15 Jahre Letzte Instanz Jubiläumskonzert Dresden 19.10

„Allein Allein“ ist sich sicher niemand vorgekommen beim Letzten Instanz Jubiläum im Eventwerk Dresden. Auch wenn gleichnamiger Song von Polarkreis 18 überraschend und „Wir sind allein“ traditionsgemäß die Setlist des Konzerts bereicherten. Und die war an diesem Abend so lang wie noch nie. Weit über 3 Stunden Letzte Instanz vergingen wie im Fluge, es gab noch kein Konzert in der 15 Jährigen Bandgeschichte, in der eine Setlist so wenig Anlass zur Kritik gab (was fehlende Songs die einfach ins Programm gehören) betrifft. Und mit den eingeladenen Gästen wurde das Konzert zusätzlich zu einem ganz besonderen Highlight in 15 Jahren Bandgeschichte und für die zahlreichen Besucher aus ganz Deutschland zu einem echten Spektakel.

Dass man sich gerade Dresden und das Eventwerk als Location ausgesucht hat, hat sicher nicht nur allein etwas mit der Verbundenheit zu Dresden zu tun. Dort hat man im alten Industriegelände „Hermann-Mende-Straße“ unter Beibehaltung des industriellen Charakters wie es so schön auf der Homepage heißt eine einzigartige Eventlocation für Großveranstaltungen geschaffen. Man könnte auch einfach sagen – von Außen naja – innen aber ein Traum für jeden Konzertbesucher“. Vor allem die Galerieebene ermöglicht einen ganz anderen Konzerteindruck. Und den wollten sich die Instanz-Anhänger nicht entgehen lassen. Schon Stunden vor Konzertbeginn waren die ersten da, um in der ersten Reihe stehen zu können und kurz vor Hallenöffnung hat sich eine Schlange rund um das große Gebäude gebildet und wollte hereingelassen werden. Obwohl es auch im Inneren richtig eng wurde hat es der erste Programmpunkt des Abends tatsächlich geschafft sich Platz zu verschaffen. Die Bandeigene Pipe Band The Royal Sulgemer Crown Swamp Pipers marschierten mit Dudelsack und Trommeln durchs Publikum. Ein optisch und klanglich sehr gelungener Auftakt, auch wenn der Sound überraschend leise rüberkam. Dies zeigte sich auch zum Schluss als man am Ende des Konzertabends auf der Bühne spielte , erst als die elektrisch verstärkte Trommel einsetzte wurde der Sound so richtig rund. Auch in den Umbaupausen war die Pipe Band unterwegs, sorgte für Kurzweil und die Musiker waren willkommene Fotobjekte.
Eine von vielen sehr gelungenen Ideen an diesem denkwürdigen Konzertabend. Den die Instanz Musiker mit einer ganz persönlichen Ansprache eröffneten und die Gelegenheit nützten sich bei den Fans dafür zu bedanken, dass sie ihnen das Musikerdasein so erst ermöglichen. Und diese ehrliche Dankbarkeit , die merkt man den Jungs auch wirklich an. Sie wissen was sie an ihren „Fans“ haben und sie tun auch gewaltig viel dafür, der Jubiläumsabend ist bester Beleg dafür. Ehrensache für die Musiker, dass man nicht nach dem Konzert verschwunden war sondern gemeinsam noch eine zünftige Aftershow-Party feierte.
Nach der Instanz-Begrüßung gab es erst mal ein Warm-Up für die Besucher. The Smokkings , eine junge Dresdner Band versuchte mit Britpop und Indierock die Massen in Stimmung zu bringen . The Smokkings haben beim Dresdner Music-Contest „The Sound of Dresden“ Platz 2 belegt und damit u.a. auch den Supportgig gewonnen.
Der 2. Gast Van Canto war ein echter Hochkaräter, Die einzige A-Capella-Heavy Metal Band Deutschlands ist vielen sicher ein Begriff, wobei das mit dem A-Capella hinkt, da man sich durchaus Instrumenten bedient. In Dresden umso mehr, da gab es Van Canto nur in abgespeckter Version (3 statt 5 Musiker) und ziemlich unplugged und reduziert zu hören. Ein Auftritt der durchaus neugierig auf das neue Album Anfang 2014 macht. Übrigens hat der singende Schlagzeuger Bastian Emig mit In Legend ein weiteres tolles Projekt am Start, das ich an dieser Stelle jeden Fan etwas härterer Klänge ans Herz legen will. Reinhören lohnt.
Mit einem Video auf den Bühnenvorhang projiziert ging der Triumphzug der Jubiläumsband los. Unter tosendem Applaus fiel der Vorhang und gab den Blick auf die Instanzler frei . Und sie legten gleich mit „Kalter Glanz“ , „Nur für uns“ , „Maskenball“ und „Morgenrot“ los, als gäbe es kein Morgen mehr. .
Nach „wieder einmal rot“ und „für immer und ewig“ gabs dann mein absolutes Lieblingsstück „Kopfkino“ in der 2013er Version zu hören und Rampensau Holly konnte beweisen, dass er stimmlich einfach alles drauf hat, egal ob laut oder leise Töne , ob Sprechgesang , Ballade oder schnellen Gothrock. Alles kein Problem.
Bei „Jeden Morgen“ holte man sich dann erstmals Freunde auf die Bühne. Frau Schmitt von Subway to Sally und Ally the Fiddle (u.a. ASP, Haggard, Babypausenersatz bei Schandmaul usw.) bildeten mit Benni Cellini und M Stolz ein ganz besonderes Streichquartett. Und Allys Harre scheinen irgendwie immer länger zu werden. Die Frau ist nicht nur eine tolle Musikerin , sondern immer wieder ein schönes Fotomotiv. Das zeigt sie auch auf der demnächst erscheinenden neuen CD, die allein schon wegen des Covers kaufenswert ist.
