Festival Mediaval XI, 06.-09.09.2018

Vom 6. bis 9. September 2018 lud das bereits 11. Festival Mediaval wieder auf den Goldberg nach Selb ein, um dort ein Wochenende im Mittelalter zu verbringen. Neben einem einzigartigen Programm auf den großen und kleinen Bühnen gibt es auch auf dem Händler und Handwerkermarkt viel zu sehen.

Der Eröffnungstag am Donnerstag startete mit der Begrüßung durch den Veranstalter Bläcky und das gesamte Orga-Team bereits um 15 Uhr. Danach konnte man entweder über den noch überwiegend leeren Markt schländern und die vielen Stände und Lager begutachten oder direkt an der Schlossbühne bleiben und bei der ersten Band des Festivals, Winterstorm, das Haar zu Metalriffs schütteln. Erstes Highlight des Tages: Corvus Corax Fantastical „Der Fluch des Drachen“; eine Mischung aus Lesung und Konzert mit bekannten Gästen wie Katja Moslehner und Ji-In Cho, die mit ihrer Band „And Then She Came“ ebenfalls einen Auftritt auf dem Mediaval hatte.

Neu im Programm war die Latrina Band. Eigentlich sind sie die Freiwilligen, die auf dem Mediaval die Toiletten in Schuss halten. Jedoch hat sich mit den Jahren eine Band gefunden, die entweder vor den Toiletten oder diesmal sogar auf der Bühne, ihre wie sie selbst nennen „Scheißmusik“ zum Besten geben. Klobürsten wurden geschwungen und die kurzweiligen Texte ließen die Zuhörer herzhaft Lachen.

An Abend gaben dann Elfenthal ihr 10-jähriges Jubiläumskonzert und auch einziges Konzert 2018 auf der Burgbühne. Sichtlich glücklich nach 2017 wieder auf dem Festival Mediaval spielen zu können, gab Maite alles und war zwischenzeitlich mehr außer Atem als ihre drei Tänzer/innen.
Wer zu später Stunde noch auf dem Festivalgelände unterwegs war, der konnte sich entweder an eine der Tavernen setzen, in der Goldbergbucht auf dem Floss feiern oder beim Headliner des Donnerstags, Subway to Sally mitsingen.

Da der Freitag musikalisch erst um 14:30 Uhr begann, konnte die Stunde vorher gut genutzt werden, um mal im Literaturzelt vorbeizuschauen. Dort gaben sich die Autoren das ganze Wochenende die Klinke in die Hand und lasen aus ihren neuesten Erscheinungen u.a. Bernhard Hennen und Tommy Krappweis. Auch die Goldbergbucht erwachte zum Leben und so konnten dort Kahira und die Hexe Ariana angesehen werden. Wer lieber kleine Bühnen mag, der konnte dort auch, in kleinem aber feinem Rahmen, sitzend die Konzerte von Triskilian und Dandelion Wine genießen.

Auf dem restlichen Gelände erwachten die Kleinkünstler: Zirkus Meer zeigte eindrucksvolle Akrobatik und baute aus Kästen eine Brücke, Vir Street Theatre zeigte eine Geschichte rund um Untote und natürlich die große Liebe und auf der Theaterbühne brachten Pampatut die Leute zum Lachen (und manchmal musizierten sie auch).
Als Berlinski Beat am frühen Abend auf die Bühne kamen, stand kein Fuß mehr still. Mit viel berliner Schnauze im Stil der 20er Jahre und Balkan Beats hält es niemanden mehr auf den Bänken und so schlängelte sich bald eine lange Polonäse durch das Publikum.

Als dann das mit Spannung erwartete einzige Konzert Omnias in Deutschland starten sollte, öffnete der Himmel seine Pforten. Der Regen war so stark, dass der Beginn des Konzertes nach hinten verschoben wurde, weil es dem Publikum nicht zuzumuten war bei diesem Wetter vor der Bühne stehen zu bleiben. Einige Fans gaben aber trotzdem ihren hart umkämpften Platz nicht auf, während andere sogar unter der Bühne Schutz suchten. Als dann das Omnia-Collective auf die Bühne kam, war das schlechte Wetter vergessen. Mit Gastmusikern aus diversen Bands wie Heilung/Euzen, SeeD, Shireen und Irfan haben Steve und Jenny ein ganz neues Konzept auf die Bühne gebracht. Alte Omnia-Lieder, Schamanismus und vor allem Steve als gehörnte Kreatur standen im Vordergrund und wurden von den Fans gefeiert.

Da das Konzert von Omnia erst später begann überschnitt sich der Auftritt mit dem von Qntal auf der Burgbühne, sodass die Besucher nach und nach auch den Weg wieder nach unten fanden. Feinste elektronische Mittelaltermusik gab es dort auf die Ohren und auch Beatrice Baumann hatte gegen Ende noch einen Gastauftritt.

Headliner am Freitag waren Faun, die den ganzen Platz vor der Schlossbühne füllten und ihren Mix aus alten und neuen Liedern spielten, das Publikum zum Brunftruf animierten und gegen Ende bei „Feuer“ sogar eine Feuershow zündeten.
Um Mitternacht begann das letzte Konzert des Freitags. Auch wenn eigentlich alle nach dem anstrengenden Tag ins Bett wollten, konnte doch niemand Euzen verpassen, die in diesem Jahr nur sehr wenige Konzerte gegeben haben. Die Zuschauer wurden belohnt mit einem großartigen Konzert und außergewöhnlichen Lichtshow und waren froh, doch noch geblieben zu sein.

Der Samstag konnte wieder ganz entspannt begonnen werden. Bei bestem Wetter im Sonnenschein schlendert es sich bestens über den Markt, lauscht der Musik von PurPur oder hört Astrid Rauner bei der Vorstellung der „Wodan-Saga“ zu. Der Drache Fangdorn war auch noch etwas schläfrig, doch der „besonders gutaussehende“ Faun und die Elfen schafften es ihn zu wecken und das Versteckt des Elfenschatzes zu erfahren. Bei Pampatut, diesmal auf der großen Bühne, wurde wieder herzhaft gelacht und, diesmal zu viert auf der Bühne, auch erstaunlich viel Musik gemacht. Neben Ballycotton, Horch und Poeta Magica gab es auch an diesem Tag viel Kleinkunst auf den vielen Bühnen zu sehen. Auf dem Markt zeigte der Eisenhans, dass er mit bloßen Händen ein Hufeisen verbiegen und zehn Kinder schweben lassen kann. Auf der Theaterbühne verzauberte Beatrice Baumann mit ihrer Kontaktjonglage die Zuschauer und immer wieder war sie als Stelzenläuferin auf dem Markt unterwegs.

Besten Irish Folk gab es am Nachmittag von Cara, die ihr 15-jähriges Bestehen auf dem Festival Mediaval feierten. In der prallen Sonne, aber trotzdem bestens gelaunt und voller Spielfreude gaben sie ein tolles Konzert. Am Abend sollte es noch eine „kleine“ Fortsetzung geben, denn Gudrun Walther und Jürgen Treitz von Cara gaben im Literaturzelt mit Geige, Akkordeon und Gitarre ein ruhiges Konzert zum Abschalten und Nachdenken.

Ob man am Samstag von nur einem Headliner sprechen kann, wage ich zu bezweifeln. Ab 18:30 Uhr reihte sich ein Highlight an das nächste. Zuerst spielten Schandmaul ihr Akustik-Set aus älteren und neuen Liedern. Auf der Bühne hatten sie eine Bar aufgebaut und sichten sich gleich zu Beginn des Konzertes vier Zuschauer, die das ganze Konzert an der Bar auf der Bühne bei einem Getränk erleben durften.
Im Anschluss direkt Versengold, die definitiv die größere Bühne verdient hätten. Und auch das Publikum hätte etwas mehr Platz gehabt, denn gefühlt waren alle gekommen, um sich Versengold anzusehen. Und keiner wurde enttäuscht, denn wenn die Band Spaß hat, dann hat auch das Publikum Lust zu feiern; spätestens als die Weltkugel über das Publikum flog und der Bassist einen Moonwalk hinlegte.

Das Festival Mediaval hatte in diesem Jahr keine Mühen gescheut und top Künstler engagiert. So auch die Größen Alan Stivell und Carlos Núnez, die sich die Spielzeit teilten und ein „Celtic-Power-Concert spielten“. Alan Stivell, Meister der keltischen Harfe und Carlos Núnez, Meister der Gaita, lockten neben dem Publikum auch Mitmusiker an, die genauso glücklich waren ihre Idole live zu sehen. Für sie selbst sicher der Höhepunkt als sie zu ihnen auf die Bühne durften.
In der Goldbergbucht war zur gleichen Zeit ebenfalls die Hölle los. Die Niederländer „Pyrates“ feierten in der vollen Bucht eine wilde Party und genossen Cocktails aus der Kokosnuss. Beim nächsten Mal hätten sie eine größere Bühne definitiv verdient.

Sonntag. Warum startet der vierte und letzte Festivaltag immer so früh? Alle waren sich einig, dass eine Stunde später auch gut gewesen wäre, doch trotzdem waren pünktlich zum Start von Triakel die Fans an der Burgbühne versammelt. Den ruhigen schwedischen und manchmal sehr düsteren Geschichten, die Triakel am frühen Sonntagmorgen auf die Bühne brachten, kann man bestens im Sitzen oder beim ersten Kaffee genießen.

Oben gaben die Griechen von Daemonia Nymphe ihr Bestes. Die maskierten Sängerinnen ließen elfengleichen Gesang ertönen, während um sie herum die Tänzerinnen ausdrucksstark mit Tüchern, Feuerfächern oder Seilen über die Bühne wirbelten. Definitiv ein interessantes Konzert, das allerdings am Abend noch besser gewirkt hätte.

Dandelion Wine betraten am Sonntag bereits zum dritten Mal die Bühnen des Festival Mediaval und waren auch diesmal voller Spielfreude dabei. Sängerin Naomi, die seit dem Mediaval 2013 immer noch die blaue Haarfarbe trägt, für die das Publikum abgestimmt hatte, bedankte sich bei Markus van Langen. Dieser hatte der Band fast die gesamten Instrumente geliehen, da die eigenen kurz vorher geraubt wurden. Angemerkt hat man es ihnen nicht, dass die Instrumente nicht die Vertrauten waren.

Wenn das Festival Mediaval eins schafft, dann ist es besondere Musiker und Künstler zu gewinnen. Zum zweiten Mal hat das FM-Team es geschafft die schwedische Band Garmarna für das einzige Konzert in Deutschland 2018 zu holen. Spielten sie beim letzten Auftritt noch alte Lieder, so gab es diesmal einen Mix aus dem neuesten Album „6“ und alten Klassikern. Highlight des Konzerts: Sängerin Emma lässt beim Lied „Herr Mannelig“ das Publikum alleine die letzte Strophe singen, als sie merkt, dass alle Textsicher sind. Sichtlich ergriffen verabschieden sich Garmarna danach, um 2019 hoffentlich mit einem neuen Album wieder auf Tour zu gehen.

Irish Folk in ihrer besten Form gab es danach auf der Burgbühne bei Fiddlers Green inklusive Circle Pit und Wall of Folk. Direkt nebenan gab es die Fortsetzung der Schlacht um die Goldbergbucht. In dieser kämpften die Wikinger gegen untote Schotten und Orks um ein Artefakt, das stark nach zwei Kokosnüssen aussah. Mächtige Kanonenschüsse und ein Katapult kämpften gegen das Fußvolk, doch am Ende gingen die Wikinger als Sieger hervor.

Als Ausklang des 11. Festival Mediaval gaben Schandmaul ihr zweites, diesmal rockiges Konzert. Ein letztes Mal füllte sich der Platz vor der Schlossbühne, bevor alle mit einem weinenden und einem lachenden Auge den Heimweg antraten. Das Lineup führ 2019 steht in Teilen bereits und verspricht nur neue Programmpunkte. Wir sind gespannt was das Team des Festival Mediaval beim nächsten Mal aus dem Hut zaubert und freuen uns bereits auf ein Wiedersehen!

https://www.festival-mediaval.com/

Tanzt! 2014

Als echte Erfolgsstory erweist sich das Tanzt! Festival seit seiner ersten Ausgabe im Jahre 2007 in Rosenheim. Jahr für Jahr kommen mehr Besucher und in diesem Jahr gab es mit über 1100 Gästen im Backstage einen neuen Besucherrekord. Ganz überraschend ist das aber nicht, denn neben einem klasse Line -Up zu einem sensationell fairen Eintrittspreis hat sich wohl längst herumgesprochen, dass Michael Sackermann und seine Helfer mit dem Festival sich auch etwas abheben wollen, von den anderen drum herum. Man will auch einmal nicht so bekannten Bands eine Plattform bieten, Beispiele dafür im diesjährigen Line Up sind die Italiener Furor Gallico und Dalriada mit der Fajkusz Band aus Ungarn, die man allerdings beide auch schon einmal bewundern konnte. Und so können die Zuschauer sich wirklich darauf verlassen, dass es etwas zu entdecken gibt und das Festival ein wahrlich breites musikalisches Spektrum bietet, auch wenn wie jedes Jahr die Liebe zum Metal sich schon im Line Up wiederfindet. Untrennbar ist die Geschichte des Tanzt! auch mit der Band Vroudenspil verbunden, Namensgeber, seit der ersten Ausgabe dabei und immer ein Headliner in ihrem Wohnzimmer. Und so darf man sich schon heute sicher sein, dass das wohl beste Vroudenspil Konzert des Jahres 2015 wieder beim Tanzt! stattfinden wird. Und wenn sich all das was Michael Sackermann so für die Zukunft geplant hat auch realisieren lässt, dürfen sich die Besucher auch in den nächsten Jahren noch auf Besonderes freuen und wie 2014 auch im Jahre 2015 auf ein Festival, das in jedem Festivalplan stehen muss.

Narrator

Nun aber zum Tanzt! 2014 und zu Narrator aus Schweinfurt, die zuletzt beim Festival Mediaval 2014 im Rahmen des Wettbewerbs um den goldenen Zwerg zu hören waren. Und so gut wie sie in Selb angekommen sind, so positiv war auch der Eindruck beim Tanzt! So erzählen sie auf der Bühne von Kreaturen und Kriegern, wie auch der Titel ihrer ersten CD lautet. Nicht ohne dem benachbarten oberfränkischen Bamberg mit der launigen Bemerkung „Schrein des Grauens“ einen Song zu widmen.
Als Folk Metal Band geht es natürlich gleich zum Anfang auf der Bühne kräftig ab, da man aber auch nie Melodie und Harmonie in den Songs außer Acht lässt macht der Heavy Metal Mix mit Flöte und Dudelsack wirklich Spaß, auch wenn definitiv der Metal über den Folk siegt. Und so dürften sich besonders die Sabaton-T-Shirtträger im Publikum über die Auftaktband gefreut haben, die neben dem bereits erwähnten mit Songs wie Luna, Dein Reich, Frei wie die Friesen, den wohl stärksten Song For the Golden Throne, Stunde der Wölfe und einer Kurzversion von Blutgericht sicher viele neue Fans dazugewonnen hat. Sicher auch weil man die Lieder nicht einfach runter spielt sondern gerade Sänger Julian die Interaktion mit dem Publikum beherrscht. Ein sehr gelungener und vielversprechender Auftakt des Festivals.

Furor Gallico

Bereits beim ersten Auftritt von Furor Gallico 2012 beim Tanzt! haben die mit blauen Strichen im Gesicht geschminkten Musiker aus dem italienischen Mailand beim Publikum einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Der hat sich nach dem Auftritt 2014 nicht nur noch mehr verstärkt, auch bei jenen die die Italiener erstmals gesehen haben, wird man neue Fans gewonnen haben. Das sind aber sicher alles Fans eines härteren Musikstils, denn ganz nach der Devise „Nur die harten kommen in den Garten“ lassen es die Italiener ganz schön krachen. Bei ihrem Celtic Folk Metal wird der Folk ziemlich klein und der Metal ziemlich groß geschrieben. Vielleicht ist dies auch ein Grund warum man die kleine Harfinistin der Band Elisabetta Rossi ziemlich abseits im Dunkeln der Bühne plaziert hat (man könnte auch sagen deplaziert), denn romantische Harfenklänge sind nicht zu hören. Dafür aber umso mehr Sänger Davide Cicalese, der sich wahrlich die Stimme aus dem Hals singt/brüllt. Man muss echt Angst haben, dass er nach dem energiegeladenen Auftritt danach überhaupt noch Pieps sagen kann. Immerhin kommt er mit seinen Gegrowle, Gebrüll und Geschrei den Kriegsschreien der Kelten wohl schon recht nah. Und so kann sich auch jemand, der damit recht wenig anfangen kann zumindest am wilden Treiben auf der Bühne zu Songs wie den Opener Cathubodva, The Gods have Returned oder to the End erfreuen. Oder als echte Herausforderung versuchen, die Texte zu verstehen, wobei hier neben Englischkenntnissen auch Italienisch hilft, denn wie z.B im Song La Caccia Morta gibt es auch Muttersprachliches in der 9 Song umfassenden Seltlist zu hören. Und wer wegen des ohrenbetäubenden Lärms ganz wie die Musiker im Gesicht blau anlief hatte genau jetzt Gelegenheit sich etwas zum Essen oder trinken zu holen oder zu einer Raucherpause ins Freie zu flüchten, was aber die wenigsten wirklich taten.

Mr. Hurley und die Pulveraffen

Richtig stark sein mussten beim nächsten Act des Tages die Metal-Fans im Publikum. Mr. Hurley und die Pulveraffen sind das schönste Kontrastprogramm zu Furor Gallico, was man sich als Konzertbesucher wünschen kann. Erholung für die zuvor durch die Lautstärke geschundenen Ohren, man könnte auch sagen E-Automotor folgt auf Formel 1 Motor. Denn bei den Pulveraffen wird die akustische Musik groß geschrieben. Da gibt’s keine E-Gitarren, kein Geschrei und Gegrowle. Dafür gibt’s ne fette Mitmach-Piratenparty und die Publikumsmeute wird ruck zuck als Piratenmannschaft rekrutiert und zum Mitmachen aktiviert. Mitsingen ist Pflicht (ob schön oder nicht ist egal), Arschwackeln erwünscht und Brustschütteln erfreulich, nicht nur für die Band sondern auch die Männer im Publikum, die gerade bei letzteren einen echten Nachteil hatten. Leider hatte man diesmal Deutschland Achterdeck Vorturnerin Nummer 1 Mrs. Ivy Cox in der Kajüte in Osnabrück lassen müssen (vergessen?) und so waren die 3 Brüder Mr. Hurley, Buckteeth Bannock und der einäugige Morgan ganz auf sich allein gestellt. Dachte man, aber schon beim Auftakt Geißel der See konnte man sich auf die Landratten im Backstage verlassen. Spätestens bei „komm zur Marine“ kochte die Stimmung so richtig hoch, beim Plankentanz war alles voll dabei und bei Ach Ja?! flogen zwischen Band und Publikumsmeute die verbalen Fetzen. Und als man sehr zur Freude des Publikums den Schrumpfkopf besungen und das Kultlied der Band Blau wie das Meer anstimmte wurde auch dem letzten klar, dass man auch als E-Auto sich selbst vor einem Formel 1 Motor nicht verstecken muss. Welch ein Auftritt, welch eine Stimmung, welch coole Band, diese 3 Meeres-Daltons aus Osnabrück. Schwer vorstellbar, dass man es mal nicht schafft, die Menge mitzureisen, aber auch dies ist ihnen tatsächlich schon einmal passiert, bei einem Auftritt vor Heino, dessen Publikum konnte im Gegensatz zum Tanzt! Publikum den Treiben auf der Bühne wenig abgewinnen und hatten auch keine Lust sich von Luv nach Lee zu bewegen. München dafür umso mehr, egal ob in Nordbayern beim Festival Mediaval, in der Mitte Bayerns beim Feuertanz oder jetzt im Süden beim Tanzt!, die Bayern lieben ihre Pulveraffen und das völlig zurecht.

Nachtgeschrei

Mit Nachtgeschrei folgte gleich das nächste Highlight des Tages. Die Frankfurter Band ist immer einen Besuch wert und hat mit neuem Sänger Martin Le Mar, der aber auch schon seit 2 Jahren dabei ist eher noch gewonnen. Man ist jedesmal aufs neue fasziniert von seiner Leidenschaft und stimmlichen Urgewalt und auch die Rampensau zu geben schafft er problemlos.

Er hat auf der Bühne alle Zügel in der Hand und kann sich auf seine großartigen Mitmusiker voll verlassen. Und so ist auch dieser Auftritt mit den ersten 5 Songs Sirene, An mein Ende, Geister, Der Ruf und Niob schon sehr überzeugend. Mit Na Sdorowje und Meister setzte man dann noch eins drauf. Und still war das Publikum auch bei Windstill, dem letzten Song des Sets keineswegs. Ganz im Gegenteil, Nachtgeschrei hatten auch in Bayern ein Heimspiel, die Folkmetal- Mittelalterrockmischung machte auch dem Tanzt! Publikum mächtig Spaß und die Band ist für jedes Festival Line Up ein Gewinn. Leider muss man Ende des Jahres Drehleier und Quetschenmann Joe ziehen lassen, den es ans Ende der Welt zieht und der sowohl musikalisch, wie auch mit seiner Bühnenpräsenz eine Lücke hinterlassen wird, vom Menschlichen ganz zu schweigen, was letztlich nur die Band beurteilen kann. Und so hatte das Tanzt! Publikum eines seiner letzten Auftritte miterleben dürfen, aber man kann absolut sicher sein, dass auch daran die Band nicht zerbricht, sondern 2015 mit neuen Plänen, neuer CD und einem neuen Musiker/in genauso beeindruckend ihr Publikum fesseln kann, wie beim Tanzt! In diesem Jahr.
Einen Vorgeschmack gab schon einmal der neue Song „Das Nichts“, der großartig ankam und mächtig Lust auf die neue CD machte.

Dalriada und Fajkusz

Dalriada kennt man als Tanzt! Besucher vom letzten Jahr. Die Ungarn haben sich diesmal Verstärkung mitgebracht, die Landsleute der Fajkusz Band die mit ihren Streichinstrumenten gegen die Macht von Schlagzeug und Gitarre aber auf ziemlich verlorenen Posten standen. Wer also gedacht hat, dass es in diesem Jahr deutlich folkiger und entspannter zugehen würde, der sah sich schnell eines besseren belehrt. So sieht also die ungarische Version einer Synthese von ungarischem Folk mit Metal aus, die in Ungarn Dalriada zu guten Chartplazierungen und fast Superstarstatus gebracht hat. Sicher auch weil sie live richtig Gas geben und mit der weiblichen Stimme Laura Binder ein Energiebündel am Start haben, das mit ihren fliegenden Haaren und viel Action es perfekt versteht das Publikum mitzunehmen. Und das ist in München mit den rein ungarisch gesungenen Songs nicht ganz so einfach. Doch mit Unterstützung von Sänger Andras Ficzek klappt das ganz gut, wobei man auch die deutschen Ansagen hier sehr positiv herausstellen muss. Eigentlich schade, dass sich die Band 2013 nicht für den Eurovision Song Contest im ungarischen Vorentscheid durchsetzen konnte, die metaltypisch lauten Ungarn hätten der etwas spießigen Veranstaltung sicher richtig gut getan.
Und das sicher bei einem weit besseren Bühnenlicht, als ihnen der Backstage Lichtmann an diesem Abend gönnte. Und so litt der Auftritt der Ungarn sowohl daran, wie auch, dass die Mischung zwischen Dalriada und Fajkusz einfach nicht so recht zünden wollte und der Auftritt deutlich weniger überzeugend, als 2013 ausfiel.

