Anneke van Giersbergen+Kill Ferelli+Frames in Reichenbach

Wenn es einen Beweis dafür bedürfte, dass Vorgruppen sehr oft den Genuss eines Konzertbesuchs noch steigern können, dann ist Kill Ferelli der bestmögliche Beweis. Wie hat es der Wirt des Reichenbacher Bergkellers so schön in der Vorstellung der Band nach dem ersten Lied gesagt :“Die kann was die Kleine“. Das ist wahrlich so. Kill Ferelli sind eine Band, aber die charismatische 24 jährige Kelly Kockelkoren zieht mit ihrer wilden Performance natürlich alle Blicke auf sich. Und zwar wirklich alle, nicht nur die männlichen. Bereits beim ersten Lied zog sie einen in ihren Bann. Da die Bands wie eigentlich sehr oft bei Konzerten üblich einfach anfangen müssen, gab es eine kurze Bandvorstellung durch den Wirt des Bergkellers erst nach dem ersten Lied. Das konnte Kill Ferelli natürlich nicht wissen, dass man sogar herzlich begüßt und vorgestellt wird und dann auch noch mit Sekt und Ständchen, denn Kelly hatte auch noch Geburtstag. Aber normal ist in Reichenbach eh nichts. Da wird eine Kneipe zum Rockschuppen, die Tische fliegen auf die Straße damit Platz für die Zuhörer wird und es gibt launige Ansagen durch den Chef des Hauses. Ich war ja eh schon etwas irritiert, wenn man den Tourplan von Anneke van Giersbergen sieht. Hamburg, Nürnberg, Augsburg, Strassburg, Paris, Madrid, Barcelona, Mailand, Wien , Bratislava, Budapest unter anderem und dann taucht da Reichenbach auf. Mein Erstaunen wurde noch größer als ich die Location dann innen gesehen habe. Vergleichsweise viel Platz hatten die 3 Bands (ca. 1 /3 des Raumes) aufgrund der Enge gibt es aber keinerlei Distanz zwischen Publikum und Musikern. Das ist Rock`n`Roll pur , wie man es wirklich in dieser Art wohl kaum mehr erleben kann. Ein absolutes Erlebnis für Publikum und Musiker und die hatten ihre helle Freude an dem Gig. Das war allen 3 Bands deutlich anzumerken. Das Publikum aber genauso und so werden die Konzerte zu einem denkwürdigen und beeindruckenden Erlebnis für alle Beteiligten, die begeistert von einem großartigen Publikum gefeiert wurden.

Der Bergkeller, Uwe Treitingers Wohnzimmer, hat sich in all den Jahren zum Kultsaal für Prog und Artrock gewandelt. Man muss da einfach mal spielen als Band und dieser schon legendäre Ruf wird von Konzert zu Konzert noch größer. Gerade, wenn es gelingt solche tollen Acts nach Reichenbach zu holen. Hut ab dafür und so werden sicher auch in Zukunft weiterhin die Nightliner vor der Kneipe stehen und sich absolute Topstars aufmachen um das ganz spezielle Feeling Reichenbachs erleben zu können.

Aber zurück zu Kill Ferelli und Kelly Kockelkoren. Wenn man die Musik beschreiben will fallen einen Namen ein wie Evanescence, Melissa Etheridge, Courtney Love oder die Schauspielerin und Sängerin Juliette Lewis. Als Einflüsse gibt die Band selbst die Foo Fighters, Paramore und Jimmy Eat World an, es ist aber mäßig irgendwelche Parallelen in der Musik zu suchen. Viel lieber sollte man sich live selbt ein Bild machen. Und das kann ich jeden nur ans Herz legen. Entweder mit Hilfe der CD A Modern Scenery die vor kurzem erschienen ist, oder noch besser irgendwo live denn einen großen Makel hat die CD schon. Man sieht die Sängerin nicht und das ist wirklich ein ganz besonderer Genuß. Da verwandelt sich das nette Mädel aus Holland auf der Bühne zur Rampensau und gibt Gas ohne Ende und ich hab noch nie jemand gesehen der den Mund so weit aufbringt. Wie wenn sie ihr Publikum verschlingen will und das schafft sie im übertragenen Sinne wirklich. Ein sensationeller Auftritt der den Bergkeller sofort zum Kochen brachte. Der perfekte Support , viel zu kurz eigentlich. Aber vielleicht gibt es ja (hoffentlich) bald ein Wiedersehen in Reichenbach bei einem Solokonzert. Hören wird man von Kill Ferelli sicher noch viel. Und ich wäre am liebsten gleich am nächsten Tag nach Nürnberg gefahren, so beeindruckt war ich von dem denkwürdigen Abend. Aber 4 Konzerte in Folge sind dann vielleicht doch etwas viel, auch wenn es schwer fällt.

Nach den Holländern gab es mit Frames aus Hannover eine der deutschen Progrock Hoffnungen live on Stage. Für mich in zweierlei Hinsicht eine echte Premiere. Nicht nur, dass ich die Band nicht kannte und Progrock nicht gerade die Musik ist, die ich liebe, ich kann mich schon gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt reine Instrumentalmusik live gehört habe. Denn die 4 Jungs bauen ohne Stimmen ein musikalisches Gebirge auf an diesem Abend. Ein echtes Kopfkino, mal fragil und filigran, dann wieder heftig und dynamisch. Nie langweilig und auch wenn das absolut nicht meine Art von Musik ist, war es wirklich einmal schön anzuhören. Und der perfekte Gegensatz zu Kill Ferelli , ideal auch um etwas runterzukommen, bevor Anneke van Giersbergen den Saal völlig zum überkochen brachte.

Bevor sie loslegen konnte gab es von Uwe aber wieder einiges Wissenswertes zu hören, z.B. das die Türken die besten Schlagzeugbecken bauen. Dann gings aber los mit eine der Stimmen Hollands, Anneke van Giersbergen. Die 1973 in Sint-Michielsgestel geborene Gitarristin und Sängerin war lange Jahre Sängerin der Prog-Rock-Band The Gathering. Vielleicht sogar besser gesagt, sie war „the Gathering“. Nach Ihrem Ausstieg 2007 verfolgte sie unter dem Bandnamen Aqua de Annique eigene musikalische Interessen, weg vom klassischen Prog-Rock hin zum etwas ruhigererem und balladenorientierterem Pop-Rock. 2012 ist sie nun mit Everything is Changing ihrem neuem Album unter eigenem Namen unterwegs und so bildeten die Songs des Albums auch den Schwerpunkt des Programms in Reichenbach. Es ist ihr viertes Album und nach einem akustischem, einem Pop und einer Live-CD hat Everything is Changing von allem etwas. Vor allem rockt die Musik aber gnadenlos und live gleich noch viel mehr. Unglaublich, was die übers ganze Gesicht strahlende Holländerin an diesem so denkwürdigen Abend an Energie Spaß und Freude versprüht. Weder der wie sie so schön sagt „spezielle Club“ noch die extreme Nähe zum Publikum stören sie, im Gegenteil. Man merkt ihr in jeder Minute den Spaß am Tun an wie allen Musikern der Auftritt macht. Der „Wohlfühl-Indie-Rock, wie es der Zillo im April bezeichnete fetzt ohne Ende, Anneke gibt bis zum letzten Ton alles, ein Energiebündel mit Zauberstimme (Zillo) , unterstützt von einer furios aufspielenden Band mit Ehemann Rob am Schlagzeug. Und die Augen strahlen pausenlos, sie lacht übers ganze Gesicht und freut sich mit ihrem Publikum über diesen unvergesslichen Abend, so strahlend dass man es kaum schafft den Blick überhaupt mal von ihr zu lösen.

Deshalb gibt es auch schon während des Konzertes Geschenke. Einer völlig verdutzten Dame drückt sie ein Plektron in die Hand, zwei Mädels werden mit Trommelstücken und alle Besucher mit einem grandiosen Auftritt beschenkt. Ein Star ohne Starallüren, jemand der für die Bühne geboren ist und es perfekt versteht mit dem Publikum zu interagieren, charsimatisch, sympathisch und grandios. Und jeder wünscht sich noch ganz viel mehr davon, doch irgendwann ist leider auch in Reichenbach Schluss. Aber noch lange nicht mit der Tour, also unbedingt Tourtermine checken, für alle die Rock mögen ist das ein Pflichttermin. Und die Herren am Mikrofon können sich bei soviel Frauenpower wie es an diesem Abend bei Kelly und Anneke zu erleben war echt warm anziehen. Aber sowas von warm , von wegen stärkeres Geschlecht.
In der Fotogalerie und unter www.gruftimusik.de gibts Bilder vom Auftritt
Bernd Sonntag

Les Anthinoises

Alle zwei Jahre verwandelt sich ein für ein Wochenende kleines Dorf in Belgien in ein altertümliches keltisches Dorf. In Anthisnes findet in jedem geraden Kalenderjahr das Festival „Les Anthinoises“ statt und bietet neben einem Markt auch drei Bühnen an, auf denen keltische oder mittelalterliche Musik gespielt wird oder ausgelassen getanzt wird.

Auch 2012 fand das Festival vom 27.-29. April statt und hatte keine unbekannten Bands an Land ziehen können, die bis tief in die Nacht für die passende Musik sorgten.

Am Freitag, den ersten Veranstaltungstag, waren nachmittags noch nicht viele Besucher auf dem Gelände unterwegs. Dabei sei gesagt, dass alles frei zugänglich ist. Nur der Zutritt den großen Festzelten, wo abends die Bands auftreten, ist kostenpflichtig. Der restliche Markt und auch ein Zelt mit kleiner Bühne ist für alle umsonst. Doch je später der Abend wurde desto mehr Besucher kamen. Ein kleiner Rundgang über den Markt, ein Besuch im Castel de Trolls und echte belgische Fritten vorab, bevor es durch die Nachbarschaft zurück zum großen Zelt geht. Vorbei an Koppeln und Katzen erreicht man schnell die Hauptbühne, auf der an diesem Abend Keltia, Gjallarhorn und Faun spielen werden. Keltia hatten als lokale Band die Ehre das Festival zu eröffnen.

Beeindruckend war die imposante Lichtanlage, die durchaus mit größeren Festivals mithalten kann. Und so wurde die Band in Lichtstrahlen und reichlich Nebel getaucht, der seinen Weg nur schwer aus dem Zelt ins Freie fand. Keltia lockten die Besucher vor die Bühne und konnten sich am Ende über einen halb vollen Saal freuen.

Es folgt ein Bühnenumbau, der genutzt wurde, um durch das Dorf zur zweiten Bühne zu laufen, wo gerade ausgelassen zu den Klängen von Balbuzar getanzt wurde (Balfolk). Die drei Musiker brachten die Leute zu Kreistänzen und langen Ketten. Auch Besucher, die noch nie mitgetanzt hatten, konnten nach kurzem Zuschauen mitmachen, sodass bald der Platz vor der Bühne eng wurde.

Wieder zurück im großen Zelt wurde deutlich, dass jetzt eine bekanntere Band auf die Bühne kam, denn es war merklich voller geworden. Gjallarhorn haben den weiten Weg aus Finnland angetreten, um bei der Nuit des Fées die Leute zu verzaubern. Sofort fiel die Obertonflöte von Göran ins Auge, die auf den ersten Blick, wie ein Kantholz mit Klappen aussieht. Was er jedoch für Töne darauf spielen kann, bewies er in einem langen und beeindruckenden Solo. Auch Jenny demonstrierte ihre Stimmbreite und stieg in unglaubliche Höhen auf. Verdient wurde Gjallarhorn eine Zugabe gewährt, die zwar den Zeitplan etwas durcheinander brachte, aber das Publikum begeisterte.

Daran die Bühne jetzt nochmal zu verlassen war nicht zu denken. Alle warteten auf den Headliner des Abends: Faun. Die Erwartungen an die Münchener waren groß, denn dies sollte der erste Auftritt mit dem Festivalprogramm in der neuen Besetzung sein. Und das Publikum wurde nicht enttäuscht. Ausgelassener als sonst wurde Altes und Neues gespielt, wobei besonders die A Capella Version und Rhiannon für Begeisterung sorgten. Mächtige Trommeln gepaart mit anmutigem Flötenspiel führten wahrlich in die Welt der Feen. Und so kam es, dass gegen 1 Uhr die Lichter der Bühne erloschen und sich das Festival in ein klassisches Dorffest verwandelte.

Am Samstag war auf den Bühnen deutlich mehr los. Es spielten gleichzeitig immer drei Bands. Auf dem Markt konnte man heute viele interessante Gestalten treffen. Ob zierliche Wesen hoch über den Köpfen der Besucher oder glöckchenbehangene mächtige Elfen; es gab viel zu sehen. Die Besucher waren entsprechend mittelalterlich gekleidet und kauften an den Ständen Accessoires oder leckeres Essen.

Ein besonderer Programmpunkt erwartete die Besucher auf der zweiten Bühne. Geplant war ein Auftritt von La Horde, die unter anderem aus Musikern aus Keltia besteht. Besonderheit an diesem Konzert: nach ein paar Liedern kamen Rastaban auf die Bühne. Die befreundete Band, die aus ehemaligen Musikern von Iliana gegründet wurde, spielten mit La Horde ihr allererstes Konzert. Gute Stimmung war garantiert und alle, vor und auf der Bühne, hatten Spaß. Im dritten Zelt ging es ruhiger zu. Hier wurde sitzend der Gruppe El Toto Café zugehört, die natürlich ebenfalls ihr Können zeigte.

Auch das große Zelt öffnete jetzt seine Tore und ließ die Besucher für den Abend mit Dunkelschön, Red Cardell & Dan Ar Braz und Cellkilt herein. Dunkelschön zogen als erste Band weitaus mehr Leute an, als Keltia noch am Abend zuvor. Schnell war der Saal gefüllt und das Cello schickte seine tiefen Töne ins Publikum. Mit viel Power und Spielfreude heizten Dunkelschön den Leuten ein und packten gegen Ende die E-Gitarren aus, die für ein keltisches Festival eher unpassend sind. Doch das war dem Publikum egal, denn es wurde noch ausgelassener gefeiert.

Danach wäre eigentlich es eigentlich schön gewesen, nochmal über den Markt zu laufen und im Dunkeln die Stimmung zu genießen. Aber der Markt war schon geschlossen genauso wie die anderen Bühnen. Das Geschehen konzentrierte sich rund um das große Zelt, das jetzt brechendvoll war und in dem noch bis tief in die Nacht die Leute gefeiert haben.

Klares Fazit: Ein schönes kleines Festival in einer urigen Kulisse, das trotz seiner Größe mit namenhaften Bands punkten kann. Einzig der Geräuschpegel von Getränkeausgabe und sich unterhaltenden Leuten, die ebenfalls im Zelt mit der großen Bühne waren, störte bei den ruhigeren Liedern etwas. Trotzdem auf jeden Fall eine Reise wert. Und wer nicht zwei Jahre auf die nächste Ausgabe warten will, der kann das Partnerfestival „Trolls et Legends“ besuchen, das sich mit „Les Anthinoises“ abwechselt und ganz in der Nähe in Mons stattfindet.

www.anthinoises.com

Faun 2012

Interview mit Oliver S. Tyr und Stephan Groth von Faun nach dem Konzert in der Christuskirche Bochum

-Das ist eure erste Tour in der neuen Besetzung. Wie sind die Reaktionen bisher?

