Estampie in Wirges

21.11.09 Estampie in Wirges

Der Auftritt von Estampie fand im Rahmen des „Festival of Folk and Fools“ in Wirges statt, einer alljährlich dort gebotenen Kleinkunstveranstaltung.
Im Bürgerhaus der Stadt sollen die weißrussische A-Capella-Truppe „Camerata“ und die bayrische Komikerin „Lizzy Aumeier“ den Abend eröffnen, letztere sagte jedoch zwei Stunden vorherihren Auftritt ab. Gut für alle Estampie-Fans, so verkürzte sich die Wartezeit erheblich.

Der gut gefüllte Saal bot einigen hundert Zuschauern Platz an kleineren, im Raum verteilten Tischen. Mit freudiger Spannung warteten wir auf den ersehnten Auftritt von Estampie.

Doch zuvor unterhielten Camerata das Publikum mit einer bunten Mischung aus orientalischen, buligarischen, russischen und folkloristischen Stücken, auch das ein oder andere experimentelle Stück erfreute den geneigten Zuhörer. Technisch lieferten die sechs klassisch ausgebildeten Sängerinnen und Sänger eine einwandfreie Performance, was man von A-Capella hält bleibt jedem selbst überlassen.

Endlich betraten Estampie unter Applaus die Bühne. Das erste Stück, „Morena“, war vom „Al Andaluz Project“ ausgeliehen, einem Nebenprojekt von Michael Popp, Sigrid Hausen und Ernst Schwindl.
Es folgten der Klassiker „Floret Silva“ , dass diesmal von Neuzugang Sarah M. Newman gesungen wurde, das spanische „Los Caminos“ und das legendäre Instrumentalstück „Trotto“, das fast fehlerfrei über die Bühne ging. Das nächste Stück war wieder eine spanische Nummer, die an diesem Abend ihre Live-Premiere feierte. Thematisch, so erklärte man dem Publikum, handele das Stück von einer Mutter die ihre Tochter vor Gefahren warnt und der Tochter die diese Warnungen ignoriert. Das Stück wird Eingang in das neue „Al Andaluz“-Album finden, dass 2010 erscheinen soll. Man darf also gespannt sein.
Mit „Estampie V“ folgte ein weiterer instrumentaler Klassiker, von dem aus man einen Abstecher ins „Marco Polo“-Programm in Form eines tadschikischen Liebesliedes und des „Pferdetanzes“ machte. Michael Popp und Sigrid Hausen nutzten die Pausen zwischen den Liedern um den Zuhörern einige der Instrumente zu erklären. Bei seinen Ansagen gab Michael Popp wie gewohnt alles und referierte endlos über abstruse Taktzahlen, bezeichnete die französische Estampie als eine Urform des Breakdance und ernannte Bayrisch kurzerhand zur indogermanischen Sprache.
Es folgte „Quantos me creveren“, ein wunderbares A-Capella-Stück.
Der offizielle Teil des Programms wurde mit dem sephardischen Stück „A virgen mui gloriosa“ abgeschlossen.
Unter großem Applaus verließen Estampie die Bühne, um dann für die üblichen 2 Zugaben wiederzukommen. Michael merkte an dieser Stelle an dass dem Schauspiel nach knapp 24Jahren Bandgeschichte eine gewisse Lächerlichkeit innewohne. Doch das Publikum wurde nicht müde zu Applaudieren.
Die erste Zugabe war das italienische Lauda „Ave donna santissima“, das nur durch Gesang, Klatschen und Percussion dargeboten wurde. Endgültig beschlossen wurde das Konzert vom mehrstimmig gesungenen „Non sofre Santa Maria“. Estampie hinterließen ein restlos begeistertes Publikum und haben an diesem Abend sich auch viele neue Hörer gewonnen.
Technische Probleme gab es, abgesehen von einem maroden Mikroständer, der schnell ausgetauscht wurde, keine nennenswerten, das rundete dieser wirkliche gelungene Estampie-Konzert zusätzlich ab. Estampie waren live wirklich ein Erlebnis, dafür hat sich die weite Anfahrt gelohnt!

Ina