15 Jahre Letzte Instanz Jubiläumskonzert Dresden 19.10

„Allein Allein“ ist sich sicher niemand vorgekommen beim Letzten Instanz Jubiläum im Eventwerk Dresden. Auch wenn gleichnamiger Song von Polarkreis 18 überraschend und „Wir sind allein“ traditionsgemäß die Setlist des Konzerts bereicherten. Und die war an diesem Abend so lang wie noch nie. Weit über 3 Stunden Letzte Instanz vergingen wie im Fluge, es gab noch kein Konzert in der 15 Jährigen Bandgeschichte, in der eine Setlist so wenig Anlass zur Kritik gab (was fehlende Songs die einfach ins Programm gehören) betrifft. Und mit den eingeladenen Gästen wurde das Konzert zusätzlich zu einem ganz besonderen Highlight in 15 Jahren Bandgeschichte und für die zahlreichen Besucher aus ganz Deutschland zu einem echten Spektakel.

Dass man sich gerade Dresden und das Eventwerk als Location ausgesucht hat, hat sicher nicht nur allein etwas mit der Verbundenheit zu Dresden zu tun. Dort hat man im alten Industriegelände „Hermann-Mende-Straße“ unter Beibehaltung des industriellen Charakters wie es so schön auf der Homepage heißt eine einzigartige Eventlocation für Großveranstaltungen geschaffen. Man könnte auch einfach sagen – von Außen naja – innen aber ein Traum für jeden Konzertbesucher“. Vor allem die Galerieebene ermöglicht einen ganz anderen Konzerteindruck. Und den wollten sich die Instanz-Anhänger nicht entgehen lassen. Schon Stunden vor Konzertbeginn waren die ersten da, um in der ersten Reihe stehen zu können und kurz vor Hallenöffnung hat sich eine Schlange rund um das große Gebäude gebildet und wollte hereingelassen werden. Obwohl es auch im Inneren richtig eng wurde hat es der erste Programmpunkt des Abends tatsächlich geschafft sich Platz zu verschaffen. Die Bandeigene Pipe Band The Royal Sulgemer Crown Swamp Pipers marschierten mit Dudelsack und Trommeln durchs Publikum. Ein optisch und klanglich sehr gelungener Auftakt, auch wenn der Sound überraschend leise rüberkam. Dies zeigte sich auch zum Schluss als man am Ende des Konzertabends auf der Bühne spielte , erst als die elektrisch verstärkte Trommel einsetzte wurde der Sound so richtig rund. Auch in den Umbaupausen war die Pipe Band unterwegs, sorgte für Kurzweil und die Musiker waren willkommene Fotobjekte.
Eine von vielen sehr gelungenen Ideen an diesem denkwürdigen Konzertabend. Den die Instanz Musiker mit einer ganz persönlichen Ansprache eröffneten und die Gelegenheit nützten sich bei den Fans dafür zu bedanken, dass sie ihnen das Musikerdasein so erst ermöglichen. Und diese ehrliche Dankbarkeit , die merkt man den Jungs auch wirklich an. Sie wissen was sie an ihren „Fans“ haben und sie tun auch gewaltig viel dafür, der Jubiläumsabend ist bester Beleg dafür. Ehrensache für die Musiker, dass man nicht nach dem Konzert verschwunden war sondern gemeinsam noch eine zünftige Aftershow-Party feierte.
Nach der Instanz-Begrüßung gab es erst mal ein Warm-Up für die Besucher. The Smokkings , eine junge Dresdner Band versuchte mit Britpop und Indierock die Massen in Stimmung zu bringen . The Smokkings haben beim Dresdner Music-Contest „The Sound of Dresden“ Platz 2 belegt und damit u.a. auch den Supportgig gewonnen.
Der 2. Gast Van Canto war ein echter Hochkaräter, Die einzige A-Capella-Heavy Metal Band Deutschlands ist vielen sicher ein Begriff, wobei das mit dem A-Capella hinkt, da man sich durchaus Instrumenten bedient. In Dresden umso mehr, da gab es Van Canto nur in abgespeckter Version (3 statt 5 Musiker) und ziemlich unplugged und reduziert zu hören. Ein Auftritt der durchaus neugierig auf das neue Album Anfang 2014 macht. Übrigens hat der singende Schlagzeuger Bastian Emig mit In Legend ein weiteres tolles Projekt am Start, das ich an dieser Stelle jeden Fan etwas härterer Klänge ans Herz legen will. Reinhören lohnt.
Mit einem Video auf den Bühnenvorhang projiziert ging der Triumphzug der Jubiläumsband los. Unter tosendem Applaus fiel der Vorhang und gab den Blick auf die Instanzler frei . Und sie legten gleich mit „Kalter Glanz“ , „Nur für uns“ , „Maskenball“ und „Morgenrot“ los, als gäbe es kein Morgen mehr. .
Nach „wieder einmal rot“ und „für immer und ewig“ gabs dann mein absolutes Lieblingsstück „Kopfkino“ in der 2013er Version zu hören und Rampensau Holly konnte beweisen, dass er stimmlich einfach alles drauf hat, egal ob laut oder leise Töne , ob Sprechgesang , Ballade oder schnellen Gothrock. Alles kein Problem.
Bei „Jeden Morgen“ holte man sich dann erstmals Freunde auf die Bühne. Frau Schmitt von Subway to Sally und Ally the Fiddle (u.a. ASP, Haggard, Babypausenersatz bei Schandmaul usw.) bildeten mit Benni Cellini und M Stolz ein ganz besonderes Streichquartett. Und Allys Harre scheinen irgendwie immer länger zu werden. Die Frau ist nicht nur eine tolle Musikerin , sondern immer wieder ein schönes Fotomotiv. Das zeigt sie auch auf der demnächst erscheinenden neuen CD, die allein schon wegen des Covers kaufenswert ist.
Bei Blind kam mit Ria von Eisblume dann die jüngste Instanz-Gastsängerin auf die Bühne , wie Holly in der Ansage betonte. „Eisblumen“, das Subway to Sally Cover hat sie bekannt gemacht und der Band den Namen gegeben, und diesen Song gab es dann auch zu hören. Erst mit Holly und dann mit Eric Fish als weiteren Sänger. Ein ganz spezielles Duett, find ich doch das Cover fast schöner, so geht Live der Punktsieg ganz klar an Eric Fish. Und der Sang mit Holly dann Paddy`s Lament und überzeugte auch als Original-Stimmlein voll. Artig , wie es sich für ein so tolles Jubiläum gehört hatte er auch ein Geschenk mitgebracht und Die Letzte Instanz kann sich an Subway hier wirklich ein Beispiel nehmen. Über 20 Jahre zusammen, immer wieder neue klasse Songs, da hat die Letzte Instanz die nächsten Jahre noch einiges vor sich.
Nach „Flucht ins Glück“ unterstützte Multiinstrumentalist Bastian Emig als weiterer Gastmusiker die Band am Piano bei „Am Anfang an“ und „Dein Licht“ und bei „Winterträne“ war auch das Streichquartett sehr zur Freude des Publikums wieder vollständig am Start.
Der letzte Gastmusiker des Abends war wieder ein Dresdner „Felix Räuber“, seines Zeichens Sänger von Polarkreis 18 der bei „Sonne“ Duettpartner von Holly war und nicht wirklich überzeugen konnte. Wie anders seine Stimme bei Allein Allein dann klang ist echt erstaunlich und diese Art Musik passt deutlich besser zu ihm.
Wer gedacht hat, dass mit „Schlaf Schlaf“ das Ende des Konzerts erreicht ist, der hat sich gewaltig getäuscht. Die Letzte Instanz dachte noch lange nicht ans Aufhören sondern legte mit „Tanz“ erst so richtig los. Kein Wunder , hat der Songkatalog der Band doch noch viel mehr zu bieten. Wie zum Beispiel „Der letzte Tag“ und „Finsternis“. Oder „Ewig“ , „In meiner Erinnerung“ und „der Garten“, die es danach alle zu Hören gab. „Rapunzel was made for loving you“ durfte natürlich auch nicht fehlen und „Wir sind allein“, der Letzte Instanz Kult Song mit Gänsehaut-Garantie mit beeindruckenden Schlussbild aller Beteiligten an diesem einmaligen Event.
Es ist wirklich erstaunlich, die Band ist ja durchaus experimentierfreudig und trotzdem wirkt, egal wann der Song entstanden ist, alles extrem homogen und wie aus einem Guss. Der Letzte Instanz Brachial-Romantik-Sound , ein Begriff der genauso zum Markenzeichen der Band geworden ist , wie ihre Live-Qualität. Und der macht einfach irre Spaß , genauso wie Holly , Holly D, M Stolz, Benni Cellini, David Pötsch, Oli und Michael Ende und seine Jungs performen zu sehen. Und mit Pyrounterstützung wirkt das ganze noch sehenswerter, das unglaubliche Lichtermeer von tausenden Wunderkerzen sorgt genauso für beeindruckendes Live-Feeling, wie fliegende Bälle, stagedivende Musiker oder ein strahlender Holly singend mitten im Volk.
Ein schlechtes Live-Konzert gibt’s bei der Letzten Instanz ja eh nicht, aber dieser Abend in Dresden war schon wirklich etwas ganz , ganz, ganz besonderes in der Bandgeschichte. Und da nicht alle dabeisein konnten oder wollten, gib’s von dem Event bald ne DVD. Vorausgesetzt es gibt dank Crowdfunding auf Pledgemusic genug Interessenten, die sich dafür interessieren. Das sollte aber das kleinste Problem sein. Wer , der es live erleben durfte, möchte nicht nochmals am TV das Konzert fast live nacherleben. Und ist neugierig was das Filmteam so aufgenommen hat, allein die am Galgen befestigte „fliegende Kamera“ über dem Publikum verspricht ja schon tolle Aufnahmen.
Mit Schuldig , Heilig und Ewig hat die Letzte Instanz ihre Triologie ja abgeschlossen, unvergesslich 15 Jahre Bandbestehen gefeiert und nun gilt es nach vorne zu schauen. Ein neues Album steht an und das wird in knapp einem Jahr im Eventwerk dann anlässlich eines Konzertes auch vorgestellt. Den 3. Oktober sollte man sich also schon heute ganz dick in den Kalender anstreichen und wahrscheinlich reist dann auch wieder die Niki im Flugzeug an und die großgewachsene Dame steht wieder für einen Platz in der ersten Reihe 6 Stunden an, um sich dann beim Konzert auch noch wüst beschimpfen lassen zu müssen, warum so große Leute in der ersten Reihe stehen.
Die Letzte Instanz bei einem Live Konzert ist definitiv das Publikum und das war von dieser beeindruckenden Geburtstagsparty die weit nach 3 Stunden Konzert noch lange nicht vorbei war, zutiefst beeindruckt und begeistert. Einschliesslich des Schreibers dieses Berichts für den es immer noch ein Rätsel ist, wie Holly und seine Jungs es schaffen, 3 Stunden auf der Bühne zu springen und alles zu geben und danach immer noch zu wirken, wie wenn sie nochmal so lange könnten. Sehr schön Jungs, beim 20 Jährigen gibt’s somit fast den ganzen Songkatalog zu hören, glaubt mir 7 Stunden Letzte Instanz am Stück machen genauso Spaß.

