Die Irrlichter – Zaubergarten

Ganze 5 Jahre ist es bereits her, dass die Irrlichter ihr letztes Album „Rauhnächte“ veröffentlicht haben. Und das Thema ihres neuen Albums ist wieder magisch und mystisch.

„Zaubergarten“ heißt der neue Silberling und verspricht in 50 Minuten eine Reise in die Welt der Sagen und Mythen. Mittelalterliche Musik hat ja bekanntlich ein großes Repertoire an alten Geschichten. Alles beginnt mit einer Zauberformel, die „ Sato Arepo, Tenet Opera Rotas“ heißt und sich durch die ständige Wiederholung ins Gedächtnis brennt.

Einer der wohl bekanntesten Zaubersprüche durfte natürlich nicht fehlen: Der Merseburger Zauberspruch. Dies ist eines der Lieder, die so gut wie jede Mittelalterformation schon mal gespielt hat und doch verleihen die Irrlichter ihrer Version mit der Harfe und dem dreistimmigen Gesang eine gewisse Leichtigkeit und bringen nochmal eine ganz andere Seite dieses Liedes zum Vorschein.

Nach dem ruhigen Harfenstück „Skebergslaten“ und dem Stück „Zaubergarten“, dem das Album seinen Titel verdankt wird es in „Elfenflug“ wieder fröhlicher und Juttas Flöte animiert zum Tanz.
Auf dem Silberling sind auch einige schöne Geschichten vertreten. „Die Nixen“, geschrieben von Heinrich Heine, „Thora und der Lindwurm“, nach Vorlage einer isländischen Sage und „“Bergtrollets Fieri“, auch bekannt als „Herr Mannelig“. Wie auch schon der Merseburger Zauberspruch wurde „Bergtrollets Fieri“ etliche Male vertont und ist eines der beliebtesten Lieder der Szene. Auch diesmal haben die Irrlichter eine schöne, ganz eigene Version aufgenommen, die sich wunderbar in das zauberhafte Thema des Albums einfügt.

Damit die Stimmung wieder aufgehellt wird, wird nach alter französischer Tradition im „Bourré Abière“ wieder zu Dudelsackklängen getanzt. Das Stück eignet sich wunderbar, um die verschiedenen Versionen des Bourré zu üben.

Für das Lied „Die Fee“ haben sich die Irrlichter ein paar Gastlichter ins Studio geholt. Dieses Stück wurde geschrieben von Martin Seifert von den Streunern, die auch musikalisch bei diesem Stück mitgewirkt haben. Es handelt von einer Fee, die einem Mann einen Wunsch erfüllen kann. Passt die Thematik doch gut ins das Gesamtalbum, so ist „Die Fee“ doch etwas langatmig geraten und könnte vielleicht etwas mehr Schwung vertragen.

Insgesamt haben die Irrlichter ein sehr schönes Konzeptalbum aufgenommen, das viele zauberhafte Geschichten erzählt und auch musikalisch abwechslungsreich ist. Eine kleine Reise in die mystische Welt des Mittelalters.


Tracklist Zaubergarten:

1. Sator arepo tenet opera rota
2.Lorscher Bienensegen
3. Merseburger Zauberspruch
4. Die Nixen
5. Skebergslaten
6. Zaubergarten
7. Elfenflug
8. Thora und der Lindwurm
9. Bergtrollets frieri (Herr Mannelig)
10. Bourré Abière
11. Die Fee
12. Mittsommerreigen

/www.die-irrlichter.de

Heilung – Ofnir

In Dänemark hat sich diesen Winter ein Musikprojekt entwickelt, dass auf den Namen „Heilung“ hört. Das Duo besteht aus Christopher Juul, bekannt aus Bands wie Euzen und ehemals Valravn, und Kai Uwe Faust. Ihren Musikstil bezeichnen die beiden als „amplified history“ und man darf sich auf elektronische Klänge und mystische Texte freuen.

Die Texte sind original aus der Zeit der Wickinger oder handeln explizit von dieser Zeit. So schwebt man zu rhythmischen, rituellen Klängen zurück in eine vergangene Zeit. Ob menschliche Knochen oder fließendes Wasser; die benutzen „Instrumente“ gehen weit über das normale elektronische Set hinaus und können den Hörer in Trance versetzen.

Kai Uwe Fausts markante Stimme erzählt mal die Geschichte einer Schlacht der Cherusker gegen die Römer, mal schreit er sich die Seele aus dem Leib, als läge er im Sterben. Auch Euzen-Frontfrau Maria Franz ist in „Krigsgaldr“ zu hören und steht im Kontrast zur dunklen Stimme Kais.

Auch wenn sich einem die Texte nicht wirklich erschließen (abgesehen von den beiden deutschen und englischen Texten), so kommen die Lieder gerade deswegen mystisch und urtümlich rüber und sollen einen am Ende der CD entspannt und erleichtert in die normale Welt entlassen.

Für alle Liebhaber elektronischer Musik und alter Texte ist Heilungs Album „Ofnir“ ein absolutes Muss. Wer sich noch nicht sicher ist, der kann sich das ganze Album auf Bandcamp anhören und sich ebenfalls die Lyrics ansehen. Das Album kann dort auch für 11 € oder mehr erstanden werden.

Heilung – Ofnir (2015)

1. Alfadhirhaiti 06:48

2. Krigsgaldr 08:58

3. Hakkerskaldyr 02:09

4. Schlamschlacht 05:49

5. Carpathian Forest 02:33

6. Fylgija Ear 08:34

7. Futhorck 10:45

8. In Maidjan 12:32

9. Afhomon 13:40

Weitere Infos auf der Heilung-Seite bei Bandcamp

TANZWUT „Freitag der 13.“

TANZWUT – Joghurt mit Kaugummigeschmack!

Es ist schon wieder mal soweit! Das neue Album von TANZWUT „Freitag der 13.“ wird am 13.02.2015 verüffentlicht. Unglückstag, ich denke nicht, denn mit einem solchen Album kann man nur gewinnen. Um ein wenig mehr Hintergrundwissen zu bekommen hatte ich kein -Interview mit dem Teufel – sondern ein Skypegespräch. Super was die Technik alles so möglich macht. Ich wünsche euch viel Spaß!

Hallo Teufel euer neues Album „Freitag der 13.“ wurde am Freitag dem 13. veröffentlicht und beinhaltet zudem auch noch 13 Songs. Hat das alles eine Bewandtnis oder klingt es einfach nur cool?
– Das ist eigentlich alles aus Versehen passiert und wir wollten das eigentlich überhaupt nicht. Jetzt wird das Album auch noch an einem Freitag dem 13. veröffentlicht! Nein Quatsch wir fanden es lustig mit Zahl 13 zu spielen und so etwas kann ja nicht aus Versehen passieren. Für die Fans ist es natürlich auch gut, denn sie können sich endlich mal einen Veröffentlichungstermin, den Plattennamen oder die Anzahl der Titel merken. Nach der „Eselsmesse“ die Eselsbrücke.