Oliver: Sehr gut und sogar besser als erwartet. Wir hatten wenig Bedenken, weil wir genau wussten, wie gut die beiden (Sonja und Stephan) sind, wie gut sie reinpassen. Wir hatten eher diese Vorfreude. Jetzt wollen wir den Leuten zeigen, wie schön es gerade ist. Bei den Proben oder auch im Vorfeld, wie gut es läuft. Aber es gab trotzdem ab und zu Berührungsängste. Auch damals in der Vergangenheit. Ach, schon wieder, schon wieder eine neue Sängerin. Und dann ist es auch so: Egal wie gut die Sängerinnen waren, sie mussten sich eingewöhnen. Dann hat es ein halbes Jahr gedauert, obwohl sie als Musikerinnen ganz toll waren. Nach einem halben Jahr klangen die Lieder so wie Faun. Und im ersten Monat zum Beispiel war zu viel anderes noch drin, andere Einflüsse. Das ist uns dieses Mal gar nicht passiert, was uns selber auch überrascht, wie gut das alles passt. Und auch wie gut die Fans das annehmen. Wir haben keine einzige kritische Stimme. Wir haben jeden Abend Standing Ovations gehabt, ohne dass wir danach gefragt hätten. Wir sind gerade wirklich verwöhnt. Vom Schicksal verwöhnt.

-Wie gefällt es denn Sonja und Stephan?

Oliver: Das weiß ich nicht. (lach) Wie gefällt es ihm denn?

Stephan: Äußerst begeistert! Musik machen hat lange nicht so viel Spaß gemacht, muss ich wirklich sagen. Wir sind langsam so gut eingespielt und haben einfach Spaß auf der Bühne, ich glaube das sieht man auch. Wir haben Spaß hinter der Bühne und zwischen den Auftritten. Ich fühle mich gut aufgehoben.

-Kanntet ihr euch schon vorher?

Stephan: Nein, persönlich nicht.

Oliver: Gerüchte sind natürlich herumgewabert.

Stephan: Ich kannte natürlich Faun, weil es ein bekannter Name in der Szene ist. Ich bin mit meiner Band noch nicht so groß gewesen. Wir sind eher im kleineren Rahmen unterwegs gewesen. Von daher kannte ich Oliver schon vom Sehen, aber persönlich kannten wir uns nicht.

-Ein Glücksfall, dass ihr euch gefunden habt.

Oliver: Der große Manitu wollte das so.

-Wie waren die Reaktionen auf euren Aufruf auf der Seite, dass ihr Musiker sucht?

Oliver: Wir haben in der Vergangenheit in alle möglichen Richtungen gearbeitet und es war für uns ein Reiz einfach eine offene Sache reinzuschreiben und zu sehen, was zurückkommt. Wir haben vor, verschiedenen Ideen und verschiedene Konzertprojekte, auch Themenprojekte für CD-Aufnahmen zu machen. Wir haben öfters schon mit Gästen aus der ganzen Welt gearbeitet. Und da war es sehr, sehr spannend zu sehen, was für ein Rücklauf kommt. Wir haben es ziemlich lange auf der Homepage gelassen und haben mittlerweile ein wunderschönes Netzwerk von Gambenspielern, von Chören, von wirklich den verrücktesten Sachen. Und das ist wirklich schön und darauf werden wir zurückgreifen können. Aber im Moment hat es so gut mit den beiden geklappt, dass wir eine feste Besetzung haben, dass wir nicht themengebunden oder projektgebunden arbeiten. Das hat sich auf jeden Fall gelohnt. Du triffst auf Musiker und dann kommen die Ideen beim Spielen. Das ein bisschen anzupieksen war ganz gut.

-Wäre es mit der Neubesetzung denkbar, dass nicht nur neue Stücke gespielt werden, sondern auch ältere wieder ins Repertoire aufgenommen werden?

Oliver: Ist ja passiert. Zum Beispiel „Von Den Elben“ ist so ein Stück. Das war immer ein bisschen dünn besetzt. Und weil wir jetzt mehr Möglichkeiten haben mit der Instrumentierung, mit Stephan, der dann auch die Cister übernimmt. Dann kann ich auf die Harfe gehen und Sonja hat die Stimmung es zu tragen. Jetzt können wir auf einmal Stücke spielen, die wir nie spielen konnten. Und das wird sich in Zukunft niederschlagen.

-Auf jeder Acoustic Tour ist Niel mit dabei. Wie steht er denn zu den Acoustic Touren? Eine Tour, bei der er bei seiner eigenen Band nicht mitspielt?

Oliver: Es ist natürlich für ihn auch ein schwieriger Prozess. Aber man muss sehen, zum einen haben wir diese Seite unserer Musik. Wir haben akustisch angefangen. Zum anderen haben wir sehr viele Balladen, sehr viele ruhige Lieder, das heißt es wäre schade diese ganz verkommen zu lassen. Diese Lieder brauchen einen Rahmen. Es ist schön, sich auf diese Lieder einzulassen. Wenn man sitzt und es ein schöner Konzertort ist, würde die Elektronik einfach nicht passen. Und noch dazu ist diese Elektronik sehr viel Arbeit, diese Beats zu konzipieren. Niel arbeitet parallel schon zuhause an dem lauten Programm für den Sommer, damit da die Beats richtig passen. Er erarbeitet jetzt wieder Stücke von Stefan und Sonja. Man muss auch sagen, es ist schön. Wir haben kulturelle akustische Kirchenkonzerte gegeben. Das wird beworben als kulturelles Konzert, da kommen richtig ältere Konzertbesucher. Die haben das genossen. Und bei unserer letzten Clubtour, wo wir mit dem lauten wilden Programm in den Clubs waren, war trotzdem ein Viertel von diesen älteren Herrschaften dort. Die wussten gar nichts davon. Die standen da wirklich fröhlich wippend und klatschend da und haben es genossen. Das ist für uns schön, weil wir niemanden ausgrenzen wollen. Und das hat es eher weiter als enger gemacht. Ich glaube, das weiß Niel auch.

-Ihr habt auf der letzten Tour eine sehr schöne Bühnenshow geliefert, mit dem Vorhang, mit den Schattenspielen. Wollt und könnt ihr das überbieten auf der nächsten Clubtour?

Oliver: Natürlich! Wobei, eine Clubtour ist nicht geplant. Es geht jetzt erst mal auf die Festivals. Wir sind am Diskutieren, wir wissen aber nicht, ob es klappt. Wir überlegen, ob wir die ganze Eden-Tour, das ganze Konzept mit den Vorhängen, ob wir das auf die Festivals bringen können. Das hängt davon ab, wie die Voraussetzungen sind. Also einerseits wollen wir das Beste, was wir auf der Tour gemacht haben, übernehmen in die Show. Zum anderen haben wir jetzt die Möglichkeit mit Stefan und Sonja, mit der großen Besetzung, mit sechs Leuten auf der Bühne. Und noch dazu, wenn Stephan sein Effektgerät anschmeißt, da wackeln bei uns sogar die Ohren. Auf jeden Fall werden wir es überbieten.

-Ihr habt auf der Eden-Tour auch Film- und Tonaufnahmen gemacht. Was ist denn mit denen?

Oliver: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil es Aufnahmen gibt, wir aber nicht wissen, wie wir sie verwenden. Wir haben im Moment viel zu tun, denn wir mussten erst mal Sonja rüberholen. Wir haben ein Visum für sie beantragen müssen. Die ganze Einreise, die ganzen Formalitäten, wo wohnt sie. Dann das ganze Repertoire einarbeiten. Wir hatten einfach viel zu tun. Es gibt auf jeden Fall eine ganze Menge sehr, sehr schöner Lieder und Mitschnitte. Die sind fast schon geschnitten. Wir wissen nicht, ob wir eine ganze DVD machen. Es ist vielleicht ein bisschen kurz. Oder ob wir es als kleines Paket rausbringen. Irgendetwas wollen wir damit machen. Eine Erinnerung wird es geben an die schöne Tour.

-Die Eden ist zwar noch kein Jahr alt, aber habt ihr schon wieder etwas Neues in Planung?

Oliver: Das ist ja das Problem. Ja, sehr Vieles. Zu viel. Du siehst, auch heute haben wir sehr viele Lieder gespielt, die noch auf keiner CD sind. Wir hätten wirklich genug Material. Das Problem ist, dass wir wirklich sehr anspruchsvoll sind was CD-Aufnahmen angeht. Die Eden hat wirklich unglaublich viel Energie gekostet. Ich saß ja ewig lang da, den ganzen Winter jeden Tag im Studio. Und so einen Gewaltakt möchte ich diesen Winter nicht machen. Da bin ich ganz ehrlich. Eine richtige Studio-CD wird noch so eineinhalb bis zwei Jahre dauern. Es ist aber bei uns in der Überlegung, ob wir eine Best Of machen, weil es sehr viele schöne, alte Lieder gibt. Manche CDs gibt es gar nicht mehr. Da gibt es ein paar Lieder, da sagen wir, die sind sehr schön, aber die können wir noch besser aufnehmen und neu erarbeiten. Und es gibt ein zwei Lieder, die wir unbedingt veröffentlichen wollen. Das steht jetzt an, wenn mich nicht alles täuscht.

www.faune.de

The Raven

Die Chronik der Unsterblichen : Blutnacht

Interview Andy und Jörg

Wir sitzen hier in Kaiserslautern und machen hier ein kleines Interview mit Andy (Vanden Plas) und mit Jörg (Saltatio Mortis)

-Wie kam es überhaupt zu dieser Zusammenarbeit mit W. Hohlbein und Vanden Plas?

Andy: Es ist im Grunde unser viertes Projekt in dieser Richtung. Ich habe „Abydos“, das ist eine eigene Rockoper, zusammen mit der Band geschrieben und habe dann „ChristO“ geschrieben.
Ludus Danielis ein lateinisches Singspiel, lief parallel dazu. Die Rockoper ChristO, eine Adaption vom Grafen von Montechristo, lief zuerst im Staatstheater am Gärtner Platz, da hat uns der Manager von Wolfgang Hohlbein dann gesehen und fand das total geil.
Wolfgang Hohlbein ist ein mega Rockfan und hat sofort gesagt, er könne sich vorstellen, dass seine Geschichten auch noch in eine andere Richtung transportiert werden könnte. Im Moment überlegen wir, wie man daraus auch einen Kinofilm erstellen kann, z. B. von „Azrael“, das Buch gibt ziemlich viel her. Es sind zwei drei andere Geschichten am Laufen und dann hat sich die „Blutnacht“ ergeben, weil ich denke eine Vampirstory auf der Bühne ist relativ stylisch. Es hat sich dann herauskristallisiert, dass wir darüber ein Rockmusical schreiben.

Jörg: Andy Kunz und ich wir sind seit fast zwanzig Jahren befreundet. Das wurde eine immer engere Freundschaft über die Jahre, was irgendwann mit Gitarrenschleppen bei Vanden Plas bei mir angefangen ist. Das gipfelt jetzt irgendwie darin, dass wir jetzt zusammen auf der Theaterbühne stehen. Und er hat schon immer gesagt, so wie es mit Saltatio Mortis langsam Fuß gegriffen hat, du gehöst eigentlich auf eine Theaterbühne. Das haben wir jetzt drei Stücke lang versucht und es hat das erste Mal funktioniert.

Jörg, Ich habe auch gelesen, dass du mit der Kampfchoreographie zu tun hattest?

Jörg: Ich habe Andy und Manuel Lothschütz, der den Schwarzen Ritter spielt, ein bisschen an die Hand genommen, um die Schwert- und Kampfchoreographien anders zu gestalten, als man das normalerweise im Theater macht. Wir haben deswegen auch völlig gewollt auf dieses Standardbühnenfechten verzichtet, bei dem man mit Degen und solchen Sachen kämpft. Wir haben uns überlegt wir nehmen hochwertige LARP-Schwerter und verpassen jedem der beiden einen Kampfcharakter. Das heißt, der Schwarze Ritter ist getrieben von Vergeltungswunsch und von Hass. Dass er ganz hart an die Sache heran geht, war für mich ganz klar und deswegen haben wir ihm einen Bidenhänder verpasst. Das sollte in die Richtung deutscher Schwertkampf gehen, geradlinig, von oben nach unten, immer gerade, saubere, präzise Schläge. Der Andre Delani wird von Wolfgang Hohlbein dargestellt, als ein Schwertkämpfer mit einer sehr ungewöhnlichen Schwerttechnik, die er sich über Jahrhunderte angeeignet hat. Und da habe ich in die Trickkiste aus dem Shao-Lin Kung Fu zurückgegriffen und habe dem Andy in zwei Monaten einen Crashkurs in chinesischem Schwertkampf gegeben. Und das, was ihr heute Abend sehen werdet, ist die Mischung aus beidem. Wenn beide Fronten aufeinandertreffen, sozusagen.

-Ich habe leider nur das erste Buch gelesen, da war das mit dem Sarazenenschwert. Ist das immer noch aktuell?

Andy: Ja, ist es. Natürlich kenne ich die Bücher von Wolfgang Hohlbein nicht haarklein. Ich habe sie alle gelesen, aber wie es damals anfing, das kann ich jetzt nicht so genau sagen. Bei mir ist das ein Stück weit her. Die ersten drei Bücher kannte ich, weil ich auch Hohlbein-Fan bin und habe mir dann, auf Grund dessen dass wir die Story aus diesem Riesen Fundus entwickelt haben, da habe ich mich so quer rein gelesen und hatte auch das Glück, dass es Hörbücher gab. Da kommt man ein bisschen schneller vorwärts. Aber ich habe jetzt natürlich mir nicht die Mühe gemacht, die ersten nochmal zu lesen. So haarklein weiß ich das natürlich nicht.

Jörg: Wir haben extra geschaut, dass wir eine orientalische Waffe für ihn bekommen. Das heißt ein direktes Sarazenenschwert kriegt man nicht. Und wenn man das als echte Waffe auf die Bühne holen würde, wie soll man sich als jemand, der das nicht tagtäglich macht, bewegen mit so einem schweren Säbel. Wir haben jetzt einen Scimitar genommen, ein schmaleres Krummschwert mit einer leichten Biegung. Hat den Platz eingenommen und funktioniert sehr gut.
Andy: Selbst wenn man so gut kämpfen könnte: Echte Schwerter sind auf der Bühne auch nicht zugelassen. Da gibt es sehr gerade Richtlinien am Theater. Auch offenes Feuer ist ganz ganz schwierig. Das kann man ab und zu umgehen. Wenn beide nur allein auf der Bühne stehen würden und kämpfen, dann kann man sagen ok, wir gehen das Risiko ein. Aber wir haben teilweise in Spitzenmomenten 80-90 Leute auf der Bühne und es kann immer etwas passieren. Da holt jemand mit dem Schwert aus und trifft jemanden am Kopf. Das ist schon gut so und da müssen die Leute sich dran gewöhnen. Einige die verpönen es, aber zu 95 % verstehen es die Leute, dass man das anders nicht darstellen kann auf einer Theaterbühne, und sie sagen „Mensch, wie geil, das sind auch noch hochwertige LARP-Schwerter“. Das funktioniert ganz gut. Wir sind ja auch im Theater und nicht in der Realität.

