Faun 2012

Interview mit Oliver S. Tyr und Stephan Groth von Faun nach dem Konzert in der Christuskirche Bochum

-Das ist eure erste Tour in der neuen Besetzung. Wie sind die Reaktionen bisher?

Oliver: Sehr gut und sogar besser als erwartet. Wir hatten wenig Bedenken, weil wir genau wussten, wie gut die beiden (Sonja und Stephan) sind, wie gut sie reinpassen. Wir hatten eher diese Vorfreude. Jetzt wollen wir den Leuten zeigen, wie schön es gerade ist. Bei den Proben oder auch im Vorfeld, wie gut es läuft. Aber es gab trotzdem ab und zu Berührungsängste. Auch damals in der Vergangenheit. Ach, schon wieder, schon wieder eine neue Sängerin. Und dann ist es auch so: Egal wie gut die Sängerinnen waren, sie mussten sich eingewöhnen. Dann hat es ein halbes Jahr gedauert, obwohl sie als Musikerinnen ganz toll waren. Nach einem halben Jahr klangen die Lieder so wie Faun. Und im ersten Monat zum Beispiel war zu viel anderes noch drin, andere Einflüsse. Das ist uns dieses Mal gar nicht passiert, was uns selber auch überrascht, wie gut das alles passt. Und auch wie gut die Fans das annehmen. Wir haben keine einzige kritische Stimme. Wir haben jeden Abend Standing Ovations gehabt, ohne dass wir danach gefragt hätten. Wir sind gerade wirklich verwöhnt. Vom Schicksal verwöhnt.

-Wie gefällt es denn Sonja und Stephan?

Oliver: Das weiß ich nicht. (lach) Wie gefällt es ihm denn?

Stephan: Äußerst begeistert! Musik machen hat lange nicht so viel Spaß gemacht, muss ich wirklich sagen. Wir sind langsam so gut eingespielt und haben einfach Spaß auf der Bühne, ich glaube das sieht man auch. Wir haben Spaß hinter der Bühne und zwischen den Auftritten. Ich fühle mich gut aufgehoben.

-Kanntet ihr euch schon vorher?

Stephan: Nein, persönlich nicht.

Oliver: Gerüchte sind natürlich herumgewabert.

Stephan: Ich kannte natürlich Faun, weil es ein bekannter Name in der Szene ist. Ich bin mit meiner Band noch nicht so groß gewesen. Wir sind eher im kleineren Rahmen unterwegs gewesen. Von daher kannte ich Oliver schon vom Sehen, aber persönlich kannten wir uns nicht.

-Ein Glücksfall, dass ihr euch gefunden habt.

Oliver: Der große Manitu wollte das so.

-Wie waren die Reaktionen auf euren Aufruf auf der Seite, dass ihr Musiker sucht?

Oliver: Wir haben in der Vergangenheit in alle möglichen Richtungen gearbeitet und es war für uns ein Reiz einfach eine offene Sache reinzuschreiben und zu sehen, was zurückkommt. Wir haben vor, verschiedenen Ideen und verschiedene Konzertprojekte, auch Themenprojekte für CD-Aufnahmen zu machen. Wir haben öfters schon mit Gästen aus der ganzen Welt gearbeitet. Und da war es sehr, sehr spannend zu sehen, was für ein Rücklauf kommt. Wir haben es ziemlich lange auf der Homepage gelassen und haben mittlerweile ein wunderschönes Netzwerk von Gambenspielern, von Chören, von wirklich den verrücktesten Sachen. Und das ist wirklich schön und darauf werden wir zurückgreifen können. Aber im Moment hat es so gut mit den beiden geklappt, dass wir eine feste Besetzung haben, dass wir nicht themengebunden oder projektgebunden arbeiten. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Du triffst auf Musiker und dann kommen die Ideen beim Spielen. Das ein bisschen anzupieksen war ganz gut.

-Wäre es mit der Neubesetzung denkbar, dass nicht nur neue Stücke gespielt werden, sondern auch ältere wieder ins Repertoire aufgenommen werden?

Oliver: Ist ja passiert. Zum Beispiel „Von Den Elben“ ist so ein Stück. Das war immer ein bisschen dünn besetzt. Und weil wir jetzt mehr Möglichkeiten haben mit der Instrumentierung, mit Stephan, der dann auch die Cister übernimmt. Dann kann ich auf die Harfe gehen und Sonja hat die Stimmung es zu tragen. Jetzt können wir auf einmal Stücke spielen, die wir nie spielen konnten. Und das wird sich in Zukunft niederschlagen.

-Auf jeder Acoustic Tour ist Niel mit dabei. Wie steht er denn zu den Acoustic Touren? Eine Tour, bei der er bei seiner eigenen Band nicht mitspielt?

Oliver: Es ist natürlich für ihn auch ein schwieriger Prozess. Aber man muss sehen, zum einen haben wir diese Seite unserer Musik. Wir haben akustisch angefangen. Zum anderen haben wir sehr viele Balladen, sehr viele ruhige Lieder, das heißt es wäre schade diese ganz verkommen zu lassen. Diese Lieder brauchen einen Rahmen. Es ist schön, sich auf diese Lieder einzulassen. Wenn man sitzt und es ein schöner Konzertort ist, würde die Elektronik einfach nicht passen. Und noch dazu ist diese Elektronik sehr viel Arbeit, diese Beats zu konzipieren. Niel arbeitet parallel schon zuhause an dem lauten Programm für den Sommer, damit da die Beats richtig passen. Er erarbeitet jetzt wieder Stücke von Stefan und Sonja. Man muss auch sagen, es ist schön. Wir haben kulturelle akustische Kirchenkonzerte gegeben. Das wird beworben als kulturelles Konzert, da kommen richtig ältere Konzertbesucher. Die haben das genossen. Und bei unserer letzten Clubtour, wo wir mit dem lauten wilden Programm in den Clubs waren, war trotzdem ein Viertel von diesen älteren Herrschaften dort. Die wussten gar nichts davon. Die standen da wirklich fröhlich wippend und klatschend da und haben es genossen. Das ist für uns schön, weil wir niemanden ausgrenzen wollen. Und das hat es eher weiter als enger gemacht. Ich glaube, das weiß Niel auch.

-Ihr habt auf der letzten Tour eine sehr schöne Bühnenshow geliefert, mit dem Vorhang, mit den Schattenspielen. Wollt und könnt ihr das überbieten auf der nächsten Clubtour?