Vielleicht wäre für die Eselsbrücke noch besser gewesen das Album „Freitag der 13. Februar“ zu benennen.
– Für die ganz Vergesslichen! Nein ein bisschen sollen die Fans doch noch überlegen.

Kommen wir doch mal zum Album. Für mich war es sehr schwierig Highlights auszumachen, denn für mich ist das komplette Album ein Highlight. Kommen wir doch zuerst zur Ballade „Niemals mehr“. Eigentlich ist ja eine reine Ballade schon ungewöhnlich bei euch, denn meistens geht es immer gut ab.
– Ich mag das ja Balladen oder etwas getragenes zu schreiben und wir haben auch ab und zu mal eine Ballade auf den Alben gehabt. Aber mit dem Namen TANZWUT ist man ja schon ein wenig vorbelastet und wir könnten jetzt nicht mal ein balladeskes Album machen. Dann würden sicher alles sagen: „Was ist denn jetzt mit TANZWUT los?“ So beschränken wir uns dann ab und an mal eine Ballade mit auf das Album zu nehmen.

Für mich ist der letzte Song „Wenn wir untergehen“ ein Song der nach mehr verlangt, aber einen tollen Abschluss bildet.
– Wir werden dann sicher noch mal eine CD machen.

Ehrlich?
– Ja, aber ich fand den Titel „Wenn wir untergehen“ zum Abschluss grandios, denn wir fallen und stehen auf zusammen, machen alles gemeinsam und stehen uns gegenseitig bei. Das ist der Grundkonsenz des Songs und wenn man denn solche Leute um sich hat, die genau so denken, dann hat man schon viel gewonnen auf dieser Welt.

Bezieht sich das auch auf die Band, denn ich sehe z.B. im Song „Brüder im Geiste“ einen kleinen Wink dazu, denn nach einigen Line-up Wechsel denke ich mal, dass ihr eine gute Einheit zusammen habt.
– Ja, denn „Brüder im Geiste“ ist wirklich so eine Bandhymne und ich dachte das es mal an der Zeit ist, dass wir so etwas brauchen. Das sieht man auch ganz gut im Videoclip dazu. Zu diesem Video haben wir uns von Flake einen alten Mercedes Strich 8 geliehen. Ich finde es auch gut, dass im Moment ein Zustand herrscht, dass man einen solchen Song mal machen kann. Der Song ist ehrlich gemeint und wir hoffen das wir auf Tour im Publikum auch einige „Brüder im Geiste“ finden werden, aber „Wenn wir untergehen“ ist nicht nur auf die Band gemünzt sondern auch auf Freunde und Bekannte die uns umgeben.

Das ist ja in der heutigen Zeit sehr schnell passiert, nach alles was so um uns herum abgeht. Da gibt es auch den Song „Brot und Spiele“, den ich auch auf die heutige Zeit gut beziehen kann. Viele Menschen leben heutzutage in Armut und viele haben einfach nichts mehr zu essen.
– „Brot und Spiele“ ist wirklich ein politischer Songs und auch so gemeint. Wir wollten jetzt nicht nur ein Abbild des alten Roms darstellen, sondern schon die Parallelen zur heutigen Gesellschaft ziehen. Wir leben heute in einer dekadenten Überflussgesellschaft und was damals die Arenen waren sind heute die Computerspiele, die an die Grenze gehen. Oder nimm doch mal die Sendung „Das Dschungelcamp“ worüber sich die Leute amüsieren und man weiß wirklich nicht wohin das noch alles führen soll.

Für mich persönlich sind solche Sendungen unmöglich und es ist unglaublich das Menschen sich so etwas anschauen.
– Es muss ja Leute geben, die sich so etwas anschauen und das sind auch genau die, welche die Maschinerie, wie auch Computerspiele die völlig krass sind, am Laufen halten. Es wird ja immer gesagt, das wir heute einen Gesellschaft sind wo alles human abläuft, aber im Grunde fahren sie auf solche Sachen wie Blut und Verderben ab.

Den mit Electrosprenkel versehenen Song „Spiegelkabinett“ gibt es auch noch mal auf der Bonus-CD zu hören. Bei dieser Variation singst du ein Duett mit Eric Fish von SUBWAY TO SALLY.
– Ja wir haben ein Duett gesungen. Er fand den Song sehr geil und er hatte ja auch noch eine Revanche offen, denn wir haben auf der CD zum 20-jährigem Jubiläum von SUBWAY TO SALLY, die auf den „Eisheiligen Nöchsten“ aufgenommen wurde, den Song „Mephisto“ zusammen gemacht. So habe ich ihn gefragt und er hatte sofort Lust dazu und es passte wirklich richtig gut. Es war eine richtig schöne Angelegenheit.

Auf dieser Bonus-CD. die als Deluxe Edition erhältlich ist gibt es ja noch andere Sachen wie ein Remix von LORD OF THE LOST zum Song der „Der Zeitdieb“, ein Duett mit Martin Engler bei „Vorbei ist vorbei“ und ein Remix von ROTERSAND zum Song „Freitag der 13.“.
– Das mit dem Remix von LORD OF THE LOST war sehr geil, weil ich mit Chris Harms korrespondiert habe und er meinte, dass er den eigentlichen Song zuvor gar nicht hören will. So bekam er nur die Vocals geliefert und hat dann einen Remix vom „Zeitdieb“ gemacht, der sehr interessant ist. Danach meinte er dann, als der Song fertig war, dass er nun mal das Original hören möchte. Ich fand das so cool, denn er wollte sich von dem Originalsong nicht beeinflussen lassen. Das war für mich eine sehr interessante Herangehensweise für einen Remixer und es war für mich persönlich ein Highlight.

Qualli hat ja zu „Brot und Spiele“ auch einen Remix dazu beigetragen.
– Richtig und als Keyboarder muss er ja auch mal so etwas machen. Ich fand das sehr toll das er es gemacht hat und er hatte wirklich richtig Spaß daran.

Ich muss mal auf den Song „Vorbei ist vorbei“ eingehen, denn mir ist aufgefallen, dass deine Stimme, vor allem bei diesem Stück, sehr variabel klingt. Mir gefällt es sehr gut, dass du auch mal ein breiteres Spektrum deiner Stimme zeigst.
– Das war auch irgendwie geplant, denn ich kann ja doch sehr viel mit meiner Stimme machen. Ich finde es auch cool wenn ein Album nicht nur von den Songs sondern auch von der Stimme her vielschichtig ist. Dieses Mal habe ich probiert in höhere Lagen zu singen und ich denke dass es mir gut gelungen ist. Ich habe vorher getestet wie weit es von ganz tief nach ganz hoch geht. Ich denke, dass ich das auch fortführen werde. Es hat nicht nur Spaß gemacht sondern es klingt richtig gut.

