Interview mit Oliver S. Tyr und Stephan Groth von Faun nach dem Konzert in der Christuskirche Bochum
-Das ist eure erste Tour in der neuen Besetzung. Wie sind die Reaktionen bisher?
Oliver: Sehr gut und sogar besser als erwartet. Wir hatten wenig Bedenken, weil wir genau wussten, wie gut die beiden (Sonja und Stephan) sind, wie gut sie reinpassen. Wir hatten eher diese Vorfreude. Jetzt wollen wir den Leuten zeigen, wie schön es gerade ist. Bei den Proben oder auch im Vorfeld, wie gut es läuft. Aber es gab trotzdem ab und zu Berührungsängste. Auch damals in der Vergangenheit. Ach, schon wieder, schon wieder eine neue Sängerin. Und dann ist es auch so: Egal wie gut die Sängerinnen waren, sie mussten sich eingewöhnen. Dann hat es ein halbes Jahr gedauert, obwohl sie als Musikerinnen ganz toll waren. Nach einem halben Jahr klangen die Lieder so wie Faun. Und im ersten Monat zum Beispiel war zu viel anderes noch drin, andere Einflüsse. Das ist uns dieses Mal gar nicht passiert, was uns selber auch überrascht, wie gut das alles passt. Und auch wie gut die Fans das annehmen. Wir haben keine einzige kritische Stimme. Wir haben jeden Abend Standing Ovations gehabt, ohne dass wir danach gefragt hätten. Wir sind gerade wirklich verwöhnt. Vom Schicksal verwöhnt.
-Wie gefällt es denn Sonja und Stephan?
Oliver: Das weiß ich nicht. (lach) Wie gefällt es ihm denn?
Stephan: Äußerst begeistert! Musik machen hat lange nicht so viel Spaß gemacht, muss ich wirklich sagen. Wir sind langsam so gut eingespielt und haben einfach Spaß auf der Bühne, ich glaube das sieht man auch. Wir haben Spaß hinter der Bühne und zwischen den Auftritten. Ich fühle mich gut aufgehoben.
-Kanntet ihr euch schon vorher?
Stephan: Nein, persönlich nicht.
Oliver: Gerüchte sind natürlich herumgewabert.
Stephan: Ich kannte natürlich Faun, weil es ein bekannter Name in der Szene ist. Ich bin mit meiner Band noch nicht so groß gewesen. Wir sind eher im kleineren Rahmen unterwegs gewesen. Von daher kannte ich Oliver schon vom Sehen, aber persönlich kannten wir uns nicht.
-Ein Glücksfall, dass ihr euch gefunden habt.
Oliver: Der große Manitu wollte das so.
-Wie waren die Reaktionen auf euren Aufruf auf der Seite, dass ihr Musiker sucht?
Oliver: Wir haben in der Vergangenheit in alle möglichen Richtungen gearbeitet und es war für uns ein Reiz einfach eine offene Sache reinzuschreiben und zu sehen, was zurückkommt. Wir haben vor, verschiedenen Ideen und verschiedene Konzertprojekte, auch Themenprojekte für CD-Aufnahmen zu machen. Wir haben öfters schon mit Gästen aus der ganzen Welt gearbeitet. Und da war es sehr, sehr spannend zu sehen, was für ein Rücklauf kommt. Wir haben es ziemlich lange auf der Homepage gelassen und haben mittlerweile ein wunderschönes Netzwerk von Gambenspielern, von Chören, von wirklich den verrücktesten Sachen. Und das ist wirklich schön und darauf werden wir zurückgreifen können. Aber im Moment hat es so gut mit den beiden geklappt, dass wir eine feste Besetzung haben, dass wir nicht themengebunden oder projektgebunden arbeiten. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Du triffst auf Musiker und dann kommen die Ideen beim Spielen. Das ein bisschen anzupieksen war ganz gut.
-Wäre es mit der Neubesetzung denkbar, dass nicht nur neue Stücke gespielt werden, sondern auch ältere wieder ins Repertoire aufgenommen werden?
Oliver: Ist ja passiert. Zum Beispiel „Von Den Elben“ ist so ein Stück. Das war immer ein bisschen dünn besetzt. Und weil wir jetzt mehr Möglichkeiten haben mit der Instrumentierung, mit Stephan, der dann auch die Cister übernimmt. Dann kann ich auf die Harfe gehen und Sonja hat die Stimmung es zu tragen. Jetzt können wir auf einmal Stücke spielen, die wir nie spielen konnten. Und das wird sich in Zukunft niederschlagen.
-Auf jeder Acoustic Tour ist Niel mit dabei. Wie steht er denn zu den Acoustic Touren? Eine Tour, bei der er bei seiner eigenen Band nicht mitspielt?