Vroudenspil

Für die Vroudenspil-Fans unter den Tanzt! Besuchern war das Vroudenspil Konzert der klare Höhepunkt des Tages, kein Wunder sind die Tanzt!-Hausband und ihr Freibeuter-Folk auch die perfekte Stimmungsmugge um jede mehr oder weniger feuchtfröhlichen Party musikalisch zu bereichern und jedem noch so tanzfaulen Gesellen den Stock aus dem Po zu ziehen. Ein Spruch dem man ja gerne Musikern die in der Klassik verwurzelt sind, nachsagt. Und mit Zora hat man genau so ein mysteriöses Wesen dazubekommen, das sich inzwischen neben der E-Musik auch mal in der U-Musik versucht. Und die jegliches Stock-Vorurteil Lügen straft. Sie ist ein echter Gewinn für die Meute und das nicht nur musikalisch. Auch als Hingucker für die Männerwelt ist sowohl die linke, wie auch rechte Seite der Bühne wieder bestens besetzt und dazwischen dürfen sich dann die Jungs austoben. Es wird wirklich Zeit, dass man auf der Bandeigenen Homepage endlich auch Zora als vollwertiges Mitglied vorstellt, vorausgesetzt man findet endlich das Rumfass, in das sich der Webmaster verkrochen hat, wieder. Und nachdem zumindest optisch auch die diversen körperlichen und sonstigen Schäden einiger Bandmitglieder, wie z.B. eine am Stock (neumodisch Krücke genannt) gehende Phyra scheinbar der Vergangenheit angehören, waren die Bedingungen bestens um vor den versammelten ehemaligen Musikerkollegen, Fans, Freunden und Familienangehörigen eine Party zu feiern die sich gewaschen hat. Und das Tanzt! Publikum ließ sich gerne kapern, feierte stimmgewaltig und sang und gröhlte sich durchs Programm, das mit Songs wie Tanzt! auch genug Gelegenheiten dazu bot.

Dahoam ist Dahoam und analog der seit 2007 ausgestrahlten gleichnamigen Erfolgsserie des Bayererischen Rundfunks wird es nach solch furiosen Auftritten wie diesem auch in der Zukunft jeder Headliner nach Vroudenspil schwer haben und die Münchner im Line Up des Tanzt! auch die nächsten 100 Jahre einen Platz haben müssen. Chapeu.

Letzte Instanz

Kein leichtes Unterfangen war es nach einem ganzen Tag warten im Backstage um 23.00 nach einem furiosem Vroudenspil-Auftritt die Menge erneut mitzunehmen. Schwer fiel das Holly und Co trotzdem nicht. Auch wenn die Brachial Romantik der Band weit von der Feier-, Trink- und Partymugge weg ist, die sich der eine oder andere Besucher als Headliner gewünscht hätte. Das Leben besteht einfach nicht nur aus Party und so war es wirklich wohltuend, dass man auch einmal verbal nachdenklichere Töne anschlug. Beeindruckend war auch, mit welcher Leidenschaft die Bandmitglieder zu Werke gingen und wirklich alles gaben, wie Holly am Ende auch betonte. Eine Leidenschaft, die auch hätte ganz dumm ausgehen können, als der Sänger auf dem Gitter stehend aus dem Gleichgewicht kam und ein aufmerksamer Security beim Absturz glücklicherweise schlimmeres verhinderte. Was Holly aber nicht daran hinderte gleich wieder das wackelige Gitter hochzuklettern und weiter zu singen.
Besonders bemerkenswert neben der Leidenschaft der Band war auch das Bühnenlicht. Und so rieben sich nach fast 6 Stunden nicht wenige die Augen, wieso dem Backstage auf einmal ein Licht aufgegangen ist. Das war allerdings der alleinige Verdienst eines Bandeigenen motivierten Lichtmannes, der seinem Kollegen und dem Publikum eindrucksvoll vorführte, wie eine gute Lichtshow ausschauen kann und dass dadurch das Live-Musikerlebnis noch viel schöner wird. Es macht einfach auch Spaß einmal die Musiker, sowie Mimik und Gestik zu sehen und dies nicht nur in Reihe eins, was z.B, beim Auftritt der Pulveraffen selbst da kaum möglich war. Trotzdem bleibt festzustellen, dass das Licht des Bachstage- Lichtmannes geringfügig besser als 2013 war, was aber nicht zwangsläufig als Lob für diesen verstanden werden soll.
Dererlei Probleme sind der Letzten Instanz fremd, sie werden immer bestens in Szene gesetzt und so ist nicht nur musikalisch sondern auch optisch jeder der Bandmitglieder ein essentieller Bestandteil einer Show, die dem Publikum und der Band sichtlich Spaß machte und einen würdigen Abschluss eines tollen Festivaltages darstellte. Und so kann man sich schon jetzt auf 2015 freuen, dann vermutlich in einer neuen Location und vielleicht auch mit besererer Bühnenbeleuchtung, auf die die Veranstalter des Tanzt! ja leider keinen Einfluss haben. Umso mehr auf die Gestaltung des Lineup, und das wird auch 2015 sicher hochkarätig sein und schon jetzt den Kauf der Early Bird Tickets zum Schnäppchenpreis rechtfertigen.

Bernd Sonntag

Festival Mediaval VII

Der Freitag

Es wäre wirklich vermessen gewesen nach 6 Ausgaben Festival Mediaval bei zum Teil strahlendem Sonnenschein zu hoffen, dass ausgerechnet beim Irish Schottisch Special die Sonne nur so lacht. Etwas schöner hätte es aber schon sein können, der einzigartigen Stimmung und dem Spaß der Konzertbesucher die gerade am Freitag schon ziemlich geduscht wurden, tat das aber keinen Abbruch. Trotzdem schade für die Veranstalter, die ganzen Marktstände und die Helfer, die sich soviel Mühe machten einmal mehr ein einzigartiges Festival zu bieten und das geht nur mit entsprechend vielen Besuchern. Und obwohl man 30 % mehr Karten im Vorverkauf abgesetzt hat, fehlten diesmal einfach die Tagesbesucher, die man Dank, Sauwetter, nicht vorm Ofen vorlocken konnte. Sonst wäre das Festival das mit Abstand Besucherstärkste und die Piratenfloss-Attraktion im frei zugänglichen Außenbereich sicher auch für viele Selber einen Besuch wert gewesen. So war aber auch das Boot mehr oder weniger in Festivalbesucherhand, die sich nicht nur aber Konzerte von den Pyrates und Attila und Friends freuen konnten, sondern sich auch am, Rum für die Welt, wie es so schön im Vroudenspil Kultsong heißt erfreuen konnten. Dass dann als das Festival offiziell beendet wurde die Pyrates ganz spontan ein weiteres Konzert auf dem Floß abhielten und noch derbe weitergefeiert wurde für alle die noch nicht gehen wollten, ist ein dickes Kompliment an den Veranstalter, der nicht nur viele Besucher mit seinen Ideen und der musikalischen Qualität immer wieder verzückt, sondern auch viele Musiker zu echten Fans des Festivals werden lässt. Und so kann man auch immer wieder das eine oder andere bekannte Gesicht entdecken, obwohl nicht im Line-Up des Festivals eingebunden. So wie die großartige Wadokyo Trommlerin Barbara Busch, die Sängerin der Steampunk Band Drachenflug Dr. Wiba Wer, Nico Niederlich von Ignis Fatuu, die im nächsten Jahr dabei sein werden und Neil Mitra von Faun, um nur mal 4 zu nennen, nicht zu vergessen Oli und Rudel, die obwohl nicht mehr Teil der Orga es sich auch nicht nehmen liesen mal wieder vorbeizuschauen. Langsam sollte sich nun wirklich herumgesprochen haben, wie wunderschön das Festival Mediaval jedes Jahr ist, wie großartig und einmalig das Publikum, das egal ob in Deutschland nicht so bekannte Bands wie Woodland oder Firkin genauso entzückte wie die großen der Branche Subway to Sally.
Und das dickste Kompliment machte den Festivalbesuchern beim Abschlusskonzert The Dublin Legends, die sich in diesem Jahr eigentlich endgültig von deutschen Bühnen verabschieden wollten und sich während des Konzertes zu der Bemerkung, dass sie sich über ein Wiedersehen 2015 in Selb freuen würden, hinreissen ließen. Und zuvor haben die Legenden des Irish Folk , wie viele andere Musiker auch, das Festival Gelände erkundet um im Pech Stand mal schnell eine kleine Whiskey Verkostung durchzuführen, oder im Backstage mit Omnia etwas zu jammen. Aber dazu später noch mehr.

Und auch wenn das Wetter nicht so ganz mitfeiern wollte und am Sonntag echtes Wacken Feeling aufkam mit Schlamm wohin man schaut, so haben die bis zu 80 Helfer sensationelles geleistet. Dafür nicht nur ein dickes Kompliment sondern sicher auch im Namen der unzähligen Künstler die an diesem Wochenende mitgewirkt haben ein großer Dank. Einzig Drache Fangdorn, der letzte lebende Drache war etwas verschissen (tschuldigung), da er etwas Anschubhilfe brauchte um sich bewegen zu können. Somit ist auch Dank des 7. Festivals Mediaval das letzte Rätsel der Tierwelt geklärt warum Drachen Feuer spucken. Nämlich um den Boden vor sich zu trocknen, denn Schlamm mögen sie überhaupt nicht.
Genug der Vorrede, lassen wir uns eine Bilanz der 3 tollen Tage ziehen

Die Rabenbrüder

Auftaktband nach der Begrüßung durch den gewandeten neuen OB Pötsch waren die Rabenbrüder Ralf der Rabe, Ekkehard der Barde und Jacques le Loup, denen es zwar nicht gelang den Regen zu vertreiben, aber dennoch die Menschen vor der Bühne zum Tanzen und Mitsingen anzuregen. Und das mit ihrer modernen Folk und Rockelementen gewürzten mittelalterlichen Spielmannskunst. Und so geht es in ihren größtenteils selbstgeschriebenen Songs um mehr als Weiber, Wein und Hunde.
Lebenslust aber auch Frust sind immer ein Thema und so hat man mit, Geteert und Gefedert, auch einen selbstgeschriebenen Song im Programm der Kultcharakter hat und , die da Oben, jeden Tag beim Aufstehen und Einschlafen anhören sollten:

Wie geht`s dem Lande doch so schlecht, man spricht von leeren Kassen,
Du sollst den Gürtel enger schnallen, und die da Oben prassen,
gehst du zum Einkauf auf den Markt , was ist das Leben teuer
Hoch lebe unsre Obrigkeit, brumt auf uns noch ne Steuer
Die gehörn geteert und gefedert, gestreckt und gerädert ,.

Aber es kriegt in dem Lied nicht nur die Politik ihr Fett weg, sondern das ganze schnöde Geld, dass den Menschen verdarb.
Gesellschaftskritik einmal anders, gut verpackt , genial und doch so wahr.
Sie können aber auch wesentlich lustiger daherkommen wie in Met macht blet mit freundlichen Grüßen an Nase-Weis. Eine Band die etwas zu sagen hat und ein gelungener Auftakt des Festivals während Beatrice zeitgleich erstmals die Besucher auf der Theaterbühne verzauberte und Basseltan für viel Lacher sorgten.

Triskilian

Das ist aber so beim Festival Mediaval, man kann halt nicht überall gleichzeitig sein, so wie auch bei Kelvin Kalvus und PurPur während das Auftaktkonzert der Burgbühne mit Triskilian mit einer strahlenden Jule Bauer und als Verstärkung Knud Seckel ablief. Die Musik von Triskilian ist mit Mittelalterlicher Weltmusik schon sehr gut beschrieben, da man sich neben historischem auch von orientalischer und eurasischer Musik inspirieren lässt und sich neuerdings auch nicht scheut mit elektronischer Musik zu experimentieren. Man kann wirklich gespannt sein, wo die Reise der Band noch hinfährt. Da ist sicher noch einiges zu erwarten in der Zukunft. Aber schon jetzt kam die Musik, egal ob instrumental und gesungen sehr gut an.

Versengold

Eines der absoluten Highlights eines jeden Festivals, so auch in Selb, ist die ,Mittelalter Partyband, Versengold. Völlig egal, dass der Regen wieder stärker wurde, bei Versengold vergisst man alles um sich herum und ruhig stehen geht eh nicht. Und schon nach wenigen
Takten geht die Schlossbühnen-Mediaval-Party ab. Versengold, das Festival Mediaval und das Publikum, das passt einfach und gehört zusammen und so wurde es sicher auch für die Jungs aus dem Norden, die ausgerechnet in diesem Jahr bei ihren Auftritten im Süden immer ziemlich schlechtes Wetter hatten, eines der Highlights des diesjährigen Konzertkalenders. Es hat auch schon eine ganz besondere Qualität, wenn der ganze Platz vor der Bühne ganze Textzeilen allein singt, während die Musiker strahlend auf der Bühne das Treiben beobachten. Und so waren die Jungs auch ziemlich traurig, dass sie relativ schnell 460 Kilometer weiter zum MPS mussten. übrigens, wer mal sehen will, wieviel Spaß das Publikum beim Auftritt von Versengold hatte, dem sei Folge 11 des Tourtagebuchs der Band auf ihrer Homepage empfohlen. Da kann man dann auch erfahren, dass Pinto einen wirklich gesunden Schlaf hat und wie Selbs Wahrzeichen, die Porzellankaffeekanne auf dem Kreisverkehr aus dem Bandbus bei Regen ausschaut. Klasse Auftritt, große Show, hoffentlich bald wieder.

Rapalje

Die Irish-Folk Band aus den Niederlanden passt mit ihren Traditionals aus Irland, Schottland, England und den Niederlanden und eigenen Songs genial zum Festival Mediaval. Und Was wollen wir trinken 7 Tage lang klingt mit Wat zullen we drinken zeven dagen lang ja auch in Holländisch richtig schön. Die in Kilts gekleideten Musiker machen mächtig was her und wenn Bandmitglied William die Stimme erhebt, dann hat das echt Gänsehautfeeling. Kein Wunder, dass sich der Platz auf der Burgbühne nach dem furiosen Versengoldauftritt schnell fällte und immer mehr Leute von der schönen Musik angezogen wurden. Nach der rauschenden Party zuvor ging es nun etwas ruhiger zu, aber deshalb nicht weniger schön.

Saor Patrol

Nach dem letzten Konzert des Tages auf der Burgbühne hörte man schon von weiten die mächtigen Drums von Saor Patrol die die Menschen auf die Schlossbühne lockten. Die Band, die erstmals beim Festival Mediaval dabei war, konnte mit ihrem furiosen Auftritt viele neue Fans gewinnen. Vor allem auch Dank der Drums, die zwar nicht ganz die Qualität von Wadokyo haben, aber ebenfalls wirklich ein gewaltiges Spektakel veranstalten und unverzichtbarer und wichtigster Bestandteil der Instrumentalmusik von Saor Patrol sind. Die Schotten aus Kincardine spielen ihre fast ausnahmslos eigenen Stöcke neben den Trommeln noch mit Great Highland Bagpipe und E-Gitarre. Alle Bandmitglieder gehören zum Clanranald Trust for Schottland, einer gemeinnützigen Organisation. Und so sind die Schotten ähnlich wie die Blues Brothers, die im Namen des Herrn unterwegs waren im Auftrag Schottlands unterwegs mit dem Ziel die Schottische Kultur zu erhalten und zu verbreiten. Dies versucht man auch mit dem Nachbau eines mittelalterlichen schottischen Dorfes, dass die Band finanziell kräftig unterstützt. Bemerkenswert übrigens, dass Charlie Allan das Dudelsackspielen autodidaktisch erlernt hat, er ist ein großartiger Dudelsackspieler geworden. Da Schotten ja auch extrem gastfreundlich sind, sogar zu Niederländern (hehe) durfte Rob van Barschot, im Hauptberuf Omnia Trommler während des Konzerts auch mal ran und hatte mächtig Spaß am Trommeln mit Saor Patrol, die beeindruckend zeigten, dass nicht immer gesungen werden muss, um für Stimmung und gute Laune zu sorgen.

Adam Hurst

Als regelmäßiger Festival Mediaval Besucher, weiß man, dass die Theaterbühne zwar Theaterbühne heißt, ein Name, der für das was geboten wird aber eher schlecht gewählt ist. Entertainbühne wäre zutreffender, denn Theater ist nur ein kleiner Teil des vielfäligen Angebots an den 3 Tagen. Und schwerpunktmäßig wird musiziert. So auch von Adam Hurst aus Amerika, der als Special Guest schon fast mehr durch Zufall noch ins Lineup gerutscht ist. Und der mit seinem Cello und den Samples einen absoluten Kontrast zum kompletten Musikprogramm des Tages auf den anderen Bühnen setzte. Völlig in seiner (Musik-) Welt eingetaucht saß er da auf der Bühne, das Publikum überhaupt nicht wahrnehmend und entlockte dem Cello die melodischsten Töne. Allerdings mit der dem Cello anhaftenden Traurigkeit. Ein Partyinstrument kann auch ein Adam Hurst nicht daraus machen. Die Musik mit Einflüssen aus Indien, den Mittleren Osten , Osteuropa, als auch dem Keltischen nicht zu vergessen Amerikanische und Latin-Einflüsse, ist auch als Musik für Soundtracks sehr gefragt und mit inzwischen 14 verüffentlichten Cds hat der Mann auch schon einen gewaltigen Musikkatalog aufgebaut.
Ein wirklich sehr spezieller Vortrag ohne Frage, aber auch Dank des großartigen Lichts mit dem man Adam Hurst in Szene setzte und dem guten Sound absolut einen Besuch wert. Und auch wenn der Amerikaner noch so introvertiert und in sich gekehrt wirkte, so war er alles andere als kontaktscheu und es macht wirklich viel Spaß sich mit dem außergewöhnlichen Musiker zu unterhalten. Ein echter Farbtupfer eines mit Highlights gespickten Festivals

Johnny Robels

Auch Dr Jeckyl und Mr Hyde in der Person von Jonny Robels muß man erlebt haben. Denn gerade ihn gibt es mit 2 musikalisch unterschiedlichen Gesichtern. Auf der einen Seite dem Barden mit der Harfe im Stil eines Alan Stivell, seines großen Vorbilds und dann die andere Seite mit extrem witzigen Texten moderner Songs als Spaßvogel. Beides am Wochenende zu erleben, am Freitag wanderte er erstmals auf der Theaterbähne auf den alten Pfaden der keltischen Barden, wie es so schön im Programmheft heißt. Robels der äbrigens so ganz nebenbei seine Instrumente auch noch selbst baut singt in Deutsch, Englisch und auch in Gälisch und Bretonisch und komponiert auch selbst, zum Teil in Bretonischer Sprache. Als ehemaliges Poeta Magica Mitglied hat er es selbst, im Gegensatz zu seiner alten Band, aber bisher noch nicht nach Selb geschafft und ist an dem Wochenende zu einem großen Fan des Festivals geworden. Wie auch viele Besucher von ihm, die auch die spaßige Seite des vielseitigen Künstlers kennenlernen und schätzen lernten. Und so sprach er mit dem großartigen Harfencover „Ich muss nur noch kurz mein Zelt retten“ nicht wenigen aufgrund des Regenwetters aus der Seele
Er, der mit seiner humorvollen Seite gerne die Mittelaltermärkte und Szene und seine Besucher etwas aufs Korn nimmt ist eine echte Bereicherung und kommt hoffentlich bald wieder nach Selb. Und wie sagte er so schön, er ist ein echt glücklicher Mann. Er darf noch einmal die Dublin Legends sehen und wird dafür sogar bezahlt.

Fangdorn

Ein absolutes Erlebnis war ohne Frage die Fangdorn Vorstellung weit nach Mitternacht. Der letzte lebende Drache der Welt, hatte zwar wie schon erwähnt große Probleme sich durch den Matsch zu kämpfen, was dazu führte dass am Wochenende vieles nicht so ablaufen konnte wie geplant. Aber auch so, war es wirklich noch sehenswert genug, den Drachen Feuer spucken zu sehen und ein gewisser Grusel ist nicht zu verleugnen wenn auf einmal einer der gegen ihn antretenden Kämpfer Feuer fängt und brennend davonrennt.
Und das ganze Schauspiel mit den Tänzerinnen und einem tollen finalen Feuerwerk war ein beeindruckender Schlusspunkt eines ersten Festivaltages, bei dem das Wetter wirklich zur Nebensache wurde und der unbändigen Lust auf die nächsten 2 Tage machte, so dass es gar nicht so einfach war bei so vielen Eindrücken und mit der Vorfreude in den Schlaf zu finden.
Damit wollen wir es mit dem ersten Tag mal gut sein lassen, wissend dass es noch soviel zu berichten gibt wie z.B. was am Piratenfloß geboten war, was die Bühne auf dem Handwerkermarkt und Handelsmarkt an Programm hatten, wie die Raubvogelshow ankam, was sich im Workshopbereich tat usw. Ehrlich gesagt ich hab keine Ahnung, man kann leider nicht überall gleichzeitig sein, leider.

Der Samstag

Wer schon einmal ein Festival Medival besucht hat, der weiß genau, dass es sich lohnt am Samstag und Sonntag früh aufzustehen und dem „Wettbewerb um den Goldenen Zwerg“ beizuwohnen. Denn Jahr für Jahr bietet der Sangeswettbewerb um den Mediaval Award ein erstaunlich hohes Niveau, nicht selten finden sich richtige musikalische Perlen darunter. Es sei nur an Bands wie Omdulö, Vroudenspil, Elmsfeuer und Winterstorm erinnert, die nicht nur den begehrten Zwerg gewinnen konnten, sondern im Jahr darauf bei ihrem Auftritt, der neben dem Zwerg als Gewinn winkt, die Zuhörer total begeistert haben.
Und auch in diesem Jahr war das Niveau in der Kategorie Spielmann und am Sonntag in der Kategorie Mittelalterrock sehr hoch. Aber sehr oft, auch in diesem Jahr sind die Gewinner einfach hörbar noch einen Tick besser als die starke Konkurrenz. Die sich diesmal in der Kategorie Spielmann nur auf die Bands The Celtic Gobshites und Hillarious beschränkte. Warum der im Programmhefrt angekündigte Minnesänger Richard von Minnesang mit Abwesenheit glänzte, kann ich leider nicht sagen. Aber ärgerlich ist es allemal, schon allein für das Publikum, die gerne noch einen dritten Wettbewerbsteilnehmer erlebt hätten. Aber auch für viele andere Bands/Sänger-innen, die ebenfalls gerne am Wettbewerb teilgenommen hätten. So gab es aber einen hörenswerten Zweikampf zwischen dem späteren Gewinner The Celtic Gobshites und Hillarious zu erleben.
The Celtic Gobshites aus Berlin, die mit Bodhránspieler Markus Pede aus Lichtenfels auch einen Oberfranken in ihren Reihen haben, erwiesen sich schon bei der Vorstellung der Band als äußerst witzige Truppe und glänzten in der Folge mit einer bunten Mischung aus Irish Folk, Celtic Folk und Singer-Songwritersongs. Mit Susanne Mahl aus dem Vogtland und dem Engländer Andy Beck haben sie zwei starke Stimmen zu bieten und spielen neben traditionellem Liedgut wie das allseits bekannte Whisky in the Jar auch weniger Bekanntes und Eigenes. Und brachten eine gut besuchten Theaterbühne damit schon am frühen Morgen zum wippen und tanzen.
Und jeder, der zu faul zum auftstehen war und sie verpasst hat, darf sich zurecht ins Achterdeck beißen, aber zumindest aufs nächste Jahr freuen, wo man sie dann eine Stunde lang erleben kann und das wird nach allem was man am frühen Samstag gehört und gesehen hat, ein klasse Konzert werden. Jede Wette.
Aber auch Hillarious konnten wahrlich überzeugen. Davon zeugt schon allein trotz so früher Stunde die große Publikumsmenge, die auch an Hillarious und ihrem, wie sie es so schön bezeichnen, Irish Sheep Folk mächtig Spaß hatten. Die traditionelle irische Folklore mischt man gekonnt mal mit etwas Reggae, mal mit etwas Ska und Rock und fertig ist ein höchst hörenswertes Gebräu, das mindestens so gut mundet wie ein kaltes irisches Guiness. Und so machten auch ihre Balladen, Trink und Rebellenlieder sehr viel Spaß.

Impius Mundi

Den hatte auch Impius Mundi, die Zwergengewinner der Kategorie Mittelalterrock vom letzten Jahr. Die hatten dem weiblichen Zwerg einen BH um die goldene Brust verpasst und machten genau da weiter, wo man 2013 in Selb aufgehört hatte, mit Spielfreude die Bühne rocken. Mit Liedern voller Lebensfreude, von Festen, wilden Schlachten aber auch der Pest und dem Tod handelnd brachte man Bewegung ins Goldbergvolk und präsentierte Songs der inzwischen aus 2 CDs bestehenden Diskographie. Dabei verstehen sie es aber nicht nur in In Extremo-Manier loszupreschen als gebe es kein Morgen mehr oder sich bis zum Umfallen zu verausgaben, sondern sie schaffen auch den Spagat zu sanfteren und nachdenklicheren Weisen.
Partymachen, mitgröhlen und Augen zu machen und genießen, bei Impius Mundi alles kein Problem und daneben gibts bei den Niedersachsen auch noch Action auf der Bühne. Livemusik macht einfach Spaß, Impius Mundi auch.

