CREMATORY – Live Insurrection

Veröffentlichung: 08.09.2017
Label: Steamhammer/SPV
Stil: Gothic Metal
Webpage: Link
Facebook: Link

In den über 25 Jahren, in denen Deutschlands führende Gothic-Metal Band CREMATORY schon im Business vertreten ist, haben sie sage und schreibe 12 Studioalben veröffentlicht. Die Band ist über die deutschen Lande bekannt für ihre brachialen Gitarrenriff, düsteren Keyboards und harten Drums. CREMATORY hat sich nie an Trends ausgerichtet und auch nie an Sprachen. So singen sie in Englisch oder auch Deutsch, wenn es passt. Das Line-up der Band ist auch, bis auf drei Ausnahmen am Bass und Gitarre, über die ganze Zeit gleich geblieben. Nach den ganzen Veröffentlichungen, bei denen auch Live-Scheiben dabei waren, präsentieren uns die Baden-Württemberger nun ihr Album „Live Insurrection“.
Vielleicht wollen CREMATORY die Zeit ein wenig mit diesem Album verkürzen. Die Veröffentlichung wird als CD und DVD veröffentlicht und wurde 2016 auf dem Bang Your Head Festival aufgenommen. Ich kann euch an dieser Stelle nur die CD nahe bringen, denn die DVD lag mir nicht vor. Die DVD beinhaltet aber neben dem Konzert auch noch zusätzlich 4 Videoclips. Die CD beinhaltet 17 Songs, wobei aber zwei dieser Stücke instrumental sind und als Intros genutzt wurden und es bleiben 15 „richtige“ Song übrig, was ja einem richtigen Auftritt nahekommt, also komplett aufgenommen. Zusammen setzen sich die Songs aus fast ausschließlich älterem und neuerem Material und man hat einen guten Vergleich wie sich die Band in der ganzen Zeit weiter entwickelt hat.
Der älteste Song auf diesem Live-Mitschnitt ist das Stück „Tears Of Time“, das auf dem im Jahre 1995 veröffentlichten Album „Illusions“ vertreten war. Wenn man Songs wie „Tick Tack“ und „The Fallen“ miteinander vergleicht, bemerkt man wie sehr sich die Band in den mehr als 25 Jahren weiter entwickelt hat. Viele haben ja nach dem Aussteigen von Ex-Gitarrist Matthias Hechler gedacht, dass der Verlust des Klargesangs ein großer Verlust wäre, der hat sich aber schwer getäuscht, denn es hört sich noch besser jetzt an. Die Aufnahmen des Konzertes spiegeln das Live-Feeling zu 100 % wider und man hat keine Aufnahme, wie sie vielleicht auf einem Bootleg zu finden wäre.
Toller Sound und tolle Darbietung und man kann sich nach diesem Live-Album wieder auf ein neues Studioalbum von CREMATORY freuen und ich bin gespannt wie es wohl klingen wird. .

Link

Tracklist:
01. Intro 2:45
02. Misunderstood 3:47
03. Fly 6:11
04. Greed 4:37
05. Tick Tack 4:07
06. Instrumental 1:32
07. Haus Mit Garten 5:23
08. Ravens Calling 4:27
09. Pray 4:54
10. Everything 4:54
11. Instrumental 2:30
12. Shadowmaker 4:44
13. The Fallen 4:26
14. Höllenbrand 3:46
15. Die So Soon 4:49
16. Kommt Näher 4:28
17. Tears Of Time 8:59

Tracklist DVD:
01. Intro
02. Misunderstood
03. Fly
04. Greed
05. Tick Tack
06. Instrumental
07. Haus Mit Garten
08. Ravens Calling
09. Pray
10. Everything
11. Instrumental
12. Shadowmaker
13. The Fallen
14. Höllenbrand
15. Die So Soon
16. Kommt Näher
17. Tears Of Time
18. Misunderstood (Monument Videoclip)
19. Ravens Calling (Monument Videoclip)
20. Haus Im Garten (Monument Videoclip)
21. Everything (Monument Videoclip)

Line-up:
Felix Stass – vocals
Rolf Munkes – guitar
Tosse Basler – guitar
Jason Mathias – bass
Markus Jüllich – drums
Katrin Jüllich – keyboards

LACRIMOSA – Testemonium

Veröffentlichung: 25.08.2017
Label: Hall Of Sermon
Stil: Gothic, Klassik vs. Gothic
Webpage: Link
Facebook: Link