-Die Figuren, die ihr verkörpert, was haben die für Bedeutungen für euch?

Andy: Ich habe mich natürlich sehr sehr angenähert. Ich habe das ganze Libretto auch mit Christine Winkler und Wolfgang Hohlbein zusammen erstellt und habe mich natürlich dieser Figur angenähert. Da bin ich schon, wie zu einem Bruder geworden. Und auch während der acht Wochen Probezeit nimmt das schon Züge an. Und wenn es normal ist, dass man acht Stunden probt pro Tag und ich dann nochmal umschreiben musste, weil die Szenen nicht genau gestimmt haben… bis zu 16 Stunden haben wir zum Teil daran gearbeitet. Da muss man schon aufpassen, dass man nicht ganz in seine Rolle schlüpft, dass man sich immer noch einen kleinen Ausweg offen hält.

-Du spielst den Frederic?

Jörg: Ja, der Frederic bin ich. Das ist ja sozusagen mein Theaterdebut. Das ist das erste Mal, dass ich auf Theaterbrettern stehe und dafür ist die Rolle schon angemessen groß. Es ist zum Glück keine größere Rolle, man musste sich schon daran gewähnen. Ich bin sehr zufrieden damit, dass ich nicht beim ersten Mal schon etwas Größeres bekommen habe. Der Frederic ist eine sehr interessante Rolle. Er ist der Anführer von Kindern, die von dem Gott Loki, seit ca. 600 Jahren, also seit mehreren Jahrhunderten in London festgehalten werden. Also die Seelen, die dort in Straßenkindern wohnen. Diese Straßenkinder werden von Loki ausgeschickt, um zu klauen, um ihn mit Reichtümern zu versorgen. Er kümmert sich dafür ein bisschen um sie. Und der große Bruder von allen Kids ist der Frederic. Er macht es nicht ganz aus Eigennutz. Er will alles tun, um seinen Ziehvater Andre Delany klarzumachen, dass er etwas wert ist. Er buhlt um die Gunst des Ziehvaters, der ja auch einen leiblichen Sohn hat, in dessen Schatten er immer stand. Er will alles richtig machen. Er ist der große Bruder, aber auch der Leitwolf. Und er ist keine nette Person. Er ist durch die Selbstzweifel, durch die Zerrissenheit in ihm, jemand wie ein kochender Wasserkessel, der von Andre gerettet wird im ersten Buch zum Beispiel, der den Leichnam von ihm runterrollt, weil noch nicht einmal die Kraft hat, den goldenen Ritter von sich herabzuwerfen, aber dann aufsteht und ihm noch zweimal gegen den Kopf tritt, das ist eine sehr merkwürdige Person. Es macht aber wirklich Spaß in diese Wolfs – Rolle zu gehen. Ich habe sehr viel Spaß. Ich habe für mich auch das Bild, von einem angeketteten Hund oder Wolf genommen, für die Bewegung oder die Geisteshaltung.

Andy: Wenn das eine sympathietragende Figur ist, auf Grund dessen, dass der Zuschauer diese Zerrissenheit spürt. Wenn so etwas ehrlich interpretiert wird und dramaturgisch umschrieben ist und es auch so umgesetzt wird. Man kann sie durchaus mit einem Täter beschreiben. Er ist jetzt nicht wirklich ein Täter, er versucht ja immer etwas Gutes zu bewirken, den Kindern über den schwierigen Grad zu helfen, dass ihnen nichts passiert. Er wird zu einem Sympathieträger. Das finde ich wichtig, dass das herauskommt. Das ist im Grunde eine tragische Figur, wie Jörg schon gesagt hat. Ich wusste er hat das Talent dazu auf der Theaterbühne zu stehen. Er wäre am Anfang nicht unbedingt überfordert gewesen, aber allein von dieser großen Hürde, wie z.B. den Loki spielen zu müssen, das hätte ihn schon überfordern können. Deshalb musste man schauen, dass man eine Rolle für ihn findet, die ganz zentral ist und das er auf der Bühne ganz präsent ist. Absolut auf Augenhöhe mit den ganz großen Rollen spielt. Ich glaube so konnte man ihn hervorragend heranführen. Sein Debut hat er ja schon gegeben und die Leute vom Theater sind auch sehr begeistert von Jörg. Ich denke schon, dass er dort eine Zukunft hat.

-Würdet ihr sagen Bühne ist Bühne, egal ob Konzert oder Theater? Oder ist das etwas ganz anderes?

Andy: Es ist etwas ganz anderes, man hat natürlich auf der Rockbühne eine Verantwortung, aber da hat man größeren Bewegungsfreiraum. Auf einer Theaterbühne gibt es Verabredungen. Ich würde einmal sagen bei einen Stück von über zwei Stunden gibt es ungefähr 1000 Verabredungen. Wo wer steht. Wann wer was zu tun hat. Wenn man da nicht ganz präzise ist, dann läuft man Gefahr, dass die ganze Mannschaft aus der Geschichte rausschiesst. Das ist natürlich unmöglich. Wenn da etwas ins Stocken kommt, ist das nicht wie bei einem Schauspiel, wo man eine Souffleuse hört. Es ist teilweise so laut auf der Bühne, dass sich jeder voll konzentrieren muss. Man muss ganz präzise sein, hat also nicht diese Freiräume. Die Freiräume hat man, sich auszutoben, sich anzubieten, während der acht Wochen wo man auf der Bühne steht. Dann ist ein Regisseur da der uns sagt, wie es gemacht wird und dann ist das ganze wie aus einem Guss. Es ist nicht ganz so, wie bei den Stellar-Produktionen. Teilweise sehen wir es auch als Tryout und wenn wir bemerken es funktioniert etwas nicht, reden wir mit dem Regisseur und mit der Anna, sie sollen Vorschläge machen, wie wir noch etwas verbessern können. Im Großen und Ganzen ist es eine ganz andere Geschichte, als auf der Rockbühne. Dort geht man rauf und weiü, da kannst du keinen Scheiß bauen. Man muss da auch präzise sein, aber auf eine andere Art und Weise. Da ist es nicht vorgeschrieben, dass du bei dem Lied von links nach rechts gehst. Du weißt, wie das z.B. bei euch auch ist, wenn von hinten ein riesiger Feuerstrahl, dann gibt es auch diese Verabredungen, dass du dann nicht gerade auf der Düse stehen solltest.

Jörg: Was aber auch schon passiert ist! (lacht). Was auch ganz spannend ist, man interagiert nicht mit dem Publikum. Ich bin normalerweise gewohnt auf die Bühne zu gehen und zu sagen „Hier bin ich!“. Und jetzt haben wir zusammen Spaß. Hier hat man auch „Hier bin ich!“, aber ihr seid gar nicht da. Das ist verdammt komisch. Man schaut nicht ins Publikum, ob einer reagiert, nein. Man schaut auf seinen Spielpartner, mit dem man zusammen die Rolle spielt. Man schaut ins Leere, man schaut durch die Leute durch, wenn man nach vorne schaut. Das ist sehr merkwürdig, aber es ist eine Sache, bei der man viel lernen kann. Ich sehe diese vier Auftritte und die Probezeit die ich hatte als ein riesen Geschenk an, für jemanden der hauptberuflich auf der Rockbühne steht. Denn hier lernt man all das, was man auf der Rockbühne nie lernen würde. Man bekommt bei jeder Bewegung, die man macht den Spiegel vorgehalten. Ist das gut, ist das schlecht. Manchmal ist es so bei den Proben, dass man einfach anbietet, wie Andy auch schon gesagt hat. Und solange der Regisseur nicht sagt, „ist völlig scheiße“, ist alles gut. Man geht mit der Idee daran, wenn ich jetzt das mache und das jetzt nicht gut ist, dann bekomme ich bestimmt ein Feedback. Man kriegt wirklich nur ein Feedback, wenn es wirklich nicht gut ist. Dementsprechend ist man immer angespannter, als wenn ich auf eine Rockbühne gehe und sage „so bin ich, so kennt ihr mich und das ist schon in Ordnung“. Es ist eine andere Art das Publikum für sich zu gewinnen. Aber das schöne ist, man muss hier wirklich Fassaden fallen lassen und das sein, was man in diesem Moment ist.

-Andy, wie ist dein Draht zu Fantasy? Vorhin hast du ja auch schon ein bisschen dazu erzählt – Totaler Hohlbein-Fan?

Andy: Ich dachte natürlich, einer will mich verarschen. Die Leute wissen natürlich auch, dass ich Hohlbein-Fan bin. Damals, als ich Abydos geschrieben habe, habe ich mir gewünscht, laut gewünscht und habe das auch immer gesagt, wenn jetzt jemand wie Hohlbein hier ankommt und einfach das Libretto fertig schreiben könnte, das wäre grandios. Ich wusste doch nicht weiter. Ich glaube ich habe acht Libretti geschrieben, bis der Chef des Hauses irgendwann mal gesagt hat, jetzt sind wir auf einer Basis und machen es gemeinsam fertig. Das waren meine ersten Gehversuche. Da habe ich wirklich gesagt, „Hohlbein, das wäre genau der, der so etwas könnte“. Und dann kommt der auf mich zu und fragt mich, ob ich ihm helfen kann ein neues Terrain zu betreten. Das war unglaublich. Ich kann sagen nicht unbedingt jede Fantasy gefällt mir, aber die Geschichten die Wolfgang Hohlbein erfindet, weil sie oft besonders auf historischem Background basieren. Das, gefällt mir schon sehr gut.

Jörg: Der erste Kontakt mit Wolfgang Hohlbein war „Das Auge des Drachen“. Ein Taschenbuch, das irgendwie unter Stephen King mit rausgegeben wurde, er aber eigentlich der Autor war. Das war das erste. Das ist echt lange her, da war ich zwölf oder so. Ansonsten Fantasy, ich liebe Fantasy. Nicht alles, ganz klar. Mir ist zum Beispiel ein fantastisches Mittelalter viel lieber, als wenn ich jemanden da sitzen habe, der mir eine Geschichte erzählen will, der bei jedem Punkt den er hatte, die halbe Bibliothek durchgeschaut hatte, ob jetzt der Bischof wirklich so hieß. Das ist mir, als Konsument, der ich bin, völlig egal. Ich will, dass mich die Geschichte fasziniert. Ich will ein klares Wertesystem, der ist Gut, der ist Böse. Es gibt natürlich auch immer Figuren die dazwischen hin und her sind, aber deren Karten sind dann ganz polarisiert. Das verstehe ich einfach. Es gibt auch immer Figuren, dazwischen, aber die sind in ihren Taten polarisierend. Dieses historische Mittelalter ist nichts für mich, das fand ich im Mittelalterverein früher schon total daneben. Man hat früher die Klamotte genauso genäht, mit der Knochennadel und mit dem Ding. Und dann sag ich: „Ja und woher weißt du das? Aus den Bibliotheken von dort und dort, wo bekannt ist, dass die meisten Urkunden dort gefälscht sind. Weil man darüber im Mittelalter super Land für sich gewinnen konnte, indem man eine ältere Urkunde vorgelegt hat, als der vorherige, der gesagt hat „Das ist mein Stück Land.“ Zu manchen Landstrichen gibt es wirklich 20 Urkunden, wo keiner genau weiß, welches ist die echte. Und dementsprechend bin ich auch der Meinung: Wissenschaft alles schön und gut. Historische Wissenschaft ist ganz wichtig. Aber wenn ich am Wochenende Spaß haben will und auf einen Mittelaltermarkt gehe, dann muss ich mich leider über den Typen kaputt lachen, der zu mir kommt und, wie es mir damals auch passiert ist, weil ich ein Kettenhemd hatte, das ich selbst aus galvanisiertem Draht gemacht hatte. Da waren dann die Typen, die ankamen mit ihren schwarzen Metallkettenhemden, die genauso gemacht waren, wie das früher war. Jedes einzelne vernietet und hat man nicht gesehen. Und ich hatte halt mein Ding aus Draht. Der einzige Unterschied war, als es angefangen hat zu regnen, bin ich locker weiter zum Metstand gelaufen und die anderen sind ins Trockene gerannt. Wir sind in einer Zeit, wo es Antibiotika gibt, wo es warmes Wasser gibt. Warum soll ich mich da verrückt machen. Wir machen das alles, um Spaß zu haben. Und deswegen gilt für mich ganz klar das Mittelalter und unsere Szene die so angeht: Leute habt Spaß! Es ist egal, ob das genauso war, wenn es euch in dem Moment glücklich macht. Conan I ist auch ein toller Film und hat mit Realität auch nichts zu tun. Er gibt zum Beispiel für mich das Bild des barbarischen Schwertkämpfers, den wir uns alle vorstellen. Das ist er. Er kann weder geradeaus reden, noch sonst irgendwas. Aber es ist eine mächtige Gestalt. Er weiß, was er mit seiner Waffe macht und er verfolgt seine Ziele, geradlinig, ohne Umwege. Das ist Fantasy, das finde ich super.

-Kannst du dir vorstellen in Zukunft wieder auf einer Theaterbühne zu stehen? Oder gibt es schon Pläne?

Andy: Die sind schon geschmiedet.
Also wieder Hohlbein?
Andy: Ja, also Hohlbein ist sehr begeistert, von dem was wir gemacht haben. Wir sind im Moment in den Verhandlungen mit Dieter Winkler, was man als nächstes für einen Stoff heranziehen könnte, was Sinn machen würde, was es in der Form noch nicht so oft gibt. Und da gibt es schon ganz coole Ideen. Ich darf natürlich noch nichts Offizielles sagen, aber es ist ein großer alter Stoff, der von Hohlbein neu belichtet wurde. Es ist wirklich fast spruchreif. Ich werde es Jörg als einer der ersten sagen und er kann es dann weiterleiten. Es werden im Moment noch Verträge darüber gemacht usw.