PurPur

Christine und Judith bzw. Gabria und Leonora gehören zum Festival Mediaval, wie die 3 Hauptbühnen, wie der Handwerkermarkt, die Fressmeile, Hajo der Bettler oder Beatrice Baumann. Sie sind quasi Inventar, es würde etwas Unersetzbares fehlen. Und im Fall der Zwillinge sind es neben dem alljährlichen Ratespiel wer nun wer ist die tollen Stimmen der beiden, die den größtenteils aus Eigenkompositionen bestehenden wie sie selbst so schön sagen instrumental purpuristischen Mittelalter-Fantasy-Zwillings-Folk so hörenswert macht. Und genauso beharrlich, wie sie sich verweigern sich optisch deutlicher voneinander zu unterscheiden, so ausdauernd sind sie darin Jahr für Jahr das zahlreiche Zuhörervolk mit ihren Liedern zu verwöhnen, egal ob auf der Burgbühne, der Theaterbühne oder sonst wo am Gelände. Sie sind sehr zur Freude vieler Besucher mehrmals im Einsatz und bezaubern als Duo PurPur immer wieder.

Firkin

Die Ungarn Firkin sind sicher eine der ganz großen Überraschungen des Wochenendes. Nicht nur, dass sie irische Musik der schnelleren Art im Sinne der Pogues, der Dropkick Murphys oder von Flogging Molly, die sofort ins Ohr geht, präsentierten, auch die eingespielte spielfreudige Band macht mächtig Spaß.
Und mit Barna Marthy hat man einen charismatischen Sänger nicht nur auf, sondern sogar vor der Bühne als er schnell mal mit dem Hut sammeln geht. Nicht zu vergessen natürlich die hübsche Lili Virag, an der Violine, die besonders die männlichen Blicke auf sich zog.
Die Wacken erprobte Band war eine echte Entdeckung am Samstag.

Pampatut

Über Holger Hoffmann Hopfenstreich und Max von Gluchowe braucht man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Die zwei die weder Ritter, Tod noch Teufel fürchten, ganz wie der Titel des von ihnen veröffentlichten Buches, fürchten sich auch nicht von mehr oder weniger spontanen Äußerungen des Publikums. Ganz im Gegenteil,
egal ob man sie auf der Burgbühne, der Theaterbühne oder auf der Bühne am Handwerkermarkt erlebt, etwas Lustiges fällt ihnen immer ein. Sprachlos hab ich die zwei noch nie erlebt und je mehr Interaktion mit dem Publikum möglich ist, desto mehr laufen sie zur Hochform auf.
Sehr zur Freude des immer zahlreich vertretenen Publikums. Und auch wenn dann schon mal das Musikprogramm etwas zu kurz kommt. Aber das kann man locker verschmerzen, Pampatut sind die Allzweckwaffe gegen jegliche Art von Depressionen wie Wetterdepression, Herbstdepression, Winterdepression oder Mittelalter-Schlager-
depression. 5 Minuten Pampatut und man ist gut drauf, ganz ohne Pillen oder Drogen. Wer braucht die schon, wenn es Pampatut gibt. Und mit Timmi am Schlagzeug hat man noch einen Mitmusiker gefunden der immer witziger und spontaner Pampatut langsam zum grandiosen Trio macht.

Woodland

Wenn man seine Lachmuskeln grade wieder so halbwegs geordnet und sich nach Pampatut auf der Schlossbühne versammelt hat, nehmen einen die Amerikaner von Woodland in ihre musikalische Traumwelt mit. Um die Celloklänge von Ausnahmecellisten Adam Hurst verstärkt, erlebt das Publikum in Selb eine tolle amerikanische Band die übrigens gar nichts mit der Lübecker Death Metal Band gleichen Namens zu tun hat. Das musste auch ein Death Metal Fan erkennen, der sich auf andere Klänge eingestellt hatte. Aber vielleicht konnte auch er den folkigen Fantasyklängen der Band einen gewissen Reiz abgewinnen. Viele Besucher auf alle Fälle, das zeigte sich danach am Merchandise, sehr zur Freude der Band, die völlig von der Nachfrage überrascht und sehr glücklich waren, den weiten Weg aus Amerika nach Selb auf sich genommen zu haben um beim Festival Mediaval dabei zu sein.

Schagai

Bereits zun zweiten Mal durfte Schagai das Festival Mediaval rocken. Das Mongolenprojekt von Marcus van Langen fetzt, auch wenn die mongolischen Klänge der Pferdekopfgeige, der mongolischen Oboe und des Hackbretts in Kombination mit Schlagzeug und E-Gitarren schon etwas gewöhnungsbedürftig sind, genauso wie der Ober- und Untertongesang der Mongolischen Rasselbande, zu denen sich im Laufe der Show auch noch mit Lauren Weser und Peter Pagany 2 Lockvögel gesellten. So exotisch wie sich das jetzt liest und so exotisch wie sich das vielleicht zeitweise anhörte, Schagai fetzten ohne Frage und machen auch optisch gewaltig etwas her. Auch wenn Marcus von Langen trotz aufgeklebtem Mongolenbart nicht wirklich als Orginalmongole sondern eher als orgineller Mongole durchgeht.

Cara

Eine der absoluten Publikumslieblinge des Festivals Mediaval 2013 waren Cara und auch 2014 kam die Deutsch-Schottisch- Irische Folkband wieder großartig an. Gudrun Walther, Gründungsmitglied und laut der deutschen Fachzeitschrift Folker „best fiddler on scene“ fühlte sich sichtbar wohl mit dem Mediaval Publikum und die mit der Band Cara, die auch den Musikern von Omnia viel Freude machten. Soviel, dass sie ihnen dann später sogar ein Lied widmeten. Kein Wunder, dass Cara inzwischen als Deutscher Musikexportartikel auch international sehr gefragt sind. Egal ob Instrumentalnummer oder, Dank zweier erstklassiger Sängerinnen, Songs mit Text. Cara, die Pipes und Flöten machen einfach auch 2014 gewaltig Spaß. Handgemachte Musik die mitreisst und trotz gewaltiger paralleler Konkurenz mit Knud Seckel, PurPur und der Fangdorn Show die alle gleichzeitig auftraten, viele Leute anlockte.
Aber auch beim Drachen war gewaltig viel los, die Leute standen in Dreier- und Viererreihen um den feuerspuckenden Drachen zu erleben. Allerdings machte der Nachts mit den Feuerkünstlern und dem Feuerwerk noch deutlich mehr her.

The Rapparees

Gleich nach Cara gabs im Rahmen des Irish-Scottish Specials mit den Rapparees aus Irland eine Orginal Irische Folkband, die sich schon voller Vorfreude mit dem einen oder anderen Bierchen die Zeit von München nach Selb vertrieben hat (Ausnahme natürlich der Fahrer), wie man ihrer Homepage entnehmen konnte. Als Rapparees bezeichnete man übrigens die irischen Rebellen, die im 17. Jahrhundert der englischen Krone schwer zu schaffen machten. Und so ist es deren Geist, der sich in den Rapparees -Sound wiederfindet. Mit Banjo, Fiddle, Bodhran, Bouzouki, Gitarren und E-Bass und den Stimmen aller Musiker glänzten die Iren auch in Selb. Das Publikum lies sich gerne auf eine Reise in die faszinierende musikalische Welt des Irish Folk mitnehmen oder genoss etwas weiter weg bei einem Met oder Bier das Geschehen auf und vor der gutgefüllte Burgbühne und stimmte sich auf eine der beiden absoluten Konzerthighlights des Tages ein. Erst der nun anstehende Omnia Gig und dann Subway to Sally.

Omnia

Für Omnia ist das Festival Mediaval trotz vieler Konzerte und den ganzen MPS Auftritten in diesem Jahr immer ein ganz besonderes Konzert. Und so legte man die Woche Urlaub einfach in die Umgebung von Selb, fotografierte sich und die Pilze im Wald, nutze die Zeit um Rob eine neue Frisur zu verpassen, musizierte am Lagerfeuer und probte auch kräftig für das Konzerthighlight des Jahres.
Vor allem auch den Song, den es dann als Dankeschön erstmals live zu hüren gab. Und wie in Selb üblich gab es mit Kelvin Kalvus und Yuyla Kholeva auch wieder 2 Künstler, die den Omnia Auftritt optisch bereicherten. Und im Vergleich zum großartigen Schlosshof-Gig waren die Holländer mit ihrem neuen Gitarristen Satrya Karsono noch dynamischer und sprühten nur so vor Tatendrang. Und als kleines Dankeschön an das tobende Publikum flogen dann noch ne CD und Shirts ins Publikum und man bedankte sich mit einer extra langen Autogrammstunde am nächsten Tag, so dass auch wirklich jeder der ein Autogramm oder ein persönliches Foto wollte dies auch wirklich bekommen konnte. Schön, dass man Omnia auch im nächsten Jahr erleben kann, die lustigen Holländer sind fär das Festival einfach unverzichtbar.

Irishsteirisch

Irishsteirisch waren sicher im Vorfeld die am meisten diskutierte Band im Lineup. Eine ästerreichische (Volks-) Musikband bei einem Mittelalter-Festival, das verwundert. Und auch wenn das Ziel Irische Klänge mit Steierischem (Volks-)Folk zu verbinden und Fiddle mit Harmonika zu kombinieren den einen oder anderen einen weiten Bogen um die Burgbühne machen lies, viel los war beim Auftritt der österreichischen Sympathieträger auf alle Fälle. Und es wurden im Laufe des Auftritts immer mehr und viele hatten auch richtig Spaß an den ungewohnten Klängen aus Österreich. Und so wurde einmal mehr der Mut der Festivalmacher belohnt auch ungewohnten Klängen ein Forum zu geben.

Subway to Sally

Wenn es um Nekrophillie, also eine Sexualpräferenz, die auf Leichen ausgerichtet ist, geht, wie im Song Schwarze Seide thematisiert, dann kann nur Subway to Sally auf der Bühne stehen die uns die düsteren Mördergeschichten von Mitgift dem Konzeptalbum und neuesten Werk der Band präsentierten. Und das tut man auch optisch durchaus beeindruckend mit einem überdimensionalen Gitterkäfig hinter dem ein blendend aufgelegter Eric Fish mächtig Spaß am performen beim Festival Mediaval hat. Das Übertrug sich auch sofort aufs Publikum. Auch wenn Frau Schmitt eigentlich just an jenem Tag ihre Hochzeit geplant hatte und sie wegen dem Festival noch einmal verschieben musste, selbst sie hat es bestimmt nicht bereut so begeistert wie das Publikum Subway feierte. Aber auch zurecht, die Band hatte einen Glanztag erwischt und das auch noch bei bestem Konzertlicht, das den Zuschauern ermöglichte das Geschehen auf der Bühne und die Musiker auch mal von weiter hinten zu sehen. Ich kann mich an kein Subway Konzert mit so gutem Licht erinnern.
Wirklich ein toller Auftritt auf einer beeindruckenden Bühne mit einer Setlist in der großartige neuen Song wie zum Beispiel Arme Ellen Schmitt genauso ihren Platz haben, wie Klassiker ala Maria oder Sieben. Furios.

Die Session der Spielleute

Auch in diesem Jahr ging der Samstag mit einer Session der Spielleute zu Ende. Unter anderem mit der kompletten „Des Teufels Lockvögel“ Besetzung, mit Mitgliedern der „Pyrates“ und den „Celtic Gobshits“. „Knut Seckel“ konnte man in der Meute genauso entdecken wie z.B „Johnny Robels“. Und dann wurde losgejammt, ne nette Idee aber so richtig Stimmung kam trotzdem nicht auf. Zu wild ging es durcheinander mit Ton und so manch anderen Problemen. Nicht wirklich gelungen, leider und wer nach Subway selig das Gelände verlassen hatte der hatte nicht wirklich etwas verpasst und etwas Schlaf gewonnen galt es doch zum Wetbewerb wieder pünktlich da zu sein.

Der Sonntag
Der Kampf um den Goldenen Zwerg mit
Narrator

Morgenstund hat Gold im Mund sagt ein altes Sprichwort und meint damit, dass es sich lohnt früh aufzustehen. Beim Festival Mediaval 2014 hat sich dies auf alle Fälle bewahrheitet. Punkt 10 Uhr gabs bereits auf 2 Bühnen parallel sehens- und hörenswertes zu erleben. Zuerst aber zum Kampf um den Goldenen Zwerg in der Kategorie Mittelalterrock mit Narrator, eine Folk-Metal Band aus der Schweinfurter Ecke, die mit Flöten und Sackpfeifen, Gitarren und Drums die Lebensgeister der zahlreichen , aber noch etwas verschlafen wirkenden Besucher wieder zu erwecken versuchte. Dies gelang auch problemlos, haben die „Erzähler“ mit Songs aus ihrer EP Von Kreaturen und Kriegern doch so einiges zu erzählen. Wer die Band verpasst hat, kann dies übrigens beim diesjährigen Tanzt! nachholen, da werden sie dann München sicher ähnlich aufmischen, wie die Theaterbühne am Goldberg.

Krayenzeit

„Wir sind erwacht“, die Textzeile von Krayenzeit passte perfekt zum Auftritt der Band, die immer mehr erwachte Besucher vor die Bühne locken konnte. Krayenzeit haben ebenfalls durchaus „Metal“ im Blut, ihre Musik ist aber vielschichtiger, da hat eine akkustische Ballade genauso Platz im Programm, wie Folkrock und folkloristische Einfüsse. Ein Gemischtwarenladen der durchaus Spaß beim Zuhören bringt.

Carpe Noctem

Wenn nach zwei überzeugenden Bands der dritte Teilnehmer loslegt und man sich bereits nach dem ersten Song sicher ist, es kann nur Carpe Noctem den Zwerg gewinnen, dann muss schon eine ganz besondere Truppe auf der Bühne stehen. Und das sind die Jungs wirklich, die im Jugendorchester Jena erste musikalische Gehversuche starteten. Zu 2 Cellos und Kontrabass kamen, E-Bass, Drums und die Geige dazu, Carpe Noctem haben ihre Idealbesetzung gefunden und starteten damit ihren Großangriff auf den Zwergensieg. Und der war so dermaßen nachhaltig, das sie nicht nur den Zwerg und einen Auftritt im nächsten Jahr gewinnen konnten, sondern es auch eine der sehenswertesten und erlebenswertesten Konzerte des gesamten Festivalwochenendes wurde. Und das wohlgemerkt ohne Gesang, mit faszinierdem, wie sie selbst sagen, String Metal, eine Mischung aus Klassik, Rock und Metal. Eigenständig, eingängig, fetzig und absolut faszinierend. Martin, Sascha, Daniel, Cornelius und Friedel müssen sich wirklich ziemlich dämlich anstellen, wenn sie damit nicht unglaublich erfolgreich und bekannt werden würden. Die Finnen haben Apocalyptica, in Deutschland gibt es Carpe Noctem und die Finnen dürfen sich warm anziehen. Man sollte sich deshalb auch schon heute dick im Kalender fürs Festival 2015 den Namen Carpe Noctem schreiben, es wird sicher auch 2015 eines der absoluten Festivalhighlights werden. Chapeu Jungs.

Saitenweise und Brigandu

Sarah Krause und Michael Höfer muss man echt hoch anrechnen, dass sie im letzten Jahr nach ihrem knappen Spielleute-Award Sieg 2013 angekündigt haben 2014 mit den knapp unterlegenen Brigandu aufzutreten. Sie hielten Wort und so konnte man sich auch 2014 an beiden Bands erfreuen, die als Saitenweise und Friends um 10:00 auf der Schlossbühne aufspielten und während des Auftritts ziemlich überrascht über die lange Spielzeit wirkten. Hatte man sich doch auf nur 45 Minuten eingestellt. Die 15 Minuten mehr zu Füllen war aber genauso wenig ein Problem wie das gemeinsame Musizieren. Das ging ganz spontan und unkompliziert und während Brigandu gerade spielten kann man dies ja auch schon mal für eine Zigarettenpause nützen und den Kolleginnen beim musizieren zuhören.
Saitenweise prääsentieren bereits seit 2004 mit Lautenklang zweistimmig (Zitat Homepage:) Verliebtes und Verlorenes, Fröhliches und Anzügliches, Selbstgeschriebenes und Gestohlenes. Absolut hörenswertes fehlt in der Aufstellung noch, zum Glück gibt es inzwischen auch eine CD mit Songs der beiden und die ist echt toll geworden. Vor allem zwei Songs, die es auch live zu hören gab , muss man echt gehört haben und wird sich sehr schnell in die Songs verlieben. Die vergessenen Kinder mit seiner Söldnerthematik ist gerade in der heutigen Zeit wieder topaktuell und der Refrain „Wir haben den Krieg nicht gebracht, doch hat er uns gemacht“ will einen nicht mehr aus dem Kopf gehen. Genauso wie „Feiere Dein Leben“ eine Lebensbejahende Hymne, der Soundtrack des Lebens schlechthin. Vom Leben geschafft? Einfach mal feiere dein Leben anhören und darüber nachdenken.

M & M sind nicht nur eine süße Versuchung für den Gaumen, sondern Miriam und Miriam (M&M) als Brigandu auch fürs Ohr und es ist Miriam 1 wirklich zu wünschen, dass es ihre Krankheit zulässt noch ganz lange mit Miriam 2 auf der Bühne zu sein. Zwei die sich großartig verstehen und musikalisch ihrer Liebe für keltische und nordische Lieder und Tänze auch in Selb eine Stimme geben, da jedoch ganz pur, nicht wie sonst mit ihrem Percussionisten verstärkt . Etwas Trommelunterstützung gab es dafür vom Tanzebom-Trommler
Und so hatte das Publikum die Gelegenheit neben den großartigen 2 von Saitenweise auch wieder die musikalische Welt der symphatischen Musikerinnen mit dem gleichen Vornamen kennen zu lernen.

Irdorath

Das absolute Kontrastprogramm gab es dann auf der Burgbühne zu erleben. Aber nicht die österreichische Trashmetal Combo gleichen Namens, sondern die Folkband mit der süßesten Zahnlücke des Festivals 2014 aus Minsk in Weirußland. Keine Ahnung wo die Macher des Festivals die wieder ausgegraben haben, die Weißrussen und ihre hochattraktive Sängerin waren eine echte Bereicherung des Festivalprogramms. Auch wenn der sicher noch die eine oder andere Gesangsstunde hilft noch besser zu werden. Das Fantasy Mediaval Show Projekt ist ein echter Hingucker, nicht nur wegen der Leadsängerin im sexy Outfit. Und auch die Instrumentierung mit Dudelsack, Bouzouki, Digeridoo in Verbindung mit Keyboard macht richtig Spaß, von den Texten versteht man aufgrund fehlender Russischbildung natürlich eher nichts. Das tut dem Spaß Irdorath aber keinen Abbruch, eine echte Entdeckung diese weißrussische Band, die man hoffentlich bald mal wieder irgendwo in Deutschland erleben kann. Auch Didgespieler Daphyd Sens von Omnia hätte sicher daran seine Freude gehabt, wäre die Schlafmütze mal rechtzeitig aus dem Bett gekommen. Aber so ist es halt beim Festival Mediaval, es sind nicht nur die Headliner, die man unbedingt gesehen haben sollte.

Tibetrea

Tibetrea sind eine Deutsche Folk Band aus Geretsried bei München und ihr Name ist aus den Vornamen der Bandgründerinnen Bettina Baindl und Andrea Bannert entstanden. Mit ihrem Fantasy Folk sind sie keine trypische Mittelalterband, sondern es finden sich genauso Lieder indianischen Ursprungs wie die Vertonung altdeutscher Texte im Programm. Und genauso beeindruckend wie die Sprachenenvielfalt mit denen man die Lieder singt angefangen von Altägyptisch, Altenglisch, Altisländisch, Bretonisch, Kroatisch, Lettisch, Schwedisch bis zu Maori und den Cree Indianern um nur einige zu nennen, genauso beeindruckend ist das Instrumentarium mit Schalmeien, Flöten, Harfe, Harmonium, Cister, Djembe, Cajon usw.
Und damit das ganze nicht zu klassisch wird hat man neben dem Gassenhauer Herr Mannelig in einer sehr reizvollen Version als echtes Highlight noch einen ganz besonderen Unterhaltungskünstler auf die Bühne gebracht, der unter anderem als betrunkener Seemann die Lacher auf seiner Seite hatte.

Tunichtgut

Tunichtgut stammen aus Sangershausen in Sachsen-Anhalt und sind mit ihrer Art Folkmusik gerngesehene Gäste auf Weltmusikfestivals, weil sie sich mit ihrer Art Musik nicht nur auf den Irishfolk, auch wenn sie den besonders schätzen, beschränken sondern auch Schwedische und Französische Tänze sowie keltische Balladen im Programm haben. Und so zielt die Musik, wie so schön in der Anmoderation gesagt auf Herz, Hirn und Hose. Und auch um Sauf- und Trinklieder machte das Trio keinen Bogen.

The Fretless

Wie Tunichtgut waren auch the Fretless aus dem Kanadischen Vancouver Island ein Programmpunkt im Rahmen des Irish Schottisch Specials. Die relativ junge typische Kanadische „Fiddle Band“ wurde bereits mehrfach für ihr Debütalbum „Waterbound“ ausgezeichnet u.a. als Instrumenal Album of the Year und beim Kandischen Folkmusikaward als Band des Jahres. Hochdekoriert konnten die Kanadier auch in Selb unter Beweis stellen, wieso man sich in einer so kurzen Zeit bereits so einen guten Ruf erspielen konnte.

Mr. Hurley und die Pulveraffen

Eine große Kulisse gabs beim Auftritt von Mr Hurley und seine Pulveraffen, bei denen sexy Ms Ivy Cox leider diesmal nicht mit dabei war. Dafür hat man aber glücklicherweise durch die Pyrates Unterstützung erhalten, und die Pyrates-Maus konnte ihr Achterdeck auch genauso gekonnt schütteln wie Ms. Cox. überhaupt scheinen sich die beiden Bands eh sehr gut zu verstehen, da taucht schon mal ein Pyrate-Leichtmatrose auf der Bühne auf oder einer läuft während des Konzertes im Graben auf und ab und macht die Pyrates CD hochhaltend Werbung für die Pyrates CD. Werbung in eigener Sache machte auch Mr Hurley mit einem ganz starken Auftritt unter fleißiger Mitwirkung des Publikums das man schnell auf seine Seite gezogen hatte. Denn trotz erstaunlich wenig echten Mr Hurley Fans (im Gegensatz zum Feuertanz Festival) kochte die Stimmung auch in Selb sehr schnell hoch. Kein Wunder bei den Mr. Hurley Gassenhauern wie Blau wie das Meer, Geißel der See, Piratenbraut oder Komm zur Marine.
Auch Dank des Talents der Band, ihr Publikum zu bespaßen und zum mitmachen zu motivieren.
Der Grog`n`Roll der Piraten geht auch bei den Nichtpiraten übers Ohr sehr schnell ins Bein und funktioniert auch ohne entsprechend hohe Promillewerte verdammt gut. So gut und mit einem so unglaubluch großem Publikumszuspruch, dass man die Osnabrücker Brüder hoffentlich auch im nächsten Jahr in „Monkey-Selbland“ wieder abfeiern darf. Daran geht nach der Vorstellung 2014 eigentlich kein Weg vorbei. Und schon gleich wenn das am 14. November erscheinende Album Plank Rockt genauso fetzt, wie die 2 bisherigen Scheiben der geilen Piratenband bisher.

