Was gibt es nicht alles für Gerüchte, wenn Männer Väter werden. Vom Couchpotato bis zum Schlaffi ist da im Internet zu lesen. Bei Rogue, dem charismatischen Frontmann der Cruexshadows hat sich augenscheinlich erst einmal gar nichts verändert. Über 2 Jahre sind nun vergangen, seit die „Cruexis“ zum letzten Mal auf Tour in Deutschland waren. Grund ist die Geburt von Töchterchen Angelina Miette, schon jetzt der heimliche Chef im Cruexshadows Clan und den beiden wie aus dem Gesicht geschnitten. Ein zweites „Baby“ kommt Anfang August zur Welt, die neue CD As the Dark Against My Halo“. Deshalb gab es beim Konzert leider auch noch keine Exemplare zu kaufen. Wirklich schade, machte das Konzert mit vielen neuen Song doch so richtig Lust darauf, sich die CD mit nach Hause zu nehmen. Schon allein auch deshalb, weil die Crueshadows in ihren Texten auch etwas zu sagen haben und sich bei einem Konzert der Cruexshadows auf den Text zu konzentrieren ist faktisch unmöglich. Zu energiegeladen ist die Show, zuviel Action sowohl auf der Bühne wie im Zuschauerraum. Denn wie immer, und wie von Rogue gewohnt, löst er die obligatorische Trennung von Bühne und Zuschauerraum gleich zu Beginn komplett auf. Die Band fängt das musizieren an und auf einmal geht der Gesang hinter den Zuhörern los. Auch während des Konzertes ist Rogue immer wieder im Publikum , steht auf der Absperrung oder klettert auf den Lautsprechern herum . Seine Liebe zum klettern hat er also nicht aufgegeben, auch wenn der Nürnberger Hirsch bekanntlich wenig Möglichkeiten bietet sich hier auszuleben. Man merkt aber deutlich, wie irritiert mancher Besucher über soviel Publikumsnähe war. Wie der Herr, der erst einmal dachte, „was will der jetzt von mir?“ als Rogue ihn im Publikum zum Tanz aufforderte. Und auch zum Ende des Konzertes füllte sich die Bühne sehr zögerlich, als in guter alter Cruexshadows-Tradition Bühne und Zuschauerraum eins wurden. Ausgelassen wurde auf der Bühne getanzt und jeder ob vor oder auf ihr hatte seinen Spaß. Auch die hübsche Frankfurterin mit den tollen Haaren, die bei fast jedem Cruexshadows Konzert dabei ist, weit über 50 sind es inzwischen schon. Und immer wieder macht es aufs neue Spaß die Band aus Tallahassee in Florida live zu sehen. Und dass die Cruexshadows eine ganz besondere Liveband sind, liegt sicher auch an den zwei Tänzerinnen Rogues Frau Jessica Lackey und Jenne Vermes, sowie den absoluten Eye Catcher JoHanna Moresco an der elektrischen Violine. Älter scheint sie auch nicht zu werden. Das gilt aber irgendwie für die ganze Band. Mit Mike Perez hat man einen neuen Gitarristen dabei , David Russell Wood ist auch diesmal der männliche Violinpart und wie gewohnt steht Jennifer Jawidzik oder kurz Pyromantic an den Keyboards.
Viele bekannte Gesichter und genauso bekannt ist die Musik der Band. Der treibende Elektro-Dark-Wave Sound ist unverkennbar und da machen auch die neuen Songs keine Ausnahme. Und Rogue gibt vom ersten Lied an Vollgas, Pausen , Ansagen, ruhige Momente Fehlanzeige. Es wird Gas gegeben gefidelt und gesungen als gebe es kein Morgen mehr. Pausen kennt Rogue nicht, der erst nach etwas 2 Drittel der Show mit einem Hallo Nürnberg und einer kleinen Ansage zum ersten Mal das Tempo herausnimmt. Aber nur kurz und zum einzigen Mal. Und dann geht es wieder los mit neuen und bekannten, wie das begeistert mitgesungene Happy Birthday, Winterborn und als Zugabe als absolutes Highlight Marilyn, My Bitterness.
Man kann echt froh sein, dass die Crueshadows wieder da sind, waren die letzten 2 Jahre nicht gerade einfach für die Band.Neben rechtlichen Problemen mit der alten Plattenfirma war auch von finanziellen Engpässen zu hören, die auch leicht das Ende der großartigen Band hätte bedeuten können. Doch nun scheint sich alles zum Guten zu wenden und ich hoffe wirklich das die neue CD sich auch in Deutschland richtig toll verkauft. Denn wenn es eine Band verdient hat Erfolg zu haben, dann sind es die Cruexshadows, die es sich in Nürnberg auch wieder nicht nehmen lassen sofort nach dem Konzert mit dem Publikum zu tratschen und Autogramme zu schreiben. JoHanna ist gleich von der Bühne runtergesprungen, nur die kostbare Violine musste noch schnell verpackt werden. Und erst wenn auch wirklich der letzte Zuschauer zufrieden den Hirsch verlassen hat, ist für die Cruexshadows das Konzert dann auch zu Ende.
Angefangen hat der Konzertabend übrigens mit Goldkint, einem Elektro-Pop Duo aus Hannover. Eine Band von der ich bisher noch überhaupt nichts gehört hatte und die mir persönlich sehr viel Freude bereiteten. Dank ihres etwas an die Neue Deutsche Welle und den Sound der Elektro Synth Popbands der 80 Jahre fühlte ich mich irgendwie in meine Jugendzeit zurückversetzt. Etwas Ideal, etwas Kraftwerk, etwas Trio, ganz viel Zweiraumwohnungund DFs Codo finden sich im Sound wieder und doch ist es ziemlich eigen und individuell was Sängerin Jana und Beatbastler Löbke in Nürnberg auf die Bühne zauberten. Völlig anders als der Cruexshadows Sound aber nie langweilig sondern sehr unterhaltsam was die 2 da ablieferten. Und Sängerin Jana, die die Energie die in ihr steckte kaum bündigen konnte, versteht es perfekt die Songs live umzusetzen. Sicher gefällt die Musik nicht jeden , ähnlich wie bei Welle Erdball, (die man in der Liste der Bands an die einen Goldkint erinnern auch noch problemlos aufführen kann) mag man die Musik oder findet sie ziemlich doof. Mir jedenfalls hat die Musik und vor allem auch die Live-Performance sehr gut gefallen und hat richtig Lust auf mehr gemacht.
Es lohnt sich also doppelt die Cruexshadows live anzuhören. Für einen sehr fairen Eintrittspreis gibt es zwei ganz tolle Bands zu erleben.
Bernd Sonntag