Bei Blind kam mit Ria von Eisblume dann die jüngste Instanz-Gastsängerin auf die Bühne , wie Holly in der Ansage betonte. „Eisblumen“, das Subway to Sally Cover hat sie bekannt gemacht und der Band den Namen gegeben, und diesen Song gab es dann auch zu hören. Erst mit Holly und dann mit Eric Fish als weiteren Sänger. Ein ganz spezielles Duett, find ich doch das Cover fast schöner, so geht Live der Punktsieg ganz klar an Eric Fish. Und der Sang mit Holly dann Paddy`s Lament und überzeugte auch als Original-Stimmlein voll. Artig , wie es sich für ein so tolles Jubiläum gehört hatte er auch ein Geschenk mitgebracht und Die Letzte Instanz kann sich an Subway hier wirklich ein Beispiel nehmen. Über 20 Jahre zusammen, immer wieder neue klasse Songs, da hat die Letzte Instanz die nächsten Jahre noch einiges vor sich.
Nach „Flucht ins Glück“ unterstützte Multiinstrumentalist Bastian Emig als weiterer Gastmusiker die Band am Piano bei „Am Anfang an“ und „Dein Licht“ und bei „Winterträne“ war auch das Streichquartett sehr zur Freude des Publikums wieder vollständig am Start.
Der letzte Gastmusiker des Abends war wieder ein Dresdner „Felix Räuber“, seines Zeichens Sänger von Polarkreis 18 der bei „Sonne“ Duettpartner von Holly war und nicht wirklich überzeugen konnte. Wie anders seine Stimme bei Allein Allein dann klang ist echt erstaunlich und diese Art Musik passt deutlich besser zu ihm.
Wer gedacht hat, dass mit „Schlaf Schlaf“ das Ende des Konzerts erreicht ist, der hat sich gewaltig getäuscht. Die Letzte Instanz dachte noch lange nicht ans Aufhören sondern legte mit „Tanz“ erst so richtig los. Kein Wunder , hat der Songkatalog der Band doch noch viel mehr zu bieten. Wie zum Beispiel „Der letzte Tag“ und „Finsternis“. Oder „Ewig“ , „In meiner Erinnerung“ und „der Garten“, die es danach alle zu Hören gab. „Rapunzel was made for loving you“ durfte natürlich auch nicht fehlen und „Wir sind allein“, der Letzte Instanz Kult Song mit Gänsehaut-Garantie mit beeindruckenden Schlussbild aller Beteiligten an diesem einmaligen Event.
Es ist wirklich erstaunlich, die Band ist ja durchaus experimentierfreudig und trotzdem wirkt, egal wann der Song entstanden ist, alles extrem homogen und wie aus einem Guss. Der Letzte Instanz Brachial-Romantik-Sound , ein Begriff der genauso zum Markenzeichen der Band geworden ist , wie ihre Live-Qualität. Und der macht einfach irre Spaß , genauso wie Holly , Holly D, M Stolz, Benni Cellini, David Pötsch, Oli und Michael Ende und seine Jungs performen zu sehen. Und mit Pyrounterstützung wirkt das ganze noch sehenswerter, das unglaubliche Lichtermeer von tausenden Wunderkerzen sorgt genauso für beeindruckendes Live-Feeling, wie fliegende Bälle, stagedivende Musiker oder ein strahlender Holly singend mitten im Volk.
Ein schlechtes Live-Konzert gibt’s bei der Letzten Instanz ja eh nicht, aber dieser Abend in Dresden war schon wirklich etwas ganz , ganz, ganz besonderes in der Bandgeschichte. Und da nicht alle dabeisein konnten oder wollten, gib’s von dem Event bald ne DVD. Vorausgesetzt es gibt dank Crowdfunding auf Pledgemusic genug Interessenten, die sich dafür interessieren. Das sollte aber das kleinste Problem sein. Wer , der es live erleben durfte, möchte nicht nochmals am TV das Konzert fast live nacherleben. Und ist neugierig was das Filmteam so aufgenommen hat, allein die am Galgen befestigte „fliegende Kamera“ über dem Publikum verspricht ja schon tolle Aufnahmen.
Mit Schuldig , Heilig und Ewig hat die Letzte Instanz ihre Triologie ja abgeschlossen, unvergesslich 15 Jahre Bandbestehen gefeiert und nun gilt es nach vorne zu schauen. Ein neues Album steht an und das wird in knapp einem Jahr im Eventwerk dann anlässlich eines Konzertes auch vorgestellt. Den 3. Oktober sollte man sich also schon heute ganz dick in den Kalender anstreichen und wahrscheinlich reist dann auch wieder die Niki im Flugzeug an und die großgewachsene Dame steht wieder für einen Platz in der ersten Reihe 6 Stunden an, um sich dann beim Konzert auch noch wüst beschimpfen lassen zu müssen, warum so große Leute in der ersten Reihe stehen.
Die Letzte Instanz bei einem Live Konzert ist definitiv das Publikum und das war von dieser beeindruckenden Geburtstagsparty die weit nach 3 Stunden Konzert noch lange nicht vorbei war, zutiefst beeindruckt und begeistert. Einschliesslich des Schreibers dieses Berichts für den es immer noch ein Rätsel ist, wie Holly und seine Jungs es schaffen, 3 Stunden auf der Bühne zu springen und alles zu geben und danach immer noch zu wirken, wie wenn sie nochmal so lange könnten. Sehr schön Jungs, beim 20 Jährigen gibt’s somit fast den ganzen Songkatalog zu hören, glaubt mir 7 Stunden Letzte Instanz am Stück machen genauso Spaß.

