The Invitation Festival – Die Kammer, Mila Mar und Delva

Die Kammer lud Künstler und Gäste nach Frankfurt am Main unter die Brücke im Osthafen ein. In den gemütlichen Räumlichkeiten des Frankfurter Kunstverein Familie Montez fand das Festival einen perfekten Rahmen.

Delva

Mila Mar

Die Kammer

Außenansichten

Die Kammer im Gespräch

Anlässlich des Leipziger Releasekonzertes waren die 2 Herren der Kammer, Marcus (Max) Testory und Matthias (Matze) Ambrö so nett uns ein kleines Interview zu geben. In lustiger und entspannter Atmosphäre wurde viel gelacht und unsere Neugier vollauf befriedigt. Leider ist es total schwer, dies schriftlich wiederzugeben, da weder das blinzeln in den Augen der zwei, noch das schelmische Grinsen oder das herzhafte Lachen zwischen den Zeilen erkennbar wird. Trotzdem haben wir versucht, zumindest das wichtigste wiederzugeben, wenn nicht anders vermerkt (Max) sprach Matze mit uns.
Übrigens war offenkundig , dass sich die 2 unheimlich auf den Abend freuten, um ihr tolles Werk dem Publikum live vorzustellen und das werden sie demnächst noch öfters tun. Auch beim großen Schandmaul Jubiläumskonzert Ende August in Käln, über das ihr hier demnächst noch mehr lesen könnt.
1 „Die Kammer“ ist eigentlich nichts anderes als die Übersetzung von „Chamber“. Hättet ihr da nicht mit dem alten Namen weiter machen können?
Es ist definitiv eine andere Band. Es ist zwar auch Singersongwriter- ähnlich, auch Streicher kommen vor, aber es ist dann doch eine andere Sache. Wir arbeiten da auch zu zweit, haben auch lange überlegt, aber wir wollten nicht, dass der Name „Chamber“ drauf steht, weil es eine andere Geschichte ist. Chamber ist offiziell beerdigt, also besser gesagt hat die Bühne verlassen, damit die Kammer leben kann.
2 Warum habt ihr euch die Moritzbastei in Leipzig als Location für euer Release- Konzert ausgesucht?
Es kommen ja noch mehrere. Entstanden ist das ganze Projekt bei einem Glas Rotwein zu Hause auf der Terrasse. Wir haben da gesessen, haben irgendwann die Gitarren rausgeholt und haben ein paar Takte gespielt. Da haben wir festgestellt wie viel Spaß das macht so zu zweit und es gab auch noch gar keine richtige Idee wie das alles werden soll, sondern es war einfach ein schöner Nachmittag/Abend. Dann haben wir das regelmäßiger gemacht und so fing das langsam an, dass wir dachten das muss auf die Bühne. Wir haben ja vorher schon mit ASP und Chamber miteinander gearbeitet und dann haben wir beschlossen das zu machen- aber wenn, dann Vollgas! Und dann ging alles ganz schnell. Die Leute vom WGT haben dann gefragt, ob wir nicht unser Debut dort geben wollen – total verrückt, da wir nur 6 Stücke im Layout fertig hatten, 3 halbfertige Layouts, das Ganze in 8 Wochen stattfand und wir 1Stunde spielen sollten- aber wir machten es trotzdem.
Danach haben wir auch gleich die Single gemacht mit dem tollen Scherenschnitt- Video von Ingo Römling, dann auch direkt aus Marketingzwecken das Album, da die Fans drauf gewartet haben. Das ist jetzt innerhalb eines Jahres von 0 auf 100 gegangen und deshalb werden das auch nicht die einzigen Release-Konzerte die es geben wird zu „Seeming and real“.
Wir haben die Idee gehabt, dass wir, wenn wir in Köln und in Leipzig spielen, mit 2 Konzerten das ganze Land abdecken. Aber aufgrund von Proteststürmen haben wir uns noch für Hamburg entschieden. Wir sind aber noch an mehreren Städten in unserer Heimat. Also Frankfurt und der Süden sollen auch noch „bekammert“ werden.