Jörg: Wenn ich die zeitliche Möglichkeit habe, werde ich es immer wieder tun. Die Arbeit hier, hat mich stimmlich auch einige Töne nach oben aufgemacht, weil einfach die Grenze nicht mehr da ist, weil man mit Leuten zusammenarbeitet, die andere Gesangsherangehensweisen haben und andere Techniken nutzen. Die einfach sagen, „Probier doch mal das.“ Die ganze Choreographie, das wir uns auf der Bühne bewegen. Zum Beispiel bin ich einmal eingesprungen und habe den Dracula gespielt in der Probe. Danach kam der Choreograph vom Ballett und sagte: „Seit wann tanzt du?“ Ich habe keine Ahnung vom Tanzen. Das kam alles von der Körperspannung und den Bewegungen vom Kampfsport. Das ist alles so tänzerisch, das würde mir sehr leicht fallen. Da hätte ich total Spaß dran. Deswegen glaube ich, dass das der Anfang von einer ganz lustigen sehr interessanten Sache ist.

Andy: Das glaube ich von ihm sowieso. Bei uns ist es mit Vanden Plas so, dass wir die Theatergeschichte schon seit 20 Jahren machen. Das hat natürlich mit Figuren von Andrew Lloyd Webber oder Jazz angefangen, die wir verkörpert haben. Dann hatten wir die Möglichkeit, nachdem wir uns mit der Band einen Namen gemacht hatten, eigene Sachen schreiben zu dürfen. Das wir das schreiben durften und dass einer der Intendanten so weitsichtig war und das Gefühl hatte, dass wir das können, zu einem Zeitpunkt, wo uns das überhaupt nicht bewusst war, das ist ein großes Geschenk. Der größte Verdienst gilt Johannes Reitmeier, der noch Intendant hier im Haus ist, der uns das damals zugetraut hat und uns mit Abydos die Möglichkeit gegeben hat. Es ist natürlich viel schöner eigene Sachen zu spielen, als Jesus Christ, das schon so oft gespielt wurde. Dr. Jekyll and Mr. Hyde würde mich auch noch interessieren. Das ist so eine Geschichte, die mich persönlich interessieren würde. Aber ansonsten möchte man sich natürlich ausleben, indem man nicht nur auf der Bühne steht, sondern auch gute Stücke schreibt. Das ist mein Ziel und da geht es auch weiter hin.

The Raven
Hermann Kurz

Soley

Eine ganz besondere Premiere gab es am 30. März im Cafe Kunstpause in Bamberg zu erleben. Eine Premiere die besonders die Faun Fans erfreuen wird. Aber auch alle Mittelalterfans dürfen sich zurecht über das Comeback der ehemaligen Faun Sängerin Sandra Elflein so richtig freuen. Sandra Elflein ist nach Kinderpause mit ihrem eigenen Projekt zurück und anders als bei Faun ist sie diesmal der Mittelpunkt und fraglos der Star der Band. Eine Rolle an die sich die bescheidene ruhige und zurückhaltende Musikerin erst gewöhnen muss. Und genauso gespannt wie ich, waren wohl viele der zahlreichen Zuhörer, das Cafe platzte aus allen Nähten um Soley erstmals in der Besetzung live zu erleben. Das sollte im Rahmen einer Vernissage passieren, denn an diesem Abend konnte man nicht nur die großartige Musikerin Sandra Elfllein wieder entdecken, sondern auch die Malerin näher kennen lernen. Und so hingen überall Bilder von ihr. Leider ging das aber etwas unter, denn anders wie bei vielen Vernissagen, wo ein Redner, die Begabung des Künstlers und dessen Bilder lobt, musste hier ein Din A 4 Blatt genügen um etwas mehr über die Malerin Elflein, die ihren Bildern bewußt keine Namen gibt, zu erfahren. Denn jeder soll sich selbst beim Betrachten der Bilder seine eigenen Gedanken machen. Da ich eins sicher nicht bin, ein Kunstkenner kann ich auch zu der Begabung der Malerin Elflein sehr wenig sagen. Allenfalls, dass mir extrem viele Bilder sehr gut gefallen haben. Völlig ungewohnt zu einigen anderen Vernissagen der Vergangenheit. Somit traue ich mir zumindest festzustellen, dass es spanned ist, auch die Malerin Sandra Elfleinzu entdecken. Was ich sicher mit Gewissheit sagen kann, die Musikerin Sandra Elflein ist wieder da und genauso großartig wie sie es je mit Faun war, an die außer das Efeu an den Microständern relativ wenig erinnert. Soley sind neben Sandra Elflein (Geige, Gitarre, und Drehleier), die Harfinistin, Geigerin und Gitarristin Susanne Globisch, die Sandra auch beim Gesang unterstützt, Quirin Hauzenberger (Flöten, Percussion, Gesang) sowie Dominik Schädel an den Percussions. Gesungen wird in Finnisch (laut Band ausbaufähig), Mittelenglisch, Gaelisch und Deutsch und neben Eigenkompositionen gibt es Musik aus verschiedenen Epochen europäischer Folkmusik zu Gehör. Sandra hat es geschafft in dem nicht gerade als Musikhauptstadt Deutschlands bekannten Bamberg 3 Musiker zu finden, die nicht nur die Leidenschaft für Musik, sondern für eine ganz spezielle Art, teilen. Nicht ganz verbergen konnte Soley am Anfang eine gewisse Nervosität, doch die legte sich von Song zu Song und je lockerer die Musiker wurden, desto mehr Spaß hatte das Publikum mit ihnen. Aber auch die 4 hatten sichtbar ihren Spaß, wenn man sich aufgrund der enge der Bühne und des kleinen Saales auch merklich zurückhalten musste. Ausgelassenes Tanzen und Feiern, wildes trommeln und leidenschaftliches Brüllen mancher Mittelalterbands fiel also aus, das ist aber auch nicht wirklich die Musik von Soley. Die geht dann doch viel mehr in die ruhige Ecke mittelalterlicher Musik. Mich würde aber nicht wundern, wenn es in Zukunft nicht auch Soley einmal extrem fetzig und tanzbar gibt. Ich bin auf jeden Fall schon gewaltig gespannt, Lieder für eine CD hat man, das zeigt der Abend überdeutlich, eh schon genug. Wird also Zeit für ne CD. Und darauf können sich nicht nur die Faun Fans freuen.
Zum Abschluss meines kleinen Berichts noch die Setlist, damit man zumindest die Titel der Songs schon mal gehört hat. Diese, wie auch weitere Auftrittfotos findet ihr in unserer Bildergalerie. Mehr vom Soley-Auftritt gibts unter www.gruftimusik.de.
Bernd Sonntag

Songs of Lemuria

Ähnlich wie Atlantis ist Lemuria ein hypothetisch existierender versunkener Kontinent zwischen Madagaskar und Indien oder Amerika und Australien. Vor allen in der Science Fiction Literatur taucht er immer wieder auf, wie z.B. bei H.P. Lovecraft. Und auch den Fans der Serie Perry Rhodan dürfte Lemuria ein Begriff sein. Genaues von der Existenz weiß man also nicht und genauso wie der Kontinent versunken ist, ist das an Lemuria angelehnte Musikprojekt von Nik Page mit dem krankheitsbedingten Ausstieg von Michaela Laubach 2010 in der Versenkung verschwunden. Ich hatte das Glück 2008 in Plauen (hier gibst Bilder) die alte Besetzung noch erleben zu können und war ziemlich geflashed was ich da erleben konnte. Doch zum Glück hat Nik Page das Projekt nicht einfach sterben lassen, sondern ist nun mit neuer Sängerin zurück. Und fast ist alles wie früher und doch auch wieder nicht. Da ich davon ausgehe, dass Songs of Lemuria vielen kein Begriff sind, zuerst ein paar Worte über Nik Page und sein Projekt. Der Ostberliner ist noch ein musikalisches Kind der ehemaligen DDR. Ganze 2 Jahre musste man auf eine Lizenz warten um mit seiner Band Blind Passengers live Auftritte bestreiten zu können. Da kam die Wiedervereinigung gerade recht und die Musik der Synthie Pop Band wurde so populär, dass sich die Blind Passengers sogar auf den größten Festivals wie Rock im Park oder Rock am Ring wiederfanden. Neben den Blind Passengers, der Veröffentlichung eines Science Fiction Romans, seiner Malerei und diversen CDs unter dem Namen Nik Page gründete er 2006 das Klassic-Crossover Project Songs of Lemuria. Die außergewöhnliche Idee weltbekannte und nicht ganz so bekannte Songs mit Piano und Cellobegleitung in schwarz-romantische Hymnen mit fragilem kammermusikalischen Gewand zu stecken und dadurch völlig zu verändern war sehr gewagt und auch sehr mutig. Schon allein auch deshalb weil die weiblichen Partnerinnen Nik Page locker an die Wand singen können. Und so verwundert es auch nicht, dass das Projekt extrem polarisiert, zwischen super schön bis schrecklich gibt es nicht viel dazwischen. Je nach Geschmack der Zuhörer. Und das hat sich auch mit neuer Sängerin wenig verändert. Ich persönlich finde es eh schon sehr spannend, wenn man versucht Klassik und Pop zu verschmelzen, Cantus Buranus von Corvus Corax sind hier ein herausragendes Beispiel. Völlig anders, aber nicht weniger reizvoll sind da natürlich Songs of Lemura, reduziert auf Piano und Cello gehts hier um die leisen Töne und der Begriff Schwarz-Romantisches Kammerkonzert trifft es wirklich gut. Songs of Lemuria sind, neben Nik Page, die neue Sängerin Jasmin M Shaudeen (Jasmin Schulz), sowie am Piano wieder die grandiose Corinna Söller und am Violincello Uwe Christian Müller. Jasmin Schulz wurde beim Bundeswettbewerb Gesang 2009 im Bereich Musical ausgezeichnet und so haben sich Songs of Lemuria auch etwas im Sound gewandelt, weg vom opernhaften mehr in Richtung Musical. Das Konzert an diesem Abend ist zweigeteilt. Teil 1, das romantische Set erzählt die Geschichte einer verhängnisvollen Romanze. Es ist die Geschichte einer klassischen Liebesbeziehung mit Herbeisehnen, Aufflammen, Verglühen und Scheitern. Aus Leidenschaft wird Hass. Es fängt klassisch instrumental an mit der Mainacht von Johannes Brahms. Danach betritt Nik Page die Bühne und beginnt mit In Extremos Die Gier, Hunting High and Low von Aha, I was born to love you von Queen, Freelove von Depeche Mode, die Page Komposition Dein Kuss, das großartige Lied „weißes Papier“ von Element of Crime, Bitter von Oomph bis zu ein Traum für uns von Jasmin M. Shaudeen geht der erste Teil. Eine tolle Zusammenstellung ist das, völlig unterschiedliche Songs von den unterschiedlichsten Musikern werden beeindruckend zu einem harmonischen Ganzen. Und dazu die 2 Stimmen die das ganze auch darstellerisch noch unterstützen . Ganz großes Kino also. Teil 2 ist das konzertante Set. Hier werden melancholische Rockhymnen in ein Neo-Klassisches Gewand gesteckt. Es geht um menschliche Abgründe und Niederlagen, um Einsamkeit Maßlosigkeit und Dummheit, kurz gesagt um das ganz normale Leben. Wieder geht es instrumental los mit Milonga Sin Palabras von Astor Piazzolla. Es folgt Irony von Nik Page und Kommunion an dem er ebenfalls beteiligt war. Dann das großartige Menschen von Joachim Witt, Ordinary World von Duran Duran, eine der Idole von Nik Page. Mit Walking to Heaven, Solange die Erde sich noch dreht und A Frozen Rose gibt es drei weitere Songs an denen Nik Page mehr oder weniger beteiligt ist bevor zwei weitere Covers Seemannslied von Subway to Sally und der absolute Welthit Stairway to Heaven das normale Set beenden. Da man an diesem Konzertabend in der perfekt dafür geeigneten Studiobühne der im letzten Jahr eröffneten Greizer Vogtlandhalle eine Stecknadel hätte fallen hören, konnte man jedes Wort verstehen was gesungen wurde und allein das machte einen bisweilen schon sehr sehr nachdenklich. Wie z.B. Solange die Erde sich noch dreht, die offizielle Titelmelodie der Initiative Umweltsong. Textauszug:
Wenn der letzte Wald brennt
selbst ein Kind schon erkennt,
dass die Seele der Natur
von uns geschlagen nur.
Wenn das Meer die Städte frisst
es zu spät zum Handeln ist
Hab’n wir verraten uns’re Welt
Wenn die Hoffnung wie Asche zerfüllt
Die Börse boomt, gierig und taub
das letzte Nashorn verhungert einsam im Staub
– the time will come –
Für Palmälplantagen den Urwald gefüllt
Kettensägen schneiden durch die Lunge uns`rer Welt
– we have to change –
Da tut es richtig gut, wenn Uwe Christian Müller mit der Nebelmaschine so seine Probleme hat und für den einen oder anderen Lacher sorgt. Sonst würde man auch unterstützt von Musik und dem Spiel der Akteure völlig in die Depression abgleiten. Doch mit den Zugaben holen einen Songs of Lemuria wieder zurück. Mit The Phantom of the Opera gibt den wohl bekanntesten Musical Song und ähnlich wie bei Lucky Luke der in die Sonne reitet nehmen sich zum Schluss erst Nik und Jasmin und dann Corinna und Uwe Christian in den Arm, verlassen die Bühne und lassen ein sicher nachdenkliches und ergriffenes Publikum zurück. Songs of Lemuria sind wieder da, zum Glück muss man sagen. Wieder großes Kino und eine neue Sängerin die wohltuend wenig Diva in sich hat und mit viel Charme und ganz viel Mimik und Gestik beeindruckt. Und da sie auch noch sehr hübsch anzusehen ist, ist sie ein Traum für einen Fotografen, wenn da nur nicht dieses doofe klicken der Kamera wäre. Und so hab ich nur sehr wenige Bilder gemacht um die Andächtigkeit und Intimität des Konzerts nicht zu stören.
Leider werden wir wohl nie erfahren ob Lemuria wirklich existiert hat oder nur eine von vielen sagenumwobenen Märchen ist und der Abend mit Songs of Lemuria brachte hier auch keine Aufklärung und doch gelang es den 4 Musikern für 2 Stunden die Zuhörer in die Welt von Lemuria mitzunehmen, den einen sicher mehr den anderen weniger. Aber immer mit viel Liebe zum Song, zur Inszenierung und zum ganz großem Kino. Vielen Dank dafür.
Bilder gibts in der Bildergalerie und noch ein paar mehr unter www.gruftimusik.de
Bernd Sonntag

Kyoll – American Nukedown

Wenn Dudelsack, Drehleier, Geige auf elektronische Beats und gesellschaftskritische Texte treffen, dann ist Stilbruch an der Tagesordnung. Der Meinung sind sogar die drei Musiker von Kyoll, die auf ihrer EP „American Nukedown“ genau diese Elemente vereinen.

In den fünf Liedern besingen sie die heutige und zukünftige Welt, die in ihren Augen nur schlechter werden kann. Ein Aufruf zur „Revolution“ ist das erste Stück, das mit seinen schnellen Beats und Drehleier- und Dudelsackmelodien zum Tanzen einlädt.