Bernd Sonntag

15 Jahre Schandmaul -30. und 31.08 in Köln

Wenig überraschend, dass Gitarrist Ducky Duckstein bereits am Freitag Abend zu Beginn des Schandmaul-Konzertes feuchte Augen bekam, wie er strahlend am Samstag Nachmittag zugab. Kein Wunder, wurde die Band zum 15- jährigen Jubiläum von ca 8000 Leuten am Freitag und vor ausverkauftem Haus mit ca. 11000 Fans am Samstag doch gnadenlos abgefeiert. Das ging bereits am Freitag Mittag los, als die Tore zum Kölner Tanzbrunnen noch verschlossen waren. Die schon zahlreich erschienenen Konzertbesucher sangen der Band stimmgewaltig ein „Happy Birthday“ und stimmten Schandmaul- Songs und Schlachtrufe an. Für die Bayerische Band ist Köln neben München eine echte Hochburg. Da sich mit dem Tanzbrunnen eine der schönsten Open-Air Locations mitten in der Stadt befindet, die auch noch gleich neben dem Hauptbahnhof liegt und praktischerweise ein Campingplatz sich gleich daneben befindet, fiel die Entscheidung relativ schnell auf Köln. Bevor es aber so richtig mit den 2 Konzerten am Wochenende los ging, konnte man Schandmaul bereits am Mittwoch beim Warm-Up erleben. Hier bewies die Band einmal mehr ein großes Herz und unterstützte das Charity Project von Hedwig Neven DuMont „Wir helfen-weil Lernen jedem Kind eine Chance gibt“. Und so durften sich die Verantwortlichen über die Konzerteinnahmen freuen und Schandmaul über ein Warm Up mit Publikum.
Warum Köln, dies beantwortet Thomas Lindner dann beim Konzert selbst auch noch einmal mit einem einzigen Wort-DESHALB!- mit Blick auf die begeisterten Menschenmassen. Sehr zur Freude des Publikums das lautstark nicht nur Schandmaul feierten sondern auch die eingeladenen befreundeten Bands, sowie ein klein wenig auch sich selbst. Und bis auf Omnia ließen es sich diese auch nicht nehmen Schandmaul mit einem Coversong zum Jubiläum musikalisch zu gratulieren.
Etwas über 30 Minuten standen Omnia am Freitag zur Verfügung, mehr als eine kleine musikalische Visitenkarte konnten Spaßvogel Steve Sic , Ehefrau Jenny, Schlagzeuger Rob und Didgeridoospieler Daphyd somit nicht abgeben. Die fiel aber trotzdem beeindruckend genug aus und wer mehr von Omnia hören will, und das lohnt sich wirklich, sollte sich einfach einmal auf der Bandhomepage informieren, wo die nöchsten Auftritte stattfinden werden.
Für musikalische Überraschungen ist die Pagan Folk Band immer gut. Hatte man ja schon auf der letzten CD den beeindruckenden Beweis angetreten, dass Rap und Pagan Folk gut funktionierten, konnte das Publikum diesmal erleben dass Reggae und Pagan Folk ebenfalls ganz toll zusammenpassen. Zu hören wird das dann auf der neuen Scheibe sein. Die Besucher in Köln durften sich schon vorab davon überzeugen. Genauso davon, dass Steve immer für einen Scherz gut ist. So hatte er diebische Freude vor dem Konzertbeginn wie ein Osterhase ständig über die Bühne zu laufen, was jedesmal mit einem begeisterten Applaus des Publikums quittiert wurde.
Etwas mehr als eine Stunde Zeit hatte dann Saltatio Mortis für ihre Rockshow bekommen. Schandmaul kann sich echt glücklich schätzen, eine bessere Band als die aktuelle Nummer Eins der Album Charts als Support hätte man Freitag gar nicht finden können. Bereits da kochte die Stimmung fast über, unzählige Hände in der Luft sorgten für ein beeindruckendes Bild und mit dem Schandmaul Song Geisterschiff dankte und gratulierte SaMo den Jubilaren auch musikalisch.
Da SaMo bekanntlich eine der besten Mittelalterrockshows zu bieten hat und dies auch in Köln überdeutlich wurde, tat Schandmaul gut daran, den nun folgenden ersten Teil der Jubiläumsshow akustisch anzugehen. Im Anzug setzte man auch optisch einen Kontrastpunkt, die Streicherfraktion u.a mit Ally the Fiddle, die viele als Schandmaulmitglied während der Babypause der 2 Damen live ja bereits erleben konnten, veredelten die Songs ganz im Stile der Kunststück CD und 1000te begeisterte Konzertbesucher sangen bei fast jedem Lied, egal ob uralt oder ganz neu begeistert mit. Gänsehautstimmung immer wieder, traumhaft schön und auch für die Band sichtbar ein ganz bewegendes Erlebnis. Als man dann vielleicht Deutschlands schönstes Liebeslied Willst Du anstimmte wurde auch der härteste Kerl zum schmusigen Softie. Welch ein Jubiläumsauftakt, welch eine grandiose Stimmung, die sich am nächsten Tag unfassbarerweise sogar noch steigern sollte.
Doch zuerst einmal versuchte der Wettergott der prächtigen Stimmung mit einem Regenguss den Garaus zu machen Das funktionierte allerdings nicht wirklich. Geduldig blieb die lange Reihe unerschütterlich ungeschützt und sehr viele ohne Regenschutz im Regen vor dem Wellenbrecher stehen, um die heißbegehrten Bändchen zu bekommen, die zum Eintritt in den vordersten Bereich vor dem Wellenbrecher berechtigten. Der war eine der Auflagen der Stadt Köln, genauso wie die Lautstärke, beides sorgte bei einigen Besuchern für Missmut. Pünktlich zum Versengold-Auftritt war allerdings dann Schluss mit Regen , von einigen Spritzern einmal abgesehen.