Bernd Sonntag

Tarja Nürnberg Löwensaal 30.10.2013

Discosound und locker fluffige Popsongs sind nicht das Ding der 1977 im nordfinnischen Kitee geborenen Tarja Soile Susanna Turunen Cabuli.
Ihre Leidenschaft gilt dem Bombast, dem Drama und den großen Gefühlen. Die Musik, die als Symphonic Gothic Metal schon ganz gut beschrieben ist , lebt aber vor allem von dem unglaublichen Stimmumfang der kleinen Finnin. Der stimmgewaltigen Sopranistin macht stimmlich so schnell keiner etwas vor .Egal ob die Musik richtig rough daherkommt , ob es ziemlich orchestral und musicalmässig wird oder zur Abwechslung sogar einmal ganz leise und sanfte Töne erschallen , sie hat das alles drauf. Tarja ist die Königin des Opera Metals, eine absolute Traumbesetzung als Sängerin und daran lässt sie auch an diesem Abend im Löwensaal keinen Zweifel. Tarja deren vollständiger Name ja allein schon wie Musik klingt , möchte dem Publikum , im überraschend nicht ausverkauften Löwensaal ihr neues Album “ Colours in the Dark“ präsentieren.
In den Nightwish Hochzeiten mit Tarja am Mikrofon hätte man keine Maus mehr im Saal unterbringen können, die Zeiten sind jedoch bekanntlich vorbei. Tarja ist seit 2006 Solo unterwegs und das durchaus erfolgreich. Die 3 Albenvorgänger haben die Top Ten der Albumcharts in Deutschland erreicht und da macht auch die neue Scheibe keine Ausnahme. Und die kommt deutlich härter und rockiger daher als die Vorgänger.
Um dies auch ordentlich live umzusetzen, braucht es natürlich Begleitmusiker, wie den Cellisten Max Lilja, Iro-Drummer Mike Terrana, Gitarrist Alex Scholpp und als zweite Frau auf der Bühne Bassistin Anna Portalupi, nicht zu vergessen den Schiller erprobten Christian Kretschmar an den Keyboards. Die nehmen nacheinander auf der Bühne Platz, während Freund Computer für das Intro zuständig ist. Natürlich nicht nur für das Intro, um den Sound richtig orchestral, dynamisch und spektakulär rüberzubringen , hätte es sonst eines ganzen Orchesters incl. Chores bedurft. Da es die aber nicht gibt, unterstützt Mitmusiker Apple die Band, die nur einmal bei „Never Enough“ so richtig im Mittelpunkt steht, als Tarja eine längere Instrumentalpassage zum umziehen nutzt. Nicht nur einmal an diesem Konzertabend, insgesamt gibt es Tarja in 3 sehenswerten Outfits zu bewundern.
Und so gehört die sehr aufgeräumt wirkenden Bühne der Sängerin mit dem faszinierenden, (bisweilen fast wahnsinnig wirkenden) Blick, die vom ersten Ton von Song eins an „In for a Kill“ alle Blicke auf sich vereint. Einzig der Drummer schafft es mit diversen Jonglageeinlagen der Drumsticks , dass man den Blick einmal nachhaltig von der hübschen Finnin lässt. Aber nicht lange , man könnte ja etwas verpassen, während Tarjas Haare im Wind weht und die Setlist des Abends abgearbeitet wird. Nach Arbeit sieht das aber nicht wirklich aus, Tarja hat sichtbar Spaß und zeigt sich nicht nur einmal , sondern mehrmals am Abend aufrichtig dankbar für das Erscheinen und die Ovationen des Publikums. Von Diva , wie es ihr Nightwish ja einmal unterstellt hat nichts zu merken, ganz im Gegenteil. Die Dame wirkt extrem fröhlich, natürlich, charmant und wohltuend uneingebildet.
Immer wieder brandete Applaus auf, den meisten bei Wish i had an Angel, den einzigen Nightwish Song des Abends, aber auch die Tarja Songs wurden gefeiert. Allen voran das großartige I walk alone oder Sing for me. Mein absoluter Höhepunkt war jedoch das an Ravels Bolero erinnernde Victim of Ritual als erstes Lied der Zugabe. Allein der beeindruckende leiseTrommelsound der sich immer mehr steigerte , analog zu Tarjas Stimme, ist das Eintrittsgeld wert. Quasi als Zugabe gab es eine Auswahl großartiger Songs ihrer Alben, eine extrem dankbar wirkende, gutgelaunte Sängerin mit grandioser Stimme und eine perfekt funktionierende Band, die sich wohltuend für den Star am Mikrofon zurück nimmt. Ein Sonderlob verdient neben dem guten Sound im Löwensaal vor allem die Lichttechnik Crew, der es gelang ein beeindruckendes Konzert sehenswert ins rechte Licht zu setzten, wie es kaum besser geht und das Konzert dadurch auch optisch zu einem echten Genuß machten.
Bernd Sonntag

Deva Premal & Miten with Manose in Bonn

Auf ihrer aktuellen Welttournee gastierten Deva Premal & Miten with Manose am 5. Juni 2013 auch in der Beethovenhalle in Bonn.

Ein unvergessenes Erlebnis von melodischen Musikstücken bis hin zu altbekannten meditativen Mantras boten das Trio mit drei weiteren Gastmusikern;
Maneesh de Moor am Synthesizer,
Mathew Schoening am Cello und PRAFUL am Saxophon in hervorragender Akustik und leuchtender Optik.

Jeder an seinem Instrument ist ein wahrer Virtuose.

Höchste spirituelle Klänge bis hin zur Stille boten dem Publikum die Möglichkeit tiefe Erfahrungen zu machen und die Akteure ganz persönlich zu erleben.

In tiefer Verbundenheit mit der bedingungslosen Liebe nahmen sie das Publikum mit auf die Reise und boten Mantren zum mitsingen an. 1200 Konzertbesucher & Besucherinnen beteiligten sich dabei lebhaft. Das Gayatri Mantra wurde begeistert wie alle anderen Mantras mitgesungen. Buddha Shakyamuni wurde mit dem Mantra „Om muni muni maha muni svaha“ 108mal angerufen.

In den erstaunlichen Solos erkannte das Publikum die Größe und Vielfalt der
Musiker. Die hervorragende „goldene“ Stimme von Deva Premal war bis zur letzten Zugabe ein unvergleichlicher Genuss.
Miten betonte seine tiefe melodische Chakterausformung an der Gitarre. Er scheint selbst zeitlos zu sein.
Manose ein begnadeter Bambusflötist aus Nepal gab mit seinem Spiel sein Können feil.

Ein spirituelles genährt sein, in tiefer Verbundenheit zur Musik gaben alle Musiker ihr bis zur letzten Minute.
Mit stehenden Ovationen bedankte sich das Publikum dafür.
Blumengeschenke des Veranstalters der Uta Akademie aus Köln an alle Musiker rundeten den gelungenen Abend ab.

Vielen Dank für dieses großartige spirituelle Konzert.

Von Anke Fergen

Blutengel am 11.03.2013 in Nürnberg

Joe Bonamassa oder doch lieber Blutengel hat sich vielleicht nicht nur ein Besucher aus Amberg im Vorfeld des Konzertes vom Blutengel im Hirsch gefragt, der sich dann nach langer Überlegung für Blutengel und gegen Bonamassa entschieden hat, der zur gleichen Zeit in der Meistersingerhalle aufspielte. Bereut hat er seine Entscheidung sicher nicht, genauso wenig wie all die anderen Besucher im gutgefüllten Hirsch, die auch in diesem Jahr für die gewohnte Blutengel-Saunatemperatur sorgten. Trotzdem wollte sich Chris trotz lautstarken Ausziehen-Rufen von weiblichen Besucherinnen wieder einmal nicht ausziehen. „The same procedure as every year“ könnte man meinen. Und doch war an diesem Abend vieles anders, ganz anders als man es von Blutengel bisher gewohnt war.

15 Jahre gibt es das Bandprojekt Blutengel nun schon, 15 Jahre waren die Liveauftritte immer großes Kino mit Live-Gesang, die Musik dazu kam jedoch vom Band was beim einen oder anderen Konzertbesucher doch leise Kritik hervorrief.

So schauten die Blutengel Fans diesmal etwas verwundert, als nach dem gelungenen Auftritt der Vorband Melotron, dazu später noch mehr, Schlagzeuger Michael hinter dem Schlagzeugaufbau Platz nahm, Carolines Violine und Katharinas Cello verkabelt wurden und sich hinter dem Piano Konrad einfand. Und spätestens als Chris Pohl, Sänger, kreativer Kopf und Bandchef zusammen mit Ulrike Goldmann die Bühne betrat und die Band die ersten Klänge des Intros Legend erklingen liesen, war auch dem Letzten im Saal klar, heute gilt es Blutengel mit Live-Band ganz neu zu entdecken.

Spätestens seit dem grandiosen Gothic meets Classic Auftritt im letzten Jahr, für das die Band mit Lob geradezu überschüttet wurde, ist bei Chris Pohl der Plan gereift, all den vielen Blutengel-Fans im Lande wenigstens in kleiner Besetzung vorzuführen, welche Pracht die Songs mit Streicherbegleitung live entfalten können. ein mutiger Schritt, der die Faszination Blutengel live erleben noch viel reizvoller macht. Gerade auch, weil es gelungen ist, Musiker zu finden die den Blutengel-Sound von CD perfekt live auf der Bühne umzusetzen verstehen, allen voran Drummer Michael, der sich mit seinen beleuchteten Drumsticks und seiner ungewöhnlichen Drumstickhaltung als echter Glücksgriff erwies.

Einen Ersatz für die Ende 2012 augestiegene Sängerin Anja Milow gibt es nicht, wieso auch, wenn man mit Uli Goldmann eh schon eine großartige Sängerin in der Band hat, deren Stimme nun schon 8 Jahre einfach perfekt zu der von Chris Pohl passt. Und neben den vielen gemeinsam gesungen Songs bleibt auch ihr starker Soloauftritt beim Konzert unterstützt von 2 Tänzerinnen extrem im Gedächtnis haften.

Apropos Tänzerinnen, ein unverzichtbarer Bestandteil einer Blutengel Show, egal ob als Vampire, als Göttin Athena oder als Nonne verkleidet, die Damen sind immer einen oder ganz viele Hingucker wert und setzten die Songs visuell perfekt in Szene und der Live Show die Krone auf. Auch wenn wegen den beengten Bühnenverhältnissen im Hirsch nicht alles, was man gerne hätte zeigen wollen, möglich gewesen war. So musste man leider ohne Feuershow auskommen, doch auch ohne Feuer war es immer noch ein sehenswertes Spektakel was die Blutengel-Crew an diesem Abend ablieferte. Tour auf Tour lässt man sich immer wieder eine komplett neue Show mit neuen Tanzschritten, Choreographien und Outfits einfallen und bis auf das Kunstblut, dass diesmal nicht ganz so reichlich wie im letzten Jahr floss, war auch 2013 vieles eben nicht „The same procedure as every year“. Auch weil man eine neue Tänzerin dabei hatte, für meinen Geschmack sind Nicky, Vicky und Nadine die stärkste Tanzbesetzung der 15 Jährigen Blutengel-Bandhistorie.

