine echte Röhre und Top-Performerin als Sängerin gefunden und nach ihrem Ausstieg war für mich Xandria eigentlich ziemlich tot. Doch nun feiert man Dank Manuela Kraller und Dank des großartigen Albums , das ich eigentlich von Nightwish erwartet hatte und das nun Xandria herausgebracht haben, nicht nur Widerauferstehung sondern ist auf dem besten Weg eine der absoluten Top Symphonic Metal Bands mit weiblicher Sängerin zu werden. Und da helfen Auftritte wie der beim Castle Rock, der alle Qualitäten der Band eindrucksvoll unter Beweis stellen konnte , natürlich gewaltig. Es war deutlich zu sehen, dass Manuela und die Jungs gut miteinander harmonieren und dass man so richtig Spaß am Auftritt hatte . Und eine am Anfang noch leicht nervös wirkende Manuela Kraller bewies wohl auch dem letzten Zweifler, dass Xandria endlich wieder eine herausragende weibliche Vokalistin gefunden hat. Eine die nicht nur singen und performen kann , sondern auch noch toll aussieht (was ja nie ein Nachteil ist) und mit ihrem bayerischen Akzent auch noch einen witzigen Kontrast zu den Bielefelder Jungs darstellt. Ein Kracher-Auftritt , ein phantastisches neues Album. jetzt noch etwas Pyros und Show live und Xandria steht die Musikwelt offen und Epica, Nightwish und Within Temptation können sich warm anziehen. Hammer !

Nun folgte eine von mir besonders neugierig beäugte Umbaupause . Hatte ich doch das Glück Gothminister ganz am Anfang seiner Karriere als Vorband von Lacrimosa dreimal zu erleben. Eine Show gab es damals auch schon und das Stehpult mit dem Gothminister Zeichen wackelt heute noch genauso wie damals, das ist aber schon alles an Parallelen zumindest was die Show betrifft. Musikalisch hat sich nichts geändert , alle inzwischen 4 Alben sind guter und hörenswerter Gothic Metal. Völlig verändert haben sich aber Bekanntheitsgrad und Show der Norwegischen Band um Frontmann , Macher und Anwalt im Normalberuf Bjorn Alexander Brem. Schon der Aufbau lies einiges erwarten die Show übertraf das ganze aber zumindest visuell noch. Allerdings war es auch ein Abend den man mit Pleiten Pech und Pannen umschreiben kann. Zu verantworten hatten dies vor allem Tontechniker und die Pyromannschaft. Die ließen, warum auch immer, mit lauten Knall bereits vor der Show Rauchbomben und Sternenenwerfer los. Und auch während der Show lief so einiges schief. Da fiel der außergewöhnliche Mikrofonständer der schon beim Aufbau nicht stehen wollte einfach um, Teile der Maske lösten sich aus Brems Gesicht. Und auch bei Gothminister war das Phänomen des schlechten Soundabmischens zu beobachten. Die Stimme zu leise, die Instrumente viel zu laut, schade denn Brem kann wirklich singen . Gothminister konnten einen richtig leid tun. Denn der Aufwand , den man mit dieser großartigen Horrorshow die man durchaus als Persiflage auf das Splatter und Horrorgenre verstehen kann, war beträchtlich. In diesem Zusammenhang ein großes Lob an den Security vor der Bühne der das Anbrennen der Bühne geistesgegenwärtig verhinderte. Geraucht hat es mal schwarz mal rot ja eh schon genug.

Action gab es also genug auf der Bühne und Brem hetzte von Nummer zu Nummer und von Showeffekt zu Showeffekt , unfassbar das der Blusauger im blutverschmierten Hemd nicht selbst in die Anderswelt eingezogen ist. Großes Kino, dass eine bessere Soundabmischung verdient hatte.