Einen Blick in die Zukunft gibt „Dr. Crank“, der anscheinend unmenschliche Versuche durchführt, die wider der Natur des Menschen sind. Passend ist hier der apokalyptische Sound, den Kyoll kreieren, um diesen Wahnsinn zu verstärken.

Direkt danach geht es in die Vergangenheit. „Früher“ führt in die Zeit, von der die eigene Großmutter zu erzählen weiß, denn früher war alles besser. Vielleicht ist dies auch der Grund, warum die CD in Vinyloptik daherkommt. Die Großmutter kommt im Stück auch zu Wort und predigt „Es lebe Elektro“. Natürlich stehen die Elektrobeats im Vordergrund, die mit der Stimme von Frau K. im Stück dominieren.

Danach wird es für fast eine Minute ruhig, bevor die sphärische Ruhe von Beats durchbrochen wird, gefolgt vom Dudelsack.“ 100 Jahre zahlen wir mit Blut“ besingt Frau K, allerdings lässt sie offen, was der Grund dafür ist. Das soll sich wohl jeder selbst beantworten. Bei Kyolls Themen, die von Moral, Anarchie, atomarer Bedrohung und neuen Weltordnungen handeln, fällt die Antwort aber nicht schwer. Zum Schluss hört es sich an, als ob die Platte einen Sprung hätte, was ein gutes Ende für „American Nukedown“ gewesen wäre. Stattdessen folgt noch „Untitled Demo“, sozusagen ein zusätzliches Lied, das die Aussichtslosigkeit zum Schwerpunkt hat.

„American Nukedown“ ist sicherlich ein gewagtes Experiment, denn die Kombination aus klassischen Instrumenten mit derben elektronischen Beats und der markanten Stimme von Frau K. ist gewöhnungsbedürftig, geht aber nach mehrmaligem Hören nicht mehr aus dem Kopf.
Und an Kyolls Botschaft ist sicherlich etwas dran. Getreu dem Motto: Freu dich auf die Apokalypse – mit Kyoll wird sie tanzbar!

American Nukedown
1. Revolution
2. Früher
3. Dr. Crank
4. Untitled
5. 100 Jahre

Kyoll sind:
Frau K – Gesang
Gore – Sackpfeife, Drehleier
Tybalt – Geige

www.kyoll.de

The Violet Tribe

The Violet Tribe
3.03.2012 in Köln
Das Arkadas Theater der Kulturen Köln, ein kleines Theater mit nostalgisch angestaubtem Charme war diesmal Schauplatz der Aufführung von The Violet Tribe.
Von einer ebenfalls sehr kleinen Tribüne mit fast ausgebuchten Plätzen konnten die Zuschauer das Panoptikum fast hautnah auf den Brettern (wörtlich, weil auf knarrendem Holzdielenboden), die die Welt bedeuten, erleben.
Denn ein Sammelsurium von Sehenswürdigkeiten oder Kuriositäten ist das Programm von The Violet Tribe allemal.
Sehenswert waren die sieben Grazien auf jeden Fall in ihren glamourösen je nach Szene wechselnden Bühnenoutfits, von Barockkleid, bis Zylinder und bourlesque angehauchtem Zubehör, Piratenoutfit, Gespenstischer Verkleidung, goldenen Masken und Bauchtanzkostümen mit Kopfschmuck – la Mata Hari.
Nicht nur das, sondern sie sind allesamt geniale Tribal- Fusion Bauchtänzerinnen mit absoluter Körperbeherrschung und kunstvoll ästhetischen Bewegungen. Aber ebenso beeindruckend ist auch die musikalische Leistung der Truppe. Jede der Damen begeistert mit Gesang und spielt auch noch mindestens ein Instrument , wie z.B. Hackbrett, Rahmentrommel, Flöte, E-Bass, Keyboard, Schalmei, Darbuka, Gitarre u.v.m.
So wurde zu jedem Song eine spezielle Choreografie einzelner oder mehrerer Tänzerinnen gezeigt, die so unterschiedlich waren, wie die Musikrichtungen der einzelnen Songs. Balkanbeats, bittersüße Balladen, skurrile Elektronik, barocke Elemente, ein Auszug aus Macbeth, eine Farinelli-Arie wurden hier in ein buntgemischtes Gesamtbild verpackt mit spanischen, altfranzösischen, arabischen und deutschen Texten und zu einer gelungenen Einheit verschmolzen. Gelungen ist das, in dem man das kunterbunte Programm in eine Rahmengeschichte vom „Grand Hotel“ einbaut, die von seinen unterschiedlichen Luxussuiten und deren kuriosen Bewohnern erzählt, das Ganze von Bianca auf ihre ganz eigene reizende und lockere Art anmoderiert.
Als netter Pausenfüller wurden Seifenblasen auf die Zuschauer gepustet und immer für eine Überraschung gut, hat „Herr Biedermann“,auch ein dubioser Hotelgast, diesmal 500$-Scheine ins Publikum geworfen- leider Spielgeld. (Beim letzten Auftritt in Essen gab es zum Song „Spooky“ grüne, im Dunkeln leuchtende Spinnen.)
Auch sei an dieser Stelle der einzige männliche Musiker der Band genannt Dr.P , neben Bianca Stücker, treibende Kraft der Gruppe .
Diesmal war das Programm noch umfangreicher als beim letzten Auftritt, denn neben der neuen 2.CD „Grand Hotel“ spielten sie auch noch 5 Lieder ihrer 1.CD „The Violet Tribe’s Ravishing Collection of Curios“ und doch verging die Zeit wie im Fluge und man dachte am Schluss nur „och, schon vorbei….!“ Aber sie waren darauf „vorbereitet“ und hatten noch 2 Zugaben in petto, bei denen sie zum Schluss dann noch einmal alle in einer gemeinsamen Formation mit einer ATS- (American Tribal Style) Darbietung zur Höchstform aufliefen und das Publikum mit Schwung verabschiedeten.

Ein Besuch bei The Violet Tribe ist wie Eintauchen in eine Welt der Fantasie und schöner Bühnenbilder und von einer Musik, die vielfältiger nicht sein kann mit verzaubernden Klängen und manchmal schon fast sirenenhaftem Gesang.

Michaela, die Nebelkrähe

 

Underground Music & Bellydance präsentierte am 03.03.2012:
GRAND HOTEL
Eine akustisch-visuelle Führung durch ein
fragwürdig-phantastischerstaunliches Etablissement.

Starry Night (The ballroom)
The Gypsy Suite
Ministry of Steel
Canción Del Pirata (An uninvited guest appears)
The Steam Song Zarani (The oriental salon)
The Baroque Suite
l Think No (The hotel bar)
Spooky, spooky (The hotel swamp)
Act II, Scene II (The hotel theater)
Zugabe:
Lamma Badda
High Ideals

TVTsind:
Cinnamon Star/Bianca Stücker: Gesang,
Musik & Texte, Hackbrett,
Rauschpfeife, E-Bass, Performance
Dr. P/Oliver Pietsch:
Gitarre Svenja Pein:
Performance, Gesang,
Konzertgitarre,
Percussion
Miss Lily Qamar/Lily Dux: Performance, Hackbrett,
Gesang
Svahara Aicanór/Svenja Niedergriese:
Performance, Gesang,
Percussion

Außerdem wird das Grand Hotel bevölkert von spektakulären Gästen:
Arzo
Miss Lily Quamar
Tala
Cristina Zegarra
Katha-lndrani
Die Musik wurde geschrieben und produziert von:
Bianca Stücker
Die Gruppenchoreographien konzipierte:
Svenja Niedergriese
Für die Solo-Choreographien sind verantwortlich:
die jeweiligen Tänzerinnen
Im Handel erhältlich:
The Violet Tribe: Grand Hotel
(Equinoxe Records/ALIVE2011).
The Violet Tribe: The Violet Tribe’s Ravishing Collection
of Curios
(Equinoxe Records/ALIVE 2010)

The Violet Tribe Movie Clip Mix Köln

www.theviolettribe.de

Faun Acoustic Tour, Bochum 2012

Es ist eines der ersten Konzerte, das Faun in der Neubesetzung spielen. Sonja Drakulich und Stephan Groth feiern ihre Prämiere auf der Acoustic Tour 2012 und stellen sich dem erwartungsvollen Publikum, das in Bochum in der Christuskirche Platz genommen hat. Für Fauns Balladen ist die Kirche genau der richtige Ort, denn in ihr klingen die Lieder noch schöner und sphärischer.

Und so füllen sich an diesem Dienstagabend die Kirchenbänke und das wie immer sehr gemischte Publikum begutachtet die Bühne, auf der zum ersten Mal Sonjas Hackbrett steht. Als die Band die Bühne betritt, fallen sofort die schönen Kleider der Damen auf. Im Licht der Scheinwerfer erstrahlen Fiona und Sonja in goldenen Tönen und bilden den Kontrast zu den schwarzgekleideten Herren.

Eröffnet wird das fast 2,5 stündige Konzert von altbekannten Liedern, wie „Ne Alouj El“ und „Da Que Deus“. Sonja und Fiona harmonieren gut miteinander, aber an die zusätzliche Stimme von Stephan muss man sich erst gewöhnen. Da Sonja erst seit 2,5 Wochen in Deutschland weilt ist es auch kein Problem, dass der Text bei „Von Den Elben“ teilweise abgelesen werden muss. Bei dem umfangreichen Programm, ist es schon eine Leistung, in der kurzen Zeit alles zu lernen. Dafür schauen die anderen bei den Liedern von Stellamara ab und zu auf ihre Hilfszettel.

Da Fiona ihren Dudelsack immer dann stimmt, wenn Oliver gerade eine Ansage macht, wird von ihm gleich auf die kleine Katze hingewiesen, die dort drinnen eingesperrt ist und diese Töne von sich gibt. Auch lässt er es sich nicht nehmen zu sagen, Stephan mässe eine neue Platte in seine Drehleier einlegen, wenn dieser etwas daran verstellen muss. Und das mit seinem charakteristischen Sarkasmus, der das Publikum immer zum Lachen bringt.

Nach der Geschichte von „Herr Heinerich“ geht es in die 20 minütige Pause, die genutzt werden kann, um die ein oder andere CD zu erwerben. Aber eigentlich wollen alle nur, dass es weitergeht. Der zweite Teil des Abends bietet viel Neues. Das erste Stück „3 Wanderer“ aus dem Repertoire von Stephans Band „Liederlicher Unfug“, fügt sich gut ein und wird ohne Sonja gespielt. Danach folgt „Polska Fran Larsson“, ein rein instrumentales Stück, bei dem nur Fiona, Oliver und Stephan auf der Bühne sind. Als auch Sonja und Rüdiger wieder oben sind, folgt das Lied „Szerelem“ von Stellamara, was wie Oliver sagt eins der schwersten Stücke ist, das sie je gespielt haben. Das merkt man Faun aber gar nicht an und wird mit viel Applaus vom Publikum belohnt. Bei diesem Stück, wie auch den ganzen Abend hindurch, zeigt Stephan seine unglaublichen Fähigkeiten an der Drehleier. Fast mühelos spielt er die kompliziertesten Läufe und hat dabei immer ein Lächeln auf den Lippen. Er ist eine wahre Bereicherung für Faun.

Noch ein neues Stücke präsentieren sie mit „Subrali Sa Se Subrau“, das vierstimmig a capella gesungen wird, bevor bei „Ynis Avalach“ wieder alle zu ihren Instrumenten greifen und Rüdiger ein langes und wirklich sehr beeindruckendes Solo hinlegt. Er selbst ist ganz in Trance und auch die anderen Faune lauschen seinem Können mit einem Lächeln im Gesicht. Sein verdienter Applaus muss aber schnell wieder aufhören, da das Lied ohne Unterbrechung weitergespielt wird.

Als Oliver als letztes Stück „Cuncti Simus Concanentes“ ansagt, möchte er, da es in lateinischer Sprache ist, es auch auf Latein einzählen. Sein Versuch es mit „i, ii, iii“ zu machen, führt allerdings zu viel Gelächter im Publikum und auf der Bühne. Auch sei es möglich, dass Faun bei entsprechenden Reaktionen aus dem Publikum, noch eine Zugabe spielen werden. Und so gibt es die erste Zugabe (Tinta) und auch noch eine zweite Zugabe (Tagelied), bevor Faun mit Standing Ovations verabschiedet werden. Glückliche Gesichter auf beiden Seiten.

Die Acoustic Tour mit ihren unveröffentlichten und neuen Liedern ist wahrlich sehr schön anzuhören und gar nicht so ruhig, wie man sich so eine Tour vorstellt.

Setlist:

Ne Alouj El
Da Que Deus
Karuna
Von Den Elben
The Butterfly/Adam Lay Ibounden
Resulina
Herr Heinerich

3 Wanderer
Polska Fran Larsson
Szerelem
Halling
Subrali Sa Se Subrau
Ynis Avalach
Cuncti Simus Concanentes

Tinta

Tagelied

Omnia in Nürnberg

Eins muss ich zu meinem kleinen Omnia-Bericht und den Bildern gleich vorausschicken. Sie werden dem Abend auf keinem Fall gerecht. Denn die Energie, die bei diesem Konzert von der Bühne herunter auf die Zuschauer wirkte, und vor allem auch die Energie des Publikums, die auf die Bühne zurückreflektiert wurde, gelingt es mit keiner Kamera der Welt in Bildern einzufangen. Leider muss man sagen. Denn Omnia verwandelten den Hirsch in ein Tollhaus. War die Stimmung im letzten Jahr schon sehr gut, in diesem Jahr war die im vorderen Bereich gutgefüllte Sauna Hirsch ein echter Hexenkessel und Magier Steve und seine Flöten und der Rest von Omnia taten alles, um den Leuten einen unvergessenen Abend zu bescheren. Und dabei hatten sie, wie immer wenn sie live auf der Bühne stehen, sichtlich Spaß. Den hatte aber auch das Publikum, das nur teilweise aus Nürnberg kam, wie man spätestens nach Steves Publikumsfrage feststellen konnte. So bestand die erste Reihe neben einer ganzen Reihe von Omnia Fans, die sie schon gestern in München gesehen hatten über einer Familie aus der Nähe von Heilbronn auch aus 4 Personen aus der Ecke von Selb. Denn Dank des Festivals Mediavals, bei dem Omnia 2012 wieder eines der Highlights sein werden, hat man selbst in der kleinen Grenzstadt inzwischen mitbekommen, welch grandiose Band Omnia ist. Da maximal ein Drittel echte Nürnberger/innen waren, war die „Audience“ für Steve von nun an die „Audience partly from Nürnberg“.
Ich habe in den letzten Jahren ja schon mehrere Omnia Konzerte erlebt und in der Zeit gab es ja auch einige Besetzungswechsel und trotzdem kommt es einen vor, wie wenn Omnia immer besser und besser werden. Auch wenn vor allem Luka und Maral sicher sehr positiv in Erinnerung bleiben. Das liegt vor allem auch daran, dass Gitarrist Philip Steenbergen (diesmal mit kurzen Haaren) und Slidgeridoospieler Daphyd Sens, der in Nürnberg 1 Jähriges Bandjubiläum feiern durfte (natürlich mit Ständchen vom Publikum versteht sich) „Stenny“ immer besser ergänzen und das jüngste Bandmitglied Rob van Barschot an den Drums ebenfalls gehörig für Action sorgt. Und so klingen viele Songs in neuem Gewand mit neuer Besetzung zwar anders, aber nicht weniger reizvoll, als früher. Und man ist auch weiterhin akustisch unterwegs und versucht nicht mit allerlei elektronischen Gimiks den Sound zu verändern. Warum? Die Antwort gibt Steve im Laufe des Konzerts unter großen Jubel des Publikums mit den Worten „because we are not a bunch of pussies“.