Wenn ich mir die Texte so anhöre fällt mir auf, dass sie teilweise sehr persönlich sind. Am stärksten ist es mir bei „Spielzeugland“ aufgefallen. Dieser Songs hat ja wirklich eine zweideutige Aussage.
– Endlich jemand der es errät. Es gibt ja 2 verschiedene Sorten von Menschen. Einige verstehen, das etwas anderes dahintersteckt und die anderen denken, dass ich so eine Art Schlaraffenland beschreibe. Der Text ist eigentlich so eine Art Nachbearbeitung von mir persönlich als die Mauer fiel. Nach dem Mauerfall kamen dann Sachen, die man nur aus der Werbung kannte – das Schlaraffenland – auf einen zu. Es klang so, dass man alles haben kann in diesem „Spielzeugland“. Es kam so ein kleiner dicker Mann an, namens Helmut Kohl, der mich an die Hand genommen hat und sagte das man da alles machen kann was man will. Ich werde nie vergessen, dass der erste West-Joghurt den ich gegessen habe irgendwie nach Westkaugummi schmeckte, weil da so viele Zutaten drin waren. Bei uns bekam man früher ja nur Joghurt pur ohne alles. Da gab es noch mehr, wie die Wasserhähne die man nicht andrehen musste. Wir kannten wirklich nur die Hähne die man aufdrehen musste und keine elektronischen wo das Wasser bei Berührung anspringt. Das war wirklich ein Spielzeugland damals für mich, so bunt und sauber, ganz extrem. Oder wenn man mal in den Schwarzwald gefahren ist und hat die kleinen bunten Häuschen gesehen, das sah aus wie auf einer Modelleisenbahn-Platte. Bei uns war alles grau und dreckig und das war schon ein wenig komisch. Da habe ich dann noch mal an diese Zeit gedacht wie es denn ist, wenn der böse Clown jemanden in ein Spielzeugland lockt. Dieses Stück sticht auch aus dem Album hervor, weil wir ihn bewusst in Dur gemacht haben und deswegen klingt er ein wenig „freundlicher“.

Ich persönlich sehe da auch noch einen Bezug zur heutigen Zeit. In der heutigen Zeit werden immer noch Leute angelockt und Deutschland wird immer noch als Wunderland beschrieben.
– Das ist eine gute Betrachtungsweise und es ist diesbezüglich auch eine gute Assoziation. Es ist ja eben meine Herangehensweise wie ich das gesehen habe und Deutschland ist immer noch so ein Vorzeigeland und alle glauben, dass einem hier die gebratenen Tauben in den Mund fliegen. Wenn man dann aber mal tiefer gräbt ist das eine ganz andere Geschichte.

Ihr veröffentlicht ja jetzt „Freitag der 13.“ in 2 verschiedenen Formaten. Fans können die normale CD kaufen, aber es gibt auch noch eine Deluxe-Book-Edition, auf der dann die ganzen Gastsänger und auch die Remixe vertreten sind.
– Die habe ich gerade das erste Mal selber in der Hand gehabt, weil einige gerade angekommen sind. Die Deluxe-Variante beinhaltet 6 verschieden Songs als teilweise Remixe oder mit Gastsängern und dazu beinhaltet dieses Format noch ein 38-seitiges Booklet. Gestaltet wurde es vom Grafiker und Zeichner Ingo Römling. Er hat auch schon für Bands wie ASP gearbeitet. Er hat zu jedem Titel auf der CD eine Zeichnung gemacht und in Verbindung mit einem Foto sieht es aus wie eine Collage. Es beinhaltet auch den Text und insgesamt gesehen hat er ein regelrechtes Kunstwerk erschaffen. Man bekommt richtig Lust, beim Hören der CD, sich dieses opulente Booklet anzusehen. Es sieht regelrecht wie ein Bildband aus. Richtig toll!
Dann bedanke ich mich erst mal bei dir Teufel und wünsche euch noch alles Gute für die anstehende Tour und die Festivals.

Da dieses Interview ziemlich lang war, habe ich noch die Audiodatei mit eingefügt, die ihr auf

www.jarwinbenadar.de/Bandvorstellung/Tanzwut%2004-02-15.mp3

aufrufen könnt. Darin werden noch Themen behandelt wie Songwriting, Entstehung des Videoclips zu „Freitag der 13.“ und andere Sachen. Habt Spaß!
Story Gisela Schmitz

Webpage: http://www.tanzwut.com
Facebook: https://www.facebook.com/TANZWUTOfficial

Mythemia – Weltenwanderer

Mythemia – Weltenwanderer
Die noch junge Band Mythemia aus Bielefeld veröffentlichte Ende 2014 ihr erstes Album „Weltenwanderer“. Ihren Stil beschreiben die fünf Musiker als „Mythical Medieval Folk“, doch wer hier ein liebliches Stimmchen und zarte Harfenklänge erwartet, der wird direkt beim ersten Lied der Scheibe eines besseren belehrt.


Mit „The Journey“ beginnt die musikalische Reise durch die Welt, die Mythemia erschaffen. Eingängige Melodien und ein ganz eigener Sound prägen dieses Lied und ziehen sich durch die ganze Debut-CD. Mit Instrumenten wie Didgeridoo, Flöten, Geige und Laute hat die Band ihren Stil gefunden und schon beim ersten Lied die Erwartungen an die restlichen Lieder hoch gesteckt.
Mythemias Stil wird bedeutend von Shilan Andersons Stimme mitgeprägt, bei der man sich eine furchtlose Weltenwanderin sehr gut vorstellen kann. Unterstützt wird sie durch die Herren der Band, die im Chor den Refrain mitsingen. Die Texte sind abwechselnd in deutscher und englischer Sprache verfasst.

Mit der „Piratenballade“ hat sich die Band an eine neue Interpretation der bekannten „Rabenballade“ gewagt. Das Lied erzählt die Legende einer Piratencrew und ist eine gute und neue Version des Klassikers.

Mit dem Lied „Weltenwanderer“, das dem Album seinen Namen gibt, geht es mit dem Luftschiff in den Hafen im Wolkenmeer. Auf dem Cover und im Booklet bekommt man eine gute Vorstellung dieser Reise, das von A. Gokhan Gultekin gestaltet wurde.

Im Lied „Der Barde“ geht es zwar nicht um die Reise an sich, aber um jemanden, der in seinem Leben viel auf Reisen ist. Dieser spezielle Barde hat nur leider gar kein musikalisches Talent mitgebracht und wird letztendlich sogar als Folterknecht angestellt. Ein wirklich lustiges Lied von der Sängerin Shilan Anderson wunderbar interpretiert.

