TANZT! 2013

In unserer Reihe Euch auf besondere Festivals hinzuweisen gibts nun nach dem Schandmaul Open Air nun ein kleines Interview mit Michael Sackermann, dem Macher von TANZT!
übrigens findet ihr natürlich Bilder und einen Bericht zum Festival 2012 auf unsereren Seiten, so bekommt man einen guten Eindruck , was einen bei TANZT! auch 2013 erwartet.

Jarwin: Erstaunlich schnell steht für das TANZT! 2013 im November ja schon das Line-Up – lass uns zuerst nochmal einen kurzen Rückblick auf 2012 machen. Was ist Dir als Veranstalter besonders positiv und negativ in Erinnerung geblieben und wie war das Feedback auf das TANZT! 2012?

Michael: Das ist richtig, es vergingen genau genommen nur drei Wochen nach TANZT! 2012 bis ich mit dem Booking für die diesjährige Ausgabe angefangen und die erste Mail an das Management von Vogelfrey geschrieben habe. Zum einen liegt das ganz klar daran, dass ich persönlich nach der gelungenen letzten Ausgabe bereits der nächsten Ausgabe entgegen fiebere, zum anderen liegt es aber auch daran, dass wir frühzeitig im Gespräch sein möchten, was die Jahresplanung von Konzerten und Festivals der Fans für das kommende Jahr angeht. Besonders positiv in Erinnerung blieb mir die gute und ausgelassene Stimmung der Fans, die jede Band derart intensiv abfeierten, wie ich es anderswo nur selten erlebt habe. Ebenso blieb der überwiegend reibungslose Ablauf mit allen beteiligten Bands und Crews in positiver Erinnerung. Einerseits sehr schön, andererseits aber auch schade für viele Fans, die keine Tickets mehr bekommen haben, ist natürlich auch die Tatsache, dass wir bereits eine Woche vor dem Festival restlos ausverkauft waren. Leider gab es auch Dinge, die nicht positiv verlaufen sind. Dazu gehört mitunter, dass wir den Händlerbereich bereits sehr früh räumen mussten, da dort im Anschluss eine Party stattfand. Auch das höchst unschöne Benehmen zweier Musiker einer Band, von dem ich aber aus Respekt gegenüber den beteiligten Personen nicht öffentlich erzählen möchte, blieb nicht positiv in Erinnerung. Alles in allem war es für mich die beste und schönste Ausgabe des Festivals.

Jarwin: Nun aber zu TANZT! 2013: Das Line-Up hat sich ja nochmals verändert, weil ihr eine Band richtigerweise wieder ausgeladen habt, wofür man Euch wirklich sehr loben muss. Kannst Du nochmals kurz die Gründe erläutern für alle, die es über Facebook nicht mitbekommen haben.

Michael: Wir (das Backstage und ich) hatten uns dazu entschieden den Auftritt der Band Waldtraene abzusagen, da ihr als unpolitisch auftretendes Label in einer für uns und unsere Medienpartner unklaren Verbindung mit einem umstrittenen Versand steht, der in seinem Shop zahlreiche rassistische Merchandise-Artikel verkauft. Wir bekamen zuvor mehrere Hinweise von Fans und Medien zu der Sachlage und sahen uns in der Pflicht zu handeln. Zwar unterstellen wir der Band nicht mit extrem rechter Gesinnung zu sympathisieren, jedoch können und möchten wir nicht verantworten, dass das TANZT! Festival durch den Auftritt der Band mit dem umstrittenen Versand in Verbindung gebracht wird. Leider erreichten uns nach der Absage der Band einige äußerst feindselige Nachrichten von Leuten in Facebook und per E-Mail. Aus diesem Grund möchte ich hier erneut allen Fans sowie der Band ausdrücklich mitteilen, dass uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist, da die Band mit ihrer Musik eine Bereicherung für unser Festival gewesen wäre und wir sie ihren Fans gerne bei TANZT! präsentiert hätten.

Jarwin: Wie hat die Band drauf reagiert?

Michael: Nach anfänglich kooperativen Telefonaten, sind die Fronten mittlerweile leider verhärtet, da sie sich in einer öffentlichen Stellungnahme von uns distanziert. Wir stehen über dieser Tatsache und wünschen der Band alles Gute für die Zukunft. Zudem hoffen wir, dass sich die Sachlage schnellstmöglich aufklären wird, damit es zu keinen weiteren Absagen, Distanzierung seitens der Medien und sonstigen Unstimmigkeiten für sie kommen wird.

