Les Anthinoises

Alle zwei Jahre verwandelt sich ein für ein Wochenende kleines Dorf in Belgien in ein altertümliches keltisches Dorf. In Anthisnes findet in jedem geraden Kalenderjahr das Festival „Les Anthinoises“ statt und bietet neben einem Markt auch drei Bühnen an, auf denen keltische oder mittelalterliche Musik gespielt wird oder ausgelassen getanzt wird.

Auch 2012 fand das Festival vom 27.-29. April statt und hatte keine unbekannten Bands an Land ziehen können, die bis tief in die Nacht für die passende Musik sorgten.

Am Freitag, den ersten Veranstaltungstag, waren nachmittags noch nicht viele Besucher auf dem Gelände unterwegs. Dabei sei gesagt, dass alles frei zugänglich ist. Nur der Zutritt den großen Festzelten, wo abends die Bands auftreten, ist kostenpflichtig. Der restliche Markt und auch ein Zelt mit kleiner Bühne ist für alle umsonst. Doch je später der Abend wurde desto mehr Besucher kamen. Ein kleiner Rundgang über den Markt, ein Besuch im Castel de Trolls und echte belgische Fritten vorab, bevor es durch die Nachbarschaft zurück zum großen Zelt geht. Vorbei an Koppeln und Katzen erreicht man schnell die Hauptbühne, auf der an diesem Abend Keltia, Gjallarhorn und Faun spielen werden. Keltia hatten als lokale Band die Ehre das Festival zu eröffnen.

Beeindruckend war die imposante Lichtanlage, die durchaus mit größeren Festivals mithalten kann. Und so wurde die Band in Lichtstrahlen und reichlich Nebel getaucht, der seinen Weg nur schwer aus dem Zelt ins Freie fand. Keltia lockten die Besucher vor die Bühne und konnten sich am Ende über einen halb vollen Saal freuen.

Es folgt ein Bühnenumbau, der genutzt wurde, um durch das Dorf zur zweiten Bühne zu laufen, wo gerade ausgelassen zu den Klängen von Balbuzar getanzt wurde (Balfolk). Die drei Musiker brachten die Leute zu Kreistänzen und langen Ketten. Auch Besucher, die noch nie mitgetanzt hatten, konnten nach kurzem Zuschauen mitmachen, sodass bald der Platz vor der Bühne eng wurde.

Wieder zurück im großen Zelt wurde deutlich, dass jetzt eine bekanntere Band auf die Bühne kam, denn es war merklich voller geworden. Gjallarhorn haben den weiten Weg aus Finnland angetreten, um bei der Nuit des Fées die Leute zu verzaubern. Sofort fiel die Obertonflöte von Göran ins Auge, die auf den ersten Blick, wie ein Kantholz mit Klappen aussieht. Was er jedoch für Töne darauf spielen kann, bewies er in einem langen und beeindruckenden Solo. Auch Jenny demonstrierte ihre Stimmbreite und stieg in unglaubliche Höhen auf. Verdient wurde Gjallarhorn eine Zugabe gewährt, die zwar den Zeitplan etwas durcheinander brachte, aber das Publikum begeisterte.

Daran die Bühne jetzt nochmal zu verlassen war nicht zu denken. Alle warteten auf den Headliner des Abends: Faun. Die Erwartungen an die Münchener waren groß, denn dies sollte der erste Auftritt mit dem Festivalprogramm in der neuen Besetzung sein. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Ausgelassener als sonst wurde Altes und Neues gespielt, wobei besonders die A Capella Version und Rhiannon für Begeisterung sorgten. Mächtige Trommeln gepaart mit anmutigem Flötenspiel führten wahrlich in die Welt der Feen. Und so kam es, dass gegen 1 Uhr die Lichter der Bühne erloschen und sich das Festival in ein klassisches Dorffest verwandelte.

Am Samstag war auf den Bühnen deutlich mehr los. Es spielten gleichzeitig immer drei Bands. Auf dem Markt konnte man heute viele interessante Gestalten treffen. Ob zierliche Wesen hoch über den Köpfen der Besucher oder glöckchenbehangene mächtige Elfen; es gab viel zu sehen. Die Besucher waren entsprechend mittelalterlich gekleidet und kauften an den Ständen Accessoires oder leckeres Essen.

Ein besonderer Programmpunkt erwartete die Besucher auf der zweiten Bühne. Geplant war ein Auftritt von La Horde, die unter anderem aus Musikern aus Keltia besteht. Besonderheit an diesem Konzert: nach ein paar Liedern kamen Rastaban auf die Bühne. Die befreundete Band, die aus ehemaligen Musikern von Iliana gegründet wurde, spielten mit La Horde ihr allererstes Konzert. Gute Stimmung war garantiert und alle, vor und auf der Bühne, hatten Spaß. Im dritten Zelt ging es ruhiger zu. Hier wurde sitzend der Gruppe El Toto Café zugehört, die natürlich ebenfalls ihr Können zeigte.

Auch das große Zelt öffnete jetzt seine Tore und ließ die Besucher für den Abend mit Dunkelschön, Red Cardell & Dan Ar Braz und Cellkilt herein. Dunkelschön zogen als erste Band weitaus mehr Leute an, als Keltia noch am Abend zuvor. Schnell war der Saal gefüllt und das Cello schickte seine tiefen Töne ins Publikum. Mit viel Power und Spielfreude heizten Dunkelschön den Leuten ein und packten gegen Ende die E-Gitarren aus, die für ein keltisches Festival eher unpassend sind. Doch das war dem Publikum egal, denn es wurde noch ausgelassener gefeiert.

Danach wäre eigentlich es eigentlich schön gewesen, nochmal über den Markt zu laufen und im Dunkeln die Stimmung zu genießen. Aber der Markt war schon geschlossen genauso wie die anderen Bühnen. Das Geschehen konzentrierte sich rund um das große Zelt, das jetzt brechendvoll war und in dem noch bis tief in die Nacht die Leute gefeiert haben.

Klares Fazit: Ein schönes kleines Festival in einer urigen Kulisse, das trotz seiner Größe mit namenhaften Bands punkten kann. Einzig der Geräuschpegel von Getränkeausgabe und sich unterhaltenden Leuten, die ebenfalls im Zelt mit der großen Bühne waren, störte bei den ruhigeren Liedern etwas. Trotzdem auf jeden Fall eine Reise wert. Und wer nicht zwei Jahre auf die nächste Ausgabe warten will, der kann das Partnerfestival „Trolls et Legends“ besuchen, das sich mit „Les Anthinoises“ abwechselt und ganz in der Nähe in Mons stattfindet.

www.anthinoises.com