Von Null auf Platz 4 der Charts schoss das zur Tour gehörige Album The Monument in der ersten Woche des Erscheinens. Nicht nur die beste Chartsplazierung aller Zeiten für Blutengel, sondern ein eindrucksvoller Beweis, dass man auch ohne großen Major im Rücken, ohne gewaltigen Werbeaufwand, ohne sich kommerziell zu verbiegen und ohne Heavy Rotation im Radio extrem erfolgreich sein kann. Und so besteht die Show natürlich aus vielen Songs des neuen Doppel-Albums wie Willst Du, Save our Souls, You walk away und natürlich Monument als letzten Song des Abends. Selbstverständlich gibt es aber auch genug Platz für ältere Songs, auch wenn die Songauswahl bei einem solch großen Songkatalog der in den 15 Jahren inzwischen entstanden ist, von Jahr zu Jahr immer schwieriger wird. Probleme scheint Chris Pohl damit aber keine zu haben, schafft er doch jedesmal ein homogenes Set aus alt und neu, aus tanzbaren schnellen Nummern und ans Herz gehenden Balladen zusammen zu stellen die wie aus einen Guß wirken, so dass die kapp 2 Std auch nach 3 Zugaben gefühlten 60 Minuten entsprachen und man einfach noch gerne viel mehr gehört hätte.

Blutengel sind ja eigentlich eine Elektroband, trotzdem kommt man inzwischen auch bei einem Song einmal völlig ohne Elektro aus, ungewohnt vielleicht, jedoch musikalisch noch einmal ein riesiger Schritt nach vorne. Chapeu Chris Pohl.

Nürnberg hat sich übrigens einmal mehr als dankbares Blutengel Publikum erwiesen und Chris Pohl weiß auch, was er an seinen „Nürnbergern“ hat. Nicht umsonst hat man beim Tränenherz-Konzertfilm zur letzten Tour den es auf der Nachtbringer CD als Bonus dazu gibt, viele Songs vom Auftritt in Nürnberg ausgewählt und Nürnberg ist für Chris Pohl immer ein Highlight, wie uns ein tiefenentspannter Chris Pohl vor dem Konzert erzählte.

Und so sollte einem baldigen Wiedersehen in Nürnberg nichts im Wege stehen, auch wenn sich der größte Wunsch von Chris Pohl , dass der ganze Saal den Song Monument lautstark mitsingt leider noch nicht erfüllte. Aber vielleicht heißt es im nächsten Jahr dann auch was das Mitsingen anbelangt, eben nicht „The same procedure as every year, Chris“.

Nun noch einige Sätze zum Auftritt von Melotron. Die im Jahr 1995 gegründete Band aus Neubrandenburg ist mit ihrem Synthiepop ein idealer Einheizer an diesem Abend. Und diese Rolle macht den 3 Jungs von Melotron um Snger Andy Krüger sichtbar Spaß. Trotz einem Auftritt beim Bundesvision Song Contest im Jahr 2007 für Meck-Pomm und immerhin bereits 6 regulären Alben ist der Bekanntheitsgrad der „Jungs“ in Deutschland noch ausbaufähig. Und pünktlich zum Tourstart hat man mit „Stuck in the Mirror“ auch einen neuen Song herausgebracht, ein Vorgeschmack auf die kommende CD Werkschau. Wird auch Zeit Vorgänger Propaganda ist bereits im Jahr 2007, also vor 6 Jahren erschienen.

Und dass die Jungs Selbstvertrauen haben sieht man daran, dass man sich doch tatsächlich getraut hat einen Rio Reiser Song zu covern. Menschenfresser klingt zwar nicht mehr wirklich nach Rio Reiser und weit mehr nach Melotron, aber das ist auch gut so. Denn eins braucht sicher niemand, eine Synthiepop-Band die nach Rio Reiser klingt. So macht der Song, genauso wie der Auftritt von Melotron aber durchaus Spaß. Und nach dem Konzert nahm man sich übrigens wie auch die 2 von Blutengel viel Zeit um Autogramme zu schreiben oder Fotowünsche zu erfüllen.

Bernd Sonntag

Dunkelschön Unplugged in Schonungen 19.01.2013

Wenn man bei Wikipedia unter Unplugged nachschaut, findet man erstaunlich wenig darüber. Immerhin ist zu lesen dass es sich bei Unplugged um die „Akustikversion von Musik, die ursprünglich mit Hilfe elektronischer Veränderungen produziert wurde und nun nur auf akustischen Instrumenten gespielt wird“ handelt. Es wird also bei Unplugged der Stecker gezogen, üblicherweise aber nicht aus dem Mikrofon. Noch wesentlich radikaler gehen allerdings Dunkelschön mit dem Begriff unplugged um. Denn bei ihnen wird auch aus dem Mikrofon der Stecker gezogen, sprich es gibt gar keine Mikrofone. Das habe ich so auch noch nie erlebt. Ein ganzes Konzert völlig ohne Mikros und das in einer alten Kirche, deren beeindruckende Größe vor dem Konzert mich schon fragen lässt, ob das gut gehen kann. Kann man sich bei der kraftvollen Stimme von Vanessa ja noch gut vorstellen, aber der wesentlich leiser singende Michael Kaiser und die ganze Band ohne Mikro?
Es geht gut, und wie. Davon zeugt auch der langanhaltende Applaus des begeisterten Publikums, die die Band am Ende gnadenlos feierten. Sicher auch für den Mut, ein solch außergewöhnliches Konzerterlebnis Jahr für Jahr in Schonungen abzuhalten.
Dass es überhaupt funktioniert ist aber vor allem dem Publikum zu verdanken, ein so aufmerksames und gespannt lauschendes Publikum hat man selten und selbst die Jüngsten im Publikum machen da keine Ausnahme. Ganz im Gegenteil, als ein kleiner Junge begeistert ein Lied mitsang und kurzerhand den Refrain übernahm, weil Vanessa für seinen Geschmack etwas zu langsam war, lachte die ganze Kirche und Vanessa wollte den Kleinen gleich zum mitsingen mit auf die Bühne holen. Das war ihm dann aber doch nicht ganz geheuer. Aber allein dieser kleine Vorfall zeigt deutlich, was den Reiz eines Dunkelschön-Konzertes auch ausmacht, die herrliche Spontanität, ansteckende Fröhlichkeit und Freude mit der man auf der Bühne steht, allen voran die Frau in Blond am Mikrofon.
Die Konzerte in der alten Kirche Schonungen sind wirklich legendär, gekauft werden die Eintrittskarten direkt bei Dunkelschön , meist schon viele Monate zuvor. Und wenn dann die Tore der Kirche sich öffnen und die Menschen hereinströmen, werden sie von den 2 Damen der Band Vanessa Istvan und Monika Klöpfel begrüßt und ihnen die Platzkarten ausgehändigt. Das ist genauso ungewöhnlich bei einem Konzert, wie ein mit dem eigenen Namen beschrifteter Sitzplatz und es untersteicht die Einmaligkeit des Auftrittes in Schonungen. Und so ganz nebenbei funktionieren die Eintrittskarten noch ganz toll als Liedblatt, Gänsehautstimmung am Ende als die „ganze Kirche“ begeistert mitsingt.
Als pünktlich um 20:00 das Konzert losging und Vanessa Istvan einige Überraschungen ankündigte, lauschte ein aufmerksames Publikum von den ersten Harfen, Gitarren und Celloklängen an aufmerksam und gespannt darauf, was die Truppe sich für den Abend so ausgedacht hatte.
Vielen Dunkelschön-Kennern wird sicher schon zu Beginn aufgefallen sein, dass 2 neue Musiker die Bühne bereichern. Denn berufsbedingt mussten Gitarrist Nicolas von Stolzmann und Schlagzeuger Andre Straub ersetzt werden. Wobei Ersatz sicher das falsche Wort ist, die beiden Neuen bereichern auf ihre Art die Musik der Band. Das wurde schon beim ersten Auftritt überdeutlich.
Auch wenn gerade Schlagzeuger Lukas Stumpf unplugged wenig Möglichkeiten hatte, wirklich zu zeigen was in ihm steckt. Man kann wirklich gespannt sein, wenn der „Metal-Schlagzeuger“ eingestöpselt sein Schlagzeug mal so richtig bearbeiten darf. Und dass „Heavy-Metal-Schlagzeuger“ den Sound einer Band extrem gut tun ist durch Simon Michael von Subway to Sally ja hinlänglich bekannt. Mit 19 Jahren drückt Lukas den Schnitt der Band gewaltig nach unten, wie Vanessa bei der Vorstellung eines der größten Schlagzeugtalente Deutschlands lachend bemerkte.
Leichter hatte es da schon der neue Gitarrist der Band Jan Jansohn (All will know, Adorned Brood), der optisch ein bißchen wie der kleine Bruder von Bassist Bernie Horn ausschaut. Das war sicher kein Einstellungskriterium, eher schon das versierte Gitarrenspiel, dass er zum Dunkelschön Sound beisteuerte. Die dritte personelle Überraschung war Gabi Koss, die als Gastsängerin den Abend zusätzlich zu etwas ganz besonderem machte. 6 Jahre Sängerin bei Haggard, eine der Stimmen von Equilibrium und nun am neuesten Musikprojekt für alte Musik der Renaissance und des Barack Cantus Lunaris arbeitend ist die Sopran-Sängerin eine extrem spannende musikalische Entdeckung an diesem Abend. Auch weil sie über eine gewaltige Stimmrange verfügt und beim einen oder anderen Lied auch schon mal wesentlich tiefere Klänge beisteuern kann. Wie mag das nur klingen, wenn Dunkelschön eingestöpselt einmal mit ihr auftreten? Schön, dass man ihr auch Gelegenheit gab, mit Cellounterstützung der großartigen Monika Klöpfel ganz allein ein Lied zu performen, wunderschön passend zum Motto des Abends „Es ist ein Schnee gefallen-mittelalterliche Klänge zur Winterzeit“. Nicht umsonst hat man das Cello in die Mitte der Bühne plaziert, ist die bildhübsche Cellistin und ihr großartiges Cellospiel nicht nur unplugged ein zentrales musikalisches Element im Bandgefüge. Und dass sie auch richtig toll singen kann ist nicht erst seit Schonungen 2013 bekannt.
Das Repertoire an diesem Abend war zweigeteilt. Angefangen mit Aeris über Dornenreich, es ist ein Schnee gefallen bis zu den ganz ungewöhnlichen Klängen von Petruschka wurden die Leute in die Pause entlassen, die jeder zum Plausch mit der Band nutzen konnte oder um sich zu stäken, auch daran hatte man gedacht. Mit Bacchus, über Zauberwort und Spielmann ging es dann genauso stimmungsvoll weiter wie schon vor der Pause bis nach 20 Liedern Vanessa eine weitere Überraschung ankündigte, nämlich ausnahmsweise keine Zugabe. Das war natürlich nur Spaß, ein Dunkelschönkonzert ohne Liebster ging auch gar nicht und als nach Ai vis lo lop alle Lichter in der Kiche ausgingen und nur von den Kerzen erleuchtet „Ein letztes Mal“ angestimmt wurde war das Ende eines unvergesslichen Konzertabends gekommen. Leider muss man sagen, der Abend mit der spielfreudigen Band die auch mit den 2 Neuen im Team nichts an ihrem Reiz verloren hat verging einfach wie im Flug. Und danach war natürlich noch lange nicht Schluß, nun war fleißig Autogrammeschreiben angesagt. Egal ob Davulspieler Chrsitian Wittkopf oder Bandchef Michael Kaiser, jeder nahm sich gerne Zeit für die Besucher und so ging der Konzertabend genauso persönlich zu Ende wie er um kurz nach 19:00 mit dem Einlass angefangen hatte. Und alle die auch einmal Lust haben Dunkelschön extrem reduziert und musikalisch intim zu erleben, wie sonst nie auf Tour sollte sich schon jetzt um Karten für 2014 bemühen. Denn Schonungen ist immer eine Reise wert, auch wegen der perfekten Location für einen Unplugged-Gig. Alle Oberfranken sollten sich übrigens schon jetzt den 13. April in den Kalender dick anstreichen, dann kann man sie akustisch in Hof erleben.