Jarwin: Nun aber zu Erfreulicherem und den beteiligten Bands 2013. Was erwartet den Besucher in diesem Jahr?

Michael: Den Besucher erwartet erneut ein sehr abwechslungsreiches Line-Up mit nationalen und internationalen Bands. Neben Feuerschwanz, einem der Senkrechtstarter der vergangenen Jahre in Deutschland, werden gleich drei Newcomer der deutschen Mittelalter-Szene – Vogelfrey, Vermaledeyt und Undschuldig – die Besucher begeistern und ihr Debüt bei TANZT! geben. Zudem dürfen natürlich auch die Lokalmatadoren Vroudenspil in ihrem Heimathafen nicht fehlen. Nach ihrem CD-Releasekonzert am 6. April in München zur neuen Scheibe „Pulverdampf“ wird der Auftritt am TANZT! der einzige im Großraum München 2013 sein – und wer bereits bei mehreren Ausgaben von TANZT! war weiß, dass sich die Piraten für jeden Auftritt bei TANZT! etwas ganz besonderes einfallen lassen! International wird es dieses Jahr erneut mit den Russen Troll Bends Fir, den großen Publikumslieblingen des vergangen Jahres sowie mit den Ungarn Dalriada, die Folk-Metal auf höchstem Niveau spielen. Die heimische Band The Real Motherfolkers ist auf vielfachen Wunsch wieder mit dabei und wird zusammen mit den ebenfalls aus der Gegend stammenden Fatzwerk für kurzweilige Umbaupausen und etwas Alternativprogramm zur großen Bühne im Werk sorgen. Insgesamt werden satte neun Bands für Kurzweil sorgen – und das zu einem mehr als fairen Eintrittspreis von nur 20 Euro + Gebühr des jeweiligen Ticketanbieters.

Jarwin: Ihr seid noch auf der Suche nach Händlern, wenn ich richtig informiert bin, Also raus mit der Sprache, was benötigt ihr noch oder wünscht ihr Euch das TANZT! 2013 genauso ein Erfolg wird wie 2012?

Michael: TANZT! ist ein eintägiges Musikfestival in einer Halle. Unser Schwerpunkt liegt also definitiv weiterhin bei der Musik als auf Händlerständen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es allerdings schön, den Besuchern ein überschaubares Angebot von Waren an wenigen ausgewählten Ständen anbieten zu können. Konkret suchen wir für TANZT! mittelalterliche Händlerstände, die Accessoires, CDs, Hörner, Kleidung, Schmuck usw. verkaufen. Unsere Bedingungen sind dabei sehr entgegenkommend. Wir erheben keine Standgebühr, Biertische und Stromanschluss sind vorhanden, die Beleuchtung ist selbst mitzubringen. Der Verkauf von Speisen und Getränken ist jedoch ausgeschlossen. Interessierte Händler schreiben bitte an info@tanzt-festival.de

Jarwin: Welche Art Musik muss eine Band machen, dass sie beim TANZT! spielen kann? Ihr habt hier ja einen ganz bestimmten musikalischem Anspruch.

Michael: Die Band sollte im weitesten Sinne Folk-Rock/-Metal bzw. Mittelalter-Rock/-Metal spielen. Wir nehmen keine Bands, deren Folk- und Mittelalter-Einflüsse ausschließlich in den Texten zur Geltung kommen oder die für das Genre typische Instrumente und Melodie nur von Band einspielen. Allgemein sollte die Musik mitreißen, gut gemacht sein und etwas Neues bieten. Bands, die ausschließlich „Ai vis lo lop“ „Totus Floreo“ oder das „Palästinalied“ in der x-ten „Neufassung“ covern haben eher schlechte Karten, da man diese Lieder auch bei jedem Mittelaltermarkt zu hören bekommt. Wir nehmen jedoch dieses Jahr mit Fatzwerk wieder eine „Marktmusikband“ mit ins Boot, weil uns ihre Musik schlicht und ergreifend gefüllt und hervorragend auf die zweite Bühne passt. Man kann uns natürlich jederzeit eine Bewerbung zukommen lassen, jedoch ist unsere Liste bereits ziemlich lang. ? Kontakt: booking@tanzt-festival.de

Michael, vielen Dank für das kleine Interview, wir freuen uns schon sehr auf TANZT! 2013
Bernd Sonntag

