Festival Mediaval 2012-Teil 1-der Freitag

Es ist schon der Wahnsinn wie schnell 3 Tage vergehen können. Vor allem als Besucher des Festival Mediaval, da vergeht die Zeit wie im Fluge und man ärgert sich, weil man so viel noch gar nicht gesehen, erlebt und genossen hat und da ist es auch schon wieder vorbei und es heißt wieder ein ganzes Jahr warten. Ich denke so geht’s vielen, die bei sonnigstem Wetter das kleine 5-jährige Jubiläum in Selb erlebt haben und mit vielen tollen Bands, großartigen Gauklern und Künstlern und dem wunderbaren Publikum zusammen eine Party gefeiert haben, die wie Steve von Omnia so schön sagte, einen mit einem tolllen Gefühl über den Winter kommen lässt bis es hoffentlich 2013 die 6. Ausgabe des großartigen Festivals gibt.

Wir das Team von Jarwinbenadar mit Carolin, Valeria, Hermann und Bernd haben versucht in den 3 Tagen das ganze fotografisch etwas festzuhalten. Und so werden wir die nächsten Wochen unsere Galerien auf jarwinbenadar.de fällen. Auch auf www.gruftimusik.de gibt’s weitere Bilder. Und doch wird es nur ein kleines Streiflicht sein. Viele Besucher sind leider unfotografiert geblieben und wir haben sicher auch genug Tolles verpasst. Nicht traurig sein oder ärgern und wen es stört , dass er auf unseren Seiten auftaucht dann einfach ne Mail an uns und wir werden das Bild selbstverständlich entfernen.

Nun aber zuerst einige Worte zum Festival, das am Freitag mit einem tollen Festzug begann. Der ging vom Goldberg zum Rathaus, die Bürgermeister von Selb, Wolfgang Kreil und Rudolf Bruchnow, beide natürlich gewandet, wurden feierlich zum Goldberg geleitet. Danach ging es zurück über alle 3 Bereiche des Festplatzes und auf jedem wurde das Festival für eröffnet erklärt. Das machte Selbs Bürgermeister Kreil auf seine bekannt humorvolle Art. Und so konnte man auch wissenswertes erfahren, wie zum Beispie,l dass seine 2 Knappen (Enkel) die er dabei hatte, deshalb Knappen heißen, weil sie knapp an Wuchs sind.

Blunt

Um 17.00 Uhr stand mit Blunt dann die erste Band auf der Schlossbühne in der Folge nur noch SB genannt. Die 5 Belgier sind in ihrer Heimat keine Unbekannten mehr, in Deutschland sind sie auf gutem Wege sich mit ihrem größtenteils aus Eigenkompositionen bestehenden Folkrock eine Fangemeinde zu erspielen. Eine typische Folkrockband sind die Belgier aber auch wieder nicht, das ganze hat schon etwas durchaus eigenständiges und war eine perfekte Einstimmung auf 3 spannende Tage Musik.

Camerata Pledelinga

Erste Band auf der Burgbühne (BB) war Camerata Pledelinga aus Plattling, eine Band die seit 2004 Mittelaltermusik macht. Erst rein akustisch hat sich der Stil durch E-Gitarre, Schlagzeug und E-Bass mehr in Richtung kernigem Mittelalterrock verlagert, aber auch rein akustisch kann man sie noch auf Märkten antreffen.

Der Band gelang es viel Publikum anzulocken und man sah ihnen den Spaß an, den sie an ihrem ersten Auftritt bei einem Festival Mediaval hatten.

Triakel

Wesentlich ruhiger ging es danach auf der SB bei Triakel zu. 3 Musiker, Stimme, Violine und Harmonium und mit ganz wenig Equipment kommt wirklich ganz viel heraus. Die Schweden machen einen extrem ruhigen Folk, der sich vor allem auf traditionelle Weisen aus der Heimat stützt. Mit Emma Härdelin, nebenbei auch Sängerin der Band Garmarna steht jemand am Mikro, der das Singen wahrlich beherrscht und auch wenn der ruhige bisweilen etwas depressive Folk nicht jedermann gefiel, so waren andere Besucher restlos fasziniert davon. Aber das macht dieses Festival ja so spannend. Es gibt immer wieder genug Neues zu entdecken und es ist für jeden der Musik mag etwas dabei.