Bernd Sonntag

Stahlzeit 29.12.2012 in Hof

Auf Wikipedia kann man unter anderem zu Tribute-Band lesen „Mit möglichst authentischer musikalischer Darbietung, Bühnengarderobe, Instrumenten und Show-Einlagen versuchen Coverbands beim Publikum die Illusion zu erzeugen, ein Konzert der Originalformation zu besuchen.“. Spannend ist auch die Beispielliste, hier findet man Bands wie z.B. die Wise Guys, Scala, Adoro, J.B.O, Leningrad Cowboys, die Boss Hoss oder Max Raabe.

Ein Name fehlt aber leider auf der Liste und der hätte es mehr als verdient darauf zu stehen, nämlich Stahlzeit. Eigentlich steh ich den Coverbands und dem ganzen Tribute-Gedudel ja nicht wirklich positiv gegenüber, vor allem die Partybands die es 100fach gibt und die meist völlig zu Unrecht viel mehr Kohle verdienen, als viele großartige Musiker, die auf ihre eigene Musik setzen, find ich nicht gerade toll. Es gibt aber in dem Bereich schon Ausnahmen, die es echt wert sind, dass man ihre Konzerte besucht, wie alle oben erwähnten zum Beispiel. Im besonderen Maße gilt dies auch für Stahlzeit. Denn eins unterscheidet die Band von allen anderen Tribute- und Coverbands die es in Deutschland so gibt. Der Aufwand, den man live betreibt. Denn wie das große Vorbild Rammstein geizt auch Stahlzeit nicht mit Pyrotechnik und die ist nicht nur spektakulär und absolut sehenswert, sondern es ist auch kein billiges Element und trotzdem ist der Eintrittspreis dafür gerade auch im Vergleich zu Rammstein geradezu günstig. Und wer jetzt sagt, ist ja auch nur eine Coverband, der sollte sich Stahlzeit erst mal anschauen. Denn neben einer tollen Show hat man noch etwas ganz anderes zu bieten. Nämlich einen Till Lindemann-Klon, der zwar nicht Lindemann sondern Reißenweber heißt, aber nicht weniger beeindruckend und charismatisch ist, wie der Rammstein-Frontmann. Und genauso wie bei Rammstein ist es bei Stahlzeit vor allem er, auf den sich die Blicke richten. Bei Stahlzeit wohl sogar noch etwas mehr als bei Rammstein, wo vor allem Keyboarder Flake Lorenz mehr Teil der Show ist.

Es ist aber auch wirklich verblüffend wie ähnlich in Aussehen und vor allem Stimme sich die 2 sind und egal was Reißenweber auch singt, man wird unweigerlich erst mal an Rammstein denken. So auch, bei den Songs von Maerzfeld, der zweiten Band der Stahlzeit-Musiker, die 2012 mit „Tief“ ein erstes Album herausbrachten, dass schon allein wegen des großartigen Coverbildes stark an Rammstein erinnert. Auf Maerzfeld können sich übrigens die Besucher von Castle Rock und dem Feuertanz, zwei der renomiertesten und schönsten Open-Air-Festivals in Deutschlands besonders freuen, auch Maerzfeld sind einen Konzertbesuch wert.

Aber zurück zu Stahlzeit und ihrem Auftritt in Hof, der fast 3000 Leute in Verzückung versetzte. Bietet die neue Freiheitshalle ja auch alles, was für einen perfekten Auftritt nötig ist. Ausreichend Platz um die Bühne in voller Höhe und Länge aufzubauen und eine Feuerwehr und ein Gewerbeaufsichtsamt, dass im Vorfeld die Pyroelemente wohlwollend abgesegnet hatten, was nicht bei jedem Konzert von Stahlzeit immer der Fall ist. In Hof konnte Stahlzeit also alles auffahren, was man an Sound, Licht- und Pyrotechnik so zu bieten hat und das tat man mit einer fast 3 stündigen Show auch mit sichtbarer Freude und so krachte, zischte, brannte und rauchte es pausenlos, ganz wie von Rammstein gewohnt und nicht weniger spektakulär von Stahlzeit in Szene gesetzt. Es machte wirklich extrem Spaß dem Auftritt der Oberfranken zu erleben, der süchtig macht nach mehr. Nicht nur nach Stahlzeit live, sondern auch nach Rammstein und ihrer Musik, aber allein an Tickets zu kommen ist ja nicht gerade einfach und auch wie schon gesagt kein billiges unterfangen. Inzwischen sind ja nur die größten Hallen Deutschlands Rammstein geeignet und innerhalb von Stunden ausverkauft. Aber dafür gibt es ja zum Glück Stahlzeit, die die Musik der wohl genialsten Deutschen Rockband „ever“ auch in die kleineren Hallen bringen.

Rammstein sind aber auch noch aus anderem Grund ein Gewinner dieses Abends. Denn Stahlzeit machen beeindruckend deutlich, wieviele tolle Lieder die Band Rammstein bisher schon geschrieben hat, besteht der Abend doch aus einem Best of mit allen Hits wie Links 2 3 4, Keine Lust, Mein Teil, Du hast, Ohne Dich, Rammstein, Mein Herz brennt, Reise Reise , Benzin um nur ein paar davon zu nennen.

Aber nicht nur die ganz bekannten Songs gab es , Stahlzeit haben auch das eine oder andere Lied wie z.B. Heirate mich im Programm, dass sicher nicht zum Standard-Konzertrepertoire der Band Rammstein gehört.

Es klappt zwar nicht jedes Pyroelement, so wollte der Flammenwerfer bei „Mein Teil“ seine 6 Meter Flammen einfach nicht werfen, sondern war mit 2 Metern zufrieden und auch die Milchkanne machte , was sie wollte, nämlich nix, sehr zum Verdruss des 7 Meter über dem Publikum auf einer Plattform stehenden Heli. Das lässt sich aber locker verschmerzen, war die Inszenierung auch so spektakulär genug. Und zwar nicht nur die Pyros, auch die Lichttechnik, die Bühne mit den 2 rießigen Ventilatoren und die Bühnenbilder verdienen höchstes Lob. Einzig der Sound war mir einfach zu Basslastig und die Musik im Verhältnis zur Stimme des Sängers einfach etwas zu laut gemischt. Allein schon das lange Intro, das zwar gewaltig Spannung aufbaute tat andererseits aber auch den Ohren schon ziemlich weh.

Papierschnitzelkanone, die Trockeneisfontänen die die aufgeheizte Halle in den ersten Reihen merklich abkühlten, eine Schlauchbootfahrt durch die Menge mit Geschenken fär die Besucher und Funkenregen, Stahlzeit sparten nicht mit Showeffekten die die fast 3 Stunden zu einen extrem kurzweiligen Vergnügen und gefühlt kurzen 60 Minuten machten. Und Heli Reißenweber gab mit beeindruckender Mimik und Gestik den richtig bösen, harten Lindemann, lies es sich aber nicht nehmen das Hofer Publikum zu begrüßen und auf Maerzfeld hinzuweisen und für kurze Zeit wurde aus dem bösen Sänger ein symphatischer und schelmisch grinsender Zeitgenossen. Und er hatte gleich noch eine tolle Nachricht fü den gutgefüllten Saal dabei. Denn auch im nächsten Jahr wird Stahlzeit nach Hof kommen und jeder der Rammstein-Musik mag sollte sich den 21.12 dick in den Kalender schreiben. Denn dann gibt’s wieder die „Big Show“ in Hof , 300000 Watt und 12 Tonnen Stahl und beste Unterhaltung für das Publikum.

Natürlich gabs auch einige Zugaben und mit Engel den absoluten optischen Höhepunkt des Konzertes zu bestaunen als Heli mit 70 kg Engelsflügel die Bühne betrat und den größten Rammsteinhit anstimmte.

Großes Kino einer tollen Band die sich nicht zu schade war, trotz des kraftraubenden Abends sofort nach der Show den dicht umlagerten Merchstand zu besuchen. Nochmal zurück zum Anfang und zu Wikipedia und dem Satz „die Illusion zu erzeugen, ein Konzert der Originalformation zu besuchen“. Ganz so ist es bei Stahlzeit nicht. Ihnen geht es nicht darum 1:1 eine Show nachzustellen oder Rammstein zu kopieren, sie huldigen die Rockband Deutschlands auf ihre eigene Weise. Und das tun sie auf beeindruckende Weise und somit sind Stahlzeit nicht nur für den Rammstein Fan ein muß. Einzig wenn man mit Rammstein Musik gar nichts anfangen kann, wird man auch an Stahlzeit wenig finden, ansonsten sollte man sich aber schnellstens Konzertkarten besorgen, es lohnt sich wirklich. Und es ist ein toller Weg sich dem musikalischen Schaffen von Rammstein live zu nähern, selbst wenn man den Zugang dazu vielleicht noch nicht so ganz gefunden hat.