Elfenthal Rock-Opera Reichenbach 02.02.2013

Wenn einem auch beim vierten Auftritt einer Band immer noch der Mund vor Staunen offen stehen bleibt, weil man nicht glauben kann was man da zu hören bekommt, dann hat eine Band verdammt viel richtig gemacht. Es ist ein unträgliches Zeichen, dass es sich um eine ganz besonderen Act handelt, den man gerade live erleben kann. Eine solche ist die Band Elfenthal zweifellos. Und zum „Mund offen stehen“ und ungläubigen Kopfschütteln bringt mich jedes Mal aufs Neue vor allem Maite Itoiz mit dieser unglaublichen Stimme. Wie kann eine solch hübsche zierlich kleine Person solch ein Stimmvolumen aufweisen. Natürlich hat sie neben einer unglaublichen Menge an Talent , das ihr von einem musikalischen Vater praktisch in die Wiege gelegt wurde und einer guten Ausbildung auch viel Bühenerfahrung aufzuweisen und so kann sie bis heute auf eine beeindruckende musikalische Biografie blicken. Angefangen von Auftritten mit den bekanntesten klassischen symphonischen Chören Spaniens, als Solistin diverser Klassikalben, als Opernsängerin bis zur „Blue Elf`s Dream“ Produktion. Das Album ist 2008 erschienen und seitdem ist sie zusammen mit Ehemann John Kelly und wechselnden Begleitmusikern immer wieder auch in Deutschland unterwegs. So auch am Samstag im Reichenbacher Neuberinhaus. Und die Reichenbacher können sich wirklich glücklich schätzen, dass die 2 extra nur wegen dem Konzert aus Spanien angereist sind, um die Geschichte von dem blauen Elfen zu erzählen.

Das Neuberinhaus , benannt nach der (1697 in Reichenbach geborenen) ersten großen deutschen Schauspielerin ist eine perfekte Location für die Rockoper, das merkt man spätestens als sich kurz nach 20:00 der Vorhang öffnete und das Bühnenbild mit dem gelungenen stimmungsvollen Foto im Hintergrund sichtbar wurde. Passend zum bescheidenen Wetter der letzten Wochen ist das Bild ein phantastischer fotografischer Beweis dafür, dass die Natur nicht nur bei Sonne schön anzuschauen ist. Und es passt mit seiner Stimmung perfekt zu Elfenthal. Leider saß ich allerdings so ungünstig, dass auf den Bildern sowohl die Mitmusiker, wie auch die Bühnenstimmung kaum zu sehen sind.

Elfenthal ist aber natürlich nicht nur Maite, deren Liebe zum pompösen, zur klassischen Opernmusik bis zum Metal in der Musik vor allem auf sie zurückzuführen ist. Elfenthal ist im gleichen Maße auch Ehemann John Kelly, der mit seinem irischen Einfluss und seiner Liebe zu Balladen und Volksliedern einen wunderbaren musikalischen Gegenpart schafft. Und so ist „The Blue Elf`s Dream“ eine perfekte Mischung aus vielen musikalischen Einflüssen und Stilen vom Symphonic Metal bis zum traditionellen Volkslied geworden . Stets abwechslungsreich, höchst unterhaltsam und für jeden etwas, auch wenn sicher nicht jeder die lautesten und heftigsten Symphonic Metal Parts ala Nightwish so sehr mag wie ich. Apropos Nightwish, es gibt mit der Ex-Sängerin der Band Tarja Turunen eine Sängerin die diese Art Musik zu einem unglaublichen Popularitätsschub verholfen hat und als eine der besten Sängerinnen im Pop/Rockbereich gilt. Sie hat mit Ihrem Abschied bei Nightwish Fußstapfen hinterlassen, die bis heute nicht zu füllen waren. So hat man die Nachfolgerin ja vor einiger Zeit verabschiedet und ist nun wieder schon länger auf der Suche nach einer Stimme für Nightwish. Man sollte mal in Spanien suchen, Maite braucht sich vor Tarja überhaupt nicht verstecken, problemlos kann sie genauso toll und grandios singen, wie am Samstag ein Stück von Puccini. Und so sehr wie ich Symphonic Metal mag, so wenig konnte ich bisher mit Opernmusik anfangen. Am Samstag hat sie mich aber selbst damit fasziniert. Das Puccini-Stück war echt ergreifend, wunderschön und unfassbar beeindruckend anzuhören.Und passte perfekt dazu. Kein Wunder, dass sich John danach im Spaß zur Bemerkung „ich geh jetzt“ hinreissen ließ, während über Maite ein Jubelsturm hereinbrach. Aber das ist natürlich Quatsch, denn „The Blue Elfs Dream“ funktioniert eben gerade auch Dank des Talents des irischen Sängers so toll und so entstehen tiefgreifende Emotionen, soweit der Einzelne im Publikum bereit ist diese auch zuzulassen. Denn Elfenthal ist neben ganz viel Musik, Energie, Phantasie und perfekter Unterhaltung auch ein Plädoyer für die Liebe.