Als Bonus-Track haben Mythemia „The Selkie Lady“ noch mit auf die CD genommen. Dieses Lied erzählt die Sage einer „Selkie“, die eigentlich als Seehund im Meer lebt, aber auch menschliche Form annehmen können. Es hätte der perfekte Abschluss der Reise sein können, wenn sie nicht in Meer zurück müsste und der Wanderer wieder alleine dasteht.

Insgesamt haben Mythemia ein sehr starkes Debut-Album herausgebracht, das mit eingängigen Melodien und Texten und einer außergewöhnlichen Stimme einen Ohrwurm nach dem anderen produziert.

www.mythemia.de

Qntal VII

Wir durften schon vorab hineinhören und geben Euch einen kleinen Eindruck ohne all zu viel zu verraten. Qntal Fans werden das Album lieben, aber nicht nur die!

Wenn man Bands sucht, die geschickt Mittelalterliches mit Moderner Elektronik mixen, kommt man um Michael Popp und seiner Band Qntal nicht herum. Das hat sich glücklicherweise auch mit dem 7. Album der Band, schlicht „VII“, nicht geändert. Ganz im Gegenteil, auf dem Album finden sich vertonte Texte die vom 12 bis zum 21 Jahrhundert reichen. Denn erstmals hat man in dem Song „Schnee“ einen Text des Fantasy-Kultautors Markus Heinz vertont. Übrigens der einzige Neudeutsche Text auf dem Album. Verstärkt hat man sich erstmals auch auf Quellen des 17, 18 und 19 Jahrhunderts gestützt, so fußt z.B. der Song „By the Light of the Moon“ auf einem Poem des britischen Dichters Lord Byron. Und auch die wichtigste Quelle der Vagantendichtung, die Carmina Burana, half bei der Fertigstellung von VII. Und bereits beim träumerischen Opener Flaming Drake nimmt einen das neue Werk der Münchner Band gefangen.

War der Vorgänger VI sicher nicht das stärkste Qntal Werk, so ist VII 6 Jahre später wieder ein ganz klarer Schritt nach vorne. Das liegt sicher auch an den „Neuen“ im Qntal Boot. Sarah M. Newman hat die Band bisher mit Violine und Stimme nur Live unterstützte und gehört nun fest zum Ensemble und Elektronik Produzent und Soundtüftler Leon Rodt hat mit viel Herzblut musikalisch klare Akzente gesetzt.
Und so ist ein perfekt zur Winterzeit passendes wunderschönes Album entstanden, das nicht nur Gothic und Mittelalterfans in ihren Bann ziehen wird. Wenn man bereit ist in die ruhige Qntal Welt einzutauchen und dies geschieht am besten bei Kerzenschein mit Kopfhörerunterstützung und einem Glas Rotwein in der Hand. Wer allerdings mit historischen Texten wenig anfangen kann und auch dem markant hellen Frauengesang wenig abgewinnen kann, der sollte auch VII, wie schon die Alben zuvor meiden.

Allen anderen ist die neue Qntal CD ans Herz gelegt und es empfiehlt sich unbedingt die CD mit den liebenswert gestalteten Booklet incl. allen Texten statt die MP3 Version zu erwerben. Unser Anspieltipp neben den bereits erwähnten Songs des 14 Songs umfassenden Albums ist das orientalisch-paganfolkig daherkommende Tyger.

Bernd Sonntag

Feuerschwanz – Auf’s Leben

Zu ihrem 10. Geburtstag bringen Feuerschwanz am 19.09. eine neue CD auf den Markt. Ein Teil der neuen Songs dürfte den Feuerschwanz-Fans schon von den Live- Auftritten der Band bekannt sein, trotzdem ist „Auf’s Leben“, wie die CD heißt, eine positive Überraschung beim Hören. Der Sound ist rockiger, voller und oft ernster als man es von den bisherigen Feuerschwanz CDs kennt. Textlich präsentieren sich Feuerschwanz bisweilen deutlich reifer und seriöser, wenn der bandtypische Humor und Klamauk auch nicht zu kurz kommt. Der gelegentlich sehr platte Humor scheint ein wenig erwachsener geworden zu sein.

Die CD beginnt mit dem Albumtitel „Auf’s Leben“. Es geht darum das Leben zu Feiern und zu genießen, bevor man vom Tod ereilt wird. Ein Lied, was gute Laune macht und Stimmung verbreitet. Genauso ergeht es einem bei „Herz im Sturm“. Ein Rittersmann ist über beide Ohren verliebt und versucht mit aller Kraft das Herz seiner Angebeteten zu erobern, während sie ihn stetig abweist. Der Refrain hat definitiv Ohrwurmqualität und lässt sich auch im mettrunkenen Zustand mitgröhlen.
„Zuckerbrot & Peitsche“ spiegelt den typischen Feuerschwanz-Humor wider und reiht sich nahtlos in die Reihe bekannter Feuerschwanz Hits ein. Ein Partysong, der einfach nur Spaß macht und zum Feiern einlädt. In diese Sparte gehört auch „Blöde Frage, Saufgelage“.
Mit „Hans“ widmen Feuerschwanz auch auf ihrer neuen CD wieder einem Bandmitglied eine Song. Wobei auch hier die Selbstironie nicht fehlt. Bei „Seemannsliebe“ fragt man sich zuerst, was ein Seemannslied bei Rittern zu suchen hat, beschreibt es doch alle Klischees, die man auf dem Ozean finden kann. Spätestens wenn man es aber live hört, versteht man den Sinn: Mitfeiern und mitgröhlen, egal wie hoch der Metpegel ist. „Auf Wiederseh’n“ ist zweifellos das tiefgründigste Lied der CD. Es handelt von einem nahestehenden Menschen, den Prinz Hodenherz verloren hat. Es ist schön auch mal eine Ballade von Feuerschwanz zu hören, auch wenn einem der Anlass ans Herz geht. Der Text ist universal gehalten und somit für jeden, der einen geliebten Menschen verloren hat, übertragbar.
„Sündenfrei (zum Sonderpreis)“ ist eine Kritik an der Ablassregelung der Kirche. Ein durchaus ernstes Thema, dass durch die typische Feuerschanz-Comedy wunderbar seine Lächerlichkeit vor Augen geführt bekommt.
Den Abschluss der CD bildet „Frisch gezapft“: Eine Hommage an den goldenen Gerstensaft, das Bier.

Fazit:“Auf’s Leben“ ist anders, neu und trotzdem 100% Feuerschwanz, wie man sie kennt!

www.feuerschwanz.de

Eva Kahlen

Knasterbart – Branntwein für alle

Es gibt viele Variationen von Folk. Ob Irish Folk, Speedfolk, Neofolk oder Mittelalterfolk; man meint es hat schon alles gegeben. Aber Knasterbart haben eine neue noch unbesetzte Lücke gefüllt. Den Gossenhauerfolk oder auch „Mittelalter-Folk-Rabauken-Rock.