Folk Noir

Ein absolutes Highlight des Wochenendes war ohne Frage auch der Auftritt von Folk Noir. Das Zweitprojekt von Faun Bandchef Oliver Pade, der den Faun-Drehleierspieler Stephan Groth mitgebracht hatte, hat sich aus einem 2-Mann Unternehmen inzwischen zu einem absolut sehenswerten und beeindruckenden Live-Act weiterentwickelt. Und das liegt vor allem und gerade auch an der weiblichen Stimme von Folk Noir Kaat Geevers, ein blonder Engel am Mikrofon mit großartiger Stimme und gewaltig Charisma, die den düsteren Balladen und altenglischen Folksongs Leben einhauchte. Das funktioniert in Verbindung mit Oliver Pades Stimme ausgesprochen gut und die gewohnt kurzweilig unterhaltsamen Ansagen machen Folk Noir zu einem Bandprojekt das beste Unterhaltung garantiert. Umso trauriger, dass der Auftritt in Selb die Abschiedsvorstellung von Kaat Geevers war, wie man gleich danach auf Facebook lesen musste. Es steht einem sicher nicht an, interne Bandentscheidungen zu kommentieren, das ist ohne Frage Sache der Musiker, objektiv gesehen ist das trotzdem eine Katastrophe, Kaat wird bei dem Talent sicher auch ohne Folk Noir ihren Weg gehen, ob man dies auch für Folk Noir ohne seine weibliche Stimme sagen kann, darf erst mal zurecht bezweifelt werden. Wirklich sehr sehr schade.

Niamh Ni Charra

Die Irin Niamh Ni Charra aus Killarney durfte auf der Burgbühne die Lichter für das Jahr 2014 ausmachen, war es doch das letzte Konzert überhaupt auf der zweitgrößten Bühne des Festivalgeländes und das vorletzte im Rahmen des Irish Scottish Specials. Bereits mit 4 Jahren begann sie Musik zu machen und stand als Teenager mit den schon legendären Chieftains auf der Bühne. Um möglichst unabhängig zu sein, studierte sie Elektrotechnik, die Liebe zur Musik war trotz Abschluss mit Auszeichnung aber größer und nach einigen Jahren als Riverdance Mitglied konnte man sie in Selb mit ihrer eigenen Band erleben. Und da überraschte sie das Publikum neben ihren musikalischen Qualitäten mit guten Deutschkenntnissen, einem extrem gewinnenden Wesen und mit einem „Riverdance“ Tänzer als zusätzlichen Showeffekt. Ein Auftritt der ebenfalls sehr gut besucht war.

The Dublin Legends

Die Dubliners sind sicher eine der, wenn nicht die einflußreichste Band des Irish Folk und bestimmten die Entwicklung der letzten 50 Jahre entscheidend mit. Bis im Jahre 2012 das letzte lebende Gründungsmitglied Barney Mc Kenna verstorben ist und man die Auflösung beschlossen hat.
Und so haben sich die anderen umbenannt um als Dublin Legends noch einmal den Spirit des Irish Folk auf die Bühnen der Welt zu bringen. Die anderen, das sind der großartig witzige Sänger und Moderator der Show Sean Cannon, Eamonn Campbell, Patsy Watchorn und Paul Kelly. Und wer jetzt denkt was will man denn mit 4 alten Säcken, der hätte sich das Erlebnis Dublin Legends mal gönnen sollen. Da geben die 4 noch bis 1 Minute vor Konzertbeginn im Backstage ein Interview um danach ganz cool auf die Bühne zu schlurfen und einen beeindruckenden Set abzuliefern. Und zuvor hat man das Festivalgelände erkundet, schnell mal gemütlich eine kleine Whiskeyverkostung durchgeführt oder sich mit den anderen Musikern unterhalten. Keine Starallüren, nichts zu spüren vom Superstarstatus und das macht den Auftritt nur noch beeindruckender. Und davon können sich die Möchtegernstars der Musikszene echt etwas abschauen.
Und was machen die 4 nach dem Konzert, nach der gemeinsamen Party mit dem Publikum das sie zurecht abfeierten und nach Songs wie Whiskey in the Jar, Dirty Old Town und Molly Malone? Was wohl, natürlich Musik. Jammen mit Omnia und dann, wenn die Jugend von heute mal so langsam aus der Disko heimkommt und so langsam auch mal ins Bett geht , dann gehen die 4 auch mal schlafen, nachdem man zuvor im Quartier mit Mr Hurley noch eine Bierverkostung durchgeführt hat. Und selbst so routinierte Musiker die schon so viel erlebt haben kann man dann doch auch noch verblüffen. Zumindest Bläcky, der im Eck der Bühne voller Begeisterung schnell mal ein Tänzchen riskierte, was erstaunte Musikerblicke zur Folge hatte.
Ein beeindruckender Auftritt großer Musiker, den auch eine ganze Reihe von Kollegen interessiert verfolgten.

Man könnte wie in jedem Jahr noch viel schreiben, von den Workshops, von den Künstlern auf den anderen Bühnen die auch am Sonntag für Begeisterung und Verzückung sorgten. So wie Kugelmann Kelvin Kalvus, dessen Kugeln immer noch schwerelos zu sein scheinen, wie
das Tanz Theater Al, Entrada aus der Ukraine, das mit viel Dynamik, Leidenschaft und Farbenfreude mitriss und auch als Walking Act am Gelände unterwegs war, wie Katrin la Coquillarde, wie Hopsa Viva Insgemein, Beatrice, Knut Seckel und und und.
Und dann gäbs noch einiges vom Piratenfloß zu berichten, auf dem am Sonntag mit Attila and Friends, eine Deutsch Ungarische Kombination mit Bandchef Attila Tapolczai und Peter Pagani ihre Bluegrass und Irishfolksongs sowie den einen oder anderen Punkcover zum besten gaben und sich als perfekte Floßband erwiesen.
Nicht zu vergessen die vielen Helfer, die einmal mehr ein unvergessliches Festival ermöglichten, eine umsichtige Security und natürlich dieses großartige Publikum, für die sich auch 2014 jeder Schweisstropfen der Helfer lohnte. Auf ein neues 2015.

Bernd Sonntag

Englands Medievalfestival.com

Bodo R. Meyer: Was hat dich dazu bewegt, das England’sMedieval Festival ins Leben zu rufen?
Clive Geissler: Also, von Anfang an: Vor 20 Jahren wurde das Herstmonceux Castle hier in East-Sussex für eine kanadische Uni namens Queens University (in Kingston, Ontario, Canada) gekauft. Der Käufer war ein Alumni der Uni, der das Anwesen an die Uni weitergeben wollte damit diese es zu einer Art internationalem Studien-Ort macht, an den kanadische Studenten kommen können, um ihr internationales Verständnis und ihr Wissen über europäische Kulturen zu vergrößern.

Mein Bruder und ich waren beide ebenfalls Studenten der Queens University, wir haben Business studiert. Meine Mutter war Engländerin und gebürtig aus der Gegend, ich bin nach meinem Uni-Abschluss nach England emigriert und habe als Flugzeug-Captain bei einer britischen Airline gearbeitet. Der Verkauf des Schlosses ging während meiner Zeit hier über die Bühne, und der damalige Direktor der Uni war einer meiner ehemaligen Wirtschafts-Professoren. Er wusste, dass ich hier war, und er fragte mich, ob ich nicht zum Schloss fahren könnte, um mir das Anwesen mal anzusehen. Das hab ich getan, und er sagte, „Wir sind eine Uni, und jetzt haben wir hier ein Schloss aus dem 15. Jahrhundert – was machen wir, um das Ganze zu bezahlen? Das wird eine riesige finanzielle Belastung, außerdem haben wir einige Auflagen bekommen um es übernehmen zu dürfen. Auf jeden Fall müssen wir das Gebäude als Bildungsstätte nutzen oder dort historische Events veranstalten – wir können den Ort nicht einfach vor der Öffentlichkeit verriegeln. Kannst Du uns helfen? Also habe ich recherchiert und ihm gesagt, „Klar, ich kann euch helfen.“
1992 haben wir dann angefangen, das Gelände wieder für Besucher zu öffnen. Zuvor war es fast 15 Jahre geschlossen gewesen, sodass alles langsam anfing zu verfallen. Zuvor war dort das Royal Greenwich Observatorium gewesen, das aber umziehen musste, weil aus London zu viel Licht herüberschien und die Arbeit an astronomischen Beobachtungen zu schwierig machte. Die Besitzer wollten das Anwesen aber nur an jemanden weitergeben, der es auch im historischen Sinne nutzen würde, also keinen Golfpark oder so daraus macht. Als das Gelände als Observatorium genutzt wurde, hatte man alle Hinweisschilder auf das Schloss entfernt, weil die Forscher dort nicht wollten, dass Leute kommen und so ihre Arbeit stören. Das hieß, dass wir das Schloss überhaupt erst mal wieder in das Gedächtnis der Leute zurückbringen mussten. Die beste Idee dazu schien uns, ein Mittelalter Festival zu veranstalten. Und das fand dann zeitgleich mit der Wiedereröffnung des Geländes statt, beides am selben Tag im Juli 1992. Im nächsten Jahr haben wir das Festival auf zwei Tage, ein Wochenende im Juli, verlängert. Als sich dann zeigte, dass das wirklich gut ankommt, haben wir es auf das Bankfeiertag-Wochenende im August gelegt, also auf insgesamt 3 Tage verlängert. Seit 1994 ist es jetzt so geblieben.
Unser großes Ziel war und ist, dass das England’sMedievalFestival das größte und beste Mittelalter Festival in England wird. Die beste Methode, ein Schloss bekannt und beliebt zu machen, ist eben, dort ein großes Event zu veranstalten. Wir hatten bemerkt, dass quasi jedes noch so kleine mittelalterliche Schloss in England immer auch ein mehr oder weniger großes Event beherbergt. Das waren aber immer nur sehr kleine Sachen, wie zum Beispiel eine Ausstellung oder vielleicht mal Ritterspiele. Aber unsere Idee war bis jetzt einzigartig, nämlich alle kleinen Sachen in einem großen Festival zu vereinen. Und zwar wirklich alle; von den schönen bis zu den schlechten Seiten des Mittelalters. Also haben wir zum Beispiel Duelle nach- und Kanonen ausgestellt, aber gleichzeitig auch ein typisches Dorf und fahrende Händler mit Schauspielern wieder zum Leben erweckt. Unser Ziel war dabei nicht, ein möglichst großes Spektakel zu veranstalten für das wir Mengen an Geld ausgeben – wir wollten ein originelles, lebendiges, atmendes Festival erschaffen. Also haben wir Wettbewerbe ins Leben gerufen, für alle Aussteller und Schausteller, die so mit ihren Arbeiten Preise gewinnen können. Daraufhin haben einige angefangen, sogar mittelalterliche Zeremonien bis hin zu Hochzeiten nachzustellen – viele Besucher haben das sogar genutzt, sich verheiraten zu lassen. Es haben sich Paare gefunden, die nun auch ihre Kinder mit zum Festival bringen, und nach mittlerweile 20 Jahren haben wir eine Generationengrenze durchbrochen. Erwachsene, die schon als Kinder kamen, kommen jetzt mit ihren eigenen Kindern und machen eine Familientradition daraus.
Nach 20 Jahren wächst das Festival immer noch, und wir wollen sicher sein, dass niemand sich langweilt, egal wie oft er wieder kommt. Mittlerweile gibt es drei Bühnen mit fast pausenlosem Programm, ebenso drei Arenen, auf dem gesamten Gelände sind Schausteller und Musiker unterwegs, es gibt zwei mittelalterliche Tavernen und rund 100 Händler. Eine ganze Menge Angebote also – in einer großartigen, familiären Atmosphäre.

Mit all deiner gesammelten Erfahrung, würdest du irgendetwas anders machen, wenn du das Festival nochmal ganz von Anfang an aufbauen könntest? Würdest du es überhaupt nochmal machen wollen, wenn du die Wahl hättest?

Das Ganze ist eine Herzensangelegenheit. Wir ziehen aus dem Festival keine großen Geldsummen ä natürlich verdienen wir etwas, in manchen Jahren mehr als in anderen. Aber das eigentliche Ziel ist es, die Erhaltung des Schlosses und des Geländes zu finanzieren, und dahinein fließt auch das meiste Geld. Die Planung und Arbeit für das Festival ist für uns quasi ein Familien-Event – mein Bruder kümmert sich um das gesamte Back-Office, ich bin als Gesicht des Festivals mit Interviews und Preisverleihungen beschäftigt. Meine Ehefrau und die meines Bruders arbeiten auch mit, genau wie unsere Kinder. Meine Eltern haben 15 Jahre lang mitgeholfen, alle handgemalten Schilder auf dem Festival zum Beispiel, die hat mein Schwiegervater gemacht. Dazu kommen unsere Tanten, Onkel – so gut wie alle Familienmitglieder und auch Freunde unterstützen uns. Wir treffen uns alle einmal im Jahr hier, und das ist dann wie ein dreitägiges Weihnachten – aber anders als bei gewöhnlichen Weihnachts-Familientreffen wird es uns nie langweilig. Jeden Abend haben wir alle jede Menge zu erzählen.

Die letzten 20 Jahre haben uns wirklich jede Menge Arbeit und Zeit gekostet. Aber jedes Jahr macht es uns dann unglaublich glücklich, all die begeisterten Besucher zu sehen.Wenn all die Freude an der Sache nicht wäre, würden wir das Festival auch nicht veranstalten.
Es ist ein bisschen, wie wenn man in seiner Wohnung eine Party geben will – du fragst dich, ob überhaupt jemand kommen wird und bist unruhig, aber wenn dann die Leute da sind, bist du total glücklich.
Also: Wir freuen uns auf die nächsten 20 Jahre und hoffen, dass unsere Kinder das Ganze irgendwann weiterführen.

Hast du mittlerweile überhaupt noch Zeit für einen regulären Job?
Ja, ich arbeite immer noch als Pilot. Ich fliege nach wie vor Vollzeit und lebe eigentlich zur Zeit in Dubai.

Also bist du extra fürs Festival hergeflogen?
Praktischerweise fliegt die Airline für die ich arbeite 6mal am Tag nach Heathrow. Also versuche ich einmal die Woche nach London zu kommen um einen Tag im Büro zu verbringen.
Wenn ich 20 Jahre zurückdenke – da hatten wir noch nichtmal einen Computer. Als wir uns ein Fax zugelegt haben, dachten wir jetzt kommt die große Technik-Revolution. 1994 haben wir unseren ersten Laptop gekauft, so dick wie eine Bibel. Mittlerweile haben wir natürlich die Technik um von jedem Ort der Welt aus alles zu organisieren und zu planen. Wir müssen uns nur noch einmal im Jahr – also im August, zum Festival selbst – treffen. Bevor das so war, haben wir uns alle immer schon am ersten Juli getroffen und 2 komplette Monate damit verbracht, das Festival auf die Beine zu stellen.

Das waren bis jetzt eine ganze Menge Informationen. Wahrscheinlich hast du das alles mittlerweile auswendig drauf?
Das nicht – ich bin einfach mit ganzem Herzen dabei. Ich kann mich an so gut wie jedes Detail der letzten 20 Jahre erinnern. Wahrscheinlich könnte ich mittlerweile ein ganzes Buch schreiben. (lacht)

Wie hat sich eigentlich eure Verbindung zur MSS (Medieval Siege Society) ergeben?
Das ist eine ganze interessante Geschichte. Du merkst es vor allem, wenn du dir die Artikel der MSS in unserem Jubiläums-Programm durch liest. Als die MSS anfing, war sie eine wirklich kleine Gruppe. Wir haben Phil Fraser (Mitbegründer des MSS, Anm. d. Red.) damals getroffen, der übrigens mittlerweile jedes Jahr als Händler hier ist, und haben ihm davon erzählt, dass wir ein paar Schausteller-Gruppen zusammentrommeln wollen um ein Festival zu organisieren. Er war anfangs sehr skeptisch, weil er mich nicht kannte und auch bezweifelte, dass wir sie bezahlen können. Wahrscheinlich war unsere Anfrage etwas zu direkt. Wir haben ihm dann die ganze Geschichte erklärt; dass wir verpflichtet sind, uns um das Schlossgelände zu kümmern und was Gutes daraus zu machen.Schließlich war es unser Ziel einen guten Ruf aufbauen, und durften deswegen keine halben Sachen zu machen.

Schau dir das vom Marketing-Standpunkt an: Du kannst dir im Pub einen riesigen aber billigen Pint Bier bestellen, oder du bestellst dir eine teure, kleine Flasche Pilsener, die aber qualitativ viel hochwertiger ist. Dieses Prinzip wollten wir auch auf das Festival anwenden.
Wir haben jetzt mit so vielen Leuten gesprochen, die jedes Jahr immer wieder kommen, teilweise schon seit 10 oder 15 Jahren. Als die MSS anfing, war das eine sehr kleine Gruppe, und der Erfolg des Festivals hat auch ihnen eine Menge Erfolg eingebracht. Mittlerweile ist es sogar so, dass viele nur deswegen Mitglieder bei der MSS werden, damit sie eine Einladung für unser Festival bekommen. Die MSS ist also mit uns gewachsen. Darüber sind wir sehr glücklich.
Und wir sind mittlerweile auch einfach etwas Besonderes geworden. Ich meine, wir campen hier auf diesem Schlossgelände aus dem 15. Jahrhundert – ich weiß nicht wie es in Deutschland ist, aber hier in England gibt es Regeln für alles. Die meisten Schlösser gehören Erben, die dir normalerweise nicht mal erlauben einen Hering ins Gras zu hämmern. Hier sind wir viel freier, du kannst zwischen den Kräutergärten herumlaufen und dein Zelt aufschlagen, es ist eine total familienfreundliche Angelegenheit. Wir haben vernünftige Toiletten und Duschen und all das. Es ist hier wie Ferien, auf die sich alle das ganze Jahr freuen.

In Deutschland wäre soetwas wahrscheinlich gar nicht möglich. Bei uns gibt es zwar auch Mittelalter-Festivals, aber die sind ganz selten auf Schlossgeländen, meistens einfach auf großen Wiesen. Und spätestens seit der Katastrophe auf der Loveparade in Duisburg lastet so viel gesetzlicher Druck, so viel Verantwortung auf Festival-Veranstaltern, dass allein eine Versicherung wohl schon den finanziellen Rahmen sprengen würde.

Das ist ein Problem, über das wir in letzter Zeit leider auch oft sprechen. In Nord-Amerika, wo wir herkommen, sind die Versicherungen für Festivals mittlerweile so teuer, dass man absolut vergessen kann, am Ende mit Gewinn nach Hause zu gehen. In dieser Beziehung war England immer ein großartiges Land. In den ersten Jahren auf dem Festival haben sich die Leute, wenn sie zum Beispiel hingefallen sind, sogar noch bei uns entschuldigt dass sie uns Umstände machen, wenn wir ihnen ein Pflaster gebracht haben. Mittlerweile könte dieselbe Person uns sofort verklagen, wenn sie sich verletzt. Die Dinge haben sich ziemlich geändert. Auch deswegen setzen wir viel mehr auf Qualität als Quantität. Je größer das Festival wird, umso mehr Leute kommen, und das verändert schon die Atmosphäre. Ich habe neulich mit dem Veranstalter eines viel größeren Events gesprochen, der total froh erzählte, beim letzten Mal nur weniger als 100 Verhaftungen gehabt zu haben. Und wir? Wir brauchen hier nirgends Polizei. Bevor eine Situation eskaliert, haben bisher immer Besucher schlichtend eingegriffen. Alle sind rücksichtsvoll und wollen einfach nur ihre Zeit hier genießen. In 20 Jahren hatten wir hier noch keinen einzigen größeren Unfall.

Das macht sich auch in der Stimmung bemerkbar. Ich habe das Gefühl, die Leute kommen von überall.

Das stimmt! Wir sind quasi die vereinigten Festival-Staaten. (lacht) Ständig kommen Leute und fragen, ob sie nicht ihre Freude hierher einladen können, die dies oder das gern hier zur Schau stellen möchten. Teilweise kommen sie sogar aus Übersee – und wir sagen nie nein. Wir spielen hier nicht Politik oder stellen uns auf irgendjemandes Seite. Solange die Leute etwas Geschmackvolles zeigen wollen, sind sie herzlich eingeladen. Mittlerweile haben wir Schausteller aus Dänemark, Frankreich, Deutschland, Belgien – aus ganz Europa, und in der Vergangenheit sogar von verschiedenen Kontinenten. Wir wachsen mittlerweile jedes Jahr um rund 5%.

Gina Fringante

Das 6.Festival Mediaval vom 06-08.09 in Selb

Wenn man sehnsuchtsvoll die Tage bis zum Festivalbeginn zählt, wenn selbst die Bands ins schwärmen kommen und das Festival zum Highlight des jährlichen Tourplans zählt, wenn Omnia das Publikum in Selb mit „Endlich wieder daheim“ begrüßen und man massig Positives auf Facebook lesen kann, dann haben die Veranstalter wieder vieles richtig gemacht. Und das ist in diesem Jahr umso bemerkenswerter da 8 ganz wichtige Orgamitglieder nach 5 Jahren Festival Mediaval diesmal nicht mehr zur Verfügung standen. Doch Blacky Schwarz und sein neues Orgateam haben es geschafft auch die 6. Ausgabe zu einem unvergesslich schönen Event zu machen. Und zwar mit Unterstützung großartiger Musiker/innen, Künstler, der ganzen Lagergruppen und den Fieranten. Vor allem aber einmal mehr mit Hilfe eines begeisterungsfähigen , bestens gelaunten , entspannten Publikums das beste dass man sich als Konzertveranstalter nur wünschen kann. Und so vergingen die 3 Tage ohne Stress für die wie immer gut gelaunte und freundliche „Selber Security“ wie im Fluge. Und als Corvus Corax und Wadokyo am Sonntag einen spektakulären Schlusspunkt setzen hatte man das Gefühl wieder nur einen Teil des reichaltigen Angebots erlebt zu haben und beginnt die Tage zu zählen bis 2014 zum 7. mal das Festival Mediaval ansteht. Dann wieder mit einem musikalischen Schwerpunkt nach dem Nordic Special 2013.