Wie es geht konnte man dann bei ASP erleben. Ich hab ja eh noch nie ein tontechnisch schlechtes ASP Konzert erlebt, aber bei dem Akustikprojekt von Zaubererbrüder ist ein guter Ton umso wichtiger. Und das gelang wirklich auf beeindruckende Weise. Gänsehaut pur war das, was ASP und seine großartigen Musiker ablieferten. In diesem Jahr gab ASP ja bekannt, dass er neben dem Bandprojekt ASP auch den Krabat-Liederzyklus Zaubererbruder weiter und als eigenstüdnige Band fortführen will. Sicher mit die beste Idee seiner Musikerkarriere. Ich finde den Krabat Liederzyklus das genialste Gesamtkunstwerk was der Gothic-Bereich überhaupt musikalisch abgeliefert hat. Ein Werk für die Ewigkeit wie Cantus Buranus von Corvus Corax im Bereich Mittelaltermusik. Musikalisch herausragend gut mit einem Sänger den man mit seiner beeindruckend markanten Stimme sofort heraushört . Vom ersten Lied an hatte ein optisch mit Haaren etwas anders aussehender ASP das Publikum im Griff. Mit Charisma ohne Ende ausgestattet und bestens gelaunt sorgte er auch ohne große Show für das absolute Highlight des Tages. Unterstützt von großartigen Musikern wie Ally Storch an der Geige (Haggard, Schandmaul, Ally the Fiddle, ASP) , Dudelsackakademie-Leiter Thomas Züller (Dudelsack, Flöten, etc.) , Ralph Müller an der Gitarre (Ex Chamber) , Katharina Kranich am Cello , Tossi Gross an der Gitarre und Carlos Serrano del Rio an den Percussions sorgten für einen ganz ganz großen magischen Moment im Konzertkalender Deutschlands 2012 und alle die beim Castle Rock dabei waren und ASP und Band gnadenlos abfeierten werden den Auftritt sicher so schnell nicht vergessen. Ein würdiger Headliner und ein furioses Ende eines einmal mehr legendären Festivals , dass mit Ausgabe 14 am 12 und 13. Juli 2013 seine Fortsetzung finden wird.
Caro und Bernd Sonntag

Das 13. Castle Rock in Mülheim am 06. und 07. Juli Teil 1 -der Freitag

Die Mutter aller Burgfestivals- das Castle Rock im Schloss Broich wurde vom Wettergott reichlich belohnt. Obwohl die Prognosen der letzten Tage alles andere als günstig waren, gab es am Wochende bis auf 2 kleine kurze leichte Regenerfrischungen ansonsten perfektes Festivalwetter. Und das hatten sich der Macher des Festivals Michael Bohnes und sein Helferteam auch wahrlich verdient. Mülheim war auch 2012 eine Reise wert, egal von wo her aus der Republik die Besucher nach Mülheim kamen, oder gar wie die Dame neben mir aus Schweden. Nicht umsonst zählt das nun bereits zum 13. Mal stattfindende Festival zu den schönsten Deutschlands. Es ist sicher nicht nur die familiäre Atmosphäre und der kleine Biergarten neben der Bühne der die Menge magisch anzieht, auch das Programm ist 2012 vom feinsten und mit ASPs Zaubererbrüder hat man eines der absoluten Live-Highlights im Gothic-Bereich überhaupt verpflichten können. Es waren aber nicht nur die Headliner Mono Inc. und ASP die glänzten und für Beifallstörme sorgten, das buntgemischte Programm mit insgesamt 11 Bands bot an beiden Tagen für jeden etwas. Los ging es am Freitag pünktlich um 17.30 mit der ersten Band des Tages Schwarzer Engel, das musikalische Projekt des Deutschen Sängers Dave Jason. Seit 2007 gibt es die Band nun schon und nachdem der Orkus in der Mai-Ausgabe des Heftes die Band zum Newcomer des Monats gekürt hatte, war ich ensprechend gespannt auf die Band. Meine Begeisterung hielt sich allerdings sehr in Grenzen. Dies lag vor allem an der extrem schlechten Abmischung des Sounds. Mir ist es echt schleierhaft, wieso Tontechniker immer denken je lauter desto besser. Und wieso man die Instrumente, so laut aufdrehen muss, dass man den Sänger kaum bis fast gar nicht hört erschließt sich mir ebenso wenig. Der ganze Auftritt ging irgendwo in einem Lärmbrei aus Gothic und Deutscher Härte unter, Jason bezeichnet es als Dark Metal. Seine erste CD heißt übrigens Apokalypse, ich fand eher den Sound ziemlich apokalpytisch. Schade drum. Ähnliches gilt übrigens auch für The Beauty of Gemina, die Band des Schweizers Michael Sele, die sich seit 2006 völlig zurecht immer größerer Beliebtheit erfreut. Denn ihre Mischung aus Darkwave, Gothic und Rock ist vor allem auf CD dank der dunklen Stimme des Sängers und der Qualiät der Lieder durchaus hörenswert. Da macht auch die neueste Scheibe der Band „Iscariot Blues“ keine Ausnahme. Im Gegenteil, sie verdient es wirklich Gehör bei den Gothic-Music-Anhängern zu finden. Ein gespalteneres Verhälntnis hab ich da schon zu den Live-Auftritten der Band. Der introvertierte Schweizer konnte zumindest als Vorband bei der Unheilig-Tour stimmlich glänzen, als der Sound ziemlich perfekt gemischt war. Davon war man an diesem Freitag weit weit entfernt. Was doppelt schade ist, da es gerade bei ihm viel mehr Sinn macht die Stimme hochzudrehen, statt die Instrumente der Bandmitglieder. Der aus sich herausgehende Frontman der die Massen mitreisst wird er sicher auch nie werden, umso wichtiger ist es , dass der Sound passt.