3 Ist es nicht ein merkwürdiges Gefühl, wenn die Leute einen kennen, aber mit früheren Projekten in Verbindung bringen und man dann mit einer ganz neuen Geschichte auf die Bühne geht?
Ja, aber umso schöner war es beim WGT am Völkerschlachtdenkmal zu sehen, dass es funktioniert. Eines der wichtigsten Elemente, neben der musikalischen Qualität, ist die Energie die übertragen werden muss, die Leidenschaft, dass der Funke überspringt. Ich gehe davon aus, dass es beim WGT geklappt hat, da die Resonanz der Leute sehr positiv war. Man hat uns dort auch sicher nur grinsen und strahlen sehen, weil wir wieder auf der Bühne stehe konnten. Und das ist das was es am Ende auch ausmacht. Das eine ist der Perfektion und das andere ist das Gefühl zu transportieren. Es gibt so viel Musik auf der Welt, aber nur wenn es dir gelingt auch die Herzen der Leute zu erreichen dann kannst du es schaffen. Musik ist keine Castingshow- Musik ist Herzenssache.

4 Beim Hören eurer Musik und auch durch das Scherenschnitt- Video kam es mir vor, als wolltet ihr ein Märchen erzählen- täuscht das oder ist da was Wahres dran?
Ich glaube, dass die Singersongwriter- Geschichte schon etwas Erzählendes an sich hat und letztendlich sind es zwar keine Märchen die wir erzählen, aber kleine Geschichten. Es ist aber nur ein Stilelement von vielen das wir ausleben möchten. Es kann auch sein, dass wir in einem Jahr im Rahmen der Kammer wieder etwas ganz anderes machen. Ein Konzept, dass wir mit unserer Musik Märchen erzählen möchten gibt es nicht. Wir wollten von Anfang an den Menschen, die uns kennen, die Möglichkeit geben an der Entstehung der Kammer teilzuhaben. Deswegen haben wir diese 8 Episoden gemacht.

5 Hat sich viel verändert, seit die CD auf dem Markt ist?
Nein, gar nicht. Durch die Live- Konzerte ist man mit dem Kopf auch schon wieder beim Nächsten. Man freut sich natürlich immer über tolle Rezensionen und wenn sich die Leute auch so positiv äußern. Das ist ein schönes Gefühl, aber verändert hat sich nichts.

6 Season 1 ist der Titel – also wird es in nöherer Zukunft auch eine Season 2 geben. Habt ihr darüber schon nachgedacht?
Ja und nein. Es wird definitiv eine Season 2 geben, aber im Moment haben wir so viele andere verschrobene Ideen, die mit Season überhaupt nichts zu tun haben, die wir am Anfang des Jahres erstmal angehen werden, über die ich aber nicht reden werde 😉
Season ist ja nicht nur ein Titel, sonders man könnte es auch als die Epochen bezeichnen. Season 0 war die Entstehung, Season 1 die Vergangenheitsbewältigung, Beobachtung der Welt- sozusagen ein Status Quo und die Season 1 werden wir auch sicher nächstes Jahr bespielen.

7 Deine Stimme hat in der Musikszene ja einen sehr hohen Wiedererkennungswert, ähnlich wie der Graf von Unheilig, der Sänger von Deine Lakaien Veljanov oder auch Peter Heppner. Ist so eine Stimme eher Fluch oder eher Segen? Denn man ist in den Möglichkeiten, die man musikalisch hat, auf eine bestimmte Richtung festgelegt.
Max: Da hab ich noch nicht drüber nachgedacht. Also bis jetzt war es Segen. Es stimmt schon, dass man festgelegt ist, aber es wäre höchstens eine Herausforderung etwas anderes zu machen, im Rahmen eines Kunstprojektes. Deshalb mach ich auch nur das was ich kann 😉

8 Welche Musik hört ihr so privat?
Max: Ich höre sehr wenig Musik, und wenn dann ganz andere Genres. Z.B Klassik, Folk und anderes experimentelles Zeug. Wenig Rock und im Allgemeinen sehr wenig Musik.
Matze: Geht mir auch so. Ich höre fast gar keine Musik. Das liegt auch daran, wenn du im Studio arbeitest bist du froh, wenn du abends nicht auch noch Musik hörst. Da ist dann Ruhe angesagt.