Ein weiterer Grund liegt sicher auch im Repertoire der Band. Die neueste CD der Band „Musick and Poetree“ ist das bisher abwechslungsreichste Album und führte dazu, dass man Omnia erstmals beim Festival Medival in Selb mit zwei sehr unterschiedlichen Programmen erleben konnte. Dem ruhigen Poetry-Teil und der lauteren Rockversion. Mit der Rockversion von Omnia tourte man die letzten Wochen durch Deutschland mit dem Abschluss nun im Nürnberger Hirsch. Nach einer Pause geht es dann im Mai in Deutschland u.a in Giesen und Leipzig weiter. Wer also nicht auf Selb warten kann, oder bis dahin große Entzugserscheinungen hat, sollte mal den Konzertplan studieren. Ich befürchte ich muss das auch machen, denn bereits am nächsten Tag erfasst einen so ein komisches Gefühl von Entzug. Und zwar nicht von diesem komischen Zeug an denen sich Holländer legal erfreuen dürfen und das die Band „natürlich nicht im Backstagebereich hat, weil man ja in Deutschland ist“ ( wie Steve vor der Zugabe mitteilte) sondern nach der Omnia-Musik, die auch Tage später nicht aus dem Kopf verschwinden will. Omnia sind einfach das perfekteste holländische Rauschmittel und das völlig ohne Gesundheitsrisiken und Nebenwirkungen. Aber sie machen fraglos süchtig.

Den Tourplan sollten aber auch all diejenigen aufmerksam studieren, die diese Band noch nie gehört haben. Das ist wirklich fahrlässig, wenn man mit Musik etwas anfangen kann. Und man muss kein Mittelalterfan sein, damit einem die Musik gefüllt. Man muss sich nur einfach darauf einlassen, so wie die nette Dame neben mir, die Omnia nicht kannte und nur weil die Freundin hin wollte mitgegangen ist. Und die danach total begeistert war, wie ich das schon vielfach nun bei Konzerten erlebt habe. Und sie haben es wirklich verdient vor vollen Häusern zu spielen, weil es großartige Musiker sind, weil sie etwas zu sagen haben und weil sie ohne Angst sich unbeliebt zu machen ihre Meinung herausposauen. Da bekommen nicht nur die Herren Politiker ihr Fett ab, denen wohl nicht wenige die Hölle wünschen, weil man inzwischen mehr für den Staat , als für sich arbeitet. Das wird genauso thematisiert an diesem Abend „maybe they let you keep a little bit“, wie der Überwachungsstaat incl. Steueridentifikationsnummer ala Orwell, die „not tattooed on your forehead“ ist, noch nicht. Es wird aber auch jeder einzelne Konzertbesucher in die Pflicht genommen etwas zu tun, für eine lebenswertere Welt und für das Recht auf Individualismus. Und das macht Steve auf seine ganz eigene charmante und unterhaltsame Art, die man nur live erleben kann und die es nicht auf Platte gibt. Und ein Statement darf auf keinen Konzert fehlen „Your government tells you , you need them. This is a great lie, without you there is no Germany“

Aber zurück zum Programm das ohne die ruhigen Poetry-Songs auskommt, die sind aber nicht vergessen sondern sollen in einer eigenen Tour wieder zu Gehör kommen. Das wurde bereits im Vorfeld angekündigt, so dass auch niemand enttäuscht ist, wenn gerade sein Poetry-Lieblingssong fehlt. Das ist eh ein Problem bei Omnia mit den Lieblingssongs. Es gibt inzwischen einfach soviele gute Lieder, dass irgendwas eigentlich immer fehlt. Diesmal fraglos „The Raven“ , aber dafür gab es das Kult-Kriegslied der Band „The Morrigan“ im Zugabeteil zusammen mit Steves Liebeserklärung an seine Heimat Cornwall zu hören. „The Morrigan“ wurde lautstark durch das Publikum unterstützt und bei Cornwall sah man auch im Publikum die eine oder andere kleine Cornwall-Flagge.

Es war der Höhepunkt eines Programms voller Höhepunkte. Egal ob Free, Human, Alive, Dance until we die (mit Daphyd im Duett gesungen), Love in the Forrest usw, es folgte Highlight auf Highlight, die Stimmung im Publikum und bei der Band stieg und stieg und Jenny hab ich selten so ausgelassen und fröhlich strahlend gesehen wie an diesem Abend. Egal ob an der Harfe, am Keyboard oder tanzend und trommelt sie sprühte nur so vor Energie.

Was das Erlebnis Omnia außerdem noch ausmacht, ist der optische Eindruck, das Licht und vor allem natürlich der Ton. Und alles war, wie man es von Omnia gewöhnt ist, einfach perfekt. Einen großen Fehler hatte der Abend trotzdem, er ging viel zu schnell zu Ende, auch wenn sich die Jungs und Jenny natürlich auch danach wieder viel Zeit für ihr Publikum nahmen und fleißig Autogramme schrieben. Und wie es bei einem Entzug halt so ist, nach der Vorfreude und dem Höhepunkt Konzert folgt die nächsten Tage erst mal Ernüchterung, weil der nächste Live-Auftritt mal wieder viel zu lange dauert. Zwar gibt es Omnia bis dahin auf CD, mit live zu vergleichen ist das aber leider nicht. Omnia sind eine geniale Live-Band mit extrem hohen Unterhaltungswert, geboren für die Bühne und ein echtes Muss, nicht nur für Pagan-Folk, Gothic, Mittelalter und Folkmusikfreunde sondern für alle, die Musik lieben. Und jedes Konzert kann man etwas neues lernen. Diesmal den Unterschied zwischen Pogo und Pagan Pogo. Der Anfang ist der gleiche , hüpfen , tanzen , durchdrehen zur Musik aber fällt einer neben Dir hin „pick him up“ wie Steve erkärte. Als dann nach dem vermeintlichen Konzertende die Musik einsetzte , ein unträgliches Zeichen , dass das Konzert nun zu Ende ist, hatte das Publikum noch immer nicht genug. Und so ließen sich Omnia erweichen, sicher auch ein Ausdruck dafür, wieviel Spaß man an diesem Abend selbst hatte und es gab das Sahnehäubchen oben drauf mit einer weiteren Zugabe, die stürmisch gefeiert wurde und fast nahtlos nach einem Erfrischungsweizen in die Autogrammstunde überging.

Bernd Sonntag

Harpyie

Ich freue mich sehr, als erste ein Interview mit der neuen Band „Harpyie“ führen zu dürfen. Treffpunkt ist der Probenraum der Band. Auf die Probe und die Songs bin ich sehr gespannt!

Ihr nennt euch Harpyie. Diesen Namen habe ich mal bei einer Suchmaschine eingegeben und eine Erklärung gefunden. Eine Harpyie ist der mächtigste Adler der Erde. Wie kommt ihr auf den Namen und in welchem Kontext steht er zu euch? Oder gibt es eine ganz andere Erklärung?
Mechthild: Es war mein Urlaub auf Kreta, da begegnete ich!!!!.
Aello: Wir haben ein Brainstorming gemacht. Der Bandname sollte etwas „reißerisches“ haben. Es ging um geflügelte Worte und Mythologie. Ja und dann war der Bandname Harpyie geboren.
Eine Harpyie ( „Reißer“, lateinisch harpeia) ist ein geflügeltes Mischwesen der griechischen Mythologie.

Wer ist Harpyie?
Aello stellt mir die Harpyien vor:
Ocypus, der Schnellfüßige (oder schwarzer Moderkäfer), Schlagzeug, Percussion, Gesang
Podargo , der Schnellfliegende Gitarre, Laute
Aello, die Windböe, Gesang, Schalmei
Gyronimus, der Basstard, Bass
Garik Sturmbringer, Sackpfeifen, Flöten
Michael von Ullrichstein, Sackpfeifen, Flöten
Mechthild Hexengeige, Geige, Gesang

Wie habt ihr zusammengefunden?
Aello: Ein paar von uns kannten sich vorher schon, der Rest hat auf ein Zeitungsinserat geantwortet. Und nun spielen wir zusammen.

Welche Art der Musik macht ihr?
Jetzt antwortet fast jeder mal: Es ist eine Mischung aus verschiedenen Musikrichtungen. So richtig festlegen wollen wir uns nicht. Man kann es als eine Mischung aus Mittelalterrock und Folkmetal bezeichnen.

Anfang 2012 kommt eure erste CD „Blindflug“ auf den Markt. Was erwartet uns?
Aello: Ein frischer Wind wird über die Hörer hinwegfegen. Druckvoll und leicht und transparent wie Luft. Es wird aber auch ruhigere Stücke geben.
Blindflug ist für uns ein „Dokument“ des Zusammenkommens, des Findens! Wir sind 7 Vögel, die in der Musik Zusammenhalt finden.

Wo und wann kann man euch live erleben?
Gyronimus: Unser erstes Live-Konzert ist am 17.03.12 in Hamburg. Wir freuen uns riesig und sind total gespannt:
Taverna Cerritus mit Harpyie und Drachenflug
Samstag, 17. März 2012 um 20:00
Kulturpalast Hamburg

Was gibt es noch zu Harpyie zu sagen und worauf können wir uns freuen?
Aello: Wir machen es ein wenig anders, wie andere Bands: Unser Konzept und die nötigen Vorbereitungen sollen komplett abgeschlossen sein, dann geht es auf die Bühne. Mittlerweile haben wir auch das erste Fotoshooting hinter uns und der Merchandise läuft auf Hochtouren. Auch das erste Musikvideo ist fertig.
Also, Bühnen der Festivals, wir kommen angerauscht!!!!!!

Danke für den netten Abend mit guter Musik und viel Harpyien-Spaß. Vielleicht gibt es ja nach dem ersten Konzert ein zweites Interview mit euch.

Am 24.03.12 findet das CD-Release mit Harpyie, TrRollheimen und Vogelfrey in Bad Oeynhausen statt. Hier gibt es Karten:
Link

Weitere Infos zur Band:
zur Bandseite
bei Facebook

(Inge Becker, 02.11.11)

Corvus Corax

Corvus Corax
Sverker-Tour
Interview mit Castus am 09.12.2011 in der
Christuskirche Bochum
Mit einer Ansprache von Castus über den Ursprung der nordischen Lieder wurde das Konzert feierlich und leise eingeleitet, um dann mit bombastischem Paukendröhnen erst einmal gehörig Spannung aufzubauen. Dazu kamen die sieben Musiker mit einem neuen Fantasie – Bühnenoutfit auf die Bühne, nämlich eine Art Schottenröcke und die Gesichter hinter eigenartigen altertümlichen Masken verborgen. Wenn mich nicht alles täuscht, war es eine alte Indische Hochzeitsmaske, die Castus vor seinem Gesicht trug, mit langen nach vorne fallenden Haartroddeln, unter die er das Mikrofon schieben musste. Die gleiche Maske, die auch das schöne nackte Mädchen auf dem Cover von der neuen CD „Sverker“ trägt.
Auf jeden Fall haben sie es von Anfang an geschafft, dass alle Blicke gebannt auf die Bühne starrten. Hinzu kam natürlich das besondere Ambiente der Kirchenatmosphäre, was aber wie immer bei Corvus Corax die Fans nicht vom Tanzen und Feiern abhalten lässt. Im Gegenteil- sie ließen sich wie immer zum Trinken, Mitsingen und -grölen von der Band auffordern. Zumal bei dem Lied „Trinkt vom Met“ echter Met aus einem Horn, was zuvor noch laut erklang, für jeden der wollte, ausgeschenkt wurde.
Schon beim Reinhören der neuen Sverker war ich begeistert von dem neuerdings nordischen Einfluss der Lieder, was sich beim Konzert der „Sverker-Tour“ dann durch die gelungene Show bestätigte. Mystisch und zugleich faszinierend, aber in der gewohnten Corvus Corax Art und Weise, macht es Spaß und gute Laune dabei zu sein. Mir auf jeden Fall auch mehrmals, denn ich war auch in der Passionskirche in Berlin dabei. Dort spielt Corvus Corax jedes Jahr zu Weihnachten auf bis zu 3 hintereinander folgenden Tagen vor vollem Haus, mit einer noch besseren Akustik als schon in der Christuskirche in Bochum.
Nach dem Konzert in Bochum habe ich mich an Castus‘ Rockzipfel gehängt und durfte ihm nach der üblichen Belagerung durch seine Fans noch schnell ein paar Fragen stellen:

*Was hat Euch zu Eurer neuen CD inspiriert?

Also die Sammlung dieser gesamten Texte ging über 15 Jahre. Eigentlich sogar noch länger.
Als wir 1993 die CD „Inter Deum et Diabolum Semper Musica Est“ gemacht haben, da gab es einige Sachen, die konnten wir da nicht mitnehmen, die waren einfach zu martialisch und zu nordisch. Das hat nicht mehr in die CD reingepasst. Und so habe ich mich dafür verantwortlich gefühlt und sie die ganzen Jahre über gesammelt.

*Wo hast Du sie z.B. gesammelt, bzw. gefunden?

Ich bin viel in Bibliotheken und in Klöstern unterwegs, oder auch bei Freunden, die irgendwelche Wissenschaftler sind, wie Geschichtsprofessoren, oder so.

*Also weniger in Kneipen oder in den Ländern selber?

Nein weniger. Wir waren selber noch nicht in den Ländern. Das ist vielleicht jetzt ein Grund dort auch mal unterwegs zu sein. Also, Wim war schon mal in Irland und in Schottland.

*Also in Norwegen und Dänemark noch nicht?

Nein. Ich bin gerade nach Island eingeladen worden.
Andis Halla, die uns auf unserer CD gesanglich unterstützt, singt auch bei „Apassionata“ die Hauptstimme. Sie hat mir das Altnordische beigebracht. Sie kennt sich damit sehr gut aus. Es ist so ähnlich wie Isländisch, nur noch uriger. Sie kannte sich durch ihre Gesangsausbildung damit aus und hat mir geholfen. Sie ist eine gute Freundin und hat mich jetzt eingeladen zum Nordlichter gucken in Island, ein Traum.

*Passiert in dieser Richtung musikalisch dann noch mehr?