Der Freitag

Traditionell beginnt das Festival am Freitag mit der Eröffnung des Handwerkermarks, des Händlernarktes und der Fressmeile. Bevor Totus Gaudeo um 16.30 das schon zahlreich erschienene Publikum auf der Schlossbühne zum feiern und tanzen animieren durften, nützte man die Chance dem Publikum die verantwortlichen Orgamitglieder einmal persönlich vorzustellen. Eine schöne Idee, die auch die komplett versammelte Band Omnia mit Interesse verfolgte und die ihre Wertschätzung genauso zum Ausdruck brachte, wie viele Besucher durch ihren kräftigen langanhaltenden Applaus. Dann stürmte Totus Gaudeo die Bühne, die nun das zweite Mal in Selb auftraten. Machte man beim ersten Auftritt 2011 die Bühnenlichter Samstag Nacht aus, so durfte man sie diesmal anschalten. Sicher nicht die dankbarste Aufgabe , ein Festival zu eröffnen, doch mit Blick auf das tanzende und mitsingende Publikum bereits beim ersten Song „Aus der Bredouille“ muss man feststellen, dass die Niederbayern mit ihrer Vagantenmusik dies mit Bravour lösten. Mit ihrem reichhaltigen Instrumentenfundus, wie Drehleier, Geige, diverse Pfeifen , Flöten sowie Gitarre und Davul und viel Spielfreude war man ein perfekter Festivalauftakt. Egal ob lateinisch oder Deutsch gesungen, Totus Gaudeo machen Spaß und besonders das Lied vom Seeräuber Sven erwies sich als heimlicher Hit. Totus Gaudeo hat übrigens Bayerns einzigen hauptberuflichen Dudelsackbauer in seinen Reihen. Der IT-Spezialist Florian Ganslmeier hat kurzerhand seinen gut dotierten Job hingeschmissen, beim Schandmaul Jubiläumskonzert konnte man seine Dudelsäcke bewundern, in Selb mit Totus Gaudeo seine musikalischen Qualitäten.
Zweite Band des Freitags und erste im Rahmen des Nordic Specials waren Unshine aus Finnland. Der Gothic Metal war ein krasser Kontrast zum Totus Gaudeo Sound, Kontraste die das Festival Mediaval so einmalig und besonders machen. Von ruhig bis hart, von Klangkunst bis zur Populärmusik. Vom jungen Newcomer bis zum Chartbreaker, das Festival ist so vielschichtig , wie sonst keines in Deutschland mit dem Schwerpunkt Mittelaltermusik. Aber zurück zu Unshine, die Aufgrund eines Wadenkrampfes des Gitarristen während des Auftritts gezwungen waren die Bühne kurz zu verlassen. Die Setlist bestand größtenteils aus Songs des vor kurzem erschienenen dritten regulären Albums Dark Half Rising . Nach 4 neuen Songs gab es dann 3 vom Album Nummer 2 The Enigma of immortals, somit konnte man sich recht gut ein Bild machen, wie und ob sich der Sound der Band in den letzten Jahren verändert hat. Oder besser gesagt könnte, leider war der Sound alles andere als perfekt gemischt , die Sängerin oft zu leise und die Instrumente zu laut. Und so konnte Unshine nur bedingt Werbung für das hörenswerte neue Werk machen.
Die Finnen zeigten sich übrigens schwer beeindruckt vom Festival Mediaval und waren auch Samstag so lange als möglich am Goldberg unterwegs.
Ein Festival Mediaval ohne Omnia , es würde echt etwas fehlen. In diesem Jahr drohte das, glücklicher Weise hatte eine Band im Vorfeld abgesagt , so dass Omnia doch noch in das Lineup rutschten. Sehr zur Freude der extrem gut gefüllten Schlossbühne . Wo sind denn nur die ganzen Leute hingekommen wunderte sich ein neuer Fierant, doch ein langjähriger Kollege klärte ihn schnell auf. Es spielt doch Omnia. Die Holländer die in der bisher kleinsten Besetzung zu viert zum sechsten Mal beim Festival Mediaval auftraten hatten sich auch diesmal wieder einige Freunde eingeladen. Kevin Kalvus lies seine Kugeln kreisen, die Feuerkünstlerin Ayuna verzauberte zu den Omnia Klängen das Publikum und das Duett von Steve und Euzen Sängerin Maria Franz war der absolute Höhepunkt des gelungenen Omnia Auftritts, die mit ihrem Pagan Folk die Massen zum toben brachten. Kein Wunder sind Omnia in ihrem „Wohnzimmer“ ja Jahr für Jahr besonders gut drauf.
Das mit dem besonders gut drauf sein gilt in gleichem Maße auch für Feuerschwanz, die ebenfalls zum zweiten Mal in Selb auftraten. Die Spaßcombo aus dem Nürnberger Raum, hat auch in Selb viele Fans, was eine gutgefüllte Burgbühne eindrucksvoll bewies. Optisch unterstützt von den bildhübschen Miezen heizten Hauptmann Feuerschwanz Sir Lanzeflott, Prinz Hodenherz , Hans der Aufrechte , Knappe Latte und nicht zu vergessen Johanna von der Vogelweide das Publikum so richtig ein. Star des Abends war aber die Fee aus dem Publikum , die dem ganzen Spaß auf der Bühne die Krone aufsetzte. Ein Glücksgriff, der einen spaßigen Auftritt noch unterhaltsamer und lustiger machte.
Der Ausspruch von Faun Sänger Oliver SaTyr „Es gibt doch tatsächlich noch Leute die denken , wir machen Popmusik“ sorgte für großen Jubel und Gelächter im Publikum. Denn auch in Selb zeigte die Band Faun mit neuer Frau Katja Moslehner, am Micro einen gewohnt guten Auftritt. Mit vielen alten Songs und mit dieser kalten Nacht einen einzigen „Von den Elben Song“ in der Setlist. Da man erfreulicherweise auch die Bässe etwas dezenter einsetzte konnten sich viele alte und neue Faunfans an den Münchnern erfreuen. Genauso wie Omnia sind auch Faun bisher jedes Jahr in Selb dabei gewesen und mit Beatrice Baumann hatte man auch optisch wieder einen ganz besonderen Gast, sehr zur Freude auch der auffallend vielen Fotografen zu bieten.
Als Schlusspunkt des Freitags gabs diesmal keine Feuershow , sondern ein Theaterstück zu sehen. Theatre of Shadow Evolution mit ihrem Stück Fin Amor gaben sich größte Mühe das Publikum zu fesseln , was trotz großem optischen Aufwand und unfreiwilligen Sturz eines Stelzenläufers nur bedingt glückte. Vielleicht wäre es besser gewesen dem zahlreich erschienenen Publikum das Stück vom Beginn der Liebe mit Zuneigung über den schwierigen Kampf gegen die Versuchungen des Lebens bis zum ersehnten Preis für Entbehrung und Abweisung im Vorfeld zu erläutern, so guckte aber nicht nur ich etwas ratlos auf das zumindest optisch recht ansprechende Geschehen eines äußerst gelungenen ersten Festivaltages.

Der Samstag

Erfahrene Besucher des Festivals Mediaval wissen genau, dass es sich in Selb besonders lohnt früh aufzustehen. Steht doch jedes Jahr der Nachwuchswettbewerb an. Und der erweist sich Jahr für Jahr mit vielen klasse Nachwuchsbands als ein ganz besonderes Highlight im Festivalprogramm. In guter Tradition haben sich auch in diesem Jahr am Samstag 3 Bands eingefunden um sich in einem 30 minütigen Auftritt in die Herzen des Publikums zu spielen. Samstag nahmen Brigandu, Tanzebom und Saitenweise in der Kategorie Spielmann das Battle auf.
Tanzebom erwecken die Musik des Mittelalters und des Frühbarock mit viel Spielfreude zum Leben. Brigandu passten mit ihren Liedern und Tänzen aus dem nordischen und keltischen Raum perfekt zum Nordic Special, auch weil die doppelte Miriam am Mikrofon, Sängerin Miriam Bohse und Miriam Carl so schön elfengleich nordisch klangen. Und die Gewinner Saitenweise, keine Unbekannten in Selb, haben allein schon deshalb den Zwerg verdient, haben sie mit der lebensbejahenden Hymne „Feiere Dein Leben“ einen echten „Mittelalter-Hit“ im Gepäck, der wie geschaffen als Hymne des Festivals Mediaval geeignet ist. Und so dürfen sich Saitenweise freuen im nächsten Jahr eine Stunde die Burgbühne zu bespielen, auch eine gute Tradition in Selb für den Gewinner. Da die bei der Siegerehrung aber der Meinung waren, dass auch die beiden anderen Bands den Preis verdient hätten und Cheforganisator Bläcky Schwarz spontan sofort sein ok gab, wird der gemeinsame Auftritt im nächsten Jahr zu einem ganz besonderen Festivalhighlight werden.
Ein Gewinner des Vorjahres sorgte dann um 12.00 Uhr auf der Burgbühne für ausgelassenste Stimmung im Publikum. Die Piratenband Elmsfeuer hat 2012 bereits beeindruckt, warum sie gewinnen konnten und inzwischen zu einer herausragenden (Piraten-)Band gereift sind konnte jeder eine Stunde überdeutlich erleben. Fesselnd, mitreissend, Elmsfeuer machen selbst Tanzfaulen Beine. Tanzen zappeln und Schunkeln, man kann gar nicht anders und Anni, Franzi und ihre Jungs wissen glaub ich selbst noch nicht wirklich wie gut sie sind. Wenn die Truppe so weitermacht, weiter so klasse Songs schreibt und sich auch in Zukunft so gut versteht, dann wird die Band zum Headliner heranreifen, wetten!
Typisch Festival Mediaval, erst gehts mit 180 auf der Autobahn dahin (Elmsfeuer) und dann gehts runter vom Gas bis fast zur Vollbremsung. Für die sorgte Kaunan und das soll gar nicht negativ klingen. Das Nordic Folk Project von Oliver SaTyr (Faun) und Boris Koller (Poeta Magica) ist nur extrem ruhig, klassisch und mit 2 Nyckelharpas bzw Bouzoukis sehr speziell instrumentiert. Nur in Selb ist es denkbar den beiden eine solch große Bühne für ihre Art der schwedischen Volksmusik zur Verfügung zu stellen und die füllen die beiden für die Liebhaber dieser Art Mittelaltermusik auch großartig aus. Der „schwedische Österreicher“ Boris Koller ist übrigens ein ganz spezieller Künstler, so bewundernswert er als Musiker agiert, so herausragend ist er auch als Maler unterwegs. Deshalb kleiner Tip unbedingt einmal seine Bilder anschauen.
Mit Satolstellamanderfanz ging es auf der Burgbühne weiter. Keine Ahnung was die Band geritten hat, sich einen solch schlecht zu merkenden unaussprechlichen Namen zuzulegen. Die Musik der Band, die sich das Ziel gesetzt haben eine Brücke zwischen den Herzen und Seelen aller Menschen zu bauen. Wie man auf der Homepage lesen kann vermischen sie mit einem Augenzwinkern moderne Rhythmen mit exotischen Romanzen und schmücken eigenwillige Interpretationen mittelalterlicher Stücke mit mystisch-musikalischer Erzählkunst aus. Das ganze auch optisch durchaus sehenswert und aus einem Guss wirkend, obwohl mit Karoline Frick ein neues Bandmitglied Satolstellamanderfanz erstmals bei einem Festival unterstützte.
Ein Hoch auf Crowdfunding , denn gäbe es das nicht, hätten die Besucher des Festival Mediavals keine Chance gehabt erstmals eine Band aus Down Under in Selb zu erleben. Selbst hätte man die Kosten für den Flug nicht aufbringen können und nur Dank viel finanzieller Unterstützung konnte man den teueren Flug bezahlen. Als Gegenleistung konnten die Spender u.a neben einem Privatkonzert auch die Haarfarbe von Sängerin Naomi Henderson beim Auftritt bestimmen. Und so verschönte ein leuchtendes Atlantic Blue die charismatische Sängerin , die nicht nur auf der Bühne sondern an den 3 Tagen auch auf dem Festivalgelände eine strahlend positive Erscheinung abgab. Kein Wunder fühlten sich die Australier doch pudelwohl in Selb und zeigten sich begeistert von dem großartigen Festival. Das merkte man den beiden auch auf der Bühne an und die Dark Electro World Music der Australier und Naomis Stimmgewalt kamen durchaus an. Und auch wenn trotz WGT-Auftritt die Band bisher in Deutschland noch sehr unbekannt ist, hat man sicher in Selb viele neue Fans gewinnen können.
Davon hat Maria Franz in Selb schon mehr als genug, mit Auftritten als Faun und Omnia Support ist sie in Selb schon ein bekanntes Gesicht. Mit ihrer eigenen Band Euzen war sie im Rahmen des Nordic Specials fraglos ein Highlight des Wochenendes. Die Musik der Dänischen Band mit Norwegischer Sängerin in der sich alle Björk und Valravn Fans sofort verlieben sollten. Aber nicht nur die, die spannende Mischung aus Elektrobeats und Akusticsound, aus tranceartigen Beats und ruhiger Ballade ist fesselnd. Und live mit der bildhübschen ausdrucksstarken Sängerin schon zweimal. Euzen, gesprochen „You seen“ sind trotz zweier klasse CDs immer noch ein Geheimtip. Ein ganz heißer sogar. Und davon konnten sich auch viele Musikerkollegen überzeugen , die dem Auftritt mit Begeisterung beiwohnten. Allen voran die befreundete Band Omnia, Steve und Jenny unterstützten Euzen auch bei einem Lied auf der Bühne und Steve übernahm nach dem Konzert die Führung der Menge zu Merchandise, wo die CDs reissenden Absatz fanden. Der starke Auftritt schreit nach einer Fortsetzung im nächsten Jahr.
Als Paradebeispiel für die Abwechslung die das Festival Mediaval seinen Besuchern bietet steht die ebenfalls aus Dänemark stammende Band Gny mit ihrer wunderschönen nordischen Folkmusik. Die war nicht nur ein krasser Kontrast zum Euzen-Auftritt, Sängerin Nanna Solveig Barslev-Larsen verwandelte die große Fläche vor der Schlossbühne zum Freilufttanzsaal und ein Teil des Publikums machte begeistert mit, der andere Teil schaute tiefenentspannd sitzend oder liegend dem bunten Treiben zu. Mit rekonstruierten Mittelalterinstrumenten interpretieren sie bekannte und unbekanntere Nordische Folksongs auf traditioneller Weise und eine Sängerin die einen Teil des Konzertes mitten im Publikum verbrachte hatte Selb auch noch nicht gesehen.

Nach den ruhigen Gny-Klängen hatten die Sandsacks den klaren Auftrag, das Feiergen des Publikums wieder wachzurüteln. Mit druckvollem Sound und kräftigen Gesang fiel es der Truppe leicht mit „finest irish folk und medieval music“ das Publikum mitzureissen und zum Tanzen, Mitsingen und Partymachen zu bewegen. Und die hatten, zahlreich erschienen, genauso viel Spaß wie die Truppe auf der Bühne. Und damit machte die Berliner Band nicht nur tolle Eigenwerbung sondern auch darauf, was die Besucher 2014 erwartet, wenn als Schwerpunkt ein Irisch-Schottisch-Special geben wird. Die Messlatte haben die Sandsacks auf alle Fälle schon einmal mächtig hochgelegt. Chapeau.

Mit etwas Sorge musste man trotz prächtigen Festivalwetters den Auftritt von Poeta Magica entgegenschauen. Hatte man doch 2011 einen Sturm entfacht, ein Unwetter das den Auftritt damals jäh beendete, gerade als die Zuschauer an dem schwierigen Edda-Stoff so richtig Freude gefunden haben. Der Frust bei der Truppe sitzt noch immer tief, doch diesmal blieb zum Glück alles ruhig und Holger E Funke und seine Musiker konnten die mystische Liedersammlung in einer dem Zuschauer einiges abverlangenden Verbindung aus Rezession und Musik präsentieren. Verstärkt mit Musikern aus Schweden und Norwegen boten sie dem Publikum in Selb die wichtigste Quelle altnordischer Mytologie in einer zeitgemäßen Umsetzung auch optisch beeindruckend dar.

Danach war Babybedingt für mich der Samstag beendet und so hab ich den für viele absoluten Höhepunkt des Wochendes den Auftritt von Garmana nach 12 Jahren Konzertpause, sowie den von Winterstorm und Die Grosse Session der Spielleute zum Abschluss des 2 Festivaltages verpasst. Leider.

Netterweise hat meine Fotokollegin Valeria einen kleinen Bericht verfasst:

Als ganz besonderes Highlight hat die Orga des Festival Mediavals es geschafft, die Kultband Garmarna wieder auf die Bühne zu holen. Die Schweden, die seit zwölf Jahren kein Konzert in Deutschland gespielt haben, konnten für ein einmaliges Konzert gewonnen werden. Die Erwartungen waren groß, denn obwohl ich die Band noch nie live gesehen hatte, eilt ihnen ein guter Ruf voraus.

Spätestens bei den ersten Tönen von „Herr Mannelig“ war ich restlos begeistert. Der ganze Platz hörte andächtig zu, als Emma Härdelin die Zeilen des Ritters Mannelig und der Trollin sang und wagte es nicht die mystische Atmosphäre zu stören. Bei den schnelleren Liedern wirbelten Gotte Ringqvist und Stefan Brisland-Ferner mit Gitarre und Geige, über die Bühne, während Emma fast regungslos an ihrem Mikro stand. Und man konnte allen ansehen, dass es ihnen wirklich Spaß machte wieder aufzutreten und auch Bläcky konnte es nicht lassen neben der Bühne mitzutanzen. Gotte wäre einmal sogar fast vom Bühnenrand in den Graben gefallen, konnte sich aber noch rechtzeitig fangen.

Bei der Spielfreude und der guten Resonanz aus dem Publikum bleibt zu hoffen, dass Garmarna es nicht bei diesem einen Konzert belassen werden.

Sonntag

Der erste Pflichttermin des Sonntags stand um 10.00 Uhr auf der Theaterbühne an. Zum Rock Award hatten The Privateer den Weckruf übernommen. Unter den interessierten Zuhörern beobachtete auch Elmsfeuer Akkordeonspielerin Anni mit großem Interesse was die sechsköpfige Piratentruppe musikalisch zu bieten hat. Inspiriert von klassischen Heavy Metal, Death Metal und ein klein bißchen Power Metal haben sie um ihren ausdrucksstarken Sänger ihre ganz eigene harte Variante des Piratenrocks entwickelt , der besonders den Freunden härterer Klänge mächtig Spaß machte. Somit waren die Ohren nach dem Auftritt prächtig durchgeblasen und voll aufnahmefähig für Band Nummer zwei Sacred Silence, die mit Sänger Robert Kobler und ihrer Mischung aus Minnesang und Heavy Metal einen krassen Kontrast zu Band Nummer eins darstellten. Der polarisierende musicalartig-opernhafte Gesang war sicher nicht jedermanns Geschmack, spannend war es trotzdem Sacred Silence zu erleben.
Die späteren Gewinner des Goldenen Zwergs Impius Mundi waren die dritte Band an diesem Tag im Wettbewerb und setzten das schon hohe Niveau definitiv noch etwas nach oben. Die sich der rockigen Auslegung der Mittelaltermusik verschriebene Band ist Wacken erprobt und lieferte einen höchst unterhaltsamen und überzeugenden Auftritt ab. Damit ist man auch 2014 dabei und man kann sich schon heute darauf freuen. Denn die Auftritte der Zwerggewinner sind Jahr für Jahr ein Highlight des Festivals und die Gewinner 2012 Sagax Furor machten da auch keine Ausnahme. Um 11.00 früh waren schon überraschend viele Menschen vor der Bühne versammelt und die erfreuten sich am furiosen Auftritt der spielfreudigen Magdeburger Band, erprobten sich im Schwengeltanz, sangen kräftig mit und warfen BHs und Höschen auf die Bühne. Ganz nach dem Bandmotto immer Sagax, immer Furor beieindruckten die 6 nachhaltig mit ihrer Spielfreude.
Dass man auch in Lettland gute Medieval Music macht, stellten Obscurus Orbis eindrucksvoll unter Beweis. Und dass ein muskulärer Körperbau sich nicht negativ auf das Stimmvolumen auswirkt auch. Aber Trommeln macht stark und eine starke Erscheinung ist der „Michelin-Trommler“ von Obscurus Orbis zweifellos. Die lettische Band , die als einzige Gruppe Lettlands eine Drehleier verwendet, nützte ihre Chance sich in Europa etwas bekannter zu machen und dafür ist das Festival Mediaval die perfekte Bühne.
Namensgeber der Deutsch- Schwedischen Band Strömkarlen war der gleichnamige nordische Wassergeist, der mit unwiderstehlichem Fiedelspiel seine Opfer in den Bann und dann in die Tiefe zieht. Mit Geige, Kontrabass, Bodhran und Tin Whistle versuchte das Trio ähnliches, zumindest das Publikum für sich zu gewinnen. Leider hatte man allerdings nur eine relativ kleine Zuhörerschaft dafür zur Verfügung und man wunderte sich schon sehr, wo denn die ganzen Besucher hingekommen sind, noch dazu wo Strömkarlen hörenswerte traditionelle Nordische Musik abliefererten die weit mehr Publikum verdient hätte. Die Erklärung lieferte die Theaterbühne, denn hier gab es aufgrund des Zuschauerantrangs kaum ein Durchkommen mehr.
Soviele Besucher gab es in 6 Jahren Festival Mediaval vor der Theaterbühne noch nie und Schuld daran hatten die 7 Taiko-Trommler von Wadokyo, die die Massen zur Theaterbühne lockten. Die Röhrentrommeln und die spektakuläre Art diese zu bearbeiten machte neugierig und Wadokyo brauchen sich vor den bekanntesten Gruppen Japans Ondekoza und Yamato sicher nicht zu verstecken.
Kraftvoll, leidenschaftlich, dynamisch „The Power of Drums“ war ein ganz besonderes Erlebnis und ein absoluter Höhepunkt des Festivals 2013 und er machte unheimlich neugierig auf den Auftritt mit Corvus Corax als Abschluss des Festivals.
Wadokyo ist nicht nur einfaches Trommeln , das ist Entertainment , Schönheit, Action, Lebensfreude, Harmonie, perfekte Choreografie, Spaß pur und schreit nach einem Widersehen 2014 auf der Schlossbühne.
Gut, dass mit Berlinski Beat das Corvus Corax Zweitprojekt als nächstes auf der Bühne stand. Jede andere Band hätte es schwer gehabt die Stimmung nach Wadokyo zu halten, die Berliner hatten damit kein Problem. Mag man über die Corvus Corax Musiker ja denken was man will, ihre musikalische Kreativität steht außer Frage und die Idee den Balkan Beat Bläsersound mit DJ Tracks und Dudelsäcken zu mischen muss man erst mal haben und wenn Corvus Corax etwas auf die Bühne bringen, dann ist das musikalisch und optisch immer vom Feinsten. Und da machen die Berlinski Beat Musiker im schicken Anzug und stylischen Hüten in blau schwarzer Farbkombi keine Ausnahme. Das ganze ist extrem tanzbar und fetzt vom ersten bis zum letzten Ton. Einzig die Texte sind nicht immer der Weisheit letzter Schluss, aber Berlinski Beat machen live wirklich irre Spaß.
Kontrastprogramm auf der Burgbühne. Etwas Folk Metal, etwas Doom Metal, etwas Black Metal und etwas Rock und heraus kommt der Musikmix der Russischen Band Wolfmare aus St. Petersburg. Da die Band bisher 3 recht unterschiedliche Alben veröffentlicht hat klingen die Lieder von fröhlich bis doomig brutal recht unterschiedlich und die ganze Performance litt doch etwas unter dem durchwachsen abgemischten Sound. Mit Elena Chikulaeva an der Violine und am Mikrofon hat man ohne Zweifel den attraktivesten Bauch des Festivals zu bieten. Absolut beeindruckend auch was Andrei Stepanov mit seinen Drumsticks so anstellte. An Wolfmare hatten vor allem die Liebhaber härterer Klänge ihre wahre Freude, dafür kamen mit Cara die Fans ruhigerer und traditioneller Folkmusik voll auf ihre Kosten. Kein Wunder, dass die Deutsch Irisch Schottische Band bisher mit Preisen überhäuft wurde, sie waren aufgrund ihrer hohen musikalischen Qualität und ihrer Bühnenpräsenz eine der absoluten Entdeckungen des Festivals. Die im Jahre 2003 gegründete Band hat schon einige Besetzungswechsel hinter sich, der Qualität hat dies keinesfalls geschadet. Der bandname Cara stammt aus dem Irischen und bedeutet Freund und neue Freunde hat die Band in Selb massig gefunden. Das zeigte sich auch am Merchandise Stand der nach dem Auftritt dicht umlagert wurde. Kein Wunder, dass Cara sich auch in den USA einen Namen machen konnten, in Selb blieben sie auf alle Fälle in sehr positiver Erinnerung und es bleibt zu hoffen, dass es ein baldiges Wiedersehen mit der symphatischen Band geben wird.
Kein Wiedersehen wird es dagegen mit Valravn geben, die in Selb ihr letztes Konzert vor der Auflösung spielten. Und dafür legten sich Anna Katrin Egilstöd und Juan Pino nochmals so richtig ins Zeug. Mit den 3 Mädels des String Trios Sirenerne hat man im Juni beim Feuertanz Festival noch einen wenig überzeugenden Auftritt hingelegt, Selb war da um Klassen besser , auch wenn man auch da den Bass bisweilen aus und überreizte. Trotzdem entfaltete der eigenwillige Mix aus tranceartigem Elekrobeats, eigenwilligen (Folk-) Klängen, gepaart mit Anna Katrins faszinierenden Stimme und den 3 Streicherinnen unter den Augen vieler Musikerkollegen seinen besonderen Reiz , der Valravn viele Fans beschert hat. Und die waren zurecht ziemlich traurig und so flossen hinter der Bühne auch die eine oder andere Träne.
Letzte Band der 3 tollen Tage von Selb, die Angie aus München einfach als Selbastisch bezeichnete, waren die Jungs von Corvus Corax und die setzten mit Wadokyo einen denkwürdigen Schlusspunkt. Welch geniale Idee von Norri mit den Taiko Trommlern etwas gemeinsam zu machen. Ist der Corvus Corax Trommelsound ja schon ein Erlebnis, wenn der durch Wadokyo noch vertärkt wird, bleibt einem der Mund offen stehen. Und wenn dann noch die Dudelsäcke einsetzen und dazu das tolle optische Erscheinungsbild der Band das ist wirklich großes Kino. Und das wurde zum Abschluss mit großer Publikumskulisse und Anteilnahme so richtig zelebriert. Die neue, ganz auf Nordeuropa ausgerichtete Scheibe Sverker, passt eh schon sehr gut zum Nordischen Programmschwerpunkt des Festivals, mit Wadokyo und der unbändigen Spielfreude aller Akteure entwickelte sich ein rauschhafter Sound der sich in Kopf Bein und Ohr gleichermaßen festsetzte. Sicher sind die Cantus Buranus Vorstellungen der Band noch beeindruckender, das was man mit Wadokyo Unterstützung in Selb ablieferte stand dem aber kaum nach und war ein würdiger Abschluss des tollen Festivals.
Neben viel Musik hat Selb aber noch soviel mehr zu bieten, angefangen von ganz viel tollen („Klein“-) Künstlern wie der Meister der Glaskugeln Kelvin Kalvus oder Beatrice (Baumann), die neben ihren Vorstellungen immer wieder als Eyecatcher die Besucher auf dem Festivalgelände großartig unterhielt. Oder der österreichische Kraftwürfel namens Eisenhans, der nicht nur extrem kräftig, sondern auch witzig und unterhaltsam ist, oder Baseltan, die nicht nur als Moderatorenduo, sondern auch bei den eigenen Auftritten mit ganz viel Situationskomik glänzten und ohne die das Festival nicht denkbar ist. Oder Pur Pur, die wo immer sie auftraten viele Zuhörer hatten, oder die Artistik Gruppen oder oder oder. Es gibt soviel zu sehen und zu erleben, dass es jeden Artikel sprengt. Workshops wie Drehleierspielen oder Rahmentrommel bei Fauns Rüdiger Maul, die Schaukämpfe und Highlandgames, den Kohlemeiler, und ein extra Kinderprogramm machen das Festival als Familienevent zu etwas Besonderem. Und im nächsten Jahr mit dem Irisch-Schottisch Schwerpunkt und den legendären Legends of Dublin („Dubliners“), mit Subway to Sally um nur mal 2 Bands zu nennen. Das Ganze gibts für die Besucher des Festivals 2013 als kleines Dankeschön zum Schnäppchenpreis von 65 Euro für 3 Tage.
Und seit die letzten Töne auf der Bühne verstummt sind zählen nicht wenige die Tage bis es 2014 zum 7. mal heißt Festival Mediaval und dann hoffentlich wieder bei so wunderschöen Festivalwetter.