Bernd Sonntag

Peter Heppner+Solar Fake Tour-Konzert in Nürnberg

Es gibt Konzerte die bieten einen echten Mehrwert, nämlich dann, wenn die Vorgruppe selbst einen Besuch lohnt oder die noch unbekannte Band sich als echter Glücksgriff entpuppt. Einen solchen Mehrwert gab es auch beim Peter Heppner-Konzert mit dem Auftritt von Solar Fake, ein weiteres Projekt des Zeraphine Sängers Sven Friedrich, den ich leider bis heute noch nicht live gesehen habe , aber schon immer einmal sehen wollte, vor allem natürlich mit Zeraphine. Immerhin hatte ich nun wenigstens Gelegenheit ihn einmal mit Solar Fake, das konsequent elekotronisch gehaltenere Gegenstück zu Zeraphine live singen zu hören. Zusammen mit Keyboarder Frank Arnold hat er gerade einmal 30 Minuten Zeit sich dem Publikum vorzustellen. Das ist eigentlich dann doch einfach zu kurz. Schade dass man einen Sänger der deutliche musikalische Spuren in der Gothic und Darkwave Szene hinterlassen hat, egal was er bisher auch anpackte, sei es mit den Dreadful Shadows, Solar Fake oder Zeraphine, nicht wenigstens noch 15 Minuten gegönnt hat. Immerhin haben die 30 Minuten gereicht um zumindest einschätzen zu können, dass Sven Freidrich nicht zu unrecht einen guten Ruf als großartigen Sänger und charismatischen Frontmann genießt. Allerdings kommt die Stimme bei Zeraphine sicher noch besser zur Geltung als bei den zwar durchaus melodischen Futurepop-Songs mit EBM und Industrial-Einflüssen von Solar Fake. Neben den Eigenkompositionen bleibt bei der kurzen Auftrittszeit trotzdem zumindest auch Zeit für eine Coverversion, die wohl jeder im Saal als Ohrwurm bestens kannte. Das verbietet sich zwar, wie Friedrich grinsend erzählt, aber das ist uns egal und schon gings los. Und da die Welt ja bald untergeht und Geld somit keine große Rolle mehr spielt gibts von Solar Fake am Merchandise nach dem Konzert als Geschenk einen kostenlosen Song. Ein netter Zug der beiden symphatischen Musiker, die sich natürlich auch nicht zu schade waren nach dem Konzert und nach dem Heppner-Auftritt Autogramme zu schreiben , für Fotos mit Besuchern zur Verfügung zu stehen oder einfach etwas mit dem Publikum zu plauschen. Und auch wenn Solar Fake im Vergleich zur Heppner-Musik schon sehr unterschiedlich klingen, so ist vielleicht trotzdem der eine oder andere , der von Sven Friedrich noch nie etwas gehört hat, neugierig auf das musikalische Schaffen eines der kreativsten Köpfe der Gothicszene geworden. Wer sie wieder live sehen will hat im nächsten Jahr genug Gelegenheit. Sie werden die Project-Pitchfork-Tour supporten , dann hoffentlich mit längerer Auftrittszeit, und auch ein Auftritt beim Amphi-Festival ist inzwischen bestätigt. Und es wäre auch nicht verwunderlich, wenn wie 2012, wo man u.a auch in Moskau und England spielte, Auftritte im Ausland dazukommen. Nach Kalifornien wird es die Band allerdings nicht verschlagen und so wird meine Konzertnachbarin aus den USA wohl wieder nach Deutschland kommen müssen um sie zu hören. So wie für die Peter Heppner Tour, für die sie sich extra ins Flugzeug setzte um ihn einmal live erleben zu können. Und das nicht nur einmal, gleich alle Konzerte der Tour hat sie besucht und so ganz nebenbei sich auch noch etwas Deutschland angeschaut, wie sie mir nach dem Konzert erzählte. Überhaupt scheint Peter Heppner nicht nur in den USA Fans zu besitzen. So stand neben mir eine junge Dame aus Brasilien, die ihr ganz privates Glück indirekt auch ihm zu verdanken hat. Denn auf der Suche nach jemand , der ihr die Deutschen Texte übersetzten kann, damit sie sie in Brasilien verstehen kann, hat sie Dank Facebook jemand gefunden. Und daraus wurde Liebe und letztes Monat hat man dann in Nürnberg geheiratet und somit ist für die beiden das Konzert sicher ein ganz persönliches Highlight. Das ist es aber sicher auch für die anderen Zuhörer im gut besuchten Hirsch. Denn neben der außergewöhnlichen Stimme Peter Heppners mit hohem Wiedererkennungswert ist es ein perfekter Ton und eine sehenswerte Lichtshow die das Konzert zusätzlich zu einem Genuß werden lassen. Wenn man es schafft, dass bei einem Live-Konzert der Sänger bestens zu verstehen ist, die Musik genau die richtige Lautstärke hat und man auf Ohrstüpsel verzichten kann, dann hat ein Tontechniker einen klasse Job gemacht und das muss man ihm ebenso wie dem Lichttechniker hoch anrechnen. Kein Wunder dass sie am Ende des Konzertes namentlich von Peter Heppner erwähnt wurden. Das haben sich die 2 auch wahrlich verdient. Genauso die Band mit Lothar Manteuffel, Dirk Riegner an den Keyboards Gitarrist Carsten Klatte und Drummer Achim Färber, die sich wohltuend zurücknimmt und den zweifachen Echo-Preisträger mit einer der herausragensten Stimme eines deutschen Sängers auch den Raum zu geben den er verdient. Und den nützt er auch großartig aus, das Programm ist ein Best of Heppner und zeigt auf beeindruckende Weise welch großartige Songs mit seiner Mitwirkung entstanden sind. Denn neben den eigenen Songs hat er auch die beiden großartigen Schiller-Songs Dream of You und Leben.. I feel you im Programm, eine Zusammenarbeit die bei so großartigen Songs nach einer Fortsetzung geradezu schreit. Auch das mit DJ Paul Van Dyk entstandene Wir sind wir und den Witt Kracher Die Flut im zweiten Zugabeblock gabs live unter großem Publikumsjubel zu hören. Und auch Wolfsheim Songs wie das wunderschöne Kein Zurück standen im Programm. Naürlich auch Songs von der neuen, im April 2012 erscheinenen, sehr hörenswerten CD „My Heart of Stone“, nach dem man auch die Tour benannt hatte und die mit dem Auftritt in Nürnberg ihr Ende fßr 2012 fand. Es war ein Ausflug in „Meine Welt“ auf die man sich sehr gerne einließ und dies sicher sehr gerne wieder. Wünsche blieben eigentlich fast keine offen, einzig der einmalig schöne „Glasgarten Song“ der 2001 zusammen mit Goethes Erben entstanden ist, wäre noch ein Traum gewesen.

Aber auch so war das Konzert wirklich großartig, dies konnte man auch an den Augen vieler Besucher ablesen, die strahlend und funkelnd den melancholischen Songs Peter Heppners lauschten und vor sich hin träumten, wenn sie nicht gerade mit dem fotografieren beschäftigt waren. Denn Dank den neuen Smartphones mit zum Teil wirklich erstaunlich guter Bildqualität wurde viel fotografiert an diesem denkwürdigen Konzertabend. Und wer dann noch etwas Platz auf der Speicherkarte hatte, konnte nach dem Konzert auch noch ein Foto mit Peter Heppner erhaschen , der frei jeglicher Starallüren wie selbstverständlich den Merchandise Stand besuchte. Ein großartiges Konzert eines Ausnahmesängers mit Ausnahmeorgan, seine Stimme. Möge er uns noch ganz viele so schöne Lieder schenken wie die an diesem Abend , eingeschlossen dem Dream of Christmas mit denen das Konzert nach 2 Zugabeblöcken beendet wurde. Chapeau!

Carolin und Bernd Sonntag

Die Kammer Releasekonzert in Leipzig am 30.11.2012

Mit John Grishams Roman „Die Kammer“ hat die gleichnamige Musikband zwar wenig zu tun, trotzdem war es mindestens genauso spannend zu beobachten was aus dem Projekt von Marcus (Max) Testory und Matthias (Matze) Ambre entstehen würde seit man im letzten Jahr eine gemeinsame Zusammenarbeit bekannt gegeben hatte. Der L`Orchestre De Chambre Noir (kurz Chamber) -Bandchef und der langjährige Gitarrist und Produzent von ASP, die sich ja auch aus gemeinsamer ASP-Zeit bestens kennen, zusammen in einer Band, das konnte ja nur gut werden. Mittels Youtube-Videos wird die Entstehungsphase der Band dokumentiert und mit dem Auftritt beim WGT 2012 hat man sich dann fast in einer Nacht und Nebelaktion unter großer Publikumsbegeisterung erstmals live vorgestellt. Man blieb den Besuchern damals genauso nachhaltig in Erinnerung, wie all jenen , die die Single „Welcome to the Orphenage“ erstmals gehört oder das von Ingo Römling hergestellte Scherenschnitt-Animations-Video dazu gesehen hatten und spätestens da war wohl auch dem letzten „Dark Music Liebhaber klar, dass da was ganz Großes entstehen wird. Inzwischen gibt’s auch die erste CD mit dem Titel Season I: The Seeming and the Real und was liegt da näher als mit Release-Konzerten die Musik dem Publikum live vorzustellen. Als erstes kamen die Kölner in den Genuss und heute waren die Leipziger dran und durften lauschen was die 2 Musiker ausgetüftelt haben. Dafür hat man mit der Moritzbastei die perfekte Location gefunden. Als sich die schweren Holztüren zum Saal öffneten, fühlte man sich etwas an das Video zurückerinnert.Es lag eine echte Spannung in der Luft, als um kurz nach 20 Uhr Die Kammer das Konzert eröffneten. Eine Spannung die sich auch auf die Musiker übertrug, wirkten sie beim Interview um 18.30 noch extrem entspannt und gelöst, so gab Max Testory seine Nervosität bereits in der ersten Ansage ans Publikum ganz offen auch zu.

Einen heimeligen Ort wollte man sich mit der Kammer schaffen und gemeinsam ehrliche Musik in bewährter Singer-Songwriter Tradition abliefern ist auf der Bandhomepage zu lesen, das hat man fraglos geschafft. Wie auch auf der CD ging es mit der Single The Orphenage los und das ist vielleicht der einzige Schwachpunkt des Abends und auch der CD. Mit seiner wunderschönen Melodie und dem eindrucksvollen tiefen Gesang Testorys hat man es geschafft ein melancholische Ballade zu schreiben in einer Qualität wie z.B. Nick Caves „where the wild roses grow“. Ein Song für die Ewigkeit, einen den man einmal gehört einfach nie mehr vergisst, der nicht mehr aus dem Ohr raus will, an dem man sich nicht satt hören kann und den man auch nach 100-fachen Hören immer wieder toll finden wird. Eine Qualität, die die anderen Songs so nicht aufweisen, aber es wäre auch vermessen dies zu erwarten. Man tut echt gut daran, am Ende das Konzerts den Song nochmals anzustimmen , das beste gabs also am Anfang und Ende zu Gehör. Dazwischen gabs dann den Rest der CD und der ist wahrlich ebenfalls ein Genuss, so wie z.B. das geringfühig schnellere Fate/Illusion gleich im Anschluss oder The Seeming and the Real das dem Album den Namen gab. Nicht nur in diesem Song geht es um Schein und Sein im Leben und es ist für Ambre und Testory ein leichtes die melancholische Stimmung der CD in den Saal zu zaubern. Unterstützt werden sie dabei von einer bestens harmonierenden Band mit Oliver Himmighoffen, ein alter ASP-Weggefährte an den Drums, Dirk Klinkhammer an der Tuba, Aline Deinert , die auch bei Haggard und Empyrium Geige spielt und Filmkomponist Matthias Raue an der Violine sowie Tabea Müller am Cello, die Max in der S-Bahn aufgelesen hat und die nun als festes Kammermitglied mit auf Tour unterwegs ist. Neben den ganzen eigenen Song gibt es aber auch noch einen kleinen Einblick , welche musikalischen Vorbilder die 2 so haben und schon erklingt Max Testory -Cash und der Song Hurt.
Man muss echt dankbar sein, dass die 2 den Mut aufgebracht haben alles bisherige über Bord zu werfen und nochmals ganz von vorne anzufangen , genug Wirbel und Ärger hat die Zusammenarbeit im Vorfeld ja eh verursacht und es ist wirklich jammerschade dass daran die Freundschaft zu ASP zerbrochen ist.
Aber vielleicht heilt auch hier die Zeit die Wunden, wie oft im Leben und was gibt es schöneres für den Musikliebhaber als mit ASP und der Kammer 2 so tolle Bands zu haben. Auf alle Fälle merkte man den beiden an, welchen Spaß es ihnen bereitete andiesem Abend in Leipzig aufzuspielen und dass sie nicht nur geniale Musiker sind, sondern es auch noch bestens verstehen ein Publikum zu unterhalten und in ihren Bann zu ziehen, konnten sie ebenfalls unter Beweis stellen. Es schadet nämlich gar nichts , dass zwischen den Songs in Moll auch mal herzhaft gelacht wird und schwer fällt das vor allem den lustigen
Österreicher mit Bart und Fleischbadekappe , dem der Schalk im Nacken sitzt überhaupt nicht, auch wenn er mit seinem Tattoo auf dem Kopf und seinem beim Singen manchmal etwas grimmigen Gesichtsausdruck einen anderen Eindruck vermittelt. Da haben sich 2 gefunden, die Kammer hat die Tür ganz weit aufgestoßen mit Album Nummer 1 und man kann sicher sein, dass noch ganz ganz viel von dem tollen Projekt zu erwarten ist. Bis es aber mit Album Nummer 2 weiter geht, gilt es das erste Album dem Publikum vorzustellen und dazu ist man gerade am Verhandeln wegen weiterer Konzerttermine. Mehr dazu sobald bekannt auf www.jarwinbenadar.de und allen die die Kammer noch nicht live gehört haben und die an dieser Art Musik gefallen finden ist der Besuch eines Konzertes sehr zu empfehlen.
Aber vorsicht, man wird die Musik und die Ausnahmestimme von Testory im Gedächtnis behalten und einen Ohrwurm bekommt man gratis zusätzlich mitgeliefert.Übrigens gibts auf www.jarwinbenadar.de auch noch ein ein Interview mit den beiden.
Und nun gibts die Kammer noch in Bildern zum Lust machen auf ein Live-Konzert.