Oliver: Es ist natürlich für ihn auch ein schwieriger Prozess. Aber man muss sehen, zum einen haben wir diese Seite unserer Musik. Wir haben akustisch angefangen. Zum anderen haben wir sehr viele Balladen, sehr viele ruhige Lieder, das heißt es wäre schade diese ganz verkommen zu lassen. Diese Lieder brauchen einen Rahmen. Es ist schön, sich auf diese Lieder einzulassen. Wenn man sitzt und es ein schöner Konzertort ist, würde die Elektronik einfach nicht passen. Und noch dazu ist diese Elektronik sehr viel Arbeit, diese Beats zu konzipieren. Niel arbeitet parallel schon zuhause an dem lauten Programm für den Sommer, damit da die Beats richtig passen. Er erarbeitet jetzt wieder Stücke von Stefan und Sonja. Man muss auch sagen, es ist schön. Wir haben kulturelle akustische Kirchenkonzerte gegeben. Das wird beworben als kulturelles Konzert, da kommen richtig ältere Konzertbesucher. Die haben das genossen. Und bei unserer letzten Clubtour, wo wir mit dem lauten wilden Programm in den Clubs waren, war trotzdem ein Viertel von diesen älteren Herrschaften dort. Die wussten gar nichts davon. Die standen da wirklich fröhlich wippend und klatschend da und haben es genossen. Das ist für uns schön, weil wir niemanden ausgrenzen wollen. Und das hat es eher weiter als enger gemacht. Ich glaube, das weiß Niel auch.
-Ihr habt auf der letzten Tour eine sehr schöne Bühnenshow geliefert, mit dem Vorhang, mit den Schattenspielen. Wollt und könnt ihr das überbieten auf der nächsten Clubtour?
Oliver: Natürlich! Wobei, eine Clubtour ist nicht geplant. Es geht jetzt erst mal auf die Festivals. Wir sind am Diskutieren, wir wissen aber nicht, ob es klappt. Wir überlegen, ob wir die ganze Eden-Tour, das ganze Konzept mit den Vorhängen, ob wir das auf die Festivals bringen können. Das hängt davon ab, wie die Voraussetzungen sind. Also einerseits wollen wir das Beste, was wir auf der Tour gemacht haben, übernehmen in die Show. Zum anderen haben wir jetzt die Möglichkeit mit Stefan und Sonja, mit der großen Besetzung, mit sechs Leuten auf der Bühne. Und noch dazu, wenn Stephan sein Effektgerät anschmeißt, da wackeln bei uns sogar die Ohren. Auf jeden Fall werden wir es überbieten.
-Ihr habt auf der Eden-Tour auch Film- und Tonaufnahmen gemacht. Was ist denn mit denen?
Oliver: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil es Aufnahmen gibt, wir aber nicht wissen, wie wir sie verwenden. Wir haben im Moment viel zu tun, denn wir mussten erst mal Sonja rüberholen. Wir haben ein Visum für sie beantragen müssen. Die ganze Einreise, die ganzen Formalitäten, wo wohnt sie. Dann das ganze Repertoire einarbeiten. Wir hatten einfach viel zu tun. Es gibt auf jeden Fall eine ganze Menge sehr, sehr schöner Lieder und Mitschnitte. Die sind fast schon geschnitten. Wir wissen nicht, ob wir eine ganze DVD machen. Es ist vielleicht ein bisschen kurz. Oder ob wir es als kleines Paket rausbringen. Irgendetwas wollen wir damit machen. Eine Erinnerung wird es geben an die schöne Tour.
-Die Eden ist zwar noch kein Jahr alt, aber habt ihr schon wieder etwas Neues in Planung?
Oliver: Das ist ja das Problem. Ja, sehr Vieles. Zu viel. Du siehst, auch heute haben wir sehr viele Lieder gespielt, die noch auf keiner CD sind. Wir hätten wirklich genug Material. Das Problem ist, dass wir wirklich sehr anspruchsvoll sind was CD-Aufnahmen angeht. Die Eden hat wirklich unglaublich viel Energie gekostet. Ich saß ja ewig lang da, den ganzen Winter jeden Tag im Studio. Und so einen Gewaltakt möchte ich diesen Winter nicht machen. Da bin ich ganz ehrlich. Eine richtige Studio-CD wird noch so eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Es ist aber bei uns in der Überlegung, ob wir eine Best Of machen, weil es sehr viele schöne, alte Lieder gibt. Manche CDs gibt es gar nicht mehr. Da gibt es ein paar Lieder, da sagen wir, die sind sehr schön, aber die können wir noch besser aufnehmen und neu erarbeiten. Und es gibt ein zwei Lieder, die wir unbedingt veröffentlichen wollen. Das steht jetzt an, wenn mich nicht alles täuscht.
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The Raven