Versengold freuten sich trotz nur 30 Minuten Auftrittszeit übrigens sehr über die Gelegenheit beim Schandmaul Jubiläum aufzutreten und bedankten sich beim Gastgeber mit einer gewohnt mitreissenden Versengold Show und dem Schandmaul-Cover Walburgisnacht. Laute Zugabe Rufe ließen keinerlei Zweifel aufkommen, dass Versengolds Auftritt ankam. Kein Wunder sind die Nordlichter doch eine begnadete Live- Band und ein Muss für jeden Folk- und Mittelalterfan.
Nicht ganz überraschend war im Vorfeld, dass die Folk-Metal Band Lyriel die Chance bekam beim Schandmaul Jubiläum aufzutreten. Die in Gummersbach gegründete Band hat ja mit Thomas Lindner zusammen den Song „Wenn die Engel fallen“ veröffentlicht. Leider gab es an diesem Tag jedoch kein gemeinsames Duett, dafür aber mit „Die Melodie“ auch eine Lyriel Interpretation eines Schandmaul Songs. Mit ihrer Musik, die sie selbst als Dark Romantic Celtic Rock bezeichnen, waren sie ein positiver musikalischer Gegenpol zu den Stimmungsbands des Tages. Und Dank der hübschen Damen auch noch ein absoluter Hingucker. Äußerst schade, dass sich die Band auf den Konzertbühnen so rar macht.
Für den nächsten musikalischen Gegenpol waren dann die Musiker der Kammer zuständig. Marcus Testory , Matthias Ambre und die großartige Kammerband hatten sicher die ungewöhnlichsten Klänge der 2 Tage zu bieten. Eine Tuba ist in der Volksmusik ein Muss, doch damit haben die Damen und Herren der Kammer trotz Tubaspieler gar nichts am Hut. Handmade Music nach guter alter Singer Songwriter Tradition mit Gothic, Folk und Celticeinflüssen sind ihr Ding und mit The Orphanage schafft man es gleich mit Lied eins ein gewaltiges musikalisches Ausrufezeichen zu setzen. So ungewöhnlich wie die Musik, so sympathisch und unterhaltsam präsentiert man sich in Köln und spätestens als Testorys tiefe Stimme „Prinzessin schließe die Augen. Schlafe nur seelenruhig ein!“ anstimmte um nach der ersten Strophe den wunderschönen Schandmaul Song in einen Kammerhit mit Tuba zu verwandeln jubelten die Massen. 2014 ist die Kammer übrigens der Toursupport für Schandmaul, auch deshalb sollte man sich schon jetzt um Karten bemühen.
Als absoluter Publikumsliebling erwies sich dann Fiddlers Green, die am meisten von allen Bands der zwei Tage gefeiert wurden. Völlig zurecht, hat man mit Winners and Boozers doch ein großartiges neues Album herausgebracht und irgendiwe scheint die Band von Jahr zu Jahr nur noch besser zu werden. Fiddlers Green garantiert Party pur und da ließen sich die Besucher aus ganz Deutschland aus der Schweiz, den Niederlanden, Östereich und woher auch immer man noch zum Schandmaul Jubiläum angereist war, nicht lange bitten. Da wurde getanzt, geschunkelt, gegrölt mitgefeiert und mitgesungen. Nur strahlende Gesichter wo immer man hinschaute und so ging es kurzweilig und mit prächtiger Stimmung dem Höhepunkt der zwei Tage entgegen. Und der war natürlich dem Jubilar vorbehalten. Das zweite mal gab es Schandmaul satt, wieder zweieinhalb Stunden zum Genießen, Dahinschmelzen, zum Feiern und Mitsingen. Und wieder ließ sich das Publikum nicht lange bitten sondern war vom ersten Lied an voll mit dabei. Auch wenn man sich diesmal im wesentlich rockigeren Gewand präsentierte, ruhige und gefühlvolle Momente gab es auch diesmal zuhauf. Vor allem die Frau mit dem schönsten Rückenauschnitt der zwei Tage, Anna Katharina Kränzlein, strahlte mit der untergehenden Sonne um die Wette. Und wer nicht ganz vorne stand, der konnte das Geschehen auf der Bühne dank der zwei großen Leinwände am Bühnenrand mitverfolgen. Aber auch die waren ganz hinten kaum mehr zu erkennen, doch selbst da wurde mit einer dermaßen großen Begeisterung lautstark mitgesungen, wie ich es bisher noch auf keinem Konzert in dieser Intensität so erlebt habe. Und so machte ein phantastisches Publikum die 2 Tage von Köln mit Sicherheit zu einem unvergesslichen Erlebnis für alle Beteiligten, allen voran den Mitgliedern von Schandmaul, die es sich nicht nehmen ließen auch an den beiden Tagen Viva con Agua zu unterstützen. So wird das Becherpfand der gespendeten Becher dazu verwendet, dass Menschen in Entwicklungsländern Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitären Anlagen bekommen. Trinkwasser das es übrigens an den beiden Tagen kostenlos für die Besucher zum trinken gab. Auch etwas Besonderes an einem ganz besonderen Konzertwochenende.