Es lohnt sich!
Carolin und Bernd Sonntag

Letzte Instanz – Matrix Bochum 11.10.2012

Letzte Instanz – Ewig-Tour, Matrix, Bochum – 11.10.2012

Das neue Album der Letzten Instanz ist da!
„Ewig“.
Das letzte Kapitel der Trilogie wird nach „Schuldig“ und „Heilig“ aufgeschlagen.Die dazu gehörige Tour 2012 startete in Köln und setzt sich in der Matrix als zweiten Austragungsort fort. Support auf ihrem Weg sind dieses Mal „Lord of the Lost“ aus Hamburg. Nach vierzig Minuten wilder Show der Vorband, betreten nach einer kurzen Unterbrechung die Herren Auch Sachsen, Bayern und Berlin die Bühne.

„Jeder Schuldige hat eine Zukunft. Jeder Heilige hat eine Vergangenheit. Und das wir ewig so sein.“Mit diesem pathetischem Zitat beginnt das jüngste Album und ebenso auch die aktuelle Tour. Die Matrix , wie eh und je gut gefüllt, war von der ersten Minute Auge und Ohr für die neuen Stücke. „Ewig“, „Nur für uns“, „Blind“ – so beginnt der Abend.
Auch alte und viel geliebte Stücke, wie „Unerreicht“, „Ohne dich“, „Der Garten“, „Flucht ins Glück“ und mein persönliches Lieblingsstück „Kopfkino“ (zugegebenermaßen aus einer sehr weit entfernten Ära) fehlen nicht.

Alles in allem schafft es die Letzte Instanz einmal mehr, die Angereisten zu begeistern und in ihren Bann zu ziehen.Das größte Hit-Potential hat auf dem aktuellen Album wohl „Von Anfang an“, zu dem es bereits auch ein Musikvideo gibt und welches dargebracht natürlich auch auf dieser Tour nicht fehlt.

Hollys schöne und ausdrucksstarke Stimme begeistert von der ersten Minute und schwächelt auch am Schluss nicht.Alles in allem dominiert musikalisch das aktuelle Album den Abend. Beinahe jedes Stück der Scheibe wird in den zwei Stunden gespielt und vom Publikum sehr gut angenommen und sogar stimmlich wiedergegeben.

Die Matrix heizt sch immer mehr auf, was nicht nur an der schlechten Abluft liegt. Leider ist nach wie vor der Sound in dem kleinen Kellergewölbe nicht der allerbeste, aber man kann leider nicht alles haben.

Als Lokation ist das Gemäuer immer noch eines der Besten mit seinem Zwielicht und den schönen runden Bögen. Noch schöner wäre es nun noch, wenn man endlich wirklich durchsetzen künnte, das, in dem ohnehin schon stickigem Raum, das Rauchen auch tatsächlich komplett eingestellt werden könnte. Leider hält sich so gut wie keiner an das Rauchverbot direkt vor der Bühne und die ohnehin schon schlechte Luft, wird dadurch nicht besser.

Ein Konzert der Letzten Instanz ist auch nach inzwischen 11 Alben nicht langweilig und immer wieder eine Reise wert. Auch wenn das Album „Ewig“ sehr viel rocklastiger als die letzten beiden erscheinen, ist die visuelle Umsetzung sehr gelungen und macht Lust auf viel mehr!

KvK

Elfenthal akustisch in Lichtenberg

Primär ist es sicher das Ziel eines Musikers mit seiner Musik nicht nur Gehör zu finden, sondern im Idealfall davon leben zu können. Wenn es dann noch für einen Charterfolg langt umso schöner. Davon ist Elfenthal mit seiner Musik sicher weit entfernt. Und zwar nicht weil sie schlecht ist, ganz im Gegenteil. Sie ist nur sehr speziell und vermutlich alles andere als Chartstauglich. Und gerade ein junges Publikum damit zu begeistern wohl ein aussichtsloses Unterfangen. Oder doch nicht? Es kommt ganz drauf an, ob man sie akustisch oder in voller Rockbandbesetzung erlebt. Das sind 2 völlig verschiedene Gruppen, so verschieden wie vielleicht Rammstein und Philipp Poisel wenn man das ganze plastisch im Pop-Rockbereich verdeutlichen will. Bei den Burgfreunden Lichtenberg, ein rühriger Verein der sich dem Erhalt der Burgruine verschrieben hat und durch sein Burgfest immer bekannter wird, gab es die akustische Variante zu hören.

Elfenthal The Early Music Ensemble, die ruhige Seite von John Kelly und Maite Itoiz (Achtung nicht Kelly-also nicht die Tanzmaus der Kelly Family) und Begleitung sind gekommen um dem Publikum die Musik des Mittelalters auf historischen Instrumenten gespielt näher zu bringen. genauer gesagt Musik der Renaissance, des Barock vom Hofe Alfonsos des Zehnten von Kastilien, Musik von Hildegard von Bingen von Claudio Monteverdi oder von Bach.

Mit hohem, historischem Anspruch nachgespielt und doch mit ihrer ganz eigenen Persönlichkeit, die John Kelly und seine vier Frauen in die Songs einfließen lassen. Viola de Gamba, Flöten, eine sparsam eingesetzte Trommel, Nickelharpa, Harfe, mittelalterliche Gitarren und diverse andere Instrumente unterstützen dabei, und doch sind es vor allem die Stimmen, die den Abend bestimmen und zu einem andersartigen, aber nichts desto trotz absolut faszinierenden Konzertabend machten. Daran hatten auch das Lichtenberger Publikum einen gehörigen Anteil, das aufmerksam und mucksmäuschenstill das Konzert verfolgte. Damit machte man den großartigen Musikern das größte Geschenk und die kamen aus dem Strahlen nicht heraus. Vor allem der Engel in weiß Maite Itoiz strahlte vom einem Ohr zum anderen und fühlte sich sichtlich wohl an diesem Abend. Das mit dem Engel ist übrigens gar nicht so weit hergeholt, so stell ich mir einen weiblichen Engel vor, bildhübsch und mit einer Stimme gesegnet die nicht von dieser Welt zu kommen scheint und der man vom ersten Ton an verfällt. Genauso wie ihrem Lachen, ihrer Natürlichkeit , dem Charme und ihrer wundervollen Art Deutsch zu sprechen, der man allein stundenlang zuhören könnte. Deshalb tut man auch gut daran, dass Maite durch den Abend führt und das Publikum in die Stücke einführt. Auch wenn John Kelly ja perfekt deutsch spricht.

Es sind aber nicht nur die 2, auch die anderen Musiker sind großartig, wie die spanische Opernsängerin, die in der Stimmlage Alt im Chor mitsingt oder Jule Bauer die man sonst als Jule Sonnenklang mit Triskilian auf den Bühnen in Deutschland erleben kann.

Sie passen alle perfekt zusammen, es ist ein harmonisches Ganzes was sich da auf der Bühne um Maite herum gruppiert hat. Und dass John Kelly ebenfalls sehr gut singen kann, weiß man ja eh schon seit der Kelly Family, auch wenn alles was er musikalisch mit seiner Ehefrau Maite auf die Beine stellt, völlig anders als die Kelly-Musik von früher ist.

Und die ist es wirklich wert, dass man ihr Gehör schenkt auch wenn bis heute der Name Kelly bei manchem völlig zu unrecht negative Assoziationen auslöst.

Aber noch einmal zurück zum Auftritt, der von einer kurzen Pause unterbrochen zweigeteilt war. Wenn man John und Maite so ruhig und in der Musik versunken da sitzen sieht fällt es wirklich schwer zu glauben, dass die kleine Spanierin zusammen mit Ehemann John auch völlig anders kann, nämlich so richtig abrocken bei der Rock Oper. Wie sie mir danach verraten haben, arbeitet man derzeit an einem neuen Werk, dass die Geschichte der Blauen Elfe noch übertreffen soll. Und die ist schon sehenswert und der Burgplatz und die Ruine in Lichtenberg wären auch dafür die perfekte Kulisse.

Trotz der schweren ungewöhnlichen Kost verging der Abend irgendwie wie im Fluge und danach standen die Musiker dem Publikum Rede und Antwort und schrieben fleißig Autogramme. Michael Kaiser der im Juni mit Dunkelschön selbst in Lichtenberg aufgetreten ist und es sich zusammen mit Vanessa Istvan nicht nehmen lies die Kollegen von Elfenthal ebenfalls anzuhören, durfte sich übrigens erfolgreich an Jules Instrument erproben.

Damit haben die Burgfreunde Lichtenberg bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr für ein ganz besonderes musikalisches Event gesorgt , dem hoffentlich noch ganz viele folgen mögen.

Eingeführt in den Abend als Vorband haben übrigens die 2 Damen von Lyra Musica aus Hof. Die 2 Spielweyber mittleren Alters (wie es auf ihrer Homepage so schön zu lesen steht) haben sjch ebenfalls der Bewahrung des traditionellen Mittelalterliedguts verschrieben und präsentieren auch mit allerlei Instrumentarium ihre Interpretationen. Das funktioniert trotz eines so dominanten Instruments wie dem Dudelsack erstaunlich gut. So passten beide wirklich perfekt zum Hauptact, führten gekonnt in den Abend ein und rundeten das Programm gelungen ab.

Ganz zum Schluss noch etwas anderes. Nightwish haben sich ja wieder von ihrer Sängerin verabschiedet. Nach dem Abgang von Tarja hat man ja ewig gesucht. Jetzt geht die Suche wieder los, dabei bräuchte man gar nicht suchen. Denn wenn einer stimmlich perfekt passen würde dann sicher Maite Itoiz, aber die ist bei Elfenthal bestens aufgehoben.

Bernd Sonntag

Staubkind, 27.11.2012 Gasometer Zwickau

Ein bißchen wie Heimkommen war das Konzert von Staubkind am Samstag im Zwickauer Gasometer für Bandchef und Sänger Louis Manke, stammt er doch aus Zwickau, gerade mal 5 km weg wie er in einer Ansage betonte. Leider nur eine von ganz wenigen, denn zu erzählen von seinem bisherigen Musikerleben hat er genug. Und so gibt es unter Interviews auf www.jarwinbenadar.de ein ausführliches Staubkind-Interview. Bereitwillig hat sich Louis viel Zeit für uns genommen, um unsere Neugier zu befriedigen. Wir erlebten einen super netten und entspannten Bandchef, der die letzten Monate genossen hat und die vielen positiven Eindrücke auf sich wirken lässt. Genauso entspannt und sichtbar glücklich und zufrieden stand er übrigens auch auf der Bühne, nichts zu spüren von Nervosität und man sah ihm an, wie er den Moment und das mitgehende Zwickauer Publikum genoss. Das hatte sichtlich Spaß und besonders bei den ruhigen Songs als kräftig mitgesungen wurde hatte das Konzert seine stärksten Momente.