Bernd Sonntag

Castlefest 2013

Ein tolles Gelände, viele Stände, abwechslungsreiche Musik und gutes Wetter haben das diesjährige Castlefest zu einem perfekten Festival gemacht.

Wenn es einmal im Jahr im Keukenhof in Lisse nicht um die schöne Blumenpracht geht, für die die Parkanlage so berühmt ist, dann strömen viele tausende Menschen zum Castlefest. Das größte Festival der Szene in den Niederlanden vereint Fantasy, Mittelalter, Steampunk sowie Keltische und Folkelemente und findet immer am ersten Wochenende im August (Freitag bis Sonntag) statt.

Die Marktstände waren über das weitläufige Gelände verteilt und boten unter anderem selbstgemachtem Schmuck, mittelalterliche und Fantasykleidung, Schwerter, Rüstungen, Bögen, Instrumente und Spiele, aber auch Außergewöhnliches wie Feenflügel.

Bei einem großen Rundgang über das Gelände kam man vorbei am LARP-Dorf, dem Steampunkgarten, dem Spiele-Zelt, dem Dorf der Heiden, dem Kinderreich, den drei Musikbühnen und natürlich am Kasteel Keukenhof. In der Lifestyle-Ecke konnte man sich tätowieren, massieren und sich die Haare in Dreadlocks verwandeln lassen. Es gab viel zu sehen und zwar nicht nur wegen des Programmes. Viele Besucher kamen aufwändig kostümiert/gewandet und machten einen großen Teil der schönen Atmosphäre des Festivals aus. Denn Personen in Jeans und Hemd hat man kaum gesehen. Man taucht ein in eine alternative Welt, in der jeder nach seinen Wünschen und Vorstellung gekleidet ist.

Musikalisch hatte das Castlefest die besten Bands zu bieten, die in der Szene vertreten sind. Neben den Dauergästen Faun und Omnia, die jedes Jahr als Headliner antreten, kamen aber auch Bands, die man nicht alle Tage sieht. Aus Dänemark wurden Asynje und Virelai eingeflogen, aus England The Dolmen und Sieben, aus Belgien Rastaban und aus Polen Dikanda. Besondere, wenn nicht einmalige Konzerte gab es auch zu hören. So traten Cesair mit Orchester und Chor, Triskilian mit dem NEO-Projekt und die Bands Kelten Zonder Grenzen, Orfeo und Ball Noir mit der K.O.B.Conspiracy auf. Für einen ganz besonderen Auftritt konnte Valravn gewonnen werden, die ihr letztes Konzert in den Niederlanden spielten, bevor sich die Band Ende des Jahres auflösen wird.

Vor der Bühne tanzten die Besucher zur Musik. Entweder jeder auf seine eigene Art oder die beim Balfolk erlernten Kreis- und Paartänze. Etwas abseits der tanzenden Menge wurde mit Pois, Stöcken und Bällen jongliert, der Hula Hoop Reifen geschwungen oder einfach nur im Gras der Musik gelauscht.

Beim Castlefest geht es nicht nur darum ein Wochenende lang Spaß zu haben. Die Natur spielt eine große Rolle. So hatten Greenpeace einen Stand, die Toiletten wurden mit Grundwasser gespült und das Festivalshirt ist aus Bio-Wolle hergestellt. Das nicht-musikalische Highlight des Festivals war die Verbrennung des Wickerman am Samstagabend, der in diesem Jahr die Form des Greenman hatte. Opfergaben konnten von den Besuchern in die hölzerne Figur gelegt werden, bevor die Figur in einem großen Ritual vom Veranstalter angezündet wurde. Wie wichtig dieser Moment für das Festival und die Besucher war, zeigt die Menschenmenge, die den gesamten Platz vor der Hauptbühne füllte.

Eigentlich gibt es am Festival nichts zu bemängeln. Alles lief reibungslos und die vielen freiwilligen Helfer schafften es, dass man vom ganzen organisatorischen Drumherum nichts mitbekam. Man kann ein Wochenende lang in eine andere Welt eintauchen und den Alltag hinter sich lassen und bei einem kühlen Mangolassi die einzigartige Atmosphäre genießen.

Im nächsten Jahr findet vom 1.-03. August 2014 zum 10. Mal das Castlefest statt und es soll eine besondere Jubiläumsveranstaltung werden. Weitere Infos folgen auf www.castlefest.com

Amphi Festival 2013 in Köln

Das „IX. Amphi Festival“ ist vorüber und wir dürfen wohl ohne Übertreibung vom heißesten Festival des Jahres sprechen!

Mit mehr als 16.000 Besuchern aus über 30 Nationen bereits zum fünften Mal ausverkauft, startete das diesjährige Amphi Festival mit der traditionellen Pre-Party im Alten Wartesaal und dem Eröffnungsevent „Call The Ship To Port“ auf der MS Rheinenergie. An Bord von Europas größtem Binneneventschiff erlebten 1111 Gäste eine stimmungsvolle Gothic-Rundfahrt auf dem Rhein mit exklusiven Konzerten von CLASSIC & DEPECHE, WELLE: ERDBALL (als 80er Synthi-Duo) und COVENANT.

Startete die Amphi-Cruise am Freitag schon bei traumhaftem Wetter, legte der Sommer am Samstag und Sonntag jeweils noch ein paar Grad nach, während über 40 Acts auf drei Bühnen beste Unterhaltung aus allen Bereichen der Gothic-Kultur boten. Ob elektronische, rockige, mittelalterliche oder romantische Klänge, hier fand jeder Besucher sein musikalisches Highlight.

Unsere diesjährigen Headliner VNV NATION und FIELDS OF THE NEPHILIM zeichneten den stilistischen Kreis vor, in dem Top-Acts wie ALIEN SEX FIEND, ANNE CLARK, SUICIDE COMMANDO, OOMHPH!, PHILLIP BOA & THE VOODOOCLUB, PETER HEPPNER, AGONOIZE und viele mehr die Brücke zwischen tanzbarer Elektronik und atmosphärischen Dark-Rock spannten. Dabei begeisterten zudem eine große Zahl an Bands, die bislang noch nicht auf dem Amphi Festival zu sehen waren (u.a. ATARI TEENAGE RIOT, DIE FORM, UMBRA ET IMAGO, STAHLMANN, CHROM und FABRIK C).

Während der geneigte Sonnenanbeter entspannt die Traumkulisse des BEACHCLUBS genoss, sorgte das THEATER AM TANZBRUNNEN in der Hitze des Gefechts für ein wenig Abkühlung und lockte mit interessanten Specials, wie dem Konzert der französischen Formation ROSA CRUX, den Folk-Noir Romantikern ROME, Pianist LARS ARNOLD, WELLE: ERDBALL mit einem Jubiläumsbeitrag oder DR. MARK BENECKE, der vor vollem Haus erneut interessante Einblicke in die Welt der Kriminalbiologe gewährte.

Vielen Dank an alle Besucher für ein fantastisches AMPHI FESTIVAL 2013. Ihr seid Amphi! Auch möchte wir allen Bands, DJs, Lesern, Händlern, Helfern, Medien- & Clubpartnern, Street-Teamern, Sponsoren und unserer unermüdlichen Festivalcrew danken, die bei diesem Wetter eine wahre Herkulesaufgabe stemmte. Wir danken zudem allen Mitarbeitern des Kölner Tanzbrunnens, der gesamten Crew der MS RheinEnergie und den Securityfirmen LSC Leipzig und CCS Köln für einen harmonischen Ablauf.

BESUCHERUMFRAGE 2013 ONLINE

Wie gewohnt könnt Ihr uns wieder Euer Feedback zur Organisation und Bandwünsche zum 10jährigen Jubiläum mitteilen. Die aktuelle BESUCHERUMFRAGE findet Ihr online unter www.amphi-festival.de. Euer Feedback ist uns wie immer sehr wichtig und hilft dabei das Festival in Zukunft weiter zu verbessern. Unter allen Einsendungen verlosen wir 5×2 VIP-Tickets für das nächste – das 10jährige Amphi Jubiläumsfestival!

10 JAHRE AMPHI FESTIVAL – VORVERKAUFSSTART AM 1. AUGUST

Am 1. August startet der Vorverkauf für unser 10jähriges Jubiläum am 26. & 27. Juli 2014. Original Festivaltickets erhaltet ihr dann exklusiv über den AMPHI SHOP unter www.amphi-shop.de einschließlich der heiß begehrten 5+1 Gruppentickets (kaufe sechs, zahle fünf). Bitte denkt daran, dass diese Gruppentickets wie gewohnt streng limitiert sind und beim letzten Mal bereits nach wenigen Wochen vergriffen waren. Zögert daher nicht Euer Gruppenbundle direkt zu bestellen, um eines der sechs Tickets für das Jubiläumsfestival gratis zu erhalten. Wie immer gibt es die Gruppentickets als Wochenend- oder Tagestickets.

Wir sehen uns 2014,
Euer Amphi Festival Team

Feuertanz 2013

Ein Mittelaltermarkt im Burghof, Marktmusik mit Heiter bis Folkig am Freitag und Trollfaust am Samstag, Gaukeley z.B. mit Lupus, eine Feuershow, viel leckeres Essen und die malerische Burg wären 2013 allein schon Grund genug gewesen, einmal beim Feuertanz in Abenberg vorbeizuschauen. Aber natürlich hat das Concertbüro Franken es auch in diesem Jahr hervorragend verstanden, nicht nur ein sehens- und hörenswertes Festival-Lineup zusammenzustellen, auch die Organisation lies keine Wünsche offen. Und der direkte Draht nach oben scheint auch perfekt zu funktionieren, kein Regen und traumhaftes Wetter, wie gemacht für die alljährliche Mittelalterparty im rund 5400 Einwohner zählenden „Wacken Mittelfrankens“.

Bereits Freitag um kurz vor 13.00 Uhr durften sich die Moderatoren des ersten Festivaltages Max von Gluchowe und Holger Hopfenstreich Hoffmann, besser bekannt als Pampatut, über eine große Menschenmenge vor der Bühne freuen, die gespannt auf die Lokalmatatoren Ignis Fatuu und ihren neuen Sänger P.G. warteten. Der war bis kurz vor Festivalbeginn aber gar nicht sicher, musste man krankheitsbedingt doch den Gitarristen ersetzen und dies auch noch in gerade einmal 3 Bandproben, die als Vorbereitung blieben. Kein leichtes Unterfangen, wen wundert es da, dass man doch etwas nervös das Feuertanz 2013 eröffnete. Doch das bestens aufgelegte Publikum machte es den Mittelfranken echt leicht und sorgte ab Song eins für eine tolle Stimmung. Und auch wenn der Soun , sicher auch wegen fehlenden Soundchecks, nicht gerade perfekt klang und man der Gruppe schon anmerkte, dass man aufgrund Umbesetzungen sich noch in der Findungsphase befindet, so konnte man doch sehr gut unter Beweis stellen, dass man von Ignis Fatuu noch sehr viel Positives erwarten kann. Auch weil der Neue am Micro mit seiner tollen Bühnenpräsenz gut zum Ignis Fatuu-Sound passt.

Daumen hoch und ein fettes „Gefällt mir“, dies hatten die 2 von Pampatut nach dem Konzert auch gleich als Handschuh mitgebracht und als Dunkelschön mit dem Aufbau beschäftigt war, durften die zwei Spaßvögel sich 30 Minuten auf der Bühne austoben und die Leute zum Lachen bringen. Leuten ein Lachen ins Gesicht zu zaubern, je mehr desto besser, ist wirklich eine große Kunst. Dies beherrschen die zwei wie kaum sonst jemand auf der Bühne unglaublich gut. Was den beiden immer wieder spontan an witzigen Bemerkungen einfällt, wie sie das, was gerade vor ihnen, hinter ihnen oder über ihnen passiert für ihr Programm nutzen verblüfft mich jedes mal aufs Neue. So wie z.B. als mitten im Programm Dunkelschöns Davulspieler Christian Wittkopf die Davul testete und Max sofort darauf ansprang und sich fragte wie das Batteriefach des Duracell-Häschens hinter ihm wohl ausschauen möge. Pampatut sind ein großer Spaß, und so ganz nebenbei auch eine tolles Moderatorenteam, was sie am Abend noch öfters unter Beweis stellen konnten.

Relativ neue Gesichter gibt es bekanntlich auch bei Dunkelschön zu sehen und da deren musikalische Liebe mehr dem Metal gilt, ist der Dunkelschön-Sound noch einmal deutlich rockiger geworden, was der Show wirklich gut tut. Eine der nettesten und unkompliziertesten Mittelalterbands hat durch die neue Besetzung noch einmal gewonnen und versteht es in der Unplugged-Variante auch die Liebhaber ruhigerer Töne zu begeistern. Am Freitag war aber Rocken angesagt und auch wenn, wie bei Ignis Fatuu, auch bei Dunkelschön der Sound etwas am fehlenden Soundckeck litt, so sorgte die unterfränkische Band doch für mächtig Stimmung und viele strahlende Gesichter im Publikum.
Das kann man auch vom Auftritt der Irish-Folk-Band Rapalje, die aus Groningen in den Niederlanden stammt, behaupten .Bestens gelaunt sorgten Dieb, Maceal, William und David für mächtig Stimmung . Bekannte Irische und Schottische Traditionals und eigene Songs verführten immer mehr Zuhörer zum Tanzen,, Mitklatschen und Mitsingen und besonders William mit seiner tiefen Stimme sorgte für große Begeisterung unter den Zuhörern, die trotz großer Hitze eine großartige Folk-Party feierten. Eine absolute Stimmungsband mit hoher musikalischer Qualität sorgte bei ihrem Auftritt für viele glückliche Gesichter im Publikum .

Mit Feuerschwanz stand dann die zweite Band auf der B´ühne, die in Abenberg einen echten Heimvorteil hat ist die Fanbase der mittelfränkischen Met-Vernichter doch gerade in und um Nürnberg und Erlangen besonders gro. Wie immer schön anzuschauen waren die 2 Miezen, die für die kurzweilige Bühnenshow genauso unersetzbar sind wie die Met-Maschine auf die sich ein Teil des Publikums auch diesmal voller Freude stürzte. Kein Problem für Feuerschwanz mit der unterhaltsamen Show die Stimmung am Kochen zu halten und neben den Miezen war besonders Johanna mit ihrem sehenswerten Bühnenoutfit mehr als einen Blick wert.

Dass Pampatut eine Band auch einmal völlig anders und extrem passend anmoderieren können nämlich mit sphärischen Klangschalklängen bewiesen sie dann in der Anmoderation zum Omnia Auftritt.

Omnia war der perfekte musikalische Kontrast zu den beiden „Party-Bands“ zuvor. Nicht weniger stimmungsvoll präsentierten die Holländer ein buntes Programm aus ihrer hörenswerten Banddiskographie und Omnia wären nicht Omnia, wenn es nicht die eine oder andere Überraschung für das Publikum gäbe. In Abenberg sogar derer 3, nämlich 3 neue Songs. Natärlich lies es sich Steve Sic auch nicht nehmen dem Publikum seine Sicht der Dinge pro Umwelt und für eine bessere Welt mitzuteilen. Und auch die Abreibung für die viel zu mächtigen Politker unsererer Erde durfte natürlich nicht fehlen. Dies alles gibt es übrigens in immer besserem deutsch zu hören. Steve Sic hat fleißig Deutsch gelernt und ihm fällt es immer leichter sich auch in deutsch auszudrücken. Neben dem klasse Konzert auch dafür ein dickes Kompliment. Und dass bei Omnia nicht nur das Konzert ein ganz besonderes Erlebnis ist, sondern der Soundcheck mit Publikum extrem viel Spaß macht, konnten alle Besucher die sich schon 30 Minuten vor Beginn vor der Bühne einfanden live miterleben.

Headliner des Abends waren die Lokalmatatoren von Fiddlers Green die den Heimvorteil perfekt zu nutzen verstanden. Die Erlanger Band, die mit der neuen CD „Winners and Boozers“ im Oktober in ganz Deutschland unterwegs ist, brachte das durch die Sonne und die bisherigen Bands extrem aufgewärmte Publikum vollends zum Kochen. Überall tanzende und feiernde Menschen beim Irish Independent Speedfolk der Mittelfranken, unfassbar wie schnell die Zeit bis zum Ende des furiosen Auftritts dahinraste. Überhaupt ging der Tag viel zu schnell vorbei. Und wer noch nicht genug hatte, der konnte dann nochmals Pampatut beim Mitternachtskonzert erleben, oder im Marktbereich den einen oder anderen Met vernichten und einen tollen gelungenen ersten Festivaltag feuchtfröhlich ausklingen lassen..

Bericht vom Samstag

Alle Besucher, die den zweiten Tag Feuertanz 2013 miterlebt haben, werden sicher unterschreiben, dass man Feiern lieber mit V schreiben sollte. Denn der „V-Tag beim Feuertanz mit Vermaledyt, Vroudenspil und Versengold hatte gleich 3 feiererwütige Stimmungsbands zu bieten. Zuerst aber galt es etwas Niveau ins Publikum zu streuen und dafür waren Martin Spieß und Sören Vogelsang als „Das Niveau“ zuständig, die für die Begrüßung, Moderation des Tages und das Mitternachtkonzert verpflichtet wurden. Eine gute Wahl, sind die 2 Berliner doch recht witzig und verstehen es das Publikum zu unterhalten und mitzureissen. Den beiden langt eine Gitarre, ein loses Mundwerk, viel Spontanität und „niveauvolle“ Texte, wie z.B. das Lied vom Schwingschleifer und schon kommt Stimmung auf.

Und auch wenn noch nicht alle so richtig wach waren, spätestens nach dem Premierenauftritt beim Feuertanz von Vermaledyt aus Memmingen durfte auch die letzte verschlafene Seele aus dem Bett gegrochen und zur Bühne gepilgert sein, reizte die mit Cello, Schalmei, Bouzouki und Dudelsack aufspielenden Vermaledyt die Beine der Besucher zum mittanzen, die Münder zum mitsingen und die müden Körper zum herumzappeln. Bei inzwischen 3 richtig guten Alben hat die Band genug Songs um richtig Gas geben zu können und einen begeisternden Auftritt hinzulegen. Passend zum Tag erwies sich die Cellistin der Band Vivianne von der Saar nicht nur als Fotografenliebling sondern als prägendes Element der Vermaledyt-Musik.

Gleich danach heizte „Das Niveau“ das Publikum weiter an und wer bis dahin noch immer nicht zappeln wollte, um den war es bei strahlenden Sonnenschein spätestens bei Vroudenspil geschehen. Der Piratenrock der Münchner ist aber auch sowas von fetzig , dass man einfach mitmachen muss und trotz einiger Besetzungswechsel scheint die Band immer besser zu werden. Leider steht ja auch demnächst schon wieder ein Besetzungswechsel an, wenn 4-Finger-Jane die Band auf eigenen Wunsch mangels Zeit verlassen wird. Die Abenberger hatten immerhin das Glück sie nochmals live erleben zu dürfen. Und so bereitete ein begeistertes Publikum mit Crowd-Surfing und wilden Polonaisen im Publikum ihr einen denkwürdigen Feuertanz-Abschied.

Nach dem Auftritt strümte erst einmal alles ausgetrocknet oder ausgehungert zu den „Fressständen“ oder flüchtete vor der gnadenlos leuchtenden Sonne in den Schatten, sofern man einen finden konnte.

Die nächste V-Band des Abends passte dann so gar nicht zu den „Veier-Bands“ und das war wirklich gut so. Nach den furiosen Festivalauftakt war Anna Katrin Egilstrod mit Band für einen musikalischen Break und die extravagantesten Klänge des Wochenendes zuständig. Die mit viel elektronischen Samples und Spielereien aufgepimpte Musik der Band und der extrem an Björk erinnernde, eindrucksvolle Gesang von Anna Katrin polarisieren, wie wohl keine andere Band an den beiden Tagen. Entsprechend war der Platz auch deutlich leerer als zuvor bei Vroudenspil. Alle die sich auf die tranceartige Folkmusik eingelassen haben, konnten einen der letzten Valravn-Auftritte genießen, gibt die Band beim Festival Mediaval ja ihr allerletztes Konzert. Leider gehörte der Auftritt beim Feuertanz sicher nicht zu den besten Gigs der Band. Hatte man doch hörbar mit Tonproblemen zu kämpfen, die schon den Soundcheck erheblich verzögerten und beim Konzert immer wieder auftraten. Immerhin konnte man erleben, wie weh ein zu starker Bass dem Gehör tun kann, ein Erlebnis auf das man fraglos verzichten kann. Fragwürdig war auch die Bühnenaufteilung, die eine Hälfte der Bühne leer dafür das Streichertrio im Eck plaziert wirkten wenig inspirierend, wie auch die 3 bildhübschen Damen selbst, die etwas die Freude am Musizieren vermissen ließen. Das geht sicher besser, so sehr sich die Sängerin auch bemühte und ins Publikum strahlte.

Als nächstes durfte sich Versengold schon einmal im Wacken Mittelfrankens auf den bevorstehenden großen Wacken-Auftritt 2013 warmspielen. Aber eine bessere Stimmung kann es da auch kaum geben. Snorre, Pinto, Paule, Honza und Hengest machten wie gewohnt bei ihren Auftritt mit extremster Spielfreude das Auditorium zum Tollhaus und das Publikum lies sich voller Begeisterung darauf ein. Die 5 sprangen auf die Bühne und hatten mit ihrer handgemachten Mittelaltermugge die Massen sofort im Griff. Die intelligenten Texte der Live-Band per Excellance machen genauso Spaß, wie die furiose Bühnenshow die keine Wünsche offenlässt. Versengold sind eine „Stimmungsband“ auf höchstem Niveau und eine Bereicherung für jedes Festival Line-Up. Und selbst wenn die Flöte von Snorre mitten in der Show den Geist aufgibt, geht die voller Dynamik nur so strozende Show ohne Pause weiter. Doch Versengold verstehen es auch mit ruhigeren Tönen Herz und Geist anzusprechen. Hoffentlich gleich nächstes Jahr wieder beim Feuertanz.