John und Maite kennen sich seit Kindheit, kennengelernt durch die Eltern, ist aus Freundschaft Liebe entstanden, die mit der Hochzeit 2001 gekrönt wurde. Das ist zwar jetzt schon immerhin 12 Jahre her, die 2 sind also schon fast ein altes Ehepaar, aber bei jedem Konzert macht es aufs Neue Spaß zu beobachten wie liebevoll die 2 miteinander umgehen. So wie auch an diesem Abend als John Maite die Haare aus dem Gesicht strich beim Singen, so dass sie fast einen Lachanfall bekommen hätte, oder als er seine Traumfrau mit neuem wunderschönen roten Kleid ankündigte. Da haben sich menschlich und musikalisch zwei gefunden und trotz völlig unterschiedlicher musikalischer Wurzeln, vielleicht auch musikalischen Vorlieben haben sie eine Rockoper geschaffen, die man gesehen haben muss. Wenn man dieser Art Musik aber wenig abgewinnen kann, eher auf ruhige Mittelaltermusik mit hohem historischen Anspruch steht, dann kommt man ebenfalls an Elfenthal nicht vorbei. Denn Elfenthal gibt es bekanntlich auch als „Early Music Ensemble“, völlig anders und auf andere Weise faszinierend anzuhören. Wer mehr darüber wissen will, auch vom Auftritt des „Early Music Ensembles“ gibt es hier einen Bericht und Bilder zu sehen.
Und was die Zukunft bringt deuteten die 2 in Reichenbach auch schon an, als aus der blauen Elfe ein schwarz gekleideter Mann mit weißer Maske wurde. Denn die zwei arbeiten fleissig an einem neuen Werk, das in diesem Jahr noch erscheinen soll und auf das ich voller Ungeduld warte. Und nicht nur ich, sicher auch viele der begeisterten Zuschauer, die die 2 nicht nur einmal mit Standing Ovations feierten und gar nicht mehr von der Bühne lassen wollten. Und die beiden bedankten sich auf ihre Weise, angefangen damit , dass man einige Besucher auf die Bühne holte über diverse Zugaben, bis zu einer ausgedehnten Autogrammstunde mit Fotoshooting nach dem Konzert. Und erst als auch wirklich der letzte sein Autogramm und sein Bild mit Maite oder John schießen konnte war für die beiden das Konzert beendet, nicht ohne vorher noch den Organisatoren Dank zu sagen.

Bendanken müsen sich aber vor allem auch die Besucher für den wunderschönen Abend und die Verantwortlichen in Reichenbach tun wirklich gut daran, Elfenthal, dann mit neuer Show fürs nächste Jahr wieder zu verpflichten. Eine ganz große Zahl der Besucher kommt mit Sicherheit nicht nur gerne wieder, sondern bringt auch noch gleich einige Bekannte mit. Und sicher kommen auch die beiden gerne wieder nach Reichenbach, denn die „Reichenbacher“ geizten wirklich nicht mit Applaus und ich hab selten so eine nette Autogrammstunde mit soviel positiven Reaktionen seitens des Publikums erlebt. Und das haben sich 2 der liebenswertesten Musiker überhaupt auch wirklich verdient.

Maite Itoiz ist aber schon bald wieder in Deutschland zu erleben, diesmal im Rahmen einer Lesung zusammen mit Bernhard Hennen, einem Deutschen Autor für Fantasy -Literatur und historische Erzählungen und Verfasser des Elfenzykluses. Da die Musik von Maite Itoiz ihm unheimlich inspirierte, lag es nahe sie gleich als musikalische Untermalung dem Publikum zu präsentieren. Und da in der modernen Fantasy -Literatur die Elfen oft als feenähnliche Wesen mit feenhaft kleinem Wuchs beschrieben werden, kommt Maite diesem Bild ja doch ziemlich nahe. Auch wenn ich mir immer noch sicher bin, dass sie eher ein menschgewordener Engel ist.
Bernd Sonntag