Die letzten Ostgoten „Höhlenmalerei“

Was haben mittelalterliche Klänge mit Jazz und jahrtausendealten, prähistorischen Kunstwerken gemeinsam? Auf den ersten Blick vielleicht nicht viel. Dass sich das jedoch auch anders betrachten lässt, zeigen Die letzten Ostgoten nun auf ihrem Debütalbum „Höhlenmalerei“.
Der Bandname ist neu, doch die Musiker, die hinter dem Projekt namens Die letzten Ostgoten stehen sind schon lange keine Unbekannten mehr und machen unter dem Namen Cradem Aventure schon seit vielen Jahren die Mittelaltermärkte des Landes unsicher. Mit ihrem neuen Projekt wagen sie sich nun aber weit über die Grenzen der Marktmusik hinaus. „Höhlenmalerei“ will das Ursprüngliche mit dem Neuen verbinden, Folk mit Jazz, Mittelalter mit Elektronika.
 
Als Inspiration dienen die namensgebenden Höhlenmalereien, frühe Zeugnisse menschlicher Kunst, die uns bis heute einen seltenen und überaus faszinierenden Einblick in das Leben unserer Urahnen ermöglichen.
 
Die Vielseitigkeit der Einflüsse macht es nicht leicht, die Musik der letzten Ostgoten einer bestimmten Richtung zuzuordnen. Die Ursprünge in der Mittelalterszene sind zwar noch deutlich zu hören, werden jedoch um die verschiedensten Elemente erweitert. Den größten Einfluss bildet dabei wohl der Jazz, der die Stücke der Band in einen ebenso spannenden wie entspannten Klangteppich einspinnt. Doch auch mit elektronischen Rhythmen sowie mit Effekten wie Hall, Naturgeräuschen
und verzerrten Stimmen wird reichlich experimentiert.
 
So viele verschiedene Ideen auf einen Nenner zu bringen scheint ein gewagtes Unterfangen, doch bei den letzten Ostgoten glückt es auf ganzer Linie. Nie klingen die Lieder gewollt oder unnatürlich, alles wirkt stimmig und wie aus einem Guss. Durch die unterschiedlichen Einflüsse wirken die Lieder auch sehr vielseitig. So wird beispielsweise „Eismeer“ von Dudelsäcken und Flötenklängen geleitet, erhält jedoch durch die elektronischen Beats gleich eine ganz neue Klangfarbe, die das treibende und tanzbare Stück zu einem Highlight des Albums machen. In einigen Liedern, so beispielsweise bei „Eccerex“ sind die elektronischen Elemente sogar noch
deutlicher, während an anderen Stellen wie bei „Blutrausch“ oder „Orion“ die jazzigen Elemente mehr zum Tragen kommen. Und auch die gesanglichen Experimente setzten immer wieder Akzente.
 
Viele der Texte sind so beispielsweise in den nordischen Sprachen verfasst, während man bei „Neumond“ ein paar deutsche Worte hört. Auch wird nicht immer nur im klassischen Sinne gesungen, sondern man findet auch immer wieder Geflüster, archaisch anmutende Sprechgesänge und andere Stimmexperimente. Besonders deutlich wird das Spiel mit den Stimmen bei dem Stück „Pferdesegen“, wo der Gesang immer wieder gebrochen und so selbst zum rhythmusgebenden Instrument wird.
Die letzten Ostgoten legen mit „Höhlenmalerei“ ein spannendes Erstlingswerk vor, das sich nicht einfach so in eine Schublade stecken lässt. Es ist ein Album, welches intensiv gehört werden möchte, um all die unterschiedlichen Einflüsse auch entdecken zu können und ein Album, welches verschiedenste Geschmäcker anspricht. In einer Zeit, in der wir alle wieder Konzerte und Mittelaltermärkte besuchen dürfen – möge sie bald kommen – wird es sicher auch spannend sein zu erfahren, wie sich dieses Konzept live umsetzen lässt.
 
Victoria Eckwerth

Festival Mediaval oder auch Kultur-Biergarten 2020

Jedes Jahr zieht es uns Anfang September in das kleine Örtchen Selb zum Festival Mediaval, das größte Mittelalterfestival der Welt. Selbst die New York Times berichtete darüber und jedes Jahr feiern Tausende auf dem Goldberg.