Des Teufels Lockvögel

So wie zum Beispiel „Des Teufels Lockvögel“ eines der Projekte von Marcus van Langen, gute alte Bekannte in Selb. Allerdings hat sich im Vergleich zum Auftritt von vor 2 Jahren Einiges geändert. Juliane La Fey ist Mutter geworden und mit Peter Pagany hat man einen neuen Drummer dabei, der den Sound mit seinem großen Trommelaufbau noch satter und voller macht. Ein echter Gewinn für die Band. Da ich bei der letzten Festivalteilnahme schon so viel über des Teufels Lockvögel geschrieben habe möchte ich mich deshalb etwas kürzer fassen. Auch wenn es mir schwer fällt, denn ich mag ihre Musik, die wie es so schön auf der Homepage steht von „Elfisch zart bis daemonisch hart“ einfach nur fetzt. Und Juliane ist einfach eine echte Granate auf der Bühne. Jedesmal wieder aufs neue schön zu erleben und auch Dank des neuen Trommlers der bisher beste Auftritt den ich von ihnen gesehen habe. Und das ist umso erstaunlicher, ging es Juliane vor dem Auftritt schon nicht besonders. Davon ließ sie sich aber gar nichts anmerken im Gegenteil.Vollgas vom ersten bis zum letzten Ton war da angesagt. Danach konnte einen aber echt Angst um Bange werden in welch bedauerlichem Zustand die hübsche Sängerin sich befand. Zum Glück brachten 2 Sanitäter sie nach einiger Zeit dann doch wieder einigermaßen auf die Beine. Das war übrigens auch der Grund warum sie nach dem Konzert keine Autogramme mehr schreiben konnte, es ging gesundheitlich einfach nicht mehr und sie war darüber selbst am unglücklichsten. Wenn es also eine Tapferkeitsmedaille gegeben hätte an dem Wochenende, sie hätte sie verdient.

Saltatio Mortis

Headliner des Freitags waren Saltatio Mortis, die zum zweiten Mal in Selb waren. Inzwischen gehören sie zu den ganz großen Bands der Szene, ihre CDs sind immer für eine Top-Verkaufsplazierung in den Media-Control-Verkaufscharts gut und trotzdem sind sie so normal sympathisch und nett geblieben, wie am Anfang ihrer Karriere, als sie die kleinsten Märkte als Spielleute bespielten. Auch wenn sich seitdem auch Besetzungstechnisch um Sänger Alea viel getan hat.

Beim letzten Festival Medival hat mich ihre Stroposkop-Show nicht gerade von dem Hocker gerissen, das war diesmal völlig anders. Ein grandioser, fetziger Auftritt war das, was die Spielleute aus Mannheim, Karlsruhe und Umgebung so ablieferten, frei nach dem selbstgewählten Motto: „Wer tanzt stirbt nicht“. Und zu sagen haben sie auch etwas nicht nur in ihren Liedern. Ihr Statement zu den Vorgängen um die Punk-Band Pussy Riot und dem Skandalurteil in Russland macht das Ganze zwar nicht ungeschehen oder die Situation der Frauen besser, aber trotzdem ist es ein wichtiges Signal und man wünscht sich, dass ganz viele Bands und Musiker aufstehen und sagen „so nicht!“. So wie es Omnia am Sonntag auch getan haben. Vielleicht würde das, mit ganz vielen Fans im Rücken, mehr bewegen als das Politikergeschwafel nach der Devise „Das ist nicht in Ordnung Herr Putin.“ Das Statement von Putin sollte aber auch noch im weiteren Fortgang der Show eine Rolle spielen, als Alea nämlich die Menge aufforderte sich zu teilen damit er einmal über die Bande bis nach hinten zu den Fans laufen konnte. Allerdings haben die seine Aufforderung nach ihm den Gang wieder zu schließen missverstanden und schon war der Gang geschlossen und der kleine Alea in der großen Menge verschwunden. Extrem lustig, weniger allerdings dann seine Begegnung mit einem Fan auf dem Weg zur Bühne, der scheinbar sein Missfallen zur Aktion Pro „Pussy Riot“ ausgedrückt hat. Man sah ihm seine Wut darüber förmlich an und man kann eigentlich nur mit dem Kopf schütteln, dass man Menschen die den Mut haben sich gegen zentralistische Strukturen aufzulehnen auch noch schlecht findet. Da wünscht man sich mal 2 Jahre Straflager fü den Herren. Zum Glück ließ Alea sich seine gute Laune aber nur ganz kurz vermiesen. Danach wurde wieder gefeiert , gerockt und singend gestagedived, was ich auch noch nie gesehen habe. Und bevor die Saltatio Rockshow am Naseweis-Metstand weiterging bis der Busfahrer des Nightliners aus dem benachbarten Marktredwitz zur Abfahrt mahnte ließ es sich Alea nicht nehmen Peter Sailer , dem Chefredakteur des Zillo Medieval für die Unterstützung in all den Jahren zu Danken. Manche Bands vergessen halt auch im Erfolg nicht und das macht sie eigentlich erst groß.