Dass es auch anders geht bewies dann die einzige Mittelalter-Rock-Band an den 2 Tagen, Tanzwut. Die ehemalige Corvus- Corax Zweitband wird bekanntlich inzwischen als eigenstündiges Projekt von Teufel Diabolus weitergeführt. Und was lag da nahe, nachdem der Bandchef schon über 25 Jahre Mittelaltermugge macht, Tanzwut sowohl als Rock, wie auch als Mittelalterband aufzustellen. Und so gibt es ähnlich wie bei Schelmish eine Mittelalter und eine Rockversion von Tanzwut. Und die gab es heute zu Gehör.

Wie man von ihm gewohnt ist sprüht Teufel nur so vor guter Laune.Mit seiner Glatze und den Teufelshörnern ist er das zentrale Element der Show. Er versteht es perfekt mit dem Publikum zu interagieren. Ein Frontmann der es einfach versteht das Publikum zu unterhalten und zum „Durchdrehen“ zu bringen.

Und da auch der Sound deutlich besser gemischt war, als bei den Acts zuvor stand dem Durchdrehen nichts mehr im Wege. Und so kam erstmals bei der 13. Ausgabe von Castle Rock so richtig Stimmung auf. Auch bei dem Herren neben mir, der zuvor der „Dudelsackmucke“ noch wenig abgewinnen wollte. Beim Konzert sah das dann ganz anders aus. Scheinbar konnte Tanzwut ihn genauso überzeugen, wie viele andere Zuhörer im Publikum. Und das selbst ein Ärzte Song auch als Dudelsack-Variante absolut seinen Reiz hat beweisen Tanzwut ja schon seit Jahren.

Auch optisch ist Tanzwut natürlich immer ein Hingucker , ein sehr gelungener Auftritt der Berliner Formation der eine Menge Spaß versprühte und das Publikum für den Headliner des Abends Mono Inc. so richtig in Stimmung brachte. Erstaunlich schnell war die knappe Stunde die Tanzwut auf der Bühne stand vorbei, gefühlt kam es einen noch viel kürzer vor, als der Umbau für Mono Inc. losging. Übrigens sei an dieser Stelle die Umbaucrew einmal explizit lobend erwühnt, die an beiden Tagen einen grandiosen Job ablieferten und die Umbauzeiten, die bei nur einer Bühne zwangsläufig nötig sind auch extrem kurz hielten. Und so waren schon nach kurzer Zeit auch alles bereit und der Headliner Mono Inc. konnte loslegen.

Und da ließ sich die Hamburger Band nicht zweimal bitten. Vom ersten Song an wurden sie gnadenlos abgefeiert, unzählige Mono Inc. Shirts im Publikum ließen keine Frage offen, auf wen sich die Zuschauer besonders freuten und von Beginn an verwandelte sich das Publikum in einen vielstimmigen textlich erstaunlich sicheren Mono Inc-Fischerchor. Eigentlich hätte es Sänger Martin Engler gar nicht bedurft, die stimmgewaltige Menge hätte den Job locker übernehmen können. Das wäre aber extrem schade, denn den „Spezialirokesen“ Engler performen zu sehen macht jedes Mal aufs Neue extrem viel Spaß.