Aber 2020 ist alles anders. An Veranstaltungen ist (fast) nicht zu denken; geschweige denn für mehrere tausend Besucher. Aber Veranstalter Bläcky Schwarz und sein Orga-Team haben aller Hürden zum Trotz ein Sicherheits- und Hygienekonzept auf die Beine gestellt, damit das Festival auch in 2020 stattfinden kann. Trotz der hohen Auflagen konnten 400 Gäste das Festival Mediaval besuchen, dass in „Kultur-Biergarten“ umgetauft wurde. Bierbänke und -tische standen vor den Bühnen, jeder Gast hatte seinen eigenen festen Sitzplatz, es herrschte Mundschutzplicht auf dem Platz usw. Ein wirklich gut durchdachtes Konzept, an dass sich alle auf dem Platz gehalten haben. Und wenn man doch in der Eile vergessen hatte seine Maske aufzusetzen, haben die Order einen freundlich daran erinnert.

Festival Mediaval 2020

Allen Auflagen zum Trotz freuten sich alle sichtlich auf das Festival Mediaval, auch wenn es in diesem Jahr kleiner ausfallen sollte. Dafür war es etwas ganz besonderes. Es gab sogar einen Live-Stream, damit alle daheim gebliebenen auch das Mediaval-Feeling zuhause erleben konnten, und einen Wettbewerb für die schönste Maske/Mundschutz. Eine Musikerin aus den USA begab sich sogar vor dem Festival freiwillig zwei Wochen in Quarantäne, da sie unbedingt dabei sein wollte.

Das Programm war ein bunter Mix aus Folk, Metal und Kleinkunst.

Opus Furore Festival Mediaval 2020

Den Anfang machten am Freitagnachmittag Heiter bis Folkig, die fast schon zum Standardprogramm gehören, waren sie schon so oft auf dem Mediaval. Im Anschluss betraten The Blackbeers die Bühne. Entstanden auf dem Piraten-Floss des Medival vor ein paar Jahren haben sie dem Publikum mit Folk, Metal und Punk eingeheizt. Da musste so mancher vom Tanzen am Tisch abgehalten werden. Wer tanzen wollte, der konnte dies auf der Wiese abseits der Bänke gerne tun, so sah es das Hygienekonzept vor. Auf der Gauklerbühne gab es zwischen den Konzerten Kontaktjonglage von Beatrice, „normale“ Jonglage von Opus Furore, aber auch Musik und Tanz von Kahira und PurPur. Also fast alles wie immer.

Headliner am Freitag waren Poeta Magica, die mit dem „The Celtic Nordic Project“ und einer norwegischen Gastsängerin und einer Lektion zu den unterschiedlichen Bauarten der Nyckelharpa den Abend beendeten.

Der Samstag begann, wie gewohnt, bereits früh um 10 Uhr. Nachdem PurPur die Gäste mit kurzweiligen Liedern unterhalten haben, ging es auf der Hauptbühne mit Pampatut weiter. Die haben mal wieder mehr geredet als Musik gemacht, aber das macht ihren lustigen Auftritt auch aus. An diesem Tag sollte es auch zwei Lesungen geben. Zum einen die Lesung zum neuen Buch „Wir sind die Bunten“, das 25 Kurzgeschichten enthält, die über das Festival Mediaval enthält. Es lasen drei Autoren u.a. Amandara M. Schulzke und Billie Przegendza und gaben einen kurzen Einblick in das Werk. Später stellte Lucy van Org noch ihr neues Buch „Vagina Dentata“ vor. Und während Beatrice noch eine Runde mit ihrer neuen Puppe „Coroni“ drehte ging es auf der Hauptbühne weiter mit Des Teufels Lockvögel und Triskilian. Etwas härter ging es bei Winterstorm zu, die mit ihrem Power-Metal viele Gäste auf die Wiese lockten um das Haupthaar zu schwingen. Headliner des Abends war Corvus Corax. Die Könige der Spielleute kamen zwar mit kleinerem Equipment (die Bühne war einfach nicht groß genug), aber dafür mit umso mehr Spielfreude. Auch wenn sie nicht ihr neuestes Projekt „Era Metallum“ zeigten, gab es doch einen guten Mix aus vielen Jahren Bandgeschichte. Und zum Schluss zogen sie sogar spielend durch das sitzende Publikum.

Triskilian, Festival Mediaval 2020

Am Sonntag gab es zwar keine Bands mehr, dafür legte aber DJ Romulus auf. Der Kultur-Biergarten endete mit einem überaus passendem Weißwurstfrühstück, sodass sich um 13 Uhr die Tore des Mediaval schlossen.

Alles in allem war der Kultur-Biergarten ein voller Erfolg! Die Gäste hatten Spaß, das Orga-Team hatte Spaß und den Künstlern konnte man sichtlich ansehen, dass sie sich freuten endlich wieder auf einer Bühne zu stehen. Dabei darf man nicht vergessen, dass alle Künstler an diesem Wochenende ohne Gage aufgetreten sind. Einzig die Spenden der Besucher und der Zuschauer des Live-Streams waren ihre Gage. Es konnte online gespendet werden (5000 € sind dabei heraus gekommen!), sowie auch direkt beim Konzert, bei dem Helfer durch die Reihen mit einer Art Klingelbeutel gingen, in den viele Besucher eine Spende warfen.