Schon seit 27 Jahren legt der Wahlschweizer Tilo Wolff unter dem Namen LACRIMOSA immer wieder tolle Scheiben im Gothicbereich ab. In den ganzen Jahren hat er es auf sage und schreibe 12 Alben gebracht, die ihm in diesem Genre mehr als etablierten. Nun erscheint mit „Testemonium“ ein Album der besonderen Art ab, welches er mit den Worten: „Ein Requiem in vier Akten im Gedenken an die großen Künstler, die von uns gegangen sind“ bezeichnet. Ich bin gespannt!
Nach dem ersten Durchhören des Albums bekam ich nicht den rechten Zugang zum Album, denn es ist keine leichte Kost. Das liegt wohl daran, dass es sich um wirklich traurige Songs handelt, die alle über den benötigten Tiefgang verfügen. Bei dem Album handelt es sich um ein Requiem in vier Akten, die an große Künstler erinnert, die im Jahre 2016 von uns gegangen sind. So beschreibt Tilo Wolff sein neues Studioalbum „Testimonium“!
10. Januar 2016: David Bowie ist tot!
18. Januar 2016: Glenn Frey, der legendäre Gitarrist der Eagles stirbt nach schwerer Krankheit!
26. Januar 2016: Der Sänger Colin Verncomb alias Black stirbt an den Folgen eines Unfalls!
08. März 2016: Der „fünfte Beatle“, George Martin stirbt in seiner Heimat!
21. April 2016: Prince ist tot!
19. Juni 2016: Götz George stirbt in Hamburg!
07. November 2016: Leonard Cohen stirbt an den Folgen eines Sturzes!
25. Dezember 2016: George Michael ist tot!
27. Dezember 2016: Carrie Fisher stirbt nach einem Herzanfall!
28. Dezember 2016: Nur einen Tag nach dem Tod ihrer Tochter Carrie Fisher verstirbt die große Debbie Reynolds!
Das Album, oder besser gesagt die einzelnen Akte wurde vom Konzept und vom Aufbau her genial umgesetzt. Die Songstrukturen verbreiten die Traurigkeit jedes einzelnen Songs und die Arrangements wurden sorgfältig ausgewählt. Was einem sehr gut auffällt sind die Stimmungswechsel und auch der Wechsel der Genres wurde perfekt gelöst. So startet zum Beispiel das Album mit dem Song „Wenn unsere Helden sterben“ mit lautem Applaus, der aber dann sofort in Melancholie und Trauer übergeht und das sehr bombastisch. Toller Song der unter die Haut geht. Dieses Gefühl und vor allem der Sound hält über die ganze Spielzeit des Albums an. „Testemonium“ ist keine leichte Kost, aber es lohnt sich.
Fakt ist, man muss wirklich in Stimmung sein um sich „Testemonium“ von LACRIMOSA komplett anzuhören, denn man bekommt wie gesagt nicht gleich den Zugang zu den ganzen Songs. Nach mehrmaligem Anhören stellt man aber fest, toll arrangiertes Album mit dem Tiefgang den man von LACRIMOSA gewöhnt ist. Ich finde es jedenfalls mutig ein solches Thema in Songs zu verpacken – Hut ab!
Zum Abschluss noch den Original-Kommentar von Tilo Wolff zu diesem Album:
„Im Jahr 2016 hat die Welt Abschied nehmen müssen von zu vielen großen Künstlern – Schöpfern einzigartiger Momente für die Ewigkeit! Mit ihrer Kunst bin ich aufgewachsen, ihre Bodenständigkeit, ihr Größenwahn, ihre Einzigartigkeit, ihr gesamtes Werk hat meine Kindheit und Jugend geprägt und war mir oftmals Vorbild und Leitbild: Die Kunstverliebtheit und Demut eines Götz George, die visionäre Wandlungsfähigkeit eines David Bowie, die Vielseitigkeit in ihrer unverwechselbaren Einzigartigkeit eines Prince, die Tiefe und Melancholie eines Leonard Cohen, sie alle haben Anteil an dem, was ich sein darf und was ich mit LACRIMOSA seit 27 Jahren zum Ausdruck bringe! Dieses Album ist ihnen zum Dank gewidmet“.
Tilo Wolff (LACRIMOSA)

Tracklist:
Akt 1
01. Wenn Unsere Helden Sterben
02. Nach Dem Sturm
Akt 2
03. Zwischen Allen Stühlen
04. Weltenbrand
05. Lass Die Nacht Nicht über Mich Fallen
Akt 3
06. Herz Und Verstand
07. Black Wedding Day
08. My Pain
Akt 4
09. Der Leise Tod
10. Testimonium

Line-up:
Tilo Wolff
Anne Nurmi

VOODOMA – Gotland

Veröffentlichung: 22.09.2017
Label: Pride & Joy Records/Soulfood
Stil: Darkrock, Gothicrock, Gothicmetal
Webpage: Link
Facebook: Link

