Letzte Instanz +Lord of the Lost Release Konzerte in Königstein

Um 2 Dinge beneide ich Holly Loose, den Sänger der Letzten Instanz wirklich. Darum, dass der „Mittlere Ring“, die Problemzone des Mannes, schlechthin nicht zu existieren scheint und noch viel mehr dafür, dass er einen Beruf hat, der bei jedem Auftritt den Leuten das Strahlen nur so ins Gesicht treibt. Und gestrahlt wurde am Samstag beim Release-Konzert der Letzten Instanz im Publikum wahrlich um die Wette.
Ich hab schon mehrere Instanz-Konzerte gesehen, alle wirklich gut und sehenswert. Am Samstag hat sich die Instanz aber selbst übertroffen. So gut hab ich sie noch nie erlebt. Zuerst noch ein paar Sätze zum Rahmen des Konzertes. Ganz bewusst hat man sich die Festung Königstein als Location ausgewählt. Die Festung ist eine der größten Bergfestungen Europas, mitten im Elbsandsteingebirge am linken Ufer der Elbe gelegen sticht sie einen schon von Weitem ins Auge. Monstrüs ist die Anlage, ein Wallgang mit 1800 Metern Länge mit bis zu 42 Meter hohen Mauern und mit über 50 bis zu 400 Jahre alten Bauten im Innern incl. den mit 152,5 Metern tiefsten Brunnen Sachsens ist etwas ganz besonderes, man muss sie einfach einmal gesehen haben. Und als Konzertort perfekt passend und aufgrund der Größe hat man hier auch genug Möglichkeiten. Und so wurde ein Innenhof der weitläufigen Anlage für das Konzert genutzt, die perfekte Größe für das Releasekonzert. Und da nimmt man auch den kleinen steilen Fußmarsch in Kauf , oder wer es bequemer mag kann sich mit der Bahn nach oben fahren lassen, allerdings für 2,50 Euro ein echt teuerer Spaß für die kurze Strecke. Das gilt übrigens auch für das Parkhaus, aber für beides kann die Letzte Instanz natürlich nichts. Einen Sonderpreis für Konzertbesucher , wie anderswo durchaus üblich sucht man auch vergebens.
Das Publikum hatte nicht nur im Innenraum sondern auch vom Wallgraben aus die Möglichkeit, das Konzert zu verfolgen . Clevererweise hat man das Release-Konzert gleich mit dem alljährlichen Fantreffen verbunden. Und so wurde mit dem „Vorwärts Rückwärts Letzte Instanz-Fanclub“ gemütlich Kaffee getrunken und nach dem Soundcheck gings auf die benachbarte Wiese zum Kubb(auch Wikinger-Schach oder Bauernkegeln) spielen zwischen Band und Fanclub. Das Spiel haben die Instanzler übrigens gewonnen und alle Musiker blieben heil, obwohl man gleich zu Beginn des Spieles, als ein Mitspieler mit einer klaffenden Wunde an der Stirn verarztet werden musste, schon schlimmes befürchten musste.
über 100 Mitglieder zählt der Fanclub inzwischen und mehr als 2 Drittel davon sind nach Königstein gekommen und waren extremst gespannt auf die neuen Songs.
Bevor die Instanz aber loslegte begrüßte Benni Celini das Publikum, bedankte sich fürs Kommen und stellte die Vorband Lord of the Lost vor mit denen die Letzte Instanz nicht nur eng befreundet ist, sondern die mit ihnen auch die anstehende Tour bestreiten werden.
Zum Auftritt von Lord of the Lost später noch mehr.
Als die Letzte Instanz die Bühne betrat herrschte vom ersten Song an gespannte Erwartung und prächtige Stimmung im Publikum. Jeder erwartete dass das Konzert mit dem Intro zur neuen CD Aeternitas losgehen würde. Doch ätsch, Überraschung mitnichten. Anderes Intro und als erstes Lied gabs Flucht ins Glück, denn der Konzertabend war zweigeteilt. Da das neue Album Ewig der letzte Teil der Trilogie mit den zuvor veröffentlichten Alben Schuldig und Heilig ist, macht es ja durchaus Sinn mit Liedern aus den ersten beiden Alben anzufangen. Und so gab es am Anfang einen Querschnitt aus dem Schaffen der letzten Instanz bisher. Übrigens auch mit dem absolut grandiosen Song Kopfkino. Der stammt noch aus der Zeit bevor Holly Loose zur Band gestoßen ist. Egal, so genial wie der Song ist, so großartig interpretiert ihn Holly. Allein der Song ist das Eintrittsgeld wert.