Oah, jaa. Wir haben immer ganz viele Ideen, dafür ist Corvus Corax ja bekannt, dass wir nicht einschlafen und nicht nur eine Sache machen.

*Aber live kann Andis Halla mit ihrer grandiosen Stimme nicht dabei sein?

Tja, wir würden uns freuen, aber man weiß ja, wie viel die „Apassionata“
unterwegs ist. In den USA gibt es jetzt 60 Termine, aber sie hat auch gar keine Lust jetzt soviel zu machen, weil sie selber auch noch ein Soloprojekt hat. Also sie wäre schon gerne dabei, aber es geht gar nicht.

*Sie ist nicht die Frau mit der Maske auf dem Booklet Eurer CD?
Nein.

*Wird verraten, wer das ist?

Nö, das ist ein Model.

*Was habt Ihr mit der Königlich Dänischen Botschaft zu tun?

Die Königlich Dänische Botschaft hat uns weitergeholfen mit der Aussprache der Texte. Wir haben die alten Texte gehabt, nur wie spricht man Altdänisch mit Färöischem Akzent aus?
Teilweise sind die Texte aus Bibliotheken, teilweise sind es alte Schriften von den Färöern Inseln. Die haben dort vor 150 Jahren noch eine fast mittelalterliche Musikkultur gehabt. Das ist natürlich sehr interessant für uns gewesen, diese alte Folklore, die zum Teil noch auf Wachswalzen überliefert ist.
Da haben wir über die Königlich Dänische Botschaft Leute gesucht, die uns die Aussprache beibringen, und auch gefunden. Neben der Königlich Dänischen Botschaft in Berlin befinden sich auch andere Nordische Botschaften, wie die von Island und dort haben wir Leute gefunden.

*Aber die Gruppe Valravn hat Euch jetzt nicht dazu inspiriert?

Kenn ich nicht! Neeh.

*Die musst Du unbedingt kennenlernen, weil die Sängerin kommt von den Färöer Inseln.

So! Dann wird sie das im Blute haben, was wir in mühsamer Kleinarbeit recherchiert haben. Gut, sie wird sicherlich nicht das Sverker – Lied so singen, wie wir.
Das interessiert mich natürlich, denn sie hätte mir diesen Färöischen Akzent beibringen können.

*Kannst du zu den einzelnen Liedern was sagen, oder übersetzen?

„Gjallarhorni“ – das ist das Kampfhorn. Das ist ein Text aus der Völuspä.
Die Völuspä ist im Prinzip die Ur-Edda. Die Edda wurde in der christlichen Zeit aufgeschrieben und die Völuspä stammt aus dem 10. Jahrhundert , als die Wikinger dachten, dass die Welt untergeht. Sie sind dann alle zum christlichen Glauben gewechselt, weil sie gehürt hatten, dass man dann aufersteht, nach dem Weltuntergang.
In der Völuspä erfolgt die Beschreibung des Weltunterganges und der Welt danach. Das Gimli ist dann sozusagen das goldene Zeitalter danach und wird im letzten Song beschrieben. Gjallarhorni ist aus der Zeit des Ragnarök, das heißt des Weltuntergangs.

Bei „Sverker“ geht es um den Dänenkönig Sverker, der gesagt hat: „Nimmt ein Ritter das Schwert in die Hand, dann weinen so viele.“ Also man sollte, bevor man zuschlägt, erst mal reden.

Das dritte ist „Fiach Dubh“- der Ruf des Raben. Vom schwarzen Vogel, der auf der Weide steht und über die Weite ruft.

*Was ist das für eine Sprache?

Das ist Alt- Gälisch.
Und „Sverker“ ist Alt- Dänisch, Färöisch.
„Trinkt vom Met“ ist Deutsch, ein alter Wikingerspruch, den wir bearbeitet haben.
„The Drinking Loving Dancers“ ist ein alter Keltischer Spruch, den wir ins Englische übersetzt haben.
„L‘ Mbealtaine“ ist das bekannte irische Frühlingsfest, in Alt-Gälisch.

„Haufrue“ ist Alt- Dänisch. Das ist das Lied der Nixe, die vom Dänenkönig gefangen wurde:
Denn die Frau des Dänenkönigs kann keine Kinder bekommen und die Nixe soll ihm 5 Söhne gebären. Und wenn sie die Söhne geboren hat, dann wird sie wieder freigelassen. Das ist der Deal, aber die Königin ist krank und nicht froh darüber und und eifersüchtig. Sie redet darüber mit der Nixe und die Nixe will das auch alles gar nicht. Das ist also die Geschichte und zum Schluss sind alle im Himmel!

„Baldr“:
Nach dem Ragnarök sind alle Götter tot. Odin, Thor, alle sind tot. Nur der eine Sohn von Odin, nämlich Baldr steht auf. Eine sehr interessante Geschichte, denn es ist zur Zeit der Christianisierung entstanden. So haben sie wahrscheinlich ihre eigene Religion mit der christlichen verbunden. Es ist wie der Gottessohn, der aufersteht, nur bei den Wikingern heißt er Baldr.

*In welcher Sprache ist das?

„Baldr“ ist Alt- Nordisch. Die Wikinger haben im 8. Jahrhundert alle Alt- Nordisch gesprochen. Die Isländer sind die einzigen, die heute noch so ähnlich sprechen. Durch die Christianisierung und die Lateinischen Einflüsse haben sich die Sprachen verändert.

Dann haben wir das „Ragnarök“, wie gesagt der Weltuntergang und das Gimli, das Goldene Zeitalter danach.

„Tjgundi bii „. Es ist so ähnlich, wie das Taghorn aus dem Mittelalter. Es sind nur Hörner, die man hört. Einmal die, die wir aus Antilopenhörnern gebaut haben und diese Riesenhörner. Es ist einfach ein schönes Musikstück, was typisch nordisch ist.

„N’Lama Sa“ ist Alt- Gälisch oder Mittelhoch- Gälisch und eine Hommage an unsere Ahnen. Es geht dabei ums Altern, in Würde altern mit Stolz.

*Stimmt mein Eindruck, dass Ihr Euch so ein wenig aus der Ecke, der wilden Spielleute mit ihren Trinkliedern von „Wein, Weib und Gesang“ wegbewegt, hin zu gefühlvolleren und leiseren Weisen?

*Nee, stimmt nicht! Denn wenn Du an unser Bühnenprogramm denkst, haben wir ja zwischendurch, was sonst auch keiner macht, Met ausgeschenkt. Wir mixen das. Wir sind eben „Venus, Vina, Musica“, das ist Corvus Corax. Wir wollen becircen, wir wollen die Hohe Minne. Das ist die Liebe, wobei sich die Körper nicht berühren. Aber auch die Niedere Minne. Wir sind zu allen Schandtaten bereit. Das ist Corvus Corax und auch immer gewesen.
Natürlich ist es auch so, dass wir uns jetzt auch weiterentwickeln konnten, und zwar dadurch, dass wir jetzt diesen Besetzungswechsel hatten, der uns ja guttat, weil wir sind musikalisch nicht mehr so eingegrenzt. Wir sind alle gute Musiker und brauchen keine Rücksicht mehr auf Leute nehmen, die viele Sachen nicht können.

*Mehr Gesang war aber jetzt auch dabei. Ich hatte das Gefühl, dass du Deine Stimme mehr dazu benutzt hast, um zu zeigen, was Du drauf hast.

Ja, denn man braucht auch nicht mehr diskutieren mit Leuten, die keinen Geschmack haben.

*Wie waren die ersten 3 Sverkerauftritte? Waren die auch so gut besucht?

In Leipzig war ja Premiere. Großartig! In Magdeburg auch, großartig!
Von gestern rede ich nicht. Die Leute hatten gute Laune, die haben es nicht mitgekriegt.
Das ist immer so ein Problem. Wir sind auch gerade erst aus Mexiko zurÜck. Die beiden Muggen vorher (Mugge heißt „musikalisches Gelegenheitsgeschäft“), die waren gro?artig. Aber gestern hatten wir ein extremes Stimmungsproblem.
Was heute wohl ok war, weil die Kirche trocken und kalt war. Heute war deshalb vielleicht nicht so ein hei?es Feeling unter den Leuten, aber das ist fÜr die Instrumente sehr gut.
Unsere Instrumente sind ja alles Naturinstrumente. Wenn die irgendein Problem haben, kriegen wir auch das Problem. Saiteninstrumente und Blasinstrumente gehen bei Hitze und bei Kälte auseinander. Wenn es warm wird, werden Saiteninstrumente tiefer und Blasinstrumente höher. Und gestern hatten wir es dann auch noch so, dass die Blasinstrumente sich auch noch unterschiedlich zueinander verstimmt haben. Das sind auch noch Nachwehen von Mexiko.
Und dann haben wir ja auch zum Teil ganz neue Instrumente eingesetzt.
Die ganzen Hörner sind neu. Wir machen es ja gerne, aber das ist natürlich auch eine Herausforderung, wenn man neue Instrumente spielt.
Ich weiß nicht, ob den Leuten das mit der Stimmung aufgefallen ist.
Wir spielen jetzt mehr die größeren Säcke und das ist es auch, was Corvus Corax neu ausmacht, es klingt alles etwas tiefer und martialischer.
Wir sind so geblieben so wie wir sind, aber musikalisch haben wir uns darauf besonnen, was wir wirklich können. Diese großen Dudelsäcke zu spielen fordert mehr Kraft und auch mehr Geschicklichkeit. Das kann man eben auch nicht mit jedem machen.

*Noch ein paar Fragen zu Mexiko:
Wie war es in Mexiko und Mexiko-City?

Also Mexiko war großartig! Als wir angekommen sind, hatten wir gar keine Zeit uns zu akklimatisieren, sondern sind direkt weitergeflogen nach Hermosillo. Dort haben wir am ersten Tag mit Berlinskibeat gespielt, am nächsten Tag mit Corvus Corax.
40 Grad im Schatten und alle unsere Instrumente sind dadurch so dermaßen hoch geworden, dass es bei Berlinskibeat ein leichtes Problem gab. Aber das haben wir alles gemeistert.
Bei Corvus Corax war es noch wärmer. Aber egal, es ist von Vorteil, dass wir in Wim einen Instrumentenbauer haben. Sie sind alle zusammen gebaut worden und sind auch alle zusammen höher gegangen. So waren wir dann 10 Cent höher als normal.
Am zweiten Tag von Berlinskibeat habe ich den Leuten gesagt, „Kommt morgen alle wieder und bringt noch jemanden mit“. Am nächsten Tag musste die Polizei dann die Hauptstraße absperren, denn das Konzert fand an der Hauptstraße statt. Das haben die aber gerne gemacht und es war der ganze Platz voll, 10- oder 15-tausend Leute! Man konnte nicht wirklich sehen, wie viel Leute da waren, das verschwamm im Dunkeln.

*10- bis 15-tausend?

Ja, das ist da so in Mexiko!
Dann sind wir erst mal zurückgeflogen und hatten einen Auftritt mit der Cantus Buranus in Metepec. Das ist in den Bergen, von Mexiko-City 2 – Stunden entfernt.
Ein großartiger Auftritt, die Cantus Buranus wie ein Rockkonzert! Die kannten Cantus Buranus irgendwie aus dem Internet und haben dann teilweise mitgegrölt. Das ging dann ab, als ob die da alle Pilze genommen hätten!
Dann ging es dann weiter nach Mexiko-City. Da hatten wir eine große Halle, die war ausverkauft mit Cantus Buranus. Das war das einzige Konzert, das mit Eintritt war.
Ansonsten hatten uns die Städte eingekauft, sozusagen als Geschenk ans mexikanische Volk. So was machen wir sehr gerne, weil die Mexikaner sehr dankbar sind für so was.
In Metepec haben wir noch mit Panteön Roccocö zusammengespielt. Also nicht ich, sondern nur Wim und Vit und wir werden mit denen sicherlich mal irgendwann auf Tour gehen. Die sind in Mexiko soo bekannt. Die kann man im Prinzip hier vergleichen mit den Ärzten. Das ist Ska mit Bläsern, das passt sehr gut zu Berlinskibeat.
Ja, also in Mexiko:
ausverkauftes Haus, großartige Show, großartiges Orchester, auch in Metepec. Unterschiedliche Chöre und Orchester von da, aber großartig!

*Das geht so ohne Proben?

Wir haben ja geprobt. Aber wir haben denen auch die Partitur rüber geschickt. Und der Dirigent hat mit denen auch noch einen Tag vorher geprobt. Es geht. Es steht alles in den Noten. Unser musikalisches Geheimnis haben wir sozusagen in Noten gebannt.
Und dann haben wir in Valle de Bravo gespielt, den ersten Tag mit Cantus Buranus. Eine große Bühne, ein bisschen wie eine Arena aufgebaut, sodass die Leute, von oben herunter geguckt haben und das war auch wieder für umsonst.
Dort gibt es einen See, den haben sie in den Fünfzigern aufgestaut und dort wohnen wenig Leute.
Am Wochenende kommen die reichen Mexiko-City-Leute und machen da ihre Party. Wir haben am Wochenende gespielt, so war es ein Mix aus den Reichen und den armen Spielleuten. Und wir hatten unseren Spaß.
Mit der Cantus Buranus, das war schon mal großartig! Aber am nächsten Tag mit Berlinskibeat, sozusagen unser Abschlusskonzert, das war wirklich so der Hammer! Die wollten uns nicht von der Bühne lassen! Aber wir haben mit Berlinskibeat noch nicht wirklich so ein großes Repertoire. Wir sind ja noch eine Schülerband, wir sind ja noch relativ jung. Wir mussten „Champagner für alle“ dann nochmal spielen.
Unsere Zugaben, die hörten nicht auf. Das war großartig und auch ein schönes „Aufwiedersehn“, denn wir werden im April und Oktober Mexiko wieder sehen!

*Gibt es denn in Mexiko überhaupt eine richtige Mittelalterszene?

Ja! Da gibt es sogar Mittelalterbands, die sich noch wirklich in der Geschichte auch auskennen. Denn hier kennen ja nur wenige noch die Geschichte.
Wim und ich waren ja die ersten, die hier mit Dudelsack und Trommel rumgezogen sind und den Leuten gesagt haben, wir wollen nicht das verfuckte akademische Mittelalter , was auch seine Berechtigung hat. Sondern wir sind Spielleute, das heißt Rockmusik des Mittelalters.
Das ist ja Corvus Corax, die weltliche Musik, einfach Partymusik. Das gab es vor Corvus Corax noch nicht, außer im Mittelalter. Also wir haben das Mittelalter sozusagen neu erfunden.

*Was spielen die denn in Mexiko?

Die spielen da Geitars. Das sind diese spanischen Dudelsäcke und die spielen Corvus Corax nach. Die machen unsere Musik nach.
Aber wir haben da sehr viele Freunde. Und wir haben denen jetzt gesagt: „Lasst uns doch mal darüber nachdenken, wie das wäre, wenn ihr jetzt den Einfluss der Azteken und der Mayas nehmt und mit unserer Musik mischt!“ Und das wird gerade gemacht. Das finden wir sehr interessant.