Genauso wie er konnte seine 4-Mann-Band überzeugen und war mit Leidenschaft dabei. Allen voran der Keyboarder Henrik Böhl, der schon nach der Hälfte des Konzerts im eigenen Saft zu schmoren schien. Das lag aber nicht nur an den angenehmen Temperaturen des Gasometers, während draussen der Winter Zwickau einschneite. Sondern vor allem auch an ihm, so leidenschaftlich haute er in die Tasten und lebte die Musik mit. Und da Louis eigentlich fast während des ganzen Konzerts so richtig Gas gab, blieb kaum Zeit zum Luftholen und an abschwitzen war schon gar nicht zu denken. Überhaupt ist der kleine Berliner ein echter Wirbelwind. Ständig ist er von links nach rechts und von rechts nach links auf der Bühne unterwegs und bringt deswegen so manchen Hobbyfotografen zur Verzweiflung weil die Auslöseverzögerung nach Scharfstellen länger dauerte, als Louis auf einen Fleck verweilte.

Staubkind zählen seit der Gründung 2003 zu den Bands der schwarzen Szene, ihre Musik wird ähnlich wie bei Unheilig inzwischen aber nicht nur von den Szeneanhängern gehört, logischerweise genießen sie nicht die gleiche Aufmerksamkeit wie der „Gothic-Graf“, der inzwischen zum erfolgreichsten Deutschen Sänger mutiert ist. Aber Aufmerksamkeit genießen Staubkind, sicher auch Dank der letzten Unheilig Tour, die man supportet hat inzwischen auch im Nicht-Gothic-Bereich. Das zeigen nicht zuletzt die Verkaufszahlen. „Fang Dir Deine Träume“, 2012 erschienen, nahm mühelos den Weg in die Top 100 Albumcharts. Kein Wunder, ist die Musik von Staubkind durchaus massenkompatibel und das im positiven Sinne. „Fang Dir Deine Träume“ ist aber auch eine gelungene Scheibe geworden und es lohnt sich wirklich einmal reinzuhören. Und so gab es beim Konzert natürlich viel aus der neuen CD, selbstverständlich gab es aber auch Musik aus den zwei früheren Scheiben, man bekam also einen wirklich guten Eindruck vom musikalischen Schaffen Staubkinds, sehr zur Freude vieler Staubkinder, die bereits 2 Std vor Hallenöffnung geduldig vor der Tür warteten. Und neben den ganzen eigenen Songs gab es auch 2 Coverversionen zu Gehör. Die eine, von Selig, mit dem Titel „Ohne Dich“ wurde auf der zweiten Staubkind CD „Traumfänger“ 2004 veröffentlicht, zu einer Zeit als es die Band Selig schon lange nicht mehr gab. Zum Glück hat sich die Band nach ihrer Auflösung 1999 2008 wieder neu gegründet und vielleicht hat der eine oder andere Konzertbesucher nach dem Konzert so richtig Lust bekommen in die Musik um Ausnahmesänger Jan Plewka einmal reinzuhören. Es lohnt sich, wie Manke vor dem Stück betonte.

Coverversion Nummer 2 stammt von Karusell, ist die geheime DDR- Nationalhymne und das melancholische Lied passt geradezu perfekt ins Staubkind Programm. Und da es bis heute im Westen immer noch viel zu wenig Menschen kennen, ist es doppelt schön, dass Staubkind den für mich schönsten Ostsong am Leben halten.

Nichts ist unendlich, so sieht es doch aus heißt es in dem Song. Dies gilt natürlich auch für das Staubkind und so war um 0:00 Uhr nach der Zugabe dann auch endgültig Schluss. Zuvor wurde sich aber noch beim Publikum bedankt, die großartige Location gewürdigt und den Zuhörern mitgeteilt, dass man sich gleich am Merchandise zum Plausch und Autogrammeschreiben wieder trifft.

Scream Silence

Losgegangen ist das Konzert übrigens pünktlich um 21.00 mit dem ein- stündigen Auftritt von Scream Silence, einer befreundeten Berliner Dark-Alternative-Band, der man genug Zeit gab den Gasometer- Besuchern einen Teil ihrer Dark-Rock-Songs vorzustellen. Bereits seit 1998 gibt es Scream Silence nun schon, es sind also alles andere als Newcomer, die da auf der Bühne standen. Und mit 8 Alben hat man bis heute auch einen respektablen Plattenkatalog zusammengebracht. Mit Auftritten beim Mera Luna, dem Blackfield und natürlich auch beim WGT ist die Band in der Gothic Szene auch durchaus bekannt und ihre Werke wurden auch in der Fachpresse wie Sonic Seducer, Zillo und Orkus gelobt. Unter anderem als CD des Monats, das heißt schon was. In all den Jahren gab es einige Besetzungswechsel und auch der Sound veränderte sich. Doch bis heute bleibt man den düsteren Klängen treu. Die passen auch hervorragend zur Stimme von Sänger Hardy Fieting der etwas wie der ältere Bruder von Gitarrist Hagen Schneevoigt ausschaut. Schade, dass die im Gasometer nicht so ganz zur Geltung kam. Das lag zum einen an der relativ kurzen Soundcheckzeit die man zur Verfüügung hatte und am Gasometer selbst. Denn hier einen guten Sound hinzubringen ist für jeden Tontechniker eine echte Herausforderung. Mit Staubkind ist man nicht nur freundschaftlich verbunden, man hat in diesem Jahr ebenfalls eine neue CD am Start, die man schlicht Scream Silence betitelt hat und dem Zwickauer Publikum vorstellen will. Doch natürlich ist auch für ältere Songs Platz auf der Setlist und so bekommt man einen echt guten Überblick über das musikalische Schaffen einer Band die sich etwas wie eine gitarrenlastigere Mischung von Depeche Mode meets the Mission anhört. Der Auftritt, wenn auch nicht klanglich optimal, macht trotzdem Lust auf mehr, auch dem Publikum , so dass es sehr zur Publikumsfreude noch eine musikalische Zugabe gab. Und wenn man sich dann mal auf die neue CD einlässt, wird man feststellen, dass Scream Silence eine erstaunliche Klangvielfalt zu bieten haben, natürlich immer dominiert von Fietings schö anzuhörnder Stimme.

Und so bekamen die Zuhörer im gut besuchten Zwickauer Gasometer viel geboten zu einem sehr fairen Eintrittspreis. Wer Lust auf das musikalische Doppel Staubkind-Scream Silence bekommen hat sollte sich aber beeilen, mehrere Konzerte der Tour melden schon ausverkaufte Hallen.

Bernd Sonntag

Capercaillie-Helmbrechts Kulturwelten am 26.10.2012

Was lange währt wird endlich gut kann man zum Auftritt der schottischen Folkgruppe sagen, der nach einjähriger Verzögerung glücklicherweise doch noch in Helmbrechts im Rahmen der Kulturwelten stattgefunden hat, selbstverständlich bei ausverkauftem Saal. Das Konzert musste vom letzten auf dieses Jahr verschoben werden, weil just zum angesetzten Termin Bob Dylan mit 2 Capercaillie Mitgliedern tourte und angeblich der Rest der Gruppe in Australien beim Staatsbesuch der Queen einen Auftritt hatte. Endlich hat es aber nun geklappt, wenn auch nicht in voller Besetzung, denn die besteht aus 8 Mitgliedern. Doch Percussionist und Schlagzeuger hat man daheim gelassen, was für den intimen Rahmen einer Accoustic Tour sicher kein Problem darstellte, im Gegenteil. Umso mehr kam der Gesang der großartigen Sängerin Karen Matheson zur Geltung. Mit Jarlath Henderson an den Pipes hat man für Michael McGoldrick , der auch fehlte, einen tollen Ersatz gefunden. Bisweilen handierte er mit 2 Pipes gleichzeitig und begeisterte damit sichtlich Zuhörer und Band. Doch neben den Pipes ist es besonders die Fiddle von Charlie McKerron und das wunderschöne alte Akkordeon von Donald Shaw, die den Sound von Capercaillie prägen. Die Band komplettierten im Helmbrechtser Bügersaal Ewen Vernal am Kontrabass und Manus Lunny mit Bouzouki und Gitarre.

Auf die Sekunde pünktlich um 20.00 erklangen die ersten Takte des „Skye walking Songs“ gefolgt von „An Buachaille Ban“ und sofort kam richtig Stimmung im Saal auf. Capercaillie, der Name ist übrigens der schottisch-gälische Ausdruck für Auerhuhn gibt es nun schon seit 1984 als mit Cascade das erste Album erschien. Und auch wenn die Band bis heute, wie viele Gruppen, einige Besetzungswechsel hinter sich hat, die Gründer Donald Shaw und Sängerin Karen Matheson sind der Band und ihrem Stil bis heute treu geblieben. Um die 18 CDs gibt es seitdem, man hat also einen unerschöpfliche Fundus an Liedern, die man bei einem Liveauftritt spielen kann und davon machte man auch reichlich Gebrauch. Es gab also nicht nur Songs der neuesten CD Roses and Tears zu hören sondern auch älteres.

Leicht hatten es die Besucher nicht, den Songs zu folgen, sind ein Großteil doch in Gälisch gesungen und da nützt selbst gutes Englisch nichts um etwas zu verstehen. Aber irgendwo macht dies aber auch den Reiz der Band aus, die mit dem Song Coisich a Ruin 1992 erstmals einen gälischen Song in den UK Top 40 platzieren konnten. Das zugehörige Album Delirium wurde übrigens in Deutschland mit einer goldenen Schallplatte ausgezeichnet.

Englisch wird aber auch gesungen z.B. bei Song Nummer 4 im Programm Don`t you go geschrieben von John Martyn den ersten absoluten Höhepunkt des Konzerts, das anklagende Anti-Kriegslied mit dem ergreifenden Chorus „Don`t you go, don`t you go my son“ ist sicher vielen Konzertbesuchern bleibend in Erinnerung geblieben. Nach „Fasgail an Doraich“ ehren Capercaillie Michael Marra, der im Alter von 60 Jahren am 23. Oktober also gerade mal 3 Tage vor dem Konzert an einem Krebsleiden verstorben ist. Dem Schottische Singer-Songwriter aus Dundee zu Ehren erschallt Green Grow the Rushes `o und man kann eine Stecknadel im Saal fallen höen so andächtig lauscht das Publikum. Bevor es in die Pause geht wird es mit Seice Ruairdh wieder fröhlicher und die nun folgende Pause nützt man zum Verkauf der letzten CD, die immerhin schon 2008 erschienen ist. Trotzdem fand sie reissenden Absatz und die vielen Exemplare langten nicht, um alle Konzertbesucher zu befriedigen.

Nach der Pause ging es mit Calum`s Road und Seinneam Cliu Nam Fear ur weiter. Nach dem Song Evit ar Bar hatte Jarlath Henderson Gelegenheit bei einem Pipe Solo sein Können zu zeigen und Band und Publikum lauschten fasziniert.

Richtig Gänsehaut erzeugt Capercaillie, wenn alle 6 Mitglieder, dominiert natürlich von der Stimme Karen Mathesons mitsangen wie z.B. in Both Sides of the Tweed. Omnia Fans dürften die Zeilen

Let virtue distinguish the brave

lace riches in lowest degree

hink them poorest who can be a slave

hem richest who dare to be free

bekannt vorkommen. Fängt Steve Sic seine Live Version des Lieds En Avant Blonde auf Worlds of Omnia genau mit diesen Worten an.