Wie das klingt fragt ihr euch? Kurz gesagt: Es macht einfach Laune. Wer die Bands Versengold und Mr. Hurley und die Pulveraffen kennt, der kann schon erahnen, was die beiden Sänger Hotze Hoyer/Malte und Fummelfips/Simon Erichsen zusammen auf die Bühne bringen.

Knasterbart besingen das Leben in der Gosse mit all ihren Vor- und Nachteilen. Ob der Kuraufenthalt im Knast oder das Erwachen nach einer durchzechten Nacht am nächsten Morgen neben…(ja wer weiß das schon so genau). Sehr schön auch das Gossenabitur mit Fächern wie „Läuse knacken“, „Schlägerei“ oder „Heimlich an den Tresen urinieren“. Langweilig wird es bei den urkomischen Texten und eingängigen Melodien auf jeden Fall nicht.
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Auch das Artwork kann sich sehen lassen. Eine schöne Prägung und ein dickes Booklet runden das Ganze ab und man bekommt ein Bild von den hübschen Männern und Frauen aus der Gosse, die stilgerecht dreckig und verlumpt daherkommen. Und eine Flasche Branntwein stellt man sich beim Kauf der CD automatisch ins Regal.

Knasterbart: Branntwein für alle
Genre: Mittelalter-Folk-Rabauken-Rock
Spielzeit: 58. Min

Tracklist:
01. Gossenhauer
02. Geteiltes Leid ist halbes Leid
03. Gossenabitur
04. Gossenabitanz
05. Branntwein für alle!
06. Jammerjule
07. Lieber widerlich als wieder nich‘
08. Gott will es!
09. Kein Knaster im Knast
10. Mein Stammbaum ist ein Kreis
11. Hinterwäldlertanz
12. Ich trinke also bin ich
13. Knüppelkalle
14. Horst die Filzlaus

 

Omnia – Earth Warrior

Die Paganfolker von Omnia haben die Angewohnheit fast jedes Jahr ein Album auf den Markt zu bringen. Doch nach „Musick and Poetree“ haben sie sich für das neueste Studioalbum „Earth Warrior“ Zeit gelassen und herausgekommen sind 14 Songs, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

Wer die Band kennt, der weiß dass für Omnia die Natur das heiligste auf der Welt ist und beschützt werden muss. Da liegt es nahe auch musikalisch das auszudrücken, was bei der Band zur Lebenseinstellung gehört. Das Konzeptalbum hat, wie der Titel Earth Warrior schon aussagt, den Kampf für die Welt/Natur zum Thema und auch das Cover mit Jenny als Amazone mit Pfeil und Bogen passt perfekt zum Titel.
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Sanft und nicht ganz so dramatisch wie der Titel „Weltschmerz“ vielleicht vermuten lässt, beginnt das erste Lied, das nur von Jenny am Klavier gespielt wird. Nach diesem kurzen Intro folgt auch schon der Namensgeber des Albums, „Earth Warrior“, ein Reggae-Stück und die erste von vielen Musikrichtungen auf dieser CD. Es geht um den Kampf gegen Abholzung, Industrialisierung und die Zerstörung der Welt durch den „Mutant Monkey“, ein von Frontmann Steve erschaffener Begriff für den Menschen. Als Gastmusiker haben Omnia Maria Franz von Euzen gewonnen, die neben dem Lied „Earth Warrior“ noch weiteren Stücken auf der CD mit ihrer Stimme einen ganz besonderen Klang gibt.

Im Anschluss gibt es osteuropäische Rhythmen gepaart mit chinesischer Flöte. Geht nicht? Bei Omnia geht alles und hört sich sogar richtig gut an. Auch wenn der Text von „Babu Bawu“ erstmal keine klare Bedeutung zu haben scheint, entwickelt er sich schnell zu einem Ohrwurm. Genauso verhält es sich bei „Kokopelli“, das Lied über indianischen Gott der Fruchbarkeit mit seinen ursprünglichen Gesängen und Rhythmen, bei denen man am liebsten gleich lostanzen möchte.
Als nächstes ein, wie Omnia es selbst beschrieben haben, 70er Jahre akustisches Hard Rock /HeavyMetal Stück, das im Großen und Ganzen eine Biographie des „Crazy Man“ Steve Sic selbst ist. Als Gastmusiker hat die Band Joe Hennon gewonnen, ehemaliges Mitglied von Omnia, der zu diesem Stück seine Dadgad beisteuert. Danach ein Sprung zu den Anfängen Omnias mit „Trikeltica“, ein musikalisch traditionelles Stück mit Harfe, das Elemente des Andros enthält.

Etwas aus dem Rahmen fällt „Black House“. Es hat nichts mit der Rettung der Welt oder der Natur zu tun, sondern befasst sich im Country-Style dem Whiskey und einer gewissen Taverne namens Black House. Nach diesem ruhigeren Lied, wird man direkt in Dschungelbuch katapultiert. Hier schafft es Steve wie King Louie zu singen und tauscht seine Flöten mit dem Kazoo. „Mutant Monkey“ ist wieder etwas zum tanzen, aber diesmal mit jazziger Note.

Zwei nicht ganz so neue Stücke haben es ebenfalls auf das Album geschafft. „Epona“ und „Cernunnos“ sind sozusagen Liede der ersten Omnia-Generation und für dieses Album nochmal neu aufgelegt worden. Trotzdem beschränkt sich Omnia auf die Instrumente von damals und verwendet nur Flöten, Didgeridoo und Trommeln.

Nicht ganz ernst gemeint ist wohl das nächste Country-Stück, das von einem imaginären Pudel namens Noodle handelt. Ein schnelles Stück, bei dem der Spaß im Vordergrund steht. Auch nicht ganz ernst gemeint ist der nächste Titel. Denn hinter dem Titel „Call Me Satan“ verbergen sich die vielen Bezeichnungen für ein und dieselbe Gottheit. Ob Pan, Satyr, Cernunnos, Green Man oder eben Satan, so ist es im Grunde immer der gleiche gehörnte naturverbundene Gott gemeint.

Zum Ende hin werden wieder ruhigerer Töne angeschlagen. Mit „Free Bird Fly“, dem musikalisch wohl anspruchsvollsten Lied und „Lament For A Blackbird“ klingt „Earth Warrior“ mit Klavier, Harfe und Vogelgezwitscher langsam aus und beruhig den Geist nach dieser musikalischen Reise durch die Musikwelt wieder.

Insgesamt ist Omnia mit „Earth Warrior“ ein sehr gutes Album gelungen, das musikalisch sehr vielfältig ist und neue Wege geht, aber auch zu den Anfängen Omnias zurückführt. Die überwiegend schnellen Stücke sind allesamt tanzbar und machen Spaß, ohne dass das zentrale Thema, der Kampf für die Welt in den Hintergrund gerät. Auch optisch ist sie ein Hingucker. Das Layout ist sehr gut gelungen mit berühmten Zitaten und einen in Runen geschriebene Tracklist.

