Vor dem Konzert in Nürnberg hatte ich Gelegenheit, mich mit Chris Pohl und Ulrike Goldmann von Blutengel zu unterhalten. Ich traf auf 2 tiefenentspannte Musiker , die sich sichtbar auf den Konzertabend in Nürnberg freuten. Geduldig beantworteten sie meine Fragen, dafür auch auf diesem Wege nochmals vielen Dank. Bevor es los geht noch ein Hinweis zur Tour. Wie nicht anders zu erwarten ist die Show wieder großes Kino und die neue CD mehr als hörenswert. Entsprechend groß ist auch die Nachfrage nach Tickets und fast jedes Konzert der bisherigen Tour ist ausverkauft. Also unbedingt die Karten schnell ordern, es lohnt sich.
Nun aber Feuer frei, los gehts mit dem Blutengel-Interview.
Eure neue CD kam jetzt raus und landete gleich auf Platz 4 in der ersten Woche. Ward ihr völlig von den Socken?
Chris: Ja, auf jeden Fall! Man hofft es natürlich immer, unser letztes Album landete ja auf Platz 12 und man hofft dann immer, dass man sich verbessert. Vielleicht ist ja Top10 drin. Als dann der Anruf von meinem Label kam, dass wir auf Platz 4 sind, sagte ich so, auf welchem Platz sind wir denn wirklich? Es war schon irgendwie krass. Es war irgendwie ganz unwirklich. Selbst das Label hatte damit nicht gerechnet. Obwohl man die Charts nicht überbewerten sollte, man muss ja heutzutage gar nicht mehr so viel verkaufen um vorne zu sein, aber es war schon sehr überwältigend. Es hat uns auch etwas stolz gemacht, dass wir das alles ohne große Promotion, also ohne Fernsehwerbung oder Presse geschafft haben. Sondern wir haben das wirklich nur den Fans zu verdanken, die gesagt haben da kommt ein neues Album und wir kaufen das. Ohne dass man diese Mediale Aufmerksamkeit hatte. Und scheinbar trotzdem haben alle Fans in der ersten Woche die CD gekauft, wir sind da echt sehr dankbar, das war schon Hammer.
Es gibt in letzter Zeit immer wieder Bands die mit Produktionsteams arbeiten, um dann gezielt auf die Charts zu zielen z.B. Faun mit Valicon. Das war für euch aber nie ein Thema. Ihr wollt natürlich auch Euere Musik verkaufen, aber habt Euch nie für den Erfolg verbogen. Es gab aber bestimmt auch bei Euch Anfragen, gerade jetzt natürlich wieder?
Chris: Es ist immer so. Wir hatten schon viele Verhandlungen usw.. Natürlich waren da die Bedingungen, wenn sie das machen wollen, sie auch in bestimmten Maße mit eingreifen wollen. Aber ich mach das ja jetzt doch schon etwas länger und ich konnte mich nie mit dem Gedanken anfreunden, dass da irgendjemand so wirklich viel verändert. Wir hatten ja unsere neue Platte mit Henning Verlage von Unheilig gemacht. Aber ich kenn ihn natürlich auch schon viel länger, wir sind ja zusammen auch schon auf Tour gewesen und für ihn und uns war klar was wir machen wollen. Wir wollten das machen was ich bisher gemacht habe, nur etwas schicker. Er hat zwar hier und da Ideen eingebracht aber er hat nicht versucht irgendetwas zu verändern, wie es bei einen Majorvertrag ja oft passiert. So ein Produzententeam anzuheuern um noch einen Schritt weiter zu gehen, käme für mich nicht in Frage. Dafür mach ich es schon zu lange, dafür läuft es ok und ich mag mich echt nicht verbiegen. Dafür bin ich zu alt, dafür mach ichs zu lange und wenn es immer so läuft , wie es jetzt läuft dann ist alles in Ordnung
Euer nächstes Album kann man mit dem Oberbegriff Thema Vampire versehen, oder?
Chris: Jein, es geht eher um das Thema „Anderssein“. Wir haben das ja in der letzten CD schon mit dem Song „Anderssein“ angedeutet. Wir haben immer mehr Lust zu zeigen, dass es auch anders geht, also diese Lebenseinstellung, dass man sagt wir machen im musikalischen was wir wollen und jeder Mensch sollte das machen was er möchte, solange er damit keinem weh tut und solange er damit niemand schädigt. Aber dieses individuell sein und keine Angst zu haben nicht in die Masse zu passen, das ist so ein großes Thema. Da rein spielt natürlich auch die Sache mit diesem Vampirthema, hier auf einer anderen Weise als bei der Twilight-Saga, die doch mehr auf das Teenieschema passt. Sondern dass man sagt, Vampire leben anders als normale Menschen. Wir möchten dadurch einfach das Thema „Anderssein“ fixieren.