Capercaillie sind ein akustischer Soundtrack für den Kopf, es lässt sich gar nicht vermeiden sich die Schottischen Highlands vorzustellen über die man gerade läuft oder das fröhliche Pub, in dem gerade eine wunderbare Band stimmungsvoll aufspielt. Capercaillie ist ein musikalischer Schottlandausflug der ganz besonders stimmungsvollen Art der natürlich mit Zugaben und den Songs The Tree und Fear A Bhata (oh my Boathan) unter großem Applaus leider langsam zu Ende geht. Und so sorgte der Auftritt nicht nur bei meinem italienischen Sitznachbarn Cristian, der extra aus Italien zum Konzert angereist war und schon unzählige Konzerte in ganz Europa besucht hat für strahlende Augen.

Danach war aber noch lange nicht Schluss, Autogramme schreiben und ein Plausch mit dem Publikum gehören für Cappercaillie auch dazu und damit dürften sie noch ein paar mehr Fans gewonnen haben, an diesem denkwürdigen Abend.

Bernd Sonntag

Letzte Instanz +Lord of the Lost Release Konzerte in Königstein

Um 2 Dinge beneide ich Holly Loose, den Sänger der Letzten Instanz wirklich. Darum, dass der „Mittlere Ring“, die Problemzone des Mannes, schlechthin nicht zu existieren scheint und noch viel mehr dafür, dass er einen Beruf hat, der bei jedem Auftritt den Leuten das Strahlen nur so ins Gesicht treibt. Und gestrahlt wurde am Samstag beim Release-Konzert der Letzten Instanz im Publikum wahrlich um die Wette.
Ich hab schon mehrere Instanz-Konzerte gesehen, alle wirklich gut und sehenswert. Am Samstag hat sich die Instanz aber selbst übertroffen. So gut hab ich sie noch nie erlebt. Zuerst noch ein paar Sätze zum Rahmen des Konzertes. Ganz bewusst hat man sich die Festung Königstein als Location ausgewählt. Die Festung ist eine der größten Bergfestungen Europas, mitten im Elbsandsteingebirge am linken Ufer der Elbe gelegen sticht sie einen schon von Weitem ins Auge. Monstrüs ist die Anlage, ein Wallgang mit 1800 Metern Länge mit bis zu 42 Meter hohen Mauern und mit über 50 bis zu 400 Jahre alten Bauten im Innern incl. den mit 152,5 Metern tiefsten Brunnen Sachsens ist etwas ganz besonderes, man muss sie einfach einmal gesehen haben. Und als Konzertort perfekt passend und aufgrund der Größe hat man hier auch genug Möglichkeiten. Und so wurde ein Innenhof der weitläufigen Anlage für das Konzert genutzt, die perfekte Größe für das Releasekonzert. Und da nimmt man auch den kleinen steilen Fußmarsch in Kauf , oder wer es bequemer mag kann sich mit der Bahn nach oben fahren lassen, allerdings für 2,50 Euro ein echt teuerer Spaß für die kurze Strecke. Das gilt übrigens auch für das Parkhaus, aber für beides kann die Letzte Instanz natürlich nichts. Einen Sonderpreis für Konzertbesucher , wie anderswo durchaus üblich sucht man auch vergebens.
Das Publikum hatte nicht nur im Innenraum sondern auch vom Wallgraben aus die Möglichkeit, das Konzert zu verfolgen . Clevererweise hat man das Release-Konzert gleich mit dem alljährlichen Fantreffen verbunden. Und so wurde mit dem „Vorwärts Rückwärts Letzte Instanz-Fanclub“ gemütlich Kaffee getrunken und nach dem Soundcheck gings auf die benachbarte Wiese zum Kubb(auch Wikinger-Schach oder Bauernkegeln) spielen zwischen Band und Fanclub. Das Spiel haben die Instanzler übrigens gewonnen und alle Musiker blieben heil, obwohl man gleich zu Beginn des Spieles, als ein Mitspieler mit einer klaffenden Wunde an der Stirn verarztet werden musste, schon schlimmes befürchten musste.
über 100 Mitglieder zählt der Fanclub inzwischen und mehr als 2 Drittel davon sind nach Königstein gekommen und waren extremst gespannt auf die neuen Songs.
Bevor die Instanz aber loslegte begrüßte Benni Celini das Publikum, bedankte sich fürs Kommen und stellte die Vorband Lord of the Lost vor mit denen die Letzte Instanz nicht nur eng befreundet ist, sondern die mit ihnen auch die anstehende Tour bestreiten werden.
Zum Auftritt von Lord of the Lost später noch mehr.
Als die Letzte Instanz die Bühne betrat herrschte vom ersten Song an gespannte Erwartung und prächtige Stimmung im Publikum. Jeder erwartete dass das Konzert mit dem Intro zur neuen CD Aeternitas losgehen würde. Doch ätsch, Überraschung mitnichten. Anderes Intro und als erstes Lied gabs Flucht ins Glück, denn der Konzertabend war zweigeteilt. Da das neue Album Ewig der letzte Teil der Trilogie mit den zuvor veröffentlichten Alben Schuldig und Heilig ist, macht es ja durchaus Sinn mit Liedern aus den ersten beiden Alben anzufangen. Und so gab es am Anfang einen Querschnitt aus dem Schaffen der letzten Instanz bisher. Übrigens auch mit dem absolut grandiosen Song Kopfkino. Der stammt noch aus der Zeit bevor Holly Loose zur Band gestoßen ist. Egal, so genial wie der Song ist, so großartig interpretiert ihn Holly. Allein der Song ist das Eintrittsgeld wert.
Richtig spannend wurde es dann aber in der Mitte des Konzertes als alle Bandmitglieder die Bühne verließen und mit dem Intro Aeternitas die neuen Sngs dem Publikum vorgestellt wurden. Allein das Intro verursacht schon Gänsehaut und faszinierte mich beim ersten Hören der Platte sofort. Die kam pünktlich einen Tag vor dem Konzert bei mir an und nach dem Durchhören war ich ehrlich gesagt etwas skeptisch, ob die Songs wirklich live so gut funktionieren. Und so richtig vom Hocker hat mich die CD nach dem ersten Hören auch nicht gehauen. Nach dem Konzert muss ich allerdings feststellen, sie funktionieren live- und wie. Live klingen sie noch viel besser als auf CD, egal ob z.B. das grandiose Ewig gleich nach dem Intro, wieder einmal rot, Schwarzer Sand oder Sing. Man hört die Lieder und ist sofort hin und weg. Auch weil die Jungs sichtbar Spaß auf der Bühne hatten. Voller Leidenschaft wie man es von der Letzten Instanz ja eh schon gewöhnt ist und irgendwie war das trotzdem noch eine Stufe mehr. Und dass die Band nicht nur die lauten Töne beherrscht , weiß man ja auch schon, aber als Holly ganz allein mit Gitarre zu singen anfängt , das hat schon Klasse und da verzeiht man ihm auch den kleinen Verspieler gerne.
Natürlich wird auch wie gewohnt gesprungen , M Stolz und Benni Cellini versuchten sich erfolgreich im Stagediven , auch wenn Bennie kurz vor der Bühne fast verschwunden wäre und beim ach so schönen Wir sind allein wird sich wieder kollektiv an den Händen gefasst incl. Holly im Publikum. Ein Sonderlob verdiente sich übrigens der Lichttechniker der der Band ein stimmungsvolles und beeindruckendes Licht zauberte. Einzig bei der Soundabmischung würde ich mir etwas mehr Hollys Stimme und etwas weniger Lautstärke der Instrumente wünschen.
Übrigens spätestens bei der Zugabe war auch dem letzten Besucher klar, dass die Letzte Instanz mit David Pötsch nicht einfach nur einen Ersatz verpflichtet hat. Der „Blue Man Group Drummer“ ist ein echter Gewinn .
Fazit: Die Instanz so stark wie noch nie, die Songauswahl und die Liveshow absolut grandios und die neuen Songs einfach klasse. Das Konzert macht so richtig Lust auf mehr , glücklicherweise ist die Band ab sofort auf Tour. Die Termine findet ihr auf unserer Homepage .
Übrigens mussten alle Konzertbesucher danach mit dem Fahrstuhl nach unten gebracht werden. Das ging erstaunlich schnell und der freundliche Fahrstuhlführer, der die Fans mit einem Trompetenstoß musikalisch verabschiedete verdient ein Sonderlob. Nun aber noch einige Sätze zum Auftritt von Lord of the Lost.
Ich war wirklich gespannt auf die Jungs aus Hamburg St. Pauli und vor allem auch auf die Performance-Qualitäten ihres Sängers Chris Harms.
Wie es der Zufall so wollte haben Lord of the Lost ebenfalls am Tag zuvor ein neues Album herausgebracht, „Die Tomorrow“ als Doppel-CD erschienen, ist bereits die dritte Scheibe der Düster-Rocker seit Gründung 2007 und erscheinen der ersten CD „Fears“ 2010. Somit hatten auch die extrem fleißigen Lord of the Lost ebenfalls ihr ganz persönliches Release-Konzert. Mangelnde Qualität kann man ihnen übrigens nicht vorwerfen, davon konnte man sich beim Konzert in Königstein überzeugen. Die Band sieht sich selber irgendwo zwischen Rammstein und HIM. Auffallend ist die wandlungsfähige Stimme von Harms der meiner Meinung nach seine stärksten Momente hat, wenn er mit extrem tiefer Stimme , die stark an Sänger Jyrki von den 69 Eyes erinnert , diesem echt Konkurrenz macht. Die Mischung zwischen harten kompromisslosen Nummern und ruhigen melancholischeren Momenten hat etwas und egal was man von der Musik von Lord of the Lost auch halten mag, live ist die Band wirklich sehens- und erlebenswert und Chris „The Lord“ Harms ist eine echte Rampensau der genau weiß, was es heißt sich zu präsentieren. Kein Wunder, dass den Mädels reihenweise die Augen rausfallen bei soviel Sex-Appeal und meine supernette Konzertnachbarin sich nicht zurückhalten konnte als Harms direkt vor ihr in Reichweite auf der Absperrung stand.
Lord of the Lost haben einen spannenden Mix aus Eingägigkeit und Härte gefunden und sind extrem abwechslungsreich und eigenständig. Sie verdienen sich ein Sonderlob für das tolle Amy Macdonald Cover. Ist der Song im Orginal ja schon grandios, das Cover ist noch viel schöner.
Mir hat der Auftritt sehr sehr gut gefallen, für einen sehr fairen Eintrittspreis gab es also am Samstag zwei ganz tolle Bands mit 2 extrem charismatischen Frontmännern zu sehen. Wer es verpasst hat, der ist gut beraten sich schnell um Tickets für die Tour der beiden umzusehen.

Zum Abschluss noch die Setlist der Letzten Instanz

Intro & Flucht ins Glück
Neue Helden
Der Garten
Unerreicht
Morgenrot
Tanz
Mein Todestag
Kopfkino
Schlaf, schlaf
Aeternitas & Ewig
Unterwegs
Blind
Wieder einmal rot
Tausendschön
Schwarzer Sand & Et in Arcadia Ego
Von Anfang an
Sing!
Der letzte Tag
Finsternis

Monument der Stille
Ohne Dich
Komm!
Wir sind allein

Rapunzel
Winterträne

Caro und Bernd Sonntag