Festival Mediaval 2012-Teil 2-der Samstag

Der Festival Mediaval Award mit Elmsfeuer , Drachenflug und Spiegelkeller

Nach der langen Nacht ging es um 10:30 auf der Theaterbühne (TB) wie es in Selb ja schon gute Tradition ist mit dem Wettbewerb um den Mediaval Award im Bereich Mittelalter-Rock unchristlich früh weiter. Der Wettbewerb ist versteckt auf der kleinen Bühne trotzdem ein kleines Highlight, schafft man es doch immer wieder qualitativ extrem gute Bands dafür zu finden. Und denen winkt neben dem goldenen Zwerg auch ein Auftritt auf der BB im nächsten Jahr. Und viele tolle Bands haben hier ihre Visitenkarte abgegeben und seitdem geht es stetig voran, mit Winterstorm, Omdulö und Vroudenspiel sind hier mal nur 3 Beispiele erwähnt.

Auch in diesem Jahr haben sich 3 völlig unterschiedliche und richtig gute Mittelalter-Rockbands eingefunden und es geschafft das Publikum mitzureißen und großartig zu unterhalten. Allen voran Elmsfeuer, die Piratenband die völlig verdient den Zwerg gewinnen konnte und auf die man sich schon jetzt 2013 extrem freuen darf. Es ist nicht schwer, der Truppe, wenn sie weiter an sich arbeiten, eine sehr erfolgreiche Musikkarriere vorauszusagen. Ähnliches kann man über Drachenflug sagen. Die Musik der Steampunk-Band aus Hamburg ist wesentlich spezieller und polarisiert viel mehr als die von Elmsfeuer. Zusätzlich war die Band durch die Knochenbrüche einer der Sängerinnen in ihrer Performancefähigkeit sichtlich eingeschränkt. Trotzdem ist das Steampunk-Outfit auch mit der dicken Beinschiene noch schön anzuschauen. Überhaupt ist das Outfit aller Bandmitglieder sehr gelungen und es ist sicher spannend zu beobachten was aus den Hamburgern in den nächsten Jahren noch so wird.

Aus Rostock kam mit Spiegelkeller die dritte Band des Wettbewerbs, die ebenfalls nicht enttäuschten und für zufriedene Gesichter beim Publikum sorgten.

Fremitus

Auch einer dieser Award-Gewinner sind die Spielleute von Fremitus, die um 12.00 Uhr auf der Burgbühne das Programm eräffneten. Auf Instrumenten, die sie von ihren Reisen mitbrachten, wie es so schön auf ihrer Bandhomepage schreiben, spielten sie für das noch etwas verschlafene Publikum eine Stunde auf.