Das Thema Blut spielt ja nicht nur in eurem Namen eine Rolle, sondern es gibt auch keinen Auftritt bei dem nicht irgendwann Kunstblut verwendet wird.
Chris:Ja, klar. Ich mag dieses Thema. Ich mag gute Vampirfilme, oder generell gruselige Horrorfilme. Ich finde das schön. Mich unterhält einfach ein gut gemachter Vampir- oder Horrorfilm und auf der Bühne möchte ich ja auch unterhalten und meine Sicht der Dinge den Menschen zeigen und da fliest eben mal Kunstblut. Das möchte ich aber auch so rüber bringen.
Du hast ja nicht nur Blutengel sondern auch Terminal Choice und Miss Construction. Jetzt habe ich gehört du willst ein Soloprojekt starten? Angst vorm Burn out hast du nicht, oder?
Chris: Ja, da gab es ein paar Überlegungen. Also Angst nicht. Es ist schon viel was ich mache. Das muss ich schon zugeben. Ich arbeite sehr viel, aber auch sehr gerne und solange ich kann möchte ich so viel probieren wie ich schaffe. Klar man wird ja auch älter und freut sich wenn man immer mal ein Wochenende frei hat, aber burn out hab ich nicht und hoffe auch, dass es so schnell nicht passiert.
Gibt’s Blutengel irgendwann auch mal mit einem französischen Song? Wegen deiner Liebe zu Mylene Farmer?
Chris: Wir hatten tatsächlich mal überlegt!
Ulli: Bloß das ist immer schwierig. Ich kann so ein bisschen Schulfranzösisch aber so richtig nicht. Da müsste man jemanden haben der das richtig übersetzt.
Chris: Ich mag die Sprache gern. Aber vielleicht machen wir da mal etwas Kleines, Eingestreutes! Es wäre auf jeden Fall eine Herausforderung.
Warum gibt es zum letztjährigen Blutengel- Highlight „Gothic meets Classic“ noch keine CD? Woran scheitert das?
Chris: Es scheitert gar nicht, es ist einfach noch nicht die Zeit. Wir werden da sicherlich was machen, aber da wir jetzt erst mal mit dem Album beschäftigt waren, haben wir uns darauf konzentriert. Es wird aber in absehbarer Zeit auch da etwas auf Tonträger geben. Das war auch für uns mal was ganz Neues. Man musste ganz anders üben, es war wahnsinnig anstrengend, es war auch schwer sich auf ein 40 Mann Orchester einzustellen und ich war noch nie bei einem Auftritt so aufgeregt. Aber das hat uns auch so neugierig gemacht, dass man auch heute Abend Teile von diesem „Gothic meets Classic“ hören kann.
Was ist bei euch zum 15- jährigen Bandjubiläum geplant? Vielleicht mit Symphonieorchester?
Chris:Vielleicht. Wir haben uns schon Gedanken gemacht. Es wird auf jeden Fall dieses Jahr noch etwas passieren. So viel kann ich sagen, mehr aber auch noch nicht. 15 Jahre ist zwar schon ne lange Zeit. Ich will das aber gar nicht überbewerten sonst denkt man Mensch sind wir alt. Wir machen dieses Jahr auf jeden Fall noch ein paar Sachen, die wir so noch nie gemacht haben.
Ihr habt ja jetzt eine Sängerin verloren und macht die Show jetzt noch zu zweit – das ist schon anstrengender als vorher, oder?
Ulli: Ja es sind natürlich nicht mehr so viele Päuschen wie früher. Da konnte ich wenn meine Kollegin gesungen hat mal hinter die Bühne und was trinken, aber es macht auch Spaß. Wenn du erst mal drin bist und rockst, dann sind die 2 Stunden auch ganz schnell vorbei.
Wie findet ihr den Hirsch hier in Nürnberg als Location für euer Programm und eure Bühnenshow? Hier ist ja immer eine tolle Stimmung.
Chris: Das ist ja gut für uns. Nürnberg finde ich jedes Mal toll. Zwar können wir hier , wegen der kleinen Bühne nicht alles machen , was wir sonst in den Shows zeigen, aber es überrascht mich immer, dass die so mitgehen. Wir haben ja auch bei unserer letzten DVD die wir raus gebracht haben viele Aufnahmen aus Nürnberg genommen, weil die Bilder einfach super waren. Das macht halt auch Spaß auch wenn es nicht 1000 Leute sind, sondern nur 500. Aber wenn du gute Stimmung hast dann ist das mehr wert, als viele Leute ohne Stimmung.