9 Max, du bist ja Österreicher und schon ziemlich lange in Deutschland, hat man da nicht irgendwann mal Heimweh?
Ja doch. Heimweh. Aber mein Lebensmittelpunkt ist nun mal hier und früher oder später würde ich schon gerne wieder mal nach Österreich, aber das ist noch in ferner Zukunft.

10 Wünsch dir was – mit wem würdet ihr gerne, im Rahmen der Kammer, mal etwas zusammen machen. Egal ob Sänger oder Sängerin.
Ja da gibt es Einige. Und es wird wohl auch, längerfristig gedacht, irgendwann dazu kommen, dass man sozusagen in die Kammer Gäste einlädt. Es kommt auch auf das Lied an, wenn man dann ein neues Stück komponiert hat kann man sich einen bestimmten Sänger oder eine bestimmte Sängerin dann dazu vorstellen.

Vielen Dank Euch 2 und viel Spaß mit Euerem tollen Projekt!
Carolin und Bernd Sonntag

Die Kammer Releasekonzert in Leipzig am 30.11.2012

Mit John Grishams Roman „Die Kammer“ hat die gleichnamige Musikband zwar wenig zu tun, trotzdem war es mindestens genauso spannend zu beobachten was aus dem Projekt von Marcus (Max) Testory und Matthias (Matze) Ambre entstehen würde seit man im letzten Jahr eine gemeinsame Zusammenarbeit bekannt gegeben hatte. Der L`Orchestre De Chambre Noir (kurz Chamber) -Bandchef und der langjährige Gitarrist und Produzent von ASP, die sich ja auch aus gemeinsamer ASP-Zeit bestens kennen, zusammen in einer Band, das konnte ja nur gut werden. Mittels Youtube-Videos wird die Entstehungsphase der Band dokumentiert und mit dem Auftritt beim WGT 2012 hat man sich dann fast in einer Nacht und Nebelaktion unter großer Publikumsbegeisterung erstmals live vorgestellt. Man blieb den Besuchern damals genauso nachhaltig in Erinnerung, wie all jenen , die die Single „Welcome to the Orphenage“ erstmals gehört oder das von Ingo Römling hergestellte Scherenschnitt-Animations-Video dazu gesehen hatten und spätestens da war wohl auch dem letzten „Dark Music Liebhaber klar, dass da was ganz Großes entstehen wird. Inzwischen gibt’s auch die erste CD mit dem Titel Season I: The Seeming and the Real und was liegt da näher als mit Release-Konzerten die Musik dem Publikum live vorzustellen. Als erstes kamen die Kölner in den Genuss und heute waren die Leipziger dran und durften lauschen was die 2 Musiker ausgetüftelt haben. Dafür hat man mit der Moritzbastei die perfekte Location gefunden. Als sich die schweren Holztüren zum Saal öffneten, fühlte man sich etwas an das Video zurückerinnert.Es lag eine echte Spannung in der Luft, als um kurz nach 20 Uhr Die Kammer das Konzert eröffneten. Eine Spannung die sich auch auf die Musiker übertrug, wirkten sie beim Interview um 18.30 noch extrem entspannt und gelöst, so gab Max Testory seine Nervosität bereits in der ersten Ansage ans Publikum ganz offen auch zu.