Oliver: Natürlich! Wobei, eine Clubtour ist nicht geplant. Es geht jetzt erst mal auf die Festivals. Wir sind am Diskutieren, wir wissen aber nicht, ob es klappt. Wir überlegen, ob wir die ganze Eden-Tour, das ganze Konzept mit den Vorhängen, ob wir das auf die Festivals bringen können. Das hängt davon ab, wie die Voraussetzungen sind. Also einerseits wollen wir das Beste, was wir auf der Tour gemacht haben, übernehmen in die Show. Zum anderen haben wir jetzt die Möglichkeit mit Stefan und Sonja, mit der großen Besetzung, mit sechs Leuten auf der Bühne. Und noch dazu, wenn Stephan sein Effektgerät anschmeißt, da wackeln bei uns sogar die Ohren. Auf jeden Fall werden wir es überbieten.

-Ihr habt auf der Eden-Tour auch Film- und Tonaufnahmen gemacht. Was ist denn mit denen?

Oliver: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil es Aufnahmen gibt, wir aber nicht wissen, wie wir sie verwenden. Wir haben im Moment viel zu tun, denn wir mussten erst mal Sonja rüberholen. Wir haben ein Visum für sie beantragen müssen. Die ganze Einreise, die ganzen Formalitäten, wo wohnt sie. Dann das ganze Repertoire einarbeiten. Wir hatten einfach viel zu tun. Es gibt auf jeden Fall eine ganze Menge sehr, sehr schöner Lieder und Mitschnitte. Die sind fast schon geschnitten. Wir wissen nicht, ob wir eine ganze DVD machen. Es ist vielleicht ein bisschen kurz. Oder ob wir es als kleines Paket rausbringen. Irgendetwas wollen wir damit machen. Eine Erinnerung wird es geben an die schöne Tour.

-Die Eden ist zwar noch kein Jahr alt, aber habt ihr schon wieder etwas Neues in Planung?

Oliver: Das ist ja das Problem. Ja, sehr Vieles. Zu viel. Du siehst, auch heute haben wir sehr viele Lieder gespielt, die noch auf keiner CD sind. Wir hätten wirklich genug Material. Das Problem ist, dass wir wirklich sehr anspruchsvoll sind was CD-Aufnahmen angeht. Die Eden hat wirklich unglaublich viel Energie gekostet. Ich saß ja ewig lang da, den ganzen Winter jeden Tag im Studio. Und so einen Gewaltakt möchte ich diesen Winter nicht machen. Da bin ich ganz ehrlich. Eine richtige Studio-CD wird noch so eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Es ist aber bei uns in der Überlegung, ob wir eine Best Of machen, weil es sehr viele schöne, alte Lieder gibt. Manche CDs gibt es gar nicht mehr. Da gibt es ein paar Lieder, da sagen wir, die sind sehr schön, aber die können wir noch besser aufnehmen und neu erarbeiten. Und es gibt ein zwei Lieder, die wir unbedingt veröffentlichen wollen. Das steht jetzt an, wenn mich nicht alles täuscht.

www.faune.de

The Raven

Die Chronik der Unsterblichen : Blutnacht

Interview Andy und Jörg

Wir sitzen hier in Kaiserslautern und machen hier ein kleines Interview mit Andy (Vanden Plas) und mit Jörg (Saltatio Mortis)

-Wie kam es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit mit W. Hohlbein und Vanden Plas?

Andy: Es ist im Grunde unser viertes Projekt in dieser Richtung. Ich habe „Abydos“, das ist eine eigene Rockoper, zusammen mit der Band geschrieben und habe dann „ChristO“ geschrieben.
Ludus Danielis ein lateinisches Singspiel, lief parallel dazu. Die Rockoper ChristO, eine Adaption vom Grafen von Montechristo, lief zuerst im Staatstheater am Gärtner Platz, da hat uns der Manager von Wolfgang Hohlbein dann gesehen und fand das total geil.
Wolfgang Hohlbein ist ein mega Rockfan und hat sofort gesagt, er könne sich vorstellen, dass seine Geschichten auch noch in eine andere Richtung transportiert werden könnte. Im Moment überlegen wir, wie man daraus auch einen Kinofilm erstellen kann, z. B. von „Azrael“, das Buch gibt ziemlich viel her. Es sind zwei drei andere Geschichten am Laufen und dann hat sich die „Blutnacht“ ergeben, weil ich denke eine Vampirstory auf der Bühne ist relativ stylisch. Es hat sich dann herauskristallisiert, dass wir darüber ein Rockmusical schreiben.

Jörg: Andy Kunz und ich wir sind seit fast zwanzig Jahren befreundet. Das wurde eine immer engere Freundschaft über die Jahre, was irgendwann mit Gitarrenschleppen bei Vanden Plas bei mir angefangen ist. Das gipfelt jetzt irgendwie darin, dass wir jetzt zusammen auf der Theaterbühne stehen. Und er hat schon immer gesagt, so wie es mit Saltatio Mortis langsam Fuß gegriffen hat, du gehöst eigentlich auf eine Theaterbühne. Das haben wir jetzt drei Stücke lang versucht und es hat das erste Mal funktioniert.

Jörg, Ich habe auch gelesen, dass du mit der Kampfchoreographie zu tun hattest?

Jörg: Ich habe Andy und Manuel Lothschütz, der den Schwarzen Ritter spielt, ein bisschen an die Hand genommen, um die Schwert- und Kampfchoreographien anders zu gestalten, als man das normalerweise im Theater macht. Wir haben deswegen auch völlig gewollt auf dieses Standardbühnenfechten verzichtet, bei dem man mit Degen und solchen Sachen kämpft. Wir haben uns überlegt wir nehmen hochwertige LARP-Schwerter und verpassen jedem der beiden einen Kampfcharakter. Das heißt, der Schwarze Ritter ist getrieben von Vergeltungswunsch und von Hass. Dass er ganz hart an die Sache heran geht, war für mich ganz klar und deswegen haben wir ihm einen Bidenhänder verpasst. Das sollte in die Richtung deutscher Schwertkampf gehen, geradlinig, von oben nach unten, immer gerade, saubere, präzise Schläge. Der Andre Delani wird von Wolfgang Hohlbein dargestellt, als ein Schwertkämpfer mit einer sehr ungewöhnlichen Schwerttechnik, die er sich über Jahrhunderte angeeignet hat. Und da habe ich in die Trickkiste aus dem Shao-Lin Kung Fu zurückgegriffen und habe dem Andy in zwei Monaten einen Crashkurs in chinesischem Schwertkampf gegeben. Und das, was ihr heute Abend sehen werdet, ist die Mischung aus beidem. Wenn beide Fronten aufeinandertreffen, sozusagen.

-Ich habe leider nur das erste Buch gelesen, da war das mit dem Sarazenenschwert. Ist das immer noch aktuell?