Heiter bis Folkig

Mit Heiter bis Folkig ging es dann auf der SB um 13.00 Uhr weiter, Die Band gehört ja ähnlich wie Faun und Omnia zum Inventar des Festivals Mediaval, ohne sie würde echt was fehlen. Bei ihnen ist der Name einfach Programm, der Spaß kommt nie zu kurz, egal ob auf der großen Bühne oder während des Tages am Handwerkermarkt, wo die kleine Bühne ganz dicht umlagert wurde, als man unverstärkt Musik machte. Und damit es den Musikern nicht zu langweilig wurde standen alle Samstag Nacht als Rausschmeisser als ein Teil der Larp-Band nochmals auf der Bühne. Extra fürs Festival Mediaval, extra um den Besuchern etwas ganz besonderes zu bieten, Klasse!

Schagai

Schagai, den nächste Act auf der BB haben sicher die wenigsten gekannt. Und wenn man das Programm zuvor gelesen hat und dann über „mongolische Gesänge“ gestolpert ist, hat bestimmt der eine oder andere gesagt: Essenspause, Trinkpause, Shopping-Pause.

Pech gehabt. Hinter Schagai verbirgt sich eines der Projekte des Mittelalter- Musikverrückten Marcus van Langen, der von seinem Besuch in die Mongolei einige monoglische Musiker mitgebracht hat, die mit ihm die BB gerockt haben. Mit einem fremdländischen und doch faszinierenden und sehr spannenden Sound, der vielleicht den Mongolen selbst ziemlich fremd war konnten sie das Publikum überraschen. Klasse Vorstellung, eine klasse Optik und um das ganze noch zu steigern holte er dann seine 2 Lockvögel mit einer um die Nasenspitze noch etwas blassen Juliane und einen Sänger aus dem Iran auf die Bühne.

Wenn auch nicht für jeden so haben Schagai doch viele der Zuhörer mit ihrem so eigenen und fremdländischen Sound berührt bzw. fasziniert. Eine der absoluten Entdeckungen des Festivals 2013, wenn auch zugegeben eine sehr spezielle. Marcus van Langen hat den Mongolentest bestanden, er darf auch mit Schagai gerne wieder kommen und für die Jungs aus der Mongolei war die Atmosphäre des Festival Mediavals und das begeisterte Publikum sicher auch ein ganz besonderes Erlebnis.

Stellamara

Mit Stellamara, die Band der neuen Faun Sängerin Sonja Drakulich hatte das Festival Mediaval erstmals eine Band aus Übersee zu Gast. Ehrensache dass nicht nur die Musiker von Faun sondern auch von Omnia gespannt zuhörten wie der elektronisch verstärkte Ost-Europa-Balkan -Mix sich denn live anhört. Auf die Idee, das ist ne Band aus Übersee, kämen bei den Klängen sicher die wenigsten. Genauso gespannt waren viele Festivalbesucher die in großer Zahl sitzend und zum Teil bewußt den Schatten suchend das Konzert verfolgten.

Pampatut

Völlig anders was den Besuchern auf der BB danach geboten wurde. Eigentlich muss man nur den Namen Pampatut erwähnen, dann weiß jeder was die nächste Stunde geboten wurde. Es ist echt der helle Wahnsinn, was Max von Gluchowe und Holger Hopfenstreich, verstärkt um einen ebenfalls extrem gutgelaunten Trommler abliefern. Mittelalter-Comedy wie es besser nicht geht. Die Truppe die ja auch außerdem noch am Samstag auf den Handwerkermarkt den Handelsmarkt und der Theaterbühne aufgetreten ist, ist nie langweilig. Und noch krasser, keine aber wirklich keine Show gleicht auch nur annähernd der anderen. Was den zweien an Blödsinn einfällt ist der Wahnsinn, einzige Gemeinsamkeit aller Shows , es wird relativ wenig gesungen. Somit braucht Pampatut auch mehr Spielzeit um auch mal alle Songs einer CD vorzustellen. Der Auftritt auf der BB langt da bei Weitem nicht.

Ballycotton und Shatabdi Groove Express

Da ich die nächsten beiden Bands Ballycotton und Shatabdi Groove Express so gut wie gar nicht gehört habe, verbietet sich darüber etwas zu schreiben. Bei Ballycotton weil ich am Verhungern und verdursten war und exotischer Obertongesang nicht so meins ist und mich auch der Groove Express nicht so wirklich erreichte.