Gutgelaunt, sichtlich ergriffen von der Begeisterung der Fans und dankbar für soviel Zuneigung die ihm entgegenschlug lieferten Mono Inc. ein Feuerwerk an Songs und Hits ab und feierten mit den ca. 1000 Zuhörern eine furiose Party mit vielen Highlights. Wie zum Beispiel einen ganz neuen Song, der erst in zwei Wochen als neue Single auf den Markt kommen wird. Und da Engler ausdrücklich darum bat nichts weiter zu erzählen und sämtliche Kameras und Handy herunterzunehmen wird natürlich der Titel auch nicht verraten. Was man aber schon verraten kann, es ist ein Knaller, wie viele der Mono Inc. Songs. Die Band schafft es einfach immer wieder tolle Songs zu schreiben und dies auch noch in erstaunlicher Geschwindigkeit. Viva Hades , Album Nummer 5 erschien am 18. März 2011 und befand sich schon in der ersten Woche auf Platz 50 der Charts , mich würde sehr wundern, wenn das neue Album nicht die Top-Ten knacken könnte.

Nach Unheilig ist Mono Inc. der zweite Gothic-Act, der eine sensationelle Entwicklung nicht nur in der Gothic Szene genommen hat. Und dies mit einer Musik die weit weniger balladesk und massenkompatibel ist, wie die von Unheilig. Einer der von Anfang an an die Band glaubte ist Castle-Rock Macher Michael Bohnes , der einen erheblichen Anteil am Erfolg hat, wie Engler dankbar während des Konzertes erzählte . Aber den haben sich die 4 auch fleißig erarbeitet. Ohne jegliche Starallüren ist man bis heute immer für sein Publikum da und die Dankbarkeit über jeden Zuhörer der auch heute so zahlreich gekommen ist, ist auch nicht gespielt. Das erstaunliche ist auch, wenn man die Band in den letzten Jahren gesehen hat, dass die Qualität der Live Auftritte immer mehr zunimmt, sicher auch dank nun inzwischen deutlich größerer finanzieller Möglichkeiten.

Ein weiteres Highlight des Mono Inc. Auftritts war die an den E-Drums stehende Katha Mia, schade dass es etwas kurz war. Ich hätte sie gern noch etwas länger so trommeln hören und sehen wollen.

Apropos länger, der einzige Schwachpunkt des Auftritts war die Zeit, die verging blöderweise wie im Fluge. Und so war der Auftritt einfach gefühlt viel zu kurz, auch wenn der „Gothic-Grönemeyer“ und seine Band über 90 Minuten auf der Bühne standen. Aber man könnte der Band noch stundenlang zuhören und zusehen wie die 4 alles gaben um das Publikum zu unterhalten. Ein klasse Sound, eine kurzweilige Show mit einem überzeugenden Frontmann , der genauso speziell tanzen kann wie Herbert Grönemeyer, ein begeistert mitgehendes Publikum , Mono Inc. waren ein beeindruckender Beweis, wieso Live Music so faszinierend sein kann. Und die Party ging nach dem Konzert mit den Vieren am Merchandise weiter.
Bernd und Caro Sonntag