Andy: Ja, ist es. Natürlich kenne ich die Bücher von Wolfgang Hohlbein nicht haarklein. Ich habe sie alle gelesen, aber wie es damals anfing, das kann ich jetzt nicht so genau sagen. Bei mir ist das ein Stück weit her. Die ersten drei Bücher kannte ich, weil ich auch Hohlbein-Fan bin und habe mir dann, auf Grund dessen dass wir die Story aus diesem Riesen Fundus entwickelt haben, da habe ich mich so quer rein gelesen und hatte auch das Glück, dass es Hörbücher gab. Da kommt man ein bisschen schneller vorwärts. Aber ich habe jetzt natürlich mir nicht die Mühe gemacht, die ersten nochmal zu lesen. So haarklein weiß ich das natürlich nicht.

Jörg: Wir haben extra geschaut, dass wir eine orientalische Waffe für ihn bekommen. Das heißt ein direktes Sarazenenschwert kriegt man nicht. Und wenn man das als echte Waffe auf die Bühne holen würde, wie soll man sich als jemand, der das nicht tagtäglich macht, bewegen mit so einem schweren Säbel. Wir haben jetzt einen Scimitar genommen, ein schmaleres Krummschwert mit einer leichten Biegung. Hat den Platz eingenommen und funktioniert sehr gut.
Andy: Selbst wenn man so gut kämpfen könnte: Echte Schwerter sind auf der Bühne auch nicht zugelassen. Da gibt es sehr gerade Richtlinien am Theater. Auch offenes Feuer ist ganz ganz schwierig. Das kann man ab und zu umgehen. Wenn beide nur allein auf der Bühne stehen würden und kämpfen, dann kann man sagen ok, wir gehen das Risiko ein. Aber wir haben teilweise in Spitzenmomenten 80-90 Leute auf der Bühne und es kann immer etwas passieren. Da holt jemand mit dem Schwert aus und trifft jemanden am Kopf. Das ist schon gut so und da müssen die Leute sich dran gewöhnen. Einige die verpönen es, aber zu 95 % verstehen es die Leute, dass man das anders nicht darstellen kann auf einer Theaterbühne, und sie sagen „Mensch, wie geil, das sind auch noch hochwertige LARP-Schwerter“. Das funktioniert ganz gut. Wir sind ja auch im Theater und nicht in der Realität.

-Die Figuren, die ihr verkörpert, was haben die für Bedeutungen für euch?

Andy: Ich habe mich natürlich sehr sehr angenähert. Ich habe das ganze Libretto auch mit Christine Winkler und Wolfgang Hohlbein zusammen erstellt und habe mich natürlich dieser Figur angenähert. Da bin ich schon, wie zu einem Bruder geworden. Und auch während der acht Wochen Probezeit nimmt das schon Züge an. Und wenn es normal ist, dass man acht Stunden probt pro Tag und ich dann nochmal umschreiben musste, weil die Szenen nicht genau gestimmt haben… bis zu 16 Stunden haben wir zum Teil daran gearbeitet. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht ganz in seine Rolle schlüpft, dass man sich immer noch einen kleinen Ausweg offen hält.

-Du spielst den Frederic?

Jörg: Ja, der Frederic bin ich. Das ist ja sozusagen mein Theaterdebut. Das ist das erste Mal, dass ich auf Theaterbrettern stehe und dafür ist die Rolle schon angemessen groß. Es ist zum Glück keine größere Rolle, man musste sich schon daran gewähnen. Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich nicht beim ersten Mal schon etwas Größeres bekommen habe. Der Frederic ist eine sehr interessante Rolle. Er ist der Anführer von Kindern, die von dem Gott Loki, seit ca. 600 Jahren, also seit mehreren Jahrhunderten in London festgehalten werden. Also die Seelen, die dort in Straßenkindern wohnen. Diese Straßenkinder werden von Loki ausgeschickt, um zu klauen, um ihn mit Reichtümern zu versorgen. Er kümmert sich dafür ein bisschen um sie. Und der große Bruder von allen Kids ist der Frederic. Er macht es nicht ganz aus Eigennutz. Er will alles tun, um seinen Ziehvater Andre Delany klarzumachen, dass er etwas wert ist. Er buhlt um die Gunst des Ziehvaters, der ja auch einen leiblichen Sohn hat, in dessen Schatten er immer stand. Er will alles richtig machen. Er ist der große Bruder, aber auch der Leitwolf. Und er ist keine nette Person. Er ist durch die Selbstzweifel, durch die Zerrissenheit in ihm, jemand wie ein kochender Wasserkessel, der von Andre gerettet wird im ersten Buch zum Beispiel, der den Leichnam von ihm runterrollt, weil noch nicht einmal die Kraft hat, den goldenen Ritter von sich herabzuwerfen, aber dann aufsteht und ihm noch zweimal gegen den Kopf tritt, das ist eine sehr merkwürdige Person. Es macht aber wirklich Spaß in diese Wolfs – Rolle zu gehen. Ich habe sehr viel Spaß. Ich habe für mich auch das Bild, von einem angeketteten Hund oder Wolf genommen, für die Bewegung oder die Geisteshaltung.

Andy: Wenn das eine sympathietragende Figur ist, auf Grund dessen, dass der Zuschauer diese Zerrissenheit spürt. Wenn so etwas ehrlich interpretiert wird und dramaturgisch umschrieben ist und es auch so umgesetzt wird. Man kann sie durchaus mit einem Täter beschreiben. Er ist jetzt nicht wirklich ein Täter, er versucht ja immer etwas Gutes zu bewirken, den Kindern über den schwierigen Grad zu helfen, dass ihnen nichts passiert. Er wird zu einem Sympathieträger. Das finde ich wichtig, dass das herauskommt. Das ist im Grunde eine tragische Figur, wie Jörg schon gesagt hat. Ich wusste er hat das Talent dazu auf der Theaterbühne zu stehen. Er wäre am Anfang nicht unbedingt überfordert gewesen, aber allein von dieser großen Hürde, wie z.B. den Loki spielen zu müssen, das hätte ihn schon überfordern können. Deshalb musste man schauen, dass man eine Rolle für ihn findet, die ganz zentral ist und das er auf der Bühne ganz präsent ist. Absolut auf Augenhöhe mit den ganz großen Rollen spielt. Ich glaube so konnte man ihn hervorragend heranführen. Sein Debut hat er ja schon gegeben und die Leute vom Theater sind auch sehr begeistert von Jörg. Ich denke schon, dass er dort eine Zukunft hat.

-Würdet ihr sagen Bühne ist Bühne, egal ob Konzert oder Theater? Oder ist das etwas ganz anderes?