Aus dem Hause VOODOMA gibt es endlich wieder ein neues Album. Die Düsseldorfer, die schon unzählige Konzerte u.a. das „Wacken Open Air“, das „Ragnaröck Festival“, sowie das „Castle Rock“ gespielt hat, ließ uns lange warten mit dem neuen Album, denn „Secret Circle“ stamm aus dem Jahr 2014.Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Band es schon auf sieben Alben und 3 EP’s gebracht – tolle Leistung und Zeit endlich mal durchzustarten. Nun aber genug der Vorrede denn „Gotland“ ist endlich da und ich kann es kaum erwarten es mir anzuhören.
Das 10 Songs umfassende neue Album von VOODOMA startet mit dem Song „Shine“. Meisterlich und cineastisch in Szene gesetzt kommt der verhältnismäßig ruhige Song daher. In seinem Verlauf entwickelt sich das Stück zu einer regelrechten Hymne, die sich durch exzellente Gitarrenparts auszeichnet. Bei „Love Is Falling“ wird dann aber ein wenig an der Schnelligkeitsschraube gedreht. Der Darkrocker erster Güte ist schon mal das erste Highlight auf dem Album, denn vor allem Michaels Stimme setzt bei diesem Song Akzente und auch die Gitarrenarbeit ist phänomenal. Ebenso wie der vorangegangene Song startet „Ghostlight“ furios. Auch das Duett mit Gastsänger Olli Bölke von SEELENSTURM könnte perfekter nicht sein. Durch die leicht angehauchten Growls klingt der Song interessant und sehr eingängig. Beim nächsten Song „Arise“ hat sich VOODOMA mit Maike Flüshöh (MAYZE) verstärkt. Der symphonisch angehauchte Song, der einem fast an NIGHTWISH Zeiten erinnert dringt intensiv aus den Boxen. Ein weiteres Mal kann man die variantenreiche Stimme in den Vordergrund stellen, die perfekt im Duett mit Maike harmoniert. Ein wenig an elektronische Musik erinnert dann der nächste Song „Close To You“. Der leicht popig angehauchte Song ist eine weitere Klangfarbe der Band VOODOMA, die ich vorher noch nicht bemerkt habe.
Mit „Painful Lies“ geht es dann ein wenig härter weiter. Die perfekt eingesetzten Keyboards lassen diesen Song, trotz aller Härte, sehr stimmig und eingängig werden – toll gemacht. Auch beim Song „World Roulette“ setzt man auf elektronische Klänge, aber in Verbindung mit ihrem fantastischen Gothic-Rock klingt dieses Stück interessant und es lässt einem nicht mehr los. Mit „What We Die For“ frönen VOODOMA wieder dem klassischen Darkrock, der emotional und vehement daherkommt. Sehr flott geht es dann weiter mit „Way Of The Damned“. Der teilweise groovige Song lebt vor allem durch die Stimme von Michael und den perfekt inszenierten Gitarren. Den Abschluss des Albums bildet der Song „Shadow“. Auch dieser Song lebt durch die teilweise sehr dezent eingesetzten Keyboards und die auf den Punkt gebrachten Gitarren. Einen besseren Abschluss hätte man für diese Album, welches mehr im rockigen Sektor angelegt wurde, nicht finden können.
Mit „Gotland“ haben VOODOMA ein fantastisches Album erschaffen. Es fehlen zwar die metallastigen Songs, aber mit diesen Darkrock-Perlen werden sie weiter nach oben steigen. Das Album ist zwar mehr im rockigen Sektor angesiedelt, aber genau das macht das Album so interessant und erzeugt jede Menge mystische Momente.

Tracklist:
01. Shine
02. Love Is Falling
03. Ghostlight
04. Arise
05. Close To You
06. Painful Lies
07. World Roulette
08. What We Die For
09. Way Of The Damned
10. Shadow

Line-up:
Michael Thionville – Vocals
Mikk Hollenberg – Guitars, Keys
Pierre Liffers – Bass
Wolle Haitz – Drums

Versengold: Funkenflug

Zwei Jahre nach dem großen Erfolg ihres letzten Albums „Zeitlos“ melden sich Versengold nun am 04. August mit einem neuen Silberling zurück. Das Album hört auf den Namen „Funkenflug“ und präsentiert sich schon mit den ersten Tönen fulminant: „Niemals Sang- und Klanglos“ heißt der Opener und zeigt die sieben Musiker gleich von ihrer besten Seite. Die Musik ist treibend und voller Energie, man möchte am liebsten vom ersten Takt an mittanzen. Der Text ist optimistisch und der Refrain wartet nur darauf, beim nächsten Konzert aus tausend Kehlen lautstark mitgesungen zu werden. Kurzum, das ganze Stück geht einfach nur nach vorne und wirft einen mitten hinein in die musikalische Welt von Versengold.