Wie man am Festival Mediaval sehen kann sind Veranstaltungen in Zeiten der Pandemie durchaus möglich. Es Bedarf eines guten Sicherheits- und Hygienekonzeptes und verständnisvoller und diszplinierter Besucher. Auf dass hoffentlich sich noch mehr Veranstalter trauen und dass zum nächten Festival Mediaval vom 10.-12.09.2020 sich die Lage soweit geändert hat, dass wieder jeder teilnehmen kann. Ohne Auflagen und ohne Mundschutz.

Obwohl, der hauseigene Festival-Mediaval-Mundschutz ist wirklich schick 🙂

https://www.festival-mediaval.com/

Festival Mediaval (News)

Der Festival – Mediaval Kulturbiergarten 2020

 

Die weltweite Corona – Pandemie hat in diesem Jahr alle Großveranstaltungen lahmgelegt.

Dazu zählt natürlich auch das Festival – Mediaval, welches ebenso nicht wie gewohnt stattfinden kann. Doch Veranstalter Bläcky hat sich davon nicht kleinkriegen lassen und stattdessen in gewohnter Kreativität eine Ersatzveranstaltung am selben Wochenende erdacht:

Den Festival – Mediaval Kulturbiergarten.

Der Biergarten findet an diesem Wochenende von Freitag den 04.09. bis Sonntag den 06.09.2020 auf dem Goldberg in Selb statt. 400 Besucher sind genehmigt, was natürlich nur ein Bruchteil der eigentlichen Besucher ist, die das Festival – Mediaval jedes Jahr aufs Neue normalerweise empfängt. Daher waren die Tickets auch binnen kürzester Zeit ausverkauft.

Folgende Bands und Künstler treten auf insgesamt zwei Bühnen auf:Corvus Corax, Des Teufels Lockvögel, Heiter bis Folkig, Pampatut, Poeta Magica, PurPur,The Blackbeers, Triskilian, Winterstorm, Basseltan, Beatrice, Kahira, Karsten Heilmann & Amandara, Luci van Org, Opus Furore.

Zusätzlich wird es einen mittelalterlichen Markt geben und am Sonntagvormittag ein Weißwurstfrühstück, welches von DJ Romulus musikalisch untermalt wird.

Der Kulturbiergarten verfolgt strengste Hygienemaßnahmen, die Veranstalter Bläcky im Vorfeld ausgearbeitet und mit dem zuständigen Gesundheitsamt abgestimmt hat.So gibt es vor beiden vorhandenen Bühnen eine feste Bestuhlung mit Biertischgarnituren und jedem Gast ist ein fester Platz vor beiden Bühnen zugeordnet, sodass keinerlei Vermischung verschiedener Personengruppen geschieht . Des Weiteren herrscht auf dem gesamten Gelände außer am eigenen Tisch Maskenpflicht.

Das Veranstalterteam wird zudem Rundwege ausschildern, die bevorzugt zu benutzen sind um auch hier größtmögliche Abstände wahren zu können. Zusätzlich sind auch genügend Desinfektionsmöglichkeiten auf dem Gelände gegeben.

Ein Campinggelände wird es ebenfalls geben, auch hier müssen die Zelte mindestens 2 m Abstand haben und nur direkt am Zelt im Familien – oder engen Freundeskreis muss keine Maske getragen werden.

Sämtliche Regeln können ausführlich auf der Homepage unter

https://www.festival-mediaval.com/  nachgelesen werden.

Mit all diesen Coronaschutzmaßnahmen wird die Festival – Mediaval GmbH zeigen, dass geordnete und geplante Veranstaltungen aus professioneller Hand auch im Leben mit Corona möglich sind und auch mit verschiedenen Komponenten wie Biergarten, Konzerten und einem mittelalterlichen Markt sicher durchführbar sind.

Für alle Daheimgebliebenen gibt es übrigens ein besonderes Schmankerl: Die Konzerte des Kulturbiergartens werden in Zusammenarbeit mit Christian Domeier (Inhaber ActionCamChiemgau) live gestreamt. Dieses Livestreaming wurde einzig und allein durch öffentliches Crowdfunding ermöglicht.

Da die zulässigen 400 Besucher unter der Grenze sind, den Kulturbiergarten wirtschaftlichdurchzuführen, hoffen Bläcky und sein Team auch weiterhin auf Spenden der Fans. Diese sind über den Onlineshop des Festival – Mediaval möglich, während des Livestreams wird es ebenso die Möglichkeit geben über Paypal zu spenden oder aber auch vor Ort, zum Beispiel bei Ankunft auf dem Camping – Gelände.