Andy: Es ist etwas ganz anderes, man hat natürlich auf der Rockbühne eine Verantwortung, aber da hat man größeren Bewegungsfreiraum. Auf einer Theaterbühne gibt es Verabredungen. Ich würde einmal sagen bei einen Stück von über zwei Stunden gibt es ungefähr 1000 Verabredungen. Wo wer steht. Wann wer was zu tun hat. Wenn man da nicht ganz präzise ist, dann läuft man Gefahr, dass die ganze Mannschaft aus der Geschichte rausschiesst. Das ist natürlich unmöglich. Wenn da etwas ins Stocken kommt, ist das nicht wie bei einem Schauspiel, wo man eine Souffleuse hört. Es ist teilweise so laut auf der Bühne, dass sich jeder voll konzentrieren muss. Man muss ganz präzise sein, hat also nicht diese Freiräume. Die Freiräume hat man, sich auszutoben, sich anzubieten, während der acht Wochen wo man auf der Bühne steht. Dann ist ein Regisseur da der uns sagt, wie es gemacht wird und dann ist das ganze wie aus einem Guss. Es ist nicht ganz so, wie bei den Stellar-Produktionen. Teilweise sehen wir es auch als Tryout und wenn wir bemerken es funktioniert etwas nicht, reden wir mit dem Regisseur und mit der Anna, sie sollen Vorschläge machen, wie wir noch etwas verbessern können. Im Großen und Ganzen ist es eine ganz andere Geschichte, als auf der Rockbühne. Dort geht man rauf und weiü, da kannst du keinen Scheiß bauen. Man muss da auch präzise sein, aber auf eine andere Art und Weise. Da ist es nicht vorgeschrieben, dass du bei dem Lied von links nach rechts gehst. Du weißt, wie das z.B. bei euch auch ist, wenn von hinten ein riesiger Feuerstrahl, dann gibt es auch diese Verabredungen, dass du dann nicht gerade auf der Düse stehen solltest.

Jörg: Was aber auch schon passiert ist! (lacht). Was auch ganz spannend ist, man interagiert nicht mit dem Publikum. Ich bin normalerweise gewohnt auf die Bühne zu gehen und zu sagen „Hier bin ich!“. Und jetzt haben wir zusammen Spaß. Hier hat man auch „Hier bin ich!“, aber ihr seid gar nicht da. Das ist verdammt komisch. Man schaut nicht ins Publikum, ob einer reagiert, nein. Man schaut auf seinen Spielpartner, mit dem man zusammen die Rolle spielt. Man schaut ins Leere, man schaut durch die Leute durch, wenn man nach vorne schaut. Das ist sehr merkwürdig, aber es ist eine Sache, bei der man viel lernen kann. Ich sehe diese vier Auftritte und die Probezeit die ich hatte als ein riesen Geschenk an, für jemanden der hauptberuflich auf der Rockbühne steht. Denn hier lernt man all das, was man auf der Rockbühne nie lernen würde. Man bekommt bei jeder Bewegung, die man macht den Spiegel vorgehalten. Ist das gut, ist das schlecht. Manchmal ist es so bei den Proben, dass man einfach anbietet, wie Andy auch schon gesagt hat. Und solange der Regisseur nicht sagt, „ist völlig scheiße“, ist alles gut. Man geht mit der Idee daran, wenn ich jetzt das mache und das jetzt nicht gut ist, dann bekomme ich bestimmt ein Feedback. Man kriegt wirklich nur ein Feedback, wenn es wirklich nicht gut ist. Dementsprechend ist man immer angespannter, als wenn ich auf eine Rockbühne gehe und sage „so bin ich, so kennt ihr mich und das ist schon in Ordnung“. Es ist eine andere Art das Publikum für sich zu gewinnen. Aber das schöne ist, man muss hier wirklich Fassaden fallen lassen und das sein, was man in diesem Moment ist.

-Andy, wie ist dein Draht zu Fantasy? Vorhin hast du ja auch schon ein bisschen dazu erzählt – Totaler Hohlbein-Fan?

Andy: Ich dachte natürlich, einer will mich verarschen. Die Leute wissen natürlich auch, dass ich Hohlbein-Fan bin. Damals, als ich Abydos geschrieben habe, habe ich mir gewünscht, laut gewünscht und habe das auch immer gesagt, wenn jetzt jemand wie Hohlbein hier ankommt und einfach das Libretto fertig schreiben könnte, das wäre grandios. Ich wusste doch nicht weiter. Ich glaube ich habe acht Libretti geschrieben, bis der Chef des Hauses irgendwann mal gesagt hat, jetzt sind wir auf einer Basis und machen es gemeinsam fertig. Das waren meine ersten Gehversuche. Da habe ich wirklich gesagt, „Hohlbein, das wäre genau der, der so etwas könnte“. Und dann kommt der auf mich zu und fragt mich, ob ich ihm helfen kann ein neues Terrain zu betreten. Das war unglaublich. Ich kann sagen nicht unbedingt jede Fantasy gefällt mir, aber die Geschichten die Wolfgang Hohlbein erfindet, weil sie oft besonders auf historischem Background basieren. Das, gefällt mir schon sehr gut.