1. Weltschmerz
2. Earth Warrior
3. Babu Bawu
4. Kokopelli
5. Crazy Man
6. Trikeltica
7. Epona
8. Black House
9. Mutant Monkey
10. Cernunnos
11. Noodle The Poodle
12. Call Me Satan
13. Free Bird Fly
14. Lament For A Blackbird

In Extremo – Kunstraub

Seit Ende September ist das 11. Album der Mittelalter-Rockband In Extremo da.

Mit „Kunstraub“ präsentiert sich die Band einmal mehr als Rockband mit mittelalterlichen Instrumenten, denn Gitarren und Schlagwerk dominieren das neue Machwerk eindeutig.

Aber auch die mittelalterlichen Klänge kann man klar heraushören, denn sie fügen sich nahezu perfekt in die Kompositionen ein und ergänzen so das komplette Werk.

Das man sich auch in vielen Jahren des Bestehens einer Band stetig entwickeln kann, ist dem neuen Album von InEx deutlich anzuhören. Die Jungs sind bei allen 12 Songs dem Deutschen treu geblieben und mehr noch, haben alle selbst geschrieben.

Stücke wie „Der die Sonne schlafen schickt“, „Feuertaufe“, „Wege ohne Namen“ oder „Lebemann“ sind eingängig und haben die perfekte Mischung aus lauten, harten aber auch leisen Tönen.

Die Texte des letzten Einhorns sind einmal mehr Grund genug, genau hinzuhören, auch wenn ein mancher am liebsten nur abzappeln möchte. Das ist beinahe durch das gesamte Album praktizierbar und daher eignet sich die Scheibe prima für zukünftige Live-Auftritte der Band.

Es gibt keinen Song auf diesem Album, den man sich extra herauspicken müsste, weil man ein Manko feststellen kann.

Alles in allem werden Fans der Berliner voll auf ihre Kosten kommen und mit diesem Kleinod ihre wahre Freude erleben!

Bleibt abzuwarten, ob das ein oder andere gute Stück bald einem „Kunstraub“ zum Opfer fallen wird, aber bis dahin können sich die Herren um Michael Rhein an ihrem kleinen Kunstwerk erfreuen und damit alle Fans von In Extremo!

Katharina von Kleve

Cardillac Complex Forgotten Reasons und Interview

Mit Forgotten Reasons von Cardillac Complex hat uns im Mai eine EP einer uns bisher unbekannten Band erreicht, die uns so gut gefallen hat, dass wir es nicht nur Wert finden, ein paar Worte darüber zu verlieren, sondern es uns auch brennend interessiert hat, wer sich eigentlich hinter Cardillac Complex verbirgt. In einem kleinen Interview mit Sänger Ole könnt auch Ihr etwas mehr über Cardillac Complex erfahren.

Zuerst aber ein paar Worte zur EP, die aus 5 sehr abwechslungsreichen Songs besteht. Bereits die ersten Klänge des Titelsongs gehen sofort ins Ohr. In Englisch gesungen entfalten die düsteren Songs eine durchaus hörenswerte Stimmung. Die Songs sind musikalisch abwechslungsreich von melancholisch ruhig bis ziemlich rockig instrumentiert. Die Band versteht es zweifellos Songs zu schreiben, die ins Ohr gehen. Sowohl Gothic Liebhaber, wie auch Verehrer des Darkrocks könnte Cardillac Complex gefallen, vor allem wenn man mehr die ruhigeren Töne schätzt.

Einziger Schwachpunkt und völlig aus der Art geschlagen ist das einzige in Deutsch gesungene Stück „Der Weg“, das sprachlich, und musikalisch nicht so wirklich zum Rest der englisch gesungenenen EP passen will. Dass es extrem reizvoll sein kann mit Deutsch und Englisch zu operieren, können Blutengel immer wieder eindrucksvoll unter Beweis stellen. Hier ist der Versuch, auch wegen der anderen Stimmfarbe des Sängers als eher unglücklich zu bezeichnen. Dafür folgt gleich darauf mit dem letzten Song des Albums das 7 Minuten Werk Belief 2, das absolute Highlight der EP:

Eine dunkle, fast symphonische Ballade die von Gewitterstimmen über Akustikparts und orchestralen Elementen so richtig Spaß und Lust auf mehr von Cardillac Complex macht.
Lassen wir nun die Band selbst zu Wort kommen:

Ihr habt Ende April mit Forgotten Reasons euere erste EP veröffentlicht. Seit 2010 gibt es Cardillac Complex aber schon. Trotzdem kam erst jetzt die erste EP raus. Ein Vorbote für das demnächt erscheinende Album?

Ole: Erst jetzt? Machst du jedem One-Night-Stand gleich einen Heiratsantrag?

Jede Beziehung (auch die musikalische) will erst auf ein solides Fundament gestellt werden, bevor man den nächsten Schritt geht – es sei denn, man wurde im Rahmen einer großen TV-Show gecastet. Ganz nebenbei braucht man ja auch genügend Songs, aus denen man wiederum ein paar auswählt usw.

Hinzu kommt: Musik ist für uns eine Leidenschaft, aber eben kein Beruf. Daher ist das Zeitfenster zwischen Jobs, Studium und (außermusikalischem) Privatleben recht überschaubar. Vor allem, wenn man sich in den Kopf gestetzt hat, den ganzen Aufnahmeprozess selbst zu machen. Wir hatten zwar viele Freunde und Bekannte, die uns mit Rat, Räumen und Ragouts zur
Seite standen, aber die schweißtreibende Arbeit haben wir doch höchstselbst ausgeführt.

Erst beim beim Cover haben wir uns an (wiederum befreundete) Profis gewandt. Nennenswerte Kosten sind uns erst
bei Mix, Mastering und Pressung entstanden. Als „Forgotten Reasons“ dann schlussendlich im Kasten war, war bei uns erstmal die Luft raus. Aber in der Zwischenzeit sind einige neue Songs entstanden und so langsam bekommen wir auch wieder Lust, ein Vollzeit-Album aufzunehmen.

Die EP enthält vier englische Songs und ein deutsches Stück, das auch musikalisch ziemlich von dem Rest der Songs abweicht. Wie kam es dazu den Song in Deutsch aufzunehmen und war das ein einmaliges Experiment
oder wird es in Zukunft Cardillac Complex als deutsches und englisches Projekt geben?
Ole: Mit Sicherheit war „Der Weg“ zunächst ein Experiment. Schließlich hatte ich vorher noch keine deutschen Texte geschrieben, geschweige denn: zu einem Song verarbeitet. Meist ist bei mir die Musik zuerst da, danach kommt erst der Text. So auch im Fall „Der Weg“. Nur mit dem Unterschied, dass die ersten Worte, die mir in den Sinn kamen, deutsch statt englisch waren. Das war zwar neu, hing aber ohne Zweifel mit meiner damaligen Situation zusammen.