Richtig spannend wurde es dann aber in der Mitte des Konzertes als alle Bandmitglieder die Bühne verließen und mit dem Intro Aeternitas die neuen Sngs dem Publikum vorgestellt wurden. Allein das Intro verursacht schon Gänsehaut und faszinierte mich beim ersten Hören der Platte sofort. Die kam pünktlich einen Tag vor dem Konzert bei mir an und nach dem Durchhören war ich ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob die Songs wirklich live so gut funktionieren. Und so richtig vom Hocker hat mich die CD nach dem ersten Hören auch nicht gehauen. Nach dem Konzert muss ich allerdings feststellen, sie funktionieren live- und wie. Live klingen sie noch viel besser als auf CD, egal ob z.B. das grandiose Ewig gleich nach dem Intro, wieder einmal rot, Schwarzer Sand oder Sing. Man hört die Lieder und ist sofort hin und weg. Auch weil die Jungs sichtbar Spaß auf der Bühne hatten. Voller Leidenschaft wie man es von der Letzten Instanz ja eh schon gewöhnt ist und irgendwie war das trotzdem noch eine Stufe mehr. Und dass die Band nicht nur die lauten Töne beherrscht , weiß man ja auch schon, aber als Holly ganz allein mit Gitarre zu singen anfängt , das hat schon Klasse und da verzeiht man ihm auch den kleinen Verspieler gerne.
Natürlich wird auch wie gewohnt gesprungen , M Stolz und Benni Cellini versuchten sich erfolgreich im Stagediven , auch wenn Bennie kurz vor der Bühne fast verschwunden wäre und beim ach so schönen Wir sind allein wird sich wieder kollektiv an den Händen gefasst incl. Holly im Publikum. Ein Sonderlob verdiente sich übrigens der Lichttechniker der der Band ein stimmungsvolles und beeindruckendes Licht zauberte. Einzig bei der Soundabmischung würde ich mir etwas mehr Hollys Stimme und etwas weniger Lautstärke der Instrumente wünschen.
Übrigens spätestens bei der Zugabe war auch dem letzten Besucher klar, dass die Letzte Instanz mit David Pötsch nicht einfach nur einen Ersatz verpflichtet hat. Der „Blue Man Group Drummer“ ist ein echter Gewinn .
Fazit: Die Instanz so stark wie noch nie, die Songauswahl und die Liveshow absolut grandios und die neuen Songs einfach klasse. Das Konzert macht so richtig Lust auf mehr , glücklicherweise ist die Band ab sofort auf Tour. Die Termine findet ihr auf unserer Homepage .
Übrigens mussten alle Konzertbesucher danach mit dem Fahrstuhl nach unten gebracht werden. Das ging erstaunlich schnell und der freundliche Fahrstuhlführer, der die Fans mit einem Trompetenstoß musikalisch verabschiedete verdient ein Sonderlob. Nun aber noch einige Sätze zum Auftritt von Lord of the Lost.
Ich war wirklich gespannt auf die Jungs aus Hamburg St. Pauli und vor allem auch auf die Performance-Qualitäten ihres Sängers Chris Harms.
Wie es der Zufall so wollte haben Lord of the Lost ebenfalls am Tag zuvor ein neues Album herausgebracht, „Die Tomorrow“ als Doppel-CD erschienen, ist bereits die dritte Scheibe der Düster-Rocker seit Gründung 2007 und erscheinen der ersten CD „Fears“ 2010. Somit hatten auch die extrem fleißigen Lord of the Lost ebenfalls ihr ganz persönliches Release-Konzert. Mangelnde Qualität kann man ihnen übrigens nicht vorwerfen, davon konnte man sich beim Konzert in Königstein überzeugen. Die Band sieht sich selber irgendwo zwischen Rammstein und HIM. Auffallend ist die wandlungsfähige Stimme von Harms der meiner Meinung nach seine stärksten Momente hat, wenn er mit extrem tiefer Stimme , die stark an Sänger Jyrki von den 69 Eyes erinnert , diesem echt Konkurrenz macht. Die Mischung zwischen harten kompromisslosen Nummern und ruhigen melancholischeren Momenten hat etwas und egal was man von der Musik von Lord of the Lost auch halten mag, live ist die Band wirklich sehens- und erlebenswert und Chris „The Lord“ Harms ist eine echte Rampensau der genau weiß, was es heißt sich zu präsentieren. Kein Wunder, dass den Mädels reihenweise die Augen rausfallen bei soviel Sex-Appeal und meine supernette Konzertnachbarin sich nicht zurückhalten konnte als Harms direkt vor ihr in Reichweite auf der Absperrung stand.
Lord of the Lost haben einen spannenden Mix aus Eingägigkeit und Härte gefunden und sind extrem abwechslungsreich und eigenständig. Sie verdienen sich ein Sonderlob für das tolle Amy Macdonald Cover. Ist der Song im Orginal ja schon grandios, das Cover ist noch viel schöner.
Mir hat der Auftritt sehr sehr gut gefallen, für einen sehr fairen Eintrittspreis gab es also am Samstag zwei ganz tolle Bands mit 2 extrem charismatischen Frontmännern zu sehen. Wer es verpasst hat, der ist gut beraten sich schnell um Tickets für die Tour der beiden umzusehen.

Zum Abschluss noch die Setlist der Letzten Instanz

Intro & Flucht ins Glück
Neue Helden
Der Garten
Unerreicht
Morgenrot
Tanz
Mein Todestag
Kopfkino
Schlaf, schlaf
Aeternitas & Ewig
Unterwegs
Blind
Wieder einmal rot
Tausendschön
Schwarzer Sand & Et in Arcadia Ego
Von Anfang an
Sing!
Der letzte Tag
Finsternis

Monument der Stille
Ohne Dich
Komm!
Wir sind allein

Rapunzel
Winterträne

Caro und Bernd Sonntag