Jörg: Der erste Kontakt mit Wolfgang Hohlbein war „Das Auge des Drachen“. Ein Taschenbuch, das irgendwie unter Stephen King mit rausgegeben wurde, er aber eigentlich der Autor war. Das war das erste. Das ist echt lange her, da war ich zwölf oder so. Ansonsten Fantasy, ich liebe Fantasy. Nicht alles, ganz klar. Mir ist zum Beispiel ein fantastisches Mittelalter viel lieber, als wenn ich jemanden da sitzen habe, der mir eine Geschichte erzählen will, der bei jedem Punkt den er hatte, die halbe Bibliothek durchgeschaut hatte, ob jetzt der Bischof wirklich so hieß. Das ist mir, als Konsument, der ich bin, völlig egal. Ich will, dass mich die Geschichte fasziniert. Ich will ein klares Wertesystem, der ist Gut, der ist Böse. Es gibt natürlich auch immer Figuren die dazwischen hin und her sind, aber deren Karten sind dann ganz polarisiert. Das verstehe ich einfach. Es gibt auch immer Figuren, dazwischen, aber die sind in ihren Taten polarisierend. Dieses historische Mittelalter ist nichts für mich, das fand ich im Mittelalterverein früher schon total daneben. Man hat früher die Klamotte genauso genäht, mit der Knochennadel und mit dem Ding. Und dann sag ich: „Ja und woher weißt du das? Aus den Bibliotheken von dort und dort, wo bekannt ist, dass die meisten Urkunden dort gefälscht sind. Weil man darüber im Mittelalter super Land für sich gewinnen konnte, indem man eine ältere Urkunde vorgelegt hat, als der vorherige, der gesagt hat „Das ist mein Stück Land.“ Zu manchen Landstrichen gibt es wirklich 20 Urkunden, wo keiner genau weiß, welches ist die echte. Und dementsprechend bin ich auch der Meinung: Wissenschaft alles schön und gut. Historische Wissenschaft ist ganz wichtig. Aber wenn ich am Wochenende Spaß haben will und auf einen Mittelaltermarkt gehe, dann muss ich mich leider über den Typen kaputt lachen, der zu mir kommt und, wie es mir damals auch passiert ist, weil ich ein Kettenhemd hatte, das ich selbst aus galvanisiertem Draht gemacht hatte. Da waren dann die Typen, die ankamen mit ihren schwarzen Metallkettenhemden, die genauso gemacht waren, wie das früher war. Jedes einzelne vernietet und hat man nicht gesehen. Und ich hatte halt mein Ding aus Draht. Der einzige Unterschied war, als es angefangen hat zu regnen, bin ich locker weiter zum Metstand gelaufen und die anderen sind ins Trockene gerannt. Wir sind in einer Zeit, wo es Antibiotika gibt, wo es warmes Wasser gibt. Warum soll ich mich da verrückt machen. Wir machen das alles, um Spaß zu haben. Und deswegen gilt für mich ganz klar das Mittelalter und unsere Szene die so angeht: Leute habt Spaß! Es ist egal, ob das genauso war, wenn es euch in dem Moment glücklich macht. Conan I ist auch ein toller Film und hat mit Realität auch nichts zu tun. Er gibt zum Beispiel für mich das Bild des barbarischen Schwertkämpfers, den wir uns alle vorstellen. Das ist er. Er kann weder geradeaus reden, noch sonst irgendwas. Aber es ist eine mächtige Gestalt. Er weiß, was er mit seiner Waffe macht und er verfolgt seine Ziele, geradlinig, ohne Umwege. Das ist Fantasy, das finde ich super.

-Kannst du dir vorstellen in Zukunft wieder auf einer Theaterbühne zu stehen? Oder gibt es schon Pläne?

Andy: Die sind schon geschmiedet.
Also wieder Hohlbein?
Andy: Ja, also Hohlbein ist sehr begeistert, von dem was wir gemacht haben. Wir sind im Moment in den Verhandlungen mit Dieter Winkler, was man als nächstes für einen Stoff heranziehen könnte, was Sinn machen würde, was es in der Form noch nicht so oft gibt. Und da gibt es schon ganz coole Ideen. Ich darf natürlich noch nichts Offizielles sagen, aber es ist ein großer alter Stoff, der von Hohlbein neu belichtet wurde. Es ist wirklich fast spruchreif. Ich werde es Jörg als einer der ersten sagen und er kann es dann weiterleiten. Es werden im Moment noch Verträge darüber gemacht usw.

Jörg: Wenn ich die zeitliche Möglichkeit habe, werde ich es immer wieder tun. Die Arbeit hier, hat mich stimmlich auch einige Töne nach oben aufgemacht, weil einfach die Grenze nicht mehr da ist, weil man mit Leuten zusammenarbeitet, die andere Gesangsherangehensweisen haben und andere Techniken nutzen. Die einfach sagen, „Probier doch mal das.“ Die ganze Choreographie, das wir uns auf der Bühne bewegen. Zum Beispiel bin ich einmal eingesprungen und habe den Dracula gespielt in der Probe. Danach kam der Choreograph vom Ballett und sagte: „Seit wann tanzt du?“ Ich habe keine Ahnung vom Tanzen. Das kam alles von der Körperspannung und den Bewegungen vom Kampfsport. Das ist alles so tänzerisch, das würde mir sehr leicht fallen. Da hätte ich total Spaß dran. Deswegen glaube ich, dass das der Anfang von einer ganz lustigen sehr interessanten Sache ist.

Andy: Das glaube ich von ihm sowieso. Bei uns ist es mit Vanden Plas so, dass wir die Theatergeschichte schon seit 20 Jahren machen. Das hat natürlich mit Figuren von Andrew Lloyd Webber oder Jazz angefangen, die wir verkörpert haben. Dann hatten wir die Möglichkeit, nachdem wir uns mit der Band einen Namen gemacht hatten, eigene Sachen schreiben zu dürfen. Das wir das schreiben durften und dass einer der Intendanten so weitsichtig war und das Gefühl hatte, dass wir das können, zu einem Zeitpunkt, wo uns das überhaupt nicht bewusst war, das ist ein großes Geschenk. Der größte Verdienst gilt Johannes Reitmeier, der noch Intendant hier im Haus ist, der uns das damals zugetraut hat und uns mit Abydos die Möglichkeit gegeben hat. Es ist natürlich viel schöner eigene Sachen zu spielen, als Jesus Christ, das schon so oft gespielt wurde. Dr. Jekyll and Mr. Hyde würde mich auch noch interessieren. Das ist so eine Geschichte, die mich persönlich interessieren würde. Aber ansonsten möchte man sich natürlich ausleben, indem man nicht nur auf der Bühne steht, sondern auch gute Stücke schreibt. Das ist mein Ziel und da geht es auch weiter hin.

