In Extremo Erfurt

Zitadelle, Erfurt, Germany
24 + 25 Juli 2010
IN EXTREMO, OOMPH!, FIDDLER’s GREEN, POTHEAD, KORPIKLAANI, OHRENFEINDT

Am 24. Und 25. Juli kehrten Thüringens Söhne nach Haus zurück. Ihr 15-jähriges Jubiläum feierte IN EXTREMO stilgerecht in der Zitadelle von Erfurt. Die Zitadelle liegt im Herzen der Stadt und die historische Altstadt ist nur ein Steinwurf entfernt. Zum Event gab es auch einen Mittelaltermarkt, auf dem man sich erholen und stärken konnte. Das Programm dort war auch sehr unterhaltsam. Zum Glück spielte das Wetter an diesem Wochenende mit, denn nach anfänglichen Zweifel, die dunklen Wolken machten einem schon Angst, blieb es doch trocken, sonnig und die Temperaturen lagen im Wohlfühlbereich.

Als erste Band betrat am Samstag die Hamburger Band OHRENFEINDT die Bühne. Die drei Musiker, welche schon seit 1994 in der Szene unterwegs sind, Sie spielten eine 30-minütigen Gig, der sich auszeichnete durch Freude am Spielen und einer gehörigen Portion Power.
Welche Vorbilder sie haben ist nicht von der Hand zu weisen, denn man hört Klänge von Bands wie AC/DC oder auch Johnny Cash heraus. Liegt zwar musikalisch nicht auf der Schiene von IN EXTREMO, aber man weiß ja, dass sie auch sehr die unterschiedlichsten musikalischen Richtungen mögen. Mit OHRENFEINDT gab es an diesem Tag den ersten Farbtupfer zu sehen. Das Publikum sah es genauso, denn auch sie waren richtig zufrieden.

Ein anderes Trio enterte dann die Bühne – POTHEAD. Die Band wurde 1993 von den beiden aus Seattle stammenden Brad und Jeff Dope gegründet. Auf einem Urlaub in Europa, Anfang der 1990iger, hatten sie die Idee sich hier in Deutschland niederzulassen. Live hatte ich sie noch nie gesehen.
Der Auftritt war zwar ziemlich kühl, denn im Gegensatz zu OHRENFEINDT suchten sie kaum den Kontakt zum Publikum, aber trotz allem konnte man feststellen, dass sie nicht umsonst eine große Nummer in Deutschland sind. So wurde auch die Performance von POTHEAD sehr gut von den Fans aufgenommen.

OOMPH! waren die nächsten im Reigen der Bands, die IN EXTREMO zu diesem Festival eingeladen hatten. Ich war ja schon auf dem Blackfield Festival sehr angetan vom Auftritt der Band und dieser Eindruck verstärkte sich mit ihrem Auftritt beim Jubiläumsfestival. Sänger und Chef im Ring Dero hatte das Publikum mit seiner charismatischen und hypnotischen Ausstrahlung sofort im Griff.
Ihren starken Auftritt begannen sie mit „Beim ersten Mal tut’s immer weh“ und obwohl ihnen die Sonne ins Gesicht schien, gelang es ihnen sehr gut die Düsterheit ihrer Songs darzustellen. Natürlich durften auch Stücke wie „Gott ist ein Popstar“ (ein Song für alle Castingshows) oder „Augen auf!“ nicht fehlen. Der letzte Song an diesem Abend war „Sandmann“, den die Band der Kinderarmut in Deutschland widmete. Dero hat recht mit seiner Anklage, dass genügend Geld vorhanden ist für die Rettung der Banken, aber nichts für die Kinderarmut getan wird. Ein toller Auftritt einer Band, die sich immer treu geblieben ist. Das Wort großartig für diesen Gig ist eigentlich untertrieben!