Faun

Ganz anders war da schon der Auftritt von Faun, eine der Bands die ich mir immer wieder anhören könnte. Nach dem Abgang von Rairda war ich wirklich auf die 2 Neuen in der Band Sonja Drakulich und Stephan Groth, ein wahrer Virtuose auf der Drehleier, gespannt. Der Sound klingt durch die 2 auch wieder etwas anders, logisch und doch wie Faun und wie immer richtig gut. Hinzu kommt einmal mehr ein großartiges Licht und ein guter Sound, der den Faun Auftritt jedesmal veredelt. Durch die neuen Musiker, so spielt Sonja Drakulich neben Percussions auch Hackbrett, werden für die Band neue Klangmöglichkeiten möglich. Die konnte man am Samstag beim Auftritt bei vielen neu arrangierten Stücken auch hören.

Mediaval-Award

Nach dem Faun-Gig wurde der Mediaval-Award in der Kategorie Mittelalter-Rock an Elmsfeuer verliehen, die den großen Goldenen Zwerg von den 2 kautzigen Fichtelgebirgs-Zwergen freudestrahlend in Empfang nahmen. Somit wird man die Freibeuter-Crew 2013 wieder sehen und man sollte sich schon jetzt eine geistige Notiz machen, dass man sich diese Band unbedingt anschauen muss.

Versengold

Danach musste man aber schnell sein um rechtzeitig auf der BB den Auftritt von Versengold nicht zu verpassen. Und jede Minute , die man die Jungs nicht sieht ist eine Minute zuviel. Eigentlich war klar, wenn man sie im letzten Jahr in Selb erlebt hat, der Auftritt kann nur gut werden. Aber was auf der BB dann wirklich abging lässt mich heute noch mit dem Kopf schütteln und treibt einem das Grinsen ins Gesicht. Unfassbar, wie das Publikum die Jungs abgefeiert und mit ihnen gefeiert hat. Snorre, Pinto, Hengest der Lange, Honza und Paule waren aber auch sowas von gut drauf, das ging gar nicht anders. Man musste mitsingen, mitschunkeln, mitgrölen. Irre!

Ein ganz großer Pluspunkt von Versengold sind neben ihrer so publikumswirksamen, spontanen, supersympathischen Offenheit vor allem auch die Texte der Songs. Alle selbst geschrieben schaffen sie es zeitkritsich, lustig , unterhaltsam , witzig, romantisch und auch nachdenklich zu sein. Ein Verbrechen, dass es diesen grandiosen Auftritt nicht als Live-Tondokument zu kaufen gibt. Auch, weil das Publikum so großartig war und so intensiv mitgesungen hat. 1000te von Menschen feiern eine Party wie sie schöner nicht hätte sein können mit allerdings einem echten Makel. Sie ist einfach viel viel zu früh zu Ende. Ich bin sicher nicht nur ich, sondern ganz ganz viele Festival Mediaval Besucher wünschen sich Versengold auch nächstes Jahr und zwar endlich einmal auf der Schlossbühne. Damit die Metburg so richtig ins Wackeln kommt. Und kaum auszudenken wenn sie den Auftritt vom Samstag nochmals toppen.

Schandmaul

Auf die nächste Band war ich ebenfalls extrem gespannt. Schandmaul, Headliner des ganzen Festivals, eine der Wunschbands, die das Orgateam seit Jahren so gerne beim Festival Mediaval gesehen hätte waren endlich da und mit ihnen die Massen. Der ganze Platz auf der SB voller erwartungsfreudiger Menschen und im Hintergrund der 40 Tonner der Band, der das Equipment für die ganz große Schandmaul Show nach Selb mitgebracht hat. Besonders gespannt war ich auch deshalb, weil ich die CDs der Band extrem mag, sie mich live aber noch nicht wirklich überzeugt haben. Unter anderem, weil ich fand, dass Sänger Thomas Lindner nicht so wirklich auf das Publikum eingeht bzw. sein Publikum wahrnimmt. Diesen Eindruck muss ich nach dem Auftritt definitiv relativieren. So stark hab ich Schandmaul noch nie gesehen, so rockig aber auch noch nicht. Richtig klasse die Wink-Spielchen mit der Menge. Ein unglaubliches Bild den kompletten Platz in Zeitlupe winken zu sehen.