The Raven
Hermann Kurz

Soley

Eine ganz besondere Premiere gab es am 30. März im Cafe Kunstpause in Bamberg zu erleben. Eine Premiere die besonders die Faun Fans erfreuen wird. Aber auch alle Mittelalterfans dürfen sich zurecht über das Comeback der ehemaligen Faun Sängerin Sandra Elflein so richtig freuen. Sandra Elflein ist nach Kinderpause mit ihrem eigenen Projekt zurück und anders als bei Faun ist sie diesmal der Mittelpunkt und fraglos der Star der Band. Eine Rolle an die sich die bescheidene ruhige und zurückhaltende Musikerin erst gewöhnen muss. Und genauso gespannt wie ich, waren wohl viele der zahlreichen Zuhörer, das Cafe platzte aus allen Nähten um Soley erstmals in der Besetzung live zu erleben. Das sollte im Rahmen einer Vernissage passieren, denn an diesem Abend konnte man nicht nur die großartige Musikerin Sandra Elfllein wieder entdecken, sondern auch die Malerin näher kennen lernen. Und so hingen überall Bilder von ihr. Leider ging das aber etwas unter, denn anders wie bei vielen Vernissagen, wo ein Redner, die Begabung des Künstlers und dessen Bilder lobt, musste hier ein Din A 4 Blatt genügen um etwas mehr über die Malerin Elflein, die ihren Bildern bewußt keine Namen gibt, zu erfahren. Denn jeder soll sich selbst beim Betrachten der Bilder seine eigenen Gedanken machen. Da ich eins sicher nicht bin, ein Kunstkenner kann ich auch zu der Begabung der Malerin Elflein sehr wenig sagen. Allenfalls, dass mir extrem viele Bilder sehr gut gefallen haben. Völlig ungewohnt zu einigen anderen Vernissagen der Vergangenheit. Somit traue ich mir zumindest festzustellen, dass es spanned ist, auch die Malerin Sandra Elfleinzu entdecken. Was ich sicher mit Gewissheit sagen kann, die Musikerin Sandra Elflein ist wieder da und genauso großartig wie sie es je mit Faun war, an die außer das Efeu an den Microständern relativ wenig erinnert. Soley sind neben Sandra Elflein (Geige, Gitarre, und Drehleier), die Harfinistin, Geigerin und Gitarristin Susanne Globisch, die Sandra auch beim Gesang unterstützt, Quirin Hauzenberger (Flöten, Percussion, Gesang) sowie Dominik Schädel an den Percussions. Gesungen wird in Finnisch (laut Band ausbaufähig), Mittelenglisch, Gaelisch und Deutsch und neben Eigenkompositionen gibt es Musik aus verschiedenen Epochen europäischer Folkmusik zu Gehör. Sandra hat es geschafft in dem nicht gerade als Musikhauptstadt Deutschlands bekannten Bamberg 3 Musiker zu finden, die nicht nur die Leidenschaft für Musik, sondern für eine ganz spezielle Art, teilen. Nicht ganz verbergen konnte Soley am Anfang eine gewisse Nervosität, doch die legte sich von Song zu Song und je lockerer die Musiker wurden, desto mehr Spaß hatte das Publikum mit ihnen. Aber auch die 4 hatten sichtbar ihren Spaß, wenn man sich aufgrund der enge der Bühne und des kleinen Saales auch merklich zurückhalten musste. Ausgelassenes Tanzen und Feiern, wildes trommeln und leidenschaftliches Brüllen mancher Mittelalterbands fiel also aus, das ist aber auch nicht wirklich die Musik von Soley. Die geht dann doch viel mehr in die ruhige Ecke mittelalterlicher Musik. Mich würde aber nicht wundern, wenn es in Zukunft nicht auch Soley einmal extrem fetzig und tanzbar gibt. Ich bin auf jeden Fall schon gewaltig gespannt, Lieder für eine CD hat man, das zeigt der Abend überdeutlich, eh schon genug. Wird also Zeit für ne CD. Und darauf können sich nicht nur die Faun Fans freuen.
Zum Abschluss meines kleinen Berichts noch die Setlist, damit man zumindest die Titel der Songs schon mal gehört hat. Diese, wie auch weitere Auftrittfotos findet ihr in unserer Bildergalerie. Mehr vom Soley-Auftritt gibts unter www.gruftimusik.de.
Bernd Sonntag