Dass dies eine sehr vielseitige Welt ist, beweist die Band von da an auf so ziemlich jedem Stück, so facettenreich geht es auf dem neuen Album zu. Das zweite Lied, der Titeltrack „Funkenflug“, ist eine wunderbar eingängige, poppige Folknummer und dürfte insbesondere bei den vielen der Band nahestehenden Mittelalterfans warme Erinnerungen an so manche um die Lagerfeuer eines Marktes durchtanzte Nacht wecken. Auch „Solange jemand Geige spielt“ kommt sehr leichtfüßig daher und schraubt sich munter schon beim ersten Hördurchlauf in den Gehörgang. Ganz anders präsentiert sich „Samhain“, welches passend zum Thema des Songs ungewohnt düster und sogar ein wenig unheimlich gehalten ist, geht es doch um die Nacht des Jahres, wo sich die Welt der Geister und die unsere Welt am nächsten sind. Mit „Biikebrennen“ und „O’Rileys Lichterfest“ haben auch zwei Instrumentals ihren Weg auf das Album gefunden. Beide beschäftigen sich dem Titel nach mit verschiedenen Festen und sind passend zur Thematik durch und durch tanzbar. Doch natürlich darf auch die eine oder andere Ballade nicht fehlen: So beschert beispielsweise das verträumt-melancholische Stück „Nebelfee“ dem neuen Album ein paar wunderschöne, besinnliche Momente, während es an anderer Stelle – genannt seien hier „Verliebt in eine Insel“ sowie „In aller Ohr“ – durchaus einmal wieder in altgewohnter Versengold-Manier feucht-fröhlich-folkig zugehen darf.

Versengold ist mit „Funkenflug“ ein wirklich toller Wurf gelungen, mit dem sie sicherlich nahtlos an den Erfolg des Vorgängers „Zeitlos“ werden anknüpfen können. Das Album steckt vom ersten bis zum letzten Song voller Energie, Lebenslust und Spielfreude und besticht sowohl klanglich als auch textlich durch seine enorme Vielseitigkeit.
Wie gewohnt ist es eine Freude, sich mit den Texten von Sänger Malte Hoyer zu beschäftigen, die stets klug, witzig und oftmals auch tiefgründig daherkommen. Der Grundton der Texte ist dabei immer auf wirklich ansteckende Weise positiv. So wird selbst ein Lied wie „Haut mir kein‘ Stein“, in dem es um den Umgang mit dem Tod geht, gleichzeitig zu einer Liebeserklärung an das Leben, das Feiern, die Freundschaft.

Musikalisch gibt es eine gut ausgewogene Mischung aus der typisch versengold’schen Spielart von Irish Folk und eher poppigeren Klängen, wie man sie schon auf „Zeitlos“ an mancher Stelle antreffen konnte. Der Sound klingt dabei diesmal insgesamt dichter und druckvoller als auf dem Vorgänger, setzt aber die musikalische Entwicklung ziemlich konsequent weiter fort.

Herausgekommen ist so ein Werk, mit dem Versengold über Szenegrenzen hinweg zu überzeugen verstehen. Es vereint tanzbare Irish Folk-Klänge, eingängige Melodien und großartige Texte und bewahrt dabei stets den einzigartigen Sound der Band. Das macht „Funkenflug“ zu einem Album, welches von der ersten bis zur letzten Minute Spaß macht und das man gerne immer und immer wieder anhört – Ohrwurmgarantie inklusive!

Victoria Eckwerth

Corvus Corax „Der Fluch des Drachen“

Seit mehr als einem Vierteljahrhundert treiben Corvus Corax nun schon ihr Unwesen in der hiesigen Mittelalterszene und haben diese von jeher durch ihren schier unerschöpflichen Ideenreichtum mitgeprägt wie kaum eine andere Band. Nun melden sich die Könige der Spielleute wieder einmal mit etwas gänzlich Neuem zur+ck. Am 28. Juli erscheint ihr erstes Fantastical „Der Fluch des Drachen“, welches in Zusammenarbeit mit der deutschen Fantasy-Literatengröße Markus Heitz entstand. Fantastical, was soll das sein, mag sich nun manch einer fragen. Und die Frage ist auch durchaus berechtigt, handelt es sich doch um ein ganz neues Genre, welches mit dem 3CD-Set „Der Fluch des Drachen“ seine Premiere feiert. Ein Genre, bei dem – der Name lässt es schon erahnen – Musical und Fantasy eine Symbiose eingehen.

