Bereits während der Autofahrt aus dem Ruhrgebiet Richtung Andernach, sollten wir uns schon mal Mental, auf einen arglistigen Wetterwechsel einstellen. So durchfuhren wir Schneisen aus massiven Regenwänden, die nur ab und an mal ein wenig Sonne erhaschen ließen. Früh erreichten wir das Gelände des JuZ-Live-Club, wo sich bereits outfittechnisch zahlreiche überlebende des diesjährigen Wacken Festivals eingefunden hatten, um sich gemeinsam mit vielen ortsansässigen Jugendlichen und vereinzelten Urgesteinen vor dem Einlasszelt zu gruppieren. Da nicht ganz klar war, in welcher Schlange wir uns einsortieren sollten, fragten wir kurzerhand beim Security nach und bekamen, eine doch sehr schroffe und unsachgemäße Antwort zurück. Nun gut, langen Hals gemacht und selbst orientiert schlängelten wir uns dann letztendlich in die richtige Reihe ein.
Mit zehnminütiger Verspätung startete dann der Einlass und man erreichte in kürzester Zeit ein gut überschaubares Gelände. Neben den Ständen mit Band-Merchandise, lockten auch Bierwagen und Frittenzelt, mit durchaus bezahlbarer Kost für den anspruchsvollen Metal-Magen. Eine Reihe mobiler „Plastikärtchen“ stand fürs Austreten bereit, die jedoch im Laufe des Abends nicht von allen Besuchern genutzt werden sollten, denn die Stellen neben den Dixies und hinter dem Getränkenachschubwagen, erwiesen sich im Laufe des Tages, für Freiluftverliebte dann wohl augenscheinlich doch attraktiver.
Gegen 14.30 Uhr eröfnete dann der erste Act das Summers End Open Air. Die Progressive Metaller von SONS OF SEASONS bretterten drauf los und anfänglich erinnerte das Bühnenbild an Krypteria, denn auch hier wurden die diesjährigen Shows, durch eine Dame im Brautkleid eräffnet. An den Drums ein bekanntes Gesicht, Trommeler Arien van Weesenbeek (Epica) der an diesem Tag als Ersatz für Daniel Schild die Felle malträtierte. Trotz Regen versammelten sich zahlreiche Anhänger thrashiger Riffs, dynamischer Drum-Attacken und mystischer Keyboardmelodien vor der Bühne, um der fünfköpfigen Truppe Tribut zu zollen. Belohnt wurde die im Regen verharrende Schar, mit Songs wie „A Blind Man’s Resolution“, „Fallen Family“ und dem Titelsong des gleichnamigen aktuellen Werkes „Gods of Vermin“.
Nach einer kurzen Umbaupause galt es nun den Senkrechtstartern von MONO INC. entgegen zu fiebern, die einen Tag zuvor ihre neue EP „Comedown“ veröffentlicht hatten. Schon mehrfach kamen wir in diesem Jahr in den Genuss, die sympathische Hamburger Goth-Rock Formation auf diversen Festivals in Aktion erleben zu dürfen und immer mit dem gleichen Resultat, mitklatschende Hände so weit das Auge reichte. Eröffnet wurde das Set durch den Song „This Is The Day“ zu dem Sänger Martin Engler euphorisch über die Bühnenbretter wirbelte. Schnell merkte man jedoch das das Publikum an diesem Tag etwas länger zum warm werden brauchen würde, da viele Fans eher mit dem Metal-Sektor verwachsen schienen. Doch für den erfahrenen Frontmann kein Problem, unbeeindruckt suchte er immer wieder das Zwischenspiel mit dem Publikum und zog mit viel Witz und Charme, immer mehr in seinen Bann. Wie schon bei der ersten Band an diesem Tag musste auch bei Mono Inc. der Sound während der Show immer wieder korrigiert und angepasst werden. Weitere gewichtige Nummern wie „Temple Of The Thorn“, „Comedown“, „Bloodmoon“ und „Forgiven“ folgten. Mit Akustik-Gitarre bewaffnet, spielte Martin dann zur Setmitte den Iggy Pop Klassiker „The Passenger“ und lies die Reihen vor der Bühne abwechselnd, getrennt nach Männer, Frauen und Teenies das „Lalala“ laut mitsingen. Nach einem kurzen Drumsolo von Katha Mia wurde mit „Voices Of Doom“ und „Get Some Sleep“ noch mal ordentlich Gas gegeben, sodass die Band letztendlich jubelnd verabschiedet wurde.