Bernd Sonntag

Schandmaul-Interview zum Jubiläumskonzert 2013

Auch wenn es noch gar nicht nach Sommer ausschaut, so kommt er genauso sicher, wie der Weltuntergang ausblieb. Und mit dem Sommer kommen auch die Open Airs und in diesem Jahr stehen wieder einige ganz besonders besuchenswerte an. Ein absolutes Sommerhighlight wird definitiv das Schandmaul Jubiläumskonzert in Köln. 15 Jahre Schandmaul, 15 Jahre großartige Musik und das wird mit einem ganz besonderen 2 Tages-Open-Air gefeiert. Grund genug für uns, sich bei Martin „Ducky“ Duckstein erste Infos zu holen. Und das tat der Schandmaul Gitarrist ohne zu zögern. Vielen vielen Dank dafür.

Jarwin: In diesem Jahr steht ja mit dem 15 jährigen Bandjubiläum und einem tollen Open-Air in Köln ein absolutes Band-Highlight an, wieso hat sich eine Band aus dem Raum München gerade den Kölner Tanzbrunnen als Location ausgesucht ?
Ducky: Wir haben unser 10-Jähriges in München gefeiert. Zum 15-Jährigen wollten wir etwas anderes. Ein Festival über 2 Tage mit befreundeten Bands. Ein Open Air mit Rahmenprogramm. Dafür galt es eine zentral gelegene, gut erreichbare Location zu finden, die zum einen das Festival-Wochenende ermöglicht, zum anderen genügend Platz und Örtlichkeiten für das Gesamtprogramm bietet. Hier ist der Tanzbrunnen in Köln einfach perfekt!
Jarwin: Ihr habt , was man bisher so hört ein Line-Up zusammengestellt, auf das ganz viele Konzertveranstalter neidisch blicken können. Mit Saltatio Mortis, Fiddlers Green und Omnia habt ihr absolute Headliner dabei und die Kammer und Lyriel sind auch absolut einen Konzertbesuch wert. Und natürlich dann auch noch die 2 Schandmaul-Auftritte. Wer hat sich denn das Programm ausgedacht und was erwartet die Besucher der 2 tollen Tage von Köln noch so.
Ducky: Das Programm haben ausschließlich wir selbst uns ausgedacht. Wir wollten dem Publikum ein tolles und stimmiges Line Up bieten. Zusätzlich wird es an den Konzerttagen abends jeweils eine Party geben, wir werden einen Mittelaltermarkt aufbauen, der am Rande des Geländes stehen wird. Es wird eine Ausstellung zu 15 Jahren Schandmaul mit vielen Fotos, Exponaten, Raritäten geben. Außerdem haben wir uns ein paar tolle Überraschungen ausgedacht, da gibt es bald mehr dazu .

Jarwin: Ihr kümmert Euch scheinbar um alles, selbst um das Frühstück für die Besucher an den 3 Tagen und Kinder bis 10 haben auch noch freien Eintritt. Das klingt nach einem richtigen Familienevent. Täuscht das?
Ducky: Nein, das täuscht nicht. Wir feiern Geburtstag, da möchte man als Band schon auch einmal DANKE sagen für all die Jahre Treue. Zudem sind unsere Konzerte inzwischen sowieso Familienevents durch alle Altersschichten und da wir fast alle selbst Kinder haben, wollen wir eben ein Rundum-Sorglos-Paket bieten.
Jarwin: Neben der Planung für das Event und bestimmt auch das eine oder andere weitere Konzert 2013 arbeitet ihr auch an einer neuen CD die ebenfalls 2013 erscheinen soll. Könnt ihr uns neugierige Schandmaul-Fans schon etwas dazu sagen?
Ducky: Es wird 2013 tatsächlich keine weiteren Konzerte geben (mit einer Ausnahme). Wir haben 2012 eine tolle Best Of Platte aufgenommen. Wir wollten keine einfache Zusammenstellung einzelner Titel aus den ganzen Alben. Die Songs haben sich im Laufe der Jahre ebenso verändert, wie wir uns selbst. Also lag es nahe, diesen Schritt auch auf CD zu bringen. Zudem wird es auf diesem Album 3 völlig neue Titel geben. Momentan schreiben wir an einem neuen Studioalbum, welches wir in der ersten Hälfte 2013 aufnehmen und Anfang 2014 präsentieren werden.
Jarwin: Ihr seid eine Band, die irre aktiv mit den Fans kommuniziert. Da gibt es ein Tourtagebuch, das auch schon mal hohe Wellen schlagen kann, einen aktiven Facebook Auftritt, Podcasts und so weiter. Habt ihr hier eine PR Firma die das für Euch übernimmt oder ist das alles 100% Schandmaul.
Ducky: Das ist alles 100 % Schandmaul. Jeder Fan, der uns schreibt, egal auf welchem Weg, erhält Antwort von der Band, nicht von irgendwelchen Angestellten, die so tun als ob. Das nimmt auch täglich mehrere Stunden Zeit in Anspruch, ist uns aber wichtig. Ebenso, wie wir nach wie vor nach jedem Konzert zu den Fans rauskommen.
Jarwin: Noch mal zurück zum Köln-Open Air. Bleibt an diesem Wochenende überhaupt Zeit auch die tollen Kollegen anzuhören.
Ducky: Die meiste Zeit nimmt die Vorbereitung in Anspruch. Das Wochenende selbst werden wir durchaus Zeit finden, zumindest teilweise in die Konzerte reinzuhören.
Jarwin: Neben Schandmaul haben eigentlich alle Musiker ja noch weitere Babys, die man aktiv pflegt, wie z.B. Weto, Sava nicht zu vergessen Anna Katharina Kränzlein die gerade auf Tour unterwegs ist. Gibt’s bei Euch auch mal ein paar Wochen Totalauszeit vom Musikbusiness mit nem schönen Urlaub oder beschäftigt einen das Musikmachen fast rund um die Uhr.
Ducky: Eine totale Auszeit ist tatsächlich schwierig. Weniger allerdings wegen der Sideprojekte. Das sind unsere „Spielwiesen“, auf denen man sich auch nur austobt, wenn es die Zeit – privat und beruflich – zulässt. Aber allein Schandmaul ist eine große Firma, die eine Menge Arbeit neben der Musik mit sich bringt. U.a. wie oben geschrieben der Kontakt zu den Fans. Da darf es keinen großen Stillstand geben. Aber natürlich verabschiedet man sich auch mal in einen Urlaub, das ist auch wichtig.
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Jarwin: Mir ist aufgefallen , dass Du ein richtig großer Familienmensch bist. Du bist ja nicht der einzige in der Band , der Kinder hat. Ist es nicht irre schwer Musik und Familie richtig gut unter einen Hut zu bringen.
Ducky: Ich glaube, dass wir das sehr geschickt und familienfreundlich anstellen und planen. So gibt keine mehrwöchigen Tourneen am Stück mehr, sondern nach spätestens 5 Tagen ist man wieder für ein paar Tage zuhause. Ich glaube sogar, dass die Zeit, die wir mit unseren Familien verbringen können, viel intensiver ist als beim klassischen Bürojob, wo du morgens das Haus verlässt und abends heimkommst, wenn das Kind schon fast im Bett liegt. Insofern ist das eine Planungsangelegenheit, aber durchaus machbar!