Songs of Lemuria

Ähnlich wie Atlantis ist Lemuria ein hypothetisch existierender versunkener Kontinent zwischen Madagaskar und Indien oder Amerika und Australien. Vor allen in der Science Fiction Literatur taucht er immer wieder auf, wie z.B. bei H.P. Lovecraft. Und auch den Fans der Serie Perry Rhodan dürfte Lemuria ein Begriff sein. Genaues von der Existenz weiß man also nicht und genauso wie der Kontinent versunken ist, ist das an Lemuria angelehnte Musikprojekt von Nik Page mit dem krankheitsbedingten Ausstieg von Michaela Laubach 2010 in der Versenkung verschwunden. Ich hatte das Glück 2008 in Plauen (hier gibst Bilder) die alte Besetzung noch erleben zu können und war ziemlich geflashed was ich da erleben konnte. Doch zum Glück hat Nik Page das Projekt nicht einfach sterben lassen, sondern ist nun mit neuer Sängerin zurück. Und fast ist alles wie früher und doch auch wieder nicht. Da ich davon ausgehe, dass Songs of Lemuria vielen kein Begriff sind, zuerst ein paar Worte über Nik Page und sein Projekt. Der Ostberliner ist noch ein musikalisches Kind der ehemaligen DDR. Ganze 2 Jahre musste man auf eine Lizenz warten um mit seiner Band Blind Passengers live Auftritte bestreiten zu können. Da kam die Wiedervereinigung gerade recht und die Musik der Synthie Pop Band wurde so populär, dass sich die Blind Passengers sogar auf den größten Festivals wie Rock im Park oder Rock am Ring wiederfanden. Neben den Blind Passengers, der Veröffentlichung eines Science Fiction Romans, seiner Malerei und diversen CDs unter dem Namen Nik Page gründete er 2006 das Klassic-Crossover Project Songs of Lemuria. Die außergewöhnliche Idee weltbekannte und nicht ganz so bekannte Songs mit Piano und Cellobegleitung in schwarz-romantische Hymnen mit fragilem kammermusikalischen Gewand zu stecken und dadurch völlig zu verändern war sehr gewagt und auch sehr mutig. Schon allein auch deshalb weil die weiblichen Partnerinnen Nik Page locker an die Wand singen können. Und so verwundert es auch nicht, dass das Projekt extrem polarisiert, zwischen super schön bis schrecklich gibt es nicht viel dazwischen. Je nach Geschmack der Zuhörer. Und das hat sich auch mit neuer Sängerin wenig verändert. Ich persönlich finde es eh schon sehr spannend, wenn man versucht Klassik und Pop zu verschmelzen, Cantus Buranus von Corvus Corax sind hier ein herausragendes Beispiel. Völlig anders, aber nicht weniger reizvoll sind da natürlich Songs of Lemura, reduziert auf Piano und Cello gehts hier um die leisen Töne und der Begriff Schwarz-Romantisches Kammerkonzert trifft es wirklich gut. Songs of Lemuria sind, neben Nik Page, die neue Sängerin Jasmin M Shaudeen (Jasmin Schulz), sowie am Piano wieder die grandiose Corinna Söller und am Violincello Uwe Christian Müller. Jasmin Schulz wurde beim Bundeswettbewerb Gesang 2009 im Bereich Musical ausgezeichnet und so haben sich Songs of Lemuria auch etwas im Sound gewandelt, weg vom opernhaften mehr in Richtung Musical. Das Konzert an diesem Abend ist zweigeteilt. Teil 1, das romantische Set erzählt die Geschichte einer verhängnisvollen Romanze. Es ist die Geschichte einer klassischen Liebesbeziehung mit Herbeisehnen, Aufflammen, Verglühen und Scheitern. Aus Leidenschaft wird Hass. Es fängt klassisch instrumental an mit der Mainacht von Johannes Brahms. Danach betritt Nik Page die Bühne und beginnt mit In Extremos Die Gier, Hunting High and Low von Aha, I was born to love you von Queen, Freelove von Depeche Mode, die Page Komposition Dein Kuss, das großartige Lied „weißes Papier“ von Element of Crime, Bitter von Oomph bis zu ein Traum für uns von Jasmin M. Shaudeen geht der erste Teil. Eine tolle Zusammenstellung ist das, völlig unterschiedliche Songs von den unterschiedlichsten Musikern werden beeindruckend zu einem harmonischen Ganzen. Und dazu die 2 Stimmen die das ganze auch darstellerisch noch unterstützen . Ganz großes Kino also. Teil 2 ist das konzertante Set. Hier werden melancholische Rockhymnen in ein Neo-Klassisches Gewand gesteckt. Es geht um menschliche Abgründe und Niederlagen, um Einsamkeit Maßlosigkeit und Dummheit, kurz gesagt um das ganz normale Leben. Wieder geht es instrumental los mit Milonga Sin Palabras von Astor Piazzolla. Es folgt Irony von Nik Page und Kommunion an dem er ebenfalls beteiligt war. Dann das großartige Menschen von Joachim Witt, Ordinary World von Duran Duran, eine der Idole von Nik Page. Mit Walking to Heaven, Solange die Erde sich noch dreht und A Frozen Rose gibt es drei weitere Songs an denen Nik Page mehr oder weniger beteiligt ist bevor zwei weitere Covers Seemannslied von Subway to Sally und der absolute Welthit Stairway to Heaven das normale Set beenden. Da man an diesem Konzertabend in der perfekt dafür geeigneten Studiobühne der im letzten Jahr eröffneten Greizer Vogtlandhalle eine Stecknadel hätte fallen hören, konnte man jedes Wort verstehen was gesungen wurde und allein das machte einen bisweilen schon sehr sehr nachdenklich. Wie z.B. Solange die Erde sich noch dreht, die offizielle Titelmelodie der Initiative Umweltsong. Textauszug:
Wenn der letzte Wald brennt
selbst ein Kind schon erkennt,
dass die Seele der Natur
von uns geschlagen nur.
Wenn das Meer die Städte frisst
es zu spät zum Handeln ist
Hab’n wir verraten uns’re Welt
Wenn die Hoffnung wie Asche zerfüllt
Die Börse boomt, gierig und taub
das letzte Nashorn verhungert einsam im Staub
– the time will come –
Für Palmälplantagen den Urwald gefüllt
Kettensägen schneiden durch die Lunge uns`rer Welt
– we have to change –
Da tut es richtig gut, wenn Uwe Christian Müller mit der Nebelmaschine so seine Probleme hat und für den einen oder anderen Lacher sorgt. Sonst würde man auch unterstützt von Musik und dem Spiel der Akteure völlig in die Depression abgleiten. Doch mit den Zugaben holen einen Songs of Lemuria wieder zurück. Mit The Phantom of the Opera gibt den wohl bekanntesten Musical Song und ähnlich wie bei Lucky Luke der in die Sonne reitet nehmen sich zum Schluss erst Nik und Jasmin und dann Corinna und Uwe Christian in den Arm, verlassen die Bühne und lassen ein sicher nachdenkliches und ergriffenes Publikum zurück. Songs of Lemuria sind wieder da, zum Glück muss man sagen. Wieder großes Kino und eine neue Sängerin die wohltuend wenig Diva in sich hat und mit viel Charme und ganz viel Mimik und Gestik beeindruckt. Und da sie auch noch sehr hübsch anzusehen ist, ist sie ein Traum für einen Fotografen, wenn da nur nicht dieses doofe klicken der Kamera wäre. Und so hab ich nur sehr wenige Bilder gemacht um die Andächtigkeit und Intimität des Konzerts nicht zu stören.
Leider werden wir wohl nie erfahren ob Lemuria wirklich existiert hat oder nur eine von vielen sagenumwobenen Märchen ist und der Abend mit Songs of Lemuria brachte hier auch keine Aufklärung und doch gelang es den 4 Musikern für 2 Stunden die Zuhörer in die Welt von Lemuria mitzunehmen, den einen sicher mehr den anderen weniger. Aber immer mit viel Liebe zum Song, zur Inszenierung und zum ganz großem Kino. Vielen Dank dafür.
Bilder gibts in der Bildergalerie und noch ein paar mehr unter www.gruftimusik.de
Bernd Sonntag

Kyoll – American Nukedown

Wenn Dudelsack, Drehleier, Geige auf elektronische Beats und gesellschaftskritische Texte treffen, dann ist Stilbruch an der Tagesordnung. Der Meinung sind sogar die drei Musiker von Kyoll, die auf ihrer EP „American Nukedown“ genau diese Elemente vereinen.

In den fünf Liedern besingen sie die heutige und zukünftige Welt, die in ihren Augen nur schlechter werden kann. Ein Aufruf zur „Revolution“ ist das erste Stück, das mit seinen schnellen Beats und Drehleier- und Dudelsackmelodien zum Tanzen einlädt.

Einen Blick in die Zukunft gibt „Dr. Crank“, der anscheinend unmenschliche Versuche durchführt, die wider der Natur des Menschen sind. Passend ist hier der apokalyptische Sound, den Kyoll kreieren, um diesen Wahnsinn zu verstärken.

Direkt danach geht es in die Vergangenheit. „Früher“ führt in die Zeit, von der die eigene Großmutter zu erzählen weiß, denn früher war alles besser. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum die CD in Vinyloptik daherkommt. Die Großmutter kommt im Stück auch zu Wort und predigt „Es lebe Elektro“. Natürlich stehen die Elektrobeats im Vordergrund, die mit der Stimme von Frau K. im Stück dominieren.

Danach wird es für fast eine Minute ruhig, bevor die sphärische Ruhe von Beats durchbrochen wird, gefolgt vom Dudelsack.“ 100 Jahre zahlen wir mit Blut“ besingt Frau K, allerdings lässt sie offen, was der Grund dafür ist. Das soll sich wohl jeder selbst beantworten. Bei Kyolls Themen, die von Moral, Anarchie, atomarer Bedrohung und neuen Weltordnungen handeln, fällt die Antwort aber nicht schwer. Zum Schluss hört es sich an, als ob die Platte einen Sprung hätte, was ein gutes Ende für „American Nukedown“ gewesen wäre. Stattdessen folgt noch „Untitled Demo“, sozusagen ein zusätzliches Lied, das die Aussichtslosigkeit zum Schwerpunkt hat.