*Habt Ihr Euch da schon mit irgendwelchen Musikern so angefreundet, dass ihr vielleicht mal ein Projekt zusammen macht?

Doch, kann passieren! Weil wir ja viel in Mexiko sind und uns das Land überhaupt gefüllt und die Leute fetzen.

* Was konntest Du Dir bisher von Mexiko anschauen, was hast Du bis jetzt gesehen?

Die Frage geht zu weit, weil ich war diese Jahr dreimal in Mexiko.

*Also von Sehenswürdigkeiten hast Du schon alles gesehen?

Alles! Jaa, noch nicht alles, aber viel, ich kenne die Aztekenpyramiden, ich kenne die Mayapyramiden. Ich war in Yucatán tauchen. Ich habe vor Belize geschwommen, aber das ist gefährlich, was ich da gemacht habe. Da war so ein Unwetter und ich wurde durch die Strömung abgetrieben. Das war gefährlich, aber ich leb‘ ja noch. Und es gibt da auch Krokodile, aber die mögen Spielleute wohl nicht. Spielleute haben einen bitteren Nachgeschmack.

*Der Song Ragnarök wurde von Euch so beschrieben, dass es der perfekte
Soundtrack für eine denkwürdige Weltuntergangsparty sein könnte. Wann veranstalten wir diese Weltuntergangsparty mit Euch?

Ich weiß jetzt auch nicht wie angstvoll die Welt ist, weil nächstes Jahr am 25.(21.) Dezember ja die Welt untergeht, laut Mayakalender.
Wir haben mit den Mayas geredet und uns haben die gesagt: „Das ist ja Quatsch, nur der Kalender ist da zu Ende.“
Also geht’s da natürlich weiter! Ich denke mal:
Wir werden sicherlich eine Weltuntergangsparty machen in Berlin!

*Ich wäre auf jeden Fall sehr dafür und auch dabei!

Wir werden nächstes Jahr auch sicherlich wieder in der Passionskirche spielen, hoffe ich. Und die Weltuntergangsparty werden wir einfach auch machen und das wird sicher am 25. sein.
Und wir hoffen, dass ganz viele Mexikaner vorbeikommen. Oder es kann auch sein, das wir das in Mexiko machen, aber das glaube ich eher nicht.

*… -Dankeschöön!

Bitteschöön!
Michaela, die Nebelkrähe

www.corvuscorax.de

Sverker
Trackliste:

01 Intro Gjallarhorni
02 Gjallarhorni
03 Sverker
04 Fiach Oubh
05 Trinkt Vom Met
06 The Drinking Loving Dancers
07 L‘ á Mbealtaine
08 Haufrue
09 Baldr
10 Ragnarök
11 Tjgundi Bii
12 Né Láma-Sa

Sverker – Tourdaten:

16.02.12 Hamburg – Knust
17.02.12 Wilhelmshaven – Pumpwerk
18.02.12 Bremen – Lagerhaus

23.02.12 Frankfurt – Nachtleben
24.02.12 Wuppertal – LCB
25.02.12 Kaiserslautern – Kammgarn

01.03.12 Cottbus – Gladhouse
02.03.12 Ingolstadt – Eventhalle Westpark
03.03.12 Annaberg-Buchholz – Alte Brauerei

09.03.12 CH Pratteln – Z7
10.03.12 Herford – X
11.03.12 Celle – CD Kaserne

Valravn

Valravn
– Interview
auf dem Folklorefest in Krefeld am 03.09.2011

Valravn, mit der vor Lebensfreude und Esprit sprühenden Sängerin Anna-Katrin ist seltsamerweise in der deutschen Mittelalterszene noch ziemlich unbekannt. Vielleicht kommt es daher, dass sie sich musikalisch nicht eindeutig einordnen lassen und aus einer uns noch weniger bekannten Region stammen. Ursprünglich kommt Ann-Kathrin Egilströd von den Färöer-Inseln, das ist eine im Mittelalter entdeckte und besiedelte Inselgruppe im Nordatlantik zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island.
(Die Bewohner werden Färinger genannt (selten: Färöer). Sie sprechen die färöische Sprache, die aus dem Altwestnordischen stammt und mit Isländisch und Norwegisch verwandt ist. Die Färinger sehen sich als Nachfahren aus der Wikingerzeit auf den Färöern und als eigenständiges Volk, nicht als Dänen.)
Nun aber leben und arbeiten sie alle in Dänemark. Dementsprechend kommen auch ihre Lieder aus dem hohen Norden und erklingen in fremdländischen Sprachen. Von alten Mythen und Geschichten handeln sie und haben nicht selten eine traditionelle Herkunft, traditionelle Folksongs aus Dänemark, Island und den Färöern – neu interpretiert. Dabei verwenden sie neben traditionellen Instrumenten wie Nyckelharpa, Viola, Davul, Flöten und diversen Percussion-Instrumenten auch elektronische Samples und Keyboard-Elemente. Zudem arrangiert die Band nicht nur altes Liedgut neu, sondern komponiert auch eigene Stücke.
Zum festen Bestandteil der Band gehören außerdem noch Christopher Juul (auch bekannt von Euzen) und Juan Pino.

Valravn, befreundet mit Faun und Omnia, können sich durchaus mit diesen messen. Eine Nominierung in den Kategorien Album des Jahres, Künstler des Jahres und Debütalbum des Jahres bei den Danish Music Awards 2008
haben sie bereits vorzuweisen.
Eine vielversprechende junge Band, die mit Ihrem ganz eigenem Stil das Bild der Mittelalterszene noch bunter und vielfältiger, musikalisch
anspruchsvoller macht.

Noch ganz gefangen von der auch das „Normalo“-Publikum begeisternden Ausstrahlung der Sängerin, durfte ich ihr nach ihrem faszinierendem Auftritt auf dem Krefelder Stadtfolklorefest einige Fragen Stellen:

*Was für Probleme waren das heute auf der Bühne?

Es gab technische Probleme mit der Stage- Crew, die irgendwie eine Verbindung nicht hinkriegten…ich weiß auch nicht.

*Hat Dich diese Sache gestresst?

Für uns ist es schön, wenn wir anfangen können, wenn wir fertig sind. Aber die Bühne war noch nicht fertig, so mussten wir warten. Aber das Wichtigste war, dass das Publikum nicht gestresst war. Das Publikum war ok, dann sind wir auch ok.
*Was bedeutet „Valravn“?

„Valravn“ bedeutet Folgendes:
Das Wort ist aus der Nordischen Mythologie und es ist ein Mann, der sich in einen Raben verwandelt hat. Für uns ist es ein Symbol für Transformation.

*Wo bist Du aufgewachsen?

Auf den Färöer Islands. Sie sind nahe Island, ein kleines Land.

*Und lebst Du immer noch dort?

Nein, ich lebe jetzt in Dänemark, um zu studieren.

*Was studierst Du?

Ich habe gerade mit Elektronischer Komposition angefangen. (Electronic Compsition) Am Konservatorium.

*Und die anderen Bandmitglieder?

Sie arbeiten als Musiker. Mit den Bands.

*und sie leben in der selben Gegend, wie Du?

Ja, als wir anfingen, haben wir alle in Kopenhagen gewohnt. Nun leben wir alle an verschiedenen Orten in Dänemark.

*Und wie habt Ihr Euch kennengelernt? Z.B. Maria von „Euzen“, sie singt bei Euch ab und zu.

Maria kommt aus Norwegen und ist die Freundin von Christopher Juul. Er macht die Elektronik bei uns.

*Wie bist Du zur Musik gekommen? Wie hast Du angefangen?

Ich habe als Kind, als junger Teenager angefangen. Ich habe nur für mich selbst gesungen, nicht in der Öffentlichkeit. Das kam erst später. Ich habe am Theater gearbeitet. Und Du arbeitest da mit der Stimme und da habe ich auch gesungen vor den Leuten und das war der eigentliche Start.

*Haben Deine Eltern auch mit Musik zu tun?

Mein Vater ist Maler. Er macht auch Musik, aber nicht beruflich. Ich habe 2 Brüder und eine Schwester. Meine Schwester ist auch Künstlerin und mein Bruder macht auch Musik, aber nicht beruflich. Die Familie meines Vaters ist sehr kreativ, sie machen Musik und malen.

*Wie bekannt bist Du auf den Färöer Inseln? Und wo bist Du am bekanntesten? In Deutschland?

Ich denke am bekanntesten ist die Band in Dänemark. In Dänemark und in Deutschland. Wir haben jede Menge Gigs in Dänemark und in Deutschland.

*Was denkst Du ist der Unterschied zwischen dem Publikum in Dänemark und dem in Deutschland?

Das ist schwer zu beantworten, denn jede Stadt in Deutschland ist schon anders. Die Leute sind immer sehr offen, deswegen ist es immer spannend, nicht zu wissen, was passieren wird.

*Wann habt ihr das erste Mal in Deutschland gespielt?

Ich weiß nicht mehr genau, es ist schon ein paar Jahre her.

*Magst Du Deutschland und unser Wetter?

Oh ja ich mag Deutschland, heute ist Sommer hier, so schönes Sommerwetter. Ich kann heute hier in meinem kleinen Kleid nachts herumlaufen. Das kann ich nicht in Dänemark, da ist es so kalt. Auch der Sommer war kalt.Ja, heute ist es wunderschön!

*Wie nennt ihr Eure Musik?

Wir nennen es Folktronica. (ein musikalisches Subgenre, das für eine Verschmelzung von Electronica und Folk steht )

*Deine Stimme hört sich ein bisschen wie die von Björk an.

Ja das habe ich schon einmal gehört.

*Und was denkst darüber? Ist es typisch für die Stimmen aus dem Norden?

Ich denke schon. Sie ist von Island. Es ist in der Nähe von den Färöern Inseln. Aber ich denke, sobald Du ein wenig mit Deiner Stimme experimentierst und aus dem Norden kommst, wirst Du immer mit Björk verglichen, das passiert nicht nur mir so.

*Was ist das für ein Apparat mit dem Du auf der Bühne arbeitest?

Du meinst das mit der Stimme. Ich habe da 3 verschiedene Sound-Effekte mit denen ich arbeiten kann.

*Ich mag Deine Outfits. Machst Du sie selber?

Oh nein, dieses hier habe ich in Berlin gefunden in einem Vintage-shop.

*Und das auf dem Castlefest, das war sehr ausgefallen. Es steht Dir sehr gut.

Das Schwarze, das ist ein Designerstück von den Färöer Inseln, das Lable nennt sich „Gudrun & Gudrun“ und sie haben es mir gegeben. Und ich mag es schöne Kleider zu finden. Es haben auch schon zwei andere Designer mir Kleider gegeben. Ich mag sie!

*Es sieht so aus, als ob Du selber eine Menge Spaß auf der Bühne hättest. Du versprühst so viel Lebensfreude dabei, was sich auch unweigerlich aufs Publikum überträgt.

Ja, das habe ich. Es ist wie ein Freiraum auf der Bühne, um sich zu entfalten. Es macht Spaß unsere Lieder dem Publikum zu präsentieren. Ja ich mag das.

*Was machst Du gerne in Deiner Freizeit?

Ich lese gerne und ich mag sehr gerne Essen, auch zu kochen. Ich mag eine Menge Dinge! Ich mag auch gerne Musik hören.

*Welche Musikrichtung?

Jede Art von Musik. Ich entdecke gerne Musik, ich entdecke gerne neue Dinge.
Aber es sehr schwierig meine Freizeit von meiner Arbeitszeit zu trennen.
Es ist eigentlich das Gleiche. Ich glaube, nur wenn ich esse, denke ich nicht ans Arbeiten.

*Wo holst Du Dir Deine Inspirationen?

Ich glaube die Inspiration kommt viel , wenn wir zusammen sind und improvisieren, dann findet sich eine Melodie und wir machen einen Song. Es ist sehr unterschiedlich.

*Hast Du ein Vorbild?

Ich habe ein Menge Vorbilder. Ich denke, mein größtes Vorbild ist in Deutschland Hildegard von Bingen. Ich mag sie sehr. Sie ist sehr inspirierend.

*Was stresst Dich auf einer Tour? Was magst Du nicht?

Wenn etwas nicht pünktlich klappt, wie heute die Technik.
Aber wenn Du dann das Publikum genau triffst (wie heute) und es entsteht eine Art von Magie zwischen der Bühne und dem Publikum, das macht Spaß!

*Wie war es heute für Euch? Das Publikum war doch völlig anders als bei Eurem Auftritt auf dem Castlefest in Holland.

Ja es war völlig anders, aber die Leute waren nett. Auf das Castlefest kommen die Leute bewusst, weil sie die Musik lieben und die Atmosphäre. Hier ist es ein Stadtfest und viele Leute kennen uns nicht. Sie sind hierher gekommen einfach um zu feiern.

* Aber es hat den Leuten gefallen.

Und uns gefiel das Publikum.

*Was für Pläne und Träume hast Du für die Zukunft?

Meine Pläne jetzt gerade sind, eine kleine Pause zu machen und dann mit der Arbeit an neuem Material zu starten , dann eine neue CD zu machen und dann wieder zu kommen.

*Wann wird das sein?

Ich weiß es nicht. Die Zeit wird es bringen. Wir brauchen etwas Zeit für neue Inspirationen.

*Hast Du auch schon mal andere Musik gemacht, z.B. Jazz oder Klassik?

Nein, ich habe nur Theater gespielt.

*Was war Euer größter oder beeindruckendster Auftritt?

Oh wir hatten schon so viele Auftritte und alle waren irgendwie besonders.
Der größte war vielleicht auf dem Roskilde- Festival in Dänemark.

*Und auf welchem Festival würdest Du gerne spielen?

Ich würde sehr gerne auf dem Sziget- Festival in Ungarn spielen!

*Möchtest Du uns noch irgendeine Message mit auf den Weg geben?

Ja, die Message ist:
Folge Deinem Herzen und Deinen Träumen und Du wirst es bekommen. Du musst es Dir nur wünschen!

*Danke für das nette Interview!!

2011 ist ein Electronicsampler von Valravn erschienen, auf denen einige ihrer Lieder noch einmal in einer Electro-Version zu hören sind:

Recoded

Tracklist:
1. Koder Pa Snor (Orka Remix)
2. Kelling (Midi Lidi Remix)
3. Farin uttan at verda vekk (Carmen Rizzo Remix)
4. Kroppar/Stand Up (Omnia Remake)
5. Marsk (Pawel Rychert Remix)
6. Seersken (Transglobal Underground Remix)
7. Under bolgen blo (Sören Bendixen Remix)
8. Kraka (The KennethBager Experience Remix)
9. Sjon (Euzen Remake)
10.Koder pa snor (Faun Remix)

Weiterhin erschiene Titel:

Koder paa snor 2009
Valravn 2007
Krunk Krunk 2007
Krunk EP 2005

www.valravn.net

Michaela