Vielen Dank für das Interview, keine Frage die 2 tollen Tage von Köln sind einen Besuch wert. Jede Wette. Wer übrigens mehr zur Kammer wissen will, auf unserer Interview-Seite gibts eines mit den 2 Kammer-Köpfen Max und Matze. Und natürlich auch Bilder vom Konzert.

Bernd Sonntag

In Extremo Erfurt

Zitadelle, Erfurt, Germany
24 + 25 Juli 2010
IN EXTREMO, OOMPH!, FIDDLER’s GREEN, POTHEAD, KORPIKLAANI, OHRENFEINDT

Am 24. Und 25. Juli kehrten Thüringens Söhne nach Haus zurück. Ihr 15-jähriges Jubiläum feierte IN EXTREMO stilgerecht in der Zitadelle von Erfurt. Die Zitadelle liegt im Herzen der Stadt und die historische Altstadt ist nur ein Steinwurf entfernt. Zum Event gab es auch einen Mittelaltermarkt, auf dem man sich erholen und stärken konnte. Das Programm dort war auch sehr unterhaltsam. Zum Glück spielte das Wetter an diesem Wochenende mit, denn nach anfänglichen Zweifel, die dunklen Wolken machten einem schon Angst, blieb es doch trocken, sonnig und die Temperaturen lagen im Wohlfühlbereich.

Als erste Band betrat am Samstag die Hamburger Band OHRENFEINDT die Bühne. Die drei Musiker, welche schon seit 1994 in der Szene unterwegs sind, Sie spielten eine 30-minütigen Gig, der sich auszeichnete durch Freude am Spielen und einer gehörigen Portion Power.
Welche Vorbilder sie haben ist nicht von der Hand zu weisen, denn man hört Klänge von Bands wie AC/DC oder auch Johnny Cash heraus. Liegt zwar musikalisch nicht auf der Schiene von IN EXTREMO, aber man weiß ja, dass sie auch sehr die unterschiedlichsten musikalischen Richtungen mögen. Mit OHRENFEINDT gab es an diesem Tag den ersten Farbtupfer zu sehen. Das Publikum sah es genauso, denn auch sie waren richtig zufrieden.

Ein anderes Trio enterte dann die Bühne – POTHEAD. Die Band wurde 1993 von den beiden aus Seattle stammenden Brad und Jeff Dope gegründet. Auf einem Urlaub in Europa, Anfang der 1990iger, hatten sie die Idee sich hier in Deutschland niederzulassen. Live hatte ich sie noch nie gesehen.
Der Auftritt war zwar ziemlich kühl, denn im Gegensatz zu OHRENFEINDT suchten sie kaum den Kontakt zum Publikum, aber trotz allem konnte man feststellen, dass sie nicht umsonst eine große Nummer in Deutschland sind. So wurde auch die Performance von POTHEAD sehr gut von den Fans aufgenommen.

OOMPH! waren die nächsten im Reigen der Bands, die IN EXTREMO zu diesem Festival eingeladen hatten. Ich war ja schon auf dem Blackfield Festival sehr angetan vom Auftritt der Band und dieser Eindruck verstärkte sich mit ihrem Auftritt beim Jubiläumsfestival. Sänger und Chef im Ring Dero hatte das Publikum mit seiner charismatischen und hypnotischen Ausstrahlung sofort im Griff.
Ihren starken Auftritt begannen sie mit „Beim ersten Mal tut’s immer weh“ und obwohl ihnen die Sonne ins Gesicht schien, gelang es ihnen sehr gut die Düsterheit ihrer Songs darzustellen. Natürlich durften auch Stücke wie „Gott ist ein Popstar“ (ein Song für alle Castingshows) oder „Augen auf!“ nicht fehlen. Der letzte Song an diesem Abend war „Sandmann“, den die Band der Kinderarmut in Deutschland widmete. Dero hat recht mit seiner Anklage, dass genügend Geld vorhanden ist für die Rettung der Banken, aber nichts für die Kinderarmut getan wird. Ein toller Auftritt einer Band, die sich immer treu geblieben ist. Das Wort großartig für diesen Gig ist eigentlich untertrieben!