Corvus Corax Fantreffen mit Konzert in Theuern

30.06.2012 Kultur-Schloss Theuern

Einen Gewinner gab es schon vor dem Konzert, das waren die Corvus Corax Fans aus der Oberpfalz. Denn die hatten es vergleichsweise ziemlich kurz zum diesjährigen vom rührigen Corvus-Clan , dem Fanclub der Band, organisierten Fan-Treffen von Corvus Corax. Da hatte es manch anderer schon viel weiter, ob aus Jülich, aus Karlsruhe, München, Mönchengladbach oder Berlin. Von überall her kamen die Corvus Corax Fans angereist, selbst Nummerschilder aus dem Ausland waren auf dem Parkplatz zu sehen. Bereits vor dem Konzert ist vor dem Schloss eine kleine Zeltstadt entstanden und völlig entspannt warteten die Corvus Fans geduldig auf den Konzertbeginn. Aber nicht nur die, auch das eine oder andere einheimische Paar hatte sich unter die Zuschauer gemischt, meist gut erkennbar da etwas anders gekleidet. Und sie haben sich sicher etwas gewundert über die Menge an zum Teil mit Nieten verzierten schwarzgekleideten oder in Gewandung steckenden Menschen. Abschrecken haben sie sich nicht lassen und sie werden das Kommen sicher nicht bereut haben. Vielleicht ist der eine oder andere sogar zum Corvus Fan geworden , so wie der Leiter des Kulturschlosses Michael Ritz. Auch wenn man bisher so eine Musik und Show in Theuern sicher noch nie erlebt hat. In dem beschaulichen Örtchen mit einem tollen Schloss findet jedes Jahr ein Musikevent statt.

Eigentlich viel zu wenig für die genialen Möglichkeiten die Theuern bietet.
Bereits am Freitag stand die 11-Mann- Band Los Dos y Companeros auf der Bühne und sorgte für mitreissende lateinamerikanische Salsaklänge und Sonntag endete das Ganze mit einem Jazz-Frühshoppen. Sicher zum Leidwesen des einen oder anderen Corvus Fans der etwas unsanft von einer Musik geweckt wurde, die so gar nicht nach Corvus Corax klang und den Metschädel unnötig quälte. Aber zurück zum Konzert und zum Einlass, der sich erst einmal um ca. 20 Minuten verzögerte. Netterweise teilte dies die Organisation des Kulturschlosses den wartenden Zuhörern sogar mit und dies gleich mehrmals. Zu erstaunt war der gute Mann scheinbar, dass es keine Pfiffe gab um nicht zu sagen keine Reaktion der Menge, so dass er dachte man hat ihn nicht gehört. Doch auch nach mehrmaligen Durchsagen kam keine negative Reaktion. Corvus Corax Fans sind halt entspannte und geduldige Menschen, die auch die 45 minütige Verspätung bis zum Konzertbeginn ohne Murren hinnahmen. Da war der Schreiber dieser Zeilen schon weniger entspannt, zu genau erinnerte er sich noch an die Cantus Buranus Aufführung in Halle die ein schlimmes Gewitter jäh beendete. Und nur weil man wegen einer dummen Miss-Wahl und einiger Reden mit dem Konzert spöter angefangen hatte (wofür Corvus Corax übrigens überhaupt nichts konnten). Ähnliches drohte heute , waren doch schwere Gewitter angesagt. Doch um es gleich vorweg zu nehmen das Konzert ging trocken zu Ende, erst die anschließende Feuershow musste dann unter dem späteren Beginn leiden. Aber dazu am Ende des Artikels noch mehr.

Zurück zum Konzert, das mit dem Einmarsch der „Nordmänner“ begann. Das Outfit perfekt passend zum neuen Album Sverker, der musikalische Ausflug der Band Corvus Corax in den hohen Norden zur Mittelaltermusik der Kelten und Wikinger und zum Schwedenkönig Sverker II. .

Es ist schon der Wahnsinn, über 22 Jahre gibt es Corvus Corax nun schon und immer wieder schafft man es sich irgendwie neu zu erfinden. Bis heute klingt die Band frisch und ist immer für eine Überraschung gut. Und mit Berlinski Beat hat man, damit es den Jungs nicht langweilig wird, außerdem wieder ein Nebenprojekt gegründet mit dem man inzwischen auch live unterwegs ist. Neben der musikalischen Abwechslung ist es sicher auch das Outfit und die Show, die den Reiz eines Corvus Corax Konzertes ausmacht. Dies hat sich bis heute nicht geändert, auch in Theuern zeigt sich dies überdeutlich, neue Outfits die bis ins kleine Detail die musikalische Darbietung unterstützen und abrunden. Und trotz wirklich vieler Besetzungswechsel und Einschnitte, ist Corvus Corax ein Erlebnis und die Band trägt auch heute noch zurecht den Titel „die Könige der Spielleute“. Auch wenn es mir diesmal wirklich schwer gefallen ist, Harmann den Drescher nicht mehr am Schlagwerk zu sehen sondern als Davulspieler. Ohne dem neuesten Bandmitglied Steve jetzt nahe treten zu wollen, aber Nori am Schlagwerk ist einfach eine Legende und auch wenn Steve das wirklich gut und voller Leidenschaft macht, es dauert schon etwas bis man sich an den Anblick gewöhnt hat Nori nicht mehr hinter den mächtigen Trommeln zu sehen. Der Grund ist übrigens, dass man keinen geeigneten Davulspieler gefunden hat und da man mit Nori ja einen hervorragenden in der Band hat, war die Suche dann auch beendet.