Setlist
1. Beim ersten Mal tut’s immer weh
2. Unsere Rettung
3. Fieber
4. Wer schön sein will muss leiden
5. Mitten ins Herz
6. Revolution
7. Niemand
8. Gekreuzigt
9. Labyrinth
10. Gott ist ein Popstar
11. Augen Auf!
12. Sandmann

Nach einem halbstündigen Umbau war endlich die Zeit gekommen um den ersten von 2 Auftritten von IN EXTREMO zu genießen. Ein großer schwarzer Vorhang verhüllte die Bühne und die Stage Hands hatten Arbeit diesen nach dem Fall zusammen zu raffen. Der Blick fiel sofort auf die große Leinwand mit dem „Wahre Jahre“-Logo. Der erste Song des Sets war „Raue Spree“ und der Jubel der Fans wollte nicht enden. So lange hatten sie nun ausgeharrt um endlich „ihre“ Band zu sehen. Micha erzählte dann den Fans, dass sie an den beiden Abenden unterschiedliche Setlisten spielen würden, aber das Ein oder Andere Lied würde doch an beiden Tagen zu hören sein.
Nach „Frei zu sein“ und „‚Hiemali Tempore“ zogen IN EXTREMO dann in den „Sängerkrieg“. Es ist immer wieder eine Freude mit anzusehen wie Micha im Job als Frontmann aufgeht und er weiß auch genau wie er die Fans zu nehmen hat. Nach „Nymphenzeit“ und „Singapur“ lud er das Publikum ein, mit ihm auf „Nur ihr allein“ zu tanzen. Diese folgten gerne seinem Aufruf.
Danach wurde der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen und nachdem sich Micha darüber beschwert hatte, dass Antenne Thüringen, für die sie damals beim Bundesvison Songcontest den dritten Platz geholt hatte, nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollten, stimmten sie das Lied an, mit dem sie damals erfolgreich waren. Nach dem „Wesserbronner Gebet“ und „Vanner Och Frande“ folgte eine ganz besondere Überraschung. Eine „Lady“ in einem kurzen pinkfarbenen Dress und blonder Perücke betrat die Bühne. „Sie“ küsste Micha und er stimmte sofort das Lied „Küss mich“ an. Die „Lady“ war kein Geringerer als Dero von OOMPH! und „sie“ heizte dem Publikum für die nächsten Minuten richtig ein. Nachdem sich die Gemüter ein wenig beruhigt hatten startete Dr. Pymonte das Intro zum Song „Vollmond“ und man konnte merken, dass dies einer der beliebtesten Songs beim Publikum ist.
Dann wurden wieder leisere Töne angeschlagen, denn Rotes Haar“ ist nun mal ein sehr intensives Liebeslied. Bei „Flaschenpost“ war wieder das Publikum gefragt mitzusingen. Zu „Ai vis lo lop“ bekamen IN EXTREMO dann wieder Besuch auf die Bühne. Conny („Der rote Fuchs“), welche mit Micha zusammen die Band IN EXTREMO gegründet hat kam auf die Bühne. Bei „Spielmannsfluch“ war das Publikum nicht mehr zu halten, denn sie sangen alle aus Leibeskräften.
Zu einigen Feuerwerkskörpern begannen IN EXTREMO mit dem Song „Mein rasen Herz“. Um die Fans wieder ein wenig runter zu bringen stimmten sie „Auf’s Leben“ an. Dies sollte auch der letzte Song des Sets werden.
Aber wer dachte schon dass IN EXTREMO nicht mehr kommen würde, keiner. Es sollten noch mal 4 Songs den Fans geboten werden. Ein neuer Gast betrat auch die Bühne – Götz Alsmann. Er begleitete Micha am Piano beim Song „Spielmann“, der in dieser Version sehr zu Herzen ging. Super gemacht! Die Stimmung steigerte sich weiter bei „Poc Vecem“, den die Fans sangen alle dieses Lied lautstark mit. Nach „In diesem Licht“ sollte das Finale eingeläutet werden. Alle die noch nie auf einem IN EXTREMO-Konzert waren, wussten natürlich nicht was jetzt kommt. IN EXTREMO beenden meistens ihren Auftritt mit „Villeman Og Manghild“. Dabei gab es brennende Schlagzeugstücke für den Drummer Specki und ein heavy Solo von Sebastian, der in der Mitte, von Flammenwerfern umgeben, seine Künste zeigte. Micha gab bei diesem letzten Song auch alles und zum Abschluss gab es noch ein tolles Feuerwerk.
Das war es leider, aber IN EXTREMO bot 2 Stunden lang eine Show der Extraklasse. Sie rissen die Fans mit und es war wirklich eine spezielle Show, die sie den 9000 anwesenden Zuschauern bot. Ein würdiger Abschluss des ersten Tages. Mal sehen was uns denn am nächsten Tag alles erwartet.