Setlist
1. Beim ersten Mal tut’s immer weh
2. Unsere Rettung
3. Fieber
4. Wer schön sein will muss leiden
5. Mitten ins Herz
6. Revolution
7. Niemand
8. Gekreuzigt
9. Labyrinth
10. Gott ist ein Popstar
11. Augen Auf!
12. Sandmann

Nach einem halbstündigen Umbau war endlich die Zeit gekommen um den ersten von 2 Auftritten von IN EXTREMO zu genießen. Ein großer schwarzer Vorhang verhüllte die Bühne und die Stage Hands hatten Arbeit diesen nach dem Fall zusammen zu raffen. Der Blick fiel sofort auf die große Leinwand mit dem „Wahre Jahre“-Logo. Der erste Song des Sets war „Raue Spree“ und der Jubel der Fans wollte nicht enden. So lange hatten sie nun ausgeharrt um endlich „ihre“ Band zu sehen. Micha erzählte dann den Fans, dass sie an den beiden Abenden unterschiedliche Setlisten spielen würden, aber das Ein oder Andere Lied würde doch an beiden Tagen zu hören sein.
Nach „Frei zu sein“ und „‚Hiemali Tempore“ zogen IN EXTREMO dann in den „Sängerkrieg“. Es ist immer wieder eine Freude mit anzusehen wie Micha im Job als Frontmann aufgeht und er weiß auch genau wie er die Fans zu nehmen hat. Nach „Nymphenzeit“ und „Singapur“ lud er das Publikum ein, mit ihm auf „Nur ihr allein“ zu tanzen. Diese folgten gerne seinem Aufruf.
Danach wurde der Fuß ein wenig vom Gaspedal genommen und nachdem sich Micha darüber beschwert hatte, dass Antenne Thüringen, für die sie damals beim Bundesvison Songcontest den dritten Platz geholt hatte, nichts mehr mit ihnen zu tun haben wollten, stimmten sie das Lied an, mit dem sie damals erfolgreich waren. Nach dem „Wesserbronner Gebet“ und „Vanner Och Frande“ folgte eine ganz besondere Überraschung. Eine „Lady“ in einem kurzen pinkfarbenen Dress und blonder Perücke betrat die Bühne. „Sie“ küsste Micha und er stimmte sofort das Lied „Küss mich“ an. Die „Lady“ war kein Geringerer als Dero von OOMPH! und „sie“ heizte dem Publikum für die nächsten Minuten richtig ein. Nachdem sich die Gemüter ein wenig beruhigt hatten startete Dr. Pymonte das Intro zum Song „Vollmond“ und man konnte merken, dass dies einer der beliebtesten Songs beim Publikum ist.
Dann wurden wieder leisere Töne angeschlagen, denn Rotes Haar“ ist nun mal ein sehr intensives Liebeslied. Bei „Flaschenpost“ war wieder das Publikum gefragt mitzusingen. Zu „Ai vis lo lop“ bekamen IN EXTREMO dann wieder Besuch auf die Bühne. Conny („Der rote Fuchs“), welche mit Micha zusammen die Band IN EXTREMO gegründet hat kam auf die Bühne. Bei „Spielmannsfluch“ war das Publikum nicht mehr zu halten, denn sie sangen alle aus Leibeskräften.
Zu einigen Feuerwerkskörpern begannen IN EXTREMO mit dem Song „Mein rasen Herz“. Um die Fans wieder ein wenig runter zu bringen stimmten sie „Auf’s Leben“ an. Dies sollte auch der letzte Song des Sets werden.
Aber wer dachte schon dass IN EXTREMO nicht mehr kommen würde, keiner. Es sollten noch mal 4 Songs den Fans geboten werden. Ein neuer Gast betrat auch die Bühne – Götz Alsmann. Er begleitete Micha am Piano beim Song „Spielmann“, der in dieser Version sehr zu Herzen ging. Super gemacht! Die Stimmung steigerte sich weiter bei „Poc Vecem“, den die Fans sangen alle dieses Lied lautstark mit. Nach „In diesem Licht“ sollte das Finale eingeläutet werden. Alle die noch nie auf einem IN EXTREMO-Konzert waren, wussten natürlich nicht was jetzt kommt. IN EXTREMO beenden meistens ihren Auftritt mit „Villeman Og Manghild“. Dabei gab es brennende Schlagzeugstücke für den Drummer Specki und ein heavy Solo von Sebastian, der in der Mitte, von Flammenwerfern umgeben, seine Künste zeigte. Micha gab bei diesem letzten Song auch alles und zum Abschluss gab es noch ein tolles Feuerwerk.
Das war es leider, aber IN EXTREMO bot 2 Stunden lang eine Show der Extraklasse. Sie rissen die Fans mit und es war wirklich eine spezielle Show, die sie den 9000 anwesenden Zuschauern bot. Ein würdiger Abschluss des ersten Tages. Mal sehen was uns denn am nächsten Tag alles erwartet.

Setlist
01. Raue See
02. Frei Zu Sein
03. Hiemali Tempore
04. Sängerkrieg
05. Nymphenzeit
06. Singapur
07. Nur Ihr Allein
08. Liam
09. Wesserbronner Gebet
10. Vänner Och Frände
11. Küss Mich (Dero)
12. Vollmond
13. Rotes Haar
14. Flaschenpost
15. Ai Vis Lo Lop
16. Spielmannsfluch
17. Rasend Herz
18. Auf’s Leben

19. Spielmann (Unplugged mit Götz Alsmann am Piano)
20. Poc Vocem
21. In Diesem Licht
22. Herr Mannelig
23. Villeman Og Magnhild

Sonntag, 25.07.2010

Nach einem schünen Nachmittag auf dem Mittelaltermarkt begab ich mich dann wieder in Richtung Festivalgelände. Das Wetter war super und zum Glück nicht so heiß – richtig tolles Open Air Wetter. Die Schlange am Merchandise war natürlich mal wieder genauso lang wie am Tag zuvor. Da riss die Schlange den ganzen Tag über nicht ab. Unglaublich was da los war.

Pünktlich um 17.00 Uhr starteten die Irish Rocker FIDDLER’S GREEN ihren Reigen. Es machte richtig Spaß, denn sie spielten regelrecht mit dem Publikum, die dies auch gerne mit sich geschehen ließ. Der Sound war exzellent und so konnten sie 45 Minuten lang Gas geben. Die Songs von FIDDLER’S GREEN animierte die Zuschauer zum Tanzen und somit hätte man keinen besseren Start in den zweiten Tag hinbekommen können.