Und so lieferten Wim, Pan Peter, Castus, Vit, Steve und Nori auch in Theuern eine mitreissende Show ab und selbst die das zeitliche segnende Riesenratsche , die auf einmal keinen Ton mehr von sich geben wollte, brachte Castus nicht aus dem Konzept. Wie auch , ist ihnen in 22 Jahren ja sicher schon schlimmeres passiert und schließlich kann man mit einer 4-5 Oktavenstimme die Ratsche ja auch problemlos immitieren.

Für die Fans gab es übrigens nicht nur mächtig was auf die Ohren, auch an den gierigen Schlund der Konzertbesucher hatte man gedacht und mittels Metabfüllstation wurden zweimal während des Konzertes jeweils ein Meteimer unters Volk ausgeschenkt, zumindest bis auf einen kleinen Teil der der Selbstverkostung zum Opfer fiel. Übrigens gings dann gleich nach dem Konzert unter einer Straßenlaterne mit der munteren Metverkostung für die Fans weiter.

Selbstverständlich wurden während des Konzertes die Zuschauer nicht nur zum trinken, sondern auch zum kollektiven Winken und springen animiert und die anwesende Tribalstyle-Tanzgruppe Prema Paradoxa, die im Zuschauerraum zu den Corvus Klängen tanzte für ein Lied flux auf die Bühne geholt. Und da ließen sich die Damen von Jung bis Alt nicht zweimal bitten.

Zu sehen gab es natürlich wie bei Corvus ja gewöhnt auch allerlei ungewöhnliches Instrumentarium, angefangen beim Organistrum der (selbstgebauten) größten Drehleier der Welt bis zum Glockenspiel-Rad und der Maultrommel.

Es war einmal mehr ein rundum gelungenes Corvus Corax Konzert und mit dem Kulturschloss Theuern hat man auch die perfekte Location für ein Fantreffen gefunden. Und so plant die Band wie man auf Facebook lesen konnte schon munter für das Treffen im nächsten Jahr an gleicher Stelle. Und da es auch den Musikern mit den tollen Fans um den Corvus Clan so einen Heidenspaß gemacht hat, denkt man sogar über ein ganzes Wochenende nach, hoffentlich dann auch mit einem Auftritt von Berlinski Beat. Deshalb schon heute der Hinweis , alle die die Musik von Corvus Corax mögen und eine Band zum Anfassen erleben wollen sollten sich das Wochende um den 22.06. ganz dick im Kalender 2013 anstreichen. Egal woher man anreist. Es wird sicher keiner bereuen nach Theuern gefahren zu sein und wir von jarwinbenadar.de sind dann hoffentlich auch wieder vor Ort.

Trotzdem gab es an diesem Tag nicht nur strahlende Gesichter , die Mitglieder von Rabenfeuer ägerten sich schwarz über den aufziehenden Sturm der es nicht ermöglichte die wirklich sehenswerte Feuershow ganz zu präsentieren. Ich wunderte mich eh schon, dass man nicht früher aufhörte, sind doch wechselnde Winde ein nicht unerhebliches Sicherheitsrisiko für die Künstler. Die versuchten aber bis es wirklich gar nicht mehr ging das Publikum toll zu unterhalten und ihre Künste zu präsentieren. Und so brauchen sich die Frauen und Männer von Rabenfeuer auch nicht wirklich ärgern, dass sie richtig gut sind, konnten sie auch mit einer zwei drittel Show eindrucksvoll unter Beweis stellen.

Carolin und Bernd Sonntag