Setlist
01. Raue See
02. Frei Zu Sein
03. Hiemali Tempore
04. Sängerkrieg
05. Nymphenzeit
06. Singapur
07. Nur Ihr Allein
08. Liam
09. Wesserbronner Gebet
10. Vänner Och Frände
11. Küss Mich (Dero)
12. Vollmond
13. Rotes Haar
14. Flaschenpost
15. Ai Vis Lo Lop
16. Spielmannsfluch
17. Rasend Herz
18. Auf’s Leben

19. Spielmann (Unplugged mit Götz Alsmann am Piano)
20. Poc Vocem
21. In Diesem Licht
22. Herr Mannelig
23. Villeman Og Magnhild

Sonntag, 25.07.2010

Nach einem schünen Nachmittag auf dem Mittelaltermarkt begab ich mich dann wieder in Richtung Festivalgelände. Das Wetter war super und zum Glück nicht so heiß – richtig tolles Open Air Wetter. Die Schlange am Merchandise war natürlich mal wieder genauso lang wie am Tag zuvor. Da riss die Schlange den ganzen Tag über nicht ab. Unglaublich was da los war.

Pünktlich um 17.00 Uhr starteten die Irish Rocker FIDDLER’S GREEN ihren Reigen. Es machte richtig Spaß, denn sie spielten regelrecht mit dem Publikum, die dies auch gerne mit sich geschehen ließ. Der Sound war exzellent und so konnten sie 45 Minuten lang Gas geben. Die Songs von FIDDLER’S GREEN animierte die Zuschauer zum Tanzen und somit hätte man keinen besseren Start in den zweiten Tag hinbekommen können.

Mit viel Freude betraten die Finnen von KORPIKLAANI die Bühne an der Zitadelle Petersberg. Wenn man sich die Band ansieht kommt nur eins auf – Freude. Ihr solider Folk-Metal animierte auch das Publikum, welches sich schon fast vollzählig vor der Bühne versammelt hatte. Das Publikum liebte KORPIKLAANI, denn das sah man schon vorher. Jede Menge Fans, die gestern noch in ihrem In Extremo-Shirt auf dem Festivalgelände waren trugen heute voller Stolz das Shirt „Ihrer“ Band. Die Fans tobten wie verrückt und als KORPIKLAANI ihren Set beendeten bekamen sie vom Publikum einen frenetischen Beifall – das hatte eingeschlagen.