„Der Fluch des Drachen“ erzählt die Geschichte von Adamas dem Schmied, der eigentlich durchaus zufrieden damit wäre, einfach nur friedlich seinem Handwerk nachzugehen – wäre da bloß nicht seine Andersartigkeit, die ihn zeitlebens immer wieder zum Ausgestoßenen macht und ihm wie ein Fluch erscheint. Doch sein Schicksal ändert sich auf einen Schlag, als er den seltsamen Fremden Shigeru vor einer Bande Räuber rettet. Plötzlich steckt er mittendrin in einem Abenteuer, bei dem er über sich hinauswachsen muss. Sein Weg führt ihn gegen schreckliche Feinde, lässt ihn jedoch auch faszinierende neue Bekanntschaften machen, die ihn auf seinem Weg begleiten und sein Leben nachhaltig verändern werden. Eine richtig klassische Fantasy-Geschichte also.

Erzählt wird Adamas‘ Geschichte von Johannes Steck, dessen Stimme Fans deutscher Fantasy-Hörbücher nicht unbekannt sein dürfte, hat er sie doch bereits in der Vergangenheit Büchern von Markus Heitz oder Michael Peinkofer geliehen. Lebhaft und facettenreich führt er die Zuhörer in „Der Fluch des Drachen“ durch die Handlung, sodass das Zuhören stets spannend bleibt.

Doch das Ganze wäre natürlich kein Fantastical sondern nur ein Hörbuch, wäre da nicht auch noch die Musik. Immer wieder wird der Erzählfluss nämlich für einzelne Musikstücke unterbrochen, welche die Geschichte für einige Minuten weitererzählen. Jedem der tragenden Charaktere der Story ist dabei ein eigener Sänger zugeordnet, und die Stimmen und Stile sind dabei so vielseitig wie die vorkommenden Personen. Der geneigte Mittelalterfan wird dabei auch so manche Stimme wiedererkennen. So leihen neben den Spielleuten von Corvus Corax auch Alea von Saltatio Mortis, Holly Loose von der Letzten Instanz oder auch Katja Moslehner, ehemals Sängerin bei Faun, jeweils einem Charakter ihre Stimme. Die Musikstücke passen dabei stets von der Stimmung und von ihrer Art zu den Personen, die sie repräsentieren. Entsprechend unterschiedlich sind die Stile: neben traditionell mittelalterlichen Klängen, wie man sie von Corvus Corax kennt, gibt es da beispielsweise das St+ck „Wild und frei“ mit dem Gesang von Ji-In Cho von And Then She Came und Krypteria in der Rolle der Hexe Runa. Herrlich verspielt und lebensfroh kommt es daher und unterstreicht so ganz wunderbar den neugierigen, positiven Charakter dieser Figur. Eindeutig fernöstlich beeinflusst ist hingegen der Gesangspart von Alea dem Bescheidenen, der in „Gesegnet und hoch geachtet“ den mysteriösen Shigeru aus dem Land jenseits der Morgenröte darstellt. Das „Lied der Liebe“ – ein Paradebeispiel für eine Musical-Ballade – begegnet einem im Verlauf des Fantasticals sogar mehrmals und ist dabei passend zur Entwicklung der Geschichte in steter Veränderung: Die Musik ist in „Der Fluch des Drachen“ eben nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern setzt immer auch die Erzählung mit fort.

Corvus Corax und Markus Heitz ist mit ihrem fantastischen Musical ein wirklich spannendes Release gelungen, das Fans der Mittelalterszene und Freunde phantastischer Literatur gleichermaßen in seinen Bann zu ziehen vermag. Auf zwei CDs folgt man als Hörer einer Geschichte, die alles enthält, was eine solide Fantasy-Geschichte eben ausmacht: ein Held, eine abenteuerliche Reise, eine große Gefahr, die es zu überwinden gibt – und natürlich auch eine schöne Prise Liebe. Die epische Breite, in der Fantasyliteratur häufig erzählt wird, fällt in diesem recht engen Rahmen natürlich weg. Landschaften oder das Aussehen der Personen bleiben beim Hören weitestgehend der eigenen Fantasie überlassen. Dafür wird die Geschichte in schier atemberaubenden Tempo vorangetrieben. Durch den großartigen Erzähler und die vielen illustren musikalischen Gäste verspürt man beim Hören zu keiner Zeit das Bedürfnis, eine Pause einlegen zu müssen. Die Spannung bleibt vom ersten bis zum letzten Moment an hoch und man möchte die ganze Zeit wissen, wie es weitergeht. Und wem dann der Sinn doch mal mehr nach Musik als nach einer Geschichte steht, für den liegt dem CD-Set mit der dritten CD auch noch eine reine Sammlung der Musikstücke bei. Das ist eine nette Ergänzung, sollte jedoch niemanden davon abhalten, sich unbedingt auch das ganze Fantastical anzuhören, entfalten die Lieder doch eindeutig in diesem Rahmen ihre größte Wirkung.

Im Winter werden Corvus Corax ihr Fantastical dann schließlich auch live auf den Bühnen des Landes präsentieren. Man darf gespannt sein!