Erstmals seit langen waren die 2 Damen der Band Anna Katharina Kränzlein und Birgit Muggenthaler wieder dabei. Die fehlten ja bekanntlich Schwangerschaftsbedingt öfters (die unglücklichen Worte von Sänger Thomas Lindner dazu möchte ich hier jetzt lieber nicht wiederholen). In Selb war man auf alle Fälle komplett und es ist sicher einer der Gründe, warum Schandmaul so erfolgreich geworden ist. Die Bandbesetzung ist seit Gründung annähernd gleichgeblieben, einzig der Bassmann Matthias Richter kam 2002 neu dazu und das ist ja auch schon eine halbe Ewigkeit her. Auch die Fannähe ist nie verloren gegangen, egal ob 1000 oder 30000 Leute Schandmaul verkriecht sich nicht und auch in Selb waren die Bandmitglieder am Goldberg unterwegs. Und haben nach dem Konzert Autogramme geschrieben. Aber nochmals zurück zum Konzert und zur Songauswahl. Die ist bei Schandmaul eh zweitranging, haben sie doch inzwischen im Repertoire so viele tolle Lieder die jeder kennt und die viele mitsingen können. Was ich aber noch nie bei einem Konzert erlebt habe ist ein männlicher Security, der alle Songs der Band problemlos mitsingen kann und dies auch tut. Natürlich ohne die feiernde Menge aus dem Auge zu lassen, aber er hätte sich ruhig mal umdrehen können. denn wie jedes Jahr hatten die Leute nur eins im Sinn, ein wunderschönes Konzert zu erleben und dafür tat Schandmaul alles. Und so gab es mächtig was auf die Ohren bis Thomas Lindner beschloss auch mal auf die Bremse zu treten und zwei wunderschöne Balladen unters Volk zu bringen. Vor allem „Willst Du“ ist zum dahinschmelzen und wegen seines grandiosen Textes das schönste Antragslied für Verliebte was man sich überhaupt vorstellen kann. Und bestimmt haben sich in dem Moment nicht wenige Verliebte tief in die Augen geschaut und in ihnen „rührte sich ein Geföhl das brennt“, wie so wunderschön poetisch in dem Song geschrieben. Großes Romantikkino, große Show einer der erfolgreichsten Mittelalterbands überhaupt.

Capella Bardica Mythodeanis

Für die ganz ausdauernden unter den Besuchern hatte das Festival Mediaval 2012 zum Nachtkonzert um 0.00 Uhr noch eine ganz besondere Überraschung parat. Die Capella Bardica Mythodeanis stand erstmals auf der Bühne. Die vereinigten Larp-Barden Mythodeas sind ein Zusammenschluss verschiedender Künstler, die aus allen Teilen Bayerns zusammengekommen sind um für diesen ganz besonderen Auftritt extra für das Mediaval Publikum zu proben, was bei sovielen Leute gar nicht so einfach zum koordinieren war. Immerhin hat man es tatsächlich geschafft die 14 Musiker ordentlich auf die Bühne zu stellen und tontechnisch perfekt abzustimmen.

Der Aufwand hat sich fraglos gelohnt und das Publikum dankte es den Künstlern mit einem guten Besuch zu so später Zeit und mit viel Applaus, den sich die Damen und Herren auf der Bühne auch wahrlich verdient haben. Die ruhigen Balladen und zünftigen Tavernenlieder von Larp-Klassikern bis zum Fantasy-Folk waren ein gelungener und einmaliger (im wahrsten Sinne des Wortes) Ausklang eines erlebnisreichen Tages.