„American Nukedown“ ist sicherlich ein gewagtes Experiment, denn die Kombination aus klassischen Instrumenten mit derben elektronischen Beats und der markanten Stimme von Frau K. ist gewöhnungsbedürftig, geht aber nach mehrmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf.
Und an Kyolls Botschaft ist sicherlich etwas dran. Getreu dem Motto: Freu dich auf die Apokalypse – mit Kyoll wird sie tanzbar!

American Nukedown
1. Revolution
2. Früher
3. Dr. Crank
4. Untitled
5. 100 Jahre

Kyoll sind:
Frau K – Gesang
Gore – Sackpfeife, Drehleier
Tybalt – Geige

www.kyoll.de

The Violet Tribe

The Violet Tribe
3.03.2012 in Köln
Das Arkadas Theater der Kulturen Köln, ein kleines Theater mit nostalgisch angestaubtem Charme war diesmal Schauplatz der Aufführung von The Violet Tribe.
Von einer ebenfalls sehr kleinen Tribüne mit fast ausgebuchten Plätzen konnten die Zuschauer das Panoptikum fast hautnah auf den Brettern (wörtlich, weil auf knarrendem Holzdielenboden), die die Welt bedeuten, erleben.
Denn ein Sammelsurium von Sehenswürdigkeiten oder Kuriositäten ist das Programm von The Violet Tribe allemal.
Sehenswert waren die sieben Grazien auf jeden Fall in ihren glamourösen je nach Szene wechselnden Bühnenoutfits, von Barockkleid, bis Zylinder und bourlesque angehauchtem Zubehör, Piratenoutfit, Gespenstischer Verkleidung, goldenen Masken und Bauchtanzkostümen mit Kopfschmuck – la Mata Hari.
Nicht nur das, sondern sie sind allesamt geniale Tribal- Fusion Bauchtänzerinnen mit absoluter Körperbeherrschung und kunstvoll ästhetischen Bewegungen. Aber ebenso beeindruckend ist auch die musikalische Leistung der Truppe. Jede der Damen begeistert mit Gesang und spielt auch noch mindestens ein Instrument , wie z.B. Hackbrett, Rahmentrommel, Flöte, E-Bass, Keyboard, Schalmei, Darbuka, Gitarre u.v.m.
So wurde zu jedem Song eine spezielle Choreografie einzelner oder mehrerer Tänzerinnen gezeigt, die so unterschiedlich waren, wie die Musikrichtungen der einzelnen Songs. Balkanbeats, bittersüße Balladen, skurrile Elektronik, barocke Elemente, ein Auszug aus Macbeth, eine Farinelli-Arie wurden hier in ein buntgemischtes Gesamtbild verpackt mit spanischen, altfranzösischen, arabischen und deutschen Texten und zu einer gelungenen Einheit verschmolzen. Gelungen ist das, in dem man das kunterbunte Programm in eine Rahmengeschichte vom „Grand Hotel“ einbaut, die von seinen unterschiedlichen Luxussuiten und deren kuriosen Bewohnern erzählt, das Ganze von Bianca auf ihre ganz eigene reizende und lockere Art anmoderiert.
Als netter Pausenfüller wurden Seifenblasen auf die Zuschauer gepustet und immer für eine Überraschung gut, hat „Herr Biedermann“,auch ein dubioser Hotelgast, diesmal 500$-Scheine ins Publikum geworfen- leider Spielgeld. (Beim letzten Auftritt in Essen gab es zum Song „Spooky“ grüne, im Dunkeln leuchtende Spinnen.)
Auch sei an dieser Stelle der einzige männliche Musiker der Band genannt Dr.P , neben Bianca Stücker, treibende Kraft der Gruppe .
Diesmal war das Programm noch umfangreicher als beim letzten Auftritt, denn neben der neuen 2.CD „Grand Hotel“ spielten sie auch noch 5 Lieder ihrer 1.CD „The Violet Tribe’s Ravishing Collection of Curios“ und doch verging die Zeit wie im Fluge und man dachte am Schluss nur „och, schon vorbei….!“ Aber sie waren darauf „vorbereitet“ und hatten noch 2 Zugaben in petto, bei denen sie zum Schluss dann noch einmal alle in einer gemeinsamen Formation mit einer ATS- (American Tribal Style) Darbietung zur Höchstform aufliefen und das Publikum mit Schwung verabschiedeten.

Ein Besuch bei The Violet Tribe ist wie Eintauchen in eine Welt der Fantasie und schöner Bühnenbilder und von einer Musik, die vielfältiger nicht sein kann mit verzaubernden Klängen und manchmal schon fast sirenenhaftem Gesang.

Michaela, die Nebelkrähe

 

Underground Music & Bellydance präsentierte am 03.03.2012:
GRAND HOTEL
Eine akustisch-visuelle Führung durch ein
fragwürdig-phantastischerstaunliches Etablissement.

Starry Night (The ballroom)
The Gypsy Suite
Ministry of Steel
Canción Del Pirata (An uninvited guest appears)
The Steam Song Zarani (The oriental salon)
The Baroque Suite
l Think No (The hotel bar)
Spooky, spooky (The hotel swamp)
Act II, Scene II (The hotel theater)
Zugabe:
Lamma Badda
High Ideals

TVTsind:
Cinnamon Star/Bianca Stücker: Gesang,
Musik & Texte, Hackbrett,
Rauschpfeife, E-Bass, Performance
Dr. P/Oliver Pietsch:
Gitarre Svenja Pein:
Performance, Gesang,
Konzertgitarre,
Percussion
Miss Lily Qamar/Lily Dux: Performance, Hackbrett,
Gesang
Svahara Aicanór/Svenja Niedergriese:
Performance, Gesang,
Percussion

Außerdem wird das Grand Hotel bevölkert von spektakulären Gästen:
Arzo
Miss Lily Quamar
Tala
Cristina Zegarra
Katha-lndrani
Die Musik wurde geschrieben und produziert von:
Bianca Stücker
Die Gruppenchoreographien konzipierte:
Svenja Niedergriese
Für die Solo-Choreographien sind verantwortlich:
die jeweiligen Tänzerinnen
Im Handel erhältlich:
The Violet Tribe: Grand Hotel
(Equinoxe Records/ALIVE2011).
The Violet Tribe: The Violet Tribe’s Ravishing Collection
of Curios
(Equinoxe Records/ALIVE 2010)

The Violet Tribe Movie Clip Mix Köln

www.theviolettribe.de