Wie am gestrigen Tag gab es auch heute wieder den riesigen Vorhang. Die Fans waren schon sehr ungeduldig und man hörte nur noch In Extremo-Rufe. Dann fiel der schwere Vorhang und ab ging der zweite Teil der Show. Wie auch schon am gestrigen Tag gab es auf der großen Leinwand auf der Bühne Bilder aus vergangener Zeit zu sehen und die Pyroshow war auch wieder sehr spektakulär.
An diesem Abend begannen IN EXTREMO ihren Set mit „Sieben Köche“, vom letzten Album „Sängerkrieg“. Mit „Wind“ gab es einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit, aber mit ihrem „Sängerkrieg“ kam wieder ein aktuelles Lied zum Zuge. Die Menge brüllte nach Aufforderung von Sänger Micha immer wieder ihr „Ho Ho Ho“.
Mit „Pavane“ kehrten sie wieder zu ihren mittelalterlichen Roots. Beim Song „Vollmond“ war das Publikum mal wieder nicht zu halten. Schade nur, dass es noch so früh war, denn an diesem Wochenende war auch sehr passend zum Song Vollmond. Nach einem Abstecher ins Erdbeerfeld („Erdbeermund“) war es dann Zeit für die Merseburger Zaubersprüche, welche wunderbar zum Ambiente der Zitadelle in Erfurt passte.
„Ave Maria“ startete mit einem Gitarrensolo und während des Liedes rissen die Leute auf Aufforderung von Micha die Arme in die Höhe und schwenkten sie von rechts nach links. Toller Anblick! Den nächsten Song „Spielmannsfluch“ hatten sie schon am gestrigen Abend gebracht, aber ich finde er gehört einfach in jedem Set von IN EXTREMO. Einer meiner absoluten Lieblingssongs von IN EXTREMO ist „Die Gier“ und der folgte auch im Anschluss. Wie immer bekam ich eine richtige Gänsehaut. Nach „Horizont“ und
„Rasend Herz“ war es an der Zeit wieder einen Gast auf die Bühne zu holen. Joey Kelly von der Kelly Family unterstützte Micha beim Song „En Esta Noche“ tatkräftig. Dies tat auch das Publikum, denn das rhythmische spanische klappern mit den Händen klappte sehr gut.
„Frei zu sein“ war de nächste Song und durch die großartige Unterstützung des Publikums war dieser Song eines der Highlights des Abends. Bei dem allseits bekannten Stück „Liam hatte Flex“ seinen großen Auftritt, denn mit seinem Dudelsackspiel machte er den Song ganz speziell. Dem Stück ‚In diesem Licht‘, einem zu Herz gehendem Song folgte die muntere „Flaschenpost“. Mit „Omnia Sol Temporat“ kam wieder ein Song aus dem älteren Repertoire zum Zuge. Der vorerst letzte Song an diesem Abend war „Auf’s Leben“.
Das Publikum ließ aber keine Ruhe und somit Kamen IN EXTREMO wieder zurück auf die Bühne. Genau wie am Vorabend begannen sie mit „Spielmann“. Auch dieses Mal kam Götz Alsmann mit auf die Bühne um Micha bei diesem Song am Piano zu begleiten. Beim nächsten Song „Küss mich“ mussten IN EXTREMO an diesem Tag auf die Hilfe von OOMPH-Sänger Dero verzichten, aber das Publikum hatte trotz allem seinen Spaß. Mit den beiden Raritäten „Krumma Visur“ und „Palästinalied“ ging dann auch dieser Tag zu Ende. Zum krönenden Abschluss gab es noch ein tolles Feuerwerk.
Die Zufriedenheit war dem Publikum, beim Verlassen des Geländes, anzusehen. Ein kleines Manko hatte das Festival aber trotzdem. Von einigen Seiten konnte man vernehmen, dass man vielleicht die Bühne etwas höher hätte bauen können, denn ab den mittleren Reihen konnte man vom Treiben auf der Bühne nichts mehr mitbekommen und genau das war doch das Wichtigste. Hervorzuheben ist der Mittelaltermarkt, auf dem man sich vor dem Konzert stärken konnte und einigen Darbietungen, wie Jongleure, ein Band im Zuber oder mittelalterliche Klänge, bei der auch Conny (Mitbegründerin von In Extremo) mit von der Partie war, die Zeit bis zum Einlass verkürzen konnte. Auf die nächsten 15 Jahre von IN EXTREMO!
Story: Gisela

Setlist
01. Sieben Köche
02. Wind
03. Sängerkrieg
04. Pavane
05. Vollmond
06. Erbeermund
07. Merseburger Zaubersprüche II
08. Ave Maria
09. Spielmannsfluch
10. Die Gier
11. Horizont
12. Rasend Herz
13. En Esta Noche (Feat. Joey Kelly)
14. Frei Zu Sein
15. Liam
16. In Diesem Licht
17. Flaschenpost
18. Omnia Sol Temperat
19. Auf’s Leben

20. Spielmann (Unplugged mit Götz Alsmann am Piano)
21. Küss Mich
22. Krumma Visur
23. Palästinalied

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