Nun standen mittelalterliche Klänge auf dem Plan, zu denen die gesamte Breite der Bühne in Beschlag genommen wurde, gleich acht Bandmitglieder brauchen eben Platz. Die Mittelalterrock-Band SCHELMISH aus Bonn spielte auf, – und zu alten traditionellen Instrumenten wie Sackpfeifen, Bouzouki, Drehleier und einer Schalmei gesellten sich auch Rockbandtypische Werkzeuge, wie Stromgitarren, Bass und Percussion hinzu. Eine Instrumentierung, die zündete und immer mehr vor die Bühne lockte und zum Tanzen und Mitfeiern einlud. Umfangreich wurden dabei nicht nur Stücke aus den beiden letzten Alben „Die Hässlichen Kinder“ und dem aktuellen Studiowerk „Persona Non Grata“ zum Besten gegeben.
Von einem ganz anderen Schlag präsentierten sich FIDDLER’s GREEN, die in diesem Jahr ihr 20jähriges Bandbestehen feiern darf. Mit ihren tanzbaren Irish-Speedfolk brachte die Truppe aus Erlangen den Flair irischer Pub-Tradition nach Andernach. Gute Laune war vorprogrammiert, vielschichtige Elemente wie Ska, Punk und Metal, stellenweise sogar Reggae Beeinflussungen versprühten dabei ein ganz eigenes Soundbild. Zu gerne verwendet die Formation auch schon mal irische Jigs, Reels, Polkas und Traditionals um ihre Verbundenheit mit der grünen Insel zu offenbaren. Auf dem Gelände des JuZ wippten alle mit, selbst die Leute am Bierstand harkten sich beim Nachbarn ein, um sich lustig im Kreis zu drehen.
Der Teufel kommt, um euch zu holen! Doch ist hier nicht etwa der gehörnte Höllenfürst gemeint, sondern Frontmann „Teufel“ von TANZWUT. Das Projekt welches vor 10 Jahren von CORVUS CORAX aus der Taufe gehoben wurde, erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit. Tanzen bis zur Erschöpfung, so lautet das Credo, der aus Berlin stammenden Mittelalter – Electro – Rock Formation und getanzt wurde auf dem JuZ Gelände zu genüge. Mit „Toccata“ wurde ein höllisch gutes Set eröffnet, nachgelegt wurde mit „Ihr Wolltet Spaߓ, „Labyrinth Der Sinne“ und „Meer“. Immer wieder feuerte der Sänger mit den rot gefärbten Haarhörnern die tanzwütige Meute vor der Bühne an, das Durchatmen sollte an diesem Abend ausbleiben, denn mit weiteren Krachern wie „Wieder Am Riff“, „Merseburger“ und „Seelenverkäufer“ wurde eine schwefelfeurige Performance abgeliefert, die in Erinnerung bleiben dürfte.
Im Anschluss sollte es lyrisch religiöser werden. Unter lauten Jubelrufen hielten gegen 20 Uhr EPICA Einzug, um ein Feuerwerk aus schneidigen Riffs und elegischen Keyboardmelodien auf die angereisten Symphonic Metal Fans herabregnen zu lassen. Dabei wurde der Mezzosopran Gesang von Frontfrau Simone Simons immer wieder durch tiefe Growls und Screams, des Gitarristen Mark Jansen begleitet. Jedoch wirkte der Gesang von Simone Simons an diesem Abend stellenweise recht leise, mag sein, das diese Erkenntnis aufgrund technischer Probleme entstand, dennoch wirkte der männliche Gesangspart deutlich kräftiger. Das schadete der Performance jedoch keinesfalls, denn ein fast schon routiniertes Zusammenspiel der Instrumente, verdichtete den dargebrachten Soundteppich und ließ Songs wie „Cry For The Moon“ oder „The Obsessive Devotion“ sehr klangvoll erklingen. Noch bevor die APOKALYPTISCHEN REITER auf die Bühne galoppierten, nahm sich die EPICA Sängerin kurz Zeit, um mit ihren Fans ein paar Fotos zu machen, zudem gab sie im B“hnengraben auch noch einige Autogramme.