Mit viel Freude betraten die Finnen von KORPIKLAANI die Bühne an der Zitadelle Petersberg. Wenn man sich die Band ansieht kommt nur eins auf – Freude. Ihr solider Folk-Metal animierte auch das Publikum, welches sich schon fast vollzählig vor der Bühne versammelt hatte. Das Publikum liebte KORPIKLAANI, denn das sah man schon vorher. Jede Menge Fans, die gestern noch in ihrem In Extremo-Shirt auf dem Festivalgelände waren trugen heute voller Stolz das Shirt „Ihrer“ Band. Die Fans tobten wie verrückt und als KORPIKLAANI ihren Set beendeten bekamen sie vom Publikum einen frenetischen Beifall – das hatte eingeschlagen.

Wie am gestrigen Tag gab es auch heute wieder den riesigen Vorhang. Die Fans waren schon sehr ungeduldig und man hörte nur noch In Extremo-Rufe. Dann fiel der schwere Vorhang und ab ging der zweite Teil der Show. Wie auch schon am gestrigen Tag gab es auf der großen Leinwand auf der Bühne Bilder aus vergangener Zeit zu sehen und die Pyroshow war auch wieder sehr spektakulär.
An diesem Abend begannen IN EXTREMO ihren Set mit „Sieben Köche“, vom letzten Album „Sängerkrieg“. Mit „Wind“ gab es einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit, aber mit ihrem „Sängerkrieg“ kam wieder ein aktuelles Lied zum Zuge. Die Menge brüllte nach Aufforderung von Sänger Micha immer wieder ihr „Ho Ho Ho“.
Mit „Pavane“ kehrten sie wieder zu ihren mittelalterlichen Roots. Beim Song „Vollmond“ war das Publikum mal wieder nicht zu halten. Schade nur, dass es noch so früh war, denn an diesem Wochenende war auch sehr passend zum Song Vollmond. Nach einem Abstecher ins Erdbeerfeld („Erdbeermund“) war es dann Zeit für die Merseburger Zaubersprüche, welche wunderbar zum Ambiente der Zitadelle in Erfurt passte.
„Ave Maria“ startete mit einem Gitarrensolo und während des Liedes rissen die Leute auf Aufforderung von Micha die Arme in die Höhe und schwenkten sie von rechts nach links. Toller Anblick! Den nächsten Song „Spielmannsfluch“ hatten sie schon am gestrigen Abend gebracht, aber ich finde er gehört einfach in jedem Set von IN EXTREMO. Einer meiner absoluten Lieblingssongs von IN EXTREMO ist „Die Gier“ und der folgte auch im Anschluss. Wie immer bekam ich eine richtige Gänsehaut. Nach „Horizont“ und
„Rasend Herz“ war es an der Zeit wieder einen Gast auf die Bühne zu holen. Joey Kelly von der Kelly Family unterstützte Micha beim Song „En Esta Noche“ tatkräftig. Dies tat auch das Publikum, denn das rhythmische spanische klappern mit den Händen klappte sehr gut.
„Frei zu sein“ war de nächste Song und durch die großartige Unterstützung des Publikums war dieser Song eines der Highlights des Abends. Bei dem allseits bekannten Stück „Liam hatte Flex“ seinen großen Auftritt, denn mit seinem Dudelsackspiel machte er den Song ganz speziell. Dem Stück ‚In diesem Licht‘, einem zu Herz gehendem Song folgte die muntere „Flaschenpost“. Mit „Omnia Sol Temporat“ kam wieder ein Song aus dem älteren Repertoire zum Zuge. Der vorerst letzte Song an diesem Abend war „Auf’s Leben“.
Das Publikum ließ aber keine Ruhe und somit Kamen IN EXTREMO wieder zurück auf die Bühne. Genau wie am Vorabend begannen sie mit „Spielmann“. Auch dieses Mal kam Götz Alsmann mit auf die Bühne um Micha bei diesem Song am Piano zu begleiten. Beim nächsten Song „Küss mich“ mussten IN EXTREMO an diesem Tag auf die Hilfe von OOMPH-Sänger Dero verzichten, aber das Publikum hatte trotz allem seinen Spaß. Mit den beiden Raritäten „Krumma Visur“ und „Palästinalied“ ging dann auch dieser Tag zu Ende. Zum krönenden Abschluss gab es noch ein tolles Feuerwerk.
Die Zufriedenheit war dem Publikum, beim Verlassen des Geländes, anzusehen. Ein kleines Manko hatte das Festival aber trotzdem. Von einigen Seiten konnte man vernehmen, dass man vielleicht die Bühne etwas höher hätte bauen können, denn ab den mittleren Reihen konnte man vom Treiben auf der Bühne nichts mehr mitbekommen und genau das war doch das Wichtigste. Hervorzuheben ist der Mittelaltermarkt, auf dem man sich vor dem Konzert stärken konnte und einigen Darbietungen, wie Jongleure, ein Band im Zuber oder mittelalterliche Klänge, bei der auch Conny (Mitbegründerin von In Extremo) mit von der Partie war, die Zeit bis zum Einlass verkürzen konnte. Auf die nächsten 15 Jahre von IN EXTREMO!
Story: Gisela

Setlist
01. Sieben Köche
02. Wind
03. Sängerkrieg
04. Pavane
05. Vollmond
06. Erbeermund
07. Merseburger Zaubersprüche II
08. Ave Maria
09. Spielmannsfluch
10. Die Gier
11. Horizont
12. Rasend Herz
13. En Esta Noche (Feat. Joey Kelly)
14. Frei Zu Sein
15. Liam
16. In Diesem Licht
17. Flaschenpost
18. Omnia Sol Temperat
19. Auf’s Leben

20. Spielmann (Unplugged mit Götz Alsmann am Piano)
21. Küss Mich
22. Krumma Visur
23. Palästinalied

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