Victoria Eckwerth

NACHTGESCHREI – Tiefenrausch

Veröffentlichung: 03.03.2017
Label: Oblivion/SPV
Stil: Rock, Folk, Metal
Webpage: nachtgeschrei
Facebook: Link

Seit mehr als 10 Jahren bereichern die Musiker von NACHTGESCHREI nun schon die Musiklandschaft mit ihrer ganz eigenen Mischung aus harten Metalklängen und folkig-mittelalterlichen Elementen. Dieser Tage legen sie mit „Tiefenrausch“ ihr bereits sechstes Studioalbum vor. Und das kann sich mal wieder auf ganzer Linie hören lassen!
„Tiefenrausch“- das weckt eine ganze Reihe von Assoziationen an die unterschiedlichsten Unterwasser-Szenarien. Ganz passend dazu begrüßt die Platte ihre Hörer beim Intro mit einer Klangkulisse, die diese Eindrücke noch verstärkt: Das Geräusch ans Ufer brandender Wellen, gefolgt vom gedämpften Klang der Welt nach dem Eintauchen ins Wasser sind das erste, was man hört. Doch diese geheimnisvolle Stille dauert nicht lange an, bevor Nachtgeschrei dann in gewohnt rockiger Weise so richtig loslegen.
Was folgt, ist ein klanglich wie textlich angenehm vielseitiges Album. Stücke wie „Aus dem Licht“oder „Stein um Stein“bringen Freunde des gut gemachten Mittelalter-Rocks ganz unwillkürlich dazu, sofort mit den Füßen im Takt zu wippen, während Fans der etwas härteren (Folk)Metal-Gangart bei Titeln wie „Heldenmut“voll auf ihre Kosten kommen. Doch auch die ruhigen Töne kommen auf „Tiefenrausch“ nicht zu kurz. So hat das Album mit den Stücken „Zurück“sowie „Ich verstumme“zwei wirklich mitreißende Balladen an Bord, bei denen die kraftvolle Stimme von Sänger Martin LeMar besonders gut zum Tragen kommt.
Auch bei der Wahl ihrer Instrumente zeigen sich NACHTGESCHREI auf ihrem neusten Werk vielfältig. Neben dem gewohnten Gemisch klassischer Instrumente einer Metalband, ergänzt durch Dudelsack, Schalmei und Drehleier, findet bei „1000 Tonnen Stahl“sogar eine Maultrommel ihren Weg auf das Album. Das ansonsten ziemlich düster und hart daherkommende „Mal mich schwarz“wird zudem immer wieder durch exotische Flötenklänge bereichert.
Textlich legen Nachtgeschrei sich nicht auf ein bestimmtes Thema fest, in vielen Liedern spricht die Band jedoch ernste und sehr moderne Dinge an. So geht es in „Meilen unter Meilern“um menschliche Abgründe, während man „1000 Tonnen Stahl“als Beschäftigung mit der aktuellen Flüchtlings-Thematik betrachten kann.
Auf die oft so stereotypischen Inhalte in Mittelalter-Rock und Folk-Metal möchten sich NACHTGESCHREI auf „Tiefenrausch“in jedem Fall nicht reduzieren lassen und spielen auch gerne mal mit dem einen oder anderen Klischee der Szene. So weckt beispielsweise „Beste Feinde“anfangs den Eindruck, eines jener Stücke zu sein, in denen ziemlich unreflektiert über die Schönheit mutig ausgetragener Schwertkämpfe gesungen wird – episches Intro mit dem Klang eines gezogenen Schwertes inklusive. Den aufmerksamen Hörer belehrt der Text dann aber bald eines Besseren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass NACHTGESCHREI mit ihrem sechsten Album ein würdiger Nachfolger für das 2015 erschienene „Staub und Schatten“gelungen ist. „Tiefenrausch“ist musikalisch wie auch textlich vom Anfang bis zum Ende ein spannendes Werk. Der Sound ist vielseitig, ergibt am Ende aber ein homogenes Ganzes mit einer klaren, eigenen Handschrift. Ein Hörgenuss für Liebhaber rockiger Mittelalterklänge, die sich auch gerne mal die Zeit nehmen, über das Gehörte nachzudenken und sich ihr eigenes Bild zu den Texten zu machen.