Carolin und Bernd Sonntag

Castlefest Teil 2

Zweiter Tag des Castlefest und die Sonne scheint vom Himmel. Schönes Wetter, um früh aufzustehen und sich direkt die erste Band des Tages, AmmA anzusehen, die um 10:30 Uhr bereits auf der Folk Stage stehen. Es ist noch nicht viel los auf dem Gelände und die, die schon gekommen sind, sitzen vor der Bühne und genießen die Musik. Direkt im Anschluss spielen Rastaban, die die Leute aus ihrem Halbschlaf aufwecken und zum Tanzen bewegen. Mit Geige und Slidgeridoo werden die schnellen Rhythmen des Tribal Folk unters Volk gebracht. Wer allerdings in den Himmel schaut, der ahnt schon, dass es gleich zu regnen anfangen wird. Und beim unpassendsten Lied überhaupt („Desert“) fängt es wirklich an, wie aus Eimern zu regnen.

Als der Regen aufghört, pilgern die meisten zurück zum Markt. Unterwegs trifft man immer wieder seltsame Gestalten, wie etwa die Greenthings oder anmutige Elfen und Sagengestalten. Diese verkleideten/gewandeten Menschen prägen das Bild des Castlefests und machen es zu einem besonderen Festival. Es gehört dazu, dass man passend gekleidet ist, auch wenn es keine Voraussetzung ist. Ob Felle, Blumenketten, Hippie-Kleidung, Monstermaske oder Bandshirt: Alles ist vertreten. Um die normale Jeans zu finden, muss man in der Menge schon genau hinschauen.
Und es sind die Besucher, überwiegend Niederländer, die eine ganz andere Art haben zu feiern und das Festival zu etwas besonderem machen. Entspannt und ausgelassen freuen sie sich über die Musik, lassen ihrer Freude beim Tanzen freien Lauf oder wiegen sich förmlich in Trance. Auch ist es möglich problemlos seinen Platz in der ersten Reihe vor der Bühne zu verlassen und zurückzukommen, ohne dass jemand den Platz eingenommen hat. In Deutschland undenkbar, wo um jeden cm gekämpft wird.

Und genauso ist es dann bei den beiden folgenden Bands Shantalla und Asynje. Shantalla boten ruhigen irischen Folk wohingegen Asynje auch schnellere skandinavische Lieder im Repertoire hatten. Zu beiden Bands, so unterschiedlich sie sind, finden sich Leute, die vor der Bühne tanzen. Bei Asynje bilden sich sogar lange Menschenketten, die Kreistänze aufführten, die man auf dem Castlefest beim Balfolk erlernen kann.

Bei jedem Gang über den Markt entdeckt man etwas Neues. Feenhafte Skulpturen stehen neben der Lederey und der Stand mit Corsagen ist genauso interessant, wie die Rüstung am Nebenstand. Im Lifestyle-Bereich kann man sich spontan tätowieren lassen oder seine Haare in Dreads verwandeln. Dort ist das ganze Wochenende etwas los und selbst die Künstler sitzen dort selbst auf den Stühlen.

Auf der Vilage Stage spielen gerade Cesair, eine niederländische Folkband. Mit ihrer Vielfalt an Instumenten, bestehend aus Bodhran, Rahmentrommel, Schlagzeug, Drehleier, Gitarre, Geige, Cello und Akkordion, machen sie gute Laune und bringen auf der nahen Wiese die Pois zum fliegen. Im Schatten hören die Besucher der Gruppe zu und überlassen den (wie immer) tanzenden Besuchern den Platz vor der Bühne.

Ein seit Jahren festes Ritual auf dem Festival ist der Wickerman. Die Verbrennung der überdimensionalen Figur aus Zweigen findet immer Samstagabends statt. In diesem Jahr stellt sie Gaia da, um die Erde und die Natur zu ehren. Im Laufe des Tages wurden bereits viele Opfergaben in den Bauch Gaias gelegt, die mit ihr verbrannt werden. Für viele ist das Ritual etwas Besonderes und sie nehmen das Ritual sehr ernst. Kurz bevor Gaia entzündet wird erreicht ein Mann die Absperrung und bittet darum, noch eine Haarsträhne hineinlegen zu dürfen.Und der Wunsch wird ihm gewährt, denn auch den Veranstaltern liegt das Ritual am Herzen. Leider stört der Soundcheck von Corvus Corax auf der Forest Stage, sodass die feierliche Stimmung zerstört wird.