Bevor Eluveitie loslegten wurde das Publikum vom „Niveau“ erstmals auf die korrekte Aussprache des Bandnamens hingewiesen. Danach gabs so richtig was auf die Ohren. Die lauteste, bisweilen etwas zu laute, Band der zwei Tage sorgte für Schweissperlen bei der Security, die die unzähligen Crowdserver gutgelaunt am Bühnenrand einfingen. Absolut beeindruckende Bilder konnten all jene erleben, die während des Auftritts die Treppen zum Turm erklommen haben. Ein riesiger Moshpit und wild um sich springende Konzertbesucher wirken von oben noch viel beeindruckender und auch die riesige Staubwolke die während des Eluveitie-Auftritts wie eine Dunstglocke über den Köpfen schwebte, konnte man besonders gut von oben betrachten. Und selbst von ganz oben war der wie wild auf sein Schlagzeug einschlagende Trommler Merlin Sutter, der optisch und spieltechnisch etwas an den grandiosen Schlagzeuger der Muppets-Show erinnerte noch zu sehen.

Schwer vorstellbar, dass es Saltatio Mortis schaffen würden, die schon tolle Stimmung noch ein paar Dezibel nach oben zu schrauben. Doch für Springfloh und Sänger Alea und seine spielfreudige Band ist das keine echte Herausforderung. Zählt Alea zwar nicht zu Deutschlands größten Sängern, aber sicher zu einem der sehenswertesten Live-Performer der das Publikum beeindruckend mitreissen und um den Finger wickeln kann. Kein Wunder, dass sich Saltatio zu einem Top-Headliner entwickelt hat und auch optisch Dank der tollen Entwürfe von Lucardis Feist gewaltig etwas her macht.

Neben vielem Bekannten gab es auch Neues zu hören, wie die sehr kontrovers diskutierte neue Single „Wachstumüber alles“, in der musikalisch und textlich das Deutschlandlied verarbeitet wurde. Einmal mehr ein Beweis für eine Band die etwas zu sagen hat, belanglos kann ja jeder. Problemlos schafft man den Spagat Zeitkritsches mit dem „Mittelalter“ zu verbinden. Dass die neue Single auf keinen Fall als Nazi-Propaganda gedacht ist teilte Lasterbalk bei der Anmoderation dem Publikum in aller Deutlichkeit mit, die mit erhobenen Fäusten und lauten „Nazi raus“ Rufen gleich lautstark ihre Antipathie beeindruckend zum Ausdruck brachten. Besuche von Naseweis und seinem gut gefüllten Met-Tablett und von Versengold rundeten das auf viel Begeisterung stoßende Konzert ab. Die Lichter auf der Burg machte dann das Niveau mit dem Mitternachtskonzert in einem viel zu kleinen Burgsaal aus. 2 tolle Feuertanz-Tage waren Geschichte und schon jetzt kann man sich auf 2014 freuen, wenn bei Ausgabe 13 wieder Party pur angesagt ist. Abschließend bleibt neben der klasse Organisation allen die für den reibungslosen Ablauf des Festivals gesorgt haben zu Danken, angefangen bei der freundlichen Security, über alle Mitarbeiter die sich 2 Tage mit höchstem Einsatz um das leibliche Wohl der Besucher gekümmert habe , nicht zu vergessen die Sanitäter und die Feuerwehr mit ihrerer Schlaucherfrischung fürs Publikum. Der größte Dank gilt aber allen Konzertbesuchern, die einmal mehr das Festival zu etwas ganz Besonderem (auch für die Musiker) gemacht haben

Bernd Sonntag

Festival Mediaval 2013

In unserer kleinen Serie über die „Da muss ich hin“ Festivals 2013 möchten wir Euch auf die 6 Ausgabe des Festivals Mediaval hinweisen. Das „ganz besondere Festival“ im Länderdreieck von Sachsen, Bayern und Tschechien war all die Jahre ein Muß im Festival-Plan und daran wird sich mit Blick auf das diesjährige Programm auch 2013 nichts ändern. Neben einem Nordic Special u.a mit Garmana, Valravn und Euzen freuen wir uns besonders auf einen der ganz raren Auftritte von Corvus Corax zusammen mit Wadokyo ( Taiko Trommler) , auf Elmsfeuer (die Piratenband mit Zukunft) und natürlich auf Omnia, die bei allen 5 Festivals bisher dabei waren und gerade in Selb immer in Höchstform sind. Daneben gibt es natürlich auch ganz viele Künstler, die man einfach mal gesehen haben muss, wie Beatrische oder Kelvin Kalvus um nur einmal zwei von vielen zu nennen. Allein die 3 Bühnen des weitläufigen Festivals lassen an den 3 Tagen sicher keine Langeweile aufkommen.Ein großer Händler- und Handwerkermarkt, viele Workshops, ein buntes Rahmenprogramm und natürlich reichlich zum Essen und Trinken , das Festival Mediaval ist wirklich einen Besuch wert.
Wir haben dem Hauptorganisator „Bläcky“ Schwarz etwas auf den Zahn gefühlt, auch weil in letzter Zeit doch viele völlig unbegründete Sorgen und Gerüchte über das Festival im Netz zu lesen waren. Aber lest selbt:

1)Bevor wir zum Festival 2013 kommen noch ein kurzes Resümee zur unvergesslichen Ausgabe 2012 mit vielen tollen Konzerten. Wie fällt euer Fazit aus? Wart ihr mit dem Besuch zufrieden, welche Konzerte blieben Euch als Veranstalter am positivsten in Erinnerung, gab es Anlass zu Klagen.

Blöcky: Das F-M V war super, so viele Besucher, wie noch nie, eine tolle
Atmosphäre auf dem Platz, viele tolle Konzerte, vor allem Versengold,
Schandmaul und Omnia haben herausgestochen. Ein kleiner negativer Aspekt
waren die Diebstähle auf dem Camping-Gelände, hier werden wir dieses
Jahr Security Streife laufen lassen, um die Diebe abzuschrecken.

2)Wie auf Facebook zu lesen war, haben sich mit Rudl und Oli 2 aus dem Orgateam verabschiedet. Wieso das und wie willst Du allein die ganze Arbeit stemmen?

Bläcky: Rudl und Oli sind aus privaten Gründen ausgestiegen, es wurde ihnen einfach zu viel. Die Arbeit der beiden wurde aufgeteilt, so dass das weiter kein Problem ist, es gab schon immer ein Orga-Team von ca. 20 Leuten, daran hat sich auch nichts geändert, nur dass einige neue Leute dazugekommen und alte gegangen sind.

3) Nun aber zur Ausgabe 2013. Im Vorfeld gab es wegen der OB-Wahl viele Gerüchte. Inzwischen hat Selb einen neuen, jungen OB der sich schon öffentlich positiv zum Festival geäußert hat. Habt ihr auch in diesem Jahr dieselbe positive Unterstützung seitens der Stadt Selb und dem ehemaligen Bürgermeister Kreil?

Bläcky: Haben wir. Ich hatte bereits vor der Wahl, zur Sicherheit, einen Antrag auf weitere 5 Jahre Mediaval gestellt und einen Vertrag bekommen, dann habe ich nach der Wahl sofort Kontakt mit dem neuen Bürgermeister aufgenommen und dieser hat mir versichert, dass er ein Fan des Festivals sei. Bei der großen Koordinationssitzung in Selb im März, wurde dann
alles bestätigt, es kann also bis zum 10ten ohne Probleme weitergehen.

4)Ihr habt in diesem Jahr ein Nordic-Special geplant. Nun haben aber Gjallarhorn leider abgesagt. Nicht zum ersten Mal. Trauen die sich nicht nach Selb?

Bläcky: Das hat mich sehr geärgert, vor allem, da die Band sich nicht gemeldet hat, sondern ich erst auf mehrmalige Nachfrage erfahren musste, dass die Sängerin beschlossen hat Mutter zu werden und deswegen ab Herbst kein Konzert mehr gibt. Dies war für sie bereits klar, bevor wir Flyer und Plakate gedruckt haben, auf denen nun Gjallarhorn steht und nicht Omnia.

5)Ich persönlich finde das ja gar nicht schlimm, weil ihr mit Omnia nicht nur eine meiner absoluten Lieblingsbands wieder verpflichtet habt, sondern weil das Omnia Konzert 2012 sicher eines der absoluten Highlights war. Viele Besucher werden Euch nach dem unglaublichen Festivalabschluss der Niederländer im letzten Jahr sicher sehr dankbar dafür sein. War es schwierig Omnia so kurzfristig zu überzeugen, wieder nach Selb zu kommen?

Bläcky: Nein überhaupt nicht, Omnia hatte mehrmals angefragt, ob sie nicht doch kommen können und sich das WE freigehalten, das Ganze hat 30 Minuten gedauert, dann war der Ersatz geklärt. Für Omnia ist das Mediaval eins ihrer 2 Lieblingsfestivals und wird von Ihnen bedingungslos unterstützt.

6)Das Festival Mediaval ist jedes Jahr auch deshalb etwas ganz besonderes im großen Angebot an sehenswerten Festivals, weil ihr es immer wieder schafft Bands nach Selb zu locken, die man sonst eher selten bis gar nicht live erleben kann. Was erwartet die Besucher in diesem Jahr als besonderes Highlight?

Bläcky: Nun die Sensation ist sicherlich der Auftritt von Garmarna, der von der Kritik als besten Folk-Band Skandinaviens eingestuften Kultband, die seit nunmehr 12 Jahren auf keinem Festival und schon gar nicht mehr in Deutschland aufgetreten sind. Dann gibt es die Wiederholung des EDDA-Projektes von Poeta Magica, das vor 2 Jahren wegen Sturm abgebrochen werden musste, dieses Konzert gibt es in dieser Art sonst nirgends. Oliver Satyr von Faun macht den einzigen Festival-Auftritt mit seinem Nebenprojekt Kauna und dann natürlich noch der Auftritt von Corvus Corax zusammen mit den Wadokyo-Taiko-Trommlern, die so sonst nur in Wacken und dem Summer Breeze zu sehen sind. Besonders sind sicherlich auch die Konzerte von Unshine aus Norwegen, Obscurus Orbis aus Lettland und Wolfmare aus Russland.

8) Mit Dandelion Wine habt ihr diesmal eine Band aus Australien verpflichtet. Die haben aber Probleme die nicht unerheblichen Flugkosten zu finanzieren. Oder ist das Problem inzwischen behoben.

Bläcky: Z. Zt. dieser Antwort sieht es nicht schlecht aus. Wir werden uns auch am Crowd-Founding beteiligen und die Haarfarbe von Naomi für die Europa-Tournee ersteigern, dies kann dann von den Fans des Medival per Abstimmung festgelegt werden.

9)Etwas für Irritationen hat Eure Suche nach einem Bierzelt-Festwirt gesorgt. War die Suche erfolgreich und wie muss man sich das vorstellen, ein Mittelalter-Bierzelt auf dem Goldberg?

Bläcky: Nein, kein Bierzelt, einen bayrischen Biergarten wird es geben, dies hatte ich ausgeschrieben, um das beste Angebot zu bekommen. Es wird also auf der ehemaligen Workshopwiese einen großen Biergarten geben, das ist alles geregelt.

10)Ein absolutes Highlight des Wochenendes sind für einen Teil der Besucher auch die Workshops. Ist es schwierig Eure Künstler z.B. die tolle Beatrice Baumann zu gewinnen?

Bläcky: Nein, die Küstler machen das gerne, da sie alle übereinstimmend sagen, dass die Teilnehmer extrem motiviert sind und die Workshops unheimlich Spaß machen. Die Workshops werden dieses Jahr alle am und um das Kriegerdenkmal stattfinden.

11) Wo krankt es denn noch? Habt ihr genug freiwillige Helfer? Wie sieht es mit Unterkünften aus, die in Selb und Umgebung ja nicht zu zahlreich zur Verfügung stehen?

Bläcky: Ohne die Volontäre kann das Festival nicht umgesetzt werden, hier haben wir immer genügend Anmeldungen, von denen allerdings dann einige nicht erscheinen, so dass wir bisher immer ein wenig unterbesetzt waren, aber es hat bisher geklappt und wird dies auch weiterhin. Die Stimmung im Team ist super, falls also jemand Lust hat einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ein Teil des Mediaval-Teams zu werden, soll er/sie sich doch bitte über das Formular auf der HP bewerben. Die meisten Besucher buchen ihre Zimmer bereits bei Abreise für das nächste Jahr, so dass schon Anfang des Jahres kaum mehr eine Unterkunft in Selb und Umgebung zu finden ist, man muss dann halt ein wenig weiter ausweichen, in Richtung Hof oder die fränkische Schweiz, dort sind noch genügend Zimmer buchbar. Wir selbst reservieren die Unterkünfte für die Orga und die Künstler auch schon sehr frühzeitig, um alle unterzubringen.

12) Gibt’s sonst noch was Bläcky, was Du gerne loswerden willst?
Bläcky: Ich möchte mich bei allen Besuchern, Helfern, Marktleuten und Künstlern bedanken, dass das, was ich erreichen wollte, nämlich ein Festival, das Gegensätze vereinigt und Grenzen überwindet, so toll funktioniert. Die super Atmosphäre auf dem F-M ist immer wieder beeindruckend und es ist schon ein tolles Gefühl, über den Platz zu laufen und nur lächelnden
und strahlenden Gesichtern zu begegnen. Das Schlagwort vom „Woodstock des Mittelalters“ ist ein Kompliment für mich. Vielleicht noch ein kurzer Ausblick in die Zukunft: Die nächsten Jahre wird es noch einige Motto-Festivals geben, 2014 ein Irish-Scottish-Special, dann noch ein Balkan- und ein Celtic-Special. Im 10ten Jahr solle es dann „Back-to-the-Roots“ heißen, also mit einem 1-Tages-Festival parallel auf der tschechischen Seite und das 11te wird dann das „Best of 10 years“.

Vielen Dank für das ausführliche Interview und bis bald in Selb

Caro und Bernd Sonntag

TANZT! 2013

In unserer Reihe Euch auf besondere Festivals hinzuweisen gibts nun nach dem Schandmaul Open Air nun ein kleines Interview mit Michael Sackermann, dem Macher von TANZT!
übrigens findet ihr natürlich Bilder und einen Bericht zum Festival 2012 auf unsereren Seiten, so bekommt man einen guten Eindruck , was einen bei TANZT! auch 2013 erwartet.

Jarwin: Erstaunlich schnell steht für das TANZT! 2013 im November ja schon das Line-Up – lass uns zuerst nochmal einen kurzen Rückblick auf 2012 machen. Was ist Dir als Veranstalter besonders positiv und negativ in Erinnerung geblieben und wie war das Feedback auf das TANZT! 2012?

Michael: Das ist richtig, es vergingen genau genommen nur drei Wochen nach TANZT! 2012 bis ich mit dem Booking für die diesjährige Ausgabe angefangen und die erste Mail an das Management von Vogelfrey geschrieben habe. Zum einen liegt das ganz klar daran, dass ich persönlich nach der gelungenen letzten Ausgabe bereits der nächsten Ausgabe entgegen fiebere, zum anderen liegt es aber auch daran, dass wir frühzeitig im Gespräch sein möchten, was die Jahresplanung von Konzerten und Festivals der Fans für das kommende Jahr angeht. Besonders positiv in Erinnerung blieb mir die gute und ausgelassene Stimmung der Fans, die jede Band derart intensiv abfeierten, wie ich es anderswo nur selten erlebt habe. Ebenso blieb der überwiegend reibungslose Ablauf mit allen beteiligten Bands und Crews in positiver Erinnerung. Einerseits sehr schön, andererseits aber auch schade für viele Fans, die keine Tickets mehr bekommen haben, ist natürlich auch die Tatsache, dass wir bereits eine Woche vor dem Festival restlos ausverkauft waren. Leider gab es auch Dinge, die nicht positiv verlaufen sind. Dazu gehört mitunter, dass wir den Händlerbereich bereits sehr früh räumen mussten, da dort im Anschluss eine Party stattfand. Auch das höchst unschöne Benehmen zweier Musiker einer Band, von dem ich aber aus Respekt gegenüber den beteiligten Personen nicht öffentlich erzählen möchte, blieb nicht positiv in Erinnerung. Alles in allem war es für mich die beste und schönste Ausgabe des Festivals.

Jarwin: Nun aber zu TANZT! 2013: Das Line-Up hat sich ja nochmals verändert, weil ihr eine Band richtigerweise wieder ausgeladen habt, wofür man Euch wirklich sehr loben muss. Kannst Du nochmals kurz die Gründe erläutern für alle, die es über Facebook nicht mitbekommen haben.

Michael: Wir (das Backstage und ich) hatten uns dazu entschieden den Auftritt der Band Waldtraene abzusagen, da ihr als unpolitisch auftretendes Label in einer für uns und unsere Medienpartner unklaren Verbindung mit einem umstrittenen Versand steht, der in seinem Shop zahlreiche rassistische Merchandise-Artikel verkauft. Wir bekamen zuvor mehrere Hinweise von Fans und Medien zu der Sachlage und sahen uns in der Pflicht zu handeln. Zwar unterstellen wir der Band nicht mit extrem rechter Gesinnung zu sympathisieren, jedoch können und möchten wir nicht verantworten, dass das TANZT! Festival durch den Auftritt der Band mit dem umstrittenen Versand in Verbindung gebracht wird. Leider erreichten uns nach der Absage der Band einige äußerst feindselige Nachrichten von Leuten in Facebook und per E-Mail. Aus diesem Grund möchte ich hier erneut allen Fans sowie der Band ausdrücklich mitteilen, dass uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen ist, da die Band mit ihrer Musik eine Bereicherung für unser Festival gewesen wäre und wir sie ihren Fans gerne bei TANZT! präsentiert hätten.

Jarwin: Wie hat die Band drauf reagiert?

Michael: Nach anfänglich kooperativen Telefonaten, sind die Fronten mittlerweile leider verhärtet, da sie sich in einer öffentlichen Stellungnahme von uns distanziert. Wir stehen über dieser Tatsache und wünschen der Band alles Gute für die Zukunft. Zudem hoffen wir, dass sich die Sachlage schnellstmöglich aufklären wird, damit es zu keinen weiteren Absagen, Distanzierung seitens der Medien und sonstigen Unstimmigkeiten für sie kommen wird.

Jarwin: Nun aber zu Erfreulicherem und den beteiligten Bands 2013. Was erwartet den Besucher in diesem Jahr?

Michael: Den Besucher erwartet erneut ein sehr abwechslungsreiches Line-Up mit nationalen und internationalen Bands. Neben Feuerschwanz, einem der Senkrechtstarter der vergangenen Jahre in Deutschland, werden gleich drei Newcomer der deutschen Mittelalter-Szene – Vogelfrey, Vermaledeyt und Undschuldig – die Besucher begeistern und ihr Debüt bei TANZT! geben. Zudem dürfen natürlich auch die Lokalmatadoren Vroudenspil in ihrem Heimathafen nicht fehlen. Nach ihrem CD-Releasekonzert am 6. April in München zur neuen Scheibe „Pulverdampf“ wird der Auftritt am TANZT! der einzige im Großraum München 2013 sein – und wer bereits bei mehreren Ausgaben von TANZT! war weiß, dass sich die Piraten für jeden Auftritt bei TANZT! etwas ganz besonderes einfallen lassen! International wird es dieses Jahr erneut mit den Russen Troll Bends Fir, den großen Publikumslieblingen des vergangen Jahres sowie mit den Ungarn Dalriada, die Folk-Metal auf höchstem Niveau spielen. Die heimische Band The Real Motherfolkers ist auf vielfachen Wunsch wieder mit dabei und wird zusammen mit den ebenfalls aus der Gegend stammenden Fatzwerk für kurzweilige Umbaupausen und etwas Alternativprogramm zur großen Bühne im Werk sorgen. Insgesamt werden satte neun Bands für Kurzweil sorgen – und das zu einem mehr als fairen Eintrittspreis von nur 20 Euro + Gebühr des jeweiligen Ticketanbieters.

Jarwin: Ihr seid noch auf der Suche nach Händlern, wenn ich richtig informiert bin, Also raus mit der Sprache, was benötigt ihr noch oder wünscht ihr Euch das TANZT! 2013 genauso ein Erfolg wird wie 2012?

Michael: TANZT! ist ein eintägiges Musikfestival in einer Halle. Unser Schwerpunkt liegt also definitiv weiterhin bei der Musik als auf Händlerständen. Trotzdem oder gerade deshalb ist es allerdings schön, den Besuchern ein überschaubares Angebot von Waren an wenigen ausgewählten Ständen anbieten zu können. Konkret suchen wir für TANZT! mittelalterliche Händlerstände, die Accessoires, CDs, Hörner, Kleidung, Schmuck usw. verkaufen. Unsere Bedingungen sind dabei sehr entgegenkommend. Wir erheben keine Standgebühr, Biertische und Stromanschluss sind vorhanden, die Beleuchtung ist selbst mitzubringen. Der Verkauf von Speisen und Getränken ist jedoch ausgeschlossen. Interessierte Händler schreiben bitte an info@tanzt-festival.de

Jarwin: Welche Art Musik muss eine Band machen, dass sie beim TANZT! spielen kann? Ihr habt hier ja einen ganz bestimmten musikalischem Anspruch.

Michael: Die Band sollte im weitesten Sinne Folk-Rock/-Metal bzw. Mittelalter-Rock/-Metal spielen. Wir nehmen keine Bands, deren Folk- und Mittelalter-Einflüsse ausschließlich in den Texten zur Geltung kommen oder die für das Genre typische Instrumente und Melodie nur von Band einspielen. Allgemein sollte die Musik mitreißen, gut gemacht sein und etwas Neues bieten. Bands, die ausschließlich „Ai vis lo lop“ „Totus Floreo“ oder das „Palästinalied“ in der x-ten „Neufassung“ covern haben eher schlechte Karten, da man diese Lieder auch bei jedem Mittelaltermarkt zu hören bekommt. Wir nehmen jedoch dieses Jahr mit Fatzwerk wieder eine „Marktmusikband“ mit ins Boot, weil uns ihre Musik schlicht und ergreifend gefüllt und hervorragend auf die zweite Bühne passt. Man kann uns natürlich jederzeit eine Bewerbung zukommen lassen, jedoch ist unsere Liste bereits ziemlich lang. ? Kontakt: booking@tanzt-festival.de

Michael, vielen Dank für das kleine Interview, wir freuen uns schon sehr auf TANZT! 2013
Bernd Sonntag

München Tanzt! am 17.11.2012

Für jeden hatte das 6. Tanzt! Festival in München etwas zu bieten. Die einen, die mehr auf die härteren Klänge standen, wurden mit dem Celtic-Folk-Metal der Italienischen Band Furor Gallico bestens bedient, wer mehr auf Piratenrock steht hatte am Auftritt von Vroudenspil seine wahre Freude und die Mittelalter Rockfans fühlten sich bei den Headlinern von Ignis Fatuu bestens aufgehoben. Wers etwas Bierseeliger will, den rissen Troll Bends Fir mit ihrem Humpa-Metal mit und dass aus München auch hörenswerte Bands kommen bewiesen neben Vroudenspil auch Musica Immortalis. Und da das noch nicht reichte gabs besonders für die vielen italienischen Fans im Publikum einen furiosen Folkstone-Auftritt mit Band zum Anfassen am Ende.

Es gab gute alte Bekannte zu erleben, wie Vroudenspil die bei allen Tanzt! Festivals dabei waren oder Neues zu entdecken wie z.B. die Russen von Troll Bends Fir, die erst ihren zweiten Deutschlandauftritt hatten, oder gleich ein ganz neuer Sänger am Mikrofon, aber dazu später mehr.

Es gab aber nicht nur was auf die Ohren, auch das Auge wurde kräftig bedient von gut geformten nackten Männeroberkörpern angefangen, über gut geformte Alkoholkörper bis zum weiblichen Eyecatcher, wie z.B. Amelia von Musica Immortalis gab es viel zum sehen und genießen. Bestens bedient wurde aber auch das Tanzbein, es wurde getanzt, gezappelt und wild umhergesprungen und so wurde die sechste Auflage des Festivals so ganz nebenbei auch noch zu einem richtigen Workout für Bauch, Beine und Po, wenn man das denn wollte. Man konnte aber auch einfach nur zuhören wie ein Teil der vielen Besucher, die das Backstage erstmals in der 6-jährigen Festivalgeschichte schon Tage zuvor ausverkauften. Kein Wunder, dass ein zufriedener Michael Sackermann und sein Orgateam aus dem Strahlen nicht mehr herauskamen, nachdem sich auch die letzten Sorgenfalten gelegt hatten. Die waren dadurch entstanden, dass wegen einer Sperre auf der Brennerautobahn Furror Gallico völlig verspätet in München eintrafen und die 2 Fanbusse der italienischen Bands auch noch im Verkehr steckenblieben. Völlig ungewöhnlich für ein Festival und trotz ambitioniertem und extrem engem Zeitplan entschied man sich ein paar Minuten zu warten, bis auch diese Busse im Backstage eintrafen, damit auch die weitgereisten Fans aus Italien ihre Bands erleben können.