Tracklist:
01. Tiefenrausch
02. Aus dem Licht
03. Mal mich schwarz
04. Kämpf um mich
05. Meilen unter Meilern
06. Gift
07. Zurück
08. Heldenmut
09. Beste Feinde
10. Stein um Stein
11. Ich verstumme
12. 1000 Tonnen Stahl
13. Laniakea

Line-up:
Martin – Gesang, Keys
Nik – Dudelsäcke, Flöten
Laui – Drehleier, Flöten, Gesang
Sane – E- und A-Gitarren
Tilman – E-Gitarren
Oli – Bass
Stefan – Drums

Review by: Victoria Eckwerth

Wardruna „Ragnarok“

Sieben Jahre ist es her, dass die Norweger von Wardruna sich aufmachten, den Klang der alten nordischen Runen des älteren Futhark in ihrer Runaljod-Trilogie zu erkunden und in Musik zu verwandeln. Was 2009 mit dem Album „Gap Var Ginnunga“begann und 2013 seine Fortsetzung mit „Yggdrasil“fand, wird in diesem Herbst nun mit dem neuen, dritten Langspieler „Ragnarok“zu Ende gebracht.

Der Begriff Ragnarök bezeichnet in der nordischen Mythologie das Ende der Welt und den Untergang der Götter. Ein Untergang, der von zahleichen Katastrophen und Ungeheuern begleitet wird. Ein ziemliches Schreckensszenario also, nach dem Wardruna da ihr neues Album benannt haben. Doch auch ein logischer Titel bei einer Trilogie, die sich vorher bereits mit dem Hohelied der Edda und dem Weltenbaum Yggdrasil auseinandergesetzt hat.
Nicht nur thematisch, sondern auch musikalisch knüpft „Ragnarok“an seine beiden Vorgänger an. Die zehn Lieder bieten wieder jenen unverkennbaren, einzigartigen Stil, der Wardruna seit jeher ausmacht und den kein Genrebegriff richtig zu fassen vermag. Alte Instrumente, Naturgeröusche, hypnotische Rhytmen und der norwegische und altnordische Gesang von Einar „Kvitrafn“Selvik und Lindy Fay Hella verbinden sich zu einem atmosphärischen Sound, der die Hörer schnell in seinen Bann schlägt. Dabei wiederholen sich Wardruna zum Glück nie selbst, bleiben zwar immer klar wiedererkennbar, doch entwickeln sich dennoch deutlich hörbar weiter.
So fällt auf „Ragnarok“schnell der vermehrte Einsatz skandinavischer Bronzeluren auf. Diese Jahrtausende alten Instrumente erzeugen besonders im Zusammenspiel mit den Trommelrhytmen einen energiegeladenen, regelrecht kriegerischen Klang, so zum Beispiel gleich beim Opener „Tyr“. Ein durchaus passender Klang für ein Lied, welches nach einem alten nordischen Kriegsgott benannt ist.
Eine weitere interessante Entwicklung ist der Einsatz von Kinderstimmen in den beiden Liedern „Odal“und „Wunjo“. Diese Stimmen stammen von Einars Kindern und einem norwegischen Kinderchor und fügen sich ganz wunderbar in die Musik der Band ein. Besonders „Odal“ bekommt durch sie einen unheimlich positiven, regelrecht hymnischen Klang.
Auch sonst zeigt sich das Album vielseitig: Da wäre das nicht einmal zweieinhalb Minuten lange „Pertho“, in dem die Musik hinter den Text ganz in zurücktritt oder das zweiteilige Stück „MannaR“, welches sich von anfänglichen, ruhigen Naturgeräuschen zu einem fulminanten Finale hinarbeitet, welches einem in seiner Intensität eine Gänsehaut über den Körper jagen kann. „Isa“, das es allein durch die Klangkulisse schafft, dem Hörer das Gefühl zu geben, sich in einer kalten, feuchten Höhle zu befinden oder „Raido“, das wohl eingängigste Stück, das Wardruna je geschrieben haben. Und natürlich auch „Runaljod“, das letzte Lied das Albums und gleichzeitig auch das einzige, welches sich nicht mit einer einzelnen Rune beschäftigt und einen großartigen Ausklang bietet, weil es klingt wie der dramatische Soundtrack zur rauhen, mit Mythen angefüllten, nordischen Landschaft einer längst vergangenen Zeit.
Mit „Ragnarok“ ist den Ausnahmemusikern von Wardruna der perfekte Abschluss zu ihrer Runaljod-Trilogie gelungen. Das Album ist ein kleines Meisterwerk, das die Zuhörer vom ersten Hördurchgang an fesselt und den Runen des älteren Futhark ein würdiges akustisches Denkmal setzt.
Man darf gespannt sein, welchen Themen sich Wardruna nun nach „Ragnarok“, dem Abschluss ihrer großen Trilogie widmen werden. Schließlich war auch die Ragnarök in der nordischen Mythologie nicht nur ein Ende, sondern gleichzeitig auch der Anfang einer ganz neuen Welt.

Victoria E.