Augenscheinlich warteten viele auf den Auftritt der APOKALYPTISCHEN REITER, denn auch die letzten Lücken vor der Bühne wurden nun geschlossen. Nach einem kurzen Intro stürmten die Reiter die Planken und „Dr. Pest“ machte es sich nach einer kurzen Peitscheneinlage auf seiner Metalschaukel gemütlich. Bereits der erste Song „Wir Sind Das Licht“ belebte das Publikum. Ein erster „Pogopit“ wurde gebildet und die musikalische Gangart wurde deutlich angezogen. Blastbeats und groovige Passagen bestimmten nun das Geschehen und Sänger Fuchs ergänzte das Ganze, mit seiner facettenreichen Stimme. Wie ein Orkan fegten Stücke wie „Revolution“, „Friede Sei Mit Dir“ und „Unter Der Asche“ durch die tobenden Reihen. Optische Anreize wurden durch das Entfachen von bengalischen Fackeln geschaffen und immer wieder sah es so aus, als wolle Dr. Pest mit seiner Lederpeitsche die „Reitermaniacs“ zur Höchstform treiben. Zu Songs wie „Es Wird Schlimmer“, „Boten Einer Neuen Zeit“ und „Adrenalin“ hielten die Fans eine Fliegenklatsche, ein Stabpferd und eine Fahne mit einem Bierkrug hoch, den Zusammenhang darf man sich nun selbst zusammen reimen. Natürlich durften auch die eingeforderten Zugaben nicht fehlen, die pflichtgemäß mit „Seemann“ und „Reitermania“ erfüllt wurden.
Gegen 22.45 Uhr war es dann soweit, ein letztes Intro sollte die Headliner des Abends ankündigen. Heimspiel für SUBWAY TO SALLY, die nicht zum ersten Mal das JuZ in Andernach rockten. Mit „Henkersbraut“ eröffnete die wohl erfolgreichste deutsche Folk-Metalband ihr Set. Souverän und solide folgten, unter knallenden Pyroeffekten und Flammenfontänen „Kleid Aus Rosen“ und „Feuerland“. Förmlich im Rausch, sangen die Subway Anhänger jede Textzeile lautstark mit und Sänger Eric Fish hatte schon fast leichtes Spiel, diese zu dirigieren. Kaum ein Wunsch sollte unerfüllt bleiben „Kleine Schwester“, „Die Schlacht“ und „Puppenspieler“ folgten, ebenso „Maria“, „Judaskuss“ und natürlich auch „Sieben“ durften nicht fehlen. Jeder Musiker übernahm eine tragende Rolle und bezog das Publikum immer wieder mit ein. Hände klatschend folgten diese den Rhythmen, tanzten und feierten die siebenköpfige Formation, die nach Andernach, im Oktober, zu fünf exklusiven Kinopremieren ihrer DVD-Verüffentlichung „Nackt II“ einlüdt. Auch eine anstehende Weihnachtstournee startet im Dezember mit vier ganz besonderen Konzerten, unter dem Titel „Eisheilige Nacht“ mit Freunden von SALTATIO MORTIS und der LETZTE INSTANZ.
Fazit: Abgesehen vom wechselhaften Wetter zu Beginn des Events war es ein toller Tag. Gemunkelt wurde dass ca. 2000 Personen teilgenommen haben. Ab und an vernahm man mal ein ruppiges Verhalten seitens der Security und einigen jüngeren JuZ-Mitgliedern aber sei es drum, ein gutes Line-Up und faire Preise bügeln so einiges wieder aus.
Bericht: Andre Stasius / Yvonne Stasius