Deren Auftritt auf dem Castlefest soll etwas ganz besonderes werden. Zusammen mit den Taiko-Trommlern von Wadokyo haben sie eine 90-minütige Show auf die Bühne gestellt. Die Trommeln passen sehr gut zu den Dudelsäcken und der Show von Corvus Corax, die u.a. eine riesige Drehleier aufbauen.

Im Anschluss legt DJ Steve The Machine, ebenfalls Mitglied von Corvus Corax, noch die Platten auf. Zwei Musikwelten treffen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Doch auch hier finden sich ein paar wenige, die dazu tanzen. Die meisten gehen allerdings nach Hause. Da der Markt bereits um 21 Uhr geschlossen hat und nur noch ein paar Versorgungsstände an der Hauptbühne geöffnet haben, bewegen sich die Leute gen Ausgang.

Am Sonntag ist der Blick aus dem Fenster nicht so erfreulich. Dunkle Wolken schieben sich am Himmel entlang und natürlich regnet passend zum Einlass um 10 Uhr. Aber das hält niemanden davon ab am Balfolk teilzunehmen. Im strömenden Regen lernen an die dreißig Besucher die Kreistänze, die später bei den Konzerten getanzt werden.

Bei Kelten Zonder Grenzen kann das neu Erlernte sofort angewendet werden. Auf dem Holzboden vor der Bühne macht es auch nichts, dass es viel geregnet hat. Mit zwei Harfen und einem Akkordeon wird der Takt zum Andro gespielt und die Menschenkette wird länger und länger. Fieke am Akkordeon ist nicht nur bei den Kelten Zonder Grenzen zu sehen. Sie spielt an diesem Wochenende auch bei Cesair mit, hat mehrere Gastauftritte bei anderen Bands und steht eigentlich permanent auf der Bühne.

Auf dem Weg über das Gelände trifft man die netten Leute von Greenpeace. Neben einem Infostand laufen sie noch als Bäume herum, die gerne umarmt werden wollen. Hinter der nächsten Ecke warten schon die Damen von Medusa mit ihrer Absinth-Kutsche. Und danach trifft man wieder auf besonders aufwändig verkleidete Besucher, sodass man immer damit beschäftigt ist jemanden zu fotografieren. Als nächstes betreten Irfan die Forest Stage. Die Bulgaren schaffen es wieder, dass Menschen tanzen und viele viele Seifenblasen fliegen, obwohl auf der Bühne nicht viel passiert. Allein durch die Musik und die Stimme der neuen Sängerin entsteht eine magische Atmosphäre.

Danach kommen Euzen, die ihren Stil als subsonic, avant garde progressive Rock beschreiben, der von klassischer und Popmusik beeinflusst wird. Man muss es gehört haben, um sich ein Urteil zu bilden. Die Besucher vom Castlefest gefällt es und sogar Omnia hören zu. Die Sängerin Maria hat eine enorme Ausstrahlung und eine gute Stimme. Da geraten die Herren der Band etwas in den Hintergrund, auch weil Maria mit ihrem pink-grünen Kleid neben den schwarzgekleideten Herren heraussticht.

Das Castlefest neigt sich langsam dem Ende. Ein letzter Rundgang über den großen Markt, durch die Heerlager und vorbei am Schloss. Die Parkanlage ist der perfekte Platz für dieses Festival. Als letztes spielen Berlinski Beat mit einer Mischung aus Dudelsack, Tuba, Trompete und dem Sound Berlins. Wieder ist diese Musikrichtung total anders, als das, was den restlichen Tag auf dem Castlefest gespielt wurde und trifft nicht jedermanns Geschmack. Uns so schließen sich die Tore für dieses Jahr. Aber nicht ohne bereits den Termin für 2013 bekannt zu geben.

8. Castlefest: 02.-04. 08. 2013
Eröffnungskonzert mit Scrum, Rapalje und Pater Moeskroen am 01.08.2013
www.castlefest.com