Krayenzeit – Tenebra

Krayenzeit – Tenebra (VÖ: 26.08.2016)

Nur etwa ein Jahr nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Auf dunklen Schwingen“ melden sich Krayenzeit nun schon mit einer neuen CD zurück. Auf „Tenebra“, wie das neue Werk heißt, setzen die sieben Stuttgarter Musiker ihren musikalischen Weg weiter fort. Folk und Mittelalter treffen hier auf härtere Klänge aus Rock und Metal und gehen dabei eine mitreißende Symbiose ein.
So düster, wie der Titel verheißt “ „Tenebra“ ist Latein für Dunkelheit – geht es auf dem neuen Machwerk dabei aber eigentlich gar nicht zu. Vielmehr erweisen sich die Klänge von Krayenzeit größtenteils als energiegeladen und tanzbar und haben oft ein klares Ohrwurm-Potenzial. So legt das Septett auch gleich nach dem hymnisch-mittelalterlich gehaltenen Intro „De Profundis“ mit einem richtigen Brett los. „Tenebra“, das Titelstück des Albums, bietet Mittelalterrock in Reinform und macht große Lust auf das, was das Album noch so zu bieten hat. Und das ist so einiges: Obwohl die Musik von Krayenzeit klar im Mittelalterrock verankert ist und damit natürlich auch der anderer Bands des Genres ähnelt, ist es den Musikern gelungen, eine eigene Handschrift zu finden und dieser stets treu zu bleiben. Auf allen dreizehn Stücken verfolgt die Band so ihre eigene, musikalische Linie. Dominant ist dabei vor allem die markante und kräftige Stimme von Sänger Markus Engel, welche die Hörer durch das Album führt und dabei so manche interessante Geschichte zu erzählen weiß. Die Instrumentierung ist ausgewogen, auch die härteren Songs erhalten durch Violine, Flöte und Rauschpfeife einen folkigen und vielseitigen Klang. „Chimaera“ beispielsweise kommt mit seinem orientalisch anmutenden, instrumentalen Intro so exotisch daher, dass sich beim Hören vor dem geistigen Auge fast wie von selbst eine fremde Wüstenlandschaft auftut. Um die ohnehin schon große Auswahl an verschiedenen verwendeten Musikinstrumenten noch weiter zu vergrößern, haben Krayenzeit sich auf „Tenebra“ mit Nik und Laui von Nachtgeschrei auch noch zwei musikalische Gäste eingeladen, die sie zusätzlich mit Dudelsack, Flöte und Drehleier unterstützen.
Ein richtig großer Pluspunkt auf „Tenebra“ sind auch die Texte. Hier erweisen sich Krayenzeit als sehr eigenständig und kreativ. Da wird sich mal aus einer ganz anderen Perspektive mit biblischen Inhalten auseinandergesetzt („2000 Jahre Einsamkeit“) oder ein Ausflug in weniger bekannte Kapitel der griechisch-römischen Mythologie unternommen („Ruf der Lamia“). Mit „In Vino Veritas“ hat aber auch ein klassisches, gutgelauntes Trinklied seinen Weg auf das neue Album gefunden. Dieses ist schon beim ersten Hördurchgang so eingängig und zum Mitsingen geeignet, dass es sicher auch das Potenzial hat, zu einem wahren Lieblingsstück auf künftigen Liveshows der Band zu avancieren. Doch auch ernstere, oft balladeske Stücke fehlen nicht auf dem neuen Album der Krähen. Da wäre zum einen das von Geigenklängen getragene „Niemandsrose“, das einen Moment zum Innehalten mitten auf dem Album bildet, aber vor allem auch das letzte Stück „Alles von mir“. Der Text dieses Liedes erzählt von einer unerfüllten Suche nach Liebe und Glück, an deren Ende nur noch reine Hoffnungslosigkeit zu stehen scheint. Ein Lied, welches die Hörer mit seiner Botschaft ziemlich nachdenklich zurücklässt. Gerade weil es inhaltlich in so auffälligem Kontrast zu den anderen Stücken des Albums steht, bildet es jedoch auch einen sehr interessanten Ausklang und regt dazu an, noch eine ganze Weile über das Gehörte nachzudenken.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass den sieben Damen und Herren von Krayenzeit mit „Tenebra“ ein sehr würdiger Nachfolger ihres Debütalbums gelungen ist. Musikalisch solide und textlich auch mal abseits längst ausgetretener Pfade, geht die Band hier ihren eigenen Weg konsequent weiter. Ein Weg, der ihnen – wenn sie ihm weiterhin treu bleiben – sicher noch viele Fans bescheren wird.
Tracklist:
1. Intro – De Profundis
2. Tenebra
3. Ruf der Lamia
4. Noli Timere Messorem
5. Narrenschiff
6. 2000 Jahre Einsamkeit
7. Ein Tänzchen (mit Strick-Jig)
8. Fegefeuer
9. Niemandsrose
10. Chimaera
11. In Vino Veritas
12. Fiat Lux
13. Alles von mir

Victoria Eckwerth