Einen heimeligen Ort wollte man sich mit der Kammer schaffen und gemeinsam ehrliche Musik in bewährter Singer-Songwriter Tradition abliefern ist auf der Bandhomepage zu lesen, das hat man fraglos geschafft. Wie auch auf der CD ging es mit der Single The Orphenage los und das ist vielleicht der einzige Schwachpunkt des Abends und auch der CD. Mit seiner wunderschönen Melodie und dem eindrucksvollen tiefen Gesang Testorys hat man es geschafft ein melancholische Ballade zu schreiben in einer Qualität wie z.B. Nick Caves „where the wild roses grow“. Ein Song für die Ewigkeit, einen den man einmal gehört einfach nie mehr vergisst, der nicht mehr aus dem Ohr raus will, an dem man sich nicht satt hören kann und den man auch nach 100-fachen Hören immer wieder toll finden wird. Eine Qualität, die die anderen Songs so nicht aufweisen, aber es wäre auch vermessen dies zu erwarten. Man tut echt gut daran, am Ende das Konzerts den Song nochmals anzustimmen , das beste gabs also am Anfang und Ende zu Gehör. Dazwischen gabs dann den Rest der CD und der ist wahrlich ebenfalls ein Genuss, so wie z.B. das geringfühig schnellere Fate/Illusion gleich im Anschluss oder The Seeming and the Real das dem Album den Namen gab. Nicht nur in diesem Song geht es um Schein und Sein im Leben und es ist für Ambre und Testory ein leichtes die melancholische Stimmung der CD in den Saal zu zaubern. Unterstützt werden sie dabei von einer bestens harmonierenden Band mit Oliver Himmighoffen, ein alter ASP-Weggefährte an den Drums, Dirk Klinkhammer an der Tuba, Aline Deinert , die auch bei Haggard und Empyrium Geige spielt und Filmkomponist Matthias Raue an der Violine sowie Tabea Müller am Cello, die Max in der S-Bahn aufgelesen hat und die nun als festes Kammermitglied mit auf Tour unterwegs ist. Neben den ganzen eigenen Song gibt es aber auch noch einen kleinen Einblick , welche musikalischen Vorbilder die 2 so haben und schon erklingt Max Testory -Cash und der Song Hurt.
Man muss echt dankbar sein, dass die 2 den Mut aufgebracht haben alles bisherige über Bord zu werfen und nochmals ganz von vorne anzufangen , genug Wirbel und Ärger hat die Zusammenarbeit im Vorfeld ja eh verursacht und es ist wirklich jammerschade dass daran die Freundschaft zu ASP zerbrochen ist.
Aber vielleicht heilt auch hier die Zeit die Wunden, wie oft im Leben und was gibt es schöneres für den Musikliebhaber als mit ASP und der Kammer 2 so tolle Bands zu haben. Auf alle Fälle merkte man den beiden an, welchen Spaß es ihnen bereitete andiesem Abend in Leipzig aufzuspielen und dass sie nicht nur geniale Musiker sind, sondern es auch noch bestens verstehen ein Publikum zu unterhalten und in ihren Bann zu ziehen, konnten sie ebenfalls unter Beweis stellen. Es schadet nämlich gar nichts , dass zwischen den Songs in Moll auch mal herzhaft gelacht wird und schwer fällt das vor allem den lustigen
Österreicher mit Bart und Fleischbadekappe , dem der Schalk im Nacken sitzt überhaupt nicht, auch wenn er mit seinem Tattoo auf dem Kopf und seinem beim Singen manchmal etwas grimmigen Gesichtsausdruck einen anderen Eindruck vermittelt. Da haben sich 2 gefunden, die Kammer hat die Tür ganz weit aufgestoßen mit Album Nummer 1 und man kann sicher sein, dass noch ganz ganz viel von dem tollen Projekt zu erwarten ist. Bis es aber mit Album Nummer 2 weiter geht, gilt es das erste Album dem Publikum vorzustellen und dazu ist man gerade am Verhandeln wegen weiterer Konzerttermine. Mehr dazu sobald bekannt auf www.jarwinbenadar.de und allen die die Kammer noch nicht live gehört haben und die an dieser Art Musik gefallen finden ist der Besuch eines Konzertes sehr zu empfehlen.
Aber vorsicht, man wird die Musik und die Ausnahmestimme von Testory im Gedächtnis behalten und einen Ohrwurm bekommt man gratis zusätzlich mitgeliefert.Übrigens gibts auf www.jarwinbenadar.de auch noch ein ein Interview mit den beiden.
Und nun gibts die Kammer noch in Bildern zum Lust machen auf ein Live-Konzert.

Es lohnt sich!
Carolin und Bernd Sonntag