Und am Ende gabs dann ein weiteres Geschenk, Auflage Nummer 7 wurde durch eine Stimme aus dem Off für den November angekündigt. Dann in der größten Halle des Backstage, damit man nicht mehr soviele Kartenwünsche ablehnen muss . Hoffentlich wieder mit Vroudenspil, sie gehören einfach zum Inventar des Festivals.

Nun aber ein kleiner Rückblick auf Ausgabe Nummer 6, der fünfzehn Minuten verspätet mit Musica Immortalis began.

Musica Immortalis

Musica Immortalis dürften den wenigsten ein Begriff sein, Amelia und ihre 6 Jungs aus dem Raum München machen Mittelalterrock der härteren Art. Mit E-Gitarren, Schlagzeug, Flöten, Schalmei, Davul und Sackpfeifen gibt’s was auf die Ohren, die Eigenkompositionen haben aber auch die eine oder andere ruhigere Passage mit sanften Gesang, für die in erster Linie die Dame im hübschen Kleid zuständig ist. Neben den Eigenkompositionen gibt’s auch das eine oder andere traditionelle Liedgut im Programm, das man auf ganz eigene Weise interpretiert auch um der Bandidee, eine Verbindung zwischen eingängig ruhigen Mittelalterklängen und härteren Rock und Metalklängen herzustellen genüge zu tun. Und das soll dann möglichst auch noch gut klingen, einen Beweis den die Band auch Dank zweier sehr unterschiedlicher Sänger trotz kurzem Auftritt auch antreten konnte. Den hatten sie zwar durch den langen Auftritt auch selbst verschuldet, man hätte ihnen aber trotzdem noch ein paar Minuten zugestehen können, noch dazu, da man danach ja extra etwas länger auf die Italiener gewartet hat. Und dass man ihnen dann das Mikrophon einfach abdreht und der Sänger sich nicht mal mehr sich vom Publikum verabschieden kann war auch etwas unglücklich und hat sicher für schlechte Laune bei Musica Immortalis gesorgt.

Furror Gallico

Mit Furror Gallico ging es dann weiter und die mit Schminke bemahlten Musiker im Rock ließen schon beim Aufbau die Spannung steigen und einen wilden Auftritt erwarten. Den gab es dann auch, die Italienische Band aus Monza ist in Deutschland ja noch ziemlich unbekannt . Das kann sich vor allem bei Anhängern diverser Metal-Spielarten recht schnell ändern, denn die Italiener müssen sich vor Bands wie z.B. Korpiklaani oder Eluveitie nicht verstecken. Und Leadsänger Davide Cicalese hat auch Stimme und die nötige Bühnenpräsenz dafür. Die Folk-Melodien mit keltischem Ursprung waren sicher die härtesten des Tages, da hat es die kleine Harfenspielerin Becky Rossi (auch schon bei Folkstone) und ihre kleine Harfe leider echt schwer sich Gehör zu verschaffen. Davide Cicalese hat mit seiner Stimme und seinen Gekeife und Gegrowle da weniger Mühe sich gegen die harten Gitarrenriffs durchzusetzen. Der Name Furror Gallico geht übrigens auf Julius Caesar zurück der in De Bello Gallico den Zorn der keltischen Krieger beschrieb. Und so machte die zornige Band die 2011 ihr Debütalbum mit gleichnamigen Namen herausbrachte mit einem zornigen , leidenschaftlichen Auftritt ihrem Namen alle Ehre und sorgte vor allem bei den italienischen Besuchern für kollektives Ausrasten, was sich besonders in Mosh und Circle Pits entlud. Verständlicherweise führte dies nicht bei allen Besuchern zu Freudensprüngen, es gibt auch wirklich schöneres als völlig unerwartet von einem ausgeflippt herumspringenden Besucher mit voller Wucht fast umgenietet zu werden.

Troll Bends Fir

Band 3 ist in Deutschland erstaunlicherweise immer noch ein echt unbeschriebenes Blatt. Erst zum zweiten mal konnte man sich in Deutschland live präsentieren, die Premiere gab es 2011 beim Festival Mediaval. Und da haben sie mich mit einem grandiosen Auftritt so fasziniert, dass ich seitdem voller Spannung auf einen weiteren Liveauftritt hoffte. Und um es schon vorweg zu nehmen. Ich wurde wieder nicht enttäuscht Troll Bends Fir waren einmal mehr ein Ereignis und absolut sehenswert. Allerdings mit 2 sichtbaren Veränderungen im Vergleich zu Selb. So hat man eine neue Geigerin mitgebracht, die den Sound nochmals belebt. Die zweite betrifft Sängerin und Flötenspielerin Maria Lewandowa. Die war im Vergleich zu Selb zwar immer noch stimmlich und an der Flöte richtig toll, jedoch auch ungewöhnlich zurückhaltend agierte. Da sie außerdem körperlich ziemlich zugelegt hat liegt der Verdacht nahe, dass sie in anderen Umständen ist. Vielleicht schmeckt ihr aber auch das Bier recht gut, trinkfest scheint die Band aus St. Petersburg ja eh zu sein. Und das passt ja auch zur Russischen-Sauf-Aus-Band die mit ihrem Bier-Folk so richtig für Stimmung sorgen kann. Besonders der Obertroll Konstantin „Troll“ Rumjanzew ist mit seiner Mimik und Gestik einmal mehr ein Ereignis. St Petersburg ist musikalisch vor allem durch gute Ska-Bands ein Begriff , davon hebt sich die Musik der Trolle jedoch deutlich ab, genauso wie vom Viking Metall, den man unter Kostya Troll früher gemacht hat. Stimmung, gute Laune verbreiten und fetzig abzurocken verstehen sie aber genauso wie jede Ska-Band und der Humpa-Punk-Folk-Mix geht sofort übers Ohr ins Tanzbein. Mit Titeln wie z.B. Oktoberfest passen sie trotz russischem Gesang natürlich perfekt nach Deutschland und sind trotz immer noch Geheimtip-Status eine echte Bereicherung für jedes Festival, egal ob man versteht was sie singen oder nicht. Und mit solchen Auftritten, wie beim Tanzt! sollte sich das auch schnell herumsprechen und man muss nicht wieder ewig warten, bis man die Russen mal wieder in Deutschland hören kann.

Folk Stone

So ähnlich wie mitTroll Bends Fir ging es mir mit FolkStone. Die aus dem italienischen Bergamo stammende Band wurde bereits 2005 gegründet, das erste und bisher einzige Mal hab ich sie beim Festival Mediaval erlebt und dort sind sie mir ebenfalls bleibend in Erinnerung geblieben. Als tolle Mittelalter-Rockband mit Metal-Einschlag, charismatischem leidenschaftlichem Sänger, einer guten, spielfreudigen Band und sehenswerter Bühnenshow, also all das was das Münchner Publikum von der temperamentvollen Truppe auch am Samstag geboten bekam. Obwohl es bereits 5 CDs , die letzte mit dem Titel Il Confine 2012 erschienen, gibt und man sowohl beim Wave-Gothic-Treffen wie auf diversen Festivals in Deutschland gespielt hat u.a auch beim Feuertanz, ist auch Folk Stone im Vergleich zu Schelmish, Corvus Corax, In Extremo oder Subway to Sally auch in der Szene noch nicht ganz so bekannt. Völlig zu Unrecht, die Italiener müssen sich wirklich vor keiner Mittelalterband verstecken, eingängiger und nicht ganz so rauh wie Furor Callico haben sie vom ersten Lied an das Publikum vällig im Griff und nicht nur die Italiener, für die es am Ende des Konzerts kein Halten mehr gab als sie in Flashmop-Manier die Bühne stürmten. Die Musik mit traditionellen Stücken und Eigenkompositionen aussschließlich in italienisch gesungen ist eine extrem gelungene explosive Mischung aus mittelalterlicher Marktmusik und brachialerem Folk-Metal. Alles in den Topf geworfen, einmal umgerührt und mit Schlagwerk, Dudelsäcken, Flöte , Harfe, Schlagzeug, E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug instrumentiert geht der Punk ab. FolkStone machen Spaß, gewaltig Spaß, soviel Spaß, dass nicht nur die italiensichen Fans völlig aus dem Häuschen waren und begeistert Zugaben forderten. Es klingt aber einfach auch grandios , wenn 4 Dudelsäcke, E-Gitarre und Schlagzeug und dazu ein genialer Sänger loslegen. Aber auch für gefühlvolle Momente ist im Folkstone-Programm immer Platz und mit Clara am Mikrofon hat die Band auch stimmlich Abwechslung zu bieten. Überhaupt ist die Folk Stone Musik nie eintönig oder langweilig sondern Samstag vom ersten bis zum letzten Ton ein echtes Festival-Highlight.

Vroudenspil

Gerdazu perfekt war dann das nun folgende Kontrastprogramm der Band Vroudenspil, wie bereits erwähnt eine Band die untrennbar mit dem Tanzt! verbunden ist. Musikalisch höchst abwechslungsreich und wesentlich ruhiger gab es nun Piratenrock auf die Ohren. Und da durfte dann auch kräftig mitgesungen und geschunkelt werden. Seit dem Sieg beim Nachwuchswettbewerb beim Festival Mediaval, beobachte ich die Entwicklung der Band mit großem Interesse. Schon damals konnten sie das Publikum völlig in ihren Bann ziehen , doch seitdem hat sich die Band eindeutig qualitativ noch weiterentwickelt. Die Spielfreude haben sie sich bewahrt, das Programm ist dafür aber musikalisch noch deutlich vielseitiger geworden , die Band routinierter und es macht noch viel mehr Spaß einen Vroudenspil-Auftritt zuzuhören. Und auch wenn die Band bereits 5 Besetzungswechsel in 5 Jahren Bandgeschichte hinter sich hat, so konnten die Vroudenspil nicht wirklich schaden. Sicher auch , weil die Bandprägenden Gesichter wie „Sänger Ratz von der Planke“, die bildhübsche „Phyra“ an den Flöten und „Freibeuter Petz“ am Dudelsack zum Glück noch dabei geblieben sind. Mit dem „Seewolf“ hat man einen guten neuen Akkordeonspieler gefunden, der auch noch die Show sehr positiv unterstützt und „4-Finger-Jane“ am Bass fügt sich nicht nur nahtlos ein, sondern besticht mit viel Temperament und Spielfreude. „Dax vom Berg“ an Dudelsack und Schalmei sowie „Der Kraken“ am Schlagzeug und fertig ist die muntere Piratenmeute, die das Backstage zum toben brachte. Kein Wunder ,dass die Veranstalter die Band gerne buchen, bekommt man dafür doch einen tollen Live-Act und so haben Vroudenspil nicht nur inzwischen bei fast allen renomierten Festivals gespielt wie WGT , Feuertanz, dem MPS (Mittelalterlich Phantasie Spectaculum) , Festival Mediaval und Schlosshof-Festival und inzwischen auch in den Niederlanden beim Elf Fantasy und in Italien musikalische Spuren hinterlassen. Im April 2013 gibt’s das neue Album und dann dürfte die Erfolgsstory Vroudenspil sich ungebremst fortschreiben lassen. Einen Ausblick darauf gabs schon einmal beim Tanzt! als man 2 neue Stücke vorstellte. Diese krönen einen furiosen Autritt einer Band , die es nicht nur musikalisch, sondern auch immer optisch zu überzeugen versteht.

Zwar hat man mit Elmsfeuer eine weitere herausragende Piratenmeute im Nacken, aber 2 richtige tolle Piratenbands verträgt der deutsche Musikmarkt locker und beide gemeinsam bei einen Festival wär sicher auch ein unvergessliches Highlight.

Zwar hing man inzwischen kräftig im Zeitplan , trotzdem wollte man Vroudenspil nicht von der Bühne lassen so dass natürlich auch die Piratenmeute eine Zugabe spielen durfte. Danach begann wieder das große Gewusel auf der Bühne, der Umbau für Ignis Fatuu musste wie alle zuvor auch möglichst schnell klappen. Und hier ein echtes Lob an die Technik. Es ging wirklich erstaunlich schnell und ohne nennenswerte Probleme über die Bühne und der Sound stimmte bei allen Bands, man machte also einen klasse Job auch wenn Umbauzeiten nach Plan im Formel Eins Tempo nicht zu schaffen waren.

Ignis Fatuu

Der letzte Auftritt des Festivals und damit die Headliner-Position gehörte der 2004 gegründeten Mittelalter-Rockformation Ignis Fatuu aus Nürnberg. Ein Auftritt der mit viel Wehmut verbunden war. Nicht nur weil nach dem Auftritt das Ende eines tollen Festivals gekommen war, sondern noch viel mehr weil Abschied nehmen angesagt war. Zum Glück nicht von Ignis Fatuu, die machen weiter, sondern von Sänger Alexander Trappe, der nach 7 Jahren Ignis Fatuu aufhört und zwar „Freunde, wenn es am schönsten ist“, wie er dem wenig darüber begeisterten Publikum mitteilte. Doch Taschentücher rausholen war nicht angesagt, dafür sorgen die Lieder für zuviel Stimmung. Trotzdem ist es immer schwierig einen Sänger zu ersetzen und da Alex nicht nur stimmlich sondern auch mit seinen Geschichten und Anmoderationen die Auftritte von Ignis Fatuu entscheidend prägt wird es sicher kein leichtes Unterfangen ihn adäquat zu ersetzen dachten sich sicher viele im Publikum. Die Lösung präsentierte die Band dann selbst. Denn man hatte den neuen Sänger einfach gleich mitgebracht und anmoderiert von Alex durfte er auch gleich das Mikrofon übernehmen und Überraschung Überaschung auch gleich noch 2 ganz neue Songs vom im nächsten Jahr erscheinenden Album präsentieren. Sein Name kurz P.G. wie sich Andreas nennt. Früher Sänger bei Merlons Lichter hat er nach einer Bühnenpause von einigen Jahren wieder Lust auf Live-Music und ist bei Ignis Fatuu eingestiegen. Sicher sehr zur Freude von Peter, Irene, Alex, Volker und Robert. Die Band wird es also auch weiterhin geben und der Kurzauftritt zeigt schon deutlich wohin die Reise geht. Denn die beiden unterscheiden sich doch ziemlich voneinander, sowohl stimmlich, wie auch in der Bühnenperformance. Charisma hat er ohne Frage, singen kann er auch , das wurde überdeutlich und vor Leidenschaft und Energie sprüht er auch. Er hat also alle Voraussetzungen um ein erfolgreicher Frontmann einer Band zu werden, die es versteht gute Songs zu schreiben, wie zum Beispiel Nordwind, auch wenn der eine oder andere Ignis Fatuu-Fan da so seine Zweifel zu haben schien. Die legten sich auch nicht, als er mit Band zum Abschluss noch einen alten Song mit neuer Stimme präsentierte, richtig Stimmung im Publikum wollte zum Abschluss einfach nicht mehr aufkommen. Vielleicht auch den kleinen Pannen geschuldet die mit dem Auftritt von Ignis Fatuu verbunden waren, angefangen beim Sound bis zum Mikrofon, dass sich einfach nicht vom Ständer lösen lassen wollte.

Mir persönlich hat der Kurzauftritt von P.G durchaus gefallen und hat viel Lust auf mehr gemacht. Vor allem das stimmliche Zusammenspiel mit Irene Gawlik konnte mich voll überzeugen, der ich eh sehr gerne zuhöre und beim musizieren zusehe. Sie kam bei beiden Songs viel besser zur Geltung und das tut dem Ignis Fatuu Sound wirklich gut. Man braucht also um die Bandzukunft wirklich keine Angst haben, es wird etwas anders klingen aber ganz ehrlich, wer braucht eine Kopie die es eh nicht geben wird. Also Leute, wieder ab ins Studio und feste Songs schreiben, damit die Platte bald erscheinen kann. Gespannt genug darauf bin ich und sicher viele andere auch schon jetzt, die beiden neuen Songs sind jedenfalls schon sehr vielversprechend und machen gewaltig Lust auf mehr. Eins würde ich mir von der Band aber trotzdem wünschen, einmal über eine einheitlichere Optik nachzudenken. Ich weiß nicht ob es wirklich so prickelnd ist vom „AC/DC Gitarristen“ bis zur „Mittelaltermaid“ alles was ein Kleiderschrank so hergibt auf der Bühne zu sehen.

Vielleicht gibt’s das „Mehr“ von Ignis Fatuu dann beim nächsten Tanzt! Denn wie schon erwähnt wurde mit der Stimme aus dem Off Auflage Nummer 7 am 23.11.2013 angekündigt, und damit ging das Festival seinem Ende entgegen. Also Termin schon mal dick anstreichen, jede Wette, dass das extrem familiäre Festival auch 2013 ein tolles Lineup aufweisen kann, ganz viel für wenig Geld bieten wird und mich würde (sicher abhängig vom Lineup) nicht wundern wenn trotz größter Backstage-Halle auch schon Tage vorher „leider ausverkauft“ zu lesen ist. Deshalb unsere Weihnachstgeschenk-Idee für Mittelalterfans: Eine Karte für das Festival Mediaval im September und dann, um dann gut durch die Winterdepri zu kommen, eine Karte für die 7. Auflage von Tanzt!

Wer einige Worte zu den Real Motherfolkers vermisst oder zu dem Drumherum mit Markständen dem muss ich enttäuschen, das hab ich nicht mitbekommen zu sehr war ich mit dem was sich auf der Hauptbühne tut beschäftigt.

Tanzt! Die letzten News zum Festival

Am 17.11. startet zum sechsten Mal Tanzt!, diesmal im Backstage München. Mit IGNIS FATUU + VROUDENSPIL + FOLKSTONE + TROLL BENDS FIR + FUROR GALLICO + MUSICA IMMORTALIS + THE REAL MOTHERFOLKERS hat man ein tolles Line-Up zusammengestellt. Grund für uns mit dem Veranstalter in Person von Michael Sackermann ein kurzes Interview zu führen und ihm letzte Informationen zu entlocken.

Jarwin: Bereits 6 Jahre gibt es nun Tanzt!. Zuerst in Rosenheim, dann in Kufstein und nun im Backstage München. Ein Mittelalter und Folk-Rock-Metal Festival Tanzt! zu nennen ist eher ungewöhnlich. Wieso die Veranstaltung unter dem Namen Tanzt! ?

Michael S : Die Idee die Veranstaltung Tanzt! zu nennen, fiel uns – Petz, Ratz und Dax von Vroudenspil sowie mir – bei einem gemütlichen Fernsehabend im Frühjahr 2007 ein. Die Namensgebung erschien uns aus mehreren Gründen passend. In erster Linie sollten das Festival und die dort auftretenden Bands gute Laune verbreiten. Es gibt die Legende, dass die Menschen im Mittelalter glaubten, dass auf einer Wiese vor den Toren der Stadt der Tod mit den Klängen seiner Geige seine Opfer anlockte. Den Spielleuten sagte man nach, dass sie von Stadt zu Stadt zogen, um die Klänge des Todes zu übertönen, die Menschen somit von ihm fern hielten und sie zu ausgelassenem Tanz aufforderten. Außerdem gibt es etliche Querverweise in der gesamten Mittelalter-Rock-Szene, die die Thematik aufgreifen, ob Songtitel und -inhalte oder auch Bandnamen.

Jarwin: Bei Tanzt! sollen 7 Bands auftreten. Los geht’s um 17.30. Wie muss man sich das denn vorstellen? Umbaupausen gibt es ja sicher auch noch. Dauert das Festival bis 04.00 Uhr oder hat jede Band nur eine sehr begrenzte Zeit für den Auftritt oder gibt es gar 2 Bühnen?

Michael S: Bei Tanzt! bekommt jede Band eine angemessene Spielzeit. Wie auf fast jedem Festival üblich verlängert sich die Spielzeit vom Opener bis zu den Headlinern. Die beiden Headliner spielen jeweils eine Stunde, die anderen Bands knapp unter einer Stunde und die Newcomer von Musica Immortalis, die den Abend eröffnen, heizen dem Publikum mit einer Spielzeit von 30 Minuten ein. Zusätzlich zu den sechs Bands (Ignis Fatuu, Vroudenspil, Folkstone, Troll Bends Fir, Furor Gallico und Musica Immortalis), die in der Backstage Halle spielen, tritt zusätzlich eine siebte Band (The Real Motherfolkers) auf einer zweiten Bühne im Backstage Club mit drei kurzen Sets auf. Hier kann man bei diversen Händlern shoppen, ein Horn Met genießen und bei traditionellen Irish & Scottish Folk eine Auszeit von der schweißtreibenden Party in der Halle nebenan nehmen. Die Umbaupausen versuchen wir dank des professionellen Technik-Teams des Backstage so kurz wie möglich zu halten.

Jarwin: Was erwartet den Konzertbesucher noch?

Michael S: Wie oben bereits erwähnt gibt es eine Hand voll Händler, die CDs, Kleidung, Schmuck und diverse Accessoires anbietet. Natürlich wird neben den üblichen alkoholischen Getränken an der Bar auch Met ausgeschenkt.

Jarwin: Auf welche Band freut man sich als Veranstalter besonders?

Michael S: Da ich Fan der Musikrichtung bin und die Bands ausgesucht habe, freue ich mich auf alle Bands des Line-Ups. Jedoch gibt es natürlich einige persönliche Highlights. Darunter fallen in diesem Jahr die beiden italienischen Bands Folkstone und Furor Gallico, die mit zahlreichen Fans anreisen und mit denen ich in den vergangenen Jahren eine gute deutsch-italienische Freundschaft geschlossen habe. Ein weiteres persönliches Highlight ist ganz klar der Auftritt der Russen Troll Bends Fir, die wegen ihres unterhaltsamen Auftritts mit Sicherheit für den einen oder anderen Besucher DIE Neuentdeckung des Festivals sein könnten.

Jarwin: Besonders bemerkenswert ist, dass dem Mittelalter -Musikfan zu einem wirklich sehr fairen Eintrittspreis tolle Gruppen geboten werden. Wirtschaftlich ist das sicher gar nicht so leicht zu stemmen. Erfolgte deshalb der Umzug nach München und wieviel Zuschauer erhofft man sich als Veranstalter?

Michael S: Das ist in der Tat bemerkenswert. Ehrlich gesagt wäre das Festival wirtschaftlich nicht in seiner Form mit diesen tollen Gruppen realisierbar, wenn vor allem die internationalen Bands nicht außerordentlich entgegenkommend gewesen wären was ihre Vergütung angeht. Tanzt! ist immer noch ein Festival von Fans für Fans, auch wenn nun mit Backstage Concerts GmbH ein professionell agierender Veranstalter im Hintergrund auftritt. Ich hoffe sehr, dass wir im Laufe des Abends erstmals in der Geschichte des Festivals ausverkauft sein werden.

Jarwin: Plant ihr mit dem Tanzt! Festival schon über 2012 hinaus?

Michael S: Ja, die Pläne gibt es. Es steht auch bereits ein Datum fest, das ich hier an dieser Stelle auch gleich offiziell verkünden möchte. Die siebte Ausgabe von Tanzt! findet am 23. November 2013 im Backstage statt. Mehr kann ich aber noch nicht verraten.

Jarwin: Gibt es für alle Kurzentschlossenen, die noch nach München kommen wollen und auch eine Übernachtung suchen, was sicher in einer Stadt wie München nicht sehr schwierig sein wird, überhaupt noch Karten und habt ihr vielleicht sogar einen guten Übernachtungstip auf Lager.

Michael S: Es wird nach jetzigem Stand noch Tickets an der Abendkasse geben. Wir versuchen den Vorverkaufsstand auf unserer Website www.tanzt-festival.de so transparent wie möglich zu machen. Als Veranstalter hofft man einerseits, dass das Festival ausverkauft ist, andererseits jedoch niemanden nach Hause schicken zu müssen. Übernachtungsmöglichkeiten sind ebenfalls auf unserer Website aufgelistet

Vielen Dank für das kurze Interview, wir freuen uns schon sehr.

Carolin und Bernd Sonntag