Andererseits: Warum sollte ich gegen diesen Impuls arbeiten? Schließlich geht es beim Musikmachen (zumindest nach meinem Verständnis) zunächst einmal um den künstlerischen Ausdruck, und dann erst ums „Verkaufen“. Es ist zwar eine Heidenarbeit, aber das Ergebnis dieses „Experiments“ finde ich ganz gelungen. Daher ist es zukünftig sicherlich nicht ausgeschlossen, auch in Deutsch zu texten.

Kannst Du uns etwas über die Bandmitglieder erzählen? Da ihr bisher ja vor allem im Raum Münster aufgetreten seid, hat man in weiten Teilen Deutschlands von Cardillac Complex ja bisher fast nichts gehört.

Ole: Gern.Tobias Ide spielt E-Gitarre und singt, Matthias Teuber spielt Bass und singt, Ole Arntz singt und spielt Akustik-Gitarre, Alexander van Stein spielt Keyboards und Christoph Schmidt spielt Schlagzeug. Prägt Euch die Namen gut ein, die kommen in der nächsten Klassenarbeit dran.

Habt ihr musikalische Einflüsse und Vorbilder, haben Euch Bands besonders inspiriert zu den Songs der EP?
Ole: Die musikalischen Vorbilder über die gesamte Band verteilt sind natürlich breit gefächert. Da bislang alle Songs entweder von Alex oder mir stammen, kommen naturgemöäßEinflüsse aus Gothic, Rock und Metal zum Tragen. Das können HIM, Dreadful Shadows / Zeraphine und The Mission genauso sein wie Paradise Lost, Anathema oder Katatonia.

Beim Anhören des Albums fiel mir auf, dass die einzelnen Songs sehr unterschiedlich sind, von ruhig bis hart, von balladesk bis rockig. Irgendwie von allem etwas. Bezeichnet ihr Eure Musik deshalb als „Dark Glam Rock“ bzw. was versteht ihr darunter?

Ole: Gut erkannt. Die Vielfalt ist bei uns nicht nur Programm, sondern volle Absicht. Das Leben ist schließlich zu bunt, um immer nur als Fledermaus durch die Welt zu flattern. Wo Schatten ist, muss es auch Licht geben. Je tiefer die Nacht, desto näher der Tag. Genauso verhält es sich mit unseren musikalischen Vorlieben: Selbstverständlich finden sich in unseren CD-Regalen mehr Abteilungen als „Gothic“ und „Metal“. Daher haben wir das Spiel mit Glanz und Finsternis in die Genre-Bezeichnung aufgenommen.

Beim ersten flüchtigen Lesen hab ich Eueren Namen als Cadillac Complex gelesen. Habt ihr keine Angst, dass viele das R überlesen? Wie ist der Name Cardillac entstanden?

Ole: Der Name bezieht sich auf René Cardillac, eine Figur aus dem „Fräulein von Scuderi“ von E.T.A. Hoffmann. Einen Goldschmied, der seine Kunstwerke zuerst verkauft, und sie sich später zurückholt, indem er seine Kunden umlegt. Die Novelle spielt im feudalen Frankreich des 17. Jahrhunderts. Daher spricht man den guten Mann auch „kardiak“ aus.

Allerdings war uns das mögliche Missverständnis von Anfang an bewusst. Wir haben zwar mit amerikanischen Edel-Schlitten persönlich wenig bis gar nichts am Hut, aber es gibt schlimmere Assoziationen, oder?

Außerdem: Wer uns gut findet und zu unseren Konzerten kommt, darf uns aussprechen, wie er will.

Ihr habt ja schon einige Konzerte gespielt. Mit fünf Songs ist das ja nicht denkbar. Was spielt ihr außer den fünf EP-Songs sonst noch?

Ole: Das hast du ganz richtig erkannt. Wir spielen die Stücke der „Forgotten Reasons“-EP, aber auch ältere und neuere Songs. Damit kommen wir zurzeit auf circa 90 Minuten. Du willst wissen, wie das klingt? Komm doch zum nächsten Konzert, dann weißt du’s. Aktuelle Termine, Musik, Bilder und News: www.cardillac-complex.com.

Wird man Euch demnächst auch deutschlandweit hören können, eventuell auch als Toursupport für eine Band?

Ole: Nichts dagegen. Geplant ist bislang zwar nichts, aber wenn sich jemand die Arbeit machen will, eine Tour zu planen bzw. uns unter seine organisatorischen Fittiche zu nehmen, werden wir sicherlich nicht nein sagen.

Cardillac Complex ist absolut independent. Es gab keine Plattenfirma im Hintergrund, oder?

Ole: Nein, absolut null. Alles selbst geklöppelt und handgestrickt. Vom Songwriting bis zum Vertrieb. Die Rolle der Labels im Musikgeschäft ist seit den 2000er Jahren ohnehin immer fraglicher geworden. Außerdem werden Technik und Infrastruktur für Musiker immer erschwinglicher und jederzeit verfügbar. Dadurch können (und müssen) Musiker heutzutage immer mehr können als „nur“ Musik zu machen. Ob das immer nur gut ist, wissen wir zwar auch nicht immer so genau, aber anstatt uns darüber zu totzugrübeln, machen wir einfach, was wir für richtig halten.

Gibt es sonst noch etwas was man über Cardillac Complex unbedingt wissen sollte? Dann verrate uns das doch bitte.

Ole: Alles, was es über uns zu wissen gibt, ist bereits gesagt oder gibt es bereits online zu lesen. Über die mysteriösen Riten im Backstage oder unsere regen Beziehungen zum Mossad und der NSA schweigen wir aber lieber. Schließlich gehürt eine nebulöse Aura zum Rockstar-Image dazu…

Vielen Dank für das Interview und wir werden Euch sicher live demnächst mal bei einem Konzert besuchen und sind schon sehr gespannt darauf.

Bernd Sonntag

Corvus Corax feat Wadokyo Sverker Live DVD

„Corvus Corax muss man live gesehen haben.“ wird man von jedem hören, der schon auf einem ihrer Konzerte gewesen ist. Und mit ihrem neuesten Projekt „Corvus Corax feat. Wadokyo“ haben die Berliner mal wieder bewiesen, dass mittelalterliche Musik nicht auf Dudelsäcke begrenzt ist.

Zusammen mit den Düsseldorfer Taiko-Trommlern Wadokyo haben die Könige der Spielleute 2012 zwei Auftritte auf dem Summer Breeze in Dinkelsbühl und dem Castlefest in Lisse (Niederlande) gehabt und diese in Film und Ton aufgenommen. Daraus ist die neueste DVD entstanden, die mit drei Stunden Spielzeit die geballte Ladung Corvus Corax enthält. Das besondere daran ist, dass die DVD über ein Crowdfundingportal direkt von den Fans finanziert wurde.

Auf beiden mitgeschnittenen Auftritten kommt die Stimmung der Konzerte gut rüber, wobei die Atmosphäre auf dem Summer Breeze etwas besser ist, da das Konzert nachts stattfand und nicht wie auf dem Castlefest am frühen Abend im Sonnenschein. In jedem Fall kommt die Spielfreude gut rüber und vor allem die Musik in guter Qualität aus den Boxen. Auch wenn vor allem die Taiko-Trommeln live noch imposanter klingen, sind die Aufnahmen auf jeden Fall sehenswert und stehen einem reinen Corvus Corax Konzert in nichts nach.

Neben den beiden Konzerten sind auf der DVD noch zwei Extras vorhanden. Einmal Aufnahmen des Fantreffens 2012 bestehend aus Interviews von Besuchern und verschiedenen Eindrücken der Tage. Wer überlegt, einmal zum Fantreffen zu gehen, bekommt einen kleinen Eindruck von der Stimmung, dem Programm und der Location. Als zweites Extra ist noch die Live-Aufnahme von „La Filha Du Ladre“ aus der Passionskirche in Berlin drauf. Die Aufnahmen sind teilweise etwas unscharf, aber da das Lied dort nach 19 Jahren dort erneut Premiere feierte, ist das zu verkraften.

Auch 2013 werden Corvus Corax zusammen mit Wadokyo auf ausgewählten Festivals spielen:

02.08.2013 Wacken Open Air

08.09.2013 Festival Mediaval, Selb

Wer die Möglichkeit hat zu einem der beiden Auftritte zu kommen, der sollte sich diesen Auftritt nicht entgehen lassen. Und allen, die nicht kommen können, denen empfehle ich die Live-DVD.

www.corvuscorax.de

X-VIVO Out Of The Smell Of Decay

Die Industrial/Alternatative Metal Band X-Vivo bringt am 25.01.13 bereits ihre dritte Scheibe auf den Markt. Nach der ersten EP „Evil One“ und dem Debütalbum „Egophobia“ soll jetzt „Out Of The Smell Of Decay“ das Licht der Welt erblicken.

Die fünf Berliner haben sich für eine Remix EP entschieden, um den neuen Sound der Band nach dem großen Besetzungswechsel vorzustellen. Alle Titel sind auch auf dem 2009 erschienenen Album „Egophobia“ zu finden und geben in einer knappen halben Stunde einen Einblick in die neue Band.

In die fünf Songs + Bonustrack muss man sich erst mal einhören, denn von simplen Kompositionen hält X-Vivo nichts. Harte Riffs, Synths, elektronische Beats, Piano und bis zu vier Gesangsstimmen vereinen die Stücke, die trotz ihrer Komplexität sofort ins Ohr gehen und erst nach mehrmaligem Hören alle Facetten zeigen. Auch die Stimmen von Alina, Kai, Alex und Olli passen gut zusammen, denn neben die helle Stimme Alinas mischen sich Grunts und Rapparts.

Eine Besonderheit ist der Bonustrack „Irrtümer“ (The End Remix). Dieser Song wurde noch von mit der alten Besetzung aufgenommen und der ehemaligen Sängerin Anna gesungen. Man hört sofort, dass sich X-Vivo in den letzten zwei Jahren positiv entwickelt haben und auch mit ihrer neuen Sängerin einen großen Schritt nach Vorn gemacht haben.

Mit der EP hat X-Vivo die Wartezeit auf das nächste Album verkürzt und man darf gespannt sein, wie sich das nächste mit neuen Songs in neuer Besetzung anhören wird. Wer selbst in die neue Scheibe reinhören will, der kann auf www.x-vivo.de vier Songs der EP kostenlos runterladen.

Die Releaseshow zur EP „Out Of The Smell Of Decay“ findet am 25.01.2013 im K17 in Berlin statt

Genre: Industrial/Alternative Metal
Veröffentlichung am 25.01.2013

Trackliste:
1. Reflection (Digital Pain Remix)
2. Last Drop (Forsaken Remix)
3. Egophobia (Dirty Veins Remix)
4. Daymares (Beyond The Lethargy Remix)
5. Realität (Dualism Remix)
6. Irrtümer (The End Remix) (Bonus Track)

Dazkarieh – Eterno Retorno

„Ewige WiederkehrE. Ein Album, das mit diesem Namen betitelt wird, muss man sich einfach genauer betrachten, bzw. genauer anhören!

Es ist das sechste Studioalbum der portugiesischen Folkband Dazkarieh, die seit 1999 zusammen musizieren und seit 2006 auch mit eigenen Kompositionen aufwarten. So zeichnet sich Vasco Ribeiro für die Musik und Joana Negrao für die Texte aller Stücke des aktuellen Albums verantwortlich.

Dazkarieh: Eterno Retorno

Es gibt nur wenige Bands, die es schaffen, etwas ganz eigenes zu kreieren. Dazkarieh gehören definitiv zu diesen Bands! Alte und wunderschöne Instrumente werden mit verzerrten Gitarren kombiniert und mit Elektronik, Schlagzeug und vielerlei Effekten vermischt.

„Eterno Retorno“ beginnt wild, mit viel Schlagzeug und E-Gitarre, beinahe also „(ir)Real“, aber wunderbar harmonisch. Diese Harmonie bleibt auch im weiteren Hörverlauf des Albums bestehen. Laute Töne wechseln in ruhigere Gefilde und wieder zurück. Auch traditionelle Instrumente, wie der Dudelsack oder die Nickelharpa fehlen nicht.
Die Band schafft verschiedene musikalische Atmosphären, von starkem Rock („(ir)Real“ oder „Contos de Cordel“), über mystisch-poetische Klänge („Ladainha do Lago“) bis hin zu wunderschönen rein akustischen Songs („Embalo ao nascer do Sol“).
Die Expressivität und Emotionalität in Joanas Stimme wird zum Teil durch gedoppelte Stimmen im Arrangement verstärkt.

Mit dem neuen Album zeigt sich, dass auch Portugal einiges an musikalischen Größen zu bieten hat. Moderner Folkrock, wunderbar geschrieben und interpretiert!

Besetzung:
Vasco Ribeiro Casais – Nyckelharpa, Bouzouki, Bagpipes
Rui Rodrigues – Guitar, Cavaquinho
Joana Negrao – Voice, Bagpipes, Adufe, Tambourine
Joao Campos- Drums

Trackliste
1 (Ir)Real
2 Terra escura
3 Embalo ao nascer do sol
4 Quatro ciclos
5 Sei que nao sei
6 Guardar segredo
7 Folha vazia
8 Contos de cordel
9 Tronco
10 Sombra
11 Ladainha do